aus manchem Stöder- Berehrer der 80er und 90er Jahre ein guter Sozialdemokrat geworden.
Wir vermögen auch nicht zu glauben, daß derjenige Teil der Jugend, der heute im kommunistischen Lager steht, sich dauernd an den Idealen des Bolschewismus berauschen wird. Der Sieg des Kommunismus hat in demselben Maße wie die Herrschaft von Junkern oder Kapitalisten die bewußte Unterdrückung aller Andersdenkender zur notwendigen Folge. Alle diese Feinde der Sozialdemokratie fürchten Den Kampf der Geister, für den sie sich nicht gewappnet fühlen, und ziehen es vor, den Gegner unschädlich zu machen, ftatt fich mit ihm zu messen. Für die begeisterungsfähige Jugend ist aber der Kampf Lebenselement und deshalb wird fie jedes System, das auf seine Ausschaltung hinausläuft, verwerfen.
Die Sozialdemokratie ist davon durchbrungen, daß, wie die flaren Gebirgsflüsse aus den Tiefen der Erde hervorschießen, alles Große im Leben der Völker aus den unteren Schichten des Boltes tommt. Sie dient der Gesamtheit, indem fie jeden einzelnen gegen Not, Ausbeutung und Krankheit schützt und die förverlichen Kräfte zu vermehren trachtet. Sie will jede im einzelnen wie im Bolte schlummernde Begabung entfalten, sie will die durch lange dauernde Unterdrückung ent standenen Laster ausrotten, sie will den Massen den Weg zu den Schäßen der Kultur weifen, damit sie nicht fänger ein Monopol der befizenden Klasse bleiben. Sie ringt um die Seele jedes Menschen, sie will sie mit einem stolzen Staatsbewußtsein erfüllen, mit der Ueberzeugung, daß jedes Einzeldasein mit dem im demokratischen Staat organisierten Wolf unlöslich verbunden ist. Den deutschen Partifularismus, der ihr auf diesem Wege entgegentritt, will sie vernichten durch Die Schaffung des deutschen Einheitsstaates, dessen Bürger ohne Unterschied des Stammes alle Deutschen werden sollen, Die in ihm leben wollen. So will sie die Schmach der separatistischen Bestrebungen rächen, die eine Frucht des Partikularismus find. Die Sozialdemokratie bekämpft den Haß unter den Nationen wie in der Nation. Sie will zusammenfassen, nicht zerreißen.
Bei aller Hingebung an die Gedantenwelt der Demokratie betrachtet die Sozialdemokratie die Schaffung und Feftigung demokratischer Staatsgrundlagen nicht als ihr legtes Ziel. Ueber die Demokratie hinaus und durch die Demokratie strebt fie dem Sozialismus zu: denen, die sich damit begnügen wollen, die politische Gleichberechtigung zu verwirklichen, hält sie das beißende Wort von Anatole France entgegen, das die Notwendigkeit der Ergänzung der Demokratie durch den So zialismus schlagend erweist: Das Gesetz in feiner majeftätischen Cleichheit verbietet den Reichen wie den Armen, zu
Die Reichs. und Landeslisten der Deutfch. nationalen sind, man muß das offen zugeben, etwas spät veröffenlicht worden. Leider haben sie die Befürchtung, die der erweiterte Vorstand der Deutschkonservativen Parici ausgesprochen hatte, bestätigt. Denn in der Tat wird der ton fervativen Richtung nur wenig Rechnung ge tragen, was um so bedauerlicher ist, als die Bewegung in den nationalen Kreifen für jeden aufmerksamen Beobachter fraglos eine start tonservative Tendenz aufweist, die sich neben den grundfäß lichen Fragen der Weltanschauung vor allem in dem Wunsche nach einer gradlinigen, zielbewußten, vom Opportunismus freien Politit offenbart. Freilich kann dieser hie und da hervortretende Mangel bei der Kandidatenaufstellung feinen Nationalgefonnenen in die gefährliche Partei der Nichtwähler treiben, wenn es, wie es am 7. Dezember der Fall ist, fich barum handelt, in erster Linie die Cozialdemokratie und ihre Schleppenträger zu schlagen. Wir be dauern daher den Aufruf des Herrn Maurenbrecher im„ Deutschen Tageblatt", wo er auf Grund der Zusammensetzung der Reichsliste sich von den Deutsdynationalen ganz abfehrt und zur Stimmabgabe für die Nationalsozialisten auffordert. Auf diese Weise fann nur die Zersplitterung gefördert werden, obwohl wir zugeben müssen, daß das Aussehen der Reichsliste folche Bestrebungen ermöglichen fonnte."
