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Nr. 586 41. Jahrgang

Theater der kleinen.

Beilage des Vorwärts

Die ern Tanne 1bäume sind eingetroffen, duftend und grün. Ueber Nacht haben sich überall winzige Buden aufgetan, voll von Pfefferkuchen oder Spielzeug.... Wollt ihr einmal wieder Kind sein? Dann kommt mit ins Märchenland! Es hat hier freilich den irchen Namen Germaticsäle" und liegt in Charlottenburg  . Aber seid erst einmal in dem Saal, der versteckt in einem armseligen Großstadthof liegt.... Da ist wahrhaftig ein Rosenhimmel über cuch ge pannt. Nun dürft ihr träumen. Klingling! Die geheimnis volle Gardine teilt sich, und men erebt dos Puppenspiel   vom Brü derchen und Schwesterchen. Wie sie die böse Stiefmutter, die eine richtige Zauberi ist, heimlich verlassen und mit dem lustigen Ra perle in den großen Wald gehen, wie das arme Brüderchen in ein Rch verwandelt und das Sávesterchen die Gemahlin des fönig­lichen Jagdherrn wird, wie die garstige Here ihren Spuf treibt und des in cine allerliebste Maus verzauberte Kasper e alles entdeckt und verrät. Die Stiefmutter muß auf dem Scheiterhaufen elendiglich verbrennen, während das entzauberte Brüderchen mit dem ver gnügten Kasperle bei dem g'üdlichen Königspaar bleiben darf.... Aber der neue Epuf geht noch weiter. Jett kommt der Weihnachts­mann und trägt einer Riesenfad auf dem frummen Rüden. Ge­ſchenke für die artigen Kinder. Furchtlos geben sie dem bärtigen Alten die Patschhand und fagen mutig thre Gedichte auf. Es ist cine, herzliche Angelegenheit, und man muß Mester Kawe, dem beneidenswerten Puppenspieler, ehr ich danfen, daß er groß und flein mit feiner rührend einfachen Kunst soviel Freude macht. Die Kinder stürzen aufgeregt und mit heißen Wangen nach Hause, das Unerhörte, Schöne zu erzählen, und auch die großen haben ein Lächeln feliger Erwartung um den Mund, wenn sie den Märchen­faal verlaffen....

Die rote Nelke an der Aftentasche.

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feldes bewegt sich ein fleiner Ball, wie der Ball auf dem Fußball­play, der von den Kugeln, die gegen ihn geschossen werden, hin und her getrieben wird, und zwar von jeder Partei gegen das feindliche Tor. Wie beim Fußball hat diejenige Partei gesiegt, die in der vorher vereinbarten Spielzeit die meisten Tore gefchoffen hat. Einer der Herren Hotelbefizer schreibt, daß das Spiel in seinem Hotel bis morgens um 7 Uhr ausgeübt wird und sich der größten Beliebtheit seiner Gäste erfreut. Son, Liebchen, was willst Du noch mehr? Berlin   hat im Herbst das Mah- Jongg  - Spiel bekommen und jegt, furz vor Weihnachten, das Goal- Game. Berlin   ist eine reftios glüdliche Stadt.

Wieder eine Zigeunerschlacht.

Gegen die Polizei hallen fie aber zusammen.

