Ein ganzer Kert...
Aber fort mit ihm!
In ihrem Kampfe gegen die Republik und ihre Vertreter vollführen die Deutschesten unter den Deutschen zuweilen die wunderbarten Kopffprünge. So schreibt z. B. der ehemalige Königliche Landrat v. Herzberg ", ein befannter Antisemiterich, in der Deutschen Zeitung" folgenden Lobgefang auf den preußischen Minister des Innern, den Genossen Severing:
F
Einer der folgerechtesten, ja wohl der zielbewußteste Berireter der neuen Zeit ist der preußische Minister des Innern Severing Der Neid muß ihm lassen, daß er nichts halb tut, daß er ein ganzer Kerl ist, der das, was ihm, feiner Auffassung und feiner Partei günstig erscheint, mit brutaler Rüdsichtslosigkeit planmäßig betreibt und unter Beiseitefchieben aller Hemmnisse auch durchsetzt. Er ist nicht nur von des Gedanken Bässe angetränkelt; ihn hemmen und stören nicht juristische Bedenken: er ist infofern praktischer Berwaltungsbeamter, cls er sich nicht enge an die Zwirnsfäden oder Stride etwa entgegenstehender Paragraphen hält; er gibt ihnen die Auslegung, die seinen Zielen entspricht; er würde ... mit seiner großen Willenstraft, an richt ger Stelle eingesetzt, die seiner Vorbildung entspricht, Gutes für das deutsche Volt und für Preußen leisten fönnen. So, wie er aber einmal ist, ist auch sein Handeln zwangsmäßig durá fe'ne ganze Entwicklung bedingt, und er ist so in den Geist der neuen Zeit verstridt, daß er aus seiner Haut nicht heraus tann und handeln muß, wie ihn sein durch falsche Entwicklung mißleiteter Ginn treibt... Weil aber Severing ist, was er ist, so muß
er for!!
Wirklich ist auch der ganze Artikel, der dem Manne mit diefer Willenskraft, diesem ganzen Kerl" gewidmet ist, mit der Ueberschrift versehen: Fort mit Severing!"
Um diesen Ruf einigermaßen begründen zu können, fügt der ehemalige Königliche Landrat eine Klatschge schichte an die andere, von Severings Tätigkeit während des Kapp- Butsches angefangen bis zur Gründung und Wirksamkeit des Reichsbanners", von dem Herzberg be hauptet, daß es, die Wahlbewegung der Rechten durch Terror stört und niederhält"!
Ganz besonders wird dem Minister verargt, daß er die Verwaltung mit ungebildeten" Menschen durchsetzt hat. Ueber das Maß dieser Umgestaltung der Verwaltungsmaschinerie werden gerade zur Wahlzeit die ungeheuerlichsten Zahlen verbreitet. Der Amtliche Preußische Pressedienst hat fich veranlaßt gesehen, gegen ähnliche„ eraften Zahlen", die dieser Tage in der Scherlpresse verbreitet wurden, eine knappe Richtigstellung zu verbreiten. Es heißt darin:
Von 26 preußischen Polizeipräsidenten sollen nur ein halbes Duhend Verwaltungsbeamte sein. Von den 12 preu. kischen Oberpräsideiten sollen nur zwei frühere Verwaltungsbeamte sein. Bon 215 höheren Beamten der Inneren Verwaltung" follen mur 12 Proz. Akademiker fein. Von 77„ wichtigsten Verwaltungsstellen" follen 30 mit Parteifetretären besetzt fein.
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forderungen erfüllen, die ja nicht nur an die Ablegung eines von Schieberaffären, für die die Preußische Staatsbant Examens geknüpft sind.
Höhere Beamte der Inneren Verwaltung sind generell die vom Landrat einschließlich aufwärts. Tatsache ist nun aber, daß Dom Landrat einschließlich aufwärts. Tatsache ist nun aber, daß von den ungefähr 400 Landräten Preußens etwa zwei Drittel die Prüfung als Regierungsassessor bestanden haben, dazu weitere 70 die Prüfung als Gerichtsassessor, und daß eine weitere Reihe eine andere akademische Vorbildung hat. Dazu kommt noch eine Anzahl zwar nicht akademisch, aber doch vorgebildeter früherer Verwaltungs. beamter. Die Vizepräsidenten bei den Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten haben entweder die Gerichts oder, in den meisten Fällen, die Regierungsassessorprüfung abgelegt.
