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heftig aneinandergeraten, und Blumenberg behauptet, daß Korn nach der Art gegriffen habe, um ihn anzugreifen. Da habe er sie ihm aus der Hand gerissen und den Schlag nach seinem Kopfe ge­führt. Blumenberg wurde wegen Totschlages verhaftet und dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

Verkehrte Welt.

Aus einem Brief:

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... Treudeutschen Gruß zuvor! Es gibt keine Treue mehr. Seibst ein Ort wie unsere Wilhelma" an der Kaifer- Wilhelm­Gedächtniskirche ist nicht mehr sicher vor dem Reichsbanner". Size ich da gestern in dem genannten Lokal, um mich nach dem Siege der internationalen Bande in Anhalt zu erholen und wirk­lich gute, vaterländische Musik zu hören. Plöglich kommen 15 bis 20 neue Gäfte in Windjacke mit schwarzrotgoldenem Band herein! Reichsbanner! Unerhört!!! Geschäftsführer, Gäste, Rapelle, Kellner, überhaupt alles ist baff. Nachdem sich der Kapellmeister von seinem Schreden erholt hatte, begann die Kapelle endlich ihre vaterländische Pflicht wieder zu erfüllen und spielte unseren schönen Fridericus Reg. Und was machen diese Brüder? Du denfft, sie fühlen sichy provoziert und schlagen Lärm?! Kein Gedanke. Lachen ganz laut! Lachen uns aus!! Am liebsten hätten ich die Kerie aus dem Loka! geworfen, aber wer weiß, ob einem unsere Freunde geholfen hätten. Außerdem sahen, mir die Brüder alle so nach Arbeitern aus. Und wie sich dann beim Deutschlandlied alles erhebt, stehen die Kadetten mit auf. Natürlich nur, um uns zu terrorisieren. Denn anstatt das ganze Lied zu singen, singen sie bloß den 3. Bers und dringen damit auch so durch, daß die Gäste nur diesen Vers mitsingen und die Kapelle dann abbricht. Da ich ganz in der Nähe saß, konnte ich gut hören, wie diese Leute behaupteten, die Kapelle gehöre ebenso­wenig zur Reichswehr , wie die neue Nachtwächtergesellschaft des deutschen Sicherheitsdienstes zur Schuhpolizei. Schon der Vergleich beleidigt diese Kapelle. Als ob das Nachtwächter wären. Mir er­zählte aber ein Gaft, daß es doch eine Reichswehrfapelle sei, nur ziehen sich die Leute erst in der Garderobe die Phantasieuniform an, damit Herr Geßler nichts merkt. Und die Burschen besaßen sogar die Frechheit, im Lotal ihre Judenblätter wie Borwärts'. Boffische", Tageblatt"," Reichsbanner" usw. zu lesen. Eine un­erhörte Provotation nationalgefinnter Kreise! Unsere Abgeordneten müssen sofort bei der Regierung anfragen, was sie dagegen zu unternehmen gedenkt. Früher wäre so etwas nicht möglich ge­mesen, aber jetzt...? Das Schlimmste aber war, daß die Brüder ungehindert raustamen, trotzdem doch mindestens 20mal soviel Du siehst hieraus, daß das Leben hier gar feinen Spaß mehr macht. Das Beste ist wohl schon, wenn wir auswander.

# 1

deutsche Männer da waren.

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Bis zum nächsten Brief mit treudeutschem Heil

Dein Armin- Theobald.

Der Fall Miasojedow.

Ein Maler von Weltruf als Falschmünzer. Der Fall des russischen Kunstmalers Iwan Miassojedow beschäf. figte soeben nochmals' in vielstündiger Berhandlung die große Straf­fammer des Landgerichts III unter Borsiz von Landgerichtsdirektor Siegert. Iwan Miassojedow, ein berühmter russischer Maler, ist zum Falschmünzer geworden und befindet sich schon seit 1% Jahren in Untersuchungshaft, da er in großen Mengen englische Zehn und 3manzigpfundnoten angefertigt hatte. Er scheint allerdings ein festlich schwertranfer Mensch zu sein, ein Umstand, auf den das Ge­richt bei Bemessung der Strafe teine Rücksicht nahm.