Freitag, 12. Dezember 1924

Außerordentlig intereffant geftelteten sich die Bernehmungen zum Fall 5. zur Ermordung des Arbeibers Hans Sonnenfeld. Haarmann hat bisher diesen Mord bestritten und behauptete, daß er die Sachen, die bei ihm von dem Jungen gefunden worden sind, gekauft habe, da sich der Jurge viel herumgetrieben habe. übrigen hat Saarmann den Verdacht, daß er den Mantel des Er­mor eten getragen hat, immer damit zu entkräften versucht, daß er einen ganz ähnlichen Mantel hejeffen Fitte. Die vorhandenen Sachen werden von den Eltern wieder erfannt. Ueber den Mantel der bisher nicht gefunden werden fonnte und von dem nur eine Stoffprote aus dem Befiz der Eltern vorgelegt worden ift, fommt es zu lebhaften Erörterungen mit den verschiedenen Zeugen. Ein Tischler Rothe befundet, daß er Haarmann mit diesem Mantel auf den Bahnhof gesehen hätte, und als er ihm dort vorhielt, daß dieser Mantel doch von Sonnenfeld stamme, hätte Haarmann erflärt, Sonnenfeld hätte ihm den Mantel verfauft. Die Zeugin Frau Engel befundet, doß Haarmann einen solchen Mantel, solange er bei ihr gewohnt habe, getragen habe, und der Angefagte Grans bestätigt dies mit der Bemerkung, daß er den Mantel später für Haarmann habe verkaufen müssen. Er beschrieb diesen Mantel auch noch in allen Einzelheiten, so daß die Ehe­leute Sonnenfeld, die Eltern des Ermordeten, bestätigen mußten,

Eine blutige Zigeunerschlacht wurde am Donnerstagnachmittag auf einem Bauplatz in der Grünauer Straße 2-3 zu Berlin Brig geschlagen. Hier bezeg vor drei Wochen ein Stamm von 30 bis 40 Personen mit ungefähr zehn Wagen sein Winterquartier. Bis­her lebten die Leute in Ruhe und Frieden. Ein Teil des Stam­mes blieb auf dem Play, andere Mitglieder waren auf Reisen. Becherei.. Was fie veranlaßte, weiß man nicht. Das Ende aber daß der Mantel ihres Sohnes genau so ausgesehen habe, wie Grans

Gestern gab es in einem der großen Wagen eine ausgedehnte war eine fürchterliche Prügelei Wie später festgestellt wurde, hatten die Recher außer anderen Getränken nicht weniger lautes Geschimpfe und Geschrei. Man schlug mit Knüppeln, Zaun als zehn Flaschen Kognat verzehrt. Plöglich erhob sich pfählen, leeren Bier- und Regnafflaschen aufeinander ein und bald bluteten nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die hatten schlichten wollen, während die Kinder jammernd durcheinander liejen. Der Borsteher des 218. Reviers, der mit mehreren Beamten anrüdte, fand auf dem Kampfvlake und zum Teil in den Wagen acht Perfonen, die erheblich verlegt waren, abgesehen von anderen. denen es etwas glimpflicher ergangen war. Während fie fich aber bis dahin wie die erbitteriften Feinde gegenüber gestanden hatten, waren die Parteien sofort wieder einig und ge­schlossen, sobald die Polizei fam. Ihr gegenüber hielt der Stamm fest zusamunen. Ihr häuptling Bierla verweigerte jede liche Hilfe ab. Alles, was ein Arzt hätte tun können, besorgte eine Aussage und lehnte mit Zustimmung aller Verletzten jede ärzt­alte Zigeunerin ganz allein. Ueber die Beranlassung zu dem Streit war nichts festzustellen. Nur soviel war herauszuhören, daß der Häuptlingssohn, der 21 Jahre alte Michael Bierla, der Urheber Bolizeiamt Neukölln gebracht. Schußwaffen und scharfe Hiebwaffen fein soll. Dieser wurde vorläufig festgenommen und nach dem wurden bei einer Durchsuchung der Wagen nicht gefunden,

der heutigen Postauflage bei. ,, Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt

Ein Heiratsschwindler, der sich bessern will. Neun Bräute eines Heiratsshwindlers, des Kaufmanns Mar 3. gaben fich ein Stelldichein vor der Berufungsstraftammer des Land­ gerichts II  , da 3. gegen das Urteil von 9 Monaten Gefängnis, das das Schöffengericht Schöneberg   gegen ihn gefällt hat, Berufung ein­gelegt hat. Die Bräute" nahmen vor Gericht gegen den Schwindler, ber sie betört und ihnen Geld abgenommen hatte, eine sehr drohende Haltung ein. Die Wege der Erregung legte sich erst einigermaßen als R.-A. Dr. Harry Pincus einer der ge­fchädigten jungen Damen den Betrag, um den fie geprellt war, im Auftrage des geffagten zurückerstattete und auch den anderen die Versicherung gab, daß der Angeklagte jetzt ein ordent'iches Leben führen wolle und die Absicht habe, allen zugefügten Schaden wieder grizumachen. 3. war schon zweimal verheiratet. Seine erste Frau war von ihm geschieden. Da es ihm nicht besonders gut ging, fuchie er fich auf dem Wege des Heiratsschwindels einen einftatt Sonnabend, den 13. Dezember, nachmittags von 4-8 Uhr, träglichen Nebenverdienst. Im Gegensah zu sonstigen Heiratsschwindlern, die ihre Opfer vorwiegend unter älteren Frauen ausuchen, legte er einen besonders guten Geichmad an den Tag, denn es waren ausnahmslos hübsche junge Mädchen, denen er sich näherte Der Treffpunkt war der Potsdamer Platz  , das Er Pennungszeichen eine rote Nelke an der Atten tasche. Ileber seinen Namen und feine Stellung wußte er sich -in ein geheimnisvolles Dunkel zu hüllen. Er deutete nur an, daß er Bejizer einer großen Fabrit" fei, de feine zu fünftige ein glänzendes Leben führen, ihr eigenes Auto haben und eine Billa   im Grunewald bewehnen werde. Tat'ächlich aber war er bellin mittellos. Seine Wohnung bestand aus einem fast leeren 3mmer, in dem er auch ncch zwei Kinder aus erster Che hatte. Geiren Bräuten" zeigte er die Sterbeinfunde fciner ersten Frau

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vor, verschmieg aber, daß er zum zweitenmal verheiratet sei und mit dieser Frau in Scheidung lebe. Nun hatte er aber das Bech, daß feine vorletzte Braut" auf die Idee tam, nach dem früheren Treffpunkt, dem Potsdamer   Plah, zu gehen und ihn zu fuchen. Und richtig, hier trcf sie ihn mieder, aber am Arm einer anderen Schönen. Zuerst stürzten sich die beiden Meben buhlerinnen aufeinander und es gab einen richtigen Auflauf ouf dem verfehrsreichen Play. Dann aber erfannien die beiden Frauen, daß sie gemeinsam Opfer eines Schwindiers geworden waren und übten nun an diefem felbst Lynch justiz. Nachdem er von den beiden Frauen recht übel zugerichtet worden war, wurde er der Polizei übergeben, die ihm das Handwerk legte. Nur dem Unstand, daß er Reue bezeugte und die Absicht, alles wieder gut zu machen, bewahrte ihn davor, daß die Berufungsstraf. fommer dem Antrag des Staatsanwalts auf Erhöhung der Strafe Rechnung trug. Das Gericht beließ es bei den erfannten neun Monaten Gefängnis und rechnete dem Angeklagten noch drei Monate auf die Untersuchungshaft an.