Nach unserer Auffassung ist die Durchsetzung der preußischen Verwaltung mit republikanischen Elementen, auch wenn sie nicht verwaltungstechnisch vorgebildet" sind, bei weitem nicht in dem Maße erfolgt, wie das Interesse der Republif es erheischte. Und wenn irgendein Vorwurf erhoben werden müßte, so wäre es der gegen die Koalitionsregierung, daß sie die Demokratisierung der Verwaltung bisher allzu langsam betrieben hat, so daß noch immer in allerhand Stellen sich Freunde von Herzberg und Bestarp herumdrücken. Gegenüber den Verdächtigungen Severings aber muß doch einmal darauf hingewiesen werden, daß im Jahre 1917, also noch in der glorreichen Zeit Wilhelms, auch nicht weniger als 27 preußische Landräte mit dem Mafel behaftet waren, nicht verwaltungstechnisch vorgebildet zu sein. Freilich waren diese Außenseiter damals konservative Guts= besiger, und deshalb reden die Deutschnationalen heute von ihnen nicht. Wir aber haben allen Anlaß davon zu sprechen, haft vorgebildeten Landräte von 1917 noch weit größer ge besonders wenn wir uns erinnern, daß die Zahl dieser mangelwesen ist. Von dem Kavalleriegeneral Podbielski, der eine minister spielen mußte, wollen wir in diesem Zusammenhang Zeitlang Landwirtschaftsminister und dann gar Reichspost nicht einmal sprechen. nicht einmal sprechen.
Nationale Realpolitik".
Eine Abrechnung mit Stresemann.
Deutschen Volkspartei fort. Sie rechnet in einem zweiten ArDie Germania " seht ihre Auseinandersetzung mit der tifel mit dem neuen Schlagwort Stresemanns von der nationalen Realpolitif ab. Sie sagt, gerade diejenigen Parteien, denen man den Vorwurf gemacht habe, sie seien international eingestellt, hätten seit Jahren nationale Realpolitik getrieben, während sie von vielen Bolitikern, die sie jetzt auf den Schild erheben, arg vernachlässigt worden sei. Die " Germania " stellt damit noch einmal fest, daß den Parteien der Kleinen Koalition, den Sozialdemokraten, dem 3entrum und den Demokraten, das Verdienst zu kommt, das Stresemann und die Deutsche Volkspartei heute gern für sich in Anspruch nehmen möchten. Wörtlich heißt es in dem Artikel:
Mit Ausartungen internationalen Dentens hat die deutsche Außenpolitit, soweit sie vom Zentrum beeinflußt wird, nichts zu Dazu ist festzustellen: Bon den 23, nicht 26 Polizeipräst. tun, und auch die linken Nachbarparteien des Zentrums denten in Preußen find 12 nicht verwaltungsmäßig vorgebildet dürften sich gegen Berallgemeinerungen in dieser Beziehung zur und freien Berufen entnommen, 6 haben die Prüfung als Regie Wehr sehen. Niemand wird behaupten, daß die Politik der Verrungsassessor, 3 als Gerichtsaffessor cbgelent, einer hat sonstigegangenheit fehlerlos war, aber in ihren Grundzügen war sie nicht jur'stische akademische Borbildung und e ner ist ein richtig. Sie nahm Rücksicht darauf, daß wir eine Periode durch nicht ata em sch vorgebildeter Verwaltungsbeamter. Bon der 12 zumachen hatten, in der die Ultimatumsportif be den Gegnern Oberpräsidenten stammen 7 aus freien Berufen, von diesen Trumpf war, wo die Alliierten uns Entscheidungen präsentierten mit 7 haben 2 die Qualifikation als Richter, von den übrigen standen der Alternative: Bogel , friß oder strb! Weil die vom Zentrum 3 vorher im Dienst der Preußischen Berwaltung als vorgebil maßgebend mitgeführte Politik nicht wollte, daß Deutschland stürbe, dete Fachbeamie, einer im mittelbaren Staatsdienst und darum hat man sich dem Zwange gefügt, wie ein Baum sich vor dem einer an höchster Beamtenstelle im Reichsdienst. Im übrigen tft zu Sturme beugt, um nicht gefnidt zu werden. Das war damals bemerken, daß die Oberpräsidenten, Regierungspräsidenten und Boli national und real wäre damals schon die Berücksichtizeipräsidenten politische Beamte find, für die es mindestens gung realer Tatsachen e'n Programmpunkt einflußreicher ebenso sehr darauf anfommt, daß sie mit der Bevölkerung ihres Kreise gewesen, die politisch rechts vom Zentrum stehen, so Bezirks politisch und wirtschaftlich in engster Fühlung stehen, so daß wäre uns wohl manche Trübsal erspart geblieben. dafür in erster Linie Persönlichkeiten geeignet sind, die diese An
Zeitungsverfäufer die Abendausgaben ous, mit Geschwindigkeit ist keine Hererei den Schilderungen der großen Zweiminutenstille der Hauptstadt der Welt.
