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Nr. 567 41.Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts.

Wahl und Wohnungsfrage.

Bon Ernst Ruben.

Am 1. Oftober 1923 ist der Mieterschutz in Schweden auf gehoben worden. Die schwedischen Erfahrungen sind eine ernste Lehre für die deutschen Mieter. Nach der Aufhebung des Mieterschutzes in Schweden haben sich die Erscheinungen gezeigt, die die Anhänger einer sozialen Wohnungspolitit für Deutschland befürchten.

Unsere Genoffen in Schweden hatten vor der Aufhebung des Mieterschutzes gegen dieselben Irrtümer zu fämpfen wie wir. Man suchte der Deffentlichkeit vorzuspiegeln, daß, sobald der Mieterschutz aufhöre, eine Wohnungsreserve ent­stehen und das Privatfapital sich in dem Maße dem Woh­nungsbau zuwenden würde, daß die schleunigste Rückfehr zu normalen Verhältnissen erfolgen würde. Statt deffen sind überhaupt nur wenig Wohnungen her gestellt worden, Kleinwohnungen jedoch nur in ver­schwindender Zahl. Durch eine Enquete des Wohlfahrts­ministeriums in Stockholm ist dies bestätigt worden. Da in Schweden die höheren und die niederen Arbeitseinkommen sich angenähert haben, ist die Nachfrage nach Kleinwohnungen gestiegen, so daß der Mietzins für die Kleinwoh= nungen alsbald rapide in die Höhe ging. Es ist so­gar stellenweise so weit gekommen, daß der Mietzins der Alt­wohnungen, soweit es Kleinwohnungen sind, den Preis der neugebauten Wohnungen überstieg. Unter diesen Zuständen leiden gerade die Mieter, die am schlechtesten entlohnt werden, und die, die kinderreiche Familien haben. Auch in Schweden hat man verabsäumt, gleichzeitig ein soziales Woh nungsrecht einzuführen, wie es insbesondere der Pro­feffor der Rechte Bergman gefordert hatte. Unsere schwedi­schen Freunde übertreiben daher nicht, wenn sie betonen, daß den einzigen Nugen von der Aufhebung des Mieterschutzes die Hausjobber und Grundstüdswucherer" haben. Die deutschen Hausbefizer suchen auch gern die Tat­fache zu verbergen, daß zahllose Familien auf Kosten der Ge­meinden in Baracken untergebracht werden mußten. Noch vor wenigen Wochen fand im Landtag der allgemeine Unmut über diese Baradenlager feinen beredten Ausdrud. Vor allem aber blieb für eine produttive Wohnungspolitik in Schweden nur der Ausweg, daß die Gemeinden mit teuerem Leihfapital fich unter großen Opfern dem Wohnungsbau zuwenden mußten. In den Wahlaufrufen der Hausbesizer wirft man mit Schimpfworten, wie Schmach, Knechtung, Ausraubungssystem, Schandgesez, Raubbau und Diebstahl nur so um sich. Man empfindet es in diesen Kreisen schwer, daß bis in die sonst so folgsamen Kreise des Mittelstandes, der Kleingewerbetreiben­den und dergleichen trotz aller Verschleierungsversuche von " Lokal- Anzeiger" und" Morgenpost" die Kenntnis davon ge drungen ist, daß es lediglich die Sozialdemokratische Partei ge­wesen ist, welche durch Erwinaung der Auflösung des Reichs­tages die Anträge der Deutschen Volkspartei , der Deutsch­nationalen Bolkspartei und der Wirtschaftspartei über die Aufhebung des Mieterschutzes zu Fall gebracht hat. Am 30. Juni 1926 follen die Schuhgefeße außer Kraft treten. Eine Mehrheit schien dafür vorhanden. Die Lügen, daß Wohnungen nicht hätten gebaut werden können, weil die Zwangswirtschaft dies verhindert hätte, verfangen nicht mehr. Auch die Irreführung, als wenn die Beseitigung der gesetz lichen Miete eine 100prozentige Friedensmiete herbeiführt, ist längst widerlegt. Nicht 100 Proz, sondern die drei bis vierfache Friedensmiete würde dann eintreten müssen. Der unbedingt nötige Bau von Wohnungen soll nach der Ansicht der Gegenseite damit beginnen, daß erst einmal die Mieten der Altwohnungen auf diesen Satz gesteigert mer­den. Längst auch ist als Lüge nachgewiesen, daß der Haus besitz verarmt sei. Bei 66 Proz. Friedensmiete ist der Ueber­

O je, o je, o jemineh,

Dumbidelbel, o je!

