Der Königliche Lanürat a. D. Herr von Mayer. Emen Herrn Mayer oder Meier kennt fast jeder Mensch. Ich kann es mir aber zur..Ehre" anrechnen, sogar einen Herren von Mayer zu kemien. Er ist durch das einfache Wörtchen„von" den übrigen Mayers oder Meiers turmhoch überlegen. Und einen solchen Menschen Zähle ich also zu meinen Bekannten. Ich lernte ihn kurz vor dem berüchtigten 4. Mai 1924 in einem Bors« bei Schneidemühl kennen, als ich in einer Bersammlung einen Vortrag über die Reichstagswahlen zu halten hatte. Di« Wogen gingen auch dort sehr hoch, und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, daß auch in diesem Dorfe„das Volk in höchster Aufregung" war. Zwischenrufe wurden gemacht, daß es man nur so donnert«, und somit wurde ich schon auf«ine recht kräftig« Diskussion vor- bereitet. Und diese kam dann auch. Zuerst sprach ein Mensch, der vier Wochen vorher noch zu den Kommunisten gehörte. Inzwischen hatte er aber umgelernt, trug jetzt ein großes Hakenkreuz und sagte fortwährend:„Deitsche Männer und Frauen." Dann kamen noch andere Redner, und schließlich flog noch ein Zettel auf den Vor- ftandstisch, aus den: zu lesen war: „Herr v. Mayer, Sgl. Land rat a. D.. will sprechen." Und Herr v. Mayer trat vor. Ein Riese von Gestalt, die Kopf- und Barthaare standen steif wie Grainmophonstifte, und in der Hand hielt er einen mächtigen Knotenstock. Die Augen funkelten und schössen Blitze, wie ich bald merkte, direkt auf die Republik . Ein mächtiger Baß erdröhnte, und während der Rede kam mir un- willkürlich Uhlands Bollade„Des Sängers Fluch " in den Sinn: „Und was er sinnt, ist Schrecken— und was er spricht, ist Blut." Es war einfack) furchtbar. Der Knotenstock fuchtelte dauernd über meinem Kopfe herum, und ich glaubte schon, mein Schädel, den Herr v. Mayer irrtümlich für«inen Judenschädel hielt, sollte sein Ziel sein. Cr ließ mich aber nochmals am Leben. Die Republik wollt« er aber sofort zerschlagen. Es ist nicht wiederzugeben, mit welchen Kosenamen er die Republik bedachte. In meinem Schluß. wort bemerkte ich dann, daß ein Hund von einem Menschen, der so schlecht gemacht worden ist wie soeben von Herrn v. Mayer die deutsche Republik, kern Stückchen Brot mehr annehmen- würde, daß ich aber daran zweifle, daß Herrn v. Mayer beim Einstreichen seiner republikanischen Pension schon jemals die Schamröte ins Ge- ficht gestiegen fei. Ich dachte jetzt bestimmt, mein letztes Stündchen hätte gsschlagen, glaubte aber auch, Herrn v. Mayer platzen zu sehen. Diesen Gefallen tot er mir leider nicht. Ich mußte am gleichen Abend noch weiter, in die nächste Stadt, fahren. In meinem Quartier, einem kleinen Gasthos, der einem kathoUschen Wähler gehörte, kam so von Ungefähr auch das Ge- sprach auf besagten v. Mayer. Der Wirt erzählt« mir nun ein« Begebenheit, die, auch wenn sie nur ein« Anekdote war«, wert ist, festgehalten zu werden. Sie wurde mir aber bestimmt als Wahr- heit erzählt: Also Herr v. Mayer war früher Landrat. Jetzt gehört er noch dem Kreistage an. Sein Nachfolger als Landrat ist ein Zentrums- mann geworden. Eines Tages wurde nun von einem Gutsbesitzer des Kreises dem Kreistage, zu Händen des neuen Landrates, ein überlebensgroßes Bild Wilhelms kl. in Kürassieruniform übergeben. Dem Landrat gefiel besonders gut der prächtige Rahmen des Budes, weniger das Bild selbst. Deshalb ließ er kurzerhand das Bild über- pinseln und ein« Landschaft darauf malen. Das neue Bild wurde natürlich im Sitzungssaal« des Kreistages aufgehängt. Die nächst« Sitzung kam heran und mit ihr Herr o. Mayer. Selbstverständlich vermißte er sofort das Wilhelmbild, erkannt« aber den Rohmen wieder. Noller Wut fuhr er noch am gleichen Tage nach Bertin i«s preußische Ministerium des Innern, um sich über den neuen Landrat zu beschweren. Hier mußte er, wohl als alter Bekannter, erst längere Zeit warten, bis er vorgelassen wurde. Das war mm lchon wieder so ein« Gemeinheit der Republik . Endlich konnte er feine Klagen vorbringen. Der Regierungsrat oder wer es sonst war ließ Herrn v. Mayer ganz ruhig ausreden und fragte dann, als er geendet, mit der unschuldigsten Miene,- ob das alles wäre und was er nun sonst noch wolle.