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Nr. 544 41. Jahrgang

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julled

Die Hochflut der Pakete.

1. Beilage des Vorwärts

Das Weihnachtsgeschäft hat seit Wochen begonnen. Nicht das Geschäft für den einzelnen Käufer, der in den Lader geht, um seine paar Bedürfnisse für sich und die Seinen zu Weihnachten zu be­friedigen er wird in diesem Jahre sehr schnell mit dem Einkaufen fertig werden!-, so.dern das Geschäft der Fabrikanten und Grossisten. Sie haben längst schon die Abschlüsse gemacht, und namentlich der Handel mit Süßigkeiten, mit Schokolade, Pfeffer* fucher und Marzipan, ist für den Fabrikanten und zum größten Teil auch für den Grossisten abgeschlossen. In diesen Tagen und Wochen beginnt der Versand an die Geschäfte, Läden und Ver. faufsstellen.

ein 28 jähriger polnischer Arbeiter Wladislav Dinkowicz die Schnitterin Frongista Konol, mit der er ein Verhältnis hatte, weil er ihrer überdrüffig geworden wor. Er beraube fte sodann ihres Geldes. Man vermute, daß der Mörder versuchen wird, über Berlin   nach Polen   zu entfliehen. Der Flüchtige ist 1,70 Meter groß und unterlegt. Er hat schwarzes Haar, einen englisch geftuzten Schnurrbart und Fliege und trägt einen grauen weichen Hut, einen dunklen Jackettanzug und schwarze Schnürschuhe.

Der Abschluß einer Karriere.

Zur Berhaftung des Regierungsrates Bartels. Zu der Aufsehen erregenden Verhaftung des bisherigen Leiters des Fremdenamtes im Berliner   Polizeipräsidium, Regierungsrats Bartels, erfahren wir folgende Einzelheiten:

