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schreiende Ungerechtigkeit empfinden, daß Fechen- dach viele Jahre lang zu Unrecht verhängte Zuchthausstrafe vcraüßen soll, während Herr v. Iagow nach dreijähriger Festungshaft begnadigt wird, und der Hochverräter und ge- meine Verbrecher Ehrhardt in demselben Bayern   sich frei be- wegen kann, das Fechenbaä) auf viele Jahre ins Zuchthaus  warf. In diesem Gegensatz liegt eine Beleidigung des Rechtsempfindens, wie sie stärker kaum gedacht werden kann. Für die Wiedergutmachung des Fechenbach zugefügten Unrechtes haben sich namhafte Männer des deut- schen Reichstages aus allen Parteien mit besten Kräften ein- gesetzt. Wir erinnern nur an die Stellungnahme von Herrn Spahn, dem greisen Führer des Zentrums. Der Schrei nach dem Recht aus allen Parteilagern hat die bayerische   Regie- rung nicht berührt. Sie hat nicht N'>r ihr Ohr vor dem allge- meinen Ruf nach Gerechtigkeit verschlossen, sie hat vielmehr olles getan, um eine Wiederaufrollung des Fechenbach-Pro- zesses zu verschleppen. Sie hat damals, als der Rechtsaus- schuß des Reichstages den Fall Fechenbach untersuchte und das Parlament nahe daran war, durch Beschlußfassung im Plenum dem beleidigten Recht im Fall Fechenbach   zum Siege zu verhelfen, durch falsche Versprechungen und Zusicherungen eine Beschlußfassung hintertrieben. Sie hat durch ihren Ge- sandten v. Preger das Reichsparlament über ihre wahren Absichten im Falle Fechenbach hinweggetäuscht. Die K a p p- B e rb r e ch e r sind frei, aber Fechenbach schmachtet im Zuchthaus! Auf den Kapp-Berbrecher Iagow ist die Gnade des Reichspräsidenten angewandt worden, für Fechenbach fordern wir von der bayerischen   Regierung Gerechtigkeit. Wenn die bayerische   Re- gierung weiter wie bisher sich dem Schrei nach dem Recht ver- schließt, so wird der Fall Fechenbach erneut mit allem Nach- druck und mit allem Ernst im Deutschen Reichstag aufgerollt werden müssen. Der heutige Zustand ist unerträglich für jedes Rechtsempfinden. Wenn Deutschland   Anspruch darauf erhebt, ein Rechtsstaat zu fein, so darf Fechenbach nicht länger im Zuchthaus schmachten, während die Kapp-Berbrecher frei aus- gehen. Tie Motive der Begnadigung JagowS. Von zuständiger Stell« wird erklärt, daß die Begnadigung v Jagows kein besonderer Ausnahmesall sei, sondern der Uebung und den Grundsätzen entspreche, die der Reichspräsident bei Begnadigungen befolgt. Maßgebend für die Begnadigung waren folgende Gesichtspunkte: 1. entspricht es der ständigen Praxis, FreihZitestrafen wegen politischer Vergehen noch verbüßung ihres größten Teiles zu erlösten, wenn die Betratfencn sich ordentlich geführt haben, und wenn Gesundheits-, FamiUenoerhältniste oder dergleichen dafür sprechen. So sind z. B. auch die Schuldigen des Kommunistenaus« stondes in Mitteldeutschland   nach Verbüßung von etwa zwei Dritteln ihrer Straf«, wenn di« obigen Voraussetzungen gegeben waren, vom Reichspräsidenten   begnadigt worden: 2. ist die Reichsregierung durch das Abkommen mit Frankreich  gezwungen worden, auch die in Strafhaft befindlichen S e p a r a- tisten zu begnadigen, die sich in denkbar schwerster Weis« und oft aus gsmeinen Motiven politisch gegen das Reichsimeresse vergangen b-�ten, ein Urnftonb auf den£e Verwandten Jagows bei ihren Gnadengesuchen besonders hingewiesen habe»; S. die dreijährige Haft hat Herrn v. Iagow an feiner Gesund- heit geschädigt und bei dieser Sachlage, da von den fünf Iahren drei verbüßt sind, hat der Reichspräsident dem Begnadigung?. cntrag des Reichsjustizministeriums, der vom Ober. rsichsanwalt befürwortet war. stallgegeben. Was die Forderung nach Begnadigung Fechenbach? betrifft, fo erklärt man, da Fechenbach von einem bayerischen Gericht ver- »rchilt sei, steh« das Gnaden recht nicht dem Reichspräsidenten  , son. der bayerischen   Regierung zu.
