Einzelbild herunterladen
 

Um die Zukunft geht der Kampf.

Bon Clara Bohm- Schuch  .

Hoch gehen die Bogen des Wahlkampfes in diefer letzten Woche vor der Entscheidung. Soviel ist wohl von den Gegnern rechts und links noch vor teiner Wahl über uns ergossen worden. Warum? Weil alle diese Parteien: die Deutiche Boltspartei, die Deutschnationale Volkspartei  , die Deutschoölfische Freiheitspartei( die auf der Wahl lifte Nationalsoziale Freiheitsbewegung heißt) und die Kommunisten. nichts an pofitiven Leistungen unserer verantwort lichen Arbeit entgegenstellen tönnen. So verleumden fie, schimpfen, appellieren an niedrigste Instinkte und werden immer roher und unanständiger, je näher die gefürchtete Entscheidung rückt. Um die Frauen geht es besonders. Keine der nationa listischen Parteien wollte das politische Recht der Frauen, Hohn und Spott, niedrige Beschimpfung nur hatten fie noch während des Krieges für die leidenben, hungernben, rechtlosen Frauen, die gerade gut genug waren, das Wirtschaftsleben mit ihrer Arbeit aufrecht zu erhalten. So war es noch im Oftober 1918, als bie Frauen das Stimmrecht forderten. Aber als die Frauen durch die Sozialdemokratie zu gleichberechtigten Staatsbürgern geworden waren, als sie durch ihr Wahlrecht eine Stimme" geworden waren, ging ein Werben der reaktionären Parteien um diefe Frauenstimmen an, das in seinen Mitteln geradezu widerlich ist.

Die Ausübung unseres Wahlrechts legt uns aber die Mitverantwortung auf für die Gestaltung unferes Schidsats, unferer Kinder und unseres Boltes Zukunft. Darum muß jede Frau ihre Stimme nach ihrer geflärten unb ruhigen Ueberzeugung abgeben; sie darf nicht einfach einer Augenblidsstimmung folgen; es geht um zuviel. Auch mir wollen, daß das politische Denken von dem lebendigen Strom des Gefühls durchpulft wird; aber wir wollen nicht, daß Einseitigkeit und Fanatismus den Blick für die praktischen Möglichkeiten und für die zukünftige Entwicklung trüben.

Die Deutsch nationale Boltspartei stellt sich in ihren Wahlversammlungen und Flugblättern als besondere Ber. treterin der Kirche und der christlichen Erziehung Dor.( Nebenbei: wie fann eine Partei, die in sich so zerfallen ist, die soviel Verleumbungen über ihre Gegner verbreitet, die den Staat, in dessen Gemeinschaft fie lebt, mit allen Mitteln bekämpft, überhaupt von christlichen oder sittlichen Grundsätzen sprechen.) Sie behauptet, daß die Sozialdemokratie dem Bolte die Religion, daß sie den Frauen ihren Gott nehmen wolle. Das ist ganz falsch! Wir haben nie die Religion an sich, nie den Gott, zu dem der Gläubige beten will, bekämpft. Bekämpft haben wir nur den Staats zwang für das religiöse Gefühl Bekämpft haben wir, wie sich die Kirche zur Dienerin des tapitalistischen Staates erniedrigt hat und die Schule mit in diesen Dienst 30g. Zu diesem Kampf waren wir nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, wenn wir es ernst emeinen mit der geistigen Einheit und Befreiung unseres Voltes. Und jeber, der es ehrlich meint mit dem Kulturaufstieg des deutschen Boltes, muß mit uns stehen. Die Schule muß frei werden von jedem Drud, wenn sie ihre Aufgabe: bentende, verantwortliche und lebensstarte Menschen heran­zubilden, erfüllen foll

