legenheit besteht darin, daß der Termin für die Besetzung des Ruhrgebiets am 15. Auguft, der für die Besetzung der Kölner Bone schon am 10. Januar abläuft, mit der Räumung der Kölner Zone aber auch eine weitere Besegung des Ruhrgebiets unmöglich wird.
Um nun die Räumung von Köln hinauszuziehen, der schanzt sich die englische Politik hinter formaljuristische Deduktionen und behauptet, daß Deutschland kein Recht auf, Räumung habe, da die Bedingungen des Friedensvertrages, namentlich in bezug auf die Abrüstung, nicht voll erfüllt seien. Das ist ein sehr gefährliches Zugeständnis nicht an Herriot , sondern an Poincaré und dessen These, daß die Fristen überhaupt noch nicht zu laufen begonnen hätten. Herriot aber tommt in eine schwierige Lage, weil er sich nicht dem Vorwurf ausfeßen fann, er sei um die militärische Sicherheit Frant reichs weniger besorgt als die englische Regierung!
Ganz anders stünde die Angelegenheit, wenn es noch gelänge, die englische Regierung auf den Standpunft zu brin gen, daß Deutschland ein Recht auf fristgerechte Räumung der Kölner Zone habe, daß aber aus prattischen Gründen eine Verlängerung der Besetzung um wenige Monate bei gleichzeitiger Abkürzung der Ruhrbesetzung zugestanden werden solle. Ein Ausgleich in diesem Sinne wäre rechverstandene nationale Realpolitik"..
Es nüht einem Bolt nichts, wenn seine Regierung recht hat, fie muß auch recht betommen.
Daß die Entwaffnung Deutschlands im ganzen durchgeführt ist, daß Deutschland heute verhältnismäßig waffenlos schwer bewaffneten Gegnern gegenübersteht und nicht daran denken tann, Krieg zu führen, das fann niemand leugnen, der es mit der Wahrheit ernst nimmt. Eine andere Frage ist, ob nicht eine überpeinliche Untersuchung, die in allen Einzelheiten herumstochert, irgendwelche ihr wund scheinende Punkte herausfinden tann. Nichts wäre ungefchickter, als den diplomatischen Gegner in eine Stellung hineinzumanövrieren, in der er ein Interesse daran hätte, Deutschland irgendwelche Berfahlungen gegen den Friedensvertrag nachzuweisen. Denn bei der ungeheuren Reichhaltigkeit des Vertrags an schwer oder gar unmöglich zu erfüllenden Bestimmungen man dente zum Beispiel an die Auslieferung der sogenannten Kriegsschuldigen!-wird es jedem gegnerischen Winkeladvokaten und Paragraphenreiter ein leichtes sein, deutsche Berfehlungen" nachzuweisen.
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Nimmt man dazu, daß die nationalistische Propaganda in Frankreich hartnäckig den Glauben an die deutsche Rriegsgefahr aufrechterhält und sie dafür von ihren Deutschen Gesinnungsgenossen mit jedem gewünschten Material beliefert wird, so wird man einsehen, daß in der Räumungsfrage Gefahren drohen, die nur durch eine kluge und besonnene, auch außerhalb Deutschlands moralische Bundesgenossen werbende Politik beseitigt werden können.
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Bürgerblodpolitif bedeutet Stärtung aller Kräfte auf der anderen Seite, die mit Hinweisen auf die angebliche deutsche Kriegsgefahr, mit Berufung auf das Buchstabenrecht von Bersailles und mit der Behauptung, Deutschland führe die Abrüftung nicht loyal durch, die Räumung des besetzten Gebiets solange wie möglich hinauszögern wollen Macht mittel zur Durchfegung seines Anspruchs auf Räumung befit Deutschland nicht. Es hat feine andere Waffe als die des Rechts, und auch dieses Recht muß in höherem Sinn als in dem der Buchstabengerechtigkeit aufgefaßt werden, im Sinn eines demokratischen Bölferrechts urb im Sinn des Rechtes ganz Europas , endlich einmal mieder zu normalen Friedenszuständen zurückzufehren.