Es hat alle Deutschnationale verdrossen, daß sie im Boltsmunde nur noch die Partei„ Mampe halb und halb" heißen. Jezt haben sie endlich das rechte Mittel gefunden, um sich davon zu befreien; fie zertlopfen sich in so viele Splitter, das von halb und halb teine Rede mehr sein kann. Aber vielleicht wird doch mancher Deutschnationale fagen: wozu haben wir eigentlich unseren Windler?
Deutsch nationale Musterkollektion. Wohin man blickt, Lügen.
Die Rommunist en bestreiten Ihr Agitationsmaterial aus einem unerschöpflichen Born von Lügen. Die Schwarzweiß roten haben auch in dieser Hinsicht mit den Kommunisten eine roten haben auch in dieser Hinsicht mit den Kommunisten eine Arbeitsgemeinschaft. Es verlohnt sich nicht, auf alles Lügengerede einzugehen, mitunter ist es aber ganz nüglich, zu zeigen, was alles bei diesen Balentpatrioten mit den strengchriftlichen Grundfäßen an einem Tage zusammengelogen wird. Hier ist eine kleine Mustertollektion, die bei weitem nicht vollständig ist:
Das„ Deutsche Tageblatt" bringt in feiner geftrigen nummer eine phantastische Erzählung des Inhalts, daß der Reichs. präsident im Hause des wegen Spritsteuerunterschlagung verhafteten Spritfabrikanten Beber verkehre und mit diesem Beber befreundet jei. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, ist an der ganzen Geschichte fein wahres Wort. Der Reichs
Die schwarzweißrote Provingpreffe parablert mit der Nachricht, der Minister des Innern habe infolge der Berjaftung des Chefs der Fremdenpolizei die generelle Nachprüfung der Aufenthaltserlaubnisse der Ausländer im preußischen Staatsgebiet angeordnet. Um die Nachricht schmackhafter zu machen, wir die hetzerische Bemerkung hinzugefügt, daß in Berlin allein die Anzahl der zugelassenen Sowjetruffen vom 1. Oftober 1923 bis 1. November 1924 von 820 auf 8300( 1) gestiegen fei. Auch das ist von A bis 3 erlogen. Weder sind aus diesem Grunde Nachprüfungen vom Stapel gelassen worden, noch entspricht die angegebene Zahl der zugelaffenen Sowjetruffen auch nur annähernd den Tatsachen, fie beläuft sich auf höchstens einige Hundert. Weiter geht durch die Rechtspresse die Nachricht, die Schutzpolizei leiste dem Reichsbanner Wahlterrorunterstügung. Anlaß? Im Berlauf einer Bersammlung der Boltspartei in Berlin waren die Personalien eines deutsch nationalen Diskussionsredners durch herbeigeholte Schutzpolizeibeamte festgestellt worden, weil einige Versammlungsteilnehmer in den Ausführungen des Redners eine Beleidigung der republika nischen Farben ertlidten. Wenn Schutzpolizeibeamte alfo ihren Dienstvorschriften genügen, so ist das in deutschnationalen Augen Wahlterror. Helfe, was helfen tonn!
Es hieße den schwarzweißroten Brüdern zuviel Ehre antun, wenn man sich über ihre fauftdicken Lügen aufregen wollte Sie tragen ihre Fehden unter sich mit denselben Waffen aus. Sie können gar nicht anders und so mag man ihnen denn ihr Gewerbe laffen. Am 7. Dezember aber wird man ihnen die richtige Antwort geben: Fort mit den schwarzweißroten Geiferern, freie Bahn ber Republik !
Eine Kreiszeitung verboten.