Bettelmann Wulle.

De nehre Zeit der Inflation, Sie iff vorbei, o weh!

Wir lönnen uns nicht rühren Womit soll man denn imieren Die coll'ge Heldenwalze, wie? jetzt oder nie! Drum Zafter her Auch eine teutfche Reden char Hämpft ftets nur gegen bar!

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EeoryWilke

O je, o je, o jemineh, Dumbidelbei o je!

Jh Herrn, erbarmt euch unfrer Not, Macht auf das Portmo eh! Ach, nur ein bischen Pinte! Jodo , mach winte vin e!

Ein Held voll Kraft und Mark allein hann uns von Juden mach befrei'n.

schuß aus dem Haus in der Regel der Fälle, in Gold umge­rechnet, größer als er im Frieden war. Durch die so verhaßten Mieterräte, die mit dem Reichsmietengesetz unter der Hand verschwinden sollten, ist es uns gelungen, diese einwandfreien und niemals beanstandeten Zahlen über den Reingewinn aus zahlreichen Häusern festzustellen. Die Gegenseite sucht ferner Dumme zu födern, indem fie die Beibehaltung des Mieter­schutzgesetzes in Aussicht stellt. Wir wissen jedoch, daß der Fall des Reichsmietengesetzes auch den Fall des Mieterschutzgesetzes mit zwingender Notwendigkeit nach sich ziehen muß. Was nügt außerdem der Arbeiterschaft und den Kleingewerbe­treibenden der Kündigungsschuß, wenn sie die hohe Miete nicht bezahlen können und daher nach§ 3 des Mieterschutz­gefeges der Räumung verfallen.

Kein Wähler, mag er Lohn- oder Gehaltsempfänger, Händler, Gastwirt oder dergleichen sein, vergesse am 7. De= gember, daß insbesondere die Deutsche Boltspartei im Bunde mit den anderen Rechtsparteien ihnen bereits An­fang 1925 die drei bis vierfache Friedensmiete bescheren wollten, und daß sie damit Arbeiterschaft und Mittel­stand taltlächelnd noch weiter verelendet und den Mittelstand fogar zum Teil ruiniert hätten. Aufgabe des neuen Reichs­

Wo wird gewählt?

Scht die Säulenanschläge nach!

Die Bekanntmachungen der Bezirksämter über die Ab. grenzung der Stimmbezitte und die Abstimmungsräume werden am 2. und 3. Dezember und am 6. und 7. Dezem­ber durch Säulenanschlag veröffentlicht. Aus diesen Bekannt­machungen fönnen die Stimmberechtigten ihren zuständigen Ab­ftimmungsraum leicht selbst feststellen.

Anträge auf Ausstellung von Sfimmfcheinen müssen bei den zu­ständigen Bezirkswahlämtern bis zum 5. d. M. gestellt werden. Wie wird gewählt?

Die zur Verwendung kommenden Stimmzettel werden mit allen Kreiswahlvorschlägen im vergrößerten Maßstabe am Freitag, den 5. Dezember d. 3., durch Säulenanschlag veröffent­licht werden.

Die Parteien ftehen auf dem Einheitsstimmzettel untereinander. An der Spike als Nummer Eins steht die richtige Liffe, die Liste der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Das Kreuz ins Feld der Liste Eins!

Wählt am 7. Dezember Liste Eins!

tages wird es vor allem sein, im Bunde mit den Mietervers bänden und den Gewerkschaften nicht nur die Wohnungs­produktion systematisch zu fördern, sondern auch ein soziales Mietrecht auszuarbeiten. Wir wollen nicht mehr den Syndizi der Hausbesizer mit ihren Formularverträgen schutzlos ausgeliefert bleiben. Mindestens müssen die Vorschriften über die Reparaturpflicht zwingend festgelegt werden.

Dienstag, 2. Dezember 1924

Oskar und Gustav

die beiden Schaukelpferdreiter.

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OKOESTER

Zwei Knaben schaufelfen zum Spaß, Der eine fiel ins grüne Gras, Der andre sprach in guter Ruh: Das fommt vom vielen Mampe, du!" Drauf jener: Wie, du willst mich neden? Du sollst am Flaschenbier verreden!".

