Nr. 597 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Um die Straßenbahn G. m. b. H.
Scharfe Angriffe in der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
Die Stadtverordnetenversammlung erledigte gestern in einer Dauersizung einen großen Teil des ihr vorgelegten reich lichen Arbeitspensums. Sic arbeitete floit, um nicht zuviel Reste in das nächste Jahr hinübernehmen zu müssen. Unter anderem gab es ein paar lange Debatten über das Verkehrswesen und die ihm dienenden Einrichtungen. Scharfe Angriffe wurden gegen die Straßenbahn- G. m. b. H. gerichtet. Anlaß dazu gab ein deutschnationaler Antrag wegen der Behandlung der Fest angestellten und Beamten. Für die sozialdemokratische Fraktion sprach Genosse Flatau. Er geißelte rüdhaltlos die gefamte Personalpolitie der Straßenbahn- G. m. b. 5., wari der Leitung kapitalistische Grundsäße vor und forderte aufs entschiedenste eine Abkehr von diesem System. Sein Protest galt der Behandlung des gesamten Personals, der Beamten, Festangestellten und Arbeiter. Ein Antrag, der die Wiedet einstellung der Leute forderte, die wegen Richtunterzeichnung eines sie rechtlos machenden Reverses entlassen worden sind, wurde angenommen, ebenso ein von der sozialdemokratischen Fraktion gestellter Antrag, der Aufklärung über die Neueinstellungen und über die Ausbildung forderte. Bei einer Anfrage wegen der Verkehrsregelung forderte Genosse Klose, daß man nicht mit Bolizei maßnahmen und mit harter Bestrafung des im Berkehrsgewerbe tätigen Personals, sondern mit besserer Ausbildung in einer einzurichtenden Fahrschule ben Mißständen abzuhelfen Juchen foll. Bei dem Widerspruch gegen die Verkehrsregelung der Polizei habe man auf bürgerlicher Seite allerdings nicht an die Interessen des Personals, sondern nur an die der großen Geschäfte gedacht.
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Bedeutsamkeit nicht scheitern; die Limitierung auf 5 Millionen wäre lediglich eine Verschleierung der Ablehnung; die Freunde dieses Antrags wollen eben verhindern, daß ein so großer Grundbesig in die Hand der Stadt kommt. Welche ungeheuren Opfer würde Berlin zu bringen haben, wenn nach 10 oder 20 Jahren dieses Terrain nicht erschlossen würde? In der weiteren Aussprache behaupptete Fedler von ihr, sondern von der privaten Bodenspekulation der Bebauung ( Dnat.), daß Berlin einen solchen enormen Bissen Bauland auch in 80 Jahren nicht verbauen könnte; die Eumme sei wahnsinnig hoch, die Vorlage abzulehnen. Herr v. Eynern( DVB.) verwarf die Vorlage wegen der übermäßigen Preisforderung und Dr. Michaelis( Dem.) sowie Schmidt( 3.) hielten einen Marimalpreis non 5 Millionen für genind. Bom Magiftrat verwendete sich Stadt wurde der Antrag der Demokraten und des Zentrums abgelehnt, rat Busch für die Annahme des Magistratsvorschlags. Schließlich darauf die Vorlage in namentlicher Abstimmung mit 106 gegen 76 Stimmen angenommen
Zum Antrage der Dnat. betreffend Wahrung der Rechte der Fest angestellten usw. der Straßenbahn- BetriebsG. m. b. b. hat der Ausschuß empfohlen, den Magistrat zu er suchen, dahin zu wirken daß diejenigen Festangestellten wieder ein aus ellen sind, die entlassen worden sind, weil sie den Revers nicht unterschreiben wollten. Gen. Flatau befürwortete einen An trag, der den Straßenbahnern in viel weitgehenderem Maße gerecht wird und übte bei der Gelegenheit
