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nationalistisch- putschistische Minderheitsregierung führt nicht aus der Krife heraus, sondern nur noch tiefer in sie hinein und über sie zur Katastrophe.

* Die Besprechungen des Reichskanzlers Marx.

Reichskanzler Mary hat im Laufe des geftrigen Tages mit den Parteiführern die fich bietenden Möglichkeiten einer Regierungs­bildung befprochen. Die Berhandlungen haben zu feinem positiven Ergebnis geführt, da sämtliche Fraktionen auf den von ihnen gefaßten Beschlüssen bestanden haben. Der Reichskanzler wird hem Reichspräsidenten über das Ergebnis feiner Bemühungen heute vormittag Bericht erstatten.

Im Verlauf her gestrigen Besprechungen erklärten auch die Demokraten, daß nach der Weigerung der Bolts­partei, die Koalition der Mitte fortzusetzen, nur noch die Roalition von Weimar möglich sei.

Der Reichstagspräsident.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beschloß ein­timmig, als stärkste Frattion Anspruch auf den Reichs­tagspräsidenten zu erheben und dafür wieder den Genossen Löbe in Vorschlag zu bringen.

beauftragt.

Der bisherige Fraktionsvorstand, wurde bis zur Neuwahl, die im Januar erfolgen foll, mit der Fortführung der Geschäfte Zu Beginn der Sigung sprach der Fraktionsvorsitzende, Genosse Müller, dem Genossen Bod zu seinem 40jährigen Jubiläum als Abgeordneter die herzlichsten Glückwünsche der Fraktion aus.

Fraktionsbeschlüsse und Kombinationen.

Die Stellung der kleinen Fraktionen.

Die kleinen Fraktionen, denen die Eigenart der parla­mentarischen Konstellation eine über ihre zahlenmäßige Stärke hinausgehende Bedeutung gegeben hat, geben ihre Stellung zur Regierungsfrage befannt.

Die Bayerische Boltspartei faßte in ihrer Fraktionssigung einstimmig folgenden Beschluß:

Nach diesen Beschlüffen hält die Deutsche Allge. meine Zeitung" den Versuch der Bildung einer Regie rung der Linken für das wahrscheinlichste:

Warum soll also Herr Marg nicht eine Kabinettsbil. dung nach links ohne die Deutsche Volkspartei versuchen? Sollte aber auch diese Möglichkeit, die sich aus der Entschließung des Zentrums ergibt, scheitern, so wird wohl der Reichspräsident die Sozialdemokratie als die stärtste Partei mit der Regierungsbil­dung zu beauftragen haben."

Sie gibt die Hoffnungen, daß das Zentrum noch für den Bürgerblock zu gewinnen wäre, auf:

Der Beschluß des Zentrums verbaut den Weg nach rechts auf absehbare Zeit fast vollkommen, er fabotiert jede Möglid, teit einer staatsbürgerlichen Regierung im Sinne des Wahlergebnisses." Anders der, a g". Er hält bis zuletzt an der Hoffnung feft, daß das Zentrum doch noch umfallen fönne:

Man hält es in parlamentarischen Kreisen nicht für ausge schlossen, daß zum mindesten die Mitglieder des Bor. ftandes der 3entrumsfrattion, trog des geftrigen ab. lehnenden Beschlusses, in Verhandlung über die Bil ung einer Rechtstoalition eintreten, um zunächst Deutschen Volkspartei fennenzulernen." einmal den Standpunkt der Deutschnationalen Boltspartei und der

Die Germania " indessen lehnt es mit aller Ent­schiedenheit ab, um der Interessen der Schwerindustrie willen den Bürgerblod zu bilden. Sie wirft der eit vor, daß fie nach der Methode altet den Die b" argumentiere, wenn sie dem Zentrum die Schuld an der Krise zuschiebe, und schreibt weiter:

NO

Es find weniger Gründe fachlich- politischer, sondern durch aus folche intereffen politischer Art, welche die Beit und ihre Gesinnungsfreunde die Rechtstoalition als das non plus ultra an sehen lassen. Wenn die Deutsche Boltspartei fidh befehren follte, würde sie sich zu einer fachlichen und nationalen, die Bolks gemeinschaft fordernden Realpolitit zurückfinden, die Zen. trumspartei aber tann nicht anders handeln, wenn fie nicht ihrem innersten Lebensgefeß zuwiderhandeln will. Wir sind mit der Wiederherstellung der bisherigen Roa. lition einverstanden und zweifeln nicht an ihrer Lebens fähigkeit, wenn die Deutsche Volkspartei es fürderhin ablehnt, sich von den Deutschnationalen und einseitigen, falsch ver. ftandenen Wirtschaftsinteressen ihre innenpolitischen Bicle porschreiben zu lassen."

1. Aus innen und außenpolitischen Gründen erachtet die Reichstagsfraktion der Bayerischen Bolkspartei die umgehende Bil bung einer arbeitsfähigen Reichsregierung für brin- Die Kombinationen des Tag" find bei solcher Schärfe gend geboten. Jede Verzögerung der Regierungsbildung schädigt der Ablehnung nicht anders zu werten denn als ein Versuch, die Interessen des deutschen Boites. 2. Getreu ihrer bisherigen in die Zentrumsfraktion Verwirrung hineinzutragen. Haltung und im Hinblid auf das Ergebnis der jüngsten Wahlen erachtet die Frattion die Bilbung einer bürgerlichen Mehrheitsregierung für das einzig Begebene und wird eine solche Regierung unterstützen."

Der Beschluß läßt die Frage offen, ob die Bayerische Boltspartei im Reichstag eine andere Regierung, etwa eine Minderheitsregierung der Mitte, zu Fall bringen würde..

Die Wirtschaftspartei beschloß: Die Wirtschaftspartel wird eine Regierung, in der die So. statbemokratie bertreten ist, grundsäßlich nicht unterstüßen. Sie wird eine bürgerliche Regierung unterstügen. nenn die Stimmen der Wirtschaftspartei dazu notwendig sind. Im übrigen wird die Partei ihre Stellungnahme einer bürgerlichen Regierung gegenüber von deren Berhalben zu den Forderungen des Mittelstandes abhängig machen."

In einer Besprechung des Abgeordneten Bredt mit dem Reichskanzler erläuterte der Abgeordnete Bredt diesen Be­schluß. Die Möglichkeit der Unterstützung einer Minderheits regierung der Mitte durch die Wirtschaftspartei ist damit ge­geben.

Die Boltspartei läßt durch die Telegraphen- Union eine wahrscheinlich von Stresemann ausgehende Erflä­rung verbreiten, daß die Deutsche Volkspartei weder an der großen Koalition, noch an einer Minderheits regierung teilnehmen werde.

Talmi- Heilkunde.

Der Unsinn der Augendiagnose".

Der Zorn der Rechtspresse. Trommelfeuer auf das Zentrum.

Es geht den Deutschnationalen mit den heiß ersehnten Ministersesseln, wie es unser Hauszeichner am vergangenen Sonntag treffend und wißig im Bilde festgehalten hat: heute noch feine Verteilung von Bortefeuilles- wiedernischt." Darob großer Zorn der Enttäuschten. Ihr Groll richtet sich jegt gegen das Zentrum. Die Rechtspresse überschlägt fich geradezu in ihren Angriffen und Beschimpfungen gegen die Bartei, die es gewagt hat, ihnen nicht als Fußschemel zur Erklimmung der Höhe zu dienen, wo die Ministerfeffel stehen. Boran die Kreuz 3eitung". In ihren Ausführun gen hagelt es von moralischer Entrüstung über die Unbe­lehrbarkeit und Unaufrichtigkeit" des Zentrums. Jezt, wo die Felle davonschwimmen, will sie gar nichts von einer Rechtstoalition gesagt haben:

Bon einer Rechtstoalition ist zwar auch in den letzten Tagen die Rede gewesen, aber nicht in erster Linie, denn das Zentrum wird doch nicht behauten wollen, daß die staats. bürgerliche Regierung, die gebildet werden follte, und zu der sogar die Demofraten zugezogen werden soll. ten, eine Rechtstoalition gewesen wäre."

erfrontungen mit Sicherheit auf ganz bestimmte Organerkrankungen im Rörper zu schließen.

