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gefchuldigte die Richtigkeit der Aussagen des neuen Belastungs­zeugen. Er bezeichnete diesen als einen unehrlichen Mens fchen und führte die ungünftigen Aussagen darauf zurück, daß er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln gegen die feguellen Ver. irrungen diefes jungen Menschen eingeschritten sei. In einer um fangreichen Korrespondenz, die der Zeuge mit v. Lüßow geführt hat, habe er sich geradezu entschuldigt, daß er über v. Lühow gegenüber dritten Personen die Behauptungen aufgestellt habe, die er jetzt eid­lich vor dent Untersuchungsrichter erhärtet habe. Es wird eine Gegenüberstellung des Zeugen mit Dr. v. Lügow notwendig werden. Landgerichtsrat Ebelt ist beauftragt wordet, die sehr schwierigen Bernehmungen der ehemaligen v. Lüßowschen Zöglinge, die jetzt über ganz Deutschland verbreitet wohnen, zu leiten und auszuführen.

Lysol, Petroleum und Salzsäure.

Ein Selbstmordverjuch im Gerichtssaal.

Ein aufregender Borgang spielte sich am Dienstag am Schluß einer Verhandlung gegen ein Chepaar Kania ab, das wegen Unter schlagung und fortgesetzten Betruges verurteilt wurde. Nach der Urteilsverkündung setzte Frau Minna Kania, die zu 3 Monaten und einer Woche Gefängnis verurteilt worden war, während der Che­mann, der Kellner Bittor Kania, 1 Jahr 2 Wochen Gefängnis erhielt, plöhlich ein Fläschchen Lysol an die Lippen und trant es bis auf einen Pleinen Reft, den ein herbeigeeilter Justizwachtmeister ihr noch ent­reißen konnte, aus. Die Frau wurde sofort nach dem Lazarett des Untersuchungsgefängnisses gebracht.

Dieser Selbstmordversuch geht auf einen Mordverfuch zurück, der in Zusammenhang mit der abgeurteilten Straffache steht. Rania hatte im März seine Stellung verloren und befand sich in Not. Er hatte nebenbei noch eine Liebschaft mit einem Fräulein Rößler und war in Schulden geraten. Um nun wieder Geld für sein foftspieliges Berhältnis in die Hände zu bekommen, hatte er Inserate aufgegeben, in benen er Darlehen gegen Sicherheit und unter Zufiche: rung sehr hoher Zinsen suchte. Eine ganze Reihe Leute, die glaubten, auf diese Weise mehr Geld verdienen zu tönne, hatten ihm Beträge von 200 bis 400 M. geliehen, wofür er ihnen versprach, in furzer Zeit das Zweis und Dreifache zurückzuzahlen. Als Sicherheit hatte er die Möbel seiner Wohnung, die er nur auf Abzahlung hatte, nicht weniger als 30mal zu gleicher 3eit verpfändet. Als ihm der Boden unter den Füßen zu heiß war, war er geflüchtet, hatte aber vorher noch einen neuen Scha indel inszeniert, indem er feine Wohnung gegen eine Abschlagssumme dreimal cbtrat. Der Angeklagte Kania schob die Hauptschuld auf seine Geliebte, die er als seinen bösen Geist bezeichnete. Seine Frau habe ihm Beihilfe ge­leiftet. Die als Zeugin geladene Geliebte des Angeklagten, Fräulein Rößler, konnte vor Gericht nicht erscheinen, da die Ehefrau Kania am Tage vorher ein Attentat auf sie verübt hatte. Frau Kania hatte ihre Nebenbuhlerin überfallen, eine volle Flasche Petroleum auf ihrem Kopf zerschlagen und dann versucht, die petroleum getränften Kleider der Verlegten in Brand zu teden. Zum Glück verjagte das erste Zündholz und inzwischen waren auf das Hilfegeschrei der Ueberfallenen Nachbaren herbeigeeilt, die die Rasenbe von ihrem Opfer wegriffen. In der Tasche der Ange flagten wurde noch eine Flasche mit Salzsäure entdeckt, wo­mit fie anscheinend ein neues Attentat auf ihre Rivalin, wenn sie als Zeugin erschienen wäre, geplant hatte. Der Selbstmordversuch murde also unternommen, weil Frau Kania annahm, daß fie megen des Sttentatsverfuchs in bas Polizeipräsidium übergeführt werdet foll

Tas Urteil gegen Miaffojedoto rechtskräftig.