Verfehlungen und Selbststellung eines Stadtsekretärs. Bon Gewissensbiffen geplagt erschien bei der Kriminalpolizei ber 45 Jahre alte Stadtfekretär 2. mit der Selbstbeschuldigung, feit Anfang dieses Jahres fortdauernd Unterschlagungen im Gesamtbetrage von 7000 m, begangen zu haben. Der Mann war ganz verstört, zitterte am ganzen Leibe, so daß er sich taum aufrecht erhalten fonnte und war nur mit Mühe imstande, feine Berfehlungen im einzelnen darzustellen. Er hat, wie er in Bruchstiden vorbrachte, Beträge von 50 M. aufwärts, je nachdem er gerade Geld brauchte, aus den Eingängen, die er a's Raffen verwalter des Arbeitshauses Rummelsburg in die Hände betam für sich behalten. Alles, was er fo umerschlun, brachte er, obwohl er verheiratet ist, mit leichtsinnigen Mädchen durch. Obwohl er ziemlich sicher seint fonnte, daß die Unterschlagungen toum entdeckt werden fomnien, weil sie nur durch genaues Nach prüfen aller Belege festzustellen gewesen wären, ließ ihm dech end lich des Gewissen teine Rahe mehr. Auf Nachfrage bei der Leitung des Arbeitshcufes erfuhr man, doß& morgens auch dort schon seine Berfehlungen eingeftanden hatte und das sich sein Geständnis bei einer Rachorüfung feiner Angaben als richtig erwiesen hatte. Nach dieser Bestätigung seiner Selbstbeschuldigung wurde 2. verhaftet.

Fußball auf dem Tisch.

Die Zohl der Moccifchen, die nicht wiffen, wie sie die Zeit tots schlagen sollen, und die sich vor Langerweile reineweg nicht laffen fönnen, wird in Deutschland   von Tag zu Tag größer. Rein Wunder schließlich, da es in Deutschland   jedem Menschen gut geht und Sorgen feiner fennt. Der armen Opfer der Langeweile müßte fich eigent­lich der Staat annehmen, aber der Republik   fehlt leider vollständig das Verständnis dafür. Das wird erit anders und besser werden, wenn der Bürgerblod regiert. Zum Glück gibt es Privatpersonen und Privatgesellschaften, welche diese Lüde ausfüllen, und zu den Wohltätern dieser Art gehört auch die Goal- Game- Gesellschaft. Sie hat das Fußballspiel auf dem Tisch erfunden. Das neue Spiel tommt aus Desterreich und darum heißt es Goal Game. Jezt foll Berlin   mit der neuen Erfindung bekannt gemacht und beglückt werden. Das Spielfeld bildet ein rechtediger Tisch, ungefähr von der Größe eines Billards. Vor jedem Spieler befindet sich, in den Tis eingebaut, eine kleine maffive effiganone, die nach Art eines Schiffsnefchüzes so drehbar ist, daß sie das ganze Kampffeld bestreicht. Diese Geschüße werden mit leinen blanden Kugeln ge­laden, die durch die Schleudertraft einer Feder in jeder Richtung über das Feld getrieben werden fönnen. In der Mitte des Spiel

Achtung, Moabit  ! Konfumgenossenschaft Berlin   und Umgegend! Große Warenausstellung mit Gegenüberstellung von Stonturenzwaren in Breifen und Qualität. Die Ausstellung findet in Schmidts Gefellimaftshaus, Wiclefstr. 24. Ein­trittspreis für die Ausstellung 20 Pf. Freunde und Gönner der Bewegung sind eingeladen. Rach 8 Ubr Verlosung von Aus­stellungswaren. Anschließend gemütliches Beisammenfein.

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Die nächite Potsdamer Stadtverordnetenjitzung am Freitag 7 Uhr im Stadtschloß zu Potsdam   wird eine der interessantesten werden, die je in Potsdam   abgehalten wurde. In dieser Sigung werden der Magistrat als auch die Stadtverordneten Stellung nehmen zu dem Erlaß des preußischen Innenministers vom 31. Dr. tober 1924, der die Maßregelung des Oberbürger. meisters Rauscher enthielt. Auch steht die Umgestaltung der städtischen Wer? farife, das Danaergeschenk des Pots­Damer Magistrats an die Einwohner, auf der Tagesordnung.

Kleidungsstücken, Wäsche usw. fehlt. Weihnachten steht vor der Gedenket der Obdachlofen, denen es an den notwendigsten irl Spenden nimmt der Verwaltungsdirektor des Städtischen Obdachs. Berlin   NO 55. Fröbelftr. 15, entgegen.

