Nr. 540 4 41. �ahrgaag
1« Heilage ües vorwärts
Sonnabenö,15. November 1024
Wie märkijche Kleinstädte aussehen.
Von allen Richtungen führen Wege nach Teupitz , eines der kleinsten Städ'e der Mark, i» vergangenen Jahrhunderten alz Haupt- ort des„Schentmländchcns" angesehen und wichtig. Aber die Bahn fehlt, und das Postauio muß dafür eintreten; man kann von Königs- Wusterhausen (26 Kilmreter) oder von Grostköris(4 Kilometer) fahren, auch ist die Strecke Halbe— Teupitz nicht gor zu lang für eine Fußwanderung. Sind dies die Verbindungen von Norden und Osten, so ist Zossen (von wo in der Postkutschenzeit einst offizielle Fahrt war) oder noch besser die Station Neuhof Ausgangspunkt für die Wanderung, die zu den nördlichen Ufern des Teupitzer Sees führt, so daß man um das westliche Ende herumgehen oder sich übersetzen lasten muß. Im Süden dehnen sich von Baruch bis an die Dahme und darüber hinaus bis zur Spree gewaltige Forsten aus, die für die An- Näherung an Teupitz weniger in Frage kommen. Mal aber muß noch der Dampferfahrten von Berlin aus gedacht werden, die im Sonimer häufig statt- finden. Klein und bestheiSen... Wer sich in der Stadt umsieht, wird wenig von der einstigen Bedeutung vorfinden Und doch war sie von der Mitte des 14. Jahrhunderts an das Henlrum für das den Schenke» von Landsberg (bei Hall«) gehörige 4 Oucdratmeilen große Gebiet, das u. a. Mitlcnwalde und Wuslerhausen einschloß. Aber mit dem Uebergange aus dem Lausitzer in den brandenburgischm Lehensvcrband(1462) und nach dem Elend des Dreißigjährigen Krieges war die Einfügung in Preußen nur eine Frage der Zsi', und nachdem Wusterhausen schon 1683 von dem späteren ersten preußischen König verkauft worden war. erwarb Friedrich Wilhelm I. 1718 das ganze Schenkenländchen für 54 000 Taler. Er unterstellt« das neu«„Amt" seinem Liebling s- aufenthal' Königswusterhaufsn. Später ist es dann, soweit Teupitz in Frage kvmmt. in adlige Hände gelangt und neuerdings von einem Bürgerlichen erworben worden, wobei der Kaufpreis sich mal in jenen Millionen und Milliarden ausgedrückt hat, die uns einen so lustigen„Reichtum" vorgespiegelt haben. Das Amt oder Schloß liegt auf einer in den See vorspringenden Land- zun-g?; es weist noch alte Fundament« und einen mittelalterlichen Tor urm auf, der oben von buschigem Grün umlaubt ist. In der Kirche, einem einschiffigen Ziegelsteinbau, bei dem der nieder? Turm einseitig auf den Wcstgicbel gesetzt ist, was recht sonderbar aussieht, findet sich so gut wie gar nichts an Erinnerungen aus der Schenken- zeit; das Innere wurde bei der Renooa ion in der schlimmsten Banausmepoche des 19. Jahrhunderts alles dessen beraubt, was hillorisches Interesse bean'pruchrn konnte. Und das Rathaus, diese Zierde der meisten alten kleinen S'ödte? Nun es ist ein gewöhn- liches Haus, das nur durch feine Aufschrift seine Bestimmung verrät — man möchte lagen, daß es so recht Ausdruck jener Armut des Städ chens ist, die alle älteren Chronisten hervorgehoben haben, die aber schon A.tmeister Fontane als nicht mehr bestehend bezeichnet hat. ... und öoch eine Zukunft. „Teupitz ist schön"— diesen