Der wegen Falfchmünzerei von der Straffammer des Land­ gerichts III zu drei Jahren Zuchtbaus und fünf Jahren Ehrberluft verurteilte russische Stunstmaler Iwan Miassojedow hat auf die Revision des gegen ihn erkannten Urteile verzichtet, so daß die Strafe rechtsfräftig geworden ist. Frau Vernici hat sich noch nicht entschieden, ob sie die Strafe ebenfalls annehmen will. Miaffojedom hat sich freiwillig erboten, die ire des Untersuchungs. gefängnisfes mit Soloffalgemälden auszumalen.

Ungetreue Postbeamten.

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Alter Familienfchmuck.

Betrogene Frauen der Aristokratie.

Ein Schwindler namens Siegmund Goldfaden, der sich die Nots lage verarmter altabliger Frauen zunuze gemacht und die Geschäfts­unfundigen raffiniert betrogen hatte, ist von der Kriminalpolizei festgenommen worden.

Briefträger wäre mit diefer Einrichtung gedient, es würde wohl auch eine ungeheure Zeit- und Arbeitsersparnis im Interesse der Postver. maltung erreicht werden, ferner eine Ersparnis an Kranfengebühren für Briefträger, deren Gesundheitszustand Dom übermäßigen Treppenlaufen sicher nicht gebessert wird.

Engherzigen und Kleinlichen mit ihren Bedenken kommen. Aber wo

Wie gegen jede Neueinführung, so dürften auch gegen diese die es sich um das förperliche Wohl einer Gemeinschaft handelt, müßten alle egoistischen Bedenken schweigen.

Goldfaden kam vor längerer Zeit aus der Tschecho. Iowa fei nach Berlin , afklimatisierte fich bald und wohnte seit einigen Monaten als vornehmer Herr in einem der ersten Hotels Unter den Linder. Bon hier aus Jette er sich mit altabligen Frauen in Berlin und Potsdam , Debatte in der Bezirksversammlung über die Hakenkreuzftrolche.

Berein Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin Jugendsekretariat Lindenstraße 3 Erstes Konzert

am Sonntag, 30. November 1924, nachmittags 3 Uhr in der Philharmonie, Bernburger Straße 22/23

Heitere Musik

Saaleinlaß 2 Uhr Sarten à 75 Pf. im Jugendfekretariat und an der Kaffe.

die unter der Not der Zeit au leiden haben, in Berbindung. Sehr gewandt in feinem ganzen Auftreten, machte er den geschäftsun fundigen Damen Klar, daß sie doch gut daran täten, ihre alten Familienschmud zu benutzen, um sich über die Schwierig feiten hinwegzuhelfen, bis wieder beffere Zeichen fämen. Diesen Schmud fönne er so arbeiten lassen, daß er, ohne die Substanz anzugreifen, der Eigentümeri monatlich ein Einkommen von 600 bis 1000 M. oder auch noch mehr, je nach dem Werte des Schages, zu verbürgen imstande fei. Er brauche nur die Schmuckfachen bei einer Großbant zu hinterlegen. Darauf bekomme er sofort Geld, und das wolle er zum Ankauf von Häusern und Gütern verwender. So fomme totsicher die versprochene Monatsrente heraus. Die Frouen ließen sich auch verleiten und glaubten, daß ihre Schätze ficher im Safe der Bant lägen. Um ihnen die Möglichkeit zu ver­fchaffen, jederzeit auch noch im Notfalle Zwischengeld zu erhalten, gab ihnen der menschenfreundliche Kaufmann noch ein Wechiel formular, in das er die Summe eintrug, auf die er den Schmuck fchäzte und das er dann mit seinem Namen unterschrieb. Als nun eine Frau von G. von diesem Papier Gebrauch machen wollte, er­fuhr sie auf der Bant, daß es ganz wertlos war. Nun ver­bongte sie von Goldfaden ihren Schmuck, der nach dem Ueberein­fommen am 20. d. M. wieder ausgehändigt werden sollte, zurüd. Goldfaden aber befaß ihn nicht mehr und hatte ihn auch nie auf der Bank gehabt. Auf eine Anzeige der Betrogenen ging die Kriminalpolizei den Geschäften des Tschechen nach und entdeckte, daß Frau von G. nicht fein einziges Opfer geworden ist, sie nahm den Betrüger jest und brachte ihn nach dem Polizeipräsidium. Die Etuis, bie bie Beamten in seiner Hotelwohnung fanden, waren alle leer. An Schmucksachen fand man bei ihm nur einige wertvolle und zum Teil mit Kronen versehene 3igaretten, etuis, die der Schwindler für sich selbst beha'ten und in Gebrauch genommen hatte. Alles andere hat er ins Ausland verkauft.