„Einen solchen Landrat können wir bei uns nicht gebrauchen. Ueberhoupt ist der Mann unfähig, ein derartiges Amt zu bekleiden." Worauf Herrn v. Mayer entgegnet wurde:„Sie hoben recht. Etn solcher Mann kann unmöglich länger Landrat bleiben, Er ist bereits als Regierungspräsident vorge- sehen." Sprachs und entließ Herrn v. Mayer, besten Gesicht einen sehr dummen- Ausdruck angenommen haben soll.— Solcher Mayers gibts gor noch viel« in Deutschland . Wer hat Lust, daß sie jemals wieder- ans Ruder kommen? Karl Suckert. Die Reichsliste der Deutschen Demokratischen Partei enthält folgende Namen: 1. Frau Dr. Gertrud B ä u m e r. Ministerialrat, Berlin . 2. Anton Erkelenz Schriftleiter. Düsseldorf . 3. Her- mann Fischer, Rechtsanwalt und Notar. Berlin .
Was es mit dem Einheitsrummel arck sich hat, der von Moskau wieder einmal gemacht wird, weil die Spaltung bankerott gemacht hat, geht aus folgenden Acußerungen der kommunistischen Führer hervor: L o s o w s k y, Sekretär der Rotm Gewerkschasts-Jnternationale (RGI.):„Das wichtigste für uns ist, ob unser Aorschlag, den wir den Amsterdamern inachen werden, uns die Möglichkeit geben wird, noch näher an die Massen heranzutre- len, die sich in den reformistischen Gewerkschaften befinden. Es interessiert uns, ob man aus der Grundlage unserer Vorschläge in die reformistischen Verbände eindringen kann, ob es möglich sein wird, wenn auch unter dem Risiko, zwei bis drei Tage in d erGesellschaft derHerrenJouhauxu. Co. zu leiden, noch weitere Sympathien der Arbeiterklasse für uns zu gewinnen____ Am w e n i g st e n denke ich a n die Liquidation der RKJ. Unsere Taktik wird gerade das Gegenteil erreichen: die Liquidation der Amsterdamer Zniernakionale. Davon bin ich fest überzeugt... Die Einheit der Gewerkschaftsbewegung ist für uns kein Fetisch. Wir sind für die Einheit, weil sie uns die Möglichkeit gibt, das Aktionsfeld für den Kommunismus zu erweitern."(„Prawda" vom 15. Juni.) „Der Kampf um die Einheit bedeutet eine kolossale Steigerung unserer revolutionären Energie. Ich hätte unsere Ausgabe hier so formulieren kömren:„Für einen Zahn— zwei Zähne, für ein Auge — die ganze Schnauze(wsju mordu)", s o muß man mit den Reform! st en kämpfen. Wenn die Kommunisten in-den resor- mistischen Gewerkschaften bleiben, machen sie es zu dem Zweck, diese ganze Organisaklon aus den Kopf zu stellen, die Reformisten aus ihr zu verlreiben und die ganze Energie des reoolutionüren Teiles der Arbeiterklasse auf dos Ergreifen der Masten zu richten..„Wir müssen dort ld. h. in den„reformistischen" Gewerkschaften) das kommunistische Ferment haben welches die reformistischen Organ ila- tionen zerfetzt und uns die Möglichkeit gibt, immer größere Masten zu erfassen."(„Trud" vom 13. Juli.) S i n o wj e w, Vorsitzender der kommunistischen Internationale (KI): „Es hat sich herausgestellt, daß manche Genossen es nicht ver- standen haben, daß die Tattik der Einheitsfront für die KI. ledig- lich eine Methode der Agitation und der Mobilisation der Mosten ist. Ich weiß, daß manche„linken" Genossen von starkem Abscheu gegenüber der Emheitsfronttoktik erfüllt sind. Ilm sie zu trösten, kann ich nur sagen: Für uns ist die Taktik der Einheitsfront und der Arbeiterregierung le d i g l i ch ein Mittel, die Arbeiter- mästen zu mobilisieren und zu organisieren. Ihnen gefällt dieses Mittel nicht. Gut, ich schlage ihnen ein„Kompromiß" vor: sobald sie die große