malter der bisherigen Rentenbank dagegen sträuben, die Rentenbank die Schaffung der Kreditanstalt auf dem Wege den Einspruch der Länderregierungen gegen die einseitige der Rotverordnung fordert und dabei im ReichsVerfassung der Rentenbank- Kreditanstalt an zuertennen. ernährungsministerium, das ja als landbund freundlich bekannt Die Gründung einer Organisation zur Verwaltung der Ren- ist, Unterstüßung findet. Wenn eine solche Bank notwendig tenbankkredite hätte längst vollzogen sein können, wenn man ist, so müßte sie in engster Anlehnung an das Reich und an die nur mit der Regierung zusammengehen wollte. Man bestehenden Kreditinstitute derart aufgezogen werden, daß ein will aber die Schaffung eines Geldinstitutes, das im Zweifels Gegeneinanderarbeiten der verschiedenen, für die Geldpolitik falle sogar in der Lage ist, die Kreditpolitit des verantwortlichen Instanzen unmöglich ist. Mit Recht haben Reiches zu durchkreuzen, wenn es den Landbündlern paßt. der Reichsbankpräsident Dr. Schacht und der Ausschuß der Man will insbesondere ein Bantinstitut, das den wirtschaft Sentralgenossenschaftstasse auf die Gefahr einer Ueber lichen Bestrebungen des Reichslandbundes in weitem organisation im Geldwesen hingewiesen. Es scheint, daß man sich über diese Bedenken hinwegsehen will, nur um die Maße dienstbar gemacht wird. Sonderinteressen eines kleinen Teiles der Landwirtschaft gegen den Willen des größeren Teiles der deutschen Landwirtschaft durchzusetzen. Wir zweifeln nicht daran, daß die Parteifaffe der Deutsch nationalen aus dem Bestehen einer dem Landbund dienstbaren Zentralbank erhebliche Vorteile ziehen würde. Das Bolt als Ganzes hat von der Schaffung einer solchen neuen, im Dienste der Reaktion stehenden Geld macht nur Nachteile zu erwarten. Deshalb ist gegen die neuen Pläne der schörfste Einspruch der Arbeiterschaft am Plage. Abschied von der Rentenbank.
Diese Absicht tritt um so flarer zutage, wenn man daran erinnert, daß die landwirtschaftlichen Genossenschaften in ihrer Gesamtheit gegen den Plan der Rentenbank- Kreditanstalt Einspruch erhoben haben, daß ferner auch die in der Preußischen Bentral- Genossenschaftstaffe zusammengefaßten Genossenschaften aller Richtungen eine schwere Gefährdung ihrer Arbeit von der Gründung der neuen Bank erwarten. In den landwirtschaftlichen Genossenschaften sind 75 Prozent der deutschen Landwirte organisiert. Sie sprechen fich dagegen aus. Die übrigen 25 Prozent defretieren, daß die Rentenbank- Kreditanstalt trotzdem geschaffen werden soll und bekommen es fertig, die Länderregierungen dafür verantwortlich zu machen, wenn die Neugründung nicht zustande kommt und wenn daraus für die Landwirtschaft Nachteile erwachsen sollten!
Berständlich wäre die Anmaßung, mit der die Verwaltung der Rentenbank ihren Protest fundgibt, wenn man sich wenig frens innerhalb der Rentenbank- Kreditanstalt darüber einig wäre, welche Art des Kreditwesens besonders gepflegt werden foll. Ursprünglich wollte man die Kreditanstalt auf Hypothefentredite beschränken. Es ist aber nicht genug Geld da, um diese Aufgabe wirksam fördern zu können. Als nun auch die Hypothekenbanken Einspruch erhoben, erklärte man, daß man zunächst vornehmlich Personaltrebite gemähren wolle. Die Personalkredite an die Landwirtschaft werden aber heute fast ausschließlich durch die Genossenschaften versehen. Schafft man daneben ein neues Personalkreditinstitut, so wird die Gefahr, daß die Genossenschaften darunter leiden,
ganz bedeutend gesteigert.