Der unerwünschie Hitler. Der vefftmnmteTrommler' hat bei rcr Bundesanwaltschaft da? schweizerische Asylrecht nachgesucht. Die Bundesanwaltschaft verhält sich bisher ablehnend.
Der Riß in üer Kommunistischen Partei. Wie unbequeme Wahrhelten unterdrückt werden. Die Kommunistisch« Partei macht jetzt im Anschluß an die ge- rralffame Beseitigung T r o tz k i s eine Periode schwerer inne- rer Wirren durch. Nicht nur m Rußland  , auch in den Kommu- nistischm Parteien der anderen Länder gehen die einzelnen Gcuppen und Strömungen mit den heftigsten Vorwürfen gegeneinander los. Auch in der KPD.   tobt ein wüster innerer Kampf. Ein hochosfi- ziöser Artikel in der heutigenRoten Fahne' gewährt«inen inter  - csianten Einblick in diese Auseinandersetzungen. Di« herrschende bolschewistische' Gruppe Scholem-Katz-Ruth Fischer  stürmt wie besessen gegen die Gruppe Brandler-Thalheimer vor, die wegen ihrei;rechten Abweichungen' bekanntlich in Acht und Bann getan worden ist. Kürzlich hat diese Gruppe versucht, sich durch ein« Deklaration gegen Trotzki   bei der Moskauer Z«n- trale in angewehm« Erinnerung zu bringen. Gegen diese Gefahr, die mit allerhand Ueberraschungen droht, wendet sich nun in der heftigsten Weise dieRote Fahne". Sie bezeichnet di« Erklärung Brandler-Thalheimers als einenplumpen und verlogenen Versuch, sich der Exekutive der Komintern   wieder anzubiedern' und führt ein« Anzahl von Erklärungen Brandlers und Thal- h e i m er s zur russischen Frage an, umdie ganze Verlogen- hei t und die Hintergründe diefs erbärmlichen fraktionellen Manö- vers aufzuzeigen". Nach den Angaben derRoten Fahne' hat Brandlsr im Januar d. I.. nach der Rückkehr der Delegierten der KPD  . aus Moskau   ein Referat gehalten, in dem er zu der russischen Frag« u a. bemerkte: ... Es ist richtig, man kann sich di« Bundesgenossen nicht auswählen, und dann kommen Dinge, denkt sie konsequent zu Ende. für die Internationale, für di« russische   Partei. Di« russische   Partei macht setzt auch eine schwere Krise durch, und ich erlaub« mir jetzt«in« schwere Ketzerei. Als_Rad<t nach Moskau   kam, lagen zustimmende Erklärungen von Sinowfew zu Rädels Dar- sicllung der deutschen   Frage vor. Und erst, als Rädel mit Trotzki   ging, wurden das die rechten Tendenzen«n der KPD.  , die er verkörpert, und sie wurden in Verbindung gebracht mit dem Opportunismus in der deutschen   Partei und in der Internationale. Ich sel>e hier eine gefährliche Tendenz. Ich fühle mich in der Gesellschaft Radeks und Trotzkis immer noch woh- ler als in der Gesellschaft von Ruth Fischer   und Maslow und Sinowjew  ...* Zur russischen Frag« bemerkt« dann Brandler mach weiter: ... Rußland   ist das entscheidende Land der Weltrevolution und«ntscheidet, wie stellt man sich zur Frage der Revolution und wie stellt nian sich zur International«. Ich gehöre zu den schwer- fälligen Menschen, di« sich erst dann ein Urteil bilden können, wenn sie die Tatsachen kennen. Ich gehöre nichr zu den Genies. di« olles gleich riechen. Ich hatte drüben Zeitz   well ich nicht Subjekt, sondern Objekt war. Ich habe drüben den Eindruck gewonnen damit ihr nicht hausieren gehen könnt damit, ich hätte mich aus Trotzki   festgelegt, daß Ich erst dann, wenn ich einen Abschluß Hab« im Studium der russischen Frage, di« Dinge richtzg sehen werde. .Ich Hab« jetzt noch kein richtiges Urteil. Ihr fech- t«t in der blauen Luft, und meiner Meinung nach drüben auch das ZK und die Opposition. Mir geht es um den Sinn der russischen   Revolut on... Schon in dem Abschieds- briefe, den Lenin an die Schweizer Arbeiter richtete, stellie er das Problem der russischen Revolution ganz scharf, die führend« Rolle der russischen   Partei, die führende Rolle des schwachen russischen  Proletariats im Bündnis mit den Bauern, und er sah. es besiehe» zwei Möglichkeiten. Die russische Revolution kann, wenn sie in West- «uropa fortgesetzt wird.