Die Jugendschriften-, Badiahmud und Spielwaren- Ausstellung in Ober­ schöneweide  , frischenstraße( 4. Gemeindeschule), vom Bezirks- ugendamt Treptow   in die Wege geleitet, ist bereits am Mittwoch dieser Woche eröffnet worden. Zur Auslage gelangen u. a. auch sämtliche Jugendschriften des berertireude. Ab Montag, 15. Dez., fommen die Bublbcide­Borwärts. Berlages sowie die bekannten Beschäftigungstpiele Bolfaparfpläne ebenda zur Ausstellung. Freitag, 19. Dez., abends 7 Ubr: Erläuternder Vortrag des Gartendirektors Serrich über Das neue ( Gewand der Wuhlheide". Eintritt frei. Bertauf der ausgelegten Gegenstände in den Ausstellungsstunden. Täglich geöffnet von 4-8, Sonntags 11-7 Uhr, bis einschl. 21. Dez. Sonntag, 14. Dez., nachm. 5 Uhr: Gesangsdarbietungen einer Oberschöneweider Gemeindeschule.

Mordprozeß Haarmann.

Hannover  , 12. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Der heutige achte Verhandlungstag beginnt mit einer nochmaligen achte Verhandlungstag beginnt mit einer nochmaligen Ber nehmung der Eltern bes ermorbeten Struß, denen der blaue Manchesteranzug vorgelegt wird, der gestern bei dem Freund des Arbeiters Schellhauer gefunden wurde. Die Mutter des Etruß ertennt den Anzug ihres Sohnes an einer ge­achselzuckend, daß er sich des Anzuges nicht mehr erinnern stopften Stelle am Knie. Haarmann selbst erklärt zu diesem Fall

fönne.

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Als nächster Zeuge, wird der Kaufmann Mar de Bries, der Vater des legen Opfers Hacrmanns, des Bädergesellen Erich de Vries, vernommen. Er erfennt den ihm vorgelegten Anzug, Brille und Taschentuch seines Sohnes wieder. Seine Frau erfennt auch die Strümpfe ihres Sohnes und befundet u. a., daß ihr Sohn, der Pfingsten dieses Jahres auf Urlaub aus Celle   tam, die erste Nacht nicht zu Hause, sondern mit einem Freunde in der Alstadt verbrecht habe. Weiter habe er feiner Mutter erzählt, er habe sich mit einem Freunde verabredet, der auch Bäckergeselle sei. Bum Fall 26, der Ermordung des Lehrlings Friedrich Koch, werden zunächst deffen Freunde, einige junge Leute, vernommen, mit denen er sich am Lage seines Verschwindens auf dem Wege zur Kunstgewerbeschule befand. Unterwegs, so bekunden die Zeu­gen, wurde Koch von einem Mann angehalten, der ihn mit einem mich nicht mehr?" Mit diesem Mann Spazierstock ans Bein flopfte und ihm fragte: Na, kennst du es handelt sich auch hier um haarmann- ging Koch dann mit und wurde feitdem nie wieder gesehen. Der Vater des Getöteten, der Malers meister Koch.   der wegen Erkrankung im Auto zum Gericht ge­fchafft wurde, ist als er vor den Gerichtstisch, auf dem die Sachen feines Sohnes lagen, geführt wurde, so erschüttert, daß er vor Schluczen taum die Eidesformel nachsprechen tonn. Er erkennt die Sachen feines Sohnes wieder und richtet zum Schluß seiner Bernehmung an das Gericht die Bitte, die mit Blut befudelte Aften­tafche des Ermordeten ihm nicht zurückzugeben, sondern zu ver­nichten. Zu lauten Schmerzensausbrüchen kam es dann bei der Bernehmung 31m Fall 8, dem Mord an dem Lehrling Baul Bronischewsti. Die Mutter des Ermordeten, eine Frau Richter aus Bochum  , bricht fortwährend in frompfhaftes Schluchzen aus, als ihr die Sachen ihres Sohnes dorunter ein Militärtornister, vorgelegt werden. Auch die Tante des Ermordeten fann ror Beinen faum ihre Auslage machen. Zu diesem Fall wurden euch nochmals die Eheleute Engel, die Wirisleute Harr manns. vernommen, die mehrere Kleidungsstücke des Bronischewski von baarmann getauft hatten.

