Bemeffung des Goldmarfaftienfapitals, waren für den Auffichtsrat der Berte zwei Erwägungen maßgebend: Einmal burite das Eigentapital der Gesellschaften nicht zu gering bemessen werden mit Rücksicht darauf, daß es sich um drei Werte mit sehr großen Umfäßen handelt, bie ein entsprechend großes Betriesfopital benötigen. Andererseits joheute man davor zurüd, das Betriebstopital su boc) anzusehen. Da die Werfe in die Goldmarferöffnungs bilang nur mit ziemlich fleinen Attiven hineingehen, so hätte die Festlegung eines großen Aftienfapitals zur Folge gehabt, daß das Stapitalentwertungstonto ouf einen hohen Betrag gefonen wäre, von dem es zweifelhaft erschien, ob es möglich wäre, ihn in den drei nächsten Jahren auch tatsächlich herauszavirtschaften.
Unter der Einwirtung der geschilderten, einander entgegen gefehten Erwägungen, einigte sich der Aufsichtsrat fchließlich auf ciner mittleren Linie, in der Weise, daß dos tientapital der Gas- und der Elettrizitätswerte auf je 15 Millio= nen Goldmart, das der Wasserwerfe auf 6 Millio. nen Goldmart fefigesetzt wurde. Die Feststellung der Goldmorferöffnungsbilanzen bei den städtischen Werten ist in einem gewiffen Sinne natürlich nur eine Formalität, aber doch nicht eine leere. Der Borgang hat schon einen beftimanten wirdyaftlichen Inhalt. Er beweist, wenn auch gleichsam nur auf einem Neben, gebiete, daß ble lleberführung ber Werte in die Form der Aftiengesellschaften doch einen bedeutenden Fortfritt der fom. munalen Wirtschaft darstellt. Indem die Berordnung über die Goldmarkbilanzen auf die städtischen Werte angewandt wird, Und die letteren gezwungen, in ihre Bermögenslage eine erhöhte Klarheit hineinzubringen. Klarheit und Ordnung aber find die erften Boraussetzungen jeber erfolgreichen Geschäftsführung. Dr.- Ing. B. Majereit.
Das Ende des Stellenvermittlerprozesses.
Einiges aus der Urteilsbegründung.
Aus dem Stellenvermittlerprozeß, der vor dem großen Schöffen gericht Berlin- Mitte feit Anfang der vorigen Woche perbandelt wurde ind gestern zu Ende ging, haben wir das Urteil bereits in unferer gestrigen Abenbausgabe furg mitgeteilt. Zu Beginn der gestrigen Sigung hatte ter Staatsanipalt Rußmann angefündigt, daß er feinen Strajantrag gegen den Angeflagten Road wohl noch ändern werde. Er brachte zur Sprache, daß Rowad am geftrigen Morgen, ungeachtet der in der vorgeftrigen Gigung gegen ihn beantragten Girafe, bereits wieber einen unerlaubten Berfuch zur Bermittlung pelnijder Arbeiter gemacht habe. Nowad befiriit bos, und es blieb dließlich bei dem früheren Antrag des Staatsanwalts.
Für längeres Offenhalten der Häufer. Ein Ersuchen des Magistrats an den Polizeipräsidenten.
Der Magiftrat hat an den Bolizeipräsidenten nachstehendes Schreiben gerichtet: Die vorzeitige Schließung der Säufer fowie die ungenügende Beleuchtung der Treppen und Flure ist auch heute noch in lebung, obwohl ber feiners zeit dafür angegebene Grund der Ersparung von Kohlen zu Beleuchtungszwecken inzwischen fortgefallen ist. Die in dem Schreiben Dom 6. Dezember 1923 angeführten Mißstände machen sich daher bei der jetzt früh eintretenden Dunkelheit wieder in verstärktem Maße geltend. Sie werden von der Einwohnerschaft um so störender empfunden, als ein Grund für das Fortbestehen des früher aus wirt fchaftlicher Rot ertragenen Zustandes nicht mehr vorhanden ist. Wir bitten daher, baldigst die Bieberherstellung der Bortriegsverhältnisse Offenbaltung der Häuser bis 10 Uhr abends und Beleuchtung der Treppen und Flare ebenso lange veranlassen.