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Bom geborenen Sachsen. Schauplatz: Straßenbahnhaltestelle Bom geborenen Sachfen. Schauplak: Straßenbahnhaltestelle am Dresdner Hauptbahnhof. Eine fremde Dame tritt auf einen freundlichen Mann zu: Bitte, fönnen Sie mir sagen, mit welcher
Linie ich zur Hähnelstraße fomme?"
Der freundliche Mann:„ Baronse mal. Da fahnfe am besten mitr 6. Nee, wardnese mol, noch besser mitr 8 oder doch mitr 16." Der Dame scheint die Auskunft etwas unsicher; sie wendet sich an einen zweiten freundlichen Mann.
Dieser starrt angeftrengt in die Luft." De Hähnelstraße? Nu heernse, ch'bin doch ä gebirbiger Dräsener, aber von dr Hähnelstraße habch noch nie was geheer!!"
Ni wah? fällt der erste freundliche Mann ein. Das habch mr coch( chen gedacht, ch glocbe, ne Hähnelftraße die gibbts hier
garni in Drüsen!"
Die Jagd nach dem lebenden Dinosaurier. Eine Expedition nach Südamerika wird von einem australischen Forscher, Ganne Derter, unternommen, um den„ lebenden Dinosaurier" zu finden, der verschiedentlich in dem Esquel- See in den Anden gesehen worden sein foll. Der Direttor des Zoologischen Gartens von Buenos Aires , Clemence Onelli, hatte bereits vor zwei Jahren eine mißglückte Jagb nach diesem fabelhaften Untier unternommen. Derter hofft num, das Lier zu finden, über dessen Dasein bereits zwölf Zeugnisse vorliegen und beffen Spuren man in der Umgebung des Sees gefunden hat. Die Expedition führt Leuchtrafeten mit, um den See bei Nacht zu erleuchten, da das Untier sich nur in der Dunkelheit zeigt. Große Fallen und ein Lastkraftwagen werden ebenfalls mitgeführt, um das merkwürdige Ungeheuer fangen und abtransportieren zu tönnen. Hoffentlich verbietet der zuständige Staat dem allzu unternehmungsluftigen Freibeuter, dieses fabelhafte Untier" wegzuschaffen. Er soll es in feinem Milieu lassen und dort studieren.
Die Staats' heater bleiben am Bugtage gefchloffen mit Ausnahme der Oper am Stonicaplak, wo das bereits angefündigte Konzert unter Mitwirtung des Demchors ftattfindet. Da die Staatstheater infolge des Berbots aber auf den Anschlagzettein bereits die Schließung der brei Säufer befanntgegeben hatten, wird es frog Aufhebung des Berbots bei diesem Beschluß bleiben, weil auf einen angemessenen Besuch doch nicht mehr zu rechnen war.( Der Beamte, der für das törichte Berbot verantwortlich ist, follte feitgestellt und für den Schaden haftbar gemacht werden). Die Große Bollsoper ist heute geschlossen. Donnerstag 7%, Uhr:„ Der Freischüt". Ein Richard Dehmel - Abend findet im 2effing- Museum, am Donnerstag 8 Uhr statt. Die Galerie Dr. Goldschmidt- Dr. Wallerstein, Schöneberger Ufer 36a, zeigt in ibrer November/ Dezember- Ausstellung eine umfangreiche Stolettion Handzeichnungen und Graphik von Käthe tollmit.