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Alles um Minifterfige! Sogar mit den Demofraten will die Kreuz- Zeitung " zusammengehen mit denselben De­mokraten, die sie eben erst beschimpft hat wie feine andere Partei von ihr beschimpft wurde. Wenn es um Ministersize geht, ist ihnen im letzten Augenblid alles feil sogar der ganze Antisemitismus. Ueber den aufgelegten Schwindel, den reaktionären Bürgerblod mit der verlogenen Flagge der ftaatsbürgerlichen Regierung" drapieren zu wollen, ist fein Wort zu verlieren.

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Die Taktik der Rechtspresse ist, dem Zentrum mit Un­einigkeit im eigenen Lager zu drohen. Die Kreuz­Beitung" versucht eine Differenz zwischen der jetzigen Haltung des Zentrums und seiner tonfeffionellen Grundlage zu tonftruieren:

Die Anhänger des Zentrums glauben auch immer noch, daß der Hauptzmed der Politik der Partei auf tulturpolitischem Gebiete fiegt und betrachten die Wandlung, die sich zu Erzberger und Wirth vollzogen hat, lediglich unter dem Gesichtspunkt einer ver­önderten Taftit unter veränderten politischen Verhältnissen, ohne babei zu merfen, wie fulturpolitische Interessen um machtpolitischer Augenblickserfolge willen mehr und mehr preisgegeben werden.... Die Anschauungsgegensätze zur Sozialdemokratie und die Anschau­ungsgemeinſamfeiten zumal zur Deutschnationalen Boltspartei werden verschwiegen, um ja maht den Gedanken aufkommen zu laffen, daß das Zentrum feit Erzberger einen Weg gegangen iſt, der es von sich selbst abgeführt und der atheistischen Revo. lution, um uns der Ausdrucksweise, die in diesem Falle allein bennzeichnend ist, zu bedienen, in die Arme getrieben hat."

Die Absicht ist zu deutlich! Die Deutsche Tages­zeitung" droht dem Zentrum mit den ihm naheftehenden Bauernvereinen des Westens, die mit allem Nachdruck eine deutschnationale Bertretung in der Regierung verlangten. Den Gipfel der Unanständigkeit in dieser Kampagne gegen das Zentrum erklimmt der Lokal- Anzeiger":

Es zeigt sich, daß durch das Zusammenspiel mit diesmal anders verteilten Rollen zwischen dem Reichspräsidenten bert und dem bisherigen Reichstanzler und lintseingestellten Sentrumsführer Marg durchaus das erreicht worden ist. wenigstens vorläufig, mas sich Frankreich einstimmig von den deutschen Reichstagswahlen gewünscht hat: Die Verteilung einer Regierung, von der eine energischere Bertretung der nationalen Belonge Deutschlands zu besorgen wäre." Die Gorge des Zentrums um die Erhaltung des bis­herigen außenpolitischen Kurses verdächtigt er furzerhand als erheuchelt:

Die Außenpolitik ist lediglich die Kulisse, hinter der die Zentrumsnöte und Zentrumsformen versteckt werden sollen. Diefe Ruliffe ist schlecht, weil sie durchsichtig ist."

Das ist die alte schmutzige Methode, die die nationale Gesinnung eines jeden verdächtigt, der unter, nationaler Ge= finnung" nicht reaktionäre Gesinnung und konservativen Rastengeist versteht.

