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e. 577a41.Jahrg. Ausgabe A nr. 294

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Der., Borwärts" mit der Sonntags beilage Boll unb 8eit" mit Sieb Jung und Aleingarten sowie der Unterhaltungsbeilage Seimmelt und Frauenbeilage Frauenftimme erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal.

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Sozialbemotrat Berlin

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Norwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3

Fernsprecher: Redaktion: Donhoff 292–295 Verlag: Dönhoff 2506-2507

Montag, den 8. Dezember 1924

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Posticheckkonto: Berlin 375 36 der Diskonto- Gesellschaft, Depositenkañe Lindenstraße 3

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Bormarsch auf der ganzen Linie!

Gewaltige Zunahme der Sozialdemokratie.- Zunahme auch der Demokraten. - Schwere Verluste der Nationalsozialisten und Kommunisten.

Um

2010 11 Uhe liegen zufammenfaffende Ergebniſſe noch Vorläufiges Ergebnis von Berlin mment tu ch befinden, von dem ihre Wahlniederlage nur

nicht vor. Die Teilrefultate ergeben folgenden Eindruc: Sozialdemokraten und Demokraten be­

Bis 2 Uhr wurden in Berlin Stadt von finden sich auf einem stürmischen Vormarsch. 1450 000 Wahlberechtigten 775 000

Die Kommunisten erleiden schwere Berlufte. Die Deutsch nationalen und Boltsparteiler find in der Lage, durch Zulauf aus der zusammenbrechenden Ludendorff - Partei ihre Berluste wettzumachen.

Aus den vorliegenden Stichproben ergibt sich als Ge­famtbild, daß im neuen Reichstag die republikanische Cinte vor der schwarzweißroten Rechten einen großen Bor­sprung gewinnen wird.

Bis 1 Uhr nachts lagen der Redaktion viele Hunderte von Tellergebniffen aus dem ganzen Reich vor. Яein ein­3iger Abstimmungsbezirk zeigt einen Stillstand oder gar einen Rüdgang der sozialdemokratischen Stimmen. Ueberall find Zunahmen zu verzeichnen, die von 15 bis 50 Proz., in einzelnen Fällen sogar noch darüber, ansteigen.

-

Auch vorsichtige Beurteiler werden nach den bisher vor­liegenden allerdings noch ganz unvollständigen- Ergeb­niffen von einem großen Erfolg der Sozialdemo= fratischen Partei sprechen müssen.

Alle bisher vorliegenden Meldungen bestätigen die Bor­aussage, daß die Sozialdemokratie in den neuen Reichstag in erheblich vermehrter Stärte einziehen und einen bedeutend größeren Teil der Size einnehmen wird als im alten.

Zugleich ergibt sich auch eine starte Zunahme der Demokraten.

Die starte Zunahme dieser beiden Parteien bedeutet eine deutliche Absage an den Blan einer Bürger­blodregierung.

Zur allgemeinen Ueberraschung- am meisten wahr scheinlich zu ihrer eigenen scheinen sich die Deutsch­nationalen gut zu behaupten, eine Partei hat den Zusammenbruch mehr verdient als diese, die im alten Reichstag mit falschen Karten gespielt und ihre Stimmen perfauft hat. Sie ist dem Zusammenbruch diesmal entgan­gen, weil sich die reaktionären Splitter auflöften und zahl. reiche Stimmen der Hitler und Kunze anhänger auf fie übergingen. Auch von der Wirtschaftspartei dürfte fie etwas gewonnen haben. Auf diese Weise werden ihre Ver­lufte wieder wettgemacht und stellenweise sogar von Gewinnen

überholt.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Bolts partei. Man kann also zusammenfassend sagen, daß die extrem­ften Rechtsgruppen und die Kommunisten die Berlierer, die Sozialdemokraten und die Demokraten die Gewinner sind und daß sich die beiden sogenannten ,, nationalen Volksparteien" ungefähr be­haupten merden.

