Betriebsrätekonferenz der Textilarbeiter Gewerkschaftsbewegung
Der Deutsche Tertilarbeiterverband hielt am 14. und 15. De zember in Görlig die zweite Reichstonferenz feiner Betriebsräte ab. Der Besuch ließ erkennen, wie start das Bedürfnis der Betriebsräte ist, sich für ihre Tätigkeit Wissen und Anregung zu verschaffen. Es fanden sich 405 Teilnehmer ein, darunter 362 männ liche und 43 weibliche. Zunächst sprach Regierungsrat Boldt über Die technische Organisation fertilindustrieller Großbetriebe". Woldt führte aus: Die gegenwärtige Situation in Hinsicht auf den Kampf um die Wirtschaftsdemo= Pratie wird dadurch gekennzeichnet, daß sich die Arbeiterbewegung in einer Verteidigungsste II ung befindet, die nur unter den größten Anstrengungen zu halten sein wird. Sachliche Schwierig feiten liegen für die Betriebsräte darin, daß sie nicht über die wirtschafts- und betriebswissenschaftliche Schulung des Arbeitgebertums verfügen. Indes muß die Machtposition im Betrieb gefestigt werden, sonst sinkt die Arbeiterschaft in ihr altes Hörigkeitsverhältnis zurüd. Das Kernproblem aller Betriebsrätearbeit ist die Gestaltung Der Produktionsfontrolle im Betrieb. Die Bermehrung der Produktion ist aus reparationspolitischen Gründen unvermeidlich. jedoch muß diese Vermehrung der Produktion zuerst durch Vervolltommnung der sachlichen Produktionsfaktoren erreicht werden, entgegen den betrieblichen die Produktion durch Arbeitszeitverlänge rung und Lohnverkürzung zu steigern. Dabei wird es nicht ohne ein Kompromiß abgehen. In einer verfeinerten Wirtschaft müssen die Menschen, die wichtigsten Produktionsfaktoren, gesichert werden. Die Textilindustrie ist ein fomplizierter wirtschaftlicher Bezirk. Hier herrscht eine verwirrende Vielgestaltigkeit der Betriebsformen, der Betriebsgrößen, der Art und des Verlaufs des Arbeitsprozesses, der Berschiedenheit der Arbeitsprodukte. Beim
Kampf um Caffen- und Leistungsverteilung fehnt der Unternehmer die Arbeiterforderungen häufig mit der Begründung ab, ein Entgegenkommen mache den Betrieb konkurrenz unfähig. So münden die Auseinandersetzungen über Preis und Lohn in das altulationsproblem ein. Der Betriebsrat muß sich in der Kaltulationsfrage austennen. Preisbildungsfaftoren find außer dem Lohn die Materialkosten, die in der Regel übertrieben aufgerechnet werden. Der Unternehmer arbeitet mit einer ouffchlußreichen Betriebsstatistit. Es ist eine große gewerk chaftliche Aufgabe, gleichfalls eine wirtschaftsstatistit zu führen. Der Deutsche Tertilarbeiterverband ging mit feinen Konjunkturberichten schon vor dem Kriege mit gutem Vorbilde voran. Die Betriebsräte müssen für die zentrale gewerkschaftliche Beob achtungsstelle das Material herbeischleppen. Die Betriebsräte müssen sich als Wächter, als Kontrolleure fühlen. Nur so kann die Arbeiterschaft bei der Lösung des Rationalisierungsproblems attiv mitarbeiten. Die Betriebsräte müssen sehen, wie es um die Betriebsmittel( Maschinen, Arbeitereinrichtung), die Betriebsorganisation Abfallwirt fchaft, Energiewirtschaft und so weiter bestellt ist. Dann vermögen fie bei allen Fortschritten in der Verfcinerung der Produktion die Sicherungen anzubringen, deren es zugunsten der Arbeiterschaft bedarf. Immer freilich muß sich die Arbeiterschaft ihre Macht in Den Organisationen erhalten und durch Arbeiterbildung, die
offerdings nicht geistige Weltreisen unternehmen soll, eine hochstehende
Menfchenqualität heranziehen.