Und doch wird die Schmuhigkeit dieser Kampfweise noch übertrumpft vom Tag". Der läßt alle Masken fallen und droht offen mit dem Staatsstreich, wenn das Zentrum den Deutschnationalen nicht doch noch zu Willen ist:

"

Was aber nicht zu ertragen wäre, das wäre ein derartig plötz­licher Banterott atfer politijden Moral in deutschen Landen. Die einfache Foge müßte fein, daß sich die Volts ftimmung auf außerparlamentarischem Wege macht fanäle fucht, die das Strombett der bis herigen politischen Organisation in Deutschlan fofort zerschneiden würden. Es tame eine ap tische Uebergangszeit, die einen Bürgerfriegs Charakter tragen würde. Für alle derartigen Folgen müßte jetzt nach Ausfdjaftung der Demofraten das Zentrum verant wortlich gemacht werden."

Das ist deutlich! Her mit den Ministerfiken- oder Bürgerfrieg, Neuauflage des Kapp- Butsches. Das ist aber auch entscheidend. Der Tag" war zu offen­herzig. Eine Partei, die mit dem Staatsstreich droht, wenn

Bon diesem Treiben hinter den Kulissen der Weihnachtsbühne plaudert der erfahrene Fachmann Prof. Adolf Winds in der Leip­siger Illustrierten Zeitung": Da wird die Kinderschar einererziert, die als Zwerge, Elfen und Hampelmänner die Bühne beschreiten. Es bedarf dabei großer Geduld, da das kleine Volf übermütig ist und schwer im Baum gehalten werden kann, wenn es auch von der Wichtigkeit seiner Aufgabe durchbrungen ist. Mädels find anftelliger als Buben; aber ob Mädel oder Bub: ist nur der kleine Schau: spieler erst im Fahrwasser, so stellt er, je nachdem, feinen Mann oder Hampelmann. Der Weihnachtsmann fann sich auf ihn of besser verlassen, als auf seine großen Schauspieler, braucht aber für feine Arbeit viele Gehilfen. Da studiert ein Kapellmeister die Ge In ihrem Element aber ist die Frau Ballettmeisterin inmitten ihrer Ratten. Das sind die Ballettelevinnen, die frühzeitig, noch im Rindesalter, für den Beruf ausgebildet werden. Hoch oben auf der Leiter fizzt der Maler und streicht den Vollmond an, der Theater. meister zimmert das Häuschen der Knusperhere. Am angenehmsten ist den Kindern der Kostümschneider, der die kleinen Schauspieler in die bunten Gewänder stedt mit besonderer Freude läßt man fich Tierföpfe aufftülpen oder sich in eine Katzenhaut einnähen, dann geht es, hopsassal, auf allen Vieren. Die Kunst des Friseurs hat freilich nichts dabei zu tun, laffen sich doch die Kleinen so gera schminken, eine Wonne, die sich noch steigert, friegt man einen mächtinen Bart ins Gesicht geklebt! Arg geplaat ist der Regisseur, der Weihnachtsmann in Berson, der seinen fleinen Schauspielern Gang und Haltung beibringt, im Schweiße seines Kulissenstaubes ihnen die Rolle Satz für Sah, Silbe für Silbe immer wieder vor­spricht. Nur die Souffleuse im Kasten macht ein vergnügtes Gesicht. Sie weiß, den Kleinen da oben braucht sie nicht zu helfen. Sie bleiben nicht stecken, auch extemporieren sie nicht wie ihre großen Kollegen, die das besonders gern im Weihnachtsmärchen tun. Auch tritifieren die kleinen Schauspieler nicht das Stück und schimpfen nicht über ihre Rollen. Bielmehr sind sie glücklich über jedes G lein, das sie zu sprechen haben...

Nun weiß schon jeder Baie, daß es von angeborenen, meist erb- fänge ein; manch fleinem Lümmel ist der Taft schwer beizubringen. lichen Eigenschaften abhängt, ob sich wenig oder viel Bigment bildet; haben die Eltern und Großeltern blaue Augen, so wird sie meistens das Kind auch bekommen. Das geht gewöhnlich hand in hand mit der Pigmentbildung in den Haaren und in der Haut. Ein flachs haariges Kind wird nur selten dunkelbraune Augen haben. Das Bigment in der Iris ift nicht regelmäßig zerstreut, an dem Bupillen rond liegt meist mehr, als in der Peripherie, und oft bildet das Pigment Flede und ecige, strahlige Figuren: das hängt ab von dem Verlauf der Blutgefäße, zwischen deren Verlauf es die Felder ausfüllt. Alles dies ist genau erforscht und festgestellt.