Der Angeflagte Miassojedom ist ein Mann im Anfang der fünfziger Jahre mit einem interessanten, von grauem Bollbart und langem Haupthaar umrahmten Künstlerkopf. Schen der Vater Miassojedows wurde in Rußland als bedeutender Maler geschägt, fein Sohn erreichte aber Weftruf. Er ist auch heute

Das

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noch Mitglied der Akademie der Künste in Petersburg . Schöffengericht Charlottenburg hatte, wie wir feinerzeit berichtet haben, Miassojedow unter 3ubilligung mildernder um stände wegen Falschmünzeret zu 3 Jahren Gefängnis und feine Freundin Mathilde Bernici wegen Beihilfe zu sechs Monaten Ge­fängnis verurteilt. Gegen diefes Urteil hatte der Staatsanwalt Be rufung eingelegt, indem er davon ausging, daß Miassojedom nicht bloß Behn- und Zwanzigpfundnoten, fondern auch Hundert­

handelte.

dollarnoten gefällt hat, die über die ganze Welt verbreitet worden sind. Die Bank von England schäßt den auf Miassojedom entfallenden Anteil von falschen Pfundnoten auf 6000 Pfund, das find etwa 120 000 M. In Deutschland wurden die Falschnoten in der Wohnung Miassojedows in Berlin- Westend und später in Ahlbeck hergestellt. Der Hauptvertreiber der falschen Noten war ein ehe­maliger ruffischer Leutnant Mamoloff, der rechtzeitig geflüchtet ist. Kriminalkommissar von Liebermann gab dem Gericht Aufschluß über ben Umfang und die Ari der Fälschungen. Die Noten waren so täuschend nachgemacht, daß erst auf eine Nachfrage bei der Bank von England ihre Unechtheit festgestellt werden konnte. Bei der Reichsbank und bei englischen Privatbanken war das nicht möglich, bei letzteren waren dieſe Noten sogar unbeanstandet durch gegangen. Die Kriminalpolizei gewann den Eindruck, daß es sich um eine gut organisierte, international arbeitende Fälscherwerfstätte Ueber die fomplizierte Binche des Angeklagten Miassojedom erstattete Medizinalrat Dr. Störmer ein umfangreiches Gutachten. Schon in frühester Jugend hat der Angeklagte an perio­disch auftretenden psychischen Störungen gelitten. Eine Zeit lang war er von einer frankhaften Feuersbrunstfucht befallen, in der er 6000 Artzeichnungen und Studienblätter auf einem Scheiterhaufen verbrannte. Einmal hätte er beinahe feine ganze Wohnung in Flammen gefeht, als er eine indische Witwenverbrennung inszenieren wollte. Sein seelifches Gleichgewicht wurde durch die furchtbaren Schrecknisse der Bolschewistenherrschaft noch mehr erschüttert. Er wurde zweimal zum Tode ver. urteilt und entrann nur mit fnapper Not dem Tode, das letztemal nur dadurch, daß er sich auf dem Kirchhof unter eine Reihe von Leichen seiner erschossenen Schicksalsgefährten warf, fich tot stellte und bis in die Nacht hinein liegen blieb. Nach der Ansicht des Sach verständigen ist Miassojedow mit schwerer Hysterie und Psychaithente behaftet, so daß er als start minderwertig zu bezeichnen ist. Staats­anwalt Schwieger verlangte im staatlichen Interesse strenge Strafe. Mildernde Umstände müßten dem Angeklagten trotz der ärztlichen Gutachten versagt werden. Deshalb beantrage er gegen Miaffojedom 6 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverluft und Stellung unter Polizeiaufficht gegen die Angeflagte Bernici 2 Jahre Gefängnis und sofortige Berhaf'ung. Nach längerer Beratung fam die Straf fammer ebenfalls zu einer Bersagung mildern ber Umstände bei Miassojedow und verurteilte ihn zu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Chroerluft und Stellung unter Polizeiauf­ficht. Der Angeflagten Mernici wurden mildernde Umstände zugetilliat, und sie wurde zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Unter­suchungshaft wurde Miassojedow in Höhe von 1 Jahr 8 Monaten, der Bernici mit 4 Monaten angerechnet.

Warnung vor einer Schwindlerin. Seit einigen Tagen treibt, wie das Bezirksamt Friedrichshain mitteilt, eine Schwind­lerin im Bezirke Friedrichshain ihr Unwefen. Sie besucht Sozialrentner und sonstige vom Wohlfahrtsomt durch Liefe rung von Kohlen unterstützte Bersonen, um das Geld für die ge­fieferten Materialien einzuziehet. Vor dieser Schwindlerin, eine jüngere, blonde Person, wird dringend gewarnt. Es fei ausbrütlich darauf hingewiesen, daß alle vom Wohlfahrtsamt ge­lieferten Kohlen unentgeltlich verabsolgt werden.

