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ohne sie, zu zerstören? Glaubt jemand im Ernst, die Wähler und Gewählen der Deutschen Volkspartei   fänden nach diesem Wahl fampf, in dem sie von Demofraten und Sozialdemokraten aufs un­slätigste mit Dred beworfen und infamiert worden sind, die innere Möglichkeit, sich mit diesen enttäuschten Herrschaften wieder auf eine Bant zu seßen und ihnen die fauren Trauben vom Ge länder zu holen?"

Die Kölnische Zeitung  " dagegen feßt sich ohne jeden Vorbehalt für den Bürgerblock ein:

,, Soweit man die Lage nach den bisher vorliegenden Ergeb­nissen beurteilen tann, gibt es im neuen Reichstag, von der utopischen Bolts gemeinschaftsregierung abgesehen, nur zwei Möglichkeiten einer Mehrheitsbildung: die große Roalition und die Erweite. rung der bisherigen Regierung nach rechts. Die große Koalition würde nach dem Stimmenzuwachs der Sozialdemo tratie, nach der Linksschwentung der Demokratie und bei den starten Tendenzen des Wirth- Flügels im Zentrum zu den Sozialdemokraten vollständig unter sozialdemokratischem Einfluß stehen. Wir können uns nicht denten, daß die Deutsche Boltspartei in dem Stadium des innerpolitischen Aufbaues der Wirtschaft und der

der bloß rechnerischen Mehrheit zur politischen ist ein weiter| Weg. Zwischen Deutschnationalen und Sozialdemokraten gibt es aber auch sonst noch einen recht großen Unterschied. Die Deutschnationalen fragen in erster Linie, wer regiert oder genauer: find wir mit bei der Partie? und in letter Linie, wie regiert wird. Bei den Sozialdemokraten ist es umgefehrt. Sie fragen in erster, Linie, wie regiert Die Deutsche Allgemeine 3ettung" sagt ihm: wird wer regiert, fommt für sie nur zuletzt in Betracht. Das trampfhafte Zusammenrechnen von festen Mehr­Nach den Erfahrungen, die die Deutsche   Bolkspartet bei der heiten bleibt unseres Erachtens gänzlich unfruchtbar, fo Busammenarbeit mit der Sozialdemokratie im Reich gemacht hat, lange nicht flargestellt ist, was die Mehrheit tun soll. Ein nach der ganzen Tendenz ihres Wahlkampfes und nach dem flaren gutes Programm und der Wille, es durchzuführen, ist mehr Billen ihrer Wählerschaft ist nicht anzunehmen, daß dle wert als eine kraftlose Mehrheit ohne Programm. Mit dem Führung der Boltspartei Luft verspüren sollte, das Experi. Schule, in das wir eintreten, mit der Sozialdemokratie Rechenstift allein läßt sich parlamentarische Bolitif eben nicht ment mit der Sozialdemokratie noch einmal zu machen. Wille zur Tat und Liebe zur Sache machen. Es muß offen ausgesprochen werden, daß das nichi pattieren tann, ohne daß sie fofort die wirtschaftlichen und fulturellen Kreise, die ihr Rückgrat bilden, verlöre. Die Berhältniffe müssen auch dabei sein; und wo sie sind, da besteht die beste ganz befriedigende Ausmaß ihres Stimme. Aussicht, das, was am Zahlenmäßigen fehlt, noch nachzuholen. 8u mach fes nicht zulegt auf ihre Roalitionspolitit im neuen Reichstag haben sich gegen den alten nicht so wesent'ich In breiten Schichten des verändert, daß der Beschluß der Deutschen Volkspartel vom Januar Die Rechtspresse behauptet, es sei das Ziel der Sozial- urüdzuführen sein wird. In breiten Schichten des demokratie gewesen, eine Lintsregierung auf dem Boden der nationalen Bürgertums macht man der Partei, ob mit Recht oder dieses Jahres, der sich gegen die große Koalition und für die Zusammenarbeit mit den Deutschnationalen alten Koalition, mit dem Zentrum und den Demokraten zu Unrecht bleibe dahingestellt, den Vorwurf einer gewissen Unbe erreichen, und nun sei die Lintsregierung geständigkeit. Wir sind sicher, daß die Parteileitung diesen Gedanken ausspricht, ohne weiteres aufgehoben werden kann. cheifert". In Wirklichkeit mußte sich jedermann voraus Rechnung tragen und die unnatürliche Roalition mit Feststellung, daß die Außenpolitit der Regierung durch die fagen, daß die alte Roalition im allerbesten Fall eine ganz fnappe Mehrheit erzielt hätte und daß dann die Wünsche der Die Presse der Boltspartet ist über den Auswahlen gebilligt worden sei, ohne daß sie auf die Frage der Die Presse der Boltspartei ist über den Aus bürgerlichen Koalitionsteilhaber nach einer Erweiterung gang der Wahl betreten. Das Drgan des Herrn Streje usammensetzung der Regierung eingeht. Die Germa­Stresenia" schreibt: nach rechts", zur Volkspartei, wie am Ende der Wirth- Regie- mann, die 3eit", führt Klage über den Zug nach rechts. rung, so auch diesmal wieder automatisch in Erscheinung ge- Sie beschuldigt das Reichsbanner, das Zentrum, den Reichs­treten wären. Von vornherein war es also flar, daß die fanzler, die Wähler nach rechts getrieben zu haben: Regierungsbildung angesichts der Zersplitterung der Parteien schwierig werden würde.