Satz hat auch schon Fontane geprägt. Und die Zukunft der kleinen, kaum 1006 Einwohner zählenden Stadt lie<st nicht in dem Fischfang aus dem See, besten Erträg- nist: dem„Schloßherrn" gehören, liegt auch nicht in der über der Stadt auf hochgelegenen Terrain weitläufig aufgebauten Irren- anstalt— heute zumeist der Siechenpflege«ingerSumt—, sondern liegt einzig und allein in einer aeschicklen Ausnutzung der herrlichen Loge am Teupitzer See. umgeben von bequem erreichbaren Höhen und prächtigen Waldungen Man muß unwillkürlich an Buckow (Märkische Schweiz!) und an die Entwicklung um den Scharmützelsee herum denken— auch dort waren es Gebiete, die kein« Bahn
zunächst berührte, sondern wo es der eigenen Initiativ« überlassen blieb, den Schatz zu heben, den die Natur kostenlos bot. Mit den paar Dampfern, die ihre Insassen zumeist in„Tornows Idyll"(am anderen Ufer des Teupitzsees) abladen, ist es nicht ge'an, auch nicht mit den feinen Autorei enden, die rasch„einen herunterkippen". Nein, es muß für ständigen bequemen Verkehr gesorgt werden, für gute ländliche Unterkunft und Verpflegung zu ländlichen Preisen, und wenn die kleinen Parzellen der Teupitzer Ackerbürger und auch wohl die Früch.e des eigentlichen Uferrandes in der Stadt selbst und
ihrer allernächsten Umgebung das Bauen nicht begünstigen, so ist doch zwischen Grcßköris, dem ersten„Seedorf". Schwerin und Teupitz , sowie zwischen Teupitz und dem zweiten„Seedorf" Egsdorf Platz genug um das Notwendige zu schaffen. �Und wenn auf der waldlosen Höh«, wo die Anstal' sich befindet, im Sommer auch die Sonne heiß scheint, so ist doch die rein« und bewegte Luft das best« Heilmittel für all die bleiche Jugend und die blutarmen Mütter, denen der schma« Geldbeutel kein«„Reise" gestattet. Aber na ürlich müßte für genügende verbluduuq gesorgt werden: die Fahrt durch die Duberow von Köniqswu st erhausen her ist ollein ein Vergnügen— und andererseits müß en Mietskasernen und Fabriken ferngehalten werden und müßt« schließlich«in« spekulative Ausnutzung des Bodens ausgeschlossen fein. Teupitz ist schön—«« ist«in Idyll, und es soll auch eins bleiben, aber das schließt nicht aus, daß sich Tausend« von Cr- holimqsbedürftigen dort im Sommer die Lungen mit reiner Luft anfüllen könircn.und daß Zehntausende von wanderfrohen Menschen hier ein paar Raststunden verleben,«he sie wieder in das Schweigen des Waldes un ertauchen. Man nehme«ine Kart« zur Hand, die das Forstgebiet farbig angibt, und wird jene bereits eingangs erwähn'« Waldgegend erkennen, in der ein Dutzend Seen sich vorfinden. Die Zeiten, da die Bestimmung, als Hofjagdr«vi«r zu dienen, galt, sind Gott sei Dank vorüber: das Volk bat seinen Anspruch auf diese Quellen der Gesundung. Und Grohköris-Teupitz ist als Zentrum der Erschließung am besten geeionet. « Ackerbürger sind es, die in Teupitz heimisch sind. Aber so ganz unbestritten ist die Herrschaft ihres Landbundes doch nicht mehr. Als wir die S'adt besuchten, war eine sozialdemokratische Wahlver- sammlung ausgeschrieben. Mögen unser« Genossen in ihrer nicht leichten Arbeit fortfahren und Erfolg haben!