Mehrheit der Werttätigen in ihrem Lande erobert haben, werden wir sie unverzüglich von der vesolgung der Einheltsfronttaklik befreien. Wenn sie auf unserer Seite die Mehrheit in den wichtigsten Schritten des Proletariats haben werden, werden sie sich erlauben können, weniger zimperlich mit dieser Taktik umzugehen. Ader in den wichtigsten Ländern ist die Lage noch die, daß die Mehrheit nicht auf unserer Seite ist. Wir müssen es oerstehen, an die Masten so, wie sie sind, heranzutreten, sie für uns zu gewinnen. sie auf die bolschewistischen Gleise zu bringen: und dann werden wir auch unsere Taktik ändern können". („Prawda" vom 24. Juni.) „Wenn ejniand wirklich glaubt, daß es sich um einen ehrlichen Bund mit den Amsterdamern handelt, fo ist weiter überhaupt nicht mehr zu reden. Hätte ich ein« Ehe mit den Ainstec- damern schließen wollen, sosolltemanm ichhinauswerfen. Ich hätte es jedenfalls mit denen getan, die wirk- lich einen solchen Bund angestrebt hätten... Wir haben gehofft mit Hilfe einer Frontalattake zum Sieg zu kommen. Das ist nicht gelungen. Jetzt müssen wir dieselben Fragen stellen und einen weiteren Weg wählen..."(„Prawda vom 15. Juli.) T o m s k i, Dorsttzender des Allrussischen Gawenkschastsrates: „Wir können in diesem Moment nicht umhin, den Arbeitern zu erklären, daß wir angesichts der Offensive des Kapitals, die die Arbeiter endgültig zu Sklaven machen soll, zum ersten Male unseren Feinden die Hand reichen, wir verhehlen es nicht: unseren Feinden— den Resormisten— reichen wir die Hand und erklären: Euch folgen noch Millionen Arbeiter, ihr haltet in euren Händen eine ganze Reihe großer und wichtiger Organisationen, wir haben gigantischen kolossalen Einfluß auf Millionen Arbeiter, wir haben euch bekämpft und werden euch bekämpfen, wie früher werden wir euch nicht einen einzigen Fehler verzeihen, jeden einzelnen ourer Schritte wer- den wir oor dem Antlitz der Arbeiterklosie entlarven, eure Halbheit, eure Inkonsequenz, eure verhängnisvollen Burgsriedensideen— aber im Interesse der Arbeitermassen schlagen wir euch vor, den Kamps gegen das Kapital gemeinsam zu führen... Wenn wir bis jetzt ihre Stellungen mit wechselndem Artilleriefeuer belegt haben, so ist jetzt der Moment gekommen, wo wir zum Sturmangriff übergehen müssen. Ist Amsterdam etwa nicht eine Festung? Es ist eine Festung, es ist eine Zitadelle des Reformismus und derjenige
hat keine Ahnung von der Taktik des Parteikanrpfes, von den Auf- gaben des Klassenkampfes, der dies ablehnt oder unseren revvlutio- nären Gewerkschaften vorschlägt, es abzulehnen, i n g e s chl o s se n« n Kolonnen in die Zitadelle unseres Gegners ein- zu marschieren... Wir beginnen die Attacke aus die reformistische Festung. wir gehen einheitlich und geschlossen vor, um Auge um Auge mit deyz Feinde den letzten Kampf zu kämpfen und werden sehen, wem der Steg gehören wird, den Reformisten oder dem Flügel der internationalen Arbeiterbewegung, der nicht nur in Worten, sondern in �der Tot ein revolutionärer Flügel ist. Ich bin überzeugt, daß der Sieg auf unserer Seite sein wird."(Kongreß der RGJ. am 19. Juli.) Sömard, Frankreich : „Wir glauben, daß die Taktik der Einheit ein Mittel ist, an reformistische von ihren Führern betrogene Massen heranzukommen und ihnen den Aerrat ihrer Führer zu beweisen... Ich behaupte, daß, wenn man in einem beliebigen Lande die Proletarier— mögen sie Resormisten oder Revolutionäre sein—, fragt, ob sie für oder gegen die Einheit sind all« Arbeiter sich für die gewerkschaftliche Einheit aussprechen werden. Es wäre dumm, dieses Streben der breiten Masse zur gewerkschaftlichen Einheit nicht auszunützen. Werden wir denn so dumm sein, diesen Drang zur Einheit nicht auszunützen, um die sozialdemokratischen Führer zu schlagen?"