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Nr. 534 41. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

METER KILO

Mittwoch, 12. November 1924

sind die Fehlergrenzen etwa wie folgt bestimmt: Ein 50- KMo­Gewicht darf nach oben und unten nicht mehr als 10 Gramm ab­weichen. Bei 1 Kilo läßt man noch 0,4 Gramm zu. Werden diese Grenzen überschritten, so müssen die Gewichte den Eichämtern zur Kontrolle vorgelegt werden.

Die Tätigkeit der R. M. G.

Wer die Reichsanstalt für Maß und Gewicht" besucht, glaubt ein Haus im Dornröschenschlaf zu betreten. Kein Haften und Lärmen auf den Korridoren. Und doch in den Arbeitsräumen an­gefirengte wissenschaftliche Arbeit. Neben der Kontrolle der Maß­einheiten für die Eichungsbehörden und für wissenschaftliche und technische Institute obliegt der Reichsanstalt die Ausarbeitung und Ergänzung der Eichvorschriften für alle ordentlichen Maß- und Wiegegeräte des öffentlichen Lebens. Besondere Abteilungen sind für die Prüfung und Begutachtung von Maßgeräten, wie Alkoholo­meter, Milch-, Wein- und Mostprobern usw., vorhanden. In ande­ren Abteilungen werden Getreideprober, die die Qualität des Ge= treides feststellen, kontrolliert und die Vorschriften für ihren Bau entworfen. Die Reichsanstalt prüft auch alle Arten von Gas- und Waffermeffern auf ihre Eichfähigkeit. Ein besonderes Laboratorium dient der Prüfung von Sprigen, Injektoren und Mekgläsern aller Arten für chemische, technische und medizinische Zwecke. Eine Modellfammlung eichpflichtiger Mekaeräte, von der Elle des Band­händlers über das Kilogewicht des Krämers und das Litermaß der Milchfrau, bis zu den komplizierten felbfttätigen Maffengüterwagen zeigt jedem Interessenten die amtlich vorgeschriebenen Formen der gebracht. Hier findet man die mannigfaltigsten Formen von hiſto­Geräte. Im obersten Stockwerk des Hauses ist das Museum unter­risch gewordenen Wiegeschalen neben hölzernen Butterwagen; man sieht Stein- und Lotgewichte, Holzmaße für Essig und Kupfermaße für Wein zu 15 Quart". Eine Bibliothek mit den Eichvorschriften aller Länder, eine mechanische Werkstatt und eine große Anzahl von Einzelarbeitsräumen gehören außerdem zum Institut.

Die Hausfrau, die bei ihren Einkäufen beim Krämer genaues große Glocken den Fußboden überdachen. Das ganze Bauwerk ruht Gewicht verlangt, und der Bekleidungsfünstler, der beim Anlauf auf der Sandfüllung einer riesigen Betonwanne, die ins Erdreich von Stoffen. reelles Maß" haben will, haben sich wohl über die eingelassen ist. Der Raum ist ohne Fenster, nur zwei Türen führen Entstehung, die Herstellung und die Kontrolle der beim Wiegen und in Vorräume. Grundbedingung für genaue Messungen ist gleich­Messen benutten Maßstäbe und Gewichte herzlich wenig Kopf- mäßige Temperatur. In dem Komparatorraum ist eine Schwan­schmerzen gemacht. Sie wiffen wohl, daß ab und zu die Gewichterung zwifchen Morgen- und Abendtemperatur nicht wahrzunehmen. Durch künstliche Erwärmung des Raumes fann erreicht werden, daß einmal geeicht werden müssen; aber schon bei der Elle" des Stoff- der Unterschied zwischen den Temperaturen am Fußboden und an händlers versagt die Wissenschaft. Und doch ist es so wichtig und der Decke höchstens ein Drittel Grad beträgt und daß während dabei interessant, etwas darüber zu erfahren. einer Messung der Raum eine vollkommen gleichmäßige Tempe. ratur erhält. Hierbei wird nach hundertstel Grad gemessen. Infolge der vorzüglichen Isolation fällt die Temperatur nach Beendigung der Heizung erst in zwei Wochen auf die Ausgangstemperatur zu rüd. Jede Erschütterung der Instrumente durch äußere Einflüsse iſt so gut wie aufgehoben. In den Apparaten lassen sich Maßstäbe von einem und von vier Meter Länge messen, besser gesagt vergleichen. Der Normalmokab wird neben den zu vergleichenden in einen Trog" gelegt, deffen Doppelwandung mit Wasser gefüllt ist, das durch elek­trische Heizung auf aleicher Temperatur gehalten wird, die sich auf wenige hundertstel Grad bestimmen läßt. Nachdem alles auf das peinlichste vorbereitet ist, können durch Vergleichung mittels Mikro- Die Reichsanstalt war früher selbständig, ist jetzt aber als Ab­slope Fehler festgestellt werden, die noch geringer als der fünfte teilung der Physikalisch - technischen Reichsanstalt angegliedert und Teil eines taufendstel Millimeter sind. So werden die Normometer steht unter Leitung von Geheimrat Meyer. Sie ist eine der­geprüft, die wiederum die Ausgangseinheiten der Maßstäbe derjenigen wenigen Behörden, von denen kaum jemand einmal etwas oberen und unteren Eichungsbehörden find. In neuerer Zeit braucht hört, deren wissenschaftliche Arbeiten aber in weitestem Maße Ein­the Industrie ganz besonders genaue Maße zur Herstellung von Meßgeräten aller Art, die bei der Fabrikation von normalisierten fluß auf unser gesamtes Wirtschaftsleben ausüben. Wenn wir heute Arbeitsstücken Verwendung finden. Die Prüfung dieser Maße ge- allenthalben reelles Maß und Gewicht" erhalten, haben wir das schieht auf sogenannten Interferenzapparaten mit Hilfe des Helium nicht zuletzt der R. M. G. zu danken. lichtes. Die auf diese Art kontrollierten Endmakklöhchen" find so genau gearbeitet, daß zehn Stüd, mit den Meßflächen aneinander­geschoben, nicht mehr als ein tausendstel Millimeter von der vorge­schriebenen Länge abweichen.