Wer einen Einbid erhalten will in die Größe und den Umfang Die Fremdenpolizei besteht beim Berliner   Polizeipräsidium in des Versandgeschäfts, der muß jeht einen Spaziergang mache nach der jezigen Form seit einigen Jahren. Kurz nach dem Kriege um­den großen Berliner   Abfertigungsbahnhöfen, vor allem nach dem faßte fie eine große Anzahl Beamter, da in den ersten Monaten Schlesischen und dem Lehrter Bahnhof  . Er wird die nach dem Waffenstillstand noch zahlreiche Abwicklungsarbeiten vor­fühnsten Erwartungen übertroffen finden und staunend stehen vor zunchmen, die in Deutschland   internierten ehemals feindlichen Aus­der unendlichen Fülle der Pekete, die hier aus den großen Post- letzten Jahres wurde die Ab'eilung dann start verkleinert, nachdem lärder in ihre Heimat zu überführen weren usw. Im Laufe des pafetwagen ausgeladen werden, die mit der Straßenbahn im Dienst in allen Ländern das Bestreben eingesetzt hatte, die Pa ßforma. der Postverwaltung eintreffen und die aus den Bahaipostwagen aus litäten nach Möglichkeit aufzuheben. Die Fremden geladen werden. Die mit dem Beladen und Entladen der Wagen polizei bleb nach wie vor der politischen Polizei unterstellt. In der beschäftigten Beamten und Arbeiter zählen, zählen, unentwegt, die letzten Zeit hatte das Fremdenamt die Aufgabe, Ausländern, die sich Zahl 1000 st Bald erreicht, und immer neue Patete fommen und in Berlin   aufhielten und die in die Heimat oder in andere Länder gehen, und der Bahnsteig bietet oft genug nicht Platz für alle die reisen wollten, den sogenannten Sichtvermerk zu erteilen. In bis hoch an die Ueberdachung des Bahnhofes aufgestapelten Pakete. allen Fällen, in denen die Gesuche von Ausländern nach dem Sicht vermert oder einer Aufenthaltsbewilligung feine Schwierigkeiten Man sieht hier fast ausschließ ich die Pakete der Fabriken und der verursachten, wurden die notwendigen Formalitäten durch die unter großen Versandgeschäfte, leicht zu erkennen daran, daß fie fich in bamien selbständig vorgenommen. wöhrend der Dirigent nur in Umhüllung und Berpadung einander gleichen wie Zwillingsbrüder. besonders wichtigen oder verwidelien Fällen herangezogen wurda. Einer dieser braunen oder gelben Pappfartons ficht fast genau so Bis zum vorigen Jahre unterstand das Fremdenamt dem Regie aus wie ein anderer daneben liegender Karton. Man hat bekannt- rungsrat Göhrte, der dann durch Regierungsrat Bariels ab. lich im Kriege die General- Pape- Straße  , an der die sechs Berliner   gelöst wurde. Bartels entstammt der Bergkarriere, er wurde nach Bezirkskommandos laget und zu denen die Refruten mit den Papp  - praktischer Tätigkeit als Bergbeamter Berarat in der zuständigen, fartons pilgerten, in denen sie ihre bescheidene habe bargen, hier aus, als der jegime Staatssekretär Dr. Weißmann das dem Handelsministerium unterstehenden Verwaltung und trat von Generalpappfartenstraße genannt. Ach, um wie viel gewaltier ist preußische Staatskommissariat für die öffentliche Ordnung über­die Pappfartonarmee, die jetzt am Schlesischen und Lehrter Bahn nahm, zu diesem als politischer Referent über. In dieser Stellung hof am Beschauer vorüberzieht! Am allertollsten ist der Tanz der wurde dann Bartels, der inzwischen zum Regierungsrat ernannt Pakete in den Abendsturden, wenn es gilt, die Bahnpoftwagen für worden war. in zahlreichen Fällen für die 3mede der po die vielen aus Berlin   fahrenden D- und Eilzüge zu beladen. litischen Polizeibehörden vermontt, er hat u. a. auch Aufträge des Auswärtigen Amts ausgeführt und wegen seiner her Borragenden Sprachkenntnisse er spricht fließend fünf unternommen, die ihn auch nach Rußland   und Japan   führen. Nach Sprachen, darunter russisch und jaranisch auch viele Reisen 2uflösung des Staatskommissariats wurde er dann an die Spike des Berliner   Fremberamtes berufen, da er gerade mit den Annelegen heiten dieser Behörde befonders vertraut und infole feiner Sprach fenntnisse für diesen Bosten geeignet war. Er aalt allgemein als ein sehr erfahrener Beamter von tadellofem Charakter, von dem niemand aus feirer Umgebung der aus dem Kreis finer Vor­gefagten eine strafbare mit den Pflichten eines Beamten nicht zu ver­einbarende Handlung für möglich gehalten hätte. Nach den bisherigen Andeutungen über die Grünte feiner Berhaftung muß Bartels im bringenden Verdacht einer paffioen Beamten bestechung im engeren Sinne nach§ 332 StGB. stehen, und zwar, wie bereits remeldet, im Zusammenhang mit der Affäre des Ende vorigen Monats verhafteten ruifischen Kaufmanns Michael Holzmann, dem Betrügereien und Erpressungen zur Last gelegt werden.

Und wenn man vor diesem geschäftigen Leben und Treiben steht, dem Ein- und Ausladen zuschaut, ist es so, als wenn einem ein geheimnisvoller Hauch umweht. Man weiß nicht, wohin diese Taufende und aber Taufende von Paketen wandert, nach welchen Städter und Ortschaften, wer sie öffnen und wer einst aus ihnen erfreut und zu Weihnachten   beschenkt werden wird. Man weiß nur, daß sie in die weite Welt wandern, daß der Inhalt vieler Batete vielleicht niemals an den Mann und an den Käufer kommt, deß er unbenuzi in einem Laden liegen bleibt, verstaubt, verschmukt und an Ansehen und Wert verliert.

Zum Raubmord in der Elfaffer Straße.