Die Rentenmarkfälscher von Zernsdorf . Aushebung einer Faljchgeld- Geheimoruderei.
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Einen guten Fund und Fang machte die Kriminalpolizei mit den Beamten der Reichsbanffalfchgeldabteilung weit draußen vor den Toren der Weltstadt in dem Dorf Bernsdorf am Strüpelfoe, wo ein Rentenmarffälscher ausgehoben wurde, der in stiller Nachtſtunde mit einer großen und einer feinen Maschine flott falsche 10- Rentenmartscheine druckte. Gefunden wurde die Werkstatt in einer Billa , die einer Frau Remeit gehört, der geschiedenen Frau jenes Direktors ber Pommernbant", Romeit, dessen Prozeß vor zwei Jahrzehnten bas größte Aufsehen erregte. Der polizeiamtliche Bericht will wissen, daß drei Berhaftete Kommunisten sind.
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Es handelt sich hier um jene Werkstatt für falsche 10- Rentenmartscheine, por denen erst vor einigen Tagen die Reichsbank in den Beitungen warnen ließ. Bei ihren Nach forschungen nach der Herkunft dieser Falschscheine stellten Kriminaltommiffar v. Liebermann und die Beamten der Reichsbanffalschgeldabteilung zunächst fest, daß sie zuerst in südöstlichen Vororten und im Südosten Berlins aufgetaucht waren. Die Spur führte bann weiter nach der Gegend von Königs. wusterhausen und Bildau hinaus. Das Ende verschiedener Spuren war schließlich die Billenkolonie von Bernsdorf am Krüpelfee. Bell hier aber vom Lande her richt viel zu sehen war, so fuhren die Beamten mit einem Kahn mehrere Tage und auch zur Nachtzeit auf dem Krüpelfee umber, um von dort aus zu beobachten. Endlich sahen sie im Kellergeschoß der Billa Goldener Friede" bei Nachtzeit verdächtiges Licht, das lange Zeit leuchtete. Es hieß nun, daß in diefer Billa man entschloß sich, sich den Betrieb einmal etwas genauer anzutommunistische Propagandazettel gedruckt würden. fchen. Lange mußten die Beamten fingeln, bis endlich ein fleiner dann den Keller und fanden sofort neben der Küche 2 Drud regung aufichloß. Die Beamten nahmen ihn fofort fest, durchsuchten maschinen, eine fleinere für Handbetrieb und eine große mit elektrischem Antrieb und allen technischen neuzeitlichen Einrich tungen. Die Druckplatten ber 10- Rentenmartscheine waren noch eingespannt. Die Fabrikanten" mußten noch die Nacht vorher ge: arbeitet haben. Oben im Ekzimmer lagen auf der Tischplatte bie neugebrudten Scheine, über 2000 Stüd. Der Ausländer wurde verhaftet und als ein früherer Filmverleiher Mar Ratow aus Australien festgestellt, der gegenwärtig aber feine Staatsangehörigkeit mehr befizt. Er wohnte, wie er sagt, in der Villa bei seiner Tante, Die Eigentümerin der Billa Goldener Friebe" ist eine Frau Romeit, die gefchiedene Frau jenes ehemaligen Schlossergesellen und späteren Bantdirettors Romeit, der vor Bahren mit der Bom mernbant schmählich perfradyte und zu einer langen Gefängnisstrafe perurteilt wurde. Frau Romeit ließ sich nach dem Zusammenbruch fcheiden, faufte mit dem, was fie retbebe, die Billa am Krüpelfee und wohnte hier mit ihrer alten Mutter und Ratow. Sie will von allebem, was dieser trieb, nichts wissen. Die Frau wurde aber schon mit Rücksicht auf ihre alte Mutter, die fie pflegen muß, und weil fein Fluchtverdacht vorliegt, auf freiem Fuß gelaffen. Auch Ratow verfuchte den Harmlofen zu spielen und behauptete, daß er gar nicht wiffe, was das fei, was man im Keller gedruckt habe. Der Machher der Werkstatt fei, wie er erflärie, ein Druckereibefizer Schulze in Berlin , der öfter nach Bernsdorf und in die Villa tomme. Diefer Schulze" wurde auch balb ermittelt und als ein Oito Kaiser fests " Schulze" wurde auch balb ermittelt und als ein Oito Kaiser feftgestellt, der in der Gotenstraße zu Schöneberg eine feine Druckerei befigt. Er ist ebenso wie Natow ein rühriger Kommunist. Genen ihn schwebt noch ein Berfahren wegen versuchten Lotfdylages. Bährend die Beamten bei Raiser noch bei der Durchsuchung waren, erschien dort ein gewiffer Fris Treter, ebenfalls ein ommunist, der auch zu der Gesellschaft Ratow und Genossen gehörte. Auch er wurde verhaftet. und als weiterer Beteiligter noch ein Schriftfeher Hans Ney. Treter und Ney geben zu, bei dem
