Die Deutschnationalen im Wahlkampf.
Wie ihr Rüstzeug" aussieht.
Unter der Sammelüberschrift Deutschnationales Rüstzeug" vers breitet die Deutschnationale Partei eine Reihe von Schriften, die vertraulich sind und den deutschnationalen Agitationsrednern ais Material dienen sollen. Eine dieser Schriften behandelt die wichtig. sten Fragen, mit denen es die Deutschnationalen im Wahlkampf zu tum haben: Die Abstimmung vom 29. August, den Führerwechsel bei den Deutschnationalen, das Verhältnis der Deutschnationalen zu anderen Parteien. Zu den beiden ersten Punkten enthält die Schrift die üblichen parteioffiziellen Beschönigungen des schändlichen Stimm handels der Deutschnationalen am 29. August durch die deutschnationale Breffe. Die Ja- Sager haben recht gehabt, die Nein- Sager haben recht gehabt, die Ja- Sager haben zum Heile des Baterlandes gehandelt und die Rein- Sager auch. Es ist also 50prozentig alles in Ord: nung. Nur merden die deutschnationalen Agitatoren mit dieser Methode in ihren Versammlungen wenig Erfolg haben nicht cinmal bei gefinnungstüchtigen deutschnationalen Mitgliedern. Die Schmach der Deutschynationalen vom 29. August löscht feine Beschönigungsbroschüre aus.
Etwas intereffanter find schon die taftischen Richtlinien, die den deutschnationalen Agitatoren gegenüber den anderen Parteien für den Wahlkampf gegeben werden. Da heißt es:
„ Schärffter Kampf nach links, einschließlich Ebert; 3entrum und Demokraten find als Mitläufer der Sozialdemokraten zu bezeichnen und zu behandeln.
nicht grundsäßlich das gesamte Zentrum befämpfen, sondern Angriff gegen Birth flügel richten, der das Erbe Erg bergers angetreten hat.
Reizen Kampf gegen die Deutsche Wolfspartei, versuchen mit ihr Burgfrieden zu halten, ohne aber leise zu treten. Wo Entgleisungen seitens der Bolfspartei vorkommen, oder Angriffe gegen uns erfolgen( zum Beispiel Kritik Stresemanns in der Rede vom 26. Oftober 1924 in Mühlhausen ) haben mir selbstverständlich die Pflicht, uns zur Wehr ze setzen, ohne aber den Grundpedanten biefes Wahlkampfes aufer acht zu lasten, unter allen Umständen eine schwarzweißrote Mehrheit zu erreichen und hierzu gehören die Deutsche Volkspartei und der rechte Flügel des Zentrums."
Der Kampf der Deutschnationalen geht also um die Parole Bürgerblod oder Sozialdemokratie. Sie hofften in diefem Wahlkampf einen Reil in die Mittelparteien treiben zu können wae fich Teile diefer Parteien ebenso dienstbar zu machen wie die willfährige Deutsche Bolkspartei. Diese tattischen Richtlinien haben den Deutschnationalen freilich wenig genug genutzt. Für fie haben den Deutsónationalen freilich wenig genug genugt. Für sie ist im Wohlkampf nicht die Frage brennend: wem und mie greifen mir am besten an, sondern die Frage: wie verteidigen wir uns fo gut und so schlecht es noch möglich ist, da die deutschnationale Niederlage doch unvermeidlich ist.
Schwarzweißrote Kommunisten.
Die„ Driesener Zeitung" vom 5. November 1924 bringt aus der Feder ihres deutschnationalen Berichterstatters einen langen Bericht über eine„ Deutschrationale Wählerversammlung", in der der Peutschnationale Reichstagsabgeordnete Schulze- Frankfurt a. b. D. ferte. In dem Bericht heißt es:
bils
wenn es den Meuchelmördern von rechts nebst ihren Verbündeten, den Kommunisten, gelingen sollte, wieder eine große Stimmenzahl auf ihre Randidaten zu vereinigen.