Die Grundlagen für Maß und Gewicht. Das metrische Maß- und Gewichtssystem hat als Einheit das Meter und das Kilogramm. Das sind nicht willkürlich angenommene Werte. Das Meter ist von einem genau bestimmten Teil des Erd umfanges abgeleitet worden, während das Kilo das Gewicht eines Würfels aus Waffer ist, der an allen Kanten 10 Zentimeter lang ist. Eigentlich, follte man meinen, wäre damit alles in bester Ordnung. Aber die Erde ist ebenso veränderlich wie das Wasser. Mit Maß­stäben und Gewichten, die auf so unsicherer Grundlage aufgebaut find, könnte sich weder die Techn!? noch die Wissenschaft, ja, nicht einmal der Handel begnügen. Sie bedürfen vielmehr Makeinheiten, die ein für allemal unveränderlich festgelegt sind, und bei denen da­für gesorgt wird, daß sie auch nach menschlichem Ermessen unver­ändert bleiben.

Die R. M. G.

Draußen in Charlottenburg am Knie, im physikalischen Viertel", liezt die Reichsanstalt für Mak und Gewichte( R. M. G.). Sie ist die Hüterin des deutschen Urmeters und des Urtilos. Durch inter­nctionale Abmachungen sind eine Anzahl Staaten miteinander auf das metrische System verpflichtet. Jedes dieser Länder besitzt eine genaue Nachbildung eines international festgelegten und verwahrten Urstückes des Meters und des Silos. Diese Nachbildungen, also auch die deutschen Urstücke, bestehen aus Platin- Iridium, einer Metall legierung, die äußeren Einflüssen den denkbar größten Widerstand bietet. Schon die Aufbewahrung der deutschen Prototype, fo nennt man die Urstücke. läßt ihre ungeheure Bedeutung und ihren großen Wert erkennen: In einem feuersicheren Gewölbe, dessen verschiedene Schlüffel in den Händen mehrerer Beamten des Instituts sind, wer­den sie aufa hoben. Nur die Leiter der beiden Arbeitsgruppen für Längenbestimmungen und Maßebestimmungen" find die Aus­erwählben, die mit ihnen bei der Festsetzung allerfeinster Maße und Gewichte für grundlegende wissenschaftliche Forschungen arbeiten dürfen. Für den allgemeinen Dienstgebrauch sind Normalmeter und Normaltilo, vom Urmaß abgeleitet, vorhanden, die wieder mit Arbeitsnormalen einer niederen Gruppe ständig kontrolliert werden. So ist für weitgehendste Schonung der Urmake gesorgt. Man könnte annehmen. daß sich durch diese vielen Unterteilungen immer neue Fehler einschleichen und daß so die Genauigkeit leiden könnte. Durch die Anwendung feinsinnig fonftruierter Aprarabe ist aber die Ge­währ für Gerauigkeiten gegeben, die ans Wunderbare, Unfaßliche grenzen. Es verlohnt sich, zunächst einmal in groben Umrissen einen folchen Prüfopparat fennen zu lernen, der zum Vergleich und zur Bestimmung der Maßebeweisungen dient.