Der Rautmörder Beest, der den Briefmarkenhändler Bruno Hamburger in der Elsasser Straße 76 ermordet hat, wurde im Laufe des gestrigen Montags von den Kriminalfommissoren Dr. Rie mann und Brasch mit noch weiter verhört, ohne daß be merkenswerte neue Zasady n festgestellt werden fonnten. Der Vera haftete bestreitet nach wie vor, nach der Tat noch in der Wohnung gewesen zu sein. Wie er saat, hat er den Schlüssel nur on fich ge nommen, um durch Verschließung der Tür die Entdeckung des Ber­brechens wenigstens zu verzögern. Den Schlüffel habe er in die Ta'che des geraubten Mantels gesteckt und mit diesem verkauft. Das Mordhandwerkszeug, mit dem der Täter sein ahmungsloses Opfer niederschlug, ist ein ziemlich schwerer Bronzehund. Er schlug so wuchtig zu, daß die Bronze einen Sprung befam, an dessen Splittern Blut und Hoare fleben blieben. Nach dem Ver. brechyen hielt sich Leet unter dem Namen Merkel die ganze Zeit bei dem Mädchen in der Blumenthalstraße auf. Den Tag üter ging er tie aus. Erst nach Eintritt der Dunkelheit wagte er sich auf die Straße, um die geraubten Sochen zu verkaufen. Der Berhaftete ift sehr ruhig und zeigt nicht eine Spur von Reue.

Ein Mord in Mecklenburg   beschäftigt auch die Berliner   Kriminals polizei. In Massow   bei Röbeln   ermordete am Sonntag vormittag

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Der Mittelweg.

Bon Sir Philip Gibbs  .

Einmal verließ ihn die Selbstbeherrschung, und er flammte so heftig auf, daß es ihn Janets Freundschaft hätte fosten fönnen, wäre sie nicht so großzügig und ihr Humor nicht so allfaffend gewesen.

Mit ihren Freundinnen fonnte er noch Geduld haben, und wenn sie noch so wild daher redeten. Sie bewiesen ihren Idealismus durch den Dienst an der leidenden Menschheit. Aber manche unter den hier verfehrenden Männern erschienen ihm geradezu als verderbliche Giftpflanzen. Sie waren auch Mitglieder des ,, Linfen Flügels", in welchen Janet ihn ver geblich hinzuloden strebte. Es waren Egoisten, stolz auf ihren Idealismus, Poseurs der rebellischen Bhilosophie, Jakobiner­dilettanten, ohne Leidenschaft, ohne Ehrlichkeit.

Zwei davon hatten den Kriegsdienst verweigert und hatten fich als Pazifisten dafür einterfern laffen. Guf, dazu gehörte vielleicht ein größerer moralischer Mut, als in Zeiten allge­meiner Kriegsbegeisterung die graue Uniform anzuziehen. Aber diese jungen Leute waren nur dann Pazifisten, wenn das Vaterland in Cefahr war, und jetzt redeten sie hier in aller Sicherheit als überzeugte Revolutionäre  , sprachen Lenin  das Recht zu, die Feinde der russischen Revolution auszu­rotten, und priesen die herrliche Aussicht auf eine Weltrevo lution, welche das kapitalistische System zerstören würde. Besonders ein junger Mann namens Melvin erregte Bertrams Zorn. Mit affettiert gewählter Sprache, dabei mit seinem seidenen Taschentüchlein spielend, erklärte er seine Ueberzeugung, daß die Arbeiterpartei durch eine dirette Aktion" die Regierung stürzen werde.

,, Dieser tommende Streik wird die ganze Industrie lahm­legen. Alle Gewerkschaften werden sich zu gemeinsamem Vor­gehen zusammeniun, und ich freue mich schon auf das Ver­gnügen, die Kriegsgewinnler und Bourgeois an den Laternen pfählen hängen zu sehen. Es lebe die englische Revolution!" Lachen und Beifall ertönte noch, als Beriram sich langsam von seinem Stuhl erhob und, an den Kamin gelehnt, Melvin so wütende Blicke zuwarf, als wollte er ihn zu Boden schlagen. ,, Das kann ich nicht weiter mit anhören," sagte er. ,, Was denn, mein sehr Verehrter?" fragte Melvin. " Ihre verdammte Unaufrichtigkeit und den gefährlichen Unfinn, den Sie reden."