Schwere Kämpfe toben
deshalb in allen Kreisen und Bezirken, um zu verhindern, daß die Wähler erneut belogen und betrogen werden. Diese Kämpfe können von uns nur wirksam geführt werden, wenn wir die gehörige finanzielle Unterstützung finden. Freiwillige Beiträge
für den Wahlfonds sende man deshalb an Postscheck. fonto 48743 Alex Pagels, Berlin SW, Lindenstraße 3
Aber bitte, das ist denn doch ein förmlicher Kladderadatsch an Logit! Die politischen Betteln findet der Kladderadatsch" in seiner Nähe. Wenn er nicht Bescheid weiß, dann mag er sich doch bei den Bölkischen darüber informieren lassen, wo die Käuflichen und die Getaufen figen, die ihre Gesinnung wie ein Hemd wechseln, denen die heiligste Ueberzeugung für Geld feil ist. Wenn der„ Kladderadatsch nicht weiß, wo die dredigen Hände sind, dann mag er fich doch einmal bei Herrn v. Remniß, dem deutschen Reichs togsabgeordneten, erfundigen, der am 28. Auguft in einem Anfall von Mut furz vor dem Umfall schrieb, er werde den neuer Paft von London verwerfen. Ich will reine Hände behalten, ich will nicht mitschuldig werden an dem Zusammenbruch unseres Vaterlandes." So deklamierte er in der Frankfurter „ Oder- Zeitung" am 28. August und tags darauf stimmte er mit„ Ja“.
-
Es gibt keine Partei mit reineren Händen" als die Deutsch nationalen, die Partei des„ Kladderadatsch". Die Reichstagswahlen werden ihm zeigen, wie sehr sich die deutschen Wähler beeilen, der Partei mit den reinen Händen" die Hand zu geben.
Wie die Kommunisten lügen.
#
,, Nur die Kommunisten hörten unsere Wünsche an!" In der Roten Fahne" vom 15, November wurde eine Notiz veröffentlicht, nach der eine Deputation des 3entralverban des der Invaliden, Ortsgruppe Chemniz, im Reichstage bei den einzelnen Fraktionen vorsprad), um ihre Wünsche vorzutragen. Der Vorsitzende des Verbandes, 31 cho ch, habe in einer Rentnernerfammlung über das Ergebnis der Berhandlungen berichtet und tabei betont, daß Genosse Löbe thnen erklärt habe, er habe keine 3eit, fie möchten ihre Wünsche schriftlich einreichen. Bertreter der tommunistischen Frattion hätten aber mit der Deputation
verhandelt.
Der Hauptvorstand des Zentralverbandes der Invaliden sandle der Roten Fahne" folgende Berichtigung:
1. Einen Ortsgruppenvorsitzenden des Zentralverbandes in Chemniz gibt es nicht. Bielmehr handelt es sich in diesem Falle um den Borsigenden Zichoch der lofalen Sozialrentner- Bereinigung Chemniz.
2. Alle Verhandlungen des Zentralverbandes im Reichstage und bei Reichs- und Landesbehörden werden durch den Hauptvorstand des Zentralverbandes der Invaliden und Witwen geführt.
Die„ Rote Fahne " lehnt es bis heute ab, diese Berichtigung zu bringen. Solche wahrheitsgemäßen Angaben kann die„ Rote Fahme" nicht gebrauchen, weil durch die Veröffentlichung solcher Berichtigungen der 3wed vereitelt wird, der Sozialdemokratie eins auszu wifchen. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat bei allen fozialpolitischen Beratungen Vertreter des Hauptvorstandes des Invalidenverbandes zu Rate gezogen. Das wird fie auch ferner hin tun im Gegensatz zur tommunistischen Reichstagsfraktion, die nie das Bedürfnis gehabt hat, mit den Interessentenorganisationen
" In der Aussprache meldete sich ein aus Berlin verschriebener Rommunistenführer, der so nationale Töne anschlug, daß man ihn für einen verfappten Deutsch nationalen halten fonnte. Auch der zweite Diskussionsredner, eine Frau aus Driesen, die sich als Rommunist in bekannte und sich als Mutter gegen die Jugenderziehung wandte, schlug in die gleiche Rerbe wie ihr Berliner Genoiſe. Der britte Rebner, Simon- Friedeberg, wies auf die Gegenfäße in den Ausführungen der Borrebner und die Betätigung im Reichs- und Landtage hin und sat um die Anschriften beider, um ihnen einen Aufnahmeschein in der zu verhandeln. Deutsch nationalen offspartei zusenden zu können, denn hier gehörten beide nach ihren Ausführungen hin." So sieht die Kommunistische Partei aus. Eie hilft den Deutschnationalen nicht nur im Parlament, sondern auch im Wahlkampf.
