Der Reichskanzler im Wahlkampf.
Gegen die Deutschnationalen.
Münster , 4. November,( MTB.) Anlaßlich des heutigen Parteitages der westfälischen Zentrumspartei fand in der Stadthalle eine große öffentliche Versammlung statt. Der Borsitzende der west fälischen Zentrumspartei, Abg. Herold, bewillkommnete in seiner Eröffnungsrede den Reichstanzler, der bei seinem Erscheinen mit jubelnden Zurufen und lebhaftem Händeflatschen begrüßt worden war.
Reichsfanzler marr sprach dann über die politische Lage und worf zunächst die Frage auf, ob die Auflösung des Reichstags notwendig war und beantwortete diese Frage mit einem entschiedenen I a". Eine Regierungserweiterung mar nicht mehr zu umgehen. Entscheidend für die Erweiterung des Kabinetts mußte aber die Rücksicht auf die Außenpolitit sein. Boten die Deutschnationalen die Gewähr für eine unveränderte Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Politit? Meiner Ueberzeugung nach hätte Der Beitritt von deutschnationalen Ministern dos bisher mühsam be= tämpfte Mißtrauen des Auslandes von neuem ermedt. Dafür sorgte schon die Bresse der Deutschnationalen, aber auch die Presse der Deutschvölkischen, die ihren Einfluß bis meit ins deutschnationale Lager hinein erstrect. Mit der ablehnenden Haltung der deutschnctionalen Fraktion war für das Zentrum die Erweiterung der Regierung nach rechts vollends untragbar geworden. Die Auflösung war unvermeidlich geworden.
Der Kanzler wies mit aller Entschiedenheit die Behauptung zu rüd, der Reichspräfident habe auf die Auflösung des Reichs. tags hingearbeitet. Der Herr Reichspräsident hat auch dieses Mal wie in allen früheren Fällen, die mir persönlich bekannt geworden find, in feiner Weise die Schritte des die Berantwortung für die Politit allein tragenden Kanzlers zu beinflussen versucht.
Als Zielpunkt für die komunende Wahl bezeichnete der Kanzler in außenpolitischer Hinsicht die tonfequenie Weiterverfolgung des einmal eingeschlagenen Weges. Wir müssen an dem Gedanken der Berständigungs. politit festhalten. Man fann es bedauern oder nicht, es ändert nichts an der Tatsache, daß wir durch Faust, chläge auf den Tisch, durch findisches Säbelraffeln und rethorische Aufgeblasenheit nichts auszurichten vermögen gegen Staaten, die mit starfer Waffenrüftung dastehen. Den Weg zur Freiheit müssen wir uns durch Arbeit und besonnenes handeln in ruhiger fühler Beurteilung der wirklichen Sachlage erfämpfen. Wir müffen den Weg zur wirtschaftlichen Geſundung meiter verfolgen, der durch den Londoner Vertrag und die Dames- Gesetze eröffnet ist. Schwere Lasten sind dadurch dem deutschen Bolte auferlegt worden. Ob wir sie in vollem Umfange tragen fönnen, wird die Zukunft lehren. Heute verlangt von uns die Pflicht, das Reich zu erhalten, daß wir ehrlich den Willen befunden, unseren Berpflichtungen nach besten Kräften nachzukommen. Das ist zurzeit die einzige Politik, die uns Luft schafft und uns die Möglichkeit gibt, unfere zerrüttete Wirtschaft allmählich wieder aufzurichten.
Alle die, die diese Politik verwerfen, find verpflichtet, fich richt auf Kritik zu beschränken, eine Kritit, die leicht ist an gesichts des ungeheuren wirtschaftlichen Rotstandes, in dem wir uns nun einmal infolge des verlorenen Krieges befinden. Sie müssen vielmehr auch positive Angaben darüber machen, welchen Weg denn sie zur Aufrichtung Deutschlands für zweckmäßig und eussichtsreich halten. Wenn sie das nicht vermögen, bann haben wir ein Recht, uns ihre fadenscheinige Kritit mit Ernst und Nach brud zu verbitten.