Dem Urteil gab der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Barten berger, eine längere Begründung bei. Er führte aus, das Gericht habe Betrug darin gesehen, daß bei der Stellenvermittlung den Stellensuchenden und den Arbeitgebern Beträge für angebliche Nukesten, die gar nicht entstanden waren, abgenom nai worden seien, und daß den Arbeitgebern trok Zusicherung geeigmann, der den Eindruck eines Ausländers machte, in großer Aufveter Ranbarbeiter ungeeignete Leute geliefert worden feien, die man aus den Gastwirtschaften eber von der Straße ober auch aus dem Obbach zusammengefucht hatte. Als erjówerend wurde orgesehen, daß dieses Treiben eine Schädigung der deutschen Wirtschaft bebeutet habe. Bei Nowa wurde noch ein Fall von Unterschlagung als erwiesen angesehen. Bei Bienes mann und Gabriel fem zu den sonstigen Straftaten die Beleidigung des Außenbeamten Judran vom Arbeitsomt Friedrichshain. Berurteilt wurden Lienemenn zu 10 Mo noten Gefängnis. a brief zu 1 Jahr 1 Monat 2 Lage Gefängnis, Nowa zu 1 Jahr 3 Monate Gefängnis, Hoffmann zu 4 Mo aten Gefängnis, Engel zu 6 Monaten Gefängnis, Semenyne zu 3 Monsten Gefängnis, nobet zu 3 Monaten Gefängnis. Bienemann, Engel und hoffmann erhielten Strofauslegung mit Be. nährungsfrist. Lienemann, Engel und Gabriel wurden aus der Unterfudungchaft entlejen. Allen Angeklagten, die in Haft genom men waren, wurden 12 Wochen auf die Untersuchungshaft angerechnet. Gegen Nowad, ber mit 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis die höchste Strafe erhalten hatte und Berufung einlegen zu wollen erklärte, beantragte der Elastsenwelt die Berhaftung, meil bei der Strafhöhe Muchtverdacht anzunehmen sei und auch Berdunklungsgefahr por liege. Das Gerich: beschloß, Rewad in aft zu nehmen.
Großfeuer in einem Neuköllner Kino.
Ein gewaltiges Feuer tam am Dienstag nachmittag, angeblich burch Entstammung von Filmstreifen, in Neukölln, Hermannstraße 49, zum Ausbruch und verursachte außerordentlich großen Schaden. Das Feuer wurde furg nach 4 Uhr der Feuerwehr gemeldet, als die Flammen( chon mächtig aus einem Kino der Sterngesellschaft emporioberten. Alles war in größter Aufregung und es herrichte geradezu Banifftimmung. Zum Glüd er schien die Feuerwehr schnell. Angesichts der Gefahr für Eigentum und Leben wurde sofort" Hauptalarm" an alle Bachen gemeldet. Oberbrandbirettor Gempp rüdte darauf wwerzüglich mit 12 25fzügen und Referpemagen aus. Auch die Rettungswachen enifandien schleunigst Wagen und Mannschaften. Es wurde sofort ein umjaffender Angriff zum Schuße der Wohnungen und ihrer Be wohner angeordnet. Weit 14 Schlauchleitungen, darunter 4 B- Rohren stärksten Ralibers wurde vorgegangen, und zwar mit mechanischen Leitern, Haten- und Stridleitern. Dadura) gelang eine schnelle Böschung. Es fonnte aber nicht verhindert werden, daß von den haushoch emporlobernden riesigen Fiemmen das Quergebäude erfaßt wurde. Plöglich standen Wohnungen im vierten Stock des gegenüberliegenden Quergebäudes in Flammen, Diese hatten reiche Nahrung gefunden und griffen reißend schnell um fich. Es verursachte große Mühe, auch diesen Brand abzulöschen. Daß Stino ter Sterngesellschaft ist vollständig ausgebrannt. Die Hige war so groß, daß der Mörtel an zahlreichen Stellen zu Staub und feinem Pulver wurde. Erst nach mehrstündiger angeftrengter Tätigtei fonnte die Wehr wieder abrüden. Die Ursache des Entstehens tonnte noch nicht ermittelt werden. Angestellte jagen aus, daß das Feuer zuerst an der Bühne, ble vollständig niedergebrannt ist, her ausgefommen sein foll. Es wird permutet, daß, da an der Bühne einzelne Defen stehen, die geheizt waren, Funten übergesprungen find. Es muß als ein großes Glück bezeichnet werben, daß die Bor stellung noch nicht begonnen hatte, zumal der proletarische Film„ Die Schmiede" gegeben werben sollte und sicher große Massen das Kino aufgesucht hätten.