Helft dem Briefträger!

Man schreibt uns:

Es flingelt. Ich öffne die Tür meiner im vierten Stod gelegenen Wohnung. Es ist der Briefträger. Schwer almend steht der hagere Mensch da und hält mir einen Brief entgegen. Ein für mich ganz interesseloses Reklamefchreiben oder sonst eine Offerte, die ich meist ungelesen beiseite lege. Mein Blick fällt auf den Briefträger, der sich mit müder Bewegung wieder zum Gehen wendet.

Ra," meine ich, deswegen hätten Sie doch nicht erst die vier Treppen' rauflaufen müffen."

" Es ist meine Pflicht," entgegnete er refigniert, unb ich muß soviel Treppen steigen, da tommt es nicht auf einmal mehr an."

Melyrere Fälle von Amtsunterschlagung beschäftigten das Schöffengericht mitte. Der Oberpostschaffner Otto Finte war auf dem Postrevier 4 damit beschäftigt, die Ablieferungsscheine für Ein­Schreibbriefe zu erledigen. Einem Untergebenen fiel es auf, daß der Angeklagte eines Tages einen Ablieferungsschein zu­sammenfnitterte und in den Papierforb warf. Der Unter­beamte holte den Schein wieder heraus, strich ihn glatt und legte ihn in das entsprechende Fach. Am Abend überzeugte er sich jedoch, baß der Schein verschwunden war. Die Ermittlungen ergaben, daß ein Einschreibebrief aus Konstanz mit 540 M. Inhalt beijeite geschafft war. inte hatte auch den Einschreibeabschluß ge­fälscht. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu sieben Womaten Geperschließbaren Brieffaften im Erdgeschoß des Hauses fängnis.

In der Riefenstadt Berlin , wo so zahlreiche soziale Einrichtungen, Hilfsvereine, fanitäre Bereinigungen und Organisationen bestehen, Hilfsvereine, fanitäre Vereinigungen und Organisationen bestehen, um so viel wie möglich unseren Arbeitsgenossen die Bürde des Seins zu erleichtern, den Gefahren zu steuern, die Berufe und Lebensweise für den menschlichen Körper mit sich bringen, denft feiner baran, welch furchtbare Fronarbeit der Brief'räger verrichten muß, und wie sinnlosen und unnötigen Strapazen so vieler Menschen ein Ende zu leicht doch Mittel und Wege zu finden wären, in diefen gänzlich bereiten. In einer nordischen Großstadt, ich glaube es ist Kopen bagen, hat man diefem llebel, das einen ganzen Stand trifft, auf eine sehr einfache Art abgeholfen, indem jede Mietspartei ihren wohl angebracht hat. Ist es doch viel leichter für jeden einzelnen, seine Boft im Vorübergehen selbst zu holen, als einen einzelnen für Hunderte treppauf treppab laufen zu lassen. Nicht nur dem

Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 27. November.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

Der zweite Anflagefall betraf den Postassistenten Borowski, der in der Poststelle des Schlesischen Bahnhofs bei der Durchgangsstelle von Auslandssendungen nach Polen beschäftigt war. Der Angeklagte hatte aus einem Beutel mehrere Einschreibe. briefe an sich genommen. Durch eine anonyme Anzeige tam ber Morgang zur Kenntnis der Bostbehörde und die unterschlagenen Briefe wurden schon am nächsten Morgen in der Wohnung des Angeklagten noch uneröffnet vorgefunden. Die Beſt behörde folgerte aus der Anzeige, daß es sich nicht um diesen vereinzelten Borfall handeln dürfte, daß vielmehr Kollegen ihn schon fängere Zeit beobachtet hätten. Ein Beweis hierfür ließ sich je doch nicht erbringen. Rechtsanwalt Dr. Aron hatte den Geiftes zustand des Angeflagten in Frage gestellt. Das Gericht fam zu ber Ueberzeugung, daß bei bem Angeftogten infolge eines früheren Unfalles eine erheblich verminderte Burechnungsfähigkeit bestele, weshalb das Urteil nur auf ſechs Monate Gefängnis fautete. Contesen Prof. Emil Prat, soper, beste i den mm: wurde auf Antrag des Verteidigers der Angeklagten auch eine Be währungsfrist in Aussicht gestellt.

Maßnahmen gegen mißhandelnde Polizeibeamte. Dem durch das Schöffengericht in Fürstenwalde wegen Mit handlung zu drei Monaten Gefängnis verurteilten Polizeitvachte meister Domte ist die Ausübung der Amtsverrichtungen vor läufig uuteriagt worden. Ebenso wurde gegenüber dem Polizei oberwachtmeister Wolf berfahren, der in der vorigen Woche durch die Straflammer in der Berufungsinstanz zu 300 M. Geldstrafe tegen gleichen Bergebens berurteilt worden ist. Eine endgültige Entscheidung über die gegenüber beiden Beamten zu ergreifenden weiteren disziplinarisen magnahmen lann erst nach Einsichtnahme in die Gerichtsaften erfolgen.

4.30-6.15 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funk­kapelle) 6.20 Uhr abends: Ratschläge fürs Haus. 6.30 Uhr abends: Zehn Minuten für die Hausfrau. 7 Uhr abends: Vortrag des Herrn Dr. jur. Hans Schneickert . Leiter des Erkennungs­dienstes des Berliner Polizeipräsidiums: Die Bedentung des Erkennungsdienstes für die Strafrechtspflege und die öffentliche Sicherheit ". 8.30 Uhr abends: Konzert des Bläser­virtuosen Prill, Flote; Prof. Fritz Flemming, Oboe; Leonard Kohl, Klarinette; Louis Scheiwein, Fagott; Prof. Paul Rembt. Horn, unter Mitwirkung von Eva Goldbach, Sopran, von der Berliner Staatsoper und Kapellmeister Otto Urack , Klavier. 1. Quintett für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Klavier in Es- Dur, W. A. Mozart, Largo; Allegro moderato Larghetto Rondo( Allegretto). 2 Kantate( Nr. 21) für Sopran, mit obligater Oboe, J. S. Bach. 3. Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn, Fr. Danzi( 1768-1820) Allegro moderato Andante Allegro. 4. Deutsche Lieder für Sopran mit obligater Klarinette, Louis Spohr , a) Zwiegesang( R. Reinick), b) Wiegenlied( Hoffmann v. Fallersleben ), c) Wach auf( Dichter unbekannt). 5. Quintett für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Klavier in Es- Dur, op. 16, L. v. Beethoven , Grare; Allegro ma non troppo Andante cantabile Otto Urack . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Rondo Allegro. Am Sohwechten- Flügel: Kapellmeister Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten,

Theaterdienst. 10.30-11.30 Uhr abends: Tanzmusik.

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Die Charlottenburger Opernhauskrise.