Für eine Million Mark Getreide verspekuliert. Mildes Urteil im Rathenower Dampfmühlenprozeß.

Die viel besprochenen Vorgänge in der Rathenower Dampf­mühle, die Anfang des Jahres 1923 so großes Aufsehen erregten und fogar zur Schließung der Mühle zu führen drohten, war foeben Gegenstand einer Verhandlung vor dem großen Schöffen­gericht in Brandenburg a. d. 5. Angeklagt wegen fort­gesetzter Unterschlagung und Vergehens gegen das Handelsgesetz buch§ 314 Abs. 1 war der Mühlendirettor Bruno Dett= mann, der Prokurist Rieger, der Lagerverwalter Bucholfft und der Korrespondent Müller , lettere drei angeklagt wegen

midlung des ganzen Menschen anstrebenden neuen Lehrpläne entspricht. Die Ausstellung wird 3 Wochen, bis zum 13. Dezember dauern. Sie bietet Werke von Malern und Zeich­nern verschiedener Richtungen, auch der modernsten". Auch die Plastik ist mit einigen Werfen vertreten. Die Schulkinder des Stadt­teils werden in ganzen Klassen in den Vormittagsstunden die Aus­ftellung besuchen. Lehrer und Lehrerinnen werden sich bemüh andere Besucher wird die Ausstellung an den Wochentagen abends den Kindern das Berständnis der Kunstwerke zu erschließen. Für 7-9 Uhr und an den Sonntagen mittags 10-3 Uhr geöffnet sein. Das Eintrittsgeld beträgt für Erwachsene 20 Pf.

Sozialistische Außenpolitik!

Weit über den Rahmen der sonst aufs Agitatorische eingestellten Wahlversammlungen hinaus gestaltete sich die Versammlung im

Bezirksorganisation Brandenburger Anzeum, Germaniaſtraße, am geftrigen Freitagabend,

Arbeiter, Darteigenoffen, Republitaner!

Der Wahlkampf hat augenblicklich Formen angenommen, wie wir sie in früheren Jahren nicht gefannt haben.

Deutschnationale, Deutschsöltische. Deutsche Volkspartei und Rommunisten machen die größten Anstrengungen, um ihren unheilvollen Einfluß in den Parlamenten aufrecht zu erhalten.

Die Arbeitgeber zahlen an die rechtsstehenden Parteien eine Kopfsteuer von 2-4 Mark auf jeden der in ihrem Betriebe beschäftigten Arbeiter.

Den Kommunisten fließen zur Bestreitung ihrer Wahl­fosten die russischen Goldrubel zu.

Nur die Sozialdemokratie ist auf sich felbft angewiesen und fordern wir die bessergestellten Varteigenoffen und Republikaner auf, auch ihr Scherflein zum Wahlkampf beizutragen,

Schickt Geld an den Kassierer Richard Schmidt, Berlin SW. 68, Die Bezirksleitung. Lindenstr. 3, Postschecktonto Berlin 86773.

Beihilfe. Der Angeklagte Mühlendirektor Dettmann mußte zugeben, daß er in den Jahren 1922 und 1923 mit Getreide, das er von der Neichsgetreidestelle zur Aufbewahrung und zum Mahlen erhalten hatte, spekuliert und es unterschlagen hatte. Das Defizit betrug 4000 bis 5000 Tonnen Ge treide, das jetzt einen Wert von annähernd einer Million Gold­mait hat. Die Zustände in der Mühle spotteten jeder Beschreibung. Das Urteil lautete wie folgt: Der Angeklagte Dettmann wurde zu einem Jahr Gefängnis und 1000 Mt. Geldstrafe verurteilt. Sechs Monate wurden durch die Untersuchungshaft als verbüßt erklärt, für die weiteren sechs Monate wurde ihm auch noch eine Bewäh­rungsfrist von drei Jahren zugebilligt, falls er eine Buße von 6000 Goldmart zahlt. Der Prokurist Rieger wurde wegen Beihilfe zur Unterschlagung zu 500 Goldmart Geldstrafe ver­urteilt, Müller wegen Begünstigung zu 300 M. Geldstraße. Der Angeklagte Pucholfti wurde freigesprochen.

Selbstmorde in Eisenbahnzügen.