"

Ziel der Sozialdemokraten war nicht die Bildung einer bestimmten Regierungstoalition. Ihr Ziel war, felber stärker zu werden, die Kraft der Arbeitervertneter im Reichstag zu

ſtärken und ihren weiteren Aufstieg vorzubereiten. Dieses

3tel ist erreicht worden.

Darum hat es die Sozialdemokratie auch nicht nötig, nach deutschnationaler Art Mehrheiten zusammenzurechnen, logische Kopffprünge zu vollführen und zwischendurch im Mondenschein nach der Liebe anderer Parteien zu girren. Sie fragt nicht, wie die fünftige Regierung aussehen wird, sie fordert von jeder mit der Kraft von acht Millionen Stimmen: fordert von jeder mit der Kraft von acht Millionen Stimmen: Schuh der Republif! Schuh des Friedens! Schuh der Arbeit!

Am Tage danach.

Stimmen der Presse.

Nachdem die Zusammensetzung des neuen Reichstages in großen Zügen feststeht, beginnt die Presse die Frage zu era örtern, welche politischen Konsequenzen aus dem Ausfall der Wahl gezogen werden sollen. Die Bresse der Rechten ist eifrig bemüht, das Wahlergebnis als einen Sieg der Rechten hinzu ftellen.

Die deutschnationale Presse gibt dabei ihrer Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Boltspartei- gemessen an gemessen an ihren Erwartungen bei der Wahl sehr schlecht abgeschnitten hat. Sie sucht mit diesem Hinweis die Boltspartei noch fester als bisher an die Deutschnationalen zu feffeln. Die Deutsche Tageszeitung" schreibt:

Eine enttäuschenbe leberraschung bedeutet freilich auch der Ausgang des Rampfes für die Deutsche Bolts. partei. Es ist ihr nicht gelungen, die Edjarte vom mai in einiger maßen beträchtlichem Umfang auszuwegen. Und wenn fie insbe. fondere in Breußen schlecht abgeschnitten hat, so ist das ber er neute Beweis dafür, daß ihre Wählerschaft einen Lintsturs und die Intimität mit der Sozialdemokratie, prattisch gesprochen: die große Roalition, nicht verträgt."

Der Lotal- Anzeiger" mahnt Herrn Stresemann  : Oder glaubt jemand im Ernst, nach diesem Wahlergebnis förbe z. B. Herr Strefemann seine Bartei na d) Iints abführen,

Der Rhythmus der Charaktere.

Bon Lola Landau  .

Links ablehnen wird."