Königsberg , 29. Nov.( WTB.) Der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen hat gemäß§ 8 8iff. 2 und 21 des Gesetzes zum Echuze der Republik die Zeitungen Breußisch Ehlauer reiszeitung" in Preußisch- Eylau und Weblauer Tageblatt" in Weblau für die Zeit vom 29. 11. bis 8. 12. berboten, und zwar auf Grund von Artifeln, welche Beschimpfungen der Reichsfarben enthielten.
"
Jarres geht.
„ Sobald das neue Reichskabinett gebildet ist." Der Oberstkommandierende der belgischen Befagungsarmee bat dem Reichsminister Dr. Jarres nunmehr amtlich mitgeteilt, daß er die Amtsgeschäfte als Oberbürgermeister von Duis burg
von dem Augenblick an wieder übernehmen lönne, in dem tannt, feit Monaten entfchloffen ist, in fein altes Amt zurüidzu er sein Amt als Reichsminister aufgabe. Da Dr. Jarres, wie besobald das neue Reichstabinett gebildet ist.
betteln, Brot zu stehlen und unter den Brückenbögen zu präsident fennt einen Spritfabrikanten Weber überhaupt nicht, lebren wird er seine Tätigkeit in Duisburg wieder aufnehmen,
nächtigen
widlung aller feiner Fähigkeiten gelangte Bolt soll und wird nach dem Willen und der lleberzeugung der Sozialdemokratie der Klassenherrschaft ein Ende machen und eine Gefell fchaft ohne Ausbeutung, ohne Elend, ohne inwissenheit errichten, deren Bild jeder Sozialist im Herzen trägt
Ihr jungen Leute, die Ihr mich hört, gesteht, daß die Sozialdemokratie 3icle aufstellt, für die es sich lohnt zu fämpfen und zu leben. Kommt zu uns, stellt Euch in unsere Reihen, damit Ihr einst sagen fönnt, daß Ihr bei der Befreiung der Menschheit mitgewirkt habt!
ય
Die Flucht vor Halb und Halb.
Die Deutschnationalen werden schon vor der Schlacht ge schlagen. Eben erst hat ihnen Herr Maurenbrecher ben Dolch in den Rüden gestoßen, da nährt schon wieder die Kreuzzeitung ", das Organ der Deutschkonservativen, den Geift des Mißbehagens, der Parteiverdroffenheit und der Spaltung. Sie ist zwar nicht für Maurenbrecher, sie ist aber auch nicht für die deutschnationale Parteileitung:
Delikatessen.
Bon Maria Opielta.
In der schmalen Straße, die wie eine Brüde breite Paradeftraßen mit dem Kreuzungspunkt sämtlicher Verkehrsmittel der Großstadt ver bindet, die Paläste der Ruhenden, Genießenden, mit dem Triebrad der raftlos Schaffenden da wo täglich Taufende vorübergehen, haften, lustwandeln, da liegt es, das Schaufenster der Delikatessen. Es ist fein gewöhnliches Schaufenster. O nein, es ist etwas ganz Besonderes, geschaffen von der Kunst des Deforateurs, die in gleicher Höhe steht mit der eines Theaterregiffeurs. Der Straßenpaffant steht vor der Spiegelscheibe still und sicht:
Inermeßliche Schäße quellen aus dem Erdreich empor, häufen fich, drängen nach allen Seiten, als möchten sie die Spiegelscheiben auseinanderfprengen.
Born, tief, faft zu Füßen des Beschauers, lehnen aufrecht die milchweißen fetten Gänse, die zarten Enten, Mastputen und Brüsseler Boularden. Wie die Bedientenschar vor der Anrichte eines Schlemmers stehen sie bereit aufzutragen. Aber sie wollen nicht. Sie halten ihre Watschelhände und Köpfe hinter dem Rüden verfbeckt, als ob fie sich ihrer Nadtheit schämten.
