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Die krachende Mitte.

Strefemann gegen Marg, Mary gegen Stresemann,

Jarres gegen Jarres.

Der Bahtampf bedt, je weiter er vorschreitet, um so räftiger die Gegenfäße auf, die auch innerhalb der isherigen Regierungsparteien im Reiche be­tanden. Daß Stresemann im Lande herumreift und für feine, Politik der Befreiung" als Gegensatz zur Politik der Erfüllung" Propaganda macht, haben wir bereits registriert. Augenscheinlich ist der Vielredner Stresemann sich gar nicht bewußt, wie starf er mit dieser neuen Formulierung diejenige Politit herablegt, die feine Koalitionsgenojien innerhalb des Zentrums und der Demokratischen Partei bis her für richtig befunden haben. Nun hat sich der Reichs­tanzler Marr in seiner Kölner Repe, die wir im Abendblatt wiedergaben, sehr deutlich gegen diese Art des Außenministers ausgesprochen, freilich ohne ihn zu nennen. Er hat darüber gefpottet, daß man in der letzten Zeit die Entdeckung" gemacht habe, daß zwischen der Außenpolitik der letzten Jahre und der von heute ein wesentlicher Unterschied bestände. Es ist nach seiner Meinung erfreulich, daß man diese Entdeckung erst jest gemacht hat und noch erfreulicher, daß man bisher nie etwas von diesem Unterschiebe ge merkt hat.

Das ist eine für einen Mann in der Stellung des Reichs­tanglers sehr vorsichtige, aber sehr deutliche Abfage an feinen Ministerfollegen, der in der Wahlzeit nichts Gescheiteres zu tun weiß, als die von ihm bisher fort gefeßte Erfüllungspolitif als eigene Erfin­Dung auszugeben, trotzdem er diese Erfüllungspolitik noch vor furzer Zeit selber aufs heftigste bekämpft hat Die Zentrums preffe braucht ja nicht ganz so vorsichtig zu sein als der Reichs­fanzler. Deshalb spricht die Germania " in einer anderen Tonart mit der Bolkspartei und ihrem Führer Strese­ mann . Sie macht darauf aufmerksam, daß die Bolkspartei fchon im Mai 1921, als Oberschlesien von den Bolen besetzt und das Londoner Ultimatum bei der deutschen Regie­rung eingetroffen war, eine Zeitlang ernstlich den Ge danten erwogen hat, die Wirthsche Erfüllungs. politit mitzumachen. 3war forderte sie gewiffe Ga­rantien von der Entente in bezug auf die Erhaltung Ober­fchlesiens für Deutschland . Trogdem aber diese Garantien megen des Ultimatums gar nicht erst gefordert werden fonnten, war der volksparteiliche Justizminister des Kabinetts Fehrenbach, Dr. Heinze, bereit, im Erfüllungs­fabinett Wirth zu verbleiben! Aber seine Frattion hat ihm das unterfagt, nicht, weil sie die Erfüllungspolitik für töricht hielt, sondern weil sie nicht den

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den Mut zum Hanbeln fofort gefunden und nicht dem Druck von rechts nachgegeben, der heute noch ihr Berhängnis ist, so mütde fich die gesamte Lage Deutschlands wesentlich früher fonfolidiert haben. Wir erleben also das erbauliche Schauspiel, daß in einem Wahlkampf, der non bisherigen Roalitionsparteien um eine starte Politik der Mitte" geführt wird, sich die hauptsäch lichsten Vertreter dieser Bolitit, Marg und Stresemann , gegenseitig widerlegen. Noch schöner aber wird es, wenn man sieht, daß der volksparteiliche Reichsinnenminister, Jarres, fich felbft widerlegt. In einer Berliner Ber sammlung der Boltspartei hat er vor einigen Tagen die Auf Löfung des Reichstages als vollkommen unnötig und als ein unglüd für das Bolt erklärt. Boshaft bemerkt dazu die Germania ":

Es scheint bei den Ministern der Deutschen Volkspartei a11. mählich Mode zu werden, in ihren Wahlversammlungen nicht mehr zu wissen, was sie als Minister getan haben. Unseres Wissens ift die Reichstagsauflösung vom Reichstabinett einstimmig be. fchloffen worden, also bod) wohl auch vom Herrn Reichsminister Jarres. Er hat an einem seiner heutigen Meinung nach unnötigen und unglüdseligen Beschluß erfolgreich mit. gewirkt. Sollte er aber bei der damaligen Kabinettsfizung nicht anwesend gewesen sein, dann möchten wir wissen, ob er gegen den Auflösungsbeschluß protestiert hat. Wie dem aber auch sei, die Kritik, die das Rabinettsmitglied Dr. Jarres an seinem eigenen noch amtierenden Kabinett übt, berührt äußerst merkwürdig. Dr. Jarres fühlt sich wohl bereits in Kin digung". Aber von einem Reichsminister sollte man selbst dann etwas mehr Selbstdisziplin erwarten.