Im Kupferflichkabinett find zwei neue Ausstellungen eingerichtet worden, in der allen Abteilung: Beichnungen franzöfifcher Meister bes 15. bis 18. Jahrhunderts, in der Abteilung für moderne Graphik: Englische Radierungen und Steinbrude des 19. Jahrhunderts.
Puccini erfrartt. Der italienische Kon ponist Buccini befindet sich zur Zeit in einer Brüffeler Klinik in Behandlung; er muß sich einer Stehitopf operation unterziehen.
Diese für die Voltspartei wenig schmeichelhaften Erinne rungen sind ein recht unsanfter Rippenstoß für die Bürgerock freunde, die sich unter der falschen Maske der nationalen Realpolitit" bemühen, die erbittertsten Feinde dieser Politik in die Regierung hereinzuschmuggeln. Aber das Blatt wird noch deutlicher. Es nennt Stresemann eine eklektische Persönlichfeit, deren Charakterbild es an der nötigen Klar heit fehle, und die die Pendelpolitit feiner Partei zwischen rechts und links aus Gebundenheit und Neigung mitmache. Das Zentrum aber fenne nur eine Außenpolitik, die den ihr eigentümlichen Anschauungen und leberzeugungen entspreche, und werde nur den Staatsmann unterzeugungen entspreche, und werde nur den Staatsmann unterstützen, der sich diese Politik zu eigen macht.
Dem Artikel kommt um so größere Bedeutung zu, als er mitten während des Wahlkampfes noch einmal feststellt, daß das Zentrum für einen Bürgerblod nicht zu Roalition( 3entrum, Demokraten, Sozialdemokraten) um haben ist und die Verdienste der sogenannten Wirth die deutsche Außenpolitif fräftig unterstreicht.
sich, am 7. Dezember eine Mehrheit für den Rechtsblod zuDamit ist Klarheit geschaffen. Die Bolkspartei bemüht fammenzubringen. Das Zentrum will sich diesem Zwang entziehen. Es dürfte also, wenn die Mehrheitsverhältnisse es gestatten, mit der Bendelpolitik der Deutschen Volks partei Schluß machen.
In der Hand der Wähler liegt es, mit dem Stimmzettel dafür zu sorgen, daß der Wille zu einer republikanischen Politik der Klarheit zur I at wird.
Schieberaffäre Holzmann.
Kredite der Preußischen Staatsbank?
Der Fall Bartels zieht immer weitere Kreise. Eine Kocrespondenz veröffentlicht jetzt Mitteilungen darüber, wie die Rre. bite zustendegekommen sind, die die Preußische Staats bank an die Beteiligten Holzmann und Kutister gegeben hat. Die Sicherheit, die für die Kredite gestellt wurde, soll unzulänglich gewesen sein, weil ein Mitbürge der Wechsel, die Firma Grube, ein Abkommen mit dem Kreditnehmer Kutisker abgeschlossen habe, wonach sie für Wechsel nicht in Anspruch genommen werden
tonnte.
Holzmann und Kutister haben zusammen die Verwertung des großen Hanauer Eisenbahnmateriallagers übernommen und maren dann in Streit geraten, als Solzmann fein Geschäft zustande brachte, sich aber von seinem Komplizen Kunster große Vorschiffe auf die Abschlußprovision hatte bezahlen lassen. Der Icgtere wurde num durch eine Anzeige in einen Bucherprozeß verwickelt und mußte eine nach Millicnen zählende Kaution stellen, um auf freiem Fuß belassen zu werden. Der Angeber, ein gewisser Striet r, der selbst vorher das Hanauer Lager besessen hatte, benannte Holz mann ois Belastungszeugen gegen Kulister, so daß dieser jetzt gegen Holzmann Anzeige wegen Betruges und Erpressung erstattete, um ihn zu erledigen. Man sieht, es ist ein gonger Rattentönig
mitverantwortlich gemacht werden soll, ohne daß jedoch aus der Veröffentlichung ersichtlich wäre, inwieweit d'ese gegen faufmännische Grundsäge verstoßen und Beriuste erlitten hat. Wir hoffen, daß alles getan wird, um diese Frage aufzuklären.