Der Komparator".

"

Der große Komparator( d. h. Bergleicher") der R. M. G. ist eigentlich kein Einzelinstrument, sondern eine Kombination von Baul chkeiten aller Art aus Beton, Steinen, Sand, Eisen, in Ver­bindung mit den feinsten Meßgeräten und Mikroskopen. Diese Apparatur befirdet sich in einem großen Raum, dessen Doppel­wände eine 80 Zentimeter breite Luftschicht umschließen und die wie

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Der Mittelweg.

Bon Sir Philip Gibbs .

Das junge Mädchen berührte seinen Arm und flüsterte: Ich bin nicht Sinn Fein, wie Rose und Betty. Unser Herr­gott ist gewiß nicht für Gewalt. Aber ich bin Dennis' Schwester und er ist der edelste Mensch, den ich kenne. Lieber Gott, was soll ich tun, wenn er uns genommen wird?"

Sie lehnte sich gegen die Tür und weinte bitterlich. ,, Sie werden ihn für eine Weile ins Gefängnis steden," tröstete Bertram ,,, das ist nicht so schrecklich." Er füßte ihr voll Mitfühl die Hand. Gott helfe Jr­land- und England!" sagt er, nahm den Hut ab und ging. Weshalb wurde er immer und hergerissen? Die meisten Menschen gingen entweder auf der einen oder der anderen Seite der Hecke des Lebens. Er versuchte sich in der Mitte des Weges zu halten, und von beiden Seiten bewarf man ihn

mit Steinen.

It

16.

Am selben Abend besuchte ihn Digby, aber nicht in der Uniform der Schwarz- Gelben. Die war in London nicht be= liebt, und die oberste Leitung sorgte dafür, daß sie nicht ge­fehen wurde.

Die Brüder begrüßten sich in der üblichen Weise. Hallo, Alter!" sagte Digby. Hallo, mein Junge!" antwortete Hallo, mein Junge!" antwortete Bertram.

"

Wie geht's?" Wie geht's dir?" fragten beide gleich zeitig. Wie gut, wieder zurück in England zu sein nach der Hölle in Irland . Man fühlt sich wieder sicher auf der Straße Man braucht nicht immer einen Blid über die Schulter zu

werfen, und ein Klopfen an der Tür läßt einen nicht zu

fammenfahren."

Als aber etwas später das doppelte Klopfen des Brief­trägers an der Haustür ertönte, fuhr er doch erschrocken auf. ,, Entschuldige." sagte er, gezwungen lachend, taftete nach feiner Pfeife und zündete sie an. Er war faum zwanzig Jahre alt und war nur eben noch davor bewahrt worden, den Krieg mitzumachen, da der Waffenstillstand während seiner Aus­bildung erfolgte. Er war ein blondhaariger Junge mit rein­geschnittenen, zarten, fast mädchenhaften Zügen. Aber er fam Bertram verändert vor. Die Linien des Mundes waren weniger feft, und die Augen wichen dem Blick aus. Auch stotterte er leicht.

Hast du etwas Whisky, Alter?" fragie er Bertram, nach

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Wiegeschalen".