Wahlagitation aus Räöern. Eine gute und energische Wahlagitation, die klug Maß zu halten versteht und die geeignetsten Propagandamittel reiflich überlegt und auswählt, kann niemals die Wirkung verfehlen. Von einer ganz be- sonderen Wahlagitation, die außerdem noch den Vorteil hat, daß sie Vergnügen bereitet und die Lachmuskeln in Bewegung setzt, be- richtet einer unserer Genosten. Er muß an jedem Morgen von Charlottenburg nach Weißensee mit der S t a d t b o h n zu seiner Arbeitsstätte fahren. Während des Wahlkampfes„leistet" er sich einen Platz im Abteil 2. Klasse. Do sitzt er nun mitten unter dm Leuten, die den„Lokal-Anzeiger", die„Deutsche Zeitung" und die„Deutsche Tageszeitung" lesen. Dann nimmt unser Mann dm„Vorwärts" aus der Tesche, entfaltet ihn breit und umständlich und studiert. Das gibt dann immer un- willig« Blicke und Gebärden der schwarzweißroten Hakenkreuzb rüder. Und manchmal gibt es auch Zu- sammenstöß« und Reibungen mit den anderm Fahr- gästen. Einmal mutzt« sich unser Mann, weil kein anderer Platz im Abteil frei war, n«bm einen Mit- bürger klemmen, d«r lange schon reif zur Kur in Marienbad war und dessen Leibesfülle zwei Plätze einnahm. Liebmswürdig. wie solche dicken Menschen nun einmal sind, rückte er nicht, um Platz zu machen, sondern thronte aus seinen beiden Plätzen unbeirrt und hatte weit die„Deutsche Zeitung" entfaltet. Unser Mann jedoch erkämpfte sich seinen Platz unter Benutzung des Ellenbogens, was natür- lich bei dem Dicken höchste Entrüstung auslöste. Die wurde noch gesteigert, als der Verwegene den„Vor- wärts" ausbreitete. Der Dicke schimpft«, beinahe wäre er handgemein geworden, und das ganze Abtell wurde aufmerksam auf— den„Vorwärts". Das sind dann immer sehr spaßige Intermezzi am Morgen, die einen guten und heiteren Tag versprechen. Und wenn unser Mann in Weißensee das Abteil verläßt, läßt er den„Vor- wärts" im Wagen liegen, und er weiß genau, daß das Parleiblatt dann auch von anderen gelesen wird. Sind diese anderen durch ihre rech'sradi- kalen Blätter noch nicht ganz um Verstand und Besinung gebracht, müssen sie den politischen Wahr- heiten im„Vorwärts" Beachtung schenken. Jedenfalls ist diese Wahl- agiwtion auf Rädern probat und verdient ein lautes Bravo.
3m Valöe ermordet. Die unbekannte Tote. Ein Leichenfund in der Pasewalker Kirchenforst beschäftigt jetzt auch die Berliner Kriminalpolizei, nachdem sestgestellt worden ist, daß e i n Mord vorliegt. Am 28. Oktober d. I. fand man in der ernannten Forst ein junges Mädchen tot auf. Es hatte einen Wollschal um den Hals, und es steht fest, daß es mit ihm von fremder Hand erdrosselt worden ist. Trotz aller Räch- forschrmaei ist es bis jetzt roch nicht gelungen, die Person der Toten festzustellen. S>e war im achten Monate schwanger, und man nimmt an, daß ihr Mörder ein Liebhaber aus der Gegend von Pa'sewalk war. der ihrer wegen der Schwangerschaft überdrüssig ge- worden ist. Das Mädchen ist vielleicht von Berlin nach Pasewalk gelockt worden und ahnungslos ins Verderben gegangen. Es war etwa 18—20 Jahr« alt. 1.62 groß und kräftig gebaut, hatte dunkel- blondes Haar und blaue Aug n und trug«inen grauen S«geltuch- Hut,«ine dunke'biou« Bluse mit feinen grüner Längsstrelfen, einen dunkelblauen Cheviotrock, blaue Strümpfe und hohe schwarze Schuh« mit Lackkappen und an Unterzeug«in« zweit« dunkelblau« Bluse mit lila Streifen, ein Korsett,«ine weiß« Untertaill? aus dünnem Baumwollstoff mit einfacher Spitzenverzierung, einen Unterrock mit Baumwollhemd, der D. G. gezeichnet ist und«in hell- und dunkel- gestreiftes Reformbeirkleid. Der Schal, mit dem das Mädchen erdrosselt wurde, ist 18 Zentimeter breit, besteht aus grürer Wolle mtt blauer Kante und Franken und war eng um den Hals gezogen und durch einen doppelten sogenannten„Weberknoten" festgemacht.