Die Iris sieht, wenn man genau beobachtet, bei jedem Menschen anders aus. Man könnte sie zum Erkennungsdienst, dem Bertillot­Da geistige Aufstieg der Menschheit vollzieht sich nicht auf einer fchen System, verwenden, menn sich die Zeichnung leicht darstellen, stetig ansteigenden Linie. Der Fortschritt ist vielmehr durch Perioden abdrücken oder photographieren ließe. Dies liegt zunächst an einem yon Höhen und Niederungen gekennzeichnet. Auf Zeiten des Fort- unendlich feinen, nur mit dem Mitroftop erkennbaren und fast im schritts folgen folche des Niederganges. Die Gegenwart, die einem Gewebe abgelagerten braunen Bigmentstoub. Ist dieses Bigment reichen Kapital wissenschaftlicher Entdeckungen noch manche wertvolle i fpärlich, so schimmert das Gemete mehr oder weniger durch, die Iris Erkenntnis hinzufügt, ist zugleich eine Blütezeit der Unwissenschaft.| erscheint blau; ist das Pigment reichlich, so ist die Iris braun; das lichkeit. Aftrologen, Theosophen, Oftultisten und Geheimnisträmer, wischen gibt es alle denkbaren Uebergänge. preisen auf allen Gebieten ihre zweifelhaften Künste an, und es ge lingt ihnen nur zu leicht, immer wieder eine gläubige Gemeinde um sich zu versammeln. Auch auf dem Gebiet der Heilkunde macht sich diefes Unwesen breit und verfucht, die eratte ärztliche Wissenschaft durch ein Surrogat von Halbbildung und sogenann.er Roturertennt nis zu verbrängen. So will die sogenannte Augendiagnose in ver. blüffend einfachem Verfahren, angesichts dessen mcn fich eigentlich fragen muß, wozu dann ein medizinisches Studium überhaupt noch nötig sein soll, von der Beschaffenheit der Iris den Zustand des Körpers ablesen und die Diagnose für alle möglichen Krankheiten stellen. Mit dieser Lehre", die bereits in einer ziemlich fta.tlichen Literatur" niedergelegt ist, beschäftigt sich in danfenswerter Schärfe Brofessor Dr. Greeff, der bekannte Berliner Augenarzt, in der letzten Nummer der Deutschen Optischen Wochenschrift", indem er das Truggebilde der Augendiagnose unter Hinweis auf die von der Wissen fchaft gemachten Erfahrungen gründlich zerstört. " Solange es eine wissenschaftliche Augenheilkunde gibt," so fchreibt Prof. Dr. Greeff, hat man die Beobachtung gemacht, daß Augenleiden vielfach nut Erscheinungen von allgemeinen Körperleiden find, die fich frühzeitig am Auge zeigen. Das ist schon an den außen fich baren Teilen des Auges der Fall, auch an der Regenbogenhaut, ber Iris . Die Entzündung der Iris ift fast immer abhängig von Erfrantungen am Körper, die auf dem Weg der Blutbahn dem Auge zugeleitet werden, so der Syphilis, der Tuberkulose, des Gelent. rheumatismus usw. Genauer haben wir aber den Zusammenhang vom Auge mit Allgemein leiden kennengelernt, nachdem uns Heim. holz gelehrt hat, in das Innere des Auges zu schauen. Hier ist die einzige Stelle im Körper, wo man direft die Blutmasse und die Blut­gefäße sehen und ihre frühesten Veränderungen erkennen kann, und hier ist auch die einzige Stelle, on der man die lebenden Nerven fasern beobachtet, die mit Gehirn und Rüdenmart zusammenhängen. Den Beweis aber, daß man aus den Augen so oft auf Erkrankungen anderer Teile des Körpers schließen tann, brachte neben den ver * gleichenden flinischen Untersuchungen des inneren Mediziners und des Nervenarztes vor allem die pathologische Anatomie; die Er forschung der Organe nach dem Tode. In mühseliger Arbeit, nach Millionen von Fällen, haben alle kultivierten Nationen dazu bei getragen, daß man heute ein System hat, daß erlaubt, aus Augen