scharfe Krifit an der Straßenbahn- Betriebs- G. m. b. H. und Men hätte nicht glauben sollen, daß die Leiter der G. m. b. H. fich ihren Praffiten. so schnell in die fapitalistischen Gedankengänge hineinfinden würden. Es müsse ein ganz anderes Verfahren in der geschäftlichen Leitung eingeschlagen werden; man werde eventuell sogar zu erwägen haben, In der gestrigen Sigung der Stadtverordneten machte der Bor- ob es nicht besser sei, die ganze G. m. b. S. aufzulösen.steher Gen. Ha B zunächst die offizielle Mitteilung, daß der vom Der Kämmerer hielt hiernach für geboten, die Berdienste der Stadtschulrat Paulsen gegen seine unfreiwillige Verfegung in den G. m. b. 5. in ihrer einjährigen Tätigkeit auf das stärkste hervor einstweiligen Ruhestand erhobene Einspruch von dem zuständigen zuheben und ihren leitenden Männern den Dont der ganzen Stadt Kammergerich sausschuß zurückgewiesen worden ist. Ohne Aussprache zu votieren. Der beanstandete ursprüngliche Revers, der übrigens überwies die Versammlung eine große Anzahl von den auf der nicht mehr bestehe, sei auch dem Magistrat nicht glücklich erschienen. Tagesordnung stehenden 43 Gegenständen der Ausschußberatung, so Lange( 3.) erklärte es für die Pflicht der Stadt, den Angestellten u. a. die Vorlage betreffend lebernahme einer Bürgschaft für die ihre in 10- oder 20jähriger Tätigkeit erworbenen Rechte zu erfüllen. evangelische Gemeinde Deutschstämmiger au s Die Wiedereinstellung der 48 Reversverweigerer dürfe nur die erste Rußland ( in Verbindung mit der Anfrage der Kommunisten Etappe auf dem Wege der Rehabilitierung der Betroffenen fein; wegen der Uebernahme einer städtischen Bürgschaft für die es handle fich um ihrer 200. Goethe- Bühne), bie Vorlage wegen Umänderung der Lehrlegenheit, sich am Gan Flatau zu reiben. Müller- Franken( Wirtsch. Wolf( Komm.) benutzte die Geverfassung der 16 Realschulen Alt- Berlins, die Partei) fand das Loblied auf die Straßenbahn sehr deplaciert; wenn Frage der Verstärkung der Haushaltsmittet auf dem jemond Dank verdiene, sei es das Bublikum, das die Mißhandlungen Gebiete des allgemeinen Unterstübungswesens, die An- und Rücksichtslosigkeiten, die die G. m. b. 5. fich andauernd zuschulden träge verschiedener Barteien megen Errichtung von Ronrettor. stellen an Mittelschulen. Das vorläufige Ergebnis des Ab schußantrag wu: be angenommen. Auch mit dem Anirage tommen lasse, mit unglaublicher Lammesgebuld ertrage. Der Aus schlusses der Stadthaupttaffe für 1923 mit den nom Magiftrat vor Flotau, der von Magistrat die Aufstellung einer ifte verlangt, geschlagenen Rüdstellungen in Höhe von 4,3 millionen welche Straßenbahner seit dem 8. September 1923 meu eingestellt Mark für Wohlfahrts wede wurde genehmigt. Zu einer sind und welche technische Ausbildung fie genoffen haben, war die lebhaften Auseinanderseßung tam es erst bei der wiederholten Be Versammlung einverstanden. ratung über den Anfauf des Rittergutes Brig, Nach 9 Uhr trat die Versammlung noch in die Besprechung der die am letzten Donnerstag in den Ausschuß zurüdverwiesen worden war. Die Familie Brede will das 2400 Morgen große Gut für 58 Millionen verlaufen; in Wirklichkeit kommt für die Stadt einschließlich der Steuern und Gebühren ein Betrag von 6,4 millionen heraus. Von Demokraten und Zentrum ist ein Höchstangebot von 5 Millionen als äußerstes Entgegenkommen vorgeschlagen. Gen. Dr. Lohmann begrüßte das Borgehen des Magistrcts, der nunmehr nach langer Stagnation endlich eine großzügige Wohnungspolitif einleite, wie sie Berlin fo bitter not fei. Mit diesem Grundstück in der Hand werde Berlin auf Jahrzehnte hinaus den Baumartt preisregulie. rend beeinflussen tönnen. Im Ausschusse, deffen Mehrheit abermals für die Bewilligung der 5,8 Millionen sich ousgesprochen, habe sich eine seltsame Gegnerschaft erhoben, indem die beiden Rech sparteien aus ganz entgegengefeßten Motiven zur Ab. Tehnung gelangt feien, die DBP., weil das Grundstück zu groß, die Dnat., weil der Preis zu hoch sei. Erfreulicherweise fei noch in letzter Stunde eine Ermäßigung des Preifes auf 5,65 Millionen zu gestanden worden. An der Geldfrage dürfe ein Projekt von dieser
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Der Mittelweg.