Das fozaldemokratische Partelprogramm verlangt die Erklärung der Religion zur Privatsache. Und dazu stehen wir. Um ein Gefühl der Religion zur Privatsache. Und dazu stehen wir. Um ein Gefühl ausbrücken zu können, muß man es in Worte fleiben, und so bezeich­nen viele Menschen mit den Worten Religion" und" Gott  " das, was anbere Ideale" nennen, nämlich: die tiefste und heiligste Sehnsucht unseres Wesens nach Vollkommenheit. Der Sozialismus, die Religion der Tat, will, daß die Menschen auf Erden glücklich sind. Darum wollen wir, daß der Menschengeist schon im Rinde zur Berantwortlichkeit gegen die menschliche Gesellschaft und gegen fich felbft herangebildet wird, daß er fähig wird, alle Schönheiten und Wahrheiten dieses Lebens in sich aufzunehmen. Aber wir wollen nicht, daß an Stelle heiliger Men­schenliebe ein Mitleid herangebildet wird, das die Besitzenden zum Geben von ihrem Ueberfluß veranlassen soll; das gleichzeitig aber die Besitzlofen zum Nehmen demütigt. Wir wollen das Recht jedes einzelnen auf Brot und Leben.

Ohne Zwang soll der Glaube sein, und alle gläubigen tatho­fischen oder evangelischen Chriften, alle gläubigen Juden follen die Möglichkeit haben, ihre Kinder in ihrem Glauben erziehen zu faffen. Aber dasselbe Recht follen alle freigläubigen Eltern genießen.

Wie wird gewählt?

fönnben Bände geschrieben werden. Für heute nur eine kleine geschichtliche Reminiszenz: 3ur Zeit des nordamerikanischen Frei­heitsfrieges verhandelben bekanntlich deutsche Fürsten   ihre Landes­

Am 7. Dezember wird in einem Wahlgong für den Reichs finder an England. In welchem Maßstab dies geschah, zeigen fol tag und den preußischen Landtag gewählt.

Der Wähler erhält bei seinem Eintritt ins Wahllokal zwei Stimmzettel

gende Zahlen:

Der Herzog von Braunschweig

Landgraf von Hessen Kaffel

"

Fürst von Hanau

BR

Markgraf von Ansbach

Stimm­

"

Fürst von Waldeck

"

Fürst von Anhalt­

-8erbst

einen für die Reichstagswahl, einen für die Breußen­wahl. Jeder Wähler vergewissere sich, daß er diese! zettel erhält.

In der Wahlzelle ist auf jedem Stimmzettel oie sozial­demokratische Liste anzuzeichnen, also

ein Kreuz in den Kreis im ersten Feld für Liste Eins auf beiden Stimmzetteln. Der Wähler erhält gleich, eitig mit den Stimmzetteln ein Kuvert Hat er die Stimmzettel angezeichnet, so stedt er

beide Stimmzettel in ein Kuvert.

Dann tritt er an den Tisch des Wahlvorstandes, nennt seinen Namen und gibt das Kuvert ab. Wohnungsmeldeschein oder sonstigen Aus­weis mitnehmen.

Wählt Liste 1!

Amnestie!

Wie die KPD.   dagegen wirkt.

Die verschiedenen Parolen" der Kommunisten versagen, wie im allgemeinen, so im besonderen in diefem Wahlkampf mehr und mehr. Es will nichts mehr gelingen. Dies mißgeschick teilen die Kommu­nisten mit ihren Bundesbrüdern von rechts, den Bölkischen und den Deutschnationalen. In dieser Notlage greifen sie zu einem Mittel, von dem sie sich bei der ihnen befannten Gemütsverfassung der Arbeiter viel versprechen, und appellieren on die Hilfsbereitschaft und Weichherzigkeit ihrer Arbeitskollegen.

Wie es in den Barlamenten der Fall gewesen ist, fo ertönt jetzt

in allen Bersammlungen der Ruf nach Amnestie, und mit häufig schlecht gespielter Leidenschaft stellen die kommunistischen   Dis­fussionsredner an uns die Frage: Warum schmachten noch immer soundso viele Arbeitsbrüder in den Gefängnissen? Warum habt ihr nichts getan, sie zu befreien?