Als der Berfonenzug 506 Danzig Berlin am Donnerstagnachmittag im Steiner Bahnhof eingelaufen war, fand man in einem Abteil III. Selasse einen etwa 35-40 jährigen Mann mit einem Sus im Kopf tot auf. Bei der Reiche, umilag mit der Anschrift: Walter Begerom in Gülzo die nach dem Schauhaus gebracht wurde, fand man einen Brief­in Pommern, der von der Firma Emil Liebisch Ingenieur bureau in der Kaiser Wilhelm- Straße 20 in Stettin stammt. Irgendwelche Aufzeichnungen, die über die Veranlassung aun Selbstmord Auskunft geben tönnten, wurden nicht gefunden. Der Tote ist mittelgroß, hat blondes Haar und einen geftugten Schnurr­bart, ein blaffes, ovales Gesicht, bellbraune Augen und lückenhafte Am Donnerstag um 7 1hr morgens wurde in dem D- Zug Breslau - Berlin der 50 Jahre alte Erich Thuning. deffen Wohnung noch nicht ermittelt werben fonnte, erhängt aufgefunden. Die Zeiche übergab man dem Schauhaufe.

Bäbne.

Von der Schule zur Kunst.

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ausstellung im Hause der 135. Gemeindeschule( Friedenstr. 31) In Berlin Nordost wurde gestern eine Schulkunst. eröffnet. Sie ist, wie die früheren Veranstaltungen dieser Art, ein Werk des vor einigen Jahren aus Künstlern und Pädagogen zu­fammengetretenen Bundes für Schulkunstausstellungen. Der Name ist nicht ganz treffend gewählt, denn diese Ausstellungen wenden sich Aber der Grundgebanke ist allerdings, daß die Erziehung zum Kunst­nicht nur an die Schuljugend, sondern auch an Erwachsene. verständnis bei der Schuljugend zu beginnen hat. Bei der Eröffnung der Ausstellung in der Friedenstraße betonte Rektor udau, daß eine Brücke von der Schule zur Kunst geschlagen werden soll. Der in der kurzen Zeit seines Bestehens schon 27 Schulkunst aus Bund hat, wie fein Vorsitzender Maler Sonnenfeld mitteilte, stellungen veranstaltet. 82000 Schulkinder sind von ihren geführt worden, und auch 18 000 Erwachsene haben die Ausstellungen Lehrern und Lehrerinnen an die ausgestellten Kunstwerte heran­befucht. Für das Jahr 1924/25 find 66 Ausstellungen geplant, die sich auf verschiedene Städte des Deutschen Reiches verteilen. Daß Bertreter von Reichs, Staats, Stadt und Bezirksbehörden an der die Arbeit des Bundes Beachtung findet, zeigte bie Beteiligung der Eröffnungsfeier. Obermagistraisschulrat Nydahl, der im Auftrage des Magistrats und der Schulverwaltung sprach, wies darauf hin, daß die Erziehung zum Kunstverständnis den Geist der die Ent­

Das Rundfunkprogramm.

Sonnabend, den 22. November.

Außer dem üblichen Tagesprogramm: trag:" Was ist Esperanto? 4.30-6.15 Uhr abends: Unter­4-4.25 Uhr nachm.: Esperantokurse( Dir. Jul. Glück). 1. Vor­haltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.20 Uhr abends: Rat­schläge fürs Haus. 6.30 Uhr abends: Zehn Minuten für die Hausfrau, 7-7.50 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule, Abt. Hochschulkurse der Funkstunde. 7 Uhr abends: Prof. Dr. phil . Eulenburg, ordentlicher Professor an der Universität Berlin: Geldwesen. 7.30 Uhr abends: Oberpostrat Dr. Harbig, Leiter der Funkabteilung im Tele­graphentechnischen Reichsamt; Einführung in die Funktelegraphie und-Telephonie., 8 Uhr abends: Vortrag des Herrn Buma Graef: Sprechtechnik im Fernsprechbetrieb. 8.30 Uhr abends: Funk­kabarett. 1. a) Die musikalische Familie, b) Gesangsprobe in einem sächsischen Gesangverein( William Schüff als Klavier­humorist). 2. a) Madame Adèle( E. v. Wolzogen), b) Es waren drei junge Leute( Presber), c) Der Appelseppl( Rideamus), d) Der Hüne Hundt und der Hühnerhund, e) Mein, dein, sein( Rideamus) Oskar Strauß , f) Frübling auf dem Andreaplatz, g) Brautwerbung ( Gedichte aus Berlin N von Leo Heller ( Bozena Bradsky). 3. Das Volkslied" Kommt ein Vogel geflogen", gesungen in der Auffassung verschiedener Nationen, Richard Wagners und einer italienischen Primadonna( Therese Schüff- Delina in ihren Parodien). 4. a) Das Tränenk. üglein( Leo Heller ) Wendland , b) Das Wohltätigkeits­konzert( Rideamus) Georg Bradsky. e) Börsenromantik( Johannes Trojan ), d) Die Kabarettschule. Originalvortrag in acht Dialekten ( Bozena Bradsky). 5. a) Hast du vielleicht zehn Mark bei dir? b) Der Mann von fünfzig Jahren, c) Ich suche eine schöne Schwechten- Flügel: Kapellmeister Otto Urack . Wohnung( William Schüff In seinen selbstverfaßten Liedern) Am Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30-11.30 Uhr abends: Tanzmusik,