Daran fann aber niemand ein Interesse haben, der die ausgezeichnete Arbeit der landwirtschaftlichen Genossenschaften für das Kreditwesen fennt und der insbesondere ihre Bedeutung für die mittlere und kleinere Landwirtschaft richtig einzuschäzen weiß.
Darum hat man ein weiteres Tätigkeitsfeld für die Rentenbank- Kreditanstalt ins Auge gefaßt. Man wollte Aus= landskredite für die deutsche Landwirtschaft beschaffen. Tatsächlich befindet sich ein Führer des Reichslandbundes - derjenigen Organisation, die alle ihre Gegner als„ Knechte des internationalen Kapitals" bezeichnet zurzeit in England, um den britischen Finanziers die Taschen aufzufnöpfen. Man muß es dahingestellt sein lassen, wie diese famosen Politifer ihre Bestrebungen, den deutschen Außenhandel und damit die internationalen Handelsbeziehungen durch eine Schutzzollpolitik zu untergraben, mit ihren Kreditgesuchen im Ausland in Uebereinstimmung bringen wollen. Festgenagelt muß die Tat fache jedoch werden, um die Kapitalpolitik der völkisch ein gestellten Landbundkreise zu beleuchten. Aber es besteht ja feine Aussicht, daß bei den hohen Binsfäßen, die immer noch für Auslandskredite verlangt werden, wesentliche Beträge für die deutsche Landwirtschaft nutzbar gemacht werden können. Wenn überhaupt jemand, so sind dazu die Reichsbant und biejenigen hypothefenbanten, bie über Auslandsver bindungen verfügen, eher imftande als diejenigen Leute, die im Verwaltungsrat der Rentenbank ihren Einführungskursus in das moderne Kreditwesen durchgemacht haben.
Ueberdies besteht feine Eile zur Schaffung des Instituts, da ja die ersten Rüdzahlungen an Krediten erst im Herbst nächsten Jahres erfolgen sollen. Es ist daher unbegreiflich und es läßt sich nur aus der Furcht vor einer republikanischen Mehrheit im neuen Reichstag erklären, wenn
Es war an einem Sonntag um November 1924. Beim Oberstadt fetretär Rothe harrte alles auf den Beginn des Mittageffens. Die Hausfrau lief ein übers andere Mal in die Küche, um nachzusehen, Daß nichts anbrannte. Die Großmutter setzte die Stricknadeln in Tätigkeit, als gelte es eine zwanziglöpfige Familie mit Socken ausguftatten. Die Kinder hatten je einen Apjei bekommen, damit sie mit ihrem„ Aber ich hab' Hunger!" der Mutter nicht gar so sehr in den Dhren lagen. Der Hausherr gudte fortwährend nach der Tür und fogte: Noch zehn Minuten gebe ich zu. Wenn die Tante Kamilla bis dahin nicht gekommen ist, dann wird gegessen:"
Da flingelte es. Tante Kamilla tam. Sie war ganz atemlos. ,, Aber mo bleibst denn du nur so lange?" fragte die Hausfrau.„ Laßt mich nur erst ein wenig verschnaufen," war die Antwort, dann metbe ich alles erzählen!"
Tante Kamilla hatte einst bessere Tage gesehen. Ihr Mann besaß ein gurgehendes Geschäft und hinterließ seiner Witwe ein fieines Vermögen, von dessen Zinsen sie leben fonnte. Da sie sehr genügsam war und außerdem einen sehr ausgedehnten Berwandtenfreis belaß, lernte sie die Not des Lebens nicht kennen, bis der Ver. fall unferer Währung einfegte. Da waren die paar tausend Bapier. mart kapital nicht einmal mehr eine Scheibe Brot wert. Da sie marcherlei gelernt hatte und da man sich auch hier und da ihrer annahm, bieb es thr zwar erspart, alle Bitternisse des Kleinrentnerinnentums austoften zu müssen. Aber der Zwang, sich auf ihre alten Tage noch vollständig umstellen zu müssen, hatte sie mit Haß gegen die neue Zeit erfüllt.