In den Borlamenten freilich ist das wiederholt durch Triller pfeifen und Kindertrompeten verstärkte Gebrüll der Kommunisten nach Amnestie, Amnestie stets wirtungslos verpufft. Man weiß dort allgemein zu gut, daß die bedauernswerten Gefangenen von ben tommunistischen Führern talten Bluts in die Gefängnisse getrieben wurden, und daß die Milderung ihres Loses den Führern nicht am Herzen liegt. Diese Opfer der kommunistischen   Bolitit find gerade gut genug, als Agitations. objekte zu dienen. Befreiung und Milderung des Schicksals der einzelnen sind einzig und allein durch Bemühungen von Sozialdemofroten erfolgt. Niemand weiß das besser als die Gefangenen felber, die mit ihren Wünschen und Beschwerden fich nicht an ihre eigenen, fondern stets an sozialdemokratische At geordnete wenden. Daß ein allgemeines Amnestiegesetz bisher troß aller sozialdemokratischen Anstrengungen nicht zustandegekommen ist, lag an dem Widerstand der geschlossenen bürgerlichen Mehrheit. Unsere genau formulierten Amnestieanträge wurden ebenso wie die allgemein gehaltenen der Kommunisten von dieser Mehrheit nieder gestimmt. Unsere Genossen im Reichstag haben lediglich abgelehnt, die Führer der Rappisten und die Hitler  - Leute zu begnadigen, solange rifchen Räterepubät im Gefängnis blieben. Die Kommunisten die sozialdemokratischen und kommunistischen Anhänger der bane. aber haben für die völkischen Anträge gestimmt, die bracht hätten, nicht aber den banerischen Räte. zwar den Rappisten und Hitler   Leuten die Freiheit ge­republikanern.

Das alles ist jedem Mitglied der Parlamente bekannt In den

Nicht viel ist auf dem Gebiete der Schulgesetzgebung bisher an Fortschritt erreicht worden in Deutschland  . Aber etwas immerhin. Durch das Grundschulgesetz ist zuerst eine vierjährige all- destens gemeine Volksschule geschaffen. Hierauf muß ein Schul. fyftem weitergebaut werden, das allen Kindern des Boltes die Entwicklung der besten geistigen und körperlichen Fähigkeiten garantiert. Die geistige Scheidung nach dem Geldbeutel muß beseitigt werden. In den Auf­Scheidung nach dem Geldbeutel muß beseitigt werden. In den Auf bautlaffen ist der Anfang gemacht; nun liegt es am 7. Dezember bei den Bätern und Müttern, ob es vorwärts gehen soll.

Die Kräfte, die bis zur Revolution unser Staatswesen mißleiteten, bie beloftet sind mit dem Blut und Unglüd von Millionen, deren Macht in Staat, Wirtschaft und Erziehung am Zusammenbrechen ist, dürfen nicht neu gestärkt merden durch die Stimmen der Frauen. Auch durch den Einfluß der Kirche darf es nicht ge­lingen, das Staatsbürgerrecht der Frauen für die realtionären 3mede diefer Barteien dienstbar zu machen. Sind es doch diefelben Parteien, die uns den Bissen Brot durch Zölle verteuern, die die staatliche Fürsorge für Arbeitslose be­feitigen, die die Arbeitszeit verlängern und dazu alle Steuerfaften auf die Schultern die nichtbefizenden, schaffenden Massen legen

möchten.