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Die Berhaftung Bartels foll cuf Grund ganz neuer. erst in den letzten Tagen aufgetauchter Verdachtsmomente erfolat fein. In ein­geweihten Kreifen wird behauptet, tak es sich dabei um die Auf findung eines geheimen Kontos des Renierungsrats bei einer fleinen Benffirma harbele, deffen Höhe angeblich mit den Summen übereinstimmen soll, die nach den Behauptungen Holzmanns dem Leiter des Fremdenamtes für ein gemisses Enigegenkommen zu nefloffen feien, ohne daß wir jedoch die Verantwortung für die Richtigkeit dieser Behauptung übernehmen wollen.

Das Opfer eines gewerbsmäßigen Hofeldiebes ist ein Ritterguts. befizer aus Schefien geworden, der in einem Berliner   Hospiz ab. gestiegen war. Während er auf turze Zeit fein Zimmer verlassen hatte, wurden ihm doraus Juwelen von hohem Berte gestohlen. Der Dieb ist auch an anderen Stellen schon aufgetreten. Er fommt stets ohne Gepäd. nur mit einer Attentasche, und bezahlt das Zimmer im voraus. Wo er dann Gelegenheit zum Stehlen findet, steckt er die Beute in die Aktentasche und verschwindet damit.

Melvin entgegnete, daß er diese rohen Worte nicht liebe, so argumentierte man nicht. Man wäre weder höflich, noch geschmackvoll.

,, Es ist jedenfalls nicht so roh wie eine blutige Revolution," gab Bertram bitter zurüd.

So, so, Sie gehören zu den Reaktionären," sagte Melvin scheinbar herausfordernd, aber seine Stimme zitterte. ,, Sie vertreten die Prinzipien der Morning Post"."

Ich versuche jedenfalls, das Leben mit gesundem Men fchenverstand anzusehen," sagte Bertram, und nicht wie ein wirklichkeitsfremdes Kind. Ich habe den Krieg in der Nähe gesehen. Deshalb will ich keine Revolution sehen. Die wäre noch entseglicher."

Janet goß Del auf die empörten Bogen. Ritter Treu­herz," faqte sie ,,, wahrlich, Ihr sprecht Worte der Wahrheit und der Weisheit. Diefes Kind ist nach Verdienst getadelt worden. Aber nun übt Enade, benkt daran, daß hier ein Gärtlein ist für schöne Damen, nicht aber ein Tummelplatz für zornige Ritter."

Berzeihen Sie," sagte Bertram und wurde ruhiger. Melvin zog sich beleidigt zurüd, und bald gingen auch die anderen.

Ich habe mich benommen wie ein dummer Kerl," fagte Bertram, als fie allein waren. Verzeihen Sie mir wirklich?" Sie verzieh ihm so gründlich, daß sie sich an seiner Seite auf den Fußtoden hintauerte und die Hände um die Knie ge­schlungen, von all den Verwicklungen des Lebens zu sprechen begann. Bald aber meinte fie, er solle nur auch nach Hause gehen, es wäre nicht recht gegen seine junge Frau, wenn er so lange bliebe.

Jonce wird auch noch nicht zu Hause fein, und mir ist es verhaßt, in ein einfames Haus zurückzukommen."

Sie sah forschend zu ihm auf. Ich fürchte, Ihre Ehe ist nicht so, wie fie sein sollte. An wem liegt die Schuld?" An mir!" erwiderte er prompt.

Sie meinte, daß fie feinen verborgenen Kummer schon ergründen fönnte, wäre er nur nicht so schrecklich schüchtern. " Ich möchte so gern helfen."

,, Das tun Sie schon," beteuerte er, aber dann warnte ihn eine innere Stimme, daß dies nicht recht gegen Jonce wäre, und daß er die Treue, die feiner Seele heilig war, nicht mehr so fest hielt. Janet half ihm etwas zu viei. Bald würde er ohne ihre Hilfe, ihre Sympathie, ihr Verständnis, ihre Kame radschaft das Leben unerträglich finden. Mit einer plößlichen Bewegung zog er fich von ihr zurüd, und sie blidte erstaunt

Dienstag, 18. November 1924

Oerthel- Egloffstein.