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betr. Verwaltungen eigene Stimmbezirte eingerichtet wors den, d. h. der Wahlaft wird innerhalb des Krankenhauses vor genommen. Borbedingung zur Ausübung des Stimmrechts ist jedoch die Beschaffung eines Wahlscheins, den sich jeder Krante bei dem Bezirksamt zu besorgen hat, das für seinen derzeitigen Wohnfig in Frage tommt. Die Einrichtung besonderer Stimmbezirke geschieht Bezirksamt. Es muß also Aufgabe der Patienten sein, ihrerseits nur auf Antrag der Krankenhausverwaltung bei dem zuständigen bei der Krankenhausverwaltung vorstellig zu werden, um überall dort, wo es noch nicht geschehen ist, die Einrichtung eigener Stimm bezirke zu veranlassen. Bemerkt sei noch, daß in diesen besonderen Stimmbezirken nur die mit Wahlschein versehenen Kranken wahl. berechtigt sind, nicht aber das Personal der Krankenhäuser, das dort wählt, wo es in der Wählerliste steht.

Wofür man Geld hat!

Wie die Industrie die Bekämpfung" der Sozial­demokratie finanziert.

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Die Machwerke des Herrn Arno Franke gegen die Sozialdemokratie haben wir bei ihrem Erscheinen gewürdigt. Jedes Wort, das man über den Geistestampf eines solchen Mannes verlieren würde, wäre schade. Es scheint aber immer noch Leute zu geben, die glauben, mit solchen Mach­werken den Kampf gegen die Sozialdemokratie führen zu lönnen. Eine Reklameschrift des Nationalen Ber ages", in dem Herrn Frankes Broschüren gegen die Sozial­demokratie erschienen sind, zählt die Namen und die Zuſchriften der bedauernswerten deutschnationalen, deutschvölkischen und industriellen Größen, die hier ihre geistige Nahrung bezogen haben. Borneweg prangt der jugendliche Träger des großen Namens Bismard, der dem Verleger schreibt:

Gelingt der Anschlag der Rechtsparteien am 7. Dezember, so drohen uns nach schwedischem Vorbild Baradenlager und erdrückende Mieten. Schon sind die schwarzen Listen über die mißliebigen Mieter aufgestellt. Der großen Masse des Volkes jedes Anrecht auf ein Heim zu nehmen, wagen die Rechtsparteien national" zu nennen. Die wahre nationale Partei, welche dem deutschen Volke sein ewiges Recht an dem Grund und Boden, auf welchem wir wohnen, wiedergeben will, ist einzig und allein die SozialdemoAuf meiner Wahlreise ist mir dasselbe außerordentlich zugute ge " Für die freundliche Uebersendung... danke ich verbindlichst. fratische Partei. Weg mit denen, die mit bürgerlicher tommen und sehe ich gerade in dieser fachlichen Auseinandersehung Berlogenheit den Ruin der Mieterschaft, christlich und sozial" mit dem Marrismus die beste Art seiner Bekämpfung. Möge es ſein zu nennen vermögen! Leil an der so dringend notwendigen Niederringung desselben bei­tragen.

An die Berliner Mieter! Gegen den Unfug der Zersplitterung.

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In mehreren Bezirken Berlins werden Proletariern und beson­ters auch Parteigenoffen, die der Mieterorganisation angehören, Wahlaufrufe einer Partei für Bolkswohlfahrt zu gestellt. Wie der Borwärts" schon berichtet hat, ist von der höchsten Instanz des Reichsbundes deutscher Mieter", dem Bundesausschuß , die Gründung der Partei für Boltswohlfahrt aufs fchärffte verurteilt und als Privatfache der Bbeiligten eritärt worden. Auch der Landesverband Breußen im Reichsbund deutscher Mieter hat die Unterstügung jener Partei abgelehnt, ebenso und zwar einstimmig der Berliner Mieterbund.

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Mit vorzüglicher Hochachtung Fürst Bismard "

bracht hat, die Sklavenketten des Dawes- Gutachtens unserem Der jüdische Einfluß, der Seine Durchlaucht dazu ge armen Baterlande anzulegen, indem er in die Reihen der Ja= fager ging, zeigt sich auch in dem klassischen Deutsch feines Briefes. Auf jeden Fall wundert man sich nicht mehr über das geistige Niveau" der Reden Seiner Durchlaucht. Auch Ludendorff gehört natürlich wie fönnte es anders fein zu denen, die Herrn Arno Franke und seinen Geistes­produkten ihre Erleuchtung verdanken.