Und die Kommunisten? Ja, was fümmert den Kommunisten die praktische Arbeit in der Gefeßgebung. Sie wollen im Barlament nicht arbeiten für die Intereffen der werftätigen Bevölkerung, das fagen sie selber, weil das reformistisch" wäre; sie wollen von der Parlaments tribüne Agitation treiben für die Weltrevolution. Jede Frau, die mit ihrer Stimmabgabe die gegenwärtigen Zustände bessern, die für ihre Kinder eine leichtere Zukunft schaffen will, fann nicht tommunistisch wählen,

Es gibt nur eine Partei, die in harter Gegenwartsarbeit den Boden für eine bessere Zukunft vorbereitet, die unbeirrar mit einer Bolitif der Berständigung einer neuen Gemeinschaft der Völker zu strebt: die Sozialdemokratie. Nur der Sozialismus tann uns die wirtschaftliche und fittliche Umgestaltung bringen, die eine höherentwidlung bedeutet. Nicht zurüd in die damtle Bergangenheit, fondern vorwärts in die fichte Zukunft! Um Eurer Kinder willen wählt am 7. Dezember die Liste der Sozialdemokratie.

Zur Erinnerung an Mündelgelder und Kapp- Puffch. Donnerstag abend sprach der wohlbekannte frühere Rechtsanwalt und argen tinische Emigrant Brederet in Fürstenwalde in einer national fozialistisch- völkischen Bersammlung. Das Thema war:" Worum geht's am 7 Dezember?"- Antwort: Um die Ehrlich feit des deutschen Namens."

Bersammlungen hingegen macht der Appell an das Mitleid und das Frage aufgeworfen werden, besigen die Kommunisten ihrerseits Solidaritätsgefühl mitunter Eindruck. Da fann wohl mit Recht die folches Mitleid und Solidaritätsgefühl und wie betätigen sie es fozialdemokratischen Arbeitsbrüdern gegenüber? Die Zustände in destens so verdammenswert sind wie unter der Barenherrschoft, te­Sowjetrußland, Georgien   usw., die, wenn nicht schlimmer, min­antworten diese Fragen in einer für die Kommunisten vernichtenden Weise. Mit welch zynischer Frechheit aber auch die deutschen   Kom munisten jebe Duldsamkeit Andersdenkenden gegenüber ablehnen, dafür haben Verhandlungen in der Berliner   Stadtverordnetenver fammlung wiederholt erschütternde Beweise gebracht. Im März dieses Jahres erklärte dort der kommunistische Führer ohne jede Provokation durch uns unter dem Beifall seiner gesamten Fraktion, es fei bod ganz felbstverständlich, daß man in Sowjetrußfand die Sozialdemokraten nicht frei herumlaufen laffe, fondern so viele wie nur möglich hinter Schloß und Riegel fete, und ebenso sei Dort die ganze fogialdemokratische Preffe mit Fug und Recht ver­boten, denn man werde doch nicht die russischen Arbeiter dem sozial­Demokratischen Gift ausliefern. Diese wohl und vorbedochten Aeuße. rungen fielen bei Galegenheit der Berhandlung eines fommunistischen Antrages, den Magistrat zu erfuchen, auf die Freigate der damals verbotenen Roten Bahne" hinzuwirken, für welchen Antrag die verbotenen Roten Bahne" hinzuwirken, für welchen Antrag die sozialdemokratische Faattion sich eingesetzt hatte! Ist eine größere Schamlosigkeit denkbar?

Rein Sozialdemokrat wird sich durch solche rohe Gesinnung ab. halten laffen, fommunistischen Gefangenen beizustehen, wo und wie er fann. Aber solche Gesinnung, die ja nicht der angeführte Redner allein hot, sondern die leider Allgemeingut der kommunistischen   Partei ist, bei jeder sich bietenden Gelegenheit befanntzugeben, dürfte durch in erster Linie das Los der kommunistischen   Gefangenen zu mildern und ihnen baldmöglichst Freiheit zu bringen wünscht, hat daher am 7. Dezember nicht tommuristisch, sondern sozialdemokra tisch zu wählen. Nur eine cusschlaggebende sozialdemo­fratische Frattion gibt die Gewähr, daß auch die Amnestie­frage befriedigend gelöst wird.

aus am Blaze sein. Auch wer durch die kommende Reichstagswahl

Aus vergangenen Zeiten. Untertanenherrlichkeit.