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Bon Sir Philip Gibbs . Kenneths andere Gäste waren der Vicomte St. Pierre de Baur und seine Frau, eine elegante häßliche Schönheit", die ihren Mann mit anbetenden Augen anblickte. Der Bicomte war ein Krüppel, der den linken Arm und das rechte Bein im Kriege verloren hatte, was feine angeborene Fröhlichkeit, wie es schien, nicht hatte zerstören können.
Kenneth war ein ausgezeichneter Wirt, der die Konversation in perfektem Französisch so leicht und anmutig führte, wie daheim in einem englischen Salon. Ein- oder zweimal fing Bertram wieder diesen bestürzten, verlegenen Blick auf, wenn er unvermutet zu Kenneth hinübersah, aber er glaubte, sich getäuscht zu haben, denn dieser Ausdruck glitt vorüber
wie ein Schatten.
Der Tisch war für sechs Personen gedeckt, und die Gäste faßen so, daß die beiden Ehepaare möglichst voneinander entfernte Pläge hatten.
Zuerst drehte sich die Unterhaltung um die Teuerung der Lebensmittel, welche man hauptsächlich den Zwischenhändlern zuschrieb. Dann wandte sich Madame de Montauban zu Bertram und beglückwünschte ihn zu dem Besitz einer so schönen Frau, die sie mehrere Male getroffen hatte. Als Bertram sich erfundigte, wo dies der Fall gewesen wäre, blickte sie eine Sefunde erstaunt zu Kenneth hinüber und sagte dann mit ihrem reizenden Lächeln: Ueberall in Paris . Sie hat sich durch ihre Sympathie für Frankreich überall bei uns Freunde erworben."
„ Ach!" sagte Armand de Baux, Monsieur ist der Gatte der reizenden Mnlady Jonce? Sie ist entzückend! Eine englische Rose! Monsieur muß mir schon verzeihen, daß ich sterblich in sie verliebt bin."
Kenneth leicht.
" Ihr diesen Tribut zu zollen, ist unvermeidlich," sagte Bertram Bollard weiß, daß alle seine Freunde Sklaven ihrer Schönheit sind, nicht wahr?"
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Er sprach französisch. und seine Worte flangen ritterlich und romantisch, aber sein Lächeln war wieder etwas spättisch, als er zu Bertram hinübersah.