Der Kanzler ging dann auf die innere Politit über, die sich auf einer mittleren Linie bewegen müsse. Er bezeichnete es a's eine ernste Pflicht aller Zentrumsanhänger, mit aller Ent schiedenheit sich auf den Boden der Verfassung zu stellen, und jede ungefehliche, namentlich gewaltsame Alenderung der Ber. faffung nach Kräften zu befämpfen.
Die Ausführungen des Kanzlers wurden wiederholt von Beifallstundgebungen unterbrochen, die sich zum Schluß zu einer leb. haften Ovation für ihn gestalteten.
Fraktion Mampe und die Kautschukrichtlinien quittiert auf dem Zentrumsparteitage die Unterwerfung Wirths mit
Wenn sie unter sich find.
In Nr. 3 vom 1. November der„ Monatlichen Mitteilungen" des Kreisvereins Altona der Deutsch nationalen Partei wird in einen Rüdblid auf die Politik unferer Partei" u. a. ausgeführt:
,, Dem Parteivertretertag in Berlin am 30. September 1924 erschien die Führerfrage in unserer Partei nicht so wichtig als den meisten unserer Freunde im Londe. Wichtiger erschien es, die ver heißenen Regierungsfite bald einnehmen zu können und durch Versprechungen für später jetzt die Einigkeit der Partei nach außen zu wahren Unsere Partei schluckte sogar die Kautschut Richtlinien des Kanzlers mit ihrem Streben nach Aufnahme in den Bölkerbund und Mithilfe an der Dames Berfflapung, die nach allgemeiner Ueberzeugung für unsere Partei unannehmbar und nur gegeben waren, um den Eintritt der Deutschnaticcialen meiter zu erschweren.
W
Als Antwort auf die Selbstverleugnung von rechts verschiebt der Kanzler die Entscheidung. Wieder erlebten wir das flägliche Schauspiel eines Regierungs- Kuhhandels: Nicht völ fische und nationale, sondern die Parteibelange herrschen." „ Unsere Partei schluckte Ach ja, die Deutschnationale Partei hat so menches geschluckt. Wir befürchten aber, daß sie fich die bitterste Pille für den 7 Dezember aufbewahrt hat. Denn was sollen die Wähler von einer Partei erwarten, welche Richtlinien schluckt,„ die nach allgemeiner Ueberlegung für unsere Barbei unannehmbar" sind und die im„ kläglichen Schauspiel eines Regierungs- Kuhhandels" die Rolle des betrogenen Betrügers spielt?
„ Kinder oder Hampelmänner".
Die Behauptung, daß die Zerfehung der Kommunistischen Partei munter fortschreitet, wird täglich durch neues Material be stätigt. Hundertfach haben prominente Rommunisten in den letzten Wochen ihrer Partei den Rüden gefchrt, weil sic den Unfug der fommunistischen Zentralleitung nicht mehr länger mitmachen wollten. Neuerdings hat in Spremberg der einzige am 4. Mai gewählte fommunistische Stadtverordnete Mäd. fer feinen Austritt aus der Kommunistischen Partei erklärt. Selbstverständlich betrachtet es jetzt die kommunistische Presse als ihre mich tigste Aufgabe, ihn mit allen Mitteln zu verleumden. Mädler mendet fich info gedeffen jekt in einem„ Offenen Brief " gegen die Anwürfe feiner ehemaligen Parteifreunde, indem er sagt:
Meine Stellungnahme zur SPD - Fraktion ift grundsätzlich ehrlich. Ich bin überzeugt. daß nur eine gemeinsame Arbeit der Vertreter der gesamten Arbeiterschaft im Gemeinde211s Mann mit flarem Menschenverstand ist es mir unmöglich geparlament zum Wohle unferer Gemeinde Erfprießliches leisten fann. wesen, das fommunistische Kommunalprogramm, so wie es die Bentrale der KPD. vorschreibt und wie es von Führern" der KPD . hier am Orte gutgeheißen wird, zu befolgen. Wenn ich nach besagtem Programm arbeiten wollte, so hätte ich als einziger Vertreter der KPD. im Gemeindepartament alles abzulehnen. zu toben, alles auf den Kopf zu stellen, also auf deutschy: 3 hätte mich zu betragen wie ein Berrüdter. Eine folche Arbeit" als im Interesse der Arbeiterschaft legend zu bezeichnen, Kinder oder politische Hampelmänner, bie auf jeden Rud von oben reagieren... Ich war aus den angeführten Gründen gezwungen, aus der KPD. freiwillig auszufcheiden, wollte ich mich nicht dauernd von politischen Kinds. töpfen anpöbeln lassen. Ich bin und bleibe Sozialist laffe mich aber niemals provozieren. Auch Ihr anderen Arbeitsbrüder merdet er. fennen, daß nur Gefchloffenheit die Arbeiterklasse vorwärts bringt." Mädler erklärt also mit anderen Worten, daß die tommu nistische Zentralfeitung ins Irrenhaus gehört, nicht nur weil sie sich selbst wie verrüdt gebärdet, sondern weil sie von anderen ver. nünftigen Menschen ebenfalls verlangt, daß sie sich wie verrückt be. tehmen. So erwecken die heutigen Zustände in der Kommunistischen Partei in der Tat den Eindrud, der an das Narrenhaus erinnert.