Die Opernhausfrise beschäftigte gestern die Charlotten­ burger Bezirksversammlung. 3wischen dem Magistrat und dem Bezirksamt Charlottenburg find Rompetenzstreifig­teiten entstanden. Das Charlottenburger Bezirksamt hat dem Deutschen Opernhaus ein Darlehen von 50 000 m. gegeben, um die am 31. Oftober fälligen Gehälter und Löhne zahlen zu fönnen. Der Berliner Magistrat sah darin eine Uebertretung der Befugnisse des Bezirksamtes und eine Verlegung des Etalrechtes und war besonders deshalb ungehalten, weil das Bezirksamt nicht rechtzeitig vorher die Absicht, ein Darlehen zu geben, dem Magistrat mitgeteilt hatte. In einer Verfügung teilte der Magistrat mit, daß er beschlossen habe, die Verwaltung der Angelegenheiten des Deut. schen Opernhauses mit sofortiger Wirkung selbst zu übernehmen. Die Sprecher aller Fraktionen brachten zum Ausdruck, daß es besser ge­mesen wäre, men das Bezirksamt vorher die Zustimmung des Magistrats eingeholt hätte. Se sehen aber in den Magistrat das Vertrauen, daß er nach Würdigung der Motive, die das Bezirksamt bei Hergabe des Darlehens leiteten, die getroffene Verfügung auf­heben wird. Nach kurzer Debaite wurde einstimmig folgende Re­( olution angenommen: Das Deutsche Opernhaus ist auf Char­lettenburger Gebiet als ein der gesamten Groß- Berliner Bevölke rung dienendes Kunstinstitut von den städtischen Körperschaften der früheren Stadt Charlottenburg geschaffen und in jahrelanger Arbeit gepflegt und unterhalten worden. Nachdem die Stadtremcinde Berlin gebildet ist, erscheint es als eine der vornehmsten Aufgaben der Stadtgemeinde, dieses Kunstinstitut feiner Be. pölkerung zu erhalten. Hierzu müssen Magistrat und Bezirksamt zusammenwirken. Die Bezirksversammlung hat das Bertrauen zum Magistrat, daß er den historischen Zusammenhängen und den Gründen der Zweckmäßigkeit Rechnung tragen, dem Be zirksamt die Verwaltung des Deutschen Opernhauses belassen wird. Gie sieht es andereseits als selbstverständlich an, daß das Bezirksamt richtige Maßnahmen hinsichtlich des Opernhauses, insbesondere solche organisatorischer und finanzieller Art, nicht ohne Einverständ nis des Magistrats treffen wird."

Sodann entstand eine heftige Debatte über eine von der sozialdemokratischen Frattion gestellte bringende An⚫ frage, diese laulet: Beitungsnachrichten zufolge sind am Toten. fonntag Reichsbannerleute von rechtsradikalen Jünglingen über. fallen worden, wobei es schwere Verwundungen gegeben hat. Es haben sich nach Mitteilungen in der Bresse dabei Schüler Charlotten burger höherer Lehranstalten beteiligt. Genannt ist ein gewisser Lessing aus der Suarezstraße. Was gedenkt das Bezirksamt zu tun, um solchen Ausschreitungen ein Ende zu machen, bei denen fich immer wieder Schüler höherer Lehranstalten in traurigfter Weise hervortun?" Genosse Kawerau begründete die Anfrage unter Hinweis darauf, daß sich 3öglinge der Charlottenburger höheren Lehranstalten schon öfter in ganz unzu­lässiger Weise bemerkbar gemacht hätten durch Teil­nahme an völkischen Gründungen, wie Stahlhelm, Werwolf, Front­bann u. a. Es ist bezeichnend für die Gemütsverfassung der jungen Leute, wenn festgestellt werden konnte, daß sie zum Besuch einer ernsten Totenfeier, welche in der Gedächtniskirche stattfand, Gummi­tnüppel, Schlagringe und andere Waffen mitnahmen. Es ist eine erbärmt dhe Feigheit, wenn diefe, meistens von schlechten Erz chern irregeleiteten Sünglinge, eben aus der Kirche fommend, in einer Stärte von 200 bis 250 Mann fünfzehn ruhig ihres Weges daher. ziehende Reichsbannerleute brutal überfallen Der Vertreter des Be. zirksamtes, Herr Bogt, war der Meinung, der ganze Borgang ginge die Charlottenburger nichts an, die polizeiliche Untersuchung habe ergeben, daß es sich nicht um einen Lessing, sondern Schles= fing handele und daß die Beteiligten nicht in Charlottenburg wohnen, sondern Söhne von Schöneberger Bürgern find. Die Fraktion der Mitte verurteilte die Vorgänge ebenfalls sehr fcharf, während sich einige bekannte Leuch en des bürgerliden Parteiſammelfuriums darauf beschränkten, täppische Zwischenrufe zu madjen.