Betrogene Sparer, wehrt Euch!
So redet der Hypothefengläubiger- und Sparerschutzverband den Inflationsopfern zu. Dann empfiehlt er ihnen deutschna
tional zu wählen.
Wer hat die Sparer betrogen: Die Inflation. Wer hat die Inflation bewußt gewollt und gefördert? Der, der Interesse daran hatte, das war die Großindustrie. Sie hat an der Inflation verdient. Wer waren ihre politischen Vorfämpfer? Helfferich und Stinnes, Deutsch nationale und Deutsche Boltspartei! Wer hat die Sparer betrogen? Deutschnationale, Deutsche Bolkspartei. Betrogene Sparer, wehrt Euch, schickt diese Parteien, die Rußnießer der Inflation, am 7. Dezember zum Teufel.
" Arbeiter, laß dich nicht verführen!" Die Partei der reinen Hände.
Der„ Kladderadatsch", das berüchtigte geift- und wißlose nationalistische Bigblatt, bringt ein Bild, wo ein Arbeiter frühmorgens auf dem Wege zur Fabrit an einer„ Roten Laterne" vorübertommt, in deren Haustür eine Bettel steht, die ihn hereinzulocken nerfucht. Unterschrift des Bildes: Arbeiter, laß dich nicht verführen!"
"
Kommunist für das Reichsbanner.
Vor einigen Tagen sprach in einer sozialdemokratischen Wählerversammlung in Teltow ein fommunistischer Diskussionsredner. Als dieser sich eine besonders grobe Tatsachenentstellung leistete, rebellierten die meisten Anwesenden durch laute Zwischenrufe. Da schrie der Kommunist:„ Ich möchte doch das Reichsbanner dringend bitten, für Ruhe und Ordnung zu sorgen!" Daß sogar Kommunisten die Dienste des Reichsbanners Nollet" dieses infame Wort wurde bekanntlich zuerst von der„ Roten Fahne" geprägt und von der Rechtspresse übernommen in Anspruch nehmen, wenn sie sich in der Diskussion Gehör verschaffen wollen, zeugt nur von der hohen Achtung, die unsere republikanische Schukorganisation auch ihren einflößt.
-
-
Die einige große Rechte. Nationalsozialisten über Deutschnationale. Wulle am 10. November 1924:„ Die Partei des täglichsten Wahlbetruges. Für versprochene Ministersize haben sie das Land verraten."
Dr. von Bremer am 11. November 1924: Deutschnationale und Juben find gleich schlimm." Bulle am 13. November 1924:„ Die Deutschynationalen find pflaumenweich." Stöhr am 14. November 1924:„ Sie stecken mit der jüdischen Hochfinanz unter einer Dede."
Deutschnationale für Kommunisten.
In einem Dorfe des Kreises Osthavelland , dort, wo bie Raubritter feligen Angedentens noch ihre Burgen haben, fand am Sonntag eine Versammlung der Deutschnationalen statt. Der Redner des Abends, Major a, D. Anfer, hatte seine Rede beendet, der Diskussionsredner unserer Partei die Anwürfe gegen die SPD. zurückgewiesen, da trat ein Kommunist in die Arena. Kein Wort fiel gegen die Deutschnationalen. Um so schärfer wandte er sich gegen die SPD. , die schuld am Kriege und an Deutschlands Elend fei. Schmunzelnd hörten die Bauern die Botschaft und der Herr Major fagte in seinem Schlußwort wörtlich:
,, Meine Damen und Herren! Mit Freude fann ich feststellen, daß wir von der Deutschnationalen Volkspartei und die Kommu nistische Partei vollständig einig sind. Ich möchte Ihnen des. halb den Rat geben, am 7. Dezember entweder deutschnational ober fommunistisch zu wählen, und ich glaube zum fommunistischen Redner gewandt, Herr Ph., wir werden uns beide noch in einer Partei treffen."
Auch wir glauben das; denn erst auf unsere Frage an die Kommunisten, ob sie sich nicht schämten, so von den Deutschnationalen gelobt zu werden, wagte es der kommunistische Redner, dagegen zu protestieren.