das fönnen nur
Aus dem Wahlkampf.
Die Deutsche Zeitung" befennt sich zum Gurgel. griff gegen die Hergtianer. Sie läßt alle Rüdsicht bei feite und rechnet den Deutschnationalen ihre Schande vor:
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einer Kompromißrede, in der nicht zur Fühlung mit der Deutschnationalen Bolkspartei, sondern auch mit den Sozialdemokraten verobwohl er weiß, daß beides unvereinbar ist. langt wird Von Herrn Marg dieses unparteiischen" Ranzlers Rede, ganz zu schweigen. Was bei Herrn Marg nicht mehr überrascht, tann aber bei Stegerwald nicht ohne weiteres verständlich sein, sofern er und feine Umgebung Anspruch darauf erheben, daß die nationale Oeffentlichkeit noch jenes Vertrauen bewahrt, das er feinerzeit durch sein Essener Programm in so startem Maße erworben hatte man glaubt ihm gern seine taftischen Schwierigkeiten. Aber alle Tattit hat ihre Grenzen. Allmählich muß man sich doch wohl entscheiden, ob man auf eine Bewegung, bie einst große nationale Hoffnungen erweckt und zum Teil schon vergeudet hat, oder auf das Wohlverhaltungszeugnis der linksstehenden Kreise der Zentrumspartei verzichten will. Hat Stegerwald nicht den Rückhalt bei seinen Leuten, der ihm gestattet, den nichtsozialisti. schen Flügel im Zentrum wirklich zu führen, oder fehlt es ihm an Kraft und Entschlosserheit, bonn feßle er auch nicht länger gewiffe Erwartungen und Kräfte an sich. die sich ihm nur als Führer jener Bewegung, nicht als irgendeinem 3entrumsführer zur Verfügung destellt haben." Die Deutschmationalen fühlen, daß es mit ihnen bergab geht. In der Enttäuschung blamieren fie Stegerwald, der doch wahr. haftig genug für sie und den Bürgerblod getan hat. Verwirrung im Bürgerblodlager!
eine schwere Geburt! Aus deutschnationalen Kreifen wird mitgeteilt: Die Kandidatenliste der Deutschnationalen ist Die Sigung des Parteivorstandes der Deutschnationalen Volkspartei Legann mit einer programmatischen Rede des Parteivorsitzenden Dr. Windler, in der er die aus der Parole Schwarz- WeißRot sich ergebenden Aufgaben sowohl außen- wie innenpolitischer Natur auseinandersetzte. Die Kandidatenlisten merden erst in den nächsten Tagen veröffentlicht werden können. Tagelang wird noch darum gefchachert! Die Deutschnationalen betreiben seit dem 29. August den Schacher und Kuhhandel mit geradezu sadistischer Perversität.
Bankgeheimnisse.
Betrug, Steuerhinterziehung, Wechselschieberei. In der letzten Generalversammlung der Magdeburger BankAktiengesellschaft wurden gegen den Vorstand, Herrn Beate, Borwürfe des Betruges erhoben. Bon der Oppo fitionsgruppe, deren Wertführer Rechtsanwalt Pohl mar, wurde, nach einem Bericht der T.-U.", darin Betrug erblickt, daß Beate unerlaubte 3udergeschäfte gemacht haben soll und daß er bereits vertauften 3uder noch weiter ver tauft habe. Hierdurch seien andere Unternehmungen schwer ge
schädigt worden. Des weiteren wird Herrn Beate Unterschla gung und Untreue zur Laft gelegt. Andere Vorwürfe sind die des Buchers, der Wechselschieberei, der Steuerhinterziehung und andere mehr.