Und hinter ihnen, aus einem Chaos von Büchsen, Gläsern, Flaschen, Körbchen und Kiftchen heraus, halben unsichtbare Hände mächtige Schüsseln, Platten und Körbe mit faftigen Braten, belitaten Beckerbissen und köstlichen Früchten in die Höhe. Wenn das Auge des Schauenden sich fatt an Gebratenem, Gefottenem, Geräuchertem und Gefülztem gefehen hat, fann es gebührend die Kunstfertigkeit bewundern, mit der gefchickte Hände appetitliche, zierliche Rosen girlanden, Körbchen und aparte Kristallmofaits aus Hummermajo. näfe und italienischem Salat auf den feisten Rüden des Rheinlachfes garnierten. Und dann tann der alfa Gelabte ouch das Dessert ausgiebig mit den Bliden toften. Tafeläpfel und Pfirsiche, auserlesene Weintrauben, eingelegtes Obst, Ananas und fandierte Früchte. Rann in Bedanten( pedigen Harzer und echten Camembert auf Butterbrot Streichen und zuletzt den Inhalt der Flaschen, die hoch oben im Hinter grond wie Schildwachen den föftlichen Schatz bewachen, ob ihrer Auf schrift nach dem Preis abschäzen
Und alltäglich strömen Tausende vorbei. Sie tommen eilends, bleiben stehen, schauen und-haften weiter. Sie haben feine Zeit und bleiben doch stehen. Bom frühen Morgen an zieht der Schwarm der Schaffenden vorbei. Die, welche zur Arbeit gehen, und von ihr tommen. Die, welche ihre raftlos arbeitende Maschine, im Kopf überall mit fich herumtragen. Auf der Straße, in der Bahn, ja felbft in die Räume des Amusements.
Erst mittags, wenn die Sonne mild wärmend die Baradestraße fiberflutet, über die Brüde spärliche Strahlen fenbet, schreiten auch andere vorüber. Gemächlich, in vornehmer Ruhe wandeln sie dahin. Die Herren sind seltener. Sie sind nicht ganz so gierig darauf, ihre neuesten Ulfter, die Einfasstiefel und den hellen Belour spazieren zu
geschweige denn, daß er jemals in seinem Haus verkehrt hat. Die Deutsche Tageszeitung" bemüht sich, den Innenminister Severing für den Fall Bartels verantwortlich zu machen, indem sie schreibt:
Wahlparole Fichtmann.
Die„ Rote Fahne " hat berichtet, daß ein armer Arbeitsloser in einer fozialdemokratischen Bersammlung im Gewerkschaftshaus von Reichsbannerleuten fürchterlich verhauen worden sei. Wir hatten die Sache bereits richtig gestellt: 1. handelte es sich um den bei den Rommunisten beffer als bei uns befannten Herrn Fichtmann, 2. hat er gar feine Brügel bekommen.
Was aber die Kommunisten den Sozialdemokraten anhängen wollten, das ist ihnen selbst passiert. Am Freitag hielten fie in der Rönigsbant" eine Bersammlung ab, in der wiederum Fichtmann erschienen war. Sein Versuch, zu seinen tommunistischen Freunden zu reden, murde verhindert. Fichtmonn er.
Der Fall Bartels ift eigentlich ein Fall Severing, weil der preußische Herr Minister des Innern höchst felbft diefen früheren Bergaffeffor und feineswegs ,, alten Berwaltungsbeamten" auf den verantwortungsvollen Besten des Leiters der Fremdenpolizei gesetzt und ihm aus seinem persönlichen Ber trauen heraus zeitweise sogar die Leitung der politischen Ab. teilung des Berliner Polizeipräsidiums anvertraut hat. Stimmt nicht Regierungsrat Bartels war bereits unter dem alten Regime zunächst in der preußischen Berg. perwaltung, dann im Ronfulardienst des Reiches an der. antwortlicher Stelle verwendet worden, wurde dann unter dem neuen Regime beim Staatskommissariat für öffentliche Sicherhielt erft jämmerlich Prügel, dann wurde er an heit beschäftigt und schließlich nach dessen Auflösung vom inzwischen verstorbenen Staatssekretär Freund wegen feiner vielseitigen Auslands. und Sprachkenntnisse mit der Leitung des Fremdenamtes beauftragt. Genoile Severing it niemals in person. Liche Berührung mit Herrn Bartels getreten und hat auch auf diese rein verwaltungsmäßige Stellenbelegung keinerlei Einfluß genommen. Aber natürlich: Severing ist schuld!