Bleibt es dabei, so ergibt sich als Gesamtbild eine sehr bedeutende Stärkung der republikanischen, den Bür­gerblock bekämpfenden Parteien und gleichzeitig eine erheb­liche Schwächung der Bürgerblockparteien, zwar nicht in ihrem Kern, wohl aber durch Dezimierung ihrer Hilfstruppen, im ganzen also eine proportionale Verschiebung der Kräfte nach links!

Dieser günstige Eindruck wird noch verstärkt durch den Umstand, daß die Sozialdemokratische Partei zweifellos diesmal als die weitaus stärkste Fraktion aus dem Wahlkampf hervorgehen wird und daß Hie einig und geschlossen ist, während für die Deutschnationale Bartei schwere innere Auseinandersetzungen, die durch den Wahlkampf aufgehalten wurden, unvermeidlich sind.

174072

Stimmen gezählt. Davon erhielten: Sozialdemokraten.. 257 542 Stimmen Deutschnationale. Zentrum. Kommunisten. Deutsche Volkspartei

Nationalsozialisten. Deutsch - Demokrat..

Wirtschaftspartei..

"

34063 147732 38371 12465 84989" 24 134

PR

"

"

Die Sozialdemokratische Partei dürfte danach in Berlin wahrscheinlich 6 Mandate erobern.

Resultate aus dem Reich.

Bis 3 Uhr früh 6,6 Millionen Stimmen gezählt. Bis 2 Uhr früh waren aus dem Reich( außerhalb der drei Groß- Berliner Wahlkreise) 6,6 Millionen gezählt, die fich folgendermaßen auf die Parteien verteilten: Sozialdemokraten Deutschnationale Voltspartei Zentrum

Kommunisten

Deutsche Volkspartei

Nationalsozialistischer Freiheitsbuud. Deutsche Demokratische Partei Bayerische Volkspartei

9

Wirtschaftspartei des deutsch . Mittelft.

Zusammen

4

2 171 026 Stimmen 1 141 201

783 980

696 900

903 255

282 076

445 918

155 036

94 888

sammenbruch ein Vorspiel ist.

Riesenschritten ihrer Gesundung entgegen! Die deutsche Arbeiterbewegung geht mit Am Morgen des 5. Mai hatten wir hier geschrieben: Die Sozialdemokratie hat den Punkt erreicht, von dem aus es wieder aufwärts gehen muß. Was sie diesmal behauptet hat, sind feine Mitläufer mehr, sondern es ist felfenfester Grund, ist ein eisernes im schwersten aller Rämpfe erprobtes Millionenheer...

Wir gehen schweren Kämpfen entgegen. Wir werden in sie ein treben als eine Bartei, die an zahlenmäßiger Stärfe immer noch den Neid ihrer Gegner erweckt, aber auch als eine Partei, die gefestigt im Feuer des Gefechts gewiffer denn je neuen Siegen entgegengehf. Diese Prophezeiung hat sich schneller erfüllt, als wir da mals zu hoffen wagten. Daß im Laufe von sieben Monatent ein solcher Umschwung möglich war, hätte wohl kaum jemand geglaubt.

Wenn die Sozialdemokratie nach Auflösung des Reichstags drängte, so tat sie das nicht im eigenen Inter­effe, sondern im Interesse des Bolkes, das einen solchen Reichs­dessen zu einem Zeitpunkt, an dem der kräftig einfegende tag nicht ertragen konnte. Die Neuwahlen tamen infolge­Wiederaufstieg der Partei noch längst nicht abgeschlossen war. Jezt gilt es ihn fortzuseßen.

Der Sieg am 7. Dezember ist noch nicht der ganze Sieg, ben wir ersehnen, jener ganze Sieg, der nur durch Erkämpfung der Mehrheit und durch gleichmäßigen Fortschritt der Arbeiterbewegung in den andern entscheidenden Kulturländern errungen werden kann. Aber er ist ein Vorbote dieses ganzen Siegs, Borspiel eines weltgeschichtlichen Sonnen­aufgangs.

Das erste vollständige Wahlresultat.

Mannheim .