Anschließend:

Dr. sprach.

Nach einem Rückblick auf die Verhältnisse, die die Auflösung des Reichstages notwendig machten, und einer Charakteristik derjenigen Parteien, die aus Reichstagsfizungen Rinoszenen machten, gina Breitscheid auf die von Grund aus verschiedenen Brinzipien de m fratischer und tonservativer Außenpolitit ein. Gegenüber Herrn Stresemann, nach dessen Ansicht es teinen Unterschied zwischen demokratischer und fonservativer Außenpolitik gebe, fagte unser Redner: Das fonnte nur ein Strefemann sagen, der an umb r sich ein Kompromiß darstellt, der ein Seiltänger ist und der sich auf dem Seil nur aufrechterhalten tann durch die Balancierstange des Opportunismus. Wir lehnen den Gedanken ab, daß es feinen Unterschied gebe zwischen demokratischer und fonservativer Außenpolitit. Das beste Beispiel dafür bilden Frankreich und England, die unter Herriot und Macdonald eine Friebens- und Berständigungspolitit trieben gegenüber der poincaristischen und Baldwinschen Politit. Sozia listische Außenpolitik geht darauf aus, die Bolilit internacional mit der Arbeiterschaft, geftüßt auf die Arbeiterschaft der ver­schiedenen Länder, zu machen; fie will den Interessen der Arbeit nehmer aller Länder bienen; ihr unmittelbares Ziel ist, eine Basis für Verständigung und Frieden zu schaffen. Eine vein sozialistische Außenpolitik läßt sich nur dann treiben, menn in allen beteiligten langt ist. Charakteristisch für das Ziel fonfervativer Außen­Ländern das Proletariat mit dem Sozialismus zur Herrschaft_ge­politik ist das Stinnessche Rezept in Sra. daß Deutschland den Bolschewismus über fid) fommen laffen sollte, damit nicht die befizenden Klassen die Lasten der Reparationen mit zu tragen hätten! Dieser Gedanken findet sich auch in jener deutschnational­volksparteilichen Bersadungspolitik, die das Rheinland

preisgeben wollte, um das übrige Deutschland nicht zu belasten. Auf­

richtige und ehrliche Erfüllungspolitit fehte erft mit der Regierung sich erfüllen läßt, um so zur Revision der Versailler Bestimmun­Wirth Rathenau ein. Unsere Außenpolitit will erfüllen, was gen au fommen. Die Konservativen aber, die nichts opfern wollten, haben fein Recht, die Sozialdemokraten deshalb zu be= schimpfen. Es ist lächerlich, mit dem Säbel zu rasseln, besonders wenn er aus Blech ist. Die Rechtsparteien haben sich immer nur der Erfüllungspolitik bebient, wenn sie fich für ihre Klasse Vorteile versprachen. Die Erfüllungspolitik machten sie mit uns, aber die Lastenverteilung wollen sie nicht mit uns machen, sondern auf Kosten der breiten Massen. In dieser Zickzackpolitik spielt Stresemann eine gewichtige Rolle; er will nicht, daß man ihn als charakterlos bezeichnet, aber so sagt Breitscheid ,, wenn er einst gestorben fein wird, so wird auf seinem Grabstein stehen: Er war ein Talent, bodh fein Charafter." Der Rebe Breitscheids, die den Kampfgeist unferer Genossen en­feuerte, folgte stürmischer Beifall.

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Für Schwarzrotgold.