Als zweiter Referent sprach Betriebsdirektor Sonntag über: Die faufmännische Führung tertilindustrieller Großbetriebe". Er behandelte die laufmännische Geschäftsführung und Organisation vom laufmännischen Führerstandpunkt aus. Der Reihe nach ging er die verschiedenen Seiten dieses Problems durch: die Berfonalfrage( Eigenschaften der leitenden Männer), die Finanz- und Wirtschaftsfragen, die Frage der Einkaufsorganisation ( Rohstaffe) und Verkaufsorganisation( Fertigfabrikate), die Stellung der Geschäftsleitung im wirtschaftlichen Verwaltungsapparat. Berwaltung und Buchführungsfragen, das Problem der Selbstkostenberechnung. Die Aufrollung diefer Frogen gab einen lehrreichen Ueberblick über dos breite, umfassende Gebiet, dessen Beherrschung nötig ist, um der Führung von Großbetrieben gewachsen zu sein.
Ein außerordentliches Intereffe fand das Referat des DiplomHandelslehrers und Abteilungsleiters Roste über das Thema: Der Betriebsrat als Mitglied im Aufsichtsrat. Idee und System der Betriebsdemokratie, so führte er aus, er+ fordern die Vertretung der Arbeitnehmerschaft in allen Organen der Betriebstritung. Die besonderen Aufgaben der Aufsichtsratsmitglieder aus den Reihen der Betriebsräte ergeben sich aus§ 70 des Betriebsrätegesetzes und§ 3 des Gesetzes über die Entfendung von Betriebsratsmitgliedern in den Aufsichtsrat". Es handels sich hierbei um
betriebswirtschaftliche und soziale Aufgaben.
Die Lohnverhandlungen in der Metallindustrie.
Der im Vorwärts" bereits gestern abend furz mitgeteilte Schiedsspruch für die Transportarbeiter in der Metallindu ftrie tommt den berechtigten Ansprüchen dieser Arbeitergruppe nach einer ausreichenden Entlohnung nur sehr unvollkommen nach. In der Lohnvereinbarung vom 24. Oftober waren die festgesetzten Löhne Don 45 und 48 Pf. in den Klassen 5 und 4 als Mindestlohne bezeichnet worden, auf die sich die eigentlichen Löhne aufbauen sollten. Es ist aber in den weitaus meisten Fällen bei den Mindest löhnen geblieben; der BBMI. hat den Aufbau der Löhne bei einer Ueberschreitung der Mindestlöhne um meist nur einen Bfg. Der Spruch des Schlichtungsausfchon eingestellt. Der Spruch des Schlichtungsaushusses steht nun lediglich eine Erhöhung dieser minde ft ohne um je 5 Pfg. vor, ohne direkt zu bestimmen, ob alle Löhne, die darüber hinaus gezahlt werden, um denselben Betrag erhöht werden müssen. Sollte der Spruch Rechtskraft erlangen, so werden die Arbeiter in den Betrieben mit aller Kraft dafür zu forgen haben, daß jedem Arbeiter eine Lohnerhöhung zuteil wird. Ber den Verhandlungen beigewohnt hat, wird erkannt haben, daß dem BBMJ. nur durch Kampf etwas abzuringen ist; diesen Kampf müssen aber die Arbeiter in den Betrieben führen. Dazu ift Zeit genug bis zum Ablauf des Schiedsspruches Ende März nächsten Jahres. Wenn dann die Metall- Tranportarbeiter teine Unorganisierten mehr haben, wird auch am Verhandlungstisch etwas anderes herauskommen.
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Zu den Berhandlungen beim Schlichtungsausschuß erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Die Unternehmer ließen sich mit feinem Bort darüber aus, ob sie eine Lohnzulage geben wollen oder nicht. Sie wunderten sich nur darüber, daß bereits jetzt wieder Lohnerhöhungen verlangt werden; die Lohnregelung vom 24. Oftober hätte sich noch gar nicht ausgewirkt und sie müßte von ihrer Seite als noch nicht beendet bezeichnet werden. Der BBMI. hat also in den acht Wochen noch nicht endgültig festgestellt, was dem einzelnen Arbeiter zukommt. Bielleicht hat er allerlei Weihnachtsüberraschungen in Borbereitung gehabt, die nun durch die„ poreilige" Lohnbewegung zunichte gemacht sind. Um bemerkenswertesten waren die Ausführungen von Herrn Regierungsbaumeister a. D. Dr. Bo13, Leiter der Sozialpolitischen Abteilung des Siemens- Konzerns. Dieser Herr stellte in Abrede, daß sich das Wocheneinkommen der Trans portarbeiter nur aus 48 mal Stundenlohn ergebe; er nannte Wochenlöhne von 28 bis hinauf zu 37,50 Mt. bei den Lohnfähen des Abkommens. Es sollte damit gefagt sein, daß die Arbeiter länger arbeiten sollen, menn fie mehr verdienen wollen. Der gute Mann verwandelte also die Lohnfrage furzerhand in eine Arbeitszeitfrage. Der Bevollmächtigtae Ulrich vom Metallfariell nahm diesen Unternehmervertreter mehr von der humoristischen Seite indem er ihn als Zahlenjongleur bezeichnete, der fich auf dem Rummelplatz für Geld sehen lassen tönne. Bezeichnend ist, daß Herr Dr. Bolz, der sich schon verschiedentlich in ähnlicher Weise bemerkbar gemacht hat, auch heute noch mit solchen Argumenten gegen Lohnforderungen fämpft. Es wäre außerordentlich lehrreich für manchen Arbeiter, wenn er diefe Herren und ihre Methoden einmal bei Verhandlungen persönlich kennen lernen könnte.