Inbegriff der Feinheit. Apothekergewicht" ist genaues Gewicht. Für den gewöhnlichen Sterblichen ist eine Apothefermage der und doch ist der Unterschied zwischen den Prüfwagen der R. M. G. und einer Apothekerwage etwa fo, wie der zwischen den Wagen Instituts spielen Temperatur, Feuchtigkeitsgehalt der Luft und abso eines Krämers und eines Apothekers. In den Wageräumen des lute Ruhe die gleiche Rolle wie bei den Längenmessungen. Die Begriff Wage zutrifft Wagen wenn auf diese Wunderinstrumente überhaupt noch der find auf Konsolen montiert, die wiederum Straße vor der Reichsanstalt an bis auf die Grundmauern gehenden Wänden befestigt sind; die Für Wägungen mit dem Urtilo sind Wagen vorhanden, die bis auf alt ist für Fuhrwerke ständig gesperrt, den hundertften Teil eines Milligramms den Fehler beftimmen. Die Die fleinste Wage, die für Mitrowägungen benutzt wird, gibt bet Pleineren Wiegefchafen zeigen bedeutend geringe Belastungen an. einer Belaftung mit fünf Milligramm jedes weitere Milligramm an der Skala durch 480 Teilstriche an. Eine andere fann den Gewichts. unterschied zwischen zwei halben Grammstücken, die auf die Schalen gelegt werden, bis auf eintausendstel Milligramm genau feststellen. Daneben gibt es aber auch Wagenriesen, deren Genauigbeit und Präzision dem Laien die höchste Bewunderung einflößen. Die Wagen, die in Glasfästen stehen, find so empfindlich, daß die Körperwärme des mit ihnen Wägenden sie schon ungünstig beein­flußt. Bei den feinsten Wagen wird deshalb auch die Hantierung in einer Entfernung von mehreren Metern vorgenommen. Die Ab­lesung der Stala erfolgt durch ein Mikroskop. Solche Anforderungen werden natürlich mir an die Gewichte für die chemischen For­schungsinstitute gestellt. Für die Gewichte des allgemeinen Handels dem die paar ersten Fragen nach den Eltern, Joyces Befinden und dem neuesten Theaterstück erledigt waren.

Bertram brachte im Whisky, hob aber die Augenbrauen, als Digby sich ein halbes Wasserglas vollschenkte und auf einen Zug leerte.

,, Du, das war ein tüchtiger Zug!" Digby meinte, das wäre gar nichts. Er war ganz anderes gewöhnt. Alle tran­fen sie wie ein Schwamm in seinem Regiment. Was anderes fonnte man doch in der alten Kaserne nicht anfangen. Es wurde beinahe von dem fommandierenden Offizier eher gern gesehen. Sogar die Gemeinen durften so viel trinken, wie sie wollten, bevor sie auf Haussuchungen und Streifen gingen. Es machte sie ein bißchen wild und hielt sie bei Stimmung. Sonst verführen sie zu milde mit den Iren, besonders mit den irischen Mädchen, die meistens verdammt hübsch waren. Angenehm war es nicht, Mädchenschlafstuben bei Nacht zu durchsuchen. Bei Nacht? Ja, natürlich. Alle diese Streif­flopfte an die Türen oder stieß sie ein, und dann drang ein züge wurden nachts unternommen. Man umstellte die Straße, Offizier mit mehreren Mann ins Haus ein, um es nach Re­bellen und verborgenen Waffen zu durchsuchen.

Etlige Arbeit für einen anständigen Menschen war's ge­wesen.

Eines Nachts hatte er schwere Mühe mit seinen Leuten. Nachtanzügen aufgestöbert- Mädchen aus bester Familie-- Sie hatten bei der Haussuchung drei junge Mädchen in ihren und fingen an, sie auf unsaubere Weise zu belästigen. Einem der Mädchen wurde das Nachthemd heruntergerissen, und sie schrie, als sollte das Haus einstürzen. Es war die Schuld des Sergeanten, der in dieser Nacht schwer betrunken war, dazu felhaft verliebter Natur.

Digby drohte, ihn zu erschießen, und schlug tatsächlich einen der Soldaten zu Boden. Das ernüchterte sie endlich, fie ließen von den Mädchen ab, waren aber dadurch so wild, daß sie im nächsten Hause einen Jungen, ein Kind noch, der ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen wollte. ohne weiteres niedergeschossen. " Und haben sie ihn getötet?" fragte Bertram mit erstickter Stimme. Bei diesen Berichten tochte ihm das Blut in den Adern vor Empörung, es überlief ihn heiß und kalt.

" Ja, mein Gott! Durch den Kopf geschossen!" In einer anderen Nacht hatte sich auch etwas höllisches begeben. Sie hatten einen jungen Rebellen aufgestöbert, welcher mit in einem Hinterhalt gelegen hatte. Dieser Ueberfall hatte damals fünf Schotten das Leben gefoftet. Mutter und Schwester hatten ihn in einem Wäscheschrank verborgen. Natürlich wurde er sehr bald aufgefunden, aber die Schwester stellte sich mit

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Heuchlerische Wohltätigkeit.