Die volksparteilichen Minister, die immer wieder mit dem Bruftion der Ueberzeugung erklären, daß fie das Baterland über die Partei stellen, scheinen wirklich einen merkwürdigen Begriff von Partei- und vaterländischen Interessen zu haben. Ihre Fraktion hat in schlotternder Angst um ihre Anhänger­fchaft eine Regierungsfrise nach der anderen herbeigeführt. Jezt zeigen die Minister der Welt, wie zer­fahren und haltlos die sogenannte Politik ist, die die Bolts partei dem Deutschen Reiche bescheren möchte. Mit einem Worte: Echt nationalliberal!

Die Justiz gegen die Presse. Berdächtiger Eifer gegen Sozialdemokraten.

Der verantwortliche Redakteur unseres Zeiger Parteiorgans, Genoffe Bergholz , war wegen eines Breßvergehens zu Gefängnis perurteilt worden. Durch Verfügung des preußischen Justizministers hatte er jedoch zu Beginn dieses Jahres Strafausseßung er halten. Diese ist jest, einen Monat vor Weihnachten und unmittelbar vor der Wahl, bei der Genosse Bergholz

Einen meiteren Justizskandal hat sich in diesen Tagen ein Reipziger Amtsgericht geleistet. Es perurteilte den verantwort lichen Redakteur der Chemnizer Boltsstimme", Genossen Sarl Böchel, megen Beleidigung" des Leipziger Führers ber 2ölfischen, Rech sanwalt Dr. Melzer, zu zwei Wochen Ge­fängnis. Warum?

Am 10. April d. J., furz nach der Verurteilung Dr. Zeigners, war in der Chemnizer Volksstimme" eine Notiz von einer Sigung des Sozialwissenschaftlichen Klubs erschienen. Diese Notiz war von einem jungen sozialistischen Studenten aus Berlin der Chemnizer Boltsstimme" überwiesen worden und beschuldigte Melzer der Aften­verbrennung. Auch wurde darin die völkische Berkommenheit gefenn. zeichnet. Die Notiz war in der Abwesenheit des verantwortlichen Redakteurs Böchel gebrudt worden. Das wurde durch Zeugen be= ftätigt. Gleichzeitig war der Einsender der Notiz als 3euge er schienen und befundete, daß er der Berfaffer mar. Rechtsanwalt Gen. Graf beantragte Freisprechung, da weber Leichtfertigkeit nach Fahrlässigkeit vorläge. Das Gericht verur'eilte den Redakteur Gen. Böchel jedoch wegen Bergehen nach§§ 20 und 21 des Preß­gesetzes zu zwei Wochen Gefängnis und den Kosten.

Kommunistische Hehe.

Die Ber.

Wie Lügenmeldungen fabriziert werden. Freiburg , 24. November. ( Eigener Drahtbericht.) liner Rote Fahne" vom Freitag, den 21. d. M., berichtete, daß Scheidemann in einer Wählerversammlung in Freiburg einen fom­munistischen Diskussionsredner verhaften ließ. Dieser Meldung liegen, wie wohl auch von der Roten Fahne" nicht bestritten werden fann, insgesamt folgende vier Lelegrammmorte zugrunde: Tittel, Diskussionsredner Scheidemanns, ver. haftet." Um aus diesen Worten die obige meldung ziehen zu fönnen, muß man schon über eine an nichts gebundene Phantasie odet aber über eine ebenso ungebundene Demagogie verfügen, wie sie in dieser Reinfultur nur in den Redaktionsräumen der Roten Fahne" heimisch zu sein scheint. Es ist richtig, daß, wie das Telegramm meldet, in der Freiburger Scheidemann- Bersammlung ein kommunistischer Redner verhaftet wurde, dessen Ausführungen weiter anzuhören, nebenbei bemerkt, allerdings 3000 Versammlungs­teilnehmer fich spontan weigerten. Richtig ist aber ferner, daß diese Berhaftung, wie sogar von dem schon lange wieder Frei­gelassenen selbst zugegeben werden muß, ohne 3u­tun irgendeines Mitgliedes der SPD . erfolgte, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Kriminalpolizei in dem Redner einen fteckbrieflich Berfolgten zu erkennen glaubte. Im übrigen hat der unfreiwillig zum Agitationsobjekt gemachte Kommunist versprochen, der Roten Fahne" selbst eine Berichtigung zuzuschicken. Man darf auf deren Abdruck gespannt sein.