Um den Urlaub der Mühlenarbeiter.
Nachdem der Tarifvertrag für die Berliner Mühlenindustrie Ende April abgelaufen und ein neuer Bertrag nicht zustande gekomnien war, glaubten die Unternehmer, an die Bestimmungen des alten Tarifs über den Urlaub nicht mehr gebunden zu sein. Zwar wurde den Arbeitern Urlaub gewährt, aber erheblich weniger, als sie nach dem Tarif zu beanspruchen hatten. Die Unternehmer beriefen fich in dieser Hinsicht auf einen während der Tarifverhandlungen gemachten Bergleichsvorschlag des Schlichters, der aber von den Arbeitern abgelehnt, also nicht in Kraft getreten ist. Die Arbeiterorganisation vertrat den Standpunkt, daß die Urlaubsbestim= mungen des abgelaufenen Bertrages auf den im mer 192 Sommer 1924 zu gewährenden Urlaub noch anzuwenden feten, weil ja das Recht auf den Urlaub vor dem Ablauf des Bertrages, der den 1. April als Stichtag für die Berechnung der Urlaubsdauer feftjetzte, erworben sei.
Diese Rechtsauffassung der Arbeiter wurde bestätigt durch ei am 23. September ergangenes Urteil des Gewerbegerichts in einer Klage gegen die Bittoriamühle. Obgleich die Urlaubsfrage durch dies Urteil vollkommen geklärt ist, hatte sich die Berliner Dampfmühlen Attiengesellschaft nicht bereitgefunden, den Urlaub ihrer Arbeiter nach den Bestimmungen des Tarifs und dem Urteil des Gewerbegerichts festzusetzen. Die Arbeiter der Dampfmühlen- 2.- G. erteilen deshalb einem Bertreter des Lebensmittel- und Klage vor dem Gewerbegericht durchzuführen. Als Vertreter der Getränkearbeiterverbandes Prozeßvollmacht, um eine Dampfmühlen-.- G. erschien deren Direktor Freudenheim, der auch Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Mühlenindustrie iſt, ber Arbeiter unter der Brozeßpollmacht. Seine und bezweifelte die Richtigteit der Unterschriften Arbeiter sagte der Direktor- feien mit dem Urlaub, den er ihnen gewährt habe, zufrieden, es handle sich hier um ein Borgehen des Lebensmittel und Getränfearbeiterverbandes gegen ihn. Das Gericht ordnete nunmehr an, daß jeder Unterzeichner der Prozeßvollmacht seine Unterschrift durch die Bolizei beglaubiget lassen solle. Ein Teil der Unterzeichner mochte sich dieser Bedingung nicht unterziehen, denn sie fürchteten, entlassen zu werden, und sie hatten auch Grund zu dieser Befürchtung, denn Direktor Freuden. heim hatte im Gewerbegerichtstermin erklärt, wer ihn ver. lage, tönne nicht bei ihm arbeiten.