Der Zug nach der Mitte, ber an sich der ganzen poli Hischen Entwicklung entsprochen hätte, ist durch nichts so abgedrängt und gefährdet worden, wie durch diese Art der Reichsbanneraftion, die zu einer naturgemäßen Reaktion auf der Rechtsfeite geführt hat. gewollt hat. Er vergißt, daß seine Politik wie seine Wahl Herr Stresemann vergißt, daß er den Zug nach rechts agitation bewußt nach rechts gezogen hat. Er vergißt den Burgfrieden mit den Deutschnationalen, vergißt die schwarz­weißrote Wahlparole. Er hat den Zug zur Mitte nicht gewollt - daher die relative Niederlage seiner Partei. Hätte er eine ehrliche Politik der Mitte vertreten das Wahlergebnis wäre befür gesorgt, daß die Deutschnationalen fich behauptet haben wahrscheinlich für seine Partei günstiger gewesen. Er selbst hat auf Kosten der Aussichten seiner eigenen Partei.

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Zur Frage der Regierungsbildung äußert die Seit zu nächst gegen die Sozialdemokratie:

Zur Führung der Regierungsgeschäfte wird sie trotzdem bei dem Kampf, den sie geführt hat, und in dem sie fit völlig auf die Seite der schärfsten Bekämpfung jeder anderen als einer Lintsmehrheit gestellt hat, nicht berufen fein."

Sie will die Heranziehung der Deutschnationalen zur Re­gierung, ohne sich jedoch festzulegen:

Die Deutsche Volkspartei   ist, wie im Wahlkampf mit Recht betont wurde, an fich völlig frei in ihren Entschließungen gegenüber anderen Parteien, da selbstverständlich bas der alten deutschnationalen Fraktion abgegebene Ber. fprechen sich nur auf die 3usammenlegung dieser & rattion bezog. Wir glauben aber, daß ihre Grundein. stellung fich taum geändert haben dürfte, Wir wür ben uns freuen, wenn man jetzt nach den Wahlen auf jenem Gefichts punkt der er anziehung aller bürgerlichen Kräfte auf der Grundlage, insbesondere der Fortfüb. rung der bisherigen Außenpolitit zurückommen würde, den man niemals hätte verlaffen dürfen. Zunächst aber met den über die grundsätzliche Einstellung der Fraktionen diese selbst bas Wort haben, und es wird von entscheidender Bedeutung sein, wie die Deutschnationale Volkspartei   sich gegenüber der neuen Ent widlung der Dinge zu stellen gedenkt."

Die 3eit" vergißt hinzuzufügen, ob sie unter" bis herige Außenpolitit" die wirkliche bisherige Außenpolitit, oder die fagenhafte nationale Realpolitik" versteht.

Die Presse des 3entrums legt großen Wert auf die

Die Gewinne der Partelen, die die Hauptträger der Regierungs­politit gewesen sind, zeigen deutlich, daß die Mehrheit des deutschen   Boltes den bisherigen außenpolitischen Rurs der Regierung unterstützt und beizubehalten wünscht. Das wird noch deutlicher, wenn man die verstärfte So 3ialdemokratie zu dieser Gruppe hinzurechnet, was ja be­rechtigt ist, bo die Sozialdemokratie die Regierung in ihrer Außen im neuen Reichstag eine starte Mehrheit für die Außen. politik unterstützt hat. Es läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß auch politik der Regierung vorhanden ist.

Das ist aber auch das einzige, was man einstweilen mit Be­ftimmtheit von der neuen Volfsvertretung im voraus jagen tonn. Die Regierungsbildung wird wiederum sehr schwierig fein und jede denkbare koalition wird mit einer star. rechnen haben. Feststellen aber fann man schon jetzt, daß the ten und vermutlich auch scharfen Opposition zu Politit der Regierung durch die geftrige Entscheidung gebilligt worden ist und daß es deshalb dem Sinn der Wahlen entspricht, wenn diese Politit fortgesezt wird."

Aehnlich schreibt die Kölnische Volkszeitung": .Fest steht für uns schon jetzt die Tatsache: Die Regierungs politit ift infofern gefichert, als ein Mandatszuwachs ber Regierungsparteien vorliegt und die Sozialdemokratie eine außer ordentlich große Verstärkung erfahren hat. Die Verstärkung trifft alo diejenigen Parteien, die sich eindeutig und entschieden auf die Außenpolitik Marr', wie sie sich auf den Dames- Gefeßen und dem Londoner   Paft aufbaut, festgelegt haben. Wir können ohne leberhebung behaupten, daß die Boltiit Marg sich auch in unferen Streifen voll und ganz durchgefeßt hat."