-die erste proletarische Revolution sein oder eine Bauernbefreiuung.di« letzte bürgerliche. Und da Lenin  sich nie selbst einen Krei? zog. sagte er. eg rst auch Aufgabe der russischen Revolution, auch fre Bauernrepolution zu forcieren. Dar- aus muh man zurückgehen, wenn man die Problem« sehen will. Und jetzt ist die«ntsckieidsnde Phase gingetraten: was wird. wenn der nach st e Schritt zur Weltrevolution aus- bleibt, wenn das deutsche Proletariat nicht bald di« Macht«rgreistz Tann   ist da? keine Frage der Taküt der deutschen   Partoi, dann ist entscheidend, daß es kein« proleta- rische Revolution, sondern die Bauernrevolution war." In seinen weiteren Ausführungen betont« Brandler, unter Be­rufung auf Lenin  , die Notwendigkeit einer Revision der kommu- nistischen Taktik in Rußland  . Wie di«Rote Fahne' bemerkt, waren feine Formulierungen in dieser Frag« nochkrasser und eindeutiger',
Das höchste Recht. Bon Liparit Nasartantz. Das Beil') auf der Schulter, den KeschküL) in der Hand betrat eines Tages ein einfacher Derwisch die Stadt. Als er an das Haus de« Mudjahiden') kam, hob er«inen großen Stein vom Straßenpflaster auf und warf dos Fenster in Scherben. Voll Wut sprang der Mudjahid aus dem Hause und herrschte den Derwisch an: Bist du von Sinnen? Warum warfft du mir dos Fenster ein?' Das war ich nickst,' antwortete der Derwisch gelassen. ..Du lügst, du Schwindler! Mit eigenen Augen sah Ich e».' Der Derwisch starrte den Mudjahiden an. ohne«in Wort zu sogen. Und dieser schlug die Augen nieder und zog sich in» Haus zurück. Der Derwisch wandert« weiter. Und als er an dem Haus« eines reichen Bürgers war, zog er aus der Tasche Feuerstein und Stahl, steckt« den Zunder an und hielt ihn an den Heuschober, der an der Wand emporragt«. Im Nu flammte das trocken« Heu auf. und ein« Weil« später leckte di« furchtbare Loh« hinauf bis zum Dach des Palastes. Warum zündest du mein Haus an?' heulte der Reiche, der entsetzt herausgestürzt kam. Der Derwisch sogt« nichts, bannte ihn nur mit seinen Blicken. Und der Reiche bezähmte seinen Zorn und schlich mit hängendem Kopf zu seinem brennenden Palast. Aber das Gerücht von diesen Streichen war inzwischen dem Richter zu Ohren gekommen, und dieser ließ den Derwisch vor sich führen. Der Richter thronte aus seinem Sessel oben auf der Estrade, und ror ihm auf dem breiten Platz wimmelte ein« Menge Volkes. Gemessenen Schrittes stieg d«r Derwisch auf die Eftrade, trat cm den Richter heran und spi« ihm ins Antlitz. Gleich einem rasenden Tiger sprang der Richter auf und brüllle: Gemeiner Schuft! Ich lasse dich sogleich in Stücke reißen.' Der Derwisch rührte sich nickst von dem Fleck, bohrte ihm nur sein« geheimnisvollen Blicke in die Augen, und der Richter sank wie vom Blitz getroffen auf der Stelle, wo«r stand, hin. Do wandt« sich der Derwisch zum Volk und sprach offo: Ich bin kein Lügner, noch ein Brandstifter, ein Frevler. Seit Iahren ist es mein Lebensziel, einen Menschen zu finden, der sich anfrichlig entrüsten darf. Aber bis jetzt war all meil: Suchen oer-
') Symbol der Derwischwürde. Hälfte der Schale einer Kokosnuß zum Almofensammeln. Oberster Geistlicher bei den schiitischen Mohammedanern.