Wetter verzeichnet die Korrespondenz die Behauptung, daß. als die Berkiner Kriminalpolizei die umfangreichen Ermittlungen im Falle Holzmann- Kutister in Angriff nahm, Generaldirektor Kutisker dem mit diesem Auftrag betrauten Kriminalfommissar eine Steno. typistin zur Verfügung gestellt hat, die Kutister selbst eist von seinem Gegner Strieter, dem bisherigen Besitzer des Hanauer Lagers, wegengagiert haben soll, und die mir dieser ganzen ver: wickelten Materie sehr vertraut sein soll. Es heißt, daß diese Dame, von der man doch annehmen muß, daß sie ihr Gehait von Herrn Rutister empfängt, noch weiter bei dem betreffenden Kommissar tätig ist und jogar alle Protokolle über die diesbezüglichen Bernehmungen aufnimmt. Angeblich soll auch des öfteren en in Diensten Rutisfets stehender Privatdetektiv dabei zugegen sein. Die ganze Meldung trägt offenfundig den Charakter eines Verfuches, die Aufmerksamkeit von dem start belasteten Regierurigsrat Bartels abzulenten und vielleicht aus politischen Gründen andere Instanzen in den Mittelpunkt der Standalaffäre zu rücken. Wir ziehen es vor, die weiteren angekündigten Mitteilungen abzuwarten, ehe wir zu den Vorwürfen im einzelner Stellung nehmen. Jedenfalls fann mun schon jetzt aus der gegenseitigen Bezichtigung der Komplizen interessante Eröffnungen über die Geschäftspraktiken mancher Neureicher erwarten.
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Der Freiburger Prozeß.
den Berhand ungen der letzten Woche vor allem die Lörracher UnDie Frage der Umsturzvorbereitungen. Freiburg , 18. November. ( Eigener Drchtbericht.) Während in lungen des Staatsgerichtshofes. Die Dienstagvernehmungen brachten norbereitungen der KPD. der Gegenstand der Verhandruhen selbst zur Erörterung famen, find seit Montag die U m st urzollerdings über diesen Umsturzplan, der zweifellos, wenn vielleicht auch nur unter dem Dedmantel der Abwehr einer faschistischen Gefahr, bestanden hat, nicht viel Neues zutage. Zunächst stellte die tommunistische Verteidigung den Antrag auf Bernehmung einiger Zeugen, die befunden follen, daß der als vogelfrei bezeichnete Angerechtsradikalen Verbänden gehört habe. Kölberle gibt flagte Kölberle der Kommunistischen Partei im Dienste von dies auf Bernehmen zu. Allerdings habe er aus Idealismus" gehandelt und nur die sachlichen Auslagen bezahlt erhalten. verwandt mit Hermann Herbster) gehörte der KPD. seit ihrem BeDer hierauf vernommene Angeflage Otto Herbster( nicht stehen an und war im September legten Jahres mit der Einrichtung eines Kurierdienstes betraut. Während der Unterfuchungshaft schimpfte Herbfter in mehreren an Mitangeklagte gezichteten Kaffibern über den Angeklagten Büche, der dem Staatsanwalt Angaben über fein Waffenlager gemacht habe. Bon diesen im Baunerwelsch abgefaßten Kaffibern, die regelmäßig durch die unter auch der hauptbelastende, der in der Röhre hängen blieb. Klosettleitung befördert wurden, liegen einige dem Gericht vor, darHerbster gibt an, diese Kaffiber nur zu seiner Unterhaltung gegemeint sein. schrieben zu haben, ein solcher Schauerroman" fönne ja nicht ernst
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Als Spione der KPD. waren femer die Angef'agten Schumacher, Büche und Grimm tätia, die das zugeben, aber sich der Strafbarkeit ihrer Handlungen nicht bewußt gewesen sein wollen. Der Angeklagte Treffeifen gibt zu, Leiter des Unterbezirks Freiburg der RBD. gewefen zu fein. Eine Haussuchung mehrere streng vertrauliche Rundschreiben der KPD. zutage. Der förderte in seiner Wohnung einen 2meren per mit Mnition und Angeklagte Me mer, der ebenfol's des Kurierdie ftes beschuldigt zuliebe an. Den Antrag, die Leitung des Kurierdienstes für Frei wird, gehört, wie er ang bt, der KPD. nur einem Gefargsfreunde burg zu übernehmen, lehnte er ab, meil er fürchtete, mit bem Gerichte in Berührung zu kommen, dessen Klassenjuftiz" ihm schon damals bekannt war. Das umfangreiche Beweismaterial, das bet ihm vorgefunden wurde, will meßmer nie erhalten haben. Dar unter befinden sich u. a. Fragebogen, die an die Ortsgruppenleiter durch Kuriere weiterversandt werden sollten und in denen nach der Menge und der Art der zur Verfügung stehenden Waffen und erfannt haben, daß die KPD. auch auf ungefehmäßigem Wege ihr Lastautos befragt wird. Erst an diesem Material will Meßmer Ziel zu erreichen fuche. Er habe sich daher auch nicht mehr an der Parteiarbeit betätigt.