Zu dem Brande ist noch nachzutragen, daß das Kino aus einem eigenen 3 weift ödigen Gebäude auf dem Hofe des mit einem großen Borberhause bebauten Grundstücs besteht. Im Bor. derbause liegen nur Laden und Wohnungen ufp. Durch eine Durdy fahrt gelengt man über einen geräumigen Hof zu dem geräumigen, modern eingerichteten Kino, das zum größten Teil ausgebrannt ist. Nur ein Borführungsraum und der hintere Raum des Kinos mit den lehten Sigen des Zuschauerraumes tonnie von der Feuer mehr gefchützt und dadurch erhalten werden. Auch einige fleine Nebenräume mit der breiten Holztreppe blieben fait ganz verschont. Augenzeugen berichten, baß der Brand unter dem Orchester reum euisgefommen ist, und zwar por einem fleinen Ofen. Mehrere Angestellte bemertien bie Gefahr, als das Linoleum vor diesem
Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 10. Dezember.
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 3.30 Uhr nachm.: Die Funkprinzessin erzählt: Alte Berliner Walter Gottheil. Märchen von 1. Die Nixe von der Spree . und der Spatzengeneral. 3. Tenfelchens 2 Gaf Moltke Geburtstag.( Die Funkprinzessin: Adele Proesler). 4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.40-7.50 Uhr abends: Hans Bredow - Sebule( Abteilung Bildungskurse). 6.40 Uhr abends: Dr. jur. Magnus: Was muß den Steuern wissen? 7 Uhr abends:( Abteilung Hochschulkurse): Geh. Med.- Rat Dr. med. Hildebrand, ordentlicher Professor an der Berlin : Universität Wundbehandlung und Wundinfektion".
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7.30 Uhr abends: Dr. med. Adrion, Privatdozent am zahnärztlichen Institut der Universität Berlin: Hygiene des Mundes." 8 Uhr abends: K. Naumann, Hauptschriftleiter der Uhrmacher- Woche", Leipzig : Der Mensch und die Uhr". 8.30 Uhr abends: Für kleine und große Kinder. 1. a) Des Sonntags in der Morgenstand, II. Seiffert, b) Ein Männlein steht im Walde, Volkslied, H. Seiffert ( Schülerchor der Städtischen Knaben- Mittelschule, Berlin- Neukölln. Dirigent: Karl Grandenz). 2. Das Wintersonnenmärchen, H. Seiffert ( lise Fischer- Ramin, Rezitation). 3. a) Freund Husch( Richard Dehmel ) Hans Hermann, b) Der Pudding( Paula Dehmel ) Hans Wittenberger, c) Tanzliedchen( Frieda Sehanz) Richard Wintzer ( Mary Wurm- Meisenberg, Sopran). 4. a) Wiegenlied, K. Kjerulf, b) Intermezzo( nach einem schottischen Wiegenlied) J. Brahms ( Dr. Richard H. Stein, Klavier). 5. a) Das verzweifelte Flaschenkind, Johannes Trojan , b) Fitzebutze, Richard Dehmel , e) Das brauno Töpfchen, Marx Möller ( Ilse Fischer- Ramin, Rezitation). 