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Man jaß am Tische und schlürfte die Suppe. Da war Tante Ramilla so weit, daß sie die Grünbe threr Berspätung darlegen fonnte. Sie fagte: 2ls ich eben zu euch tommen wollte, flingeite Wer stand draußen? Frau Frommel , die Borsigende vom Hausfrauenverein. Sie erzählte mir, daß sie in großer Berlegenheit sei. Es habe ihr jemand versprodjen, einen Stoß Flugblätter zu ver teilen. sei aber nicht gekommen. Und da fragte sie mich, ob ich es tun molle. Ich konnte natürlich nicht nein sagen und habe.. Scffentlich hat sie dich ordentlich bezahlt!" fiel thr Herr Rothe ins Bort Das ist doch Ehrenfache, war die Antwort." Frau Frommel ist mir auch gefällig gewefen. Sie hat mir zweimal Rar tcffelgutscheine verschafft, einmal..„ Das hat sie aber doch nicht von sich aus getan, sondern als Angestellte der Stadt!" wandte der Hausherr em. Tante Kamilla fuhr fort:„ Und dann hat sie mir ge'agt: ich sei doch Kleinrentnerin und beziehe Unterstügung. Und dafür müsse ich doch auch etwas leisten."
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Da schlug Rothe mit der Fauft auf den Tisch und rief ziemlich erregt: Das haft du bir gefallen lassen?!"- Es ist aber doch leider
Der Reichspräsident hat aus Anlaß der Umorganisation der Deutschen Rentenbank an deren Präsidenten, Staatsminister a. D. Dr. Deniz e, folgendes Schreiben gerichtet:
„ Hochgeehrter Herr Präsident!
Die im Zusammenhang mit dem Dawes- Plan erforderlich gewordene Neuordnung des Bährungswesens hat auch die allmähliche 8urückziehung der Rentenmarf zur Folge. Die Aufgaben der Deutschen Rentenbant, die am 16. Oktober 1923 gegründet worden ist und am 16. November v. 3. die ersten Rentenmarkscheine in den Verkehr gebracht hat, sind damit im wesentlichen erfüllt. Vor einem Jahre, in der Zeit der höchsten Not, taben Sie, Herr Präsident, der Vorstand und der Verwaltungsrat der Deutschen Rentenbank sich dem Vaterlande zur Verfügung geftellt; Sie selbst wie der Verwaltungsrat haben durch Unterzeich nung der Rentenmartscheine ben unerschütterlichen Glauben an die Gesundung der deutschen Währung und der deutschen Wirtschaft befundet und so zum Gelingen des Werkes tatkräftig beigetragen.
Nach der Umorganisation der Deutschen Rentenbank ift es mir eine besondere Genugtuung, Ihnen, hochverehrter Herr Präsident, dem Vorstande der Bant sowie den Mitgliedern des Verwaltungs. rates für die erfolgreiche Tätigkeit der alten Rentenbank den Dank
des Reiches zum Ausdruck zu bringen.
Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Euer Exzellenz ergebenster gez. Ebert. Reichspräsident."
Geschichtsfälschung.
Die Stresemann- Legende der Volkspartei. Die Bresse der Deutschen Volkspartei arbeitet an einer Geschichtslegende. Durch stete Wiederholung glaubt sie folgende Erfindungen zu politischen Tatsachen zu machen:
1. Die Erfüllungspolitik hat Deutschland ins Unglück gebracht.
2. Herr Stresemann war vom Herbst 1923 der Führer der deutschen Außenpolitik.
3. Seine Außenpolitit hatte, mit der bisherigen Erfüllungspolitik nichts zu tun. Sie war im Gegensah zur Erfüllungspolitit- Befreiungspolitit.