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Wertvoller ist uns im Augenblic eine andere Fest­Alfe diese Organe empfehlen den Mietern die Wahl der großen Stellung. Am Schluß der Broschüre finden wir eine Zusammen­Alle diese Organe empfehlen den Mietern die Wahl der großenstellung von Bestellungen bekannter Industrieunter. mieterfreundlichen Parteien, wobei sie besonders anerkennen, daß die nehmungen auf diese Pamphlete. Da werden von den Sozialdemokratische Partei immer den Kern der mreter- Direktionen tausende solcher Druckschriften verlangt. Selbst­freundlichen Mehrheit im Reichstag und Landtag gebildet, vor allem verständlich fehlt fein einziger der Berliner Scharfmacher. auch die Aufhebung der Mietzinssteuer beantragt und dafür die betriebe. Es fehlen nicht die Siemens Schuckert­Belastung von Besitz und Einkommen gefordert hat. Werte Berlin , es fehlen nicht die Borsigwerfe, miru. Genest, Atfumulatorenfabrit usw. Daß daneben die deutsche Arbeitgeberzeitung" im trauten Berein mit allen möglichen Landbundorganisationen, deutschnationalen Kreisverbänden, der Liga zum Schutze der deutschen Kultur usw. sich an dieser Art von Boltsaufklärung" beteiligen, ver­steht sich am Rande. Die Boltsaufklärung läßt man sich eben eine ordentliche Stange Geld fosten. Mögen die Erfahrungen mit dem selig entschlafenen Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie noch so betrübliche gewesen sein, was bleibt einem anderes übrig, wenn man eine geistige Aus­einandersetzung mit den Ideen der Sozialdemokratie versuchen mill. Dann muß man halt zu den Machmerten des Herrn Arno Franke greifen

Weder die Partei für Volkswohlfahrt" noch eine zweite fog. Meterpartei Deutschlands "( mit einem Spigenfandidaten von nicht gerade besonderem Rufe) werden irgend etwas für die Mieterfchaft erreichen fönnen. Vielmehr werden die Stimmen, die in gutem Gauben für eine diefer Splitterparteien abgegeben werden, genau mie am 4. mai völlig verloren geben.

Barteigenoffen und Mieter, bekämpft den Unfug solcher furz fichtigen Eigenbrödeleien!

Stimmt am 7. Dezember für Cifte 1! Bezirksmieterausschuß SPD . Berlin . J. A.: Dr. G'afer.

Halb und Halb!

Mieter und Hausbesitzer.

Die Nationalpoft" verbreitete in der Stadt eine Extramahl cusgabe, in der in der einen Spalte die Aufforderung an die Mieter gerichtet wurde, sich rechts anzuschließen. Auf der anderen Spalte fonnte man in einem Actifel des Herrn Budjuhn lefen, daß einzig und allein die Deutschnationa'e Volkspartei die Intereffen des Hausbesiges vertrete Also jetzt wiffen die Mieter sowohl als auch die Hausbefizer, daß sie nur deutschnational zu wählen brauben, dann sind beider Intereffen in guten Händen, hier 50 Prog. und da 50 Proz.

Das Wahlrecht der Krankenhaus- Jnfasser. Um den nicht bettlägerigen Rrantfen am 7. Dezember die Aus. Drum gebt uns Morf, und nicht zu fuapp- übung des Bahlrechts zu ermöglichen, find in verschiedenen jedoch Sonjt macht der Reinhole schlapp! 0 K. nicht in allen Groß- Berliner Krankenhäusern auf Antrag der

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Wieviel Tausende die Industrie sich diesen Kampf tosten läßt, zeigt der Einblick in diese Propagandaorganisation, die der Nationale Verlag" dumm genug ist, öffentlich flarzu­legen. Die Industriellen haben Geld zur Bekämpfung der Sozialdemokratie, ohne daß die Summen irgend eine Rolle spielen. Nur zum Steuerzahlen langt es nicht! Eine Adresse der Bezieher dieser Aufklärungsschristen inter­effiert uns und, wie wir glauben, die ganze Deifentlichkeit, aber etwas mehr. Wir finden verzeichnet

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Reichswehrminifterium, Heeresabteilung Berlin . fei eine ganz un politische" Instanz. Bei der Behand Bisher haben wir geglaubt, das Reichswehrminifterium lung des Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold hat das Reichs­wehrminifterium noch ganz besonderes Gewicht darauf gelegt, die absolute Neutralität" der Reichswehr zu betonen.