Die Opposition betonte, daß bereits im Mai d. J. dem Aufsichtsrat Kenntnis von diesen Borgängen gegeben worden sei, ohne daß Außerdem erwähnte die genügend dagegen vorgegangen wäre. Opposition, daß bereits mehrere Strafverfahren gegen Beate bei der Staatsanwaltschaft anhängig seien.
Der Direttor Beate bestüritt die Richtigkeit aller Borwürfe. Beate mußte jeboch zugeben, daß er bereits zu einer Geldstrafe wegen Wu ders verurteilt worden sei, gegen die er aber Einspruch erhoben habe. Außerdem gab Beate zu, im Jahre 1922 Steuern falso detlariert zu haben In der weiteren Aussprache murde dem Borstand mit 608 416 Stimmen gegen 12 441 Stimmen der Opposition Entlastung erteilt. Die Stimmen wurden natürlich nach Attien, nicht nach Personen gezählt. Wiedergewählt wurden alle Aufsichtsratsmitglieder mit Ausnahme eines einzigen! Wenn auch nur einiges von dem bei dieser Bant geäußerten Bor. würfen in einem von Arbeitern geleiteten Betriebe mit einem Schein von Recht erhoben merden könnte das Geschret in der gesamien bürgerlichen Breffe möchten wir erleben. Aber hier handelt es sich ja um eine honette Gesellschaft auf Attien, da schweigt die Rapelle! In dieser famosen Bank fizen natürlich durchaus treudeutsche Mannen, deren heißeste Sehnsucht die ist: unser geliebtes Bater land wieder zu alter 3ucht und Ordnung zu führen". Wir find überzeugt, die Versammlung war garantiert fozialistenrein, Stellen wir uns aber einmal vor, statt des volt sparteilichen Stadtverordneten 3ehle( Magdeburg ). statt des Barons Alpensleben, statt des Kammerpräsidenten Kein. Dorff, statt des Rittergutsbesigers Dippe, stait des Grafen Rüdiger von Hagen, der als dammerherr" auf Schloß Mödern thront, statt Rittergutsbesitzern,„ Dekonomieräten" und anderen fäßen im Aufichtsrat Sozialisten, und dieser Auf
11 701 meibliche); zu jener Zeit hatte Bayern wenig über 4 000 000 3olitit ohne Charatter, ohne Klarheit, obesichtsrat stellte sich hinter einen Direktor, der in der gleichen Art
Die deutsche Auswanderung in früheren Zeiten. Das Statistische Reichsamt hat unlängst Angaben über die deutsche Auswande rung veröffentlicht, morüber die nationale Presse höchst klägliche Betrachtungen anstellt. Es sind im Jahre 1922 24 605 Personen, 1923 allerdings 92 808 nach den Vereinigten Staaten gegangen. Bergleicht man mit diesen Ziffern diejenigen aus früheren Zeiten, so zeigt sich, daß die Auswanderung gar nicht fo beängstigend groß ist. Nach einem amtlichen Bericht aus Washington betrug die Auswanderung allein von Bayern nach den Vereinigten Staaten in dem Zeitraum 1835-1839 24 507 Köpfe( 12 896 männliche und Einwohner. Anno 1842 famen in den Häfen der union 20 844 deutsche Einwanderer an, bei einer Gesamtbevölkerung Deutschlands von zirka 30 Millionen. Das Verhältnis ist also heute feineswegs riesig gestiegen. Und überhaupt follte man auch beim Menschen mehr auf die Qualität als auf die Quantität achten. Eine große Zahl schlechtgenährter Menschen sind lein Segen für einen Staat. Es ist weit beffer, wenn sich der Ueberschuß in günstigeren Strichen ansiedelt, als daß er daheim bas Elend vergrößert. Daß aber in Deutschland so drückende Not herrscht, daran sind am meisten die jenigen schuldig, die am meisten über die„ Entvölkerung" flagen; wohl hauptsächlich, weil sie eine Berringerung der Bahl ihrer Arbeitssklaven und ihrer Soldaten zum Revanchefrieg" befürchten. Dr. L.