Die Bevölkerung des besetzten Gebiets hat durch ihr Urteil Dom 7. Dezember gezeigt, daß sie die bisherige Außenpolitit des Kabinetts Marr billigt, und daß sie feine Sehnsucht hat nach Konflikten, die auf ihrem Rüden ausgetragen werden.
Der„ Glaskasten".
Bon Albert 8immer.
Der Glastoften hat nichts gemein mit einer Filmfabrit, einer Rafeglocke oder einem Aquarium. Er ist eine Errungenschaft moderen Bant- und Bureaubetriebes. Noch vor wenigen Jahren tannten ihn die meisten nicht. Mit der Inflation, die so manches Angenehme oder auch Unangenehme heraufbeschmor, wurde der Glastasten fozu Sagen populär. Heute habe ich ein flares Urteil, denn die so oft ge forberte Distanz zum behandelnden Objekt wird mir kein Mensch abftretten. 3r Sache affo:
Stellen Sie sich einen großen Bureauraum vor, in dem Stuhl an Stuhl bis zu sechzig oder humbert Federhalterbewaffnete wie Heringe zusammensitzen. Ununterbrochen flingeln Telephone, schimpfen sich Angestellte, Nappern Schreibmaschinen. Waren Sie einmal in solch einem Bureau tätig, so wiffen Sie, daß da. Schlachten geschlagen werben. Stühle werden umgeworfen, Intrigen ballen sich über den Bulten zusammen und plagen wie Granaten ausein. ander, Bapierfügelchen und andere Dinge faufen durch die Luft, und Debatten politischen oder religiösen Inhalts werden mit der gleichen Heftigkeit ausgefochten wie in den Parlamentsfizungen. Kurz: wenn gute Reben... na, und die unausrottbaren Wihe, das ewige Richern, der Geruch vieler Menschen. Das ging so viele Jahre lang. Bis auf einmal die Frage atut ward:
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Wie verschaffe ich mir, Borsteher von Angestellten in Rompagnieſtärke, unbedingte Ruhe und Konzentration zum Denten, und mie tann ich dabei meine Leute überwachen, wie feststellen, wer midyts arbeitet oder gar sabotiert? Das war die äußere Formu tierung der brennenden Frage. Unter uns gefagt, man hätte in Deutschland ganz gerne wieder die Einführung der Treffen, Rotar den und des militärischen Grußes. Da das aber nicht anging, fo wollte man eben andere Zeichen äußerer Macht, aber der Wahr der Wahr heit die Ehre es ging um die Konzentration. Das war ein Problem, so wichtig wie die Stabilisierung der deutschen Währung und an diesem Problem zerbrachen sich viele die Röpfe. Die Bevollmächtigten und Kontrollbeamten, die als Planeten der Abteilungsleiter selbstverständlich auch nach Treffen Planeten der Abteilungsleiter selbstverständlich auch nach Tressen und Ronzentration riefen, unterbreiteten unzählige Borschläge. Man bielt geheime Direktionssigungen ab und bekam dabei dice, rote Köpfe. Die Herren Direktoren befürchteten Prestigeverluste, während bie Abteilungsleiter einschließlich der Planeten die Hände reckten Rach einem sichtbaren Forum. Unter den Angestellten zirkulierten Bamphlete. Die eine Bartei erfreute sich ob des ergöglichen Streites zwischen Oben und Nichtganzoben, während die andere es nicht ab. warten fonnte, Wize höherer Gattung endlich laut erzählen zu dürfen. Und ganz schlaue Köpfe fuchten sich bereits Plätze, die Deckung gaben.
Bis eines Tages Schreiner, Schlosser und Glaser Maß nahmen, fich leise berieten und wie Kobolde weggingen. Am Montag drauf
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Sie hat Leiden genug getragen und Dpfer genug gebracht, um, verlangen zu dürfen, daß man in Berlin ihre Stimme nicht in den Wind schlage.