26s
Er setzte sich neben sie auf das Bett und sah mit ihr in die Zeitung, welche sie eilends überlas. „Ich Hab mein Buch mitgebracht so weit ich damit ge- kommen bin," sagte er mit läche'nder Nervosität.„Möchtest du etwas davor hören, Joyce? Mir siegt viel an deinem Urteil." , Nein, Joyce mochte nicht zuhören, sie hatte etwas anderes auf dem Herzen, und das war sein Weggehen aus dem Bor - trage ihrer Mutter. „Du hast dich gestern abscheulich benommen, sagte sie. ohne auf die Blätter in seiner Hand zu achten.„Sogar Vater hat dein Betragen getadelt als du so demonstrativ fortgingst." „O du," seufzte er zerknirscht, bat um Verzeihung und zeigte ihr den Haufen Manuskriptblätter, den er mitgebracht hatte.„Ich glaube, es ist mir diesmal gelungen." sagte er aufgeregt,„diesmal ists das Richtige. Hast du eine Stunde Zeit für mich, damit ichs dir vorlesen kann?" „Es interessiert mich nicht im geringsten." war die kühle Antwort.„Bitte, geh hinaus, ich möchte aufftehn." Wenn sie ihm mit geballter Faust ins Gesicht geschlagen hätte, würde es ihm nicht so weh getan haben. Er begriff nicht, daß er die allerschlechtcste Zeit für das Vorlesen seines Buches getroffen hatte. Joyce war tief ge- kränkt durch seine Nichtachtung des gestrigen Dortroges und noch mehr beleidigt durch sein flüchtiges Hinweggleiten über sein Unrecht. Seine erbitterten Bemerkungen bei dem Vor- trag ihrer Mutter hatten ihr aufs neue offenbart,«ie sich die Trennung zwischen ihren und seinen Ideen immer mehr ver- größerte. Außerdem hatte das Buch sie von Anfang an ge- reizt. Lächerlich, sich einzubilden, daß Bertram ein Buch schreiben könnte, wo er doch nichts von dem glänzenden Geist Aennelhs besah und deutlich gezeigt hatte, wie sebr ibn die Unterhaltung ihrer Bekannten über Bücher und Dichtkunst langweilte. Ganz besonders aber batte das Schaffen seines Buches heimlich an ihr genaat. Er batte es ihrer Gesell- schaft vorgezogen. Er hatte sich absichtlich isoliert, um diese Blätter voll zu kritzeln. Dieses Buch war eine Scheidewand zwischen ihnen beiden. Es hatte ihn gegen eine standes- gemäße Arbeit gleichgültig gemacht und ihn veranlaßt, immer wieder über diesen greusichen Krieg zu grübeln. Er wühlte in den allen Wunden und geriet immer tiefer in sein« krank-
Haft trüben Anschauungen hinein. Sic war sicher, daß das Buch von bitteren, demokratischen Ideen erfüllt war, welche in ihrem Sinn einem Verrate des Vaterlandes gleichkamen. Und außerdem gerade jetzt wollte er ihr sein Buch vor- lesen, wo sie die Friseurin erwartete, um sich das Haar wellen zu lassen! Wirklich, Bertram konnte einen nervös machen. Als er wieder nach unten kam, warf er sein Manuskript auf den Schreibtisch und knirschte:„Hölle und Teufel!" Auf ihre schneidende Antwort hatte er einfach erwidert: „Bedaure, dich gestört zu haben" und war gegangen. Auf der Treppe traf er die Friseurin. 20. Und so kam es, daß er sein vollendetes Buch nicht Joyce vorlas, sondern Ionet Welford. Mit ihrem eigentümlichen Be- gehr nach Erfahrung aller Art. ihrer Gewohnheit, die in- timsten und tiefbohrendsten Fragen zu stellen, hatte sie ihm schon vor längerer Zeit das Eingeständnis entlockt, daß er seinen Lebenszweck gesunden hätte in seinem Buch über den Krieg Sie war unglaublich aufgeregt. Sie behauptete, daß sie sofort gesehen habe, daß er der Well etwas sagen würde, was sie wissen müßte. „Nur nicht schüchtern!" war ihr Rat; sie trieb ihn an. brutal zu sein, die nackte Wahrhell zu sagen. Sie haßte die kleinen Skribenten, die den Schmutz des Krieges mit Rosen- wasser besprengten, um den Gestank zu betäuben. Bertram sollte gegen sich und seine Leser brutal sein und ihnen nicht das Geringste ersparen. „Scfireiben Sie so, daß den Leuten die Nerven zappeln. Packen Sie sie beim Genick wie junge Hunde, stoßen Sie sie mit der Nase in den Graus hinein und sagen Sie:„Hier schaut her! So ists gewesen! Und so wirds wieder werden für eure stubbsnasigcn kleinen Jungens und eure Männer, euer Liebstes auf der Well, wenn ihr euch nicht gehörig in acht nehmt." Bertram sagte, das hätte er auch getan, er wäre ehrlich gewesen, unbedingt. Aber das befriedigte Ianet noch nicht. Sie wollte von ihm haben, daß er sich an seine eigenen Qualen in den schlimmsten Stunden erinnere, um die Qualen all dieser Blinden, Krüppel und vom Nervenschock Getroffenen in seinem Buche zu schildern.„Schreiben Sie so, daß meine armen Blinden gerächt werden."