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es angat.

Zu der Tatsache, daß eine Deutschamerifanerin, und zwar Mrs. Richard Graf, der aus erster Ehe stammte, unter den Opfern Willicm. Drandorf, jezt erfahren hat, daß sich auch ihr Sohn Haarmanns befindet, erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Frau Drandorf war vor etwa zwei Jahren von ihrem ersten Mann, einem gewissen Emi Graf geschieden und ließ ihre fünf Kinder, Drei Söhne und zwei Löcher in Hannover   zurüd, mit der Absicht, fie nach Amerito, wohen sie sich an einen Deutschamerifaner verheiratet hatte, nachkommen zu laffen Sie hatte bereits in diefem Jahre die Ueberfahrtstarten für drei Kinder geschickt. Diese Kinder fonnten die Reise jedoch wegen Auswanderungsschwierigteiten nicht an­treten. Richard Gräf, der zweite Sohn, hatte die Bekanntschaft eines Mannes auf dem Bahnhof gemacht, der ihm Arbeit geben wollte. Dieser Mann war natürlich fein anderer als haar. mann. Seit jener Zeit ist Richard Gräf verschwunden. Die Mutter des Getöteten in Amerita hat erst jegt die Gewißheit be­fommen, daß ihr Sohn aus erster Che sich unter den Opfern befinde.

Erdbeben in Süddeutschland  .

Donnerstag und Freitag deutlich spürbare Erschütterungen.

In ganz Süddeutschland   wurde ein leichtes Erd­beben verspürt, das sich durch ein etwa 10. Sekunden dauerndes Rollen und durch leichtes Krachen und Knistern der Wände und Fensterscheiben fenntlich mache. Nennenswerter Schaden scheint nirgends entstanden zu sein. Die Erschütterung war, wie von der Erdbebenwarte in Hohenstein gemeldet wird, nur leichter Natur und auf der Schwäbischen Alp, wo sich der Herd des Erdbebens befand, im Schwarzwald   und im Nedartal vera nehmbar. Auch in der Schweiz   wurde das Erdbeben verspürt. Der gleiche Vorgang wiederholte sich heute Freitag früh 8,21 Uhr und bauerte etmo sechs Sekunden. Auch diesmal zitterten die Wände und das Gebält der Häufer. Die Erderschütterung machte den Eindurd einer rollenden Erdbewegung, die mit einem starten Stoß endete. In breiten Schichten der Bevölkerung herrscht große E regung, die wohl durch die Erinnerung an das Erdbeben in Japan  hervorgerufen wurde.

Das Seismographische Institut der Erdbebenmarte auf dem Königsstuhl in Heidelberg   teilt zu den Beben fol gendes mit: Gegen abend registrierte der Seismograph en nahes Beben mit einer Herdentfernung von ungefähr 125 Rilometer. Der erste Stoß erfolote um 5,33 Uhr und endete um 5 Uhr 42 Minuten 30 Gefunden, dauerte also ungefähr 9 Minuten. Der Erdstoß war in Heidelberg   nur schwach zu verspüren. Am Freitag morgen um 4 Uhr 29 Minuten 47 Sefunden registrierte der Apparat einer zweiten Erdstoß mit einer etwas größeren Gerdentfernung. Beten endete um 4 Uhr 45 Minuten, hatte also eine Dauer von ungefähr 16 Minuten. In Heidelberg   felbft wurde nich's verspürt. Der dritte Erbstoß erfolgte heute früh um 8 Uhr 21 Minuten 2 Sebunden und endete um 8 Uhr 30 Minuten, hatte alfo eine Dauer von ungefähr 9 Minuten. Die Herdentfernung betrug zirfa 125 Kilometer. Das Beben machte sich auch in Heidelberg  , wenn auch nur schwach, bemerkbar.