Mut dazu hatte, fie offen zu unterstützen. Ihre Ablehnung zum Breußischen Landtag kandidiert, widerrufen worden, ba er fich Zuchthausanträge des Oberreichsanwalts.

rar alfo nur eine parteifattische, nicht eine grundsäß liche.

Denselben Mangel an Mut hat die Boltspartei noch wieder bolt an den Tag gelegt, weil sie immer die Konkurrenz Der Deutschnationalen fürchtete. Schon im Ottober 1921 erflärte sich ihr Führer Strejemann in einer Konfe­renz beim Reichspräsidenten für die große Koalition auf dem Boden der Erfüllungspolitif. Aber eine Stunde später war er bereits von seiner Fraktion zurecht gewiefen und mußte seine Zustimmung zurückziehen.

Immer noch fürchtete die Boltspartei wie fich im Mai 1924 zeigte, nicht mit linrecht die. Ronturrenz der Deutsch­die. Konkurrenz der Deutsch nationalen. Später hat das Kabineft Cuno ja bas Gegenteil Don Erfüllungspolitit getrieben und als dieses zusammenbrach, hat dann Strejemann selbst die Ruhrpolitik liquibiert und mieder die Erfüllungspolitit aufgenommen, die durch die frühere Weigerung der Bolfspartei, an ber Ragierung teilzu nehmen, unterbrochen war. Mit Recht fagt deshalb bie Germania " den Stresemännern:

Insbesondere haben die Bolksparteiler durch ihr Soll ich Toll ich nicht Spiel gegenüber der Erfüllungspolitik für Deutschland 3 mei tostbare Jahre verloren. Hätten sie

Hotel Savoy.

Sieben Etagen hat das Hotel Savoy, ein golbenes Bappen und einen livrierten Portier. Aller erdenklicher Komfort. Wasser, Seife, englisches Klosett. Elektrisches Licht. Stubenmädchen mit meißen Hauben. Und vor allem Betten, wirkliche Betten mit Daunenfedern. Eine Bunderwelt für den Heimkehrer Dan nach dreijähriger Kriegs. gefangenschaft. Schier endlose Wanderung war es, bis er aus Sibirien hier in der großen polnischen Industriestadt eintraf. Und erster Tag und erste Nacht laffen ihm, den früheren westeuropäischen Schriftsteller, jede Sefunde wohlig austosten in seinem Zimmer in der sechsten Etage.

gungen.