Die demokratische Bresse verhält sich den Fragen der Regierungsbildung gegenüber abwartend.

Pariser   Presse und Reichstagswahl. deutschen   Reichstagswahlen ist hier erst am Montag in den frühen Paris  , 8. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Das Ergebnis der deutschen   Reichstagswahlen ist hier erst am Montag in den frühen Abendstunden bekannt geworden. Die auf Grund der bis mittags vorliegenden Teilergebnisse geschriebenen Kommentare der Abend­bläter haben deshalb nur mehr oder weniger hypothetischen Charakter. Der Lemps" sieht im Wahlausfall die Bestäti gung der Erwartungen, die man allgemein auf den Wahlausgang gefegt habe. Er unterstreicht als deren charakteristisches Merkmal die Niederlage der beiden eriremen Parteien rechts und links, aus der man den Schluß ziehen könne, daß Deutschland   im Begriff sei, gewicht wieder zu erlangen. In dem beträchtlichen Stimmen. wenn auch unter großen Schwierigteien, fein politisches Gleich zuwachs der Sozialdemokratie, zum großen Teil auf Roffen Der Kommunisten, zieht das Blatt die Folgerung, daß die Masse

gewiesen wird. Es gibt Naturen, die sich vor Morgengrauen er- Don Bartof und Kodaly  . Kräftig einsehend, in rascher Steigerung heben und stündlich in ihrer Lebenstraft wadyfen, bis sie am nächsten anschwellend, in tonzentrierten Spannungen und ausladendem Nachmittag zusammenschrumpfen. Und da sind andere, meistens Schwingen auf der Höhe sich haltend und zartes Austlingen zur künstlerische Menschen, die, Nachtpflanzen gleich, erst in der Dunkel Schlußattitude. Wundervoll in der zweiten Studie ein Kehrifprung, Benn zwei Menschen ihr Leben miteinander fo eng verfetten, beit aufblühen und sich entfalten und dann am Morgen welt hinder die Bewegung auf derselben Graden in entgegengesetzte Richtung überleitet. In Einzelheitar scheinbar pantomomische Formausbrüde, in Freundschaft oder Liebe, daß sie sich dazu entschließen, in denselben vorschreibt, der Zwang der Berufe, Gewohnheit und Erziehung fann menschlichen Klagefon zu hören oder auf einom Gemälde Kandinskys träumen. Der Stundenplan, den das Ziffernblatt der Sonne uns aber eben nur scheinbar. Wie man in einem Geigenstüd einen Räumen, der gleichen Atmosphäre der täglichen Luft zu atmen, so wird ein schweigender Kampf um die nackte Existenz ihrer Charat im Grunde nichts gegen diefe angeborene Beschaffenheit ausrichten. ein Grasbüschel oder eine Wolfe zu ſehen meint. Ein leidenschaft­Aber nicht allein darin äußert sich der verschiedenartige Rhyth liches, effettvolles aber mehr berauschendes als feelifch ergreifendes tere beginnen, bitter und ernst wie um das Leben selbst. Jede Ber sönlichkeit, von einem undurchdringlichen Nebeltranz ihrer Eigenart mus der Charaktere. Von Bedeutung ist auch die eigentümliche Ge. Appassionato"( Begleitmusik von Will Göße) befdxießt ben umgeten, hot den gewaltigen Trieb, sich auszudehnen, Menschen und mußfähigkeit, die Gabe eines Temperaments, viele Eindrücke schnell ersten Teil des Programms. Der zwelte bringt mit ben brei Elegien Dinge ihrer Umgebung an sich zu saugen. Daher bricht die zwie zu verzehren, den Tag hoch aufzufüllen, während anderen Wefens der Abendlichen Zanze den künstlerischen Höhepunkt. Ein­arten nur ein langsames Einatmen einer neuen Umwelt möglich ist. gebettet in Kirchenglodenflänge, die es ein- und aus'äuten, ein tracht aus, wenn zwei verbundene Menschen ihre Gaugfasern aus­Menschenleben. Mufitlofer Tanz. Aus fnospender Enge zögernde fenden, ein Zweifampf, der oft in Haß und Trennung, biswellen So fönnen zwei Menschen in der Betrachtung des gleichen Kunst. Entwicklung in die Breibe, die Weite, die Höhe. Erfassen des Raums, auch in der stillen Abgrenzung verborgener Geheimfammern enden werts, im Anschauen