tragen, wie die Damen ihre breiten Belze, engen Röde und neuesten Winterhüte. Und sie schreiten und trippeln und lassen ihre Blicke forglos heiter die Straße hinauf- und hinabwandern. Nach dem Fenster schauen sie nicht. Bozu auch? Wenn sie sich des Mittags gelabt und gesättigt von ihrer Tafel erheben, wiffen sie ganz genau, wie Gans und Bute , wie Hummer und Lachs, wie Ananas und tandierte Früchte schmeden, nicht nur wie sie aussehen.
-
Und dann, wenn die Sonne sich hinter den fpigen Türmen der Kirche vertrochen, als nähme sie dort Zuflucht vor all dem eitlen Tand, den sie schauen mußte und die Lichterflut über den Delikatessen auffiammt, dann schiebt sich eine Menschenfette an dem Schaufenster entlang. Nur minuteníang liegt die Helle auf abge. schabter fadenfcheiniger Männerkleidung, auf verblaßten, schlechtgefärblen Rostümen. Eine Reihe trauriger Augen spähen aus blaffen, müden Gefichtern nach den Herrlichkeiten, wenden sich ab und die Rette schiebt sich weiter. Verschämte Arme, die zu stolz find, um zu betteln, und zu feig, um zu fämpfen.
-
Manchmal bleibt ein Glied der Ketten stehen. In Haltung, in Bewegung die prozige Gelassenheit des Besitzenden. Wie einge. meißelt in den feisten Zügen: und wenn Tausende auch Hungers fterben, ich werde noch immer fatt. Wie der fleischgewordene Geldfad steht er breit und maffig ba, und läßt die Rette hinter seinem Rüden weiter wandern.
Und später dann, da schwere Eisengitter vor die Schlemmertafel rollen, da die Straße leerer wird vom Schwarm der Arbeitsbienen, Auto um Auto über die Brüde raft, die Zeitungsverfäufer ihre Nachtausgabe in den Hupenlärm brüllen und märchenhafte Lichtreflege an den Häuserfronten der Baradestraßen aufflammen bann wandern noch andere die Brücke entlang. Sie haben die Hände fröfteind in die Taschen versenkt. Sie haben am Tage Beit und fchleichen doch erft, abends durch die Straßen. Es find die Arbeitsfofen, denen man ftatt Arbeit Brofamen gibt. Nicht, daß fie fatt werden davon, nein, damit sie nicht sagen fönnen, man gäbe ihnen nichts.
Und sie gehen am Bordstein entlang und schauen nicht nach rechts und links. Sie schauen auch nicht nach den Delikatessen. Nur manchmal flirrt ein Blick unter der Stien hinüber, wie ein Funke aus der Afche ftiebt und im Fallen verlöscht. Und im Weiterschreiten bewegen sidy die Lippen, formen Laute, die teine Worte find. Wie das Gludfen des Waffers flingt es, das der einfame Wanderer hört, der nächtlich über eine Brüde schreitet und nach den dunklen Futen späht. Törichtes, zmedlofes Spiel düntt es das Schlagen der leichten Wellen gegen das schwere Fundament der Brückenpfeiler. Torichtes, awedlefes Spiel und höhlt doch den härtesten Stein im Laufe So wogt und flutet es täglich vorüber an dem Schaufenster der Delikatessen. So eilen, haften und lustwandeln die Menschen vorüber, fo fprüht's und leuchtet es von morgens bis abends das Feuer werf der begehrlichen, gleichgültigen, der traurigen und der im Haß lodernden Blide.
der Beiten.
-
-
-
die Luft befördert.
Mit der Wahlparole Fichtmann ist es also nichts. Man erinnert sich dabei eines bekannten Bortes: Ber anderen eine Grube gräbt...
Trotti hat nach dem Amt des Kriegsministers auch feine anderen höheren Aemter niederlegen müssen. Gr bemüht sich jegt um einen biplomatischen Boften im Ausland.