gebens. Und heute wollte ich in dieser Stadt eure geachtefften Männer prüfen. Ich roorf das Fenster des Mudjahiden ein, ober fein Zorn verraucht« bald. Ich zündet« das Haus des Reichen an, aber er wagt« es nicht, mich der Gerechtigkeit zu überliefern. Ich spie dem Richter ins Gesicht, und er steckt« die Beleidigung«in. Denn euer frommer Mudjahid lebt in Lüge und Falschheitz Euer angesehener und wohltätiger Reichling   gründete seinen Wohlstand auf dem Elend von Tausenden. Und euer gerechter Richter speit selbst jeden Tag auf Gesetz und Gereckstigkeitz Und sie olle duckten sich vor meinem forschenden Blick, weil sie ahnten, daß ich die Heuchelet ihrer Entrüstung erraten würde. Sich entrüsten dürfen das ist dos Höchste aller Recht«. Und dieses Recht hatten die Leuchten eurer Stadt nicht.' Er sprach e« und, den Keschkül schwingend, stieg er von der Estrade herab und wandelt« langsam seines Weges dahin.
vi? Entdeckung des Windes. Wenn ich draußen auf den Feldern eine Windmühle di« trägen Flügel drehen sehe, Hab« ich immer das Gefühl: Herrgott, ist das«ine urclle Einrichtung! Auf manchen Gebieten steht der menschliche Witz unoerrückt noch immer auf dem gleichen Punkt, an dem er vor hundert Iahren stand. Das sind noch immer di« gleichin Windmühlen, die mit ihren gestikulierenden Flügelarmen rn der entzündeten Phantasie des edlen Ritters Don Quichotte   die Visionen feindlicher Riesen erzeuglen. Auch die Segelschiff«, so schön sie sind, kommen mir veraltet vor. Sie scheinen mir nur noch geeignet, von jungen Lyrikern mit schimmernden Möwen verglichen zu werden und auf rosa verdämmernden Abendstimmucigscmfichtspostkorten(Mondschein nicht ausgeschlossen) selig dahinzugleiten. Der Wind ist wirNich in der Entwicklung etwas zurückgeblieben. Er muß sich geradezu verkriechen, wenn er auf fein Bruderelement, das Wasser, blickt. Auf den Kräften des Niagarafalles bauen sich gewaltige Industrien auf. und(ohne di« Saale   mit dein Niagara ver- gleichen zu wollen) wenn erst die neuen Stauwerk« der Saale   oben im Thüringer Wald   fertig fein werden, dann wird dieses stille Ftüßchen Riesendynamos treiben und ein ganzes Industriezentrum mit Strömen der Kraft versorgen. Ader der Wind er ist immer noch das himmlische Kind, ein nutzloses Märchzngeschöps, ein Pausbackenengel, zu nichts gut, als ein Stück Segclleinwand aufzublähen. Windmühlen zu drehen und, wenn er's ganj toll treibt, den Leuten die Hüte durch di« Straßen zu wirbeln. Das soll nun ander? werden, sagt de? Ingenieur Flettner, und nimmt den herumstreichenden Burschen beim Wickel. Er soll arbeiten, tüchtig, nach meinem System, nach physikalisch-mathemati- schen Formen. Aus dem himmlischen Kind wird ein Sturmgeselle der Zeit. Zcpbyrs Säuseln braust und donnert in tausendfach ver- stärkenden Maschinen. Das neue Segelschfff des Ingenieurs Flettner fängt den Wind nicht in Segeln, sondern w zwei 20 Meter hohen, drei Meter dicken
als aus dem jetzt wiedergegebenen Stenogramm hervorgehe. Brand» lcr habe von der Notwendigkeit der Demokratie in Rußland   und einer demokratischen Arbeiter- und Bauernregierung gesprochen! Dieses unerhört« Derbrcäz n darf natürlich nicht ungcröcht bleiben. Brandler wird deshalb den Diktatoren im Kreml   alsMenschewist" undSozialverräter" denun­ziert, der auch dann nicht wieder in Gnaden aufgenommen werden darf, wenn er sich heute gegen Trotzki   und den Trotzkismus er- klärt. Drohend erklärt dos Zentralorgan der KPD.  , die deutsche  Partei werdedem Trotzkismus und dem Brandlerismns in ihren Reihen keinen Platz gönnen". So wird in der KPD. der Kampf gegen unbequeme Wahrheiten und gefährlich« Konkurrenten geführt!