Neuregelung des Berliner Straßenverkehrs
an der Hand einer Anfrage der Deutschnationa'en ein. Bürgermeister Scholt teilte mit, daß die Verkehrsdeputation den polizeilichen Verordnungsentwurf abgelehnt und eine Reihe von Aenderungen in Vorschlag gebracht hat. Klose( Soz.) erblickte in der Anfrage ein deutschnationales Wahlmanöver. In der Sache selbst fieht er auch in der revidierten Verkehrsordnung eine empfindliche Schädigung der Arbeiterschaft, zumal auch in den verschärften StrafSchädigung der Arbeiterschaft, zumal auch in den verschärften Straf bestimmungen. Fach- und Fahrschulen müßten eingerichtet werden. Ein Redner der Deutschnationalen regte sich über die Charakterifierung ihrer Anfrage durch Gen. Klose gewaltig auf. Alle Redner wendeten sich übereinstimmend gegendas halte und Wende perbot Eine sehr verschiedenartige Beurteilung fand auch der jezt endlich in Funktion gesetzte Verkehrsturm auf dem Potsdamer Plag. Aus der Beantwortung einer Anfrage des Zentrums betr. die Berwendung der Hauszinssteuer durch Stadtrat Wuhin ging hervor, daß die Stadt Berlin in diesem Rechnungsjahre mit der
Armand de Baur wandte sich zu ihm. Sie haben auch hier in Frankreich gekämpft?"
An der Somme, in Flandern , und bei Cambrai ." ,, Und haben noch beide Beine! Das ist ein Wunder. Sie fehen, ich habe zwei meiner Glieder im Kriege verloren und dafür die Medaille Militaire und das Croix de Guerre eingetauscht. Es war schwer genug, die Bunden zu bekommen. Ich war wie gefeit im größten Kugelregen. Endlich, in der Sommeschlacht, kam die Kugel geflogen, die mir meine Wunden und die langersehnten Ehrenzeichen eintrug." Und er lachte so heiter, daß Bertram einstimmte.
Diefer fleine französische Aristokrat prahlte nicht und pofierte nicht. Er liebte den Krieg, wie alle seine Vorfahren und schreckte vor seinem Grauen nicht zurüd.
" Dann stimmen Sie nicht mit Barbuffe überein, der in seinem Feuer" die Denkungsweise des Poilu wiedergibt?" fragte Bertram.
Daraufhin explodierte Armand de Baug wie eine Granate: Dies Buch war ein Berrat und eine Beschimpfung, der Tapfer feit des franzöfifchen Soldaten angetan.
Bertram schwieg, da er an diesem Tische in feine Dis fuffion eingehen wollte, aber Madame de Montauban sagte: Ich hatte einen Neffen im Felde, der hat mir gesagt, daß Barbusse ein getreues Bild der Stimmung in den Schüßen gräben um 1915 gezeichnet hat. Die Leute wurden nicht ab gelöst. Sie lebten, aßen, fchliefen und starben im Schlamm und Schmuz, bis sie wahnsinnig wurden oder freiwillig den Tod fuchten. Nein, Vicomte, der Krieg ist fein spannendes Abenteuer, er ist das schreckliche Trauerspiel. Er hat unser Baterland beinahe vernichtet. Noch einmal Krieg, und wir fterben!"
Wir haben nur eine Ansicht und einen Wunsch," sagte Montauban , und das ist unsere Sicherheit nach unseren sicherheit? Wir sind nicht start genug, um dereinst allein Opfern und unserem Siege. Wo aber liegt für uns diese gegen die Boches zu kämpfen."
,, Wir haben ja Bolen als ritterlichen Bundesgenossen." wie ein Rohr. Wenn Eng 'ond nicht treu zu uns hält, werden " Bolen wird zwischen Deutschland und Rußland zerbrechen mir allein stehen."„ Aber England wird zu uns holten," sagte Madame de Montoubon und legte ihre Hand begütigend auf Bertrams Arm. Noch soviel gemeinsamen Leiden und Opfern
Freitag, 19. Dezember 1924
Erstellung von 10 000 neuen Wohnungen
rechnen darf. Auch über die von fommunistischer Seite in einer Anfrage verlangte Beseitigung von Mißständen bei der Straßenbahn( Wiedereinführung des Achtstundentages, Stundenlohn von mindestens 1 M. usw.) unterhielt man sich; es bieb aber bei der Begründung und der Antwort des Stadtbaurats Adler; eine Besprechung tonnte mangels ausreichender Unterstützung nicht flattfinden. Das Recht des Mitredens der Versammlung bei Gründung einer Gesellschaft zur Versorgung der Tankstellen mit Benzo1 usw. nahm auch Gen. Reuter mit den kommunistischen Antragstellern in Anspruch. Nach Erledigung weiterer meniger bedeutender Gegenstände schloß die Sizung um 10 Uhr. Nächste Sigung erst nach Neujahr.