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Am Schluß der Morgenverhandlung stellt die Verteidiguna noch einen umfangreichen Beweisanirog. Es sollen etwa 15 3eu. gen, bie zum Teil rechtsraditalen Berbänden an gehören, befunden, daß eine faschistische Gefahr in Oberbaben im September letzten Sabres tatsächlich bestand. Entscheidungen über die zur Beratung gekommenen Beweisanträge Zu Beginn der Nachmit'orso rhandlungen werden zunächst die mitgeteilt. Der Anklagevertreter unterstellt els mahr, daß die Angeklagten an das Bestehen einer faschistischen Gefahr glaub. fen und nimmt deshalb vom Verhör der beantragten Zeugen Av. stand. Ueber die Vorladung der zwei Untersuchungsgefangenen des Ticheta- Prozesses behält sich der Senat vor, nach dem Berhör Köl berles zu entscheiden. Der Gerichtshof fritt dann wieder in das weitere Verhör der Angeklagten ein, die des Kurierdienstes und damit der Vorbereitung zum Hochperrat beschuldig: werden. Die Verhandlungen dauern um 6 Uhr abends noch fort,
Der Kommunalkonflikt in Bochum . Bochum . 18. November.( Eigener Drahtbericht.) Die Regierung steht einer Auflösung der Bochumer Stadtverordnetenberiammlung, die infolge der Radaupolitik der Kommunisten andauernd arbeitsunfähig ist, ablehnend gegenüber. Sie ist der Ansicht, daß es bei dem Stärkeverhältnis der Parteien( 18 Rommunisten zu 40 Nichtlommunisten) möglich sein muß, auf legalem Wege wieder ordnungsmäßige Zustände zu schaffen. Der Magistrat fönne bis zum Januar von der Einberufung einer Stadtverordnetenversammlung absehen. In der Januarversammlung sei nach bisteriper Gepflogenheit die Wahl des Vorstehers, feines Stellvertreters usw. als erster Punkt auf die Tagesordnung zu sehen. Da ergebe sich die Gelegenheit, bas Stadtparlament wieder verhandlungsfähig zu machen.
Präsidentenneuwahl im bayerischen Landtag Auer 1. Vizepräsident.
München , 18. November. ( Eigener Drahtbericht.) Der Bane. rische Landtag machte in seiner Rachmittagsfizung am Dienstag endlich das Unrecht wieder gut, das seine Mehrheit im Sommer d. J. durch Ausschaltung der Sozialdemokratie von den ihr zustehenden Ehrenposten im Landtagsbireftiorium begangen hatte. Auf Antrag der Sozialdemokratischen Fraktion wurde die Geschäftsordnung dahin ergänzt, daß die Zusammensetzung des Präsidiums entsprechend der Stärke der Fraktionen erfolgen muß. Nachdem nunmehr die Sozialdemokratie einwandfrei die zweitſtärkste Fraktion des Landtages ist, wurde am Dienstag eine Neuwahl vorgenommen, bei der Genosse Ehrhard Auer bei Stimmenthaltung der Bayerischen Volkspartei die Mehrheit der abgegebenen Stimmen( 37 von 69) auf fich vereinigte und somit zum ersten Bizepräsidenten gewählt war. Als zweiter Vorsitzender wurde der Abgeordnete Dörfler gewählt, der bisher zu Unrecht auf dem Stuhl des ersten Bizepräsidenten gesessen hat.