4. Stresemannsche Außenpolitit hat Dortmund , Hörde, Mannheim , die Flaschenhälse befreit.
offenkundigen Banterott abgeschlossen, daß man sie auch durch das geschichteste Plaidoyer dem deutschen Volke nicht mehr als Befreiungspolitik vorspiegeln fann."
Der Todesstoß gegen die Währung war die Finanzpolitit während des Ruhrkampfes. Ihr Inspirator hieß Helfferich. Sie hatte die Billigung des Herrn Beder von der Deutschen Volkspartei , der neben Helferich zu den vertrauten Ratgebern Cunos gehörte. Hinter diesen Männern stand als treivende Kraft die Schwerindustrie, die bewußt den Zusamment ruch der deutschen Währung wollte siehe Stinnes! Die freche Geschichtstlitterung in diesem Punkte ist die Uebertragung der Methode" Haltet den Dieb" in die Politik.
Die Punkte zwei, drei und vier der Behauptungen der Boltspartei führen zu so fressen inneren Widersprüchen, daß die Fälschung in sich zusammenbricht. Die Zeit" von gestern abend schreibt:
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Wir möchten die„ Germania " in diesem Zusammenhange an regen. Während Dr. Stresemann als Außenminister mit Einfat feiner ganzen Kraft die Befreiung des Ruhrgebietes als Vorausse gung unserer Zustimmung zum Gutachten vertrat, hielt Reichskanzler Marg bei einem Prefseempfang eine Rede, in der er ausdrüdlich hervorhob, daß es für die deutsche Regierung teine anderen Bedingungen gebe als die Borcusfegungen, die in dem Gutachten selbst enthalten seien." Dazu eine Tatsachenfrage: Hat Herr Stresemann in London die Befreiung des Ruhrgebiets zur Vorauss fetzung, zur conditio sine qua non der Annahme gemacht? Die aftenmäßig feststehenden der Welt befannten Tatsachen sagen: nein. Er hat die Politik des Reichskanzlers Marg mitgemacht.
einer Vorfall erinnern, der damals geeignet war, Aufsehen zu er
Daraus ergibt sich: entweder war Herr Stresemann nicht der Führer der deutschen Außenpolitik, sondern Marr. Dann fällt das Verdienst der Befreiung der besetzten Gebicte auf die Erfüllungspolitik nicht auf die gewollte, aber nicht zur Tatsache gewordene Befreiungspolitik des Herrn Streje mann.
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Oder Herr Stresemann war doch der Führer, dann hat er, wie ja die Londoner Verhandlungen beweisen, die Erfüllungspolitik betrieben. Dann ist es also auch nichts mit der Befreiungspolitif originaler Stresemannscher Prägung er hat lediglich als Diener der bisherigen Außenpolitik gehandelt, der Befreiungspolitit durch Erfüllung. stichfest. Sie ist durch die innere unwahrhaftigkeit zum ZuDie Geschichtsflitterung der Volkspartei ist nicht hieb- und fammenbruch verurteilt..
Die Bismarcks.
Eine zeitgemäße Erinnerung.
Otto v. Bismard hat es glücklich geschafft: er darf, trotzdem er dem zweiten Versailles " zur Annehme verholfen hat, wieber Reichstagsabgeordneter werden. Im Wahlkreis Weser- Ems prangt er an der Spitze und auf der Reichsliste rangiert er gleidh hinter der großen Erzellenz, Herrn v. Hergt. Ein Zufall führt uns wieder eine Bekanntmachung zu, die die v. Bismords in Barzin in Kriegs. zeiten auf ihren Gütern und Forsten aushängen ließen. Sie ist ech Bismarcscher Geist:
Bekanntmachung!
Das Bilzesammeln in den Gräflich v. Bismardschen Ferften ist bei Strafe verboten. Die Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft.
Barzin, den 17. September 1918.