Wahre Demokratie im Islam ." Ueber dieses Thema sprach in der Theosophischen Gesellschaft der Rettor der Universität Lahore, ber einzigen indischen Hochschule, Profeffor Sadr- ud- Din. Er faßte die Quintessenz seiner Religion dahin zusammen: " Der Islam fordert von uns, daß wir ein Gott gefälliges Leben führen, ein Leben des Gebeles, aber auch der Taten, ein Leben, bas Gutes aussät unter Gottes Geschöpfen, ein Leben, das teusch ift, ehrlich in Gelddingen und friedlich. Der Islam hat uns echte Demokratie gebracht. Die Achtung der Frau ist durch den Islam gehoben worden; fie genießt in jeder Beziehung die gleichen Rechte wie der Mann. Der Islam lehrt Einheit und Universalität Gottes und universale Brüderlichkeit der Menschheit. Der Moslem verehrt die Propheten aller Bölfer. So wünscht er, den Frieden in der großen brüderlichen Gemeinde der Menschheit zu fördern, die unter Der Führung des einzigen allumfaffenden Gottes durch die Zeiten schreitet."
Gabriel Fauré , der ebemalige Direttor des Ronfervatoriums und be. fannter. Komponift, ist im Alter von 80 Jahren in Paris geftorben. Er war ursprünglich Organist. Sein Schaffen, bas zahlreiche Lieber, Konzerte, einige Chorwerke und Dpern, darunter Prometheus" und" Benelope", umfaßt, mar bon César Frand beeinflußt.
Der 1. Kongreß der Europäischen Intellektuellen- Bereinigung ist in Baris eröffnet worden. Er hat au ſeinem Präsidenten den Brofeffor&. Borel, Mitglied des Instituts, und zum Generalsekretär den Gründer der Union , Prinzen von Roban, gewählt. In der ersten Sigung haben Bertreter aus Deutschland , Desterreich, Belgien , England, Frankreich , Italien , Bortugal, der Schweiz und der Tichechoslowakei das Wort ergriffent; fchrift liche Zustimmungen find aus Holland , Schweden und Spanien eingegangen, Die fieffie Höhle der Erde ist bei dem italienischen Beiler Raspe mit 360 Metern unter der Erdoberfläche erforscht worden. Eine neue ägyptische Königsstatue gefunden. Aus Kairo wird gemeldet, daß bei Ausgrabungen in Caffara eine lebensgroße Statue bes Sönigs Boser, des Erbauers der berühmten Stufenpyramide, entdeckt wurde.
Der Unmut, die Verwirrung, die Wahlmüdigkeit rechts find nicht von der„ D. 3." geschaffen, sondern eine Folge des unerhörten Umfalls der D. N. 2. P., die Enttäuschung, ja Berzweiflung in alle weitesten Kreisen der Parteigefolgjchaft hervorgerufen hatte; man wußte im Lande doch, unter welchem Schlachtruf die Parteiführer die Getreuen zum Wahlkampf geführt hatten, und erlebte donn den Zusammenbruch vom 29. August, der für die Parteileitung und die Partei den Abschluß einer Rraft bildete. Im Lande entstand das Gefühl, betrogen, miß braucht worden zu sein. Dies Gefühl ist die Ursache der von der " Deutschen Tageszeitung" betlagten Erscheinunger. Der von ihr erwähnte einfache Monn versteht nicht, wie Leute, die ihn führen und vertreten wollen, preisgeben, was fie feierlich verkündet; er versteht nicht, daß die Parteileitung in der Frattion jene Direktions- und Disziplin Iofigteit einreißen ließ, d'e am 29. Auguft zu dem Erfolge führte, daß die eine Hälfte mit ein, die andere mit Ja stimmte, die Fratimmer der berühmte einfache tion also„ plus minus Null" madyte; Mann versteht den Mangel on Festigkeit bei der Führung nicht und ist gerade deshalb irre geworden.... Unser Gurgelgriff ist nichts anderes als das Drängen auf Befreiung von denen, die die Partei in eine beispiellose politische und moralische Lage gebracht haben."