Sieben Eagen hat das Hote! Savon. Die Uhren gehen ver. fchieden in dem großen Hauje. Der geheimnisvolle Herr Kaleguro­pulos läßt die Zeit für die Reiden rücklichtsvoll zurückgehen. Unten find rot: Teppiche. Dvale Porzellan äfelchen statt aufgemalten Nummern. Dben in der siebenten Etage, Gott am nächsten, da hausen die Aermsten. Waschküchendunst. Heimliches Kochen mit Spiritus. Arme Teufel! Der schwindjiichtige Klown Sanfchin mit feiner huscheligen Frau. Die Tänzerin Stasja, der von dem unheim. lichen Liftführer Ignas ein Koffer nach dem anderen gepfändet wird, der Träumer von Lotterienummern Hirsch Fisch. Sieben Etagen tiefer ist die Bar der Frau Jetty Kupfer. Hier treffen sie sich, die Lertilfabrikanten, Schieber, Spetulanten. Sett! Radttänze! Borbell. betrieb! Die gepfändeten Koffer von oben ziehen ihre Befiherinnen nadt nach unten. Der Liftführer Ignaz macht den Türhüter. Das Hotel Savon erwartet Herrn Bloomfield, ben Milliardär aus Amerika . Bon unten in der Bar bis hoch oben hinauf ver­fnüpfen sich Hoffnungen und Entwürfe mit feinem Kommen. Die genze graue Industriestadt erwartet ihn. Gründungen. Beteili. Gonorrereien, Die gespenstischen Juden in den alten Ghettogaffen. Die reichen Juden in dem Billenviertel. Eine unheimlich jámuzige Stadt. Kohlenstaub. Fabritschorn fteine. Hölzerne Bürgersteige. Hungernde Proletarier. Barmer stinkender Fabrikschlamm, Ümrat. Troftlos, wenn schräger Regen unaufhörlich niedergeht. Das Hotel Savon hat keinen Platz für die Heimlehrer. Die hausen draußen in den Baraden. Immer neue fommen den weiten Meg vom Often, triegen Revolutionsfieber mit, Bettelnd, arbeitend, stehlend, mie eine Landplage ziehen sie ihrer Heimat zu. Heimat: lieber flingen. Verschiedene Sprachen, aber eine Sehnsucht. Sie treffen sich wieder, der Kroat und instinktive bäuerliche Revolutionar Zvonomir und Dan. Beide beherbergt das gleiche Hotel, das noch immer auf Herrn Bloomfield wartet. Im Hotel Savoy ist der reiche Amerikaner eingetroffen. Im Salonauto tam er liberraschend an. Bloomfield ist da, bas Zaubermort durchfliegt die Stadt. Doch fein Geld für industrielle Unternehmen ist inapp. Eine Jurfabrit und -ein Stino, das ist alles, was er finanziert. Die streifenden Arbeiter izen in den artesälen des Bahnhofs und betrinten sich. 3ponemir wiegelt auf. Heimkehrer, immer mehr Heimkehrer. Wie ein Heus chreckenschmarm. Ueberfüllte Baraden. Dan wird zweiter Getre tär Bloomfields, den nur das Grab feines Vaters nach der Stabt getrieben. Im Hotel ift Hochbetrieb, Musikkapellen. Weiber. In Felriechends Armenküchen brängen fich die Hungernben. lnb immer

Die Plaidoyers im Freiburger Prozeß.

in der Bewährungsfrist nicht einwandfreigeführt habe"- Bergholz ist nämlich in einen neuen Preßprozeß verwickelt. Das ist für einen parteigenössischen Redakteur, für den Naumburger Richter zuständig find, nichts Außergewöhnliches. Tatsächlich hat es die Raumburger Justizbehörde fertig gebracht, den Genossen Bergholz am Freitag verhaften zu lassen und ihn dadurch seiner Wahl propaganda als Landtagskandidat zu entziehen. Dabei war ein neues Gnadengesuch an den preußischen Justizminister gerichtet worden, in dem der Sachverhalt genau dargelegt ist. Das Borgehen der Strafpollstreckungsbehörde in Naumburg ftellt sich als ein Att ungewöhnlicher Rüdsichtslosigtett und Härte bar, zuster und Bod für kommunistische Herrschaftspläne auszuschichten mal es sich um ein politisches Bergehen handelt. Das schroffe Borgehen der Naumburger Justiz erregt um so größeres Aufsehen, als Genosse Bergholz nun auch wieder in diesem Jahr genau wie im rissen ipitb. Ein solches Berhalten läßt natürlich höchft peinliche pergangenen Jahre unmittelbar vor Weihnady en seiner Familie ent­Schüffe auf die Objeftinität der gegen ihn vorgehenden Juftizbs hörben zu. Bom preußischen Justizminister muß in diesem Falle erwartet merben, daß er dem rücksichtslosen Vorgehen feiner unter geordneten Instanzen in Naumburg gegen einen fozialdemofra tischen Redakteur einen Riegel vorschiebt und die Gerechtigkeit nicht zur Ungerechtigkeit merden läßt.

neue Heimfehrer. Typhus bricht aus in der schmußigen Stadt. Kramalle, Bloomfielb verschwindet bei Nacht und Rebel. Aufstand. Die Masse dringt nachts ein. Der Morgen sieht das gestürme Hotel in Flammen aufgehen. Militär mady den Tag zur blutigen Tra­göbie.

Das ist ein furzer Auszug aus dem ausgezeichneten sozialen Roman Hotel Sappy" ven Joseph Roth ( Berlag Die Schmiede, Berlin ), der zu den Romanen gehört, bie nachdenklich Bruno Schönlant.

machen.

Das Gesicht Amerikas .