Gesamtergebnis aus der Stadt Mannheim 9,30 Uhr abends: SPD . 37097( bei der vorigen Wahl 30 051), Dntl. 6747( 5976), 3. 17 620( 22 124), PD. 15 313( 26 236), Bp. 18 363( 15 342), Bölt. 2098( 6418), Dem. 11 198( 9322), Wirtsch.- P. 2765, usp. 989.

Stahlhelm- und Hakenkreuz- Taten.

6 674 281 Stimmen Sturm auf das Gewerkschaftshaus in Halle. Splitterparteien sind hier nicht mitgezählt. Zur selben Stunde waren am 5. Mai 4,3 millionen Halle, 7. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Schon seit den Stimmen gezählt worden. Davon hatten erhalten SPD. frühen Bormittagsstunden jehte insbesondere die deutschnationale 1197 355, Dnil. Bp. 737 960, 3entrum 195 570, PD. Agitation ein. atentreuz- Jünglinge fuhren auf Duhen­644 086, D. Bp. 595 027, Bölfische 399 146, Dem. 336 262. den von Laftkraftwagen durch die Stadt, belästigten die Bevölkerung Ein erafter Bergleich läßt sich natürlich nicht ziehen, doch sind und zeichneten sich in verschiedenen Fällen durch Brutalität aus. Den immerhin gewiffe Schlüsse auf das Gesamtresultat zulässig, Höhepunkt ihres Treibens bildete nachmittags um 4 Uhr ein plan­von dem die angegebenen Zahlen ungefähr ein Sechstel mäßiger Sturm auf das Gewertschaftshaus. Ein hier darstellen. wartendes Propagandaautomobil unserer Partei wurde demoliert. Als dieses nationale" Wert vollbracht war, wurden sämtlige Fensterscheiben zerschlagen und die anwesenden Genossen verprügelt. Auch Schüsse wurden abgegeben. Insgesamt waren fünf Automobile mit Hatenkreuzlern zu dem Sturm aufgeboten., Erst als das Ueberfallkommando eintraf und die Er­neuerer Deutschlands " in Schach nahm, tonnte dem Treiben ein Ende gemacht werden.

Das Bild dürfte fich jedoch noch stark verschieben, da die Ergebnisse vom platten Cand, der Domäne der Reaktion, zum größten Teil noch ausstehen.

Die ungeheuren Verluste der Kommunist en tom­men nicht überraschend. Die Bolschewisierung" dieser Partei fonnte nur die Vorbereitung ihrer unvermeidlichen Niederlage sein. Es ist nicht wahr, daß die Kommunisten geschlagen worden sind, weil sie polizeiliche und gerichtliche Verfolgungen zu erleiden hatten, das hätte ihnen nur Sympathien in der Ar­beiterschaft bringen fönnen, wenn man ihre Sache für gut und gerecht angesehen hätte. Die Sozialdemokratie, die auch im schwersten Kampf gegen Absolutismus und Klaffenwahlrecht niemals Leben und Freiheit ihrer Anhänger leichtsinnig aufs Spiel ſegte, die aber gleichwohl im Kaiserreich allerschwersten Verfolgungen ausgesetzt war, ist inmitten dieser Verfolgungen von Wahlfieg zu Wahlfieg geschritten.

Den Kommunisten aber haben die Berfolgungen nichts genüßt, weil sie sich in einem unaufhaltsamen moralischen 3 u-

vormittag wurde ein Propagandaauto der Sozialdemokra Görlig, 7. Dezember .( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag tischen Partei von 200 Stahlhelmleuten, die auf fünf Coft­automobilen transportiert wurden, überfallen. Die Stahlhelmet waren mit schweren Eichen stod en bewaffnet und schlugen blindwütend auf die ca. 30 Reichsbannerleute und einzelne Baijanten, selbst auf kinder, ein. Der Chauffeur unferes Autos mußte mit schwerer kopjver. lehung in eine benachbarte klinik gebracht werden. Mehrere andere Personen wurden ebenfalls verlegt. Die Deutschnationalen

verbreiteten im Anschluß an den Borfall ein Flugblatt, in dem sie die Behauptung aufstellten, daß bei den Baterländischen" elf Ber­lehte zu verzeichnen waren. Die jofort auf mehreren Caftwagen