derselben Landschaft die tiefsten Entzweiungen gestaltende Beherrschung der Umwelt, flegestrunkene Etstafe bes muß. Aber es ist nicht die unversöhnliche Verschiedenheit der Charat. erfahren, tragischer und einschneidender als ernste Zerwürfnisse. Triumphators, Ueberschwang, Selbsterfenninis, Einlehr und Be­tere allein, ouch nicht der tyrannische Egoismus des stärkeren Eine unsichtbare Gewalt reißt sie auseinander, wirtelt wie ein schränkung auf sicher begrenzte, fraftvoll gesammelte Enge. Als Willens, Ursachen, welche die harmonische Auflösung von zwei Men- indstoß den einen weit fort und sie sind getrennt, die noch neben Rehraus ein Schlußtana" nach ungarischen Motiven in ber schen in einer Einheit so tragisch erschweren. Es gibt haarfeine, einander auf derselben Teppichblume mit verschlungenen Händen Bearbeitung von Liszt  , Leichtes Dessert nach den schweren Gängen Der Versuch, die neuen Schöpfungen der größten Tänzerin Temperaments, Zuckungen der Seele, dem Ausschlagen einer Rom. einen Schmerz lange zu halten oder die Leichtigkeit, ihn schneller zu unserer Zeit zu charakterisieren, muß unzulänglich und Lückenhaft durch fein psychisches Instrument zu meffende Schwankungen des stehen. Das gleiche gilt für die Schmerzempfindlichkeit, die Straft, elnes überreichen, unerschöpflich gehaltvollen Diners. paßnabel vergleichbar, die, nicht gefannt in ihrer Bedeutung, viel überwinden. die größere Sprungfähigkeit der Seele oder ihre bleiben. Erft nach wiederholtem Schauen wird es möglich, den tiefer und verhängnisvoller für das Bufammenleben der Menschen find als alle offensichtlichen Entfrembungen. Es ist der Rhythmus des Charafters, ber das Leben in einem des Tages bie vielen fleinen Baufen, die Ruhepaufen der Mahl durch nicht berührt. Eie äußert sich mit elementarer, unwibersteh bestimmten Talte aufrollt und ihm erst die feste Gestalt und ge­regelte Bewegung verleiht. Diese aus dem Blute strömende Musik hebt Glieder und Herz des Menschen und ist bei jeder Persönlichkeit so ausdrucksvoll und einmalig wie ihre nur ihr eigentümlichen Hand bewegungen, ihre Gangort. Der Rhythmus des Charafters, ein unsichtbarer Rapellmeister, taktiert den Tag, er gibt ihm die Ein. schnitte die Ruhepaufen., den lange anhaltenden Atem einer Emp findung; er diftiert die Haft und Beschleunigung, das rasende Kressendo in der Wut der Arbeit und endlich das Abschwellen der Tobie, das Mübewerben und zufammenfinfen. Und alles bies gelingt wie die eloftische Saite eines Instruments. schieht in einer gefeßmäßigen Reihenfolge, durch die das ganze Leben feine besondere Mangfarbe erhält.

Bei jedem Menschen nun sind die rhythmischen Borzeichen seiner Natur anders gefeßt. Eine unsichtbare Gewalt zwingt ihn, feinen Tag so und nicht anders, in stürzenden Kastaden oder in stodend abgerissenen Energien aufzurollen, daß er sich oft selber nicht be. greift. Woher durchdringt ihn das immer sich wiederholende Kraft. gefühl zur bestimmten Morgenstunde, in der die Arbeit ihm so leicht gelingt, während sein Freund erst um bie Dämmerung beginnt auf zuleben, mit dem phosphorischen Leuchten des Abendmenfchen, bas von ihm ausstrahlt? Bielleicht weiß er nicht, daß für jeden Menschen das tägliche Wiedererwachen zum Leben zu einer anderen Zeit fest gefeht ist, die Geburtsstunde nach dem Schlaf bis zur Sterbestunde der Erschlaffung im täglichen Kreislauf von einem bestimmten Zeiger

bohrende Schwerkraft. Schluchten Nichtverstehens tönnen hier auf tlaffen, um sich nie wieder zu schließen. Und da sind in der Musik

deiten, da find die lustigen Stoffatt, bas fleine Gelächter zur rechten Sekunde, und da sind die achtel und sechzehntel Noten des Lebens, die so unendlich verschieden in dem gleichen Musikstück gespielt mer.