In diesem Wintersemester werden an der Berliner Uni versität unter dem Kapitel Auslandsstudien in einem Zyklus von Vorträgen die Bereinigten Staaten und Kanada , ihre Stellung Bortrag hielt Brof. Bonn über das Thema:" Das Geficht in der Weltwirtschaft und Weltpolitt, behandelt. Den einleitenden 2 meritos". Es war wie eine feuilletonistische Einführung in das Ganze, ein Feuilleton allerdings, in dem ein Forscher mit der Sonde allem auf den Grund geht und zu ergründen versucht, wie missenschaftliches Rüstzeug, nicht durdyfetzt mit langen Statistiken, alle diese Dinge psychologisch laufen. Ein Wert, nicht beschwert durch nicht verbrämt mit diplomatisch- politischen Reflexionen, und doch, oder vielleicht gerade Sarum, in höchster Bollendung flar und eit deutig. Der Hörer fah dos Gesicht Amerifas, mie es wirklich ist. liebenswürdig ist und doch satirisch zuzufpigen versteht, von der Prof. Bonn plauberte zunächst mit feinem Humor, der immer nisse herrscht, eine Untenntnis, jo groß, daß selbst ein hoher deutscher großen Unkenntnis, die in Deutschland über cmerikanische Verhält Diplomat vor noch gar nicht langer Zeit nicht einmal mußte, daß Demokraten gibt. Prof. Bonn zeichnete dann mit ein paar scharfen es in Amerika nicht nur Republikaner, fondern Republikaner und Strichen die Uniformität des Landes, in dem alles von nüchterner uniform ist. Und er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, Größe ist. Er versuchte zu beweifent, warum es in Amerita ip daß 3. B. demjenigen, der in New Dort nach dem 1. Ottober, auch wenn der Tag noch so heiß ist, einen Strohhut trägt, ber Hut Dom wenn der Tag noch so heiß ist, einen Strohhut trägt, ber ut von welches besser als lange Debuftioren die Situation erleuchtet und Kopfe geschlagen wird. Ein kurzer Saz, ein grelles Schlaglicht, erkennen läßt. Prof. Bonn verbreitete fich fodann über Sie eiget orbige Stimmung in Amerifa, wo alle Farben anders find als in Deutschland , wo die Wälder feinen Echatten und die Blumen keine Duft zu haben scheinen. Er knüpfte daran die Schilderung einer amerikanischen Bandschaft, über und über mit Orangenbäumen be. pflanzt. Neben jedem dieser Bäumchen steht ein kleiner Ofen, um bet Stroud vor Winterkälte zu schützen. Auch dieser Lurze Hinweis gibt Klarheit und ein vollständig getreues Bild von dem Reizlofen einer solchen Landschaft, die, fähe man sie an anderer Stelle, von hoher Anmut sein würde. Amerika ist das Land der Quantität, sagte Prof. Bonn , alles wird hier nach Mengen bemessen, und selbst die Kirchen Ameritas, ebenso wie die Hotels durchaus uniform, find anders als bie Rirchen anderer Länder, da sie nicht nur Gottes hous, fondern auch Versammlungshaus darstellen. 1820-1920 find 33 Millionen Menschen nach Amerika eingewandert, Bom Jahre alles war im Fluß, alles drängte weiter, Kultur aus dem Often wurde auf die Eisenbahn gefeht und genau ebenfo, bis auf das letzte

Freiburg , 24. November. ( Eigener Drahtbericht.) In der Montagsfizung des Staatsgerichtshofes begannen, wie porgesehen, die Plädoyers der Anflage und der Berteidigung. Zunächst gibt Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer eine furze Darstellung bes Sachverhalts ber Lörracher Unruhen, der Sprengstoffdiebstähle und der den Butschvorbereitungen dienenden Versammlungen. Betont wurde, daß es sich bei den Lörracher Unruhen um eine wesentlich wirtschaftliche Bewegung handelte, die erst durch die Führer Herb­versucht wurden. An Hand zahlreicher Rundschreiben und Frage: begen der RBD. 3entrale, die im Befiß von Angefiagien ge funden worden waren, beweist dann ber Oberreichsanwalt, daß bie faschistischer Angriffe zum Bicle batten; weshalb mürben sonst, tommunistischen Putschporbereitungen mehr als nur die Abwehr führte der Oberreichsanwalt weiter aus, 3. B. folgende Eate in einem von der Partei herausgegebenen Fragebogen fich vorfinder: Machtergreifung am Blaze möglich?"" Genügen die zur Verfügung stehenden Waffen?"" leberrumpelung ber Polizei und Gendarmerie möglich? st mit faschisti scher Gegenwehr zu rechnen?" Daraus gehe tlar hervor, daß die