Ferner ist die Oberfläche der Iris nicht glatt, sondern es finden sich zahllose, vorspringende Leisten, zwischen denen tiefe Einziehungen, Krypten. oder Löcher liegen. Diese führen in ein Lymphgefäßfyftem der Iris hinein. Das Irisgewebe ist wie ein Schwamm, der sich bei den immerfort erfolgenden Bewegungen der Iris bald aufsaugt, bald cuspreßt. Auch diese angeborenen Vertiefungen( das" Relief") find tei jedem Menschen anders. Wollte man durch Waschschwämme feine Durchschnitte machen, so würde auch bei jedem Schwamm das Lochsystem ein anderes Bild geben. Die Lehre, die sich heute Augen diagnose" nennt, sieht sich nun diese Pigmentbildungen, Einziehun gen und Erhabenheiten der Iris an, und will daraus alle Erfron fungen des Körpers ohne weitere Untersuchung erfennen fönnen.

Die Frage, ob denn nun wirklich gar nichts an der sogenannten Augendiagnose" dran sei, ist mit einem glatten Ja zu beantworten. Es ist nicht ein Körnchen von Wahrheit darin, nicht ein Fünfchen von richtiger Beobachtung. Die Augendiagnose ist reiner Unfinn, geübt von Personen, die weder von Augen noch von Rörperleiden eine Ahnung haben.

Hinter den Kulissen der Weihnachtsbühne.

Die Weihnachtsaufführungen bilden eine besondere Freude der Jugend in diesen dem Kinderglück geweihten Tagen. Und wenn sie da fizzen und mit glühenden Augen und roten Baden die Bilder der bekannten Märchen so lebendig an sich vorüberziehen fehen, dann glauben sie, daß das Wunder Wirklichkeit wird. Sie ahnen aber nicht, wie schwer es ist, dies Märchenwunder auf der Bühne zu verwirklichen und welche Arbeit der Regisseur vorher zu ver. richten hat.

Ameisen mit Bärten. Die Ameisen sind neben den Bienen wohl diejenigen Insekten, die die Aufmerksamkeit der Menschheit am meisten gefeffelt haben. Zahllose Gelehrte haben sich mit diesen fleißigen Lierchen, ihren Staaten und ihrer eigenartigen Gesellschaftsordnung beschäftigt und flassische Werke verfaßt, ohne den Stoff zu erschöpfen. Die Dichter haben in Fabel und Märchen die Ameisen bald lehr. haft, bald phantastisch als Muster und Ideal aufgestellt. Nun kommt ein Schriftsteller, der diesen ebenso fesselnden wie unübersehbaren Stoff neu zu gestalten sucht. In seinem Wert Ameisen", das foeben bei Georg Miller in München erscheint, offenbart sich hans heing Ewers als Naturforscher und Gesellschaftsfritifer, indem er die weite Welt dieser wundersamen Insektenfamilie fenntnisreich durch­streift und in allerlei ironisch erzählten Zwischenspielen" dan Menschen aus der Ameisenperspektive betrachtet. Unter den vielen Merkwürdigkeiten, die die Welt der Ameisen darbietet, macht er auch auf Ameisen mit Bärten, auf die sogenannten Bartjungfrauen, auf. merffam. Es ist auffallend," schreibt er, daß den jüdischen, christ­lichen, arabischen Propheten ein äußerliches Merkmal entging, das für die am Rande der Wüste haufenden Ameisen ebenso bezeichnend ist, wie für diese Propheten selber. Beim Barte des Propheten"