Der Jagow-polizift als Zeuge. Erwollte Ebert einziehe« lassen." F. Kl. Magdeburg. 16. Dez.(Eig- Drahtber.) Um den Unfug zu vervollständigen, wurde heute be- schlössen, den Genossen Scheidemann noch einmal zu laden, damit er Auskunft darüber gebe, ob er der Verfasser des viel zitiertenVorwärts'-Artikels vom 29. Januar 191� fei. Diese Belästigung Scheidemanns geschieht lediglich, weil der frühere Berichterstatter desVorwärts", Unger, jetzt antisemitischer deutschnationaler Klopffechter, den Verdacht auf seine Autorenschaft ausgesprochen hat. Den eigentlichen Ver­fasser des Artikels, dessen Namen von Rechtsanwalt Lands- berg dem Gericht genannt wurde, will das Gericht überhaupt nicht hören, trotzdem gerade er einige interessante Mitteilun- gen hätte machen können. Profestor A. Weber- Heidelberg  , der bekannte Ratio- nalökonom, hat sich selbst als Zeuge gemeldet,� weil es ihn drängt, gegen die Verdächtigungen des Reichspräsidenten aus- zutreten. Er hat in den kritischen Tagen des Januar mehr­fach mit Ebert verhandelt und hat die Ueberzeugung, daß dieser alles getan habe, um jenen Streik zu einem baldigen, für das Land ersprießlichen Ende zu führen. Dann erlebte man einen Polizisten ällesten Stils, jenen Polizeirat Henniger, der schon unter Jagows und v. Oppens Zeiten Leiter der politischen Polizei in Berlin   war. Eharakteristisch für seine Auffassung, die er heute dem Gericht suggerieren will, ist, daß er wiederholt angeregt hat. den Abgeordneten Ebert durch Einberufung aus Berlin   zu entfernen, damit er seinen Einfluß nicht mehr ausüben könne. Ganz Polizist dieser Henniger, er sieht nur Befehle und Orders und solch?, die sie zu befolgen haben. Nach ihm hat die Sozialdemokratie und besonders derVorwärts' die Ausdehnung des Streiks versucht. Allerdings ein anderer Polizeirat, der auch beim Polizei- Präsidium Berlin   beschäftigt war, H e n n i n g mit Namen, der deshalb mit Henniger viel verwechselt wird, erklärte, daß nach seiner Auffassung die Sozialdemokratie im Januar nur noch geringen Einfluß gehabt habe und daß ihr Eintritt in die Streik- leitung nur aus tattischen Gründen erfolgt sei. » 88. Ma�eburg, 16. Dezember. Zu Beginn der heupgsn Berhandlmig teilt« der Vorsitzende mit. daß der Zeug«, Kriminalbe'amt«« Hailgs, d«r yon der Bsriechlgung genannt worden war und der über die Red« des Reichspräsidenten während des Munitionsarbeiterftreiks im Trep­tower Part auefager soll, beim Polizeipräsidium Berlin unbeka.mc fei. Polizeipräsident Richter-Berlin teilt« auf Anfrage des Gexichts mit. daß in dgn Ak-en sich Berichte der Beamten über die damalig« Versammlung n i ch t mehr vorfinden. Ebenso war«in Schreiben des Präsidenten des Reich sarchips in Poisdam eingelaufen mit der Mitteilung, daß di« Bericht? der Ueberwochungsbeamten von der Sabotageabwehr- abteilung der Fliegerabteitung nicht im Reichsarchiv vor- handen seien, und daß sie auch bei der Kommandantur Berlin  nicht bekannt wären. Offenbar müßten sich die Akten bei den Prozeßakten in Sachen Dittmann vor dem Kriegsgericht befinden. Der Vorsitzend« erkiärt hierzu, daß die Akten auch dort nicht vorhanden seien.