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstaltete gestern im Riesenjaal der Kammerfäle" eine eindrucksvolle Kundgebung, die zugleich ein Bekenntnis der zahlreich Bersammelten zur Republik und zur Demokratie war. Als erster Redner sprach oft von Beifall unterbrochen

Land­

ministerpräsident a. D. Genosse Stelling: In der gegen wärtigen Zeit ringen zwei Gewalten um die Macht: die Autokratic und die Demokratie, der Obrigkeitsstaat mit dem Bolksstaat. Die Gegner von Schwarz- Rot- Gold zwingen uns zur flaren Stellung. nahme. Heute geht es um die Symbole der früheren Machthaber Schwarz- Weiß- Rot und um die Freiheitsfarben Schwarz- Rot- Goid. Die Republikaner wissen, daß in dem Augenblic, wo das Reichs­wieder oben sind. Es gilt nicht nur, den Schlag der Gegner ab­banner die alten Freiheitsfarben finten läßt, die früheren Mächte zu wehren, sondern die Offensive zu ergreifen. tagsabgeordneter Prof. Dr. Preuß, der Schöpfer der Reichs­verfassung, betonte, daß es nicht seine Aufgabe sein könne, red­nerische Kunststücke nach der Art des Herrn Dr. Stresemann vor. firebe. Wir müssen brechen mit dem Halbdunkel in der Politik. zubringen, der Unvereinbares mit Vereinbarem zu vereinigen das ist das Gebot der Stunde. Es ist nicht mehr angängis, daß Republikaner aus Staatsämtern entfernt werden, während die Strafe" für Hochverräter und But Republik ist kein Blas für Leute, die sich immer auf den doppelten fch i sten einer Belohnung fehr ähnlich sieht. In der Boden, der gegebenen Tatsachen stellen. Unter dem Beifall der Schattierungen nur der Zusammenschluß der Anhänger der republi Versammlung erklärte der Redner, daß gegen die Reaktionäre aller tanischen Staatsform in einer großen Organisation beffe. Der demokratisch- republikanische Gedanke muß bei den Reichstagswahlen wandte sich mit seinem Appell besonders an die republikanische flegen. Der Leiter der Windthorst- Bünde, Lehrer Ryffka, Jugend, die er als die zukünftigen Träger des. Staatsgedankens bezeichnete. Demokratie und Bolfsstaat dürfen fein Lippenbefeant­nis fein, sondern müssen im Herzei der Jugend leben. Lassen wir es nicht dahin kommen, daß das Reichsbanner wieder eingerollt werden muß; offen die schwarzrotgoldene Fahne der Republik ! ist die Parole der Jugend. Der Arbeitergesangverein Ramenlos" umrahmte die Ansprachen der Redner mit mehreren Gesangsvorträgen. Mit dem Abmarsch der Fahnen­tompagnie und dem Gefang des Deutschland- Liedes" schloß die glänzend verlaufene Rundgebung.

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270 neue Autobusse.

Nachdem die Omnibusgesellschaft in der letzten Zelt bereits 70 Autobusse bestellt hat, berce Bieferung un.e mittelbar bevorsteht, ist in der gestrigen Sigung des Auf­fichtsrats dem Borstande die Ermächtigung erteilt worden, weitere 200 Autobusse zu bestellen. Während bei den vor der Ablieferung befindlichen Wagen schon die Karofferie erhebliche Neuerung auf­weifen wird im Innern werden statt 16 Sigpläge deren 22 geboten werden werden die ned) zu beschaffenden 200 Wegen ein neues Chassis erhalten. Bei diesen wird der Fußboden um 4 Meter nie. briger liegen. Ferner wird durch eine neuartige Feberung das Fahren in den Wagen weicher und bequemer gestaltet werden. Der Vorstand hat einen einheitlichen General plan für das Berliner Autobuswesen aufgestellt, der etappenweife zur Ausführung kommen wird. Der erste Anfang ist bereits mit der Berlängerung von drei Linien, u. a. nady Steglitz- Rathaus, gemacht morben, Anfang Dezember wird dann die erste neue Linie Bahnhof Beusselstraße, Hansaplah, Brandenburger Tor , Potsdamer Play, Anhalter Bahnhof, Hallesches Tor, Saifer- Friedrich- Platz( Hasen­heide) in Erscheinung treten. Die weiteren Linien werden in furzen teständen folgen. Die oft und auch von anderer Seite erhobene Forderung, die Dedfiße der Autobusse gegen Bitte rungs unbilden zu schüßen, muß hierbei erneut erhoben werden. Damit ist nicht gefagt, daß der Dedaufbau ebenso kompakt sein soll wie der Unterbau. Es wäre schon manches gewonnen, wenn