Die Monarchisten aller Schattierungen suchen dem deutschen Bolte einzureden, feiner Eigenart widerstrebe das republitanifde Prinzip, es fühle sich nur wohl unter den Fittichhen threr, an­gestaammten Herrscherhäuser". Daß sie damit eine geringschäßige Meinung über ein Bolt, das sich also nicht selbst regieren könne, zum Ausdruck bringen, bebenfen sie wohl nicht, oder sie glauben, diese Beleidigung ihm bieben zu können.

Wie die zahllosen angestammten Herrscherhäu. fer" mit ihren Untertanen" umgesprungen sind, darüber

=

berkaufte 5 723 Mann

16 992

2 422

1 644

1225

1160

Der

Von diesen 29 166 Mann gingen 11 853 verloren und für jeden Gefallenen oder Verstümmelben erhielt der Landes, pater" noch eine besondere Entschädigung, so daß ihm an dem Untergang feiner verkauften Landesfinder" nur gelegen sein konnte. Preis pro Mann betrug 100, 120 und 150 Taler. Der Geschichts­fchreiber Franz von Löher  ( 1818 bis 1892) teilt einen für die Gesinnung der Fürsten   charakteristischen Brief des Prizer von Hessen Kassel an den Freiherrn von Hohendorf Oberbefehlshaber der hessischen Truppen in Amerita, aus Eugen Regnaults Dentwürdigteiten" mit. Der Brief ist Dom 8. Februar 1777 datiert.

Der Fürst äußert sich darin fehr erfreut über die Nachricht, daß in der Schlacht von Trenton   von 1950 seiner Hessen  1650 gefallen feien, und ärgert sich, daß sich auf der vom englischen Minister ihm zugesandben Berluftliste nur 1455 Ge. fallene stehen, wodurch die fürstliche Schazkammer Verluste habe. Am Schlusse schreibt er:

, und erinnere Sie daran, daß von den 300 Spartanern, die den Paß von Thermopylä verteidigten, nicht einer zurüdfam. Ich wäre glücklich, wenn ich dasselbe von meinen braven Hessen   fagen fönnte. Sagen Sie dem Herrn Major Mindorff, daß ich außer ordentlich unzufrieden bin mit seinem Benehmen, well er die 300 Mann gereftet habe, welche vor Trenton   flohen. Während des ganzen Feldzugs find nicht zehn von feinen Leuten gefallen." So vor 150 Jahren Freilich so könnten die Fürsten   es heute Bolte nicht. Habens auch nicht nötig, ihre Reichtümer haben sich nicht mehr treiben selbst mit dem, ach so geduldigen deutschen auch ohne den Verkauf von Untertanen bei einigen bis ins un

geheure vermehrt.

Und die offenen und verlappten Monarchisten, die vorläu

Form

fig auf unabsehbare 3eit" be republikanische Staatsform anerkennen, möchten uns baldigst wieder in das Untertanen. verhältnis zurückführen, m einen Zustand, der gewiß in der würde, als das vor 150 Jahren, in der Sadye aber auf das gleiche hinausliefe: Nicht Staatsbürger, fondern Untertan. Das Bolt mur Objektt der Staatsregierung und der Am 7. Dezember hat das Bolt sich zu entschelden.

Behörden.

Aus der Wahlbewegung. Ein Sozialdemokrat als Referent der Deutschnationalen  . Ein föstlicher Wahlscherz ereignete sich am 1. Dezember 1924 in Biddershausen a. d. Werra  . Dort war eine öffentliche Volksver­sammlung der Deutschnationalen   Bolksparte einberufen worden, und vollzählig waren diesem Rufe die Bauern und einige Intellektuelle der Partei gefolgt. Als Gegenreferent hatten die Sozialdemokraten unseren Gen. Henkel- Dippach gebeten. Als dieser erschien, kam in liebenswürdiger Weise der deutschnationale Borftand auf ihn zu, und es entwickelte fich folgendes Zwiegespräch: ,, Mein Name ist Haas!"

" Ich heiße Henkel!"

,, Sie wollen wohl referieren?" " Ja, ich habe die Absicht!"