6. a) Zum Totlachen( Hildegard Neuffer) Elisabeth Urtel, b) Draußen im Garten, Text und Musik, Hans Schmidt, c) Schlummerliedohen, Text und Musik, Heinrich Casimir( Mary Wurm- Meisenberg, Sopran). 7. a) Baskisches Wiegenlied. Pater José Antonio , b) Aus alter Zeit( Kindergarotte) L. Schytte( Dr. Richard H. Stein, Klavier). 8. a) Wiegenlied( Guten Abend, gute Nacht) J. Brahms, b) Hymne an die Nacht, I. v. Beethoven ( Knabenchor). 9. a) Mirjams Abendgebet, Josefa Metz , b) Besuch bekommen, Victor Blüthgen , e) Das Musterkind, E. v. Aldersfeld- Ballestrem( Ilse Fischer- Ramin, Rezitation). 10. a) Morgens( Else Orli) R. H. Lapini, b) Abends Wurm- Meisenberg, Sopran). 11. a) Vorwurf, F. Resa, b) Die verDehme!( Ilsa Fischer- Ramin, Rozitation), 12. a) Wiegenlied für schwundene Puppe, Heinrich Seidel , c) Furchtbar schlimm, Rich. eine Puppe, Eduard Schütt , b) Tanz der Mirlitons aus dem Ballett Nußknacker, P. Tschaikowsky ( Dr. Richard H. Stein, Klavier), 13. a) Mariä Wiegenlied( Martin Boelitz ) Max Reger , b) Wiegenlied der Hirten an der Krippe zu Bethlehem( Chr. Dan. Schubart) H. Reimann , e) Nun gute Nacht. Paul Gräner ( Mary Wurin- Meisenvon A. v. Othegraven. b) Lebewohl, Ph. Fr. Silcher( Knabenchor), Am Flügel: Dr. Richard H. Stein. Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30 Uhr abends: Otto Lich: Die Elektrizität in Industrie, Landwirtschaft und Haushalt*.
( Else Orli) R. H. Lapini, c) Lockweise( Björnson). Gries( Mary
Ofen schen hell brannte. Sie liefen fort, um Baffer zum Löschen zu holen, ils fie damit zurückkehrten, fomnien fie angeblich por Midem Qualm nicht mehr an den Brandherd heran und alarmierten nun bie Feuerwehr, die mit dem Zug 1 aus Neukölln sehr schnell zur Stelle wor. Als der Zug 2 eintraf, stürzte bereits ein Teil bes Rinos mit der Bühne zusammen. Zur Sicherung der rings herum befindlichen Wohrigebäude mußten mehrere Löschzuge Schlauchleitungen vornehmen. Während und nach dem Brande war die Brandstelle ven Kinderscharen unlagert. Jabireiche Elternberg, Sopran). 14. a) Vogol, flieg' weiter, Volkslied, bearbeitet ferichten ängstlich nach ihren Sprößlingen, bie nicht nach Haus netemmen waren. Schups imd Feuerwehr fonnte fie beruhigen. Niemand, außer den Angestellten, mar im Kino anwesend gewefen und teine Berson ist zu Schaden gefommen,
nächtlichen Transport der schweren Druckmaschine von Berlin nadh Bernsdorf geholfen zu haben. Ney hat die Maschine im Keller zusammengefeßt. Er und Treter wollen zunächst geglaubt haben, daß nur fommunistische Propagandazettel gebrudt würden. Die beiden Maschinen wurden beschlagnahmi.
Die Ehrfurcht vor dem„ hohen" Beamten.