(„Prawda" vom 10. Juli.) Entschließung des Kongresses der komm un ist i- scheu Internationale. Juni 1924: „Die Taktik der Einheitchront ist nur eine Riethode der Agiiasion und der revolutionären Mobilisation der Massen für eine ganze Periode. Alle Versiiche, diese Taktik als eine politische Koalition mit der konterrevolutionären Sozialdemokratie auszulegen, sind ein Opportunismus, der vern der KI. verworfen wird... Die Einheitsfronttaktik war und bleibt die Taktik des revolutio- närstrategifchen Manövers des von allen Seiten von Feinden umzingelten kommunistsschen Bortrupps im Kampfe in er st er Linie gegen die verräterischen Führer der konterrevolutionären Sozialdemokratie und keineswegs eine Taktik des Bundes mit diesen Führern."(„Prawda" vom 23. Juli.) Wir wollen uns auf die Wiedergabe dieser wenigen Äußerungen authentischer nwskowitsscher Größen wie des wesentlichen Teiles der Entschließung der Konmnmistsschen Internationale beschränken. Das sind die Dinge, die diese Leute in aller Oeffentlichkeit gestehen. Wenn sie hinzufügen würden, was sie in Wirklichkeit denken und was sie in Wirklichkeit mit der sogenannten Einheitsfront b e- zwecken, dann würden sie ganz unverhüllt sagen, daß für sie die Einheitsfront nur das Mittel ist zur Zerschlagung der gewerkschaftlichen Organisationen, um aus diesem Wege zur Bolschewisierung der Arbeiterschaft und Europas überhaupt zu gelangen. Die Bolschewisierung Europas , wenn möglich der ganzen Welt, ist für die Nachfolger des Zarentums nur ein Mittel zur Erreichung der Ziele des russischen Imperialismus! So wie Sowjet-Rußland mit Sun-Natfen«in Bündnis abschließt, um sich der ostchinesischen Bahn zu bemächtigen und dadurch die Bor- Herrschaft in Asien anzutreten, wie es Georgien im Blute erstickte. um sich seiner Petroleum quellen zu bemächtigen, obwohl in Georgien eine sozialdemokratische Regierung vorhanden war, so arbeilet Ruh- land systematisch an der Bolschewisierung der anderen Länder, um die vom Zarismus angestrebte weltpolitische Machtstellung zu erobern. Aus diesen Bestrebungen erklärt sich auch, weshalb Moskau d i e Friedensbestrebungen der Arbetterschail verhöhnt. Aber von den weitergesteckten politischen Zielen der moskowiti- schen Gewalthaber ganz abgesehen, wäre es direkt Selbstmord. wenn die Gewerkschaften auf den Emheitsfronffchwindel der Sinotv- jew, Losowfky und Konsorten eingingen. Die englischen Gewerk- schaften, die gegenwärtig in Moskau eine wenig beneidenswert-;: Rolle spielen, kennen diese Tatsachen offenbar nicht. Sie befinden sich außerdem in der glücklichen Lage, niemals von Moskowitern ernstlich behelligt worden zu sein. Die Kommunisten haben bei den letzten Wahlen in England 55 000 Stimmen bekommen gegenüber 514 Millionen Summen der Arbeiterpartei. Sic sind dort eine absolut bedeutungslose Sekte harmloser Phantasten. Anders steht es bei uns in Deutschland und den meisten Ländern des Kontinents. In Frankreich , Italien . Deutschland , Norwegen , Finnland , Rumänien , Spanien , Tschechoslowakei , in Jugoslawien und Bulgarien hat es Zeiten gegeben, wo die Kommunisten eine große Rolle in der Arbeiterbewegung spielten. In Ungarn haben sie sogar längere Zett regiert. Ueberall haben sie nur Ruinen zurück- gelassen. Sie haben die Gewerkschaften zerschlagen, geschwächt, die Arbeiterschaft kampfunfähig gemacht, der R e a k- tion zur Herrschaft verholfen. Die kommunistische Schlammflut ist nun verebbt. Die Sozialdemokratie und die Amster-
Aufklärung Silberofennla ist das seit 1897 im Ruhraebiet bestehende und bevorzuate
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Smen- MMen-u. Knaben- Gmberobe
Silberpfennig ist das seit 1897 im Ruhrgebiet bestehende und bevorzugte Konfektionshaus grossen Stils das heute in Berlin
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