Um die Verkehrsordnung.
Abgelehnte Befchränkung des Personenverkehrs. Der Verkehrsausschuß zur Vorberatung der Polizeiverordnung betreffend Neuregelung des Berliner Straßenverkehrs beschloß gestern, dem alteverbot fowie der Beschränkung des stimmen, und zwar für die Stunden von 5-7 Uhr. Der Ausaftverkehrs in den Verkehrsstraßen erster Ordnung zuzuschuß stimmte ferner für die Verkehrsstraßen erster Ordnung dem Wendeverbot zu sowie der Vorschrift, daß in die Verkehrsstraßen zweiter Ordnung langsam einzubiegen sei. Mit dem Verbot des 3weirad und Motorzweiradverkehrs in den Verkehrsstraßen erster Ordnung erklärte sich der Ausschuß ebenfalls einverstanden. Die Beschränkung des Personenver fehrs wurde jedoch in jeder Form abgelehnt, insbesondere die Einrichtung ausschließlich zu benutzender Straßenübergangs ft ellen. Die Bestimmung, daß bei Blägen, Straßenkreuzungen und Brüden in der Fahrt befindliche Kraftfahrzeuge mit Einschluß der Weinkrafträder einander nicht überholen dürfen, wurde ange haben, auch nicht zu passieren haben. Den mit Pferden bespannten nommen. Es wurde auch der Bestimmung beigepflichtet, daß in den Berfehrsstraßen erster Ordnung Lastwagen, die dort nicht zu halten Raftwagen und Handwagen soll außerdem das Halten zum Ent oder Beladen wie das Befahren dieser Straßen in der Längsrichtung von 3-7 Uhr nachmittags verboten fein. Die Vermehrung der die Deputation als erwünscht und beschloß außerdem, dem PolizeiParkpläge und Haltepläge in stärkerem Maße bezeichnete präsidenten dringend zu empfehlen, daß von der Veröffentlichung bis zum Infrafttreten einer solchen Polizeiverordnung mindestens ein Monat Frist gegeben werde. um allen beteiligten Stellen die Möglichkeit zu geben, sich in die vielen neuen Bestimmungen einzuleben. Außerdem soll das Polizeipräsidium ersucht werden, Beftrafungen grundsätzlich in möglichst niedrigen Grenzen zu halten, fo daß nicht sofort Höchftstrafen eintreten, vielmehr wurde die Aufstellung bestimmter Richtlinien als geboten bezeichnet, mäßig verfahren fönne. damit die Erefutive bei den Strafenfestlegungen möglichst gleichOrdnung wurden als besonders verkehrsreich nachstehende Straßen Als Verkehrsstraßen erster festgestellt: Budapester Straße von der Lennéstraße bis Potsdamer Play, Charlottenstraße von der Behrenstraße bis Unter den Linden , Gertraudienstraße, Mühlendamm einschließlich Moltenmarkt, HizigFriedrichstraße von der Weidendammbrüde bis Krausenstraße, straße, Joachimsthaler Straße vom Kurfürstendamm bis Bahnhof 3oologischer Garten, Königgräger Straße vom Potsdamer Plaz bis Röthener Straße, Königstraße, Leipziger Straße einschließlich LeipBotsdamer Plag einschließlich, Spandauer Straße von Molkenmarkt ziger Plaz und Spittelmarkt, Botsdamer Straße von Karlsbad bis bis Königstraße, Tiergartenstraße von der Hizigstraße bis Kemper= plaz einschließlich.