Gräflich v. Bismardsche Forstverwaltung Barzin. Diese Bekanntmachung hatte uns feinerzeit ein Feldgrauer zu
Punkt 1 wird in der Beit" von gestern abend in folgende geschicht, der mit Recht über diese„ Unterstützung der Wermsten beim
Formel gebracht:
„ Die Erfüllungspolitik des Herrn Dr. Wirth, die unserer Währung den Todesstoß perfekte, hat mit einem so
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fo!" sagte die Tante ganz fleinlaut. ,, Nun hört mir aber doch alles auf!" rief Rothe, die Kleinrentnerunterstützung bekommst du als ganz fleine, viel zu geringe Entschädigung dafür, daß du durch den Berfall der alten Währung auf deine alten Tage um die Erträgnisse deffen gekommen bist, was dein Mann für dich geschafft und gespart hat. Der Beamte erhält, wenn er so alt ist wie du. sein Ruhegehalt, feine Witwe ihre Witwenbezüge; und niemand verlangt, daß sie dafür noch arbeiten müffcn! Na, warte nur, alte Frommeln, morgen teile ich das dem Fürsorgeamt mit, wie du deine..."
Jetzt legte sich die Hausfrau ins Mittel und sagte:„ Aber Bäterchen, du schlingst vor Wut die gebratene Leber nur so hinter! So bekommt dir doch das Essen nicht!" Das war für Bäterchen" ein gewichtiger Grund, die Angelegenheit bis nach dem Essen zu vertagen.
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Er hätte sie sogar vergessen, wenn ihm nicht, als er auf dem Vorfaal etwas suchte, ein Bädchen Zettel in die Augen gestochen hätte. Er nahm einen Zettel vor, warf einen Blick darauf und sagte:" Tante, weißt du auch, was das für Flugblätter find?" Nein," war die Antwort, hoffentlich feine sozialdemokratischen!" Leider nicht!" fuhr Rothe fort, es find vielmehr deutschnationale Wahlaufrufe! Deutschnationale!! Verstehst du?? Von denselben Leuten, die durch ihre verbrecherische Politit euch Kleinrantner um eure Existenz gebracht haben!!" Da entfuhr es Tante Kamilla. In dem Flugblatt steht aber, an unserem Elend wäre die Sozialdemokratie schuld!" Da lam fie aber bei ihrem Neffen an. Er lub sie ein, es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Dann nahm er das Flugblatt her und widerlegte es Satz für Satz. Die Tante wagte ab und zu einen Einwand. Aber sie hatte damit fem Glüd. Rothe ging auf alles ein, mas fie fagte, genau so, wie er es in Versammlungen zu tun pflegte, wenn Zwischenrufe erfolgten.
Bei den Sätzen, die den Kleinrentnern galten, verweilte er ganz besonders. Er zeigte, was zum Zerfall der alten Währung geführt hat, und legte der immer aufmerksamer lauschenden Tante bar, mos die SPD. alles an Anträgen gestellt hatte, daß der unheilvollen Tätigeit der Notenpreffe Einhalt geboten würde; wie oft die SPD. die Erfassung der Sachwerte Einführung ausgiebiger Besitzsteuern usw. verlangt hatte, wie die SPD. auf den Unfug des Rückzahlens geborgter Gelber in entwerteter Papiermart hingewiefen hatte u. a. m. Er zeigte ihr, wie das Großkapital jene berüchtigte Offensive gegen die Papiermart geführt hatte und im Stampf mit der Reichsmart leider Sieger geblieben war.
Aber warum haben denn die Sozialdemokraten das nicht in bie Tat umgefeßt?" wandte die Tante ein. Jetzt hielt ihr Rothe einen fleinen Bortrag über politische Machtverhältnisse, über den Ausfall früherer Reichstagswahlen und über die Bedeutung der Wahl am 7. Dezember.