Sind Sie mit dem Auto gekommen?" Nein, ich bin zu Fuß gegangen." ,, Sie sind wohl nicht aus Hersfeld  ?" ,, Nein, ich bin gebürtiger Waldeder."

"

Wollen wir mit der Bersammlung beginnen?" Bitte schön!"

Der Saal füllt sich mit Deutschnationalen, die stolz die vordersten

Bänke besetzen. Im Hintergrund stehen schmunzelnd die Genossen.

Drüben verteilen die Roten Flugblätter von wegen der Steuer. drückerei."

Lassen Sie nur, ich gehe hernach darauf ein! Der Herr Vorstand eilt zum Bodium:

nalen Boltspartei und erteile Herrn Hentet das Wort." Ich eröffne hiermit die Wählerversammlung der Deutschnatio

Der Genosse Henkel redet, redet zwei Stunden über die Sen­

dung des deutschen Bolles. Vor den Zuhörern steigt der erste giga. tische Versuch einer sozialen Umschichtung durch die Bauermevolution 1525 auf. Er mißingt. 1848 steht das Bürgertum auf den Barri faden. Nach 1870 steigt und blüht Deutschland  , nicht durch die Kunst seiner Herrscher, sondern durch den sittlichen Pflichtwillen des deutschen Voltes zur Arbeit. Der Krieg zerreißt die Fäben internationaler Weltwirtschaft: Die Sozialdemokratie zwingt alle Barteien zur Ver. ständigung. Die Politit der Zukunft ist die Politit der Sozialdemo= fratie. Im Innern drohen Arbeitern und Kleinbauern neue Lasten durch Industrie und Großlandwirtschaft. Der Schutzzoll ist eine Ge fahr für Bolfskraft und Bolfswohlfahrt!

Ohne Widerspruch hört die Versammlung zu. Der Schlußruf: Wer Friede, Freiheit, Volkswohlfahrt will, der wähle am 7. Dezem ber fozialdemokratisch!" läßt die Genossen frei zu stürmi­fchem Beifall. Die Herren Deutschnotionalen saßen erstarrt. Es war so schön, was ihnen vorerzählt worden war, aber, aber es war einer von den verd... Roten gewesen.

Noch heute finnen die Herren Deutschnationalen barüber nach, wie so etwas in ihre Versammlung fam! Und er hatte doch ein hoch. zeitlich Gewand an.

Das Wahlgeheimnis auf dem Lande. Jede Kontrolle der geheimen Stimmabgabe unmöglich.

Minister des Innern hat under bem Datum des 4. Dezember folgen. Der Amtliche Preußische Preffedienst teilt mit: Der Breußische den Erlaß an die Banbräte in den Provinzen Ostpreußen  , Bommern  , Grenzmart Bosen- Westpreußen  , Bran denburg und Niederschlesien geridert:

In manchen Kreisen der ländlichen Bevölkerung ist die Auf­faffung verbreitet, daß aus der Lagerung der Umschläge in den Wahlurnen ein Schluß auf die Stimmabgabe der ein. zelnen Wähler gezogen werden könne. Die in der Reichsstimmord­hung§ 42, der Landeswahlordnung§ 36 vorgeschriebenen Größen verhältnisse der Wahlurnen innere Höhe mindestens 90 Renti meter, fichte Weite mindestens 35 Zentimeter bieten die Gewähr dafür, daß eine planmäßige Lagerung in den Urnen nicht geschehen tann.

-

Bei Berwendung solcher Urnen ist die Besorgnis, daß das Mahl eheimnis insoweit nicht unbedingt pewahrt jei, völlig unbegründet. Die Herren Landräte ersuche ich. Sorge zu tragen, baß in den Wahllofalen nur Urnen mit den vorgeschriebenen Mindestgrößen vermendet werden. Diese Verfügung ist in einem Abdrud fofort auf fchleunigstem Wege den einzelnen Wahlvorstehern zuzu fertigen, die sie in den Wahlräumen anzuschlagen haben."