Die betriebswirtschaftlichen Aufgaben ergeben sich daraus, daß der Betriebsrat Kontrollorgan der Unternehmung ist bei Ueberwachung der Verwaltung, bei Entgegennahme des Betriebsberichtes des Vorstandes, bei Einsichtnahme in die Bücher und den Schriftwechsel der Unternehmung, bei Bestandaufnahme und Bewertung von Geldern, Wertpapieren, Waren und anderen Betriebsgegenständen, bei Prüfung der Bilanz und der Verlust- und Gewinn rechnung und bei Prüfung der Vorschläge über Gewinnverteilung In diesem Zusammenhang machte Diplomhandelslehrer Koste auf die llebung der Einbehaltung von Löhnen aufmertjom, durch die das Unternehmertum sich nicht nur billigen Betriebskredit, fondern auch Zinsengewinne auf Kosten der Arbeiterschaft verschafft. Der Betriebsrat ist aber auch geschäftsführendes Organ. Er kann sich im Aufsichtsrat zur Geltung bringen u. a. bei Bebellung von Brokuristen, Einberufung der Generalversammlung und Erstattung des Geschäftsberichts. Zu den sozialen Aufgaben gehört die Mitwirkung bei Festsehung von Löhnen und Gehältern gelegentlich der Erstattung von Betriebsberichten, Berwaltung der Wohlfahrtseinrichtungen. Antragstellung auf Zuwendung zum Wohlfahrtsfonds gelegentlich der Prüfung der Vorschläge über Gewinnbeteiliguma. Koste betonte im Hinblick auf die Gefahr der Zivil- Erfolg gehabt. Nachdem das Gericht in Uebereinstimmung mit und Strafgeschhaftung den Aufsichtsratsmitgliedern die Einrichtung einer Rechtsschusstelle für Betriebsratsmitglieder, die am besten dem ADGB. angegliedert werden soll. Bemerkenswert war noch feine Anregung, Anträge auf Aufwertung des Wohl. fahrtsfonds im Aufsichtsrat zu stellen.
Dann sprach das Hauptvorstandsmitglied Schulze über:„ Die Tätigkeit der Betriebsräte in der Lertilindustrie Der Redner gab verschiedene lehrreiche Beispiele für fruchtbare Betriebsrätearbeit. Immer muß der Betriebsrat seine Rechte wahren, er muß sein Augenmert auch auf die Regelung der Arbeitszeit, die Verwaltung von Pensionsfaffen, Werkswohnungen und Betriebswohlfahrtseinrichtungen und auf die Verhinderung von Betriebs. franfenfaffen richten, ebenso auf die Bekämpfung der Unfall- und Gefundheitsgefahren. Bei solcher Tätigkeit kann gehofft werden, daß die Organisation der demokratischen Fabrit Fortschritte macht. Einen gewiffen Höhepunkt stellte das Referat des Leipziger Betriebsrats. Dorfihenden Richter dar. Der Redner hatte nicht nur den Mut, den Dingen ins Gesicht zu sehen; er fand für sie auch herzerfrischend deutliche Worte. Er marnie davor, die Macht der Betriebsräte zu überschätzen und begründete die Notwendigkeit engster 3u [ ammenarbeit mit den Gewerkschaften. Die Arbeiter feien oft Feinde des Fortschritts; es gebe Badeeinrichtungen, die nicht immer benutzt werden. Da habe der Betriebsrat erziehliche Wirfungen auszuüben. Die Arbeiterratssigungen müßten Wirtschaftsfachverständigen fonferenzen werden. Richter gab anschauliche Winke für die Arbeitsteilung des Betriebsrats. Die Ausbildung von verantwortungsbewußten Belegschaften in der 3ufammenarbeit von Gewerkschaften und Betriebsrat muß durchgeführt
werden.
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nicht gescheut hatte. hat jetzt vor dem Gewerbegericht einen vollen Der andere Teil der Arbeiter, der die polizeiliche Beglaubigung feinem Urteil vom 23. September zu erkennen gegeben hatte, daß bie Kläger ein wohlerworbenes Recht vertreten, was ihnen wicht verkürzt werden darf.
Angesichts dieser Sachlage ließ es Direktor Freudenheim nicht erst zu einem Urteil fommen, sondern schloß einen Bergleich mit den Klägern, wonach er ihnen den geforderten Urlaub oder eine entsprechende Lohnentschädigung gewähren wird.
,, Gewerkschaftliche Erziehungsarbeit!"
Man schreibt uns: Unter diesem Titel brachte die„ Rote Fahne" am 16. Dezember einen Bericht aus der Genossenschaftsbäderei in der Gerichtstraße. Ein aus diesem Betrieb entlaffener Bäcker berichtet, daß dort seit seiner Entlassung die Verordnung des Nachtbackverbots nicht innegehalten wird. Es wird dann behauptet, daß die Inhaber dieser Genossenschaftsbäckerei alte Mitglieder des Verbandes der Bäder find und die Frage aufgeworfen, ob die Organisation diese Schädlinge weiter in ihren Reihen dulden will oder ob nur Kommunisten ausgefchloffen werden.