Der Winter hat begonnen und wenn er auch noch nicht Käle und Schnee gebracht hat zur Enttäuschung jener, die so gern Schlitt­Die weder Kohlen noch warme Kleidung besitzen, wenig fümmert, schuh laufen oder Schlitten fahren, wobei sie natürlich die Vielen, so find doch die Abende lang und langweilig für die Tausende, die nicht arbeiten brauchen. Gott ja, man hat die Theater und man fann fchließlich auch Konzerte befuchen. Aber schließlich befommt man folch ein Amüsement satt. Man will doch Abwechslung haben im Leben und man will vor allem die neuesten Gesellschaftskleider zeigen. Dazu braucht man Feste, Feiern in Familien, die große und auf das elegantefte eingerichtete Wohnungen haben, und Feste Die Ballsaison hat bereits begonnen, so ganz langsam und tropfen­vor allem in den feinen Sälen feudaler Hoteis und Reſtaurants. weise gewissermaßen, um im Februar den Höhepunkt zu erreichen. Drei und vier große Bälle an einem Abend sind dann beine Seltenheit.

Aber es scheint so, als ob die Herrschaften, die das Leben ver­finden und das, wenn auch sehr dunkle Gefühl haben, daß sie nichi tändeln und verschlemmen, doch so etwas wie Scham darüber emp­ganz das Richtige tun, wenn rings um sie Bolksgenossen in bitterer Not sich befinden, die nicht wissen, wie sie das Leben fristen und wie sie sich gegen die Unbilden der Witterung' chüßen sollen. Und da hat man einen famosen Ausweg gefunden, um das bißchen Ge­wiffen zu beruhigen. Man tanzt zu wohltätigen Zwecken, man opfert fich eben auf für die Armen und Bedürftigen. Wohltätig feitsbälle und Wohltätigkeitsfeste waren immer schon im Schwange, und die wirklich Armen haben von dieser merkwürdigen Art der

einem rotglühenden Schürhaken zwischen ihren Bruder und die Soldaten und drohte, dem ersten, der sich ihr nahe, die Augen auszubrennen. Der Sergeant zog seinen Revolver, die Mutter warf sich auf ihn, und er erschoß die Frau. Dann stürzte auch die Schwester auf die Soldaten los, und der eine rannte sie mit dem Bajonett durch und durch, um seine Augen vor dem rotglühenden Stahl zu schützen. Was hätte er anderes tun können?

Noch schlimmer war es, wenn die Franen schreiend und betend sich um die Verfolgten drängten. Das machte die Leute total nervös, d. h. das waren sie dort eigentlich immer. Sie fonnten feine paar Schritte tun, ohne zu riskieren, eine Kugel durch den Kopf zu bekommen und in lebhaften Straßen oder einsamen Alleen von einem scheinbar harmlosen Bassanten plöglich hinterrüds niedergeschossen zu werden. So etmas mußte ja die Leute verrückt machen, das war viel schlimmer als wirklicher Krieg.

anpadten oder nicht parieren wollten und in ein ganzes Dorf Kein Wunder, daß die Jungens die Iren manchmal derb" hineinschossen, wenn ihre Kameraden dort umgefommen waren wie die Hunde. In ein Dorf hineinschießen" aber wurde folgendermaßen gemacht: Man fuhr im Panzerwagen hindurch und schoß mit Maschinengewehren nach rechts und nach links in die Türen und Fenster. Dabei wurden Frauen und Kinder getötet, fragst du? Sehr oft natürlich. Ein verdammtes Spiel, bißchen Whisky, Alter? Ja? Danke!" aber dieser Kleinfrieg war mal fo... Hast du noch ein

Bertram die Berichte des Kleinen", wie er ihn immer ge­Und so erzählte er noch eine Stunde immer weiter, bis nannt hatte, nicht mehr mitanhören konnte. Ihm wurde physisch übel dabei. Alle Lebenskraft schien von ihm gewichen, so daß seine Knie zitterten, als er im Zimmer auf und ab ging.

Mein

Es ist entseglich, es ist teuflisch! Und das nach dem großen Kriege, nach all unseren Opfern für die Freiheit! Zwei englischsprechende Völker, durch Blut, Christentum, durch heldenhafte Vergangenheit miteinander verbunden! Gott , Digby, ich flehe dich an, gib es auf! Reiche deinen Ab­schied ein! Schneide dir lieber die rechte Hand ab, ehe du diese schmutzige Arbeit weiter tuft! Es ist entehrend. Es ist zu schmuzig, es ist mörderisch!"

Digbys Geficht flammte. Er schüttete noch mehr Whisky herunter und zündete sich eine Zigarette an. Es muß doch gemacht werden," antwortete er mürrisch. Irgendeiner muß es tun. Es geht nun mal in dieser verdammten Welt so zu

( Fortfegung folgt.)