Der italienische Romponist Giacomo Puccini , ber feit Tängerer Zeit an einem Seraleiben erfrandt war, ift gestern nach mittag 12% Uhr in Brüffel gestorben.
Der Tob, der in all feinen. Ahnungen, Schrecniffen, Unerlöft heiten, ein Hauptteil seiner veristischen Werke war, hat nun Buccini abgerufen. Die Leier, die eben gerade anfing, Ser luftigen Weltlaune den Tanz zu schlagen, die den intimen Reiz bürgerlichen Milieus einfing, ist in dem letzten Meister erregender und feffelnder Bühnenmufit aus der Hand geschlagen.
-
-
"
Buccini ist mehr als ein Operntomponist mit Serienerfolgen, mehr als ein Mufiter, der den Beifall und die Begeisterung der halben Welt für seine Mufit erleben durfte. Er ist der Ahne alles deffen, was als naturalistisches Drama heute und morgen in Opernbäufern erlebt und erledigt wird, ist Italiens ureigener Sproß nm Fühlen und Herzvibrieren, ist als fünft erische Botenz der einzige nach Berbi. 1891 fiegte noch die„ Cavalleria" und auch der Taumet an den glitzernden Richtigkeiten der Bojazzi" war noch nicht aus 1896 geftorben, als die Boheme" Buccinis Namen der Welt bekannt machte. Schon seine„ Manon" fchlug in ihrer eleganten und graziöfen, leicht wagnerisierenden Singfreude die literarisch hübscher gestaltete Manon" Massenets. Aber erst Mimi richtet den Throt für den neuen Mann gegen eine Welt von liebendem Borurteil zugunsten des schmalzenden Mascagni, des Zufallbegabten Leoncavallo . Die Boheme" blieb das Meisterwert des Mufifers, der fein Genie war, aber mit neuen Orchestereffekten, mit Quer ständen, Quintenfolgen und Gertengängen eine fo einpräglam italienisch durchglühte, franzöfifch fanft bemäntelte Melodie schuf, die berufen sein sollte, Schule zu machen Er hatte Ge ft im schnelle Zeichnen eines Milieus, Einfälle für die Luft und Luft des Café. lebens, zartes Fühlen für die Weihe und Weichheit der Liebe, auch genug Sentimentalität, um fie an Frauenleid, en rührendes Serben zu verschwenden. Wer das aufschwebende Motiv der Mimi, den Balzer der Lufette, das Lied Colins an den Rod schrieb, wer die Rhythmit und die traurige Ausgelaffenheit dieses erften Aftes in Reten bannte, der war ein ganzer Keri, trok aller äußeren Effekte, gegen alle bramatischen Schwächen des Stüdes. Tosta" murde 1900 die brünftige inlettung von einem im Hauch der Stimmung schönsten Wert zu raffiniert aufgeblafenem Rinostud. Qual, Mord, fehlt die Wahrheit einer einzigen Tosta- Ezene. Aber sie hat Rollen, Folter, Lügen, Gemeinheit felbft unserem fürchterlichen Beben und die halten das fürchterliche Wert Jahrzehnte. Wie Buccini Singparteien zu schreiben versteht über einen ganzen Abend hin, felbst bei wenig ergiebigem Motivmaterial, bas zeigte polle ids die Butterfly" Par itur. Aus der Stimme, aus dem Melos einer egetisch veranferten Musifatmosphäre, aus dem Sauber einer, menn auch immer unmöglichen Situation heraus, lebt, geftaltet, bailt Buccini gefungene, in den Instrumente und im weichen Sehn'uchtston der geliebt- verstoße ten Frau auffeufzende, tlingende, finnlich schöne Pointen. Künstlerische Unterhal ung graziöfefter Art, an mutigfte Beherung der Sinne, Umschwärmung des Dhrs mit föſtlchfter Santilene. Da habt ihr den ganzen Buccini, den modernen Gesellschaftsmenschen, den geistreichen Gillisten des Orchesters, den an Drama und Lnrit Borbeimusiz erenden, neuartig fingenden und jubilierenden Uritaliener. Ein ganzer Kert. Mit der fiebernden
-