Komma, im Westen aufgebaut. Prof. Bonn nahm fchließlich auch Gelegenheit, furz auf die moderne Romanliteratur Ameritas hinzu meifen, bie, zwar nicht flaffisch vollkommen, doch in einzelnen ihrer Bücher ein getreues Spiegelbild gibt von dem Amerita, wie es iſt. Und die Zukunft? fragte Bonn . Die Massen sind heute zum Stillstand gekommen, meinte er. Und nach seiner Ansicht gibt die Zukunft die Möglichkeit der Entwicklung neuer Nüancen. Bon der Uniformität fort zum Individualismus, vom horten Transzendentalis. mus zum weichen Materialismus. Reicher Beifall des überpollen Auditoriums belohnte die geistvollen Ausführungen. Karl Fischer.

der Populärste der nämlichen Familie, vollendete foeben einen neuen Aus den Schähen des Zauberbergs. Thomas Mann , heute großen Entwicklungsroman. Den Bauberberg" nennt er ihn, den wundergieren Befer zu umglänzen. Thomas Mann ist mehr als aber es scheint auch diesmal nicht der Bergzauber eines Halbgenialen ein Meister der Sprache, er fann als tieffühlender Dichter, als fluger Bersteher seiner Zeit fo unendlich viel, daß es gerade den, dar iht liebt, schmerzen muß, wenn er sieht, daß der verehrte Dichter immer Ipfe verwurzelten Aestheten mag ein erreichter Jean Paul lieber fein, dem Ringer um ein besseres Heute steht ein erstrebter Goethe näher mehr zu Jean Paul als zu Goethe hinneigt. Dem in der Zeit nur halb flieht audy er wie jener, bar die Weber" schrieb? menn einer das Zeug zur Leistung hat, und Mann hat es. Wes­

Im Beethoven Saal las Thomas Mann aus diefem Zauberberg über der offenen Außenwelt wird. Ein Liebeserleben torium auf Davoser Höhe, die ihm in ihrer Abgeschlossenheit zum Roman. Ein lungenfranfer junger Mensch weilt in einem Sana­und die tausend Imponderabilien solcher Ferien vom Ich" ändern reichten Relativität des Geistigen tam in dem vorgelesenen Kapitel alle Zeit- und Wertbegriffe völl g, und etwas von der dadurch er auch zum Ausdruck. Aber es ist nicht der Zauberberg der Menschheit, bestiegen hat, sondern es ist nur der Zauberberg des Dichters, und den Thomas Mann in se'nem Helden Friz Castorp im Jahre 1924 wenn er uns auch eine Menge schöner und ausgiebig beschriebener Ansichtskarten schickt, so sind es eben doch nur Ansichtskarten. dem recht farbenfrohen Vortrag beglückt w'eder, und als ich sah, wie Immerhin, eine vergnüglich schmunzelnde Lesergemeinde grüßte nach ehrlich- felig das hübsche, fleine fünfzehnjährige Mädel vor mir, das fich bestimmt schon seit 14 Tagen auf den Abend gefreut hat, über viele der schnurrigen Milieubilder Lachte, da konnte ich Ihnen w/ rf. ich nicht mehr böse sein, lieber Thomas Mann . Die Dichter haben aber sehen Sie, Se sind da zur Vermittlung einer Freude ganz be mberer Art bestimmt worden, und damit inaufern Sie bis heute. ja vom fieben Gott d'e Aufgabe, Freude in die Welt zu bringen, werden Sie etwa schon alt?

Sp.

Philharmonie. Eine schmere Ruß hatte man diesmal den Musik. Zweites Festtouzert des Bezirksbildungsausschusses in der freunde zu fnaden gegeben: Französische Kammer. mufit". Ausgetrete te Gelcise follten vermieden werden. Sehr ergaben sich lauter Werke, die unserem Empfinden offenbar aus reichhaltig ist die neuere franzöfifche Sammermusit nicht und so verschiedenen Gründen ziemlich fern stehen. Aber man muß bes scheiben bekennen, daß das Publikum die Probe meit beffer be