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Das ist deutlich genug! Wer wird fich für eine Partei ohne Charatter, ohne Klorheit, ohne Kraft einsetzen! Wenn es so aus dem eigenen Lager schallt, werden die Wähler, die am 4. Mai den Deutschnationalen die Etimme gegeben haben, sich diesmal wohl anders besinnen.
In Bayern werden gleichzeitig mit der Reichstagswahl die Gemeindewahlen stattfinden, nachdem gestern der Landtag das neue bayerische Gemeindewahlgefeß angenommen hat.
Die Deutsch nationalen sind mit den Bürgerblodfreun den im Zentrum unzufrieden. Sie sprechen Herrn Stegerwald ihre Mißbilligung aus, daß er noch nichts Bürgerblockliches zustande. gebracht hat. Sie wollen feine platonische Liebe von ihm sehen, sondern Realitäten. Die Deutsche Tageszeitung" läßt sich aus westfälischen Gewerkschaftstreifen schreiben:
scharf angegriffen würde. Wir würden sofort das gellende Geheul der gesamten Presse erklingen hören, die beim zehnten Teile solcher Vorwürfe mit ihrem an altpreußische Zucht und Ehrlichkeit" gewöhnten Gemüt absolut nicht würden begreifen können, wie ein fo schwer beschuldigter Mann noch weiter unbehindert seine Tätigkeit ausüben dürfte, bevor nicht der letzte Berdacht eines Fledes auf seiner Weste widerlegt wäre.
Angst vor dem Reichsbanner. ,, Vaterländische Gegenkundgebungen.
Steffin, 4. November. ( Eigener Drahtbericht.) Der große Er folg der republikanischen Rundgebung des Reichsbanners am borigen Sonntag hat nicht nur die reaktionäre Preffe zu magloser ut angestachelt, die monarchistisch- nationa liftischen Verbände haben es auch mit der Angst bekommen, weil sie für ihre Herrlichkeit in Pommern fürchten. Um den starken Biderhall der Reichsbanner Rundgebung abzuschwächen, haf die Nationale Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Verbände für nächsten Sonntag in die Bentralhallen", wo die republikanische Veranstaltung stattgefunden hatte, einen Deutschen Tag " an beraumt. Als Redner werden Graf v. d. Goltz von den Vater ländischen, Admiral Scheer und der bekannte völkische Hezer aus Salle, Oberstleutnant Düfterberg vom Stahlhelm, angekündigt.
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Demokraten und Reichsbanner. Dank des Parteivorstandes.
Der Borstand der Demokratischen Partei erläßt nach Abschlußz des Parteitages einen Aufruf, in dem es u. a. heißt:
Der Deutsche " Stegerwalds ist durch Beseitigung feines bisherigen Chefredakteurs Dr. Ulmann, der entschieden für ,, Jezt heißt es fämpfen und siegen, nicht für die Parbei, sondern die Zusammenarbeit mit der Deutschnationalen Boltspartei eintrat, und wohl beshalb, wie jezt mehr und mehr durchfickert, den christlichen Gewerkschaften hier im Westen nicht mehr genehm war, gerade im für das größere Biel der deutschen Freiheit und Einwichtigsten Augenblice seiner bisherigen Stoßfraft beraubt und zu heit. ezt muß Poincaré und die internationale Reaktion zereinem politisch farblofen oder schwankenden Geschlagen werden Das ist die Aufgabe des deutschen Wählers. Bir unbeschadet seiner überparteilichen werffcftsblatte gemacht worden. Stegerwald hat sich danten besonders dem Reichsbanner Schwarz- Rot in diesem Falle offenbar dem Dittat des Herrn Imbusch, Gold, das sich Und Stellung auch bei uns unter der Führung des Generals v. Deimder wiederum Werkzeug ganz anderer Kräfte mar, gefügt. derfelbe Stegerwald, der seit brei Jahren in Schrift und Rede die ling in den Dienst des Kampfes zur Befreiung von Rhein und Ruhr Sozialdemokraten für regierungsunfähig ertlärt hat, und zur Sicherung der Republik gestellt hat."
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