Das Ende vom Liede ist, daß die Flugblätter der Frau Frommel in den Ofen wanderten; daß Tante Kamilla einen Stoß fozialdemo
Durchhalten erbittert war. Der Geist, der aus diesem Dokument spricht, ist es, dem der jugendliche Herr v. Bismard mit deutschnationaler Unterstützung wieder zum Siege verhelfen möchte. Wer wird noch deutschnational wählen?
| fratische Flugblätter mitnahm, um sie in ihren Kreifen zu verbreiten; daß ihr dafür das Parteiblatt umsonst geliefert wurde; und daß der Oberstadtjekretär Rothe noch am selben Tage dem Parteisekretarial den Entwurf zu einem Aufruf zusandte Der richtete sich gegen einige Säge in dem deutschnationalen Flugblatt und begann mit folgenden Worten:
Kleinreutner! Die Sozialdemokratie hat Euch...
Der Philofoph des Krifizismus. Alois Riehl , Professor der Philosophie an der Berliner Universität, ist in Neubabelsberg im 81. Lebensjahre gestorben. Die deutsche Philofophie verliert in ihm üblicher Neufantianer, fondern ein wirklicher Brückenschlager, der einen führenden Kopf Er war nicht bloß Katheberphilosoph, fein zwischen Kant, dem Ausgangspuntt aller neueren Philosophie, in der Gegenwart eine Synthese herstellte. Riehl war Kardianer und Positivist, Kritizist und Realist. Er verlieh den eraften Naturwissenschafen, die unserer ganzen Zeit ihre Signatur geben, die erkenntnistheoretische Basis.
Seine Weltanschauung chorakterisiert er mit den Sägen:„ Die Welt ist nur einmal da; aber fie ift dem objektiven, auf die äußeren Dinge bezüglichen Bewußtsein als Zusammenhang quantitativer physischer Borgänge gegeben, während ein Teil derselben Welt einem testimmten organischen Individuum als seine bewußten Funktionen und deren Zusammenhang gegeben ist. Diese Auffassung des Psychi schen und des Physischen nenne ich den philofophischen Monismus" Die nämliche ( als Gegensatz zum natura'istischen Monismus).. fchaffende Macht, die schon in den einfachsten Dingen am Werke ist, fest ihr Werk in uns, durch uns fort. Sie it die gemeinsame Quelle vor Natur und Verstand. Sie hat den Dingen ihre begriffliche Form gegeben und uns das Bermögen, sie zu begreifen. So ffiftete fie zwischen der Natur und den Denkgesezen jene Harmonie, we che im einzelnen zu vernehmen, Ziel und Lohn aller Forschung ist. Sie felbft in ihrem Wesen bleibt transzendent. Das Geheimnis des Dafeins ist durch das Denken nicht zu ergründen. Das Prinzip des Daseins geht dem Denken voran; erst Sein, dann denken." Philofophie war ihm die Wissenschaft und Kritik der Erkenntnis, Riehl gab dem, was an Kant ewig ist, die moderne Form; die beren Gegenstand die Erfahrung ist. Sein arundi gendes Wert iſt Der philosophische Kritizismus"( 1876-87). Ferrer sind zu nennen: " Realistische Grundzüge"," Moral und Dogmetit"," Leffing". Ueber wissenschaftliche und nidtwissenschaftliche Philofophie"," Giordans Bruno"," Friedrich Nietzsche , der Künstler und Denter" und die populäre, oft aufgelegte Einführung in die Philosophie der Gegen
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wart",
Alois Riehl war im deutschen ( jekt italianisierten) Bozen ge boren, wurde 1870 Bipatdozent in Graz , als Profeffor der Philo sophie wirkte er in Freiburg , Stiel, Halle, feit 1905 in Berlin , Seine Schüler rühmen den Eindruck feiner Bersönlichkeit, feine Schriften beweisen, daß er nicht nur ein scharfer und reinlicher Denfer, sondern auch ein fünstlerischer Gestalter war.
Mascagni in Wien . Pietro Mascagnie wird in der kommenden Woche in der Wiener Staatsoper eine Reihe italienischer Dpern, wie Othello, Migoletto, Troubadour dirigieren Db es dabei bleibi, oder ob
ein engeres Berhältnis zwischen Mascagni , als Gastdirigenten, und ber Staatsoper daraus erwächst, steht noch dahin.