Richtiges Gewicht!

Eine Hausfrau( chreibt uns:

Da wir uns bei unferem fleinen Einkommen feine größeren Bor. räte leisten fönnen, find wir gezwungen, unferen Bedarf an Lebens­mittele täglich oder möchentlich zu beden. Im Besitz einer guten Tafelwage, stellte ich fest, daß nur selten das Gewicht der eingekauften are stimmt. Nicht allein das verlangte Gewicht an Ware erhält man nicht, sondern auch das Gewicht des Einschlagpapiers oder der Düte ist darin eintegriffen. Wer kann, obgleich die Wage laut Borschrift fast überall frei steht, bei der Tüchtigkeit gewisser Berkäufer in der Kunst des Abwiegens soviel fehen, um den Irrtum sofort richtigzustellen? Man muß nur staunen, daß diese Verkäufer fich nie zu ihrem Schaden irren Ein Butter oder margarinepapier wiegt 10 Gramm, eine 2-18. Düte 10 bis 15 Gramm ufw. Je teurer die Ware, je größer der Breis des Papiers oder der Düte für den Käufer. Bei Dem Stand des Butterpreises beträgt er bei Pfund jetzt 5 Bf. In unserer Gegend im Norden machte ich fast überall die gleichen Erfahrungen. Deshalb wandte ich mich, Auskunft erbittend, an die Wucherpolizei in der Markihalle. Der Beamte gab mir bereitwillig und freundlich Bescheid. Wein in der Markthalle so etwas paffiert, Härbter eine 2ünzeige. Außerhalb der Marthalle foll man, wenn man einen Zeugen hat, das zuständige Polizeirevier aufsuchen. Es ist ganz klar, führte er aus, doß man bas verlangte Gewicht an Ware zu bekommen hat. Das Gewicht des Einschlagpapiers ist unabhängig bapon. Die meisten Hausfrauen wissen das alles, aber sie mogen faum einen Ton zu fogen, meil sie sich oft genieren, megen fo einer Kleinigkeit" sich zu beschweren. Nur ein gemeinsamer Kampf gegen diese Ünfitte tonn Abhilfe schaffen.

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Chinesen als Spiellehrer. Nun hat auch A. Bertheim eine Mah Jongg Abteilung im Haufe Leipziger la eingerichtet. Mah Jongg, ein chinesisches Spiel, ist taufenb schwierig. Jeden nachmittag von 15-17 Uhr wird im Orient Jahre alt, und es zu lernen, ist, wie alles Taufendjabrige, ziemlich faal Unterricht erteilt. Richtiggehende Chinesen figen am Spiel­tisch und geben sich redliche Mühe, ihre Schüler in die Geheimniffe,

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Odol besitzt die Eigenschaft, daß es in alle der Zahnbürste unzugänglichen Ecken und Falten eindringt und noch lange nach dem Gebrauch den Gärungs- und Fäulnisprozessen im Munde entgegenwirkt. In dieser nach­haltigen Wirkung wird Odol von keiner Zahnpaste und von keinem Zahn­pulver erreicht. Odol ist sehr stark konzentriert und darum so sparsam.

Odol