In Berbindung mit der Annahme des Berichterstatters der Roten Fahne", daß die Inhaber dieser Genossenschaft Mitglieder des Bäckerverbandes sind, ist auch die Ueberschrift gewählt, um den Nachweis zu führen, daß auch lange Zugehörigkeit zur Organisation nicht zur Solidarität erziche und Unorganisierte und Zeitorganisierte beffere Menschen und in Bersammlungen die berufenen Bertreter" der Arbeiterschaft seien.
Der Roten Fahne" irgendwelche Berichtigung zu fchiden, ist
zmedios, ba fie eine Berichtigung auch dann nicht bringt, wenn fle ihre eigenen Genossen einsenden. So hat z. B. der Vorsitzende des Betriebsrats der Firma Wittler verschiedentlich Berichtigungen eingesandt und dies in Betriebsversammlungen erflärt, aber gelesen habe ich bis heute nichts in der Fahne". Es muß deswegen schon die Flucht in den Vorwärts" angetreten werden, um richtigzustellen, da aus dem Schweigen von dem Leser die Zustimmung abgeleitet wird.
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Die Genossenschaft in der Gerichtstraße ist allerdings von orgas nisierten Arbeitern gegründet worden. Bon den jezigen Inhabern ist aber niemand Mitglied des Bäderverbandes und auch wohl nie gewesen, da die Mitbegründer, soweit sie Bäcker waren, schon lange aus der Genossenschaft wie auch aus der Organisation ausgeschieden oder verstorben sind. Wenn demzufolge die Frage der Roten Fahne", ob die Organisation derartige Schädlinge noch länger in ihren Reihen dulden will, sich auf die Arbeiterratsmitglieder_beziehen soll, von denen allerdings zwei Drittel Kommunisten sind, würden demnach tatsächlich wieder Kommunisten ausgeschlossen werden, wenn dem Antrag der„ Roten Fahne" gefolgt würde. Aus schlüsse erfolgen aber nur durch eine Kommiffion nach Prüfung der Sache, und bisher ist hier von der Mißachtung der Berordnung in diesem Betrieb nichts befannt, da auch die tommunistischen Mitglieder des Betriebsrats feine Meldung an den Vers band gelangen ließen. Da nun aber die Fahne" angibt, ihren Be richt von einem Entlassenen zu haben, fommt nur das dort beschäftigt gewesene Mitglied der KA PD. in Frage.
Es ist also unwahr, daß Mitglieder des Bäckerverbandes Inhaber der Genossenschaft sind. Demzufolge unterstehen sie auch nicht der Erziehung des Verbandes.
,, Erziehungsarbeit" und" Agitation" für die Organisation wurde aber vor der Fahne" auch schon in dem Versammlungsbericht am 11. Dezember geleistet, indem in diesem Bersammlungsbericht von der Brotestversammlung gegen die Nachtarbeit und den 5- Uhr- Anfang der Wahrheit zuwider berichtet wurde, daß eine Entschließung nicht angenommen fei, da die Versammlung sich schon in voller Auf lösung befand durch das Schlußwort des Referenten. Wahrheit ist, daß die Versammlung der vom Referenten vorgelegten Entschließung einmütig zustimmte und die Versammlung erst nach Bekanntgabe verschiedener Angelegenheiten geschlossen auseinander ging.
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Wenn trotzdem bei der Berhandlung vor dem Oberregierungsrat Wetzel im Bolizeipräsidium dieser dem 5 Uhr Anfang nicht zugestimmt hat, so ist dies gewiß nicht das Berdienst der Roton Fahne", die durch diesen unwahren Bericht Material" geli fert hatte, els hätten die Bädergesellen an der Beibehaltung des 6- Uhr Anfangs fein Intereffe.
Die Rote Fahne" und ihre Gewährsmänner mögen den Verband mit ihrer Raterteilung und Agitation" in Ruhe lassen. Der Verband wird die Interessen seiner Mitglieder gehörig vertreten, und die Organisation wird auch an Stärke gewinnen, trog der schäbigen Agitationsmethode, wie sie die„ Rote Fahne" auch gegen den Zentralverband der Bäcker betreibt.