Noch ein Wahlnachtlang, so ein kleiner und doch bezeichnender Leben und Dentweise des deutschen Ausschnitt aus Spießbürgers, der trauriger und hoffnungsloser ist als der Spießbürger eines jeden anderen Landes. Sigen da in der Stadtbahn zwei deutschnationale Bürger, unterhalten sich über den Wahlausfall, beglückwünschen sich zum Stimmenzumachs der SchwarzWeiß- Noten und vergessen nicht, auf die verdammten Sozialdemofraten und ihr gewaltiges Plus an Stimmen wie die Berserker au schimpfen. Ja," sagt der eine, man versteht dieses Bolf nicht, wie es wieder so piel sozialdemokratische Stimmen hat abgeben fönnen. Man denke doch nur an die hohen Beamten, an unsere früheren studierten Beamten, die wirklich würdig waren, auf jo verantwortungsvollem Posten zu stehen. Soll es denn immer so weiter gehen, daß jeder Schuster und Schneider Minister werden laan. Wenn einer der hohen Beamten von früher mal Fehler gemacht oder fich vergriffen hat, dann ließ man sich das natürlich gefallen. Aber heute, diese Schuster und Schneider? Es ist doch einfach unglaublich!" Es ist ja gewiß nichts Neues, daß deratige Gedanken von Rechsradikalen geäußert werden. Aber es ist doch auch tennzeichnend genug, daß Siele Herren in aller, sagen wir, Naivität aussprechen, der hohe Beamte von früher fonnte ruhig Dummheiten und Fehler machen. Da hielt man in befannter und bewährter Untertanentreue ftill. ur ei 1s, eine ganze Kleinigkeit vergessen diese Kreise hinzuzu fügen, daß der Schuster imb Schneider", der heute angeblich Minister ist, feine Dummheilen macht. Er vergißt ganz, daß zum Beispiel der Sozialist Hilferding die Rentenmark erfunden hat, daß aber die Havenstein, auf dessen Grabstein man freiben müßte: Das deutsche Bolt hat viel an ihm verloren!", daß die Helfferich und Cuno, die würdigen" hohen Beamten die deutsche Währung ins llodenlofe ftürzen und den deutschen Arbeiter und Bürger ganz verarmen ließen.
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Dabei war der liebe, gute Spießbürger, der ble fundamentalen Beisheiten von dem hohen Beamten in der Stadtbahn zum besten gab, no nicht einmal einer der Berlogenften aus der schwarzweißroten Schar. Er gab nämlich offen zu, daß das Bürgertum sich den Vorwurf gefallen lassen müsse, bei der Revolution untätig abseits gestanden zu haben. Wir taten gar nichts und hatten die Hände in den Hosen!" Ach, fieber Bürger, auch hier haben sie eine wichtige Latfache zu erwähnen vergessen. Sie und ihresgleichen hatten nach Ausbruch der Revolution nicht nur die Hände, sondern angenehm in die noch ganz was anderes in den Hofen, was dem Nachbar sehr unNafe[ tieg!
Die 25, deutsche Automobilausstellung. Bor 25 Jahren wurde die erste deutsche Automobilausstellung Heute wird nun die vom Automobilflub von in Berlin eröffnet. Deutschland und dem Reichsverband der Automobilindustrie ver anstaltete diesjährige Ausstellung dem Publikum ibre Pforten öffnen. Dieser Zeitraum eines Vierteljahrhunderts hat die damals noc in den Kinderschuhen steckende Industrie zu einer Blüte empor geführt, die einem erst zum Bewußtsein lommt, wenn man die in unabiehbarer Fülle vorbandenen Ausstellungsstücke zu überblicken fic anfchidt. In einer Vollständigkeit ohne gleichen gibt die Ausstellung ein Bild der lesien und vollkommensten Gr zeugnisie aller Arten motorischer Fahrzeuge und der Industrie der zugehörigen Bestandteile. Sierau war es not tvendig, eine zweite Mielenhalle am Kaiserdamm zu erbauen, die in erstaunlich furger Zeit fertiggestellt wurde. Wir werden auf die Ausstellung noch zurüdfommen.