In der Wohnung der Gräfin v. Wartensleben.

flagte Dora Lehmann vornommen, die behauptet, ganz unter dem In dem Hochstapelei prozeß Derthel- Egloffstein wurde die Ange Einfluß Derthels gestanden zu haben, mit dem sie damals zu sammenlebte. Der Angeflagte bestätigt dies auch und versichert. laß er alle Mitangeflagten ins Unglüd gestürzt gobe. Sie hätten nur nach seinen Weisungen gehandelt, und er stehe für alles ein. Nach der Pause erklärte Derthel im Gegensatz zu seiner Stel lungnahme am Bormittag, daß er es fatt habe, auf die anderen Angeklagten Rüdsicht zu nehmen. Er fame dabei immer mehr ins Unglüd hinein. R.-A. Dr. Ludwig Meyer ersuchte den Angeklagten Derthel namens der anderen Angeflagten, nur bei der Wahrhei: zu bleiben, damit sei allen am besten genügt.

Der letzte große Fall betraf den Wohnungsschwindel, den der Angeklagte bei der Gräfin v. Wartens eben eingefä® elt hatte. Die Gräfin stand im Jahre 1922 im Mittelpunkt einer auch im Reichstag oft erörterten Angelegenheit. Man hatte ihr den Vora bei Blankenf: lde auch in Berlin   die Lebensmittelfarten wurf gemacht, daß sie während ihres Aufenthalts auf ihrem Gut Gräfin wurde auch damals zu 11200 m. Geldstrafe ver weiter bezogen habe, trotzdem sie Selbstversorgerin war Die urteilt. Bei der Erörterung im Reichstag   war auch erwähnt worden, daß die Gräfin in der Hohenzollernstraße 1 eine übermäßig große Wohnung, die sich auf mehrere Stockwerte ausdehnte, inne hatte. Das Wohnungsamt hatte daraufhin die Wohnung te fchlagnahmt Derihel erfuhr davon. In e'nem mit Schneider, Oberleutnant und Berbindungsoffizier" unterzeichneten Brief wurde der Gräfin der Besuch eines Dr. Macency von der amerikanischen Mission angekündigt. Die Deutschnationale Boltsvartei habe ein Intereffe daran, daß die amer tanische Miffion die Wohnung erhalte. Sie habe auch 10 000 m. dafür ausgefeßt. Kurz darauf er durn Derthel als amerikanischer Dr. Macenen bei tee Gräfin. Er war hierbei von Dora Lehmann begleitet, die er als Dolmetscherin und Mitglied der Deutschnatinalen Volkspartei auss Freundin, die Mitangeklagte Schwarze, als Mitglied einschreiten gab. Derthel hatte vorher in der Schellingstraße seine andere laffen. Diese Mitgliedstarie wies die Lehmann bei der Gräfin vor. Es gelang schließlich Derthel, de Gräfin zum Abschluß eines ta riellen Mietsvertrages zu bewegen. Derthel erhielt die Schlüssel der Wohnung und erschien dort auch mehrmals. Er tat dort, als ob er zu Hause sei, spielte Harmonium und benutte die Gelegenseit, der Gräfin Briefbogen und ein Schedbuch zu entwenden Durch den Portier des Hauses lek fich Derthel auch polizeilich als fie die Wahrnehmung machte, daß der Amerikaner", der nur wenig Dr. Macercy anmelden. Die Gräfin wurde aber miftrauisch ols Deutsch   sprechen fonnte, so daß er eine Dolmetscherin benö: ite, heimlich mit dem ihn begleitenden angeblichen Verbindungsoffizier Schneider fließend Deutsch   sprach. Als sie von dem Vertrag zurück. treten wollte, drohte der Angeklagte mit dem Auswärtigen Amt  , da er schon seine Familie telegraphisch habe zurüdkommen laffen. Schließlich wollte er aber von dem Bertrag zurücktreten, wenn die Gräfin ihm die angeblich an die Deutschnationale Volkspartei   pe­zahlten 10000 m. zurüderstatte. As er domit kein Glüc hatte. liek Derthel ridis rhr von fich hören. Der Angeflate Derthel will auch in diesem Fall nur aus Edelmut gehandelt haben.