Amtliche Kreisblattpolitik.
fürzlich folgendes Schreiben mit dem nötigen Kommentar: Das sozialdemokratische Göttinger Boltsblatt" veröffentlichte
Einbec Fernsprecher 34.
Landhaus Borntal, den 14. 10. 1924.
Herrn G. Tich..... Hannover . Zu den vor Ihnen gu'el'ten Forderungen fann ich Sie nicht gebrauchen. Ein Gärtner, wie ich ihn suche und der es mit einem Berufe ernst meint, fennt nichts von dem Achtstundentag! Mit dieser faulen Revolutionsfrucht habe ich nichts zu schaffen, und fennen meine Leute sowas nicht.
Der Gärtner und der Landmann arbeiten folange es hell ist, im Winter gibt's faule Tage genug. Der höchste Lohn würde zu nächst bei freier Station 10 Mark pro Woche sein abzüglich der ges. Abzüge Ich nehme an, daß Ihnen meine Bedingungen nicht zufagen und gebe Ihnen Ihre Zeugnisse anbei zurück.
Hochachtungsvoll
gez. Siegfr. Sochfenröder. Der Empfänger dieses Schreibens, ein gewertschaftlich organis fierter Gärtner, hatte dem Herrn Landhausbefizer zu verstehen gegeben, daß er nur zu ordentlichen Lohn- und Arbeitsbedingungen arbeiten will. Der durch die Veröffentlichung seines Schreibens getennzeichnete Herr Siegfried Sachsenröder in Einbed ersuchte das „ Einbeder Tageblatt", seine Handlungsweise zu bemänteln und zu rechtfertigen. Dieses Blättchen, das sich als Amtliches Organ des Magistrats, des Amtsgerichts, des Finanzamts" und als„ Amt. liches Kreisblatt" bezeichnet, polemijierte denn auch gegen das Göttinger Volksblatt" und beliebte dabei folgende Einleitung:
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" Da das„ Volksblatt" von Partei megen verpflichtet ist, die durch die Weimarer Berfaffung fonzeffionierte und privilegierte Faulheit in Schuh zu nehmen...
Das glaubt sich ein Amtliches Kreisblatt gegen die hausbefizer und dessen deutschna.ionalen Freunden gefällig zu Weimarer Verfassung herausnehmen zu können, um sich einem Land. erweisen.
sich beschwerdeführend gegen diese Amtliche- Kreisblatt- Niederträchtig Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, Ortsgruppe Einbed, hat feit gewandt. Mit Recht, denn es ist ein Unding, daß eine solche Dreckschleuder gegen die Reichsverfassung tonzefficiert und privi. legiert ist.
Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten .
( FPS.) Während die Geschäftslage in den Bereinigten Staaten fich allmählich gebessert, die Arbeitslosigkeit in den letzten vier Monaten langfam abgenommen hat und die Löhne der Arbeiter steigen, so muß doch auf Grund einer von der Russell- Sage. Stiftung in New York unternommenen fünfjährigen Beobachtung, die sich auf 31 Städte in den Bereinigten Staaten und Kanada erstrecte, feftgestellt werden, daß durchschnittlich 10 bts 12 Proz aller Arbeiter dauernd arbeitslos find. Das be deutet eine ständige Arbeitslosigkeit von mehreren Millioren Menschen mit all ihren schwerwiegenden wirtschaftlichen, sozialen, psychologischen und moralischen Nebenerscheinungen, unter denen die Ausbeutung Taufender durch private Stellenvermittlungsbureaus eine erhebliche Rolle gespielt. Deshalb stellt die Stiftung u. a. auch die Forderung nach Schaffung ausreichender staatlicher Arbeitsnach weise auf.
Achtung! Former und Berufsgenossen! Quang nach Gevels. berg, Firma Häuften u. Co. ist wegen Streit fernzuhalten.
Berantwortlich für Politik: Ernst Reuter ; Wirtschaft: Artur Caternus; Gewerkschaftsbewegung: Friebr. Eglorn; Feuilleton: Dr. John Schitowski; Lokales und Sonstiges: Frig Karstadt : Anzeigen: Th. Glode: sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S.. Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei und Berlagsanftalt Vaul Singer u Co. Berlin S. 68, Lindenstraße 3. Sierzu 2 Beilagen.
In Drogerien und Apotheken. Verlangen Sie ausdrücklich„ Lebewohl" mit Filzring.
JACOBINER
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