Weihnachtsveranstaltungen.
berger Rathaus am Rudolf- Wilde- Bich eine WeihnachtsDie Schöneberg- Friedenauer Künstler hoben im Schöne unstwoche veranstaltet, in der sie ihre Werte und funstgewerb lichen Erzeugnisse auf den Weihnachtsmarkt bringen. Die Ausstel lung befindet sich in der Brandenburgholle und in den Ausstellungsfälen des Berlin - Schöneberger Rathauses. Die Weihnachtskunstwoche bringt u. a. am Mittwoch, den 10. Dezember cr., 8 Uhr abends das Auftreten von Eugenie Eduardowa und ihres Balletts im Bürgerfael und am Sonnabend, den 13. Dezember. Die Aufführung eines heiteren Schöneberger Bilderspiels" Bom Pfahldorf bis zum Bezir? 11", in dem Schöneberger Maler, Bildhauer und Malerinnen mitwirten fowie Borträge von Tilly Waldorf, Berthold Reißig und Emil Kühne. Am Donnerstag, ist außerdem die Aufführung der Märchenoper„ Die Meertönigin" und von Bergolese„ Die Magd als Herrin " und" Der Schauspieldirektor " von Mozart . Regie Ober regiffeur Dr. Droefcher. Die fünstlerische Zeitung liegt in den Händen von ons Baluschel. Wie schon im Vorjahre, so ver anstaltet das Jugendamt Friedrichshain auch in diesem Jahre in der Schulaula Petersburger Str. 4 wieder eine großzügige Ausstellung guter Literatur. Berbunden ist diese Auss ftellung noch mit einer fleinen Ausstellung neuzeitlichen Kinderfpielzeugs der Wertfreunde", Potsdamer Str. 104. Die Ausstel fug wird am Freitag, den 12. Dezember, nachmittags 5 Uhr, ers öffnet.
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Prinzenföhne und Potsdamer Volksbühne. Aus Potsdam wird uns geschrieben: Einen rechten Schwabenstreich hat sich, um den verhaßten Sozialdemokraten eins auszuwischen, der Borsigende des Boisdamer Bühnenvol? sbundes, Oberst v. Winter. felb, geleistet. Das Potsdamer Schauspielhaus besteht bekanntlich aus einer G. m. b. H., die sich aus der Boltsbühne und dem Boltsbühnenbund gebildet hat. Aufsichtsräte und Ver waltungsbeschlüsse forderten, daß fein politischer Einschlag in die Geschäftsführung hineingetragen werden sollte. Kunst für alle! hieß es damals. Wie diese Abmachung von dem rechtsstehenden Bühnenpoltsbund gehalten wird, zeigt folgendes Beispiel: Eine den ältesten Söhnen des ehemaligen Kronprinzen nahestehende ältere Dame trat an den Vorstand der Boltsbühne mit der Bitte heran, ob es möglich wäre, daß die beiden Brinzen, trotzdem sie nicht Bolfsbühnenmitglieder sind, sich eine Vorstellung, und zwar Bring Friedrich von Homburg" ansehen dürften. Da alle Blähe an Mit glieber vergeben waren, ftellte Intendant Behlemann im Einvernehmen mit der Wolfsbühne seine Direktionspläße zur Verfügung. ba er felber mitspielen mußte. Bon dem angekündigten Prinzenbesuch erfuhr der Vorsitzende des Bühnenwolfsbundes Oberst D. Winterfeld. Der Oberst setzte sich sofort mit dem Begleiter der Brinzen. Major v. Ditfurt , in Verbindung und machte ihn darauf aufmerksam, daß im Vorstand der Boisdamer Bolfs= bühne Sozialdemokraten figen. Was follte nun fchießlich ber Brinzenbegleiter tun? Es erfolgte eine Abiage an die Volks bühne und der angekündigte Befuch unterblieb tatsächlich. Man be fommt doch bei der Gelegenheit einmal heraus, was für Leute im Bühnen volts bund ungestört ihr Wesen treiben dürfen.
Gasvergiftungen ohne Ende.
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Die Zahl der Gasvergiftunaen in Berlin bat weiter zuge nommen. Täglich werden ein Dußend gemeldet. In den letzten Stunden mußten Samariter der Webr u. a. nach der Mommienſtr. 55 in Steglit, Ralferdamm 32. Heideftr. 32, Wielandstr. 42 in Friedenau , Tintidiftr. 5. Seeftr. 10, danu Kaiser- Wilhelm- play 5 in Schöne berg. der Wittsteder Str. 9. Donauftr. 10% in Neukölln, Allen fteiner Str. 38 und Prenzlauer Allee 288 ausrüden, wo sich Berfonen mit Gas bergiitet batten. Es gelang die meisten Vergifteten mit Sauerstoff zu retten.