In der Verhandlung am Montag wurden auch die Sachverstäne digen über der Geisteszustand des Angeflagten vernommen. Prof. Dr. Strauch erblickt in Derthel einen entarteten Nervenschwächling, der hodhrabig minderwertig sei. Die Rechtsanwälte Dr. Fuchs und Dr. Them of beantragten die Ladung von Prof. Dr. Pfister als weiteren psychiatrischen Sachverständigen, da dieser 1918 zu dem Schluß gefommen fei, Saß Derthel unter einer zwangsläufigen Bes tätigung gestanden habe. Das Gericht beschloß, Prof. Dr. Pfister zu heute als Sachverständigen zu laden. Prof. Dr. Strauch bezeichnete die Angeklagte Dora Lehmann als ein charatter schwaches Mädchen. Sie fei schwärmerisch veranlagt und habe unter dem unheilvollen Einfluß Derth is gestanden. Auf Grund dieses Gutachtens be'chloß das Gericht auf Antrag von R.A. Dr. Juliuse berger I von Amts wegen die Angeklagte Lehmann aus der Unter fuchungshaft zu entlessen, weil Fluchtverdacht nicht mehr vorliege. Die Verhandlungen wurden dann auf Dienstag früh vertagt.

Große fachgewerbl dhe Konditoreiousstellung. In der Zeit vom ftellung für des gesamte Stonditoretaewerbe, verbunden, mit Pfefferfuchen 28. November bis 8. Dezember findet die erfte große fachgewerbliche Aus und Süßwarensdau in der neuen Engrosballe, Landsberger Allee 116-117, ftatt. Für das Publikum wird die Borführung der Hertelleng der efte zelnen Produkte der Süßwarenbrauche von besonderem reffe fein.

| auf. Was ist denn, teurer Ritter?" Ich will doch lieber gehen. Es wird spät." Aber es war erst zehn Uhr und noch nicht zu spät für einen Besuch von Christy. Das Mädchen hatte ihm auf fein Klingeln geöffnet, und sie bemerkte ihn erft, als er schon im Zimmer stand.

,, Hallo!" grüßte er. Wo sind alle die anderen?"

Ritter Treuherz hat sie durch seine Heftigkeit verscheucht." Janet erhob sich von ihrem Blag auf dem Fußboden neben Bertrams Stuhl und reichte Christy die Hand mit der Bewe gung einer Prinzeffin. Christy drückte einen warmen Auß darauf und sagte: Das häßliche Tier huldigt der göttlichen Schönheit."

,, Das häßliche Megatherium dem schönen Pterodactyl", e: gänzte Sanet

Sie scherzten auf ihre gewohnte Art, aber Bertram fuhlte eine gewisse Gespanntheit heraus. Christy war nicht so unge­zwungen wie fonft, und Janet nicht ganz so natürlich.

,, Gehen Sie schon?" fragte Christy, als Bertram sich zur Tür wandte.

,, Das versuche ich schon seit einer halben Stunde." ,, Dann bleibt nicht, weil Ihr gehen wolltet, sondern geht," zitierte Janet, und Christy lachte. Aber Bertram sah einen seltsamen Ausdrud in seinen Augen, halb schüchtern, halb befümmert. Bar Freund Christy wegen seiner Kamerad­schaft mit Janet auf ihn, Bertram, eifersüchtig? Lächerliche Idee.

22.

Christys Kritik an Bertrams Buch hatte es gnädig ge meint. Er verlangte nur die Streichung gewiffer Stellen, welche Bertram in einen Prozeß verwickelt hätten, da sie sich gegen einen ganz bestimmten General richteten. Seine Aner­fennung bestand in ein paar furzen Worten, war aber für Bertram, der ihn kannte, föstlicher als das überschwenglichste Lob.

Sie fönnen schreiben. Sie finden das rechte Wort." Das war ungeheuer viel von dem scharf- kritischen und todehrlichen Christy. Außerdem erbot er sich, das Buch seinem Freunde, einem Berleger, zu schicken.

Beriram wollte sofort wissen, wann das Buch erscheinen werde und auf welches Honorar er rechnen könnte.

Frühestens fommt es zum Herbst heraus." Erst im Herbst? Gott im Himmel!" Nun mußte Christy aber doch lachen. Fürs erste hat es überhaupt noch niemand angenommen: Geduld, mein Lieber."

( Fortsetzung folgt.)