Bertram meinte, sie erwarte zu viel von ihm, es wäre doch sein Erstlingswerk. Er brauchte Kritik. „Sollen Sie haben, Sie kleiner Junge, Sie," versprach Ianet.„Lesen Sie es mir nur vor, und die Haut soll Ihnen schaudern, wenn Sie unwahr gegen sich gewesen sind." Das war ihre Einladung, und er nahm sie an mit dem empfindlichen sehnsüchtigen Wunsch aller Neulinge in der Kunst nach Ermutigung, Teilnahme, Verständnis und Lob. Abend für Abend ging er nach dem Essen zu Ianet. Sie wohnte in einer langen Reihe großer Häuser, am Batterson Park, die meistens von den ärmeren„Intellektuellen", den „Ucberzähligen Jungfrauen", wie Ianet die Unverheirateten ihrer eigenen Klasse nannte, oder jungen Ehepaaren mit be- scheidenen Mitteln bewohnt wurden. Solange das Vorlesen des Buches andauerte, schloß Ianet alle anderen Besucher aus. Sie schob einfach ein Kuvert mit der Aufschrift„Berreist" unter die Klingel. Sie half ihm tatsächlich, sie sparte nicht mit ihrer Kritik, sie ließ seine Haut erschaudern, wie sie versprochen halte. Sic war unnachsichtlich bei Stilfehlern aller Art und schrie, als ob sie sich verbrannt hätte, in solchen Fällen allerhand- drollige Schimpfwörter heraus, so daß Bertram wider Willen lachen mußte. Und hundert Male tobte sie auf ihn ein. weil er das letzte Wort doch nicht gesagt hatte und feige vor der Roheit der Fotterkammern des Krieges zurückgeschreckt war. „Stärker!" rief sie dann.—„Stärker! Das war viel zu schwach. Heraus mit der Wahrheit, daß sie denen ihr blutiges. Gesicht zeigt, die noch an die Herrlichkeit und den Glanz des Kriegsabenteuers glauben, den romantischen Weibern , den grausamsten von allen, den Hundertprozent-Patrioten, die einen Weltkrieg heraufbeschwören möchten, um einen Nadel- stich zu rächen." Es kamen Zeiten, in welchen Bertram den kalten Schauder des Mißlingens in sich herauskriechen fühlte. Aber vor Ianets Rührung, Wut, Lachen und Weinen bei der Vorlesung hielt seine niedergeschlagene� Stimmung nicht stand. Es rührte sie tief, was er über die Soldaten geschrieben halte. Sie kannte sie gut. sie hatte sie gut gepflegt, in chren Annen hatten die Erblindeten geweint. Sie hatten „gebrummt" und geflucht und gescher -t und in Todesqualen geschrien und das Geheimnis ihrer Seele in seiner ganzen Nacktheit enthüllt. Sie wußte alles, und Bertram hatte ge- schrieben, was sie wußte. (Fortsetzung folgt.)