Das

Wir verzeichnen noch die vorliegenden Einzelmeldungen: Freiburg   i. B., 12. Dezember. Aus Lahr   wird berichtet: In der Lahrer   Gegend sind zu gleicher Zeit mehrere ziemlich starte Erdstöße verspürt worden, die das Beben vom gestrigen Abend übertrafen.

Frankfurt   a. M., 12. Dezember. Nach einer Meldung der Franke furter Zeitung" aus Reutlingen   wurden bei dem gestrigen Erd­beben in Süddeutschland   besonders starte Erdstöße in der Gegend der Schwäbischen Alb   wahrgenommen. In Pliezhausen  , Ebingen   und Mittelstadt   wurden zahlreiche Häufer start beschädigt.

Zürich  , 12 Dezember. Gestern Donnerstag, abends 5 Uhr 33% mi­nuten wurde in einem großen Teil der Ostschweiz   vom Vierwaldstätter See   bis zum Bodensee   ein ziemlich starts der Erdstoß, der von ziemlicher Heftigkeit war, in der Richtung Ost registriert wurde. Nach weiteren Meldungen aus Frauenfeld   ging Erdbeben verspürt, welches auch von der Erdbebenwarte Zürich West. Der zweite Stoß par träftiger als der erste.

London   weiter im Nebel.

Der dichte Nebel, her seit einigen Tagen über England und dent Aermelkanal ligt, dauert weiter an Es sind zahlreiche Unglüds­fälle zu verzeichnen die teilweise auch Menschenleben gefährdeten. Auf allen Eifenba inien wird der Dienst nur in beschränktem Maße durchgeführt. Im Aermettanal erlit fast der gesamte Schiffs­verkehr eine Unterbrechung. Alle Schiffe, die zwischen Southamp ton und der franzöfifchen Küfte verfehren, waren genötigt, in den Hafen zurückzukehren oder auf hoher See still liegen zu bl: iben, Die Pferderennen in der Umgegend von London   wurden abgefagt.

448 Kilometer in einer Stunde. Nach einer Havasmeldung hat der französische   Flieger Bonnet heute im Fliegerlager Istres  einen neuen Wetschnelligkeitsreford mit einer Stundengeschwindig feit von 448 Kilometer aufgestellt.

Parteinachrichten

Cinfendungen für diese Rubrik find Berlin   S. 68. Lindenstraße 3,

für Groß- Berlin

Rets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trep. rechts, au richten.

6. Reis Atreuzberg. Kreisbildungsausschus. Die Sigung heute abend um 148 bei Reim, Urbanstr. 29, ist nur für die Kreisbildungsausschuß­mitglieder bestimmt. Unbedingtes Erscheinen aller Mitglieder und Ab rechnung aller Rüdstände ist Pflicht.

Geschäftliche Mitteilungen

Kaufhaus Gebrüber Zenfer, Wiener Str. 64, am Görliger Bahnhof, Hoch bahustation Oranienstraße, gibt heute im Inferatenteil einen fleinen Auszug aus den umfangreichen Abteilungen, um den Einlauf und die Wahl für den Weihnachtsbedarf zu erleichtern. Aleiderstoffe und Geide find ganz besonders reichhaltig. Die Abteilung Damentoniettion biefet für den Weihnachtsbedack in Blufen, leidern. Spfilmen, Mänteln etwas Servorragendes. Wie immer ist das Geschäft dem freien Verkehr geöffnet Conntag, den 14. und 21. De. sember, von 2 bis 6 Uhr.