rotierenden Stahltürmen. Und wenn die Brise noch fo flau ist. der leise Atem der Lüste genügt schon, um die Windtürme in Bewegung zu setzen, seine Kraft zu verstärken, neue Kraft auszu- lösen. Das neu« Segelschiff fährt nicht nur ohne Segel, sondcnr auch ohn« Wind, weil es ihn selber macht. Es preßt die kaum wahr nehmbare Lus.strömung in die Windtünne, verstärkt sie hier und setzt sie in neu« Energie um Wenn sonst bei dick» Flaute die Söget schlapp hingen, fährt jetzt das Flennersche Rotorschiff mit schwerer Ladung schneller alz   das alte Segelfahrzeug bei srischer Bris«. Die Lyriker werden Augen machen, wenn sie dies« Segelschifse mit den klobigen Stahlzizlindern sehen! Der Borgleich mit der schimmernden Möwe wird ihnen im Hals« bzw. im Füllfederhalter stecken bleiben. Ab» auch die Windmühlen   können sich auf etwas gefaßt machen. Denn Flettner fängt den Wind nicht nur zu Walser. sqndern auch aus dem Lande. Die norddeutsche Tiefebene und zumal Holland   können schon setzt di« Windmühlen verabschieden.(Ein Exemplar ist in den Museen abzuliefern.) Flettner wird riesig« zylindrische Windtürm« aufftellen, die nicht nur Mühlen treiben, sondern Industrieanlagen und Landwirtschaften mit Kraft speisen werden. Besonders Holland  , wo immer ei« frischer Wind weht, hat für di« Flettnar-Türm« das größte Intereste. Die niederländische Windmühlenlandschaft wird bald der Geschichte angehören und dem Ruysdael der kommenden Malerei wird nichts anderes übrig bleiben, als auf die Entdeckung neu» Landschaftsschönheite« auszugehen. _ Hans R a t o n« k. Ein russisches Hungermuseum. D» russische Sonderbcricht- «rstaller der Kopenhagen  »Politiken  " veröffentlicht in seiner Z«i- tung«ine Reihe aufschlußreich» Reisebneft über Land und Leute in Rußland  . Der dänisch? Journalist erzählt darin, wie er auf seiner Fahrt durch das Riesenreich nach d» Stadt Samara   gekommen sei, die der Mittelpunkt der von d» Hungerkatastrophe betroffenen Gegenden ist. Dort hat man, so fürchterlich sich dies auch anhören mag, ein Hungermuseum errichtet, in dem sich di« seltsamsten und schaudererregendsten Gegenständ« befinden. Es gibt dort bei- spielsweis« eine besondere Abteilung für Kannibalismus, der in der ©tadt während der schlimmsten Hung»zeit getrieben wurde. In einer-Reihe von Familien sah man sich unter dem Druck d» bitter. sten Rot gezwungen, ein oder zwei Kinder zu opfern, um die anderen am Leben zu erholten. In Samara   gab es segor Leute, die mit Menschenfleisch ein Metzgerhandwerk betrieben. Zn der 0olk»dahae, Iheoler am Vülowploh. finden am Sonntag, den Lt., vorm. tth, Uhr, ol« Miulnei die Ulaussührungen von O'NeillS .Unterm kar, bischen Mond' und von Brust«.S ädseelpiel- statt. Ver»eue Vorstand der Berliner   Sezessta«. In der lehirn Eeneral. Versammlung der Berliner Sezession   wurde der Borstand iür du« Iabr iOLZ wie solgt qeiräfjll: Pros. Lovis Corinth  . Tbarlotte Berend, Zranz Heckcn. doli, Willii Iaeckcl. Bruno Krautkops, Eugen Spiro  , Prof. Senil Kenck. «US   neue Mitglieder wurden die Maler Pros. Arthur Degner  , Otto Dir und Eonrad geltxmüller hinzugewöhlt. Einst ög'tcher ZouraaNsmu«. Da« Londoner Blatt.Peovl«' teilt mit daß Lloyd(Seorge ollein durch Artikelschreide» für die englische und amerikanische   Presse jährlich ein Emtommen van unaesähr 20 ooo Pfund Sterling habe.