ben tönnen.

ber Bindung einer Liebe oder Che faft nie Beachtung geschenkt. Diesen verborgenen und doch so bedeutsamen Zeichen wird bei Nicht nur Empfindungen, äußere Reize und gleichartige Neigungen müssen aufeinander abgestimmt sein; der Taft, die Rhythmen der teiden vereinten Leben müssen so leicht zusammenspielen, daß die Rette, an der die beiden Menschen zusammengeschirrt find, melodisch

Mary Wigmans neue Tänze.

Wilde

Der Blüthner   Saat bis auf den letzten Platz gefüllt, über. füllt. Gedränge in den Gängen des Zuschauerraums. Kämpfe an der Kasse und an den Eingangstüren, Hunderte müssen umkehren mit dem Trost, am Sonntag, den 14. Dezember, findet eine Wiederholung des Abends im Schwechten- Gaal statt. volkstümlicher Mufit Kompofitionen, bie faft nur auf Arm- und Das Programm bringt zunächst zwei Tanzlieber" nach Rumpfbewegung gestellt find. Wellenförmiges Wogen und Wiegen, leichtes, sehr weiches Schwimmen in der Luft. Suchendes, zagendes Abtasten, Liebkosen des Raums. Beide in langem, fließendem Ge­wand getanzt. Dann im furzen Kittel zwei Studien nach Mufit

feelischen Gehalt diefer gewaltigen Werte restos aufzunehmen, thre künstlerische Gestaltung flar zu überleben. Die wirtung wird ba lich hinreißender Bucht auch bei dem Teil des Bublifums, Der nur relativ geringe Bruchstücke der Gesamtleistung nachfühlend zu erleben vermag. Diefe Birtung resultiert aus dem unbewußten, aber ficheren Gefühl, daß hier eine Persönlichkeit von höchster menschlicher fchaffend sich auswirkt. Die Technik ist von so absoluter Boffendung, umfaffende fünstlerische Urtraft am Bert ist, die wie die Natur Reife und Reinheit, von tiefer ernster Wahrhaftigkeit, eine welt daß ihre Größe und Schönheit dem Beschauer taum zum Bewußtjein gelangt. Daß man von ihr fo wenig( pricht, wie von der Technik einer wachsenden Pflanze. Der Aufbau jeder Romposition und ber Gang der sinnfälligen Gestaltung vollzieht sich mit schlichter Selbst. verständlichkeit, zwingender Sicherheit und lückenloser. Konfequenz. Jeder einzelne Rhythmus ist der Austlang des vorhergehenden und schließt in sich den Keim des folgenden. Kein Detail zu viel und feines entbehrlich. Es gibt hier feine äußeren Effefte, feine leher raschungen. Die Wigman   fcheint nicht für ein Bublifum zu schaffen, Sie selber lebt in ihren Tänzen. Sie tanzt, wie die Nachtigall fingt und die Blume duftet. Hierin. scheint mir, liegt die einzigartige Größe ihrer Kunst und das Geheimnis ihrer Wirkung.

John Shitowsti

Der Große Staatspreis für Mater und Bildhauer. Nach einer Unter brechung von mehreren Jahren schreibt die Arabemie der Künste den Großen Staatspreis für Maler und Bildbaner wieder bürfen am 5. februar 1925( bem Tage der Einlieferung der Arbeiten in aus. Die Bewerber müssen die breußische Staatsangehörigkeit befiken und in Berlin  ) das 32. Lebensjahr nicht überschritten haben. Die Aus fchreibungsbedingungen tönnen vom Bureau der Alademie der Stünfte bezogen werden.