Ein grundsählicher Gegner der Arbeit. Hausdiener, die auf dem Rostamt SW. 19 in der Bergmannstraße die Sendungen ihrer Geschäfte aufgaben, wurden seit einiger Zeit fortgesezt um Pakete bestohlen. Am Schluß der Auflieferung mertten fie jedesmal, daß das eine oder das andere Baket der ganzen Sammlung fehlte. Endlich wurde jetzt der Dieb beobachtet und von dem Pförtner des Amtes festgenommen. Er hatte wieder ein Patet erwischt und die Beute, wie sich jetzt ergab, wie immer in ein blaues Leinentuch gesteckt, das er unter dem Rock um den Leib geschlagen hatte. Der Ertappte wurde der Kriminalpolizei übergeben, und diese erkannte in ihm einen 46 Jahre alten aus Beeskow gebürs tigen Albert Hohlfeld, der sich arbeits- und wohnungslos in Berlin umhertrieb. Hohlfeld ist nicht weniger als 24mal bestraft. Er hat viele deutsche Gefängnisse und Zuchthäuser kennen gelernt. Wie er fagt, mußte er, der Sohn eines Landarbeiters,
| umherwandere, habe ich nur den französischen Standpunkt gehört. Ich stimme ihm in vielem bei, denn ich liebe Frank reich , aber es gibt auch noch einen anderen Standpunkt." Ja?" fragte Montauban höflich, aber mit einem Unterton von Sarkasmus.
Ja! Den englischen. Den des gemeinen Mannes, des Tommy, der in Frankreich fämpfte."
Ja?" fragte Montauban wieder. ,, und den fenne ich ziemlich gut. Wollen Sie ihn hören?". " Ja, bitte," sagte Madame de Montauban.
Nun also. Er hält nichts davon, dem am Boden Liegenden, auch wenn er ein Deutscher ist, noch Fußstöße zu versetzen. Und er glaubt, daß, wenn Frankreich einen allzu harten Drud auf Deutschland ausübt, ein neuer Krieg folgen muß. Und das will er nicht, denn er hat schon zwei Millionen Arbeitslose unter seinen Kameraden als Folge des Krieges, und der Handel Englands liegt darnieder. Er will Frieden, und er glaubt, der Weg dazu ist die Vereinigung der Völker Europas , das Berlöschen des Haffes, feine Schuß- und Trutzbündnisse, sondern der Völkerbund . An den glaubt er."
" Dann glaubt er an ein ungeheures Trugbild," sagte Montauban sehr falt.
,, Wenn ich als Soldat sprechen darf," sogte Armand de Baur, ich sehe die Sicherheit für Frankreich und England einzig und allein in der Macht ihrer Geschüße. Und ich vertausche sogar dieses sehr angenehme Diner mit dem Schmutz der Schüßengräben, wenn ich die Boches dadurch in die Luft sprengen fönnte."
,, Du bist ein blutdürftiges Ungeheuer," sagte seine Frau. ,, Sie sind ein Berächter meines armen fleinen Bantiers," Scherzte Kenneth, bestellte frischen Champagner und spielte die Unterhaltung sehr geschickt auf die Eigenheiten der Jazzmufit hinüber.
Die Anderen hatten noch eine andere Einladung für den Um zehn Uhr mußte er wieder in der Gesandtschaft sein.
Abend.
Als Bertram der schönen Madame de Montauban den Freundschaft die Hand. Mantel um die Schultern legte, gab sie ihm m reizender
Ich verstehe Ihren englischen Standpunkt," sagte sie, finde ihn aber etwas gefährlich." Dann beugte sie sich zu ihm, lächelte und sagte leise: Das ist wichtiger für Sie als
,, Es freut mich, daß Jonce so allgemein bewundert wird Ihlägt das englische Herz treu für uns, nicht wahr, mein Herr?" Bofifit, wenn Sie Ihre Schönheit lieben."
fagte dieser ruhig.
,, So ist es," sagte Bertram leidenschaftlich ,,, und ich danke Ihnen für diese Worte, Motame. Seit ich in Frankreich
Ein Rauschen ihres Kleides, ein graziöles Lächeln, und sie war verschwunden. ( Fortjehung folgt.)