Schwarzweißrote Studentenpolitik. Parteien Wahlhilfe zu leisten. Ihre Wahlparolen sind von rührender
Die deutschnationalen Studenten bemühen sich, den reaffionären
Naivität:
" Fort mit dem ungetrönten König von Preußen, dem absolutistischen Tyrannen Severing! Fort mit dem Terror derer um Wirth! Bereitet den Weg für einen völtisch nationalen Reichspräsidenten!"
Severing Rönig von Preußen, absolutistischer Tyrann? Sollte nicht eine kleine Verwechslung mit dem verstorbenen Herrn von Hendebrand vorliegen?
-
Terror derer um Wirth das von den Kreisen, in denen die Mordluft gegen republitanische Staatsmänner umgeht? Zum Schluß: Ludendorff als Reichspräsident? Oder etwa Herr Don Tirpit? Ist es nicht zu schade um die Balten des deutschen Bauses?
Bodenreform, Reichs- und Landtagswahl. Der Bund Deutscher Bodenreformer ist parteipolitisch selbst neutral. Er hat auch be schloffen, von der Aufstellung eigener Kandidaten für die bevorstehenden Reichs- und Landtagswahlen abzusehen, jedoch seinen Mitgliedern nahezulegen, nur solchen Kandidaten ihre Stimme zu geben, die für eine fonfequente Boden reform, insbesondere aber dafür einzutreten gewillt sind, daß das vom Ständigen Beirat für Heimstättenwesen beim Reichsarbeitsministerium entworfene Bodenreformgefet bal digst vom Reichstage ongenommen werde.
Aus der Partei.
Genoffe Dr. Heinrich Braun begeht heute feinen 70. Geburts tag. In Jugendzeiten unserer Bewegung, als diese unter den stärksten Verfolgungen litt, war er einer der ersten Intellektuellen, die sich ihr anschlossen. Unter dem Sozialistengesetz war er Delegierter auf dem Parteitag von St. Gallen in der Schweiz im Jahre 1888. Als Rebatteur verschiedener sozialpolitischer Zeitschriften, die gierter auf dem Parteitag von St. Gallen in der Schweiz im Jahre dem Fortschritt der Arbeiterschutzgesetzgebung tatkräftig dienten und die besten wissenschaftlichen Kräfte der Sache dienstbar machten, hat Jahre 1903 als Vertreter von Frankfurt a. b. D. dem Reichstag an.
Doch mehr noch als durch Hervortreten in der breifen Deffentlichkeit hat Genoffe Dr. Braun im stillen gewirkt. Er stand, in enger verwandtschaftlicher Beziehung, inmitten eines Kreises, der ein geistiges Energiezentrum der Partei darstellte. Viktor Adler war sein Schwager, Lily Braun feine Gattin, Adolf Braun ist sein Bruder. Sein Sohn, der glänzend begabte Otto Braun , gehörte zu den stärksten Hoffnungen, die der Krieg vorzeitig vernichtet hat. Inmitten dieses Kreises, und weit über ihn hinaus, wirkte Genosse Dr. Braun als Anreger und Förderer. Geistige Kräfte der Parteizu gewinnen, sie zu erhalten und anzuspornen war ihm stets die liebste Aufgabe. Bon der politischen Tätigkeit zurückgezogen, nimmt er doch an den Schicksalen der Partei, der er von früher Jugend an gedient hat, lebhaften Anteil. Und so wird ihm der Sieg, den wir am 7. Dezember zu erringen hoffen, ein etwas verspätetes, aber desto willkommeneres Geburtstagsgeschenk sein
Martin Schulz gestorben. Wie uns aus Baris geschrieben wird, ist dort am 18. November Genosse Martin Schulz im Alter von 66 Jahren gestorben. Schulz ist in jungen Jahren nach Frankreich ausgewandert, wo er bis zum Dornehmlich im Kriegsausbruch Deutschen Sozial. Demokratischen Leseklub tätig gewesen ist und auch wäh rend des Krieges ein getreuer Sachwalker des Vermögens des Klubs blieb, dessen Eigentum auf seinen Namen eingetragen war. Schulz, ein geboreier Medlent urger, war ein zuverlässiger und bescheidener Genosse, der der Partei besonders während des Sozialistengesetzes wertvolle Dienste geleistet hat Alle Genossen, die für fürzere oder längere Zeit sich in Paris aufgehalten haben, werden sich mit Dant barfeit feiner erinnern.
K
LINON
KALODONT
urch Kalodont
wurde vor 38 Jahren die rationelle Zahnpflege
begründet