Die Bevölkerung des besetzten Gebiets hat gar nichts Don einer Politit, die nichts anderes tann, als gegen die Fortdauer der Befeßung protestieren, fie will eine Bolitik, die das Ziel der Befreiung so rasch wie möglich er reicht.
Helfe, was helfen mag!
Das System der Lüge.
Bon einem Leser wird uns geschrieben:
Die Deutsche Tageszeitung" brachte in threr Nr. 588 auf Seite 2 den Berhandlungsbericht aus Magdeburg und auf Seite 1 einen eigenen Drahtbericht" des W.- S.- Sonderberichterstatters". Zufällig tam mir die„ Deutsche Tageszeitung" in die Hände und mein Blid fiel zuerst auf folgende Worte mitten im Berhandlungs. bericht: " Darauf wurde der General der Artillerie von Stein, der ehe malige Kriegsminister, vernommen. Vorf: Die Berteidigung behauptet, daß die SPD. feit 1916 zielbewußt die Maßnahmen der Landesverteidigung durchkreuzt habe.
Zeuge: Darüber tann ich nichts lagen."
Ganz dasselbe hatte ich furz vorher im Borwärts" gelesen. Es schien mir also, als ob in diesem Falle mal die„ Deutsche Tages. zeitung" bei der Wahrheit geblieben wäre. Da sah ich auf Gette 1 ben„ Elgenen Bericht mit dem vielversprechenden Anfang:
Was ist geschichtliche Wahrheit, und wie fann geschichtliche Wahrheit durch ein gerichtliches Verfahren erwiesen werden?" Die Frage ließ eine Lügensammlung erwarten, aber 28. 6." übertrifft viele feinesgleichen. Er drahtet.
„ Taffachen, an denen sich nicht rütteln läßt, fehen fo feft in unfer aller Erinnerung, daß es niemand im Traume einfiel, an ihnen zu zweifeln; fo diejenigen Ereignisse, die heute als Zeuge der ehemalige Kriegsminister Erz. von Stein unter seinem Gide befundet: daß die fcheidenden Jahre, alle Maßnahmen der Landesverteidigung durchSozialdemokratie während des Krieges, und zwar während der entfreuzt habe."
Diefelbe„ Deutsche Tageszeitung" bringt diese fauftdicke Lüge auf Seite 1, obwohl auf ihrer Seite 2 die Wahrheit sieht.
In einer späteren Nummer derfelben Deutschen Tageszeitung" leiftet sich ein Romifer einen Wig in Anführungszeichen. Er erzählt:
Beim Magdeburger Ebert- Prozeß hörte man von einem Zeu gen den Ausfpruch: Er war als großer Politiker bekannt, bei bem jedes dritte Wort gelogen ist. Der Mann, der dieses gelassen aussprach, war ein Sozialbemotrat, moraus man ersehen kann, was für Ansichten über Politiker aus der Lektüre des Borwärts" großgezogen werden.
Auch das ist fauftbid geschwindelt. Der Zeuge Wladislaus Orgel, der hier gemeint ist und der über den fauberen deutschnatio. nalen Zeugen Syrig das Urteil sprach, hat ausdrüdlich befunbet, daß er feiner Partei angehöre, auch bei dem Januarstreit nicht mitmachte und dafür mit Streifbrecher" tituliert wurde. Wladis. laus Orgel, der seinen Gid fo heilig nimmt, als wenn er vor dem Beichtvater stände", wird zur höheren Ehre der Deutschnationalen in Beichtvater stände, wird zur höheren Ehre der Deutschnationalen in einen Sozialdemofraten umgelogen. Er fönnte fich das verbitten, wenn es nicht gerade in der Deutschen Tageszeitung" stünde!
Schwarz- Weiß- Rot/ Schwarz- Rot- Gold.
Wolfsentscheid beantragt.
C Die Reichstagsfraktion der Bolfspartel hot befchloffen, ihren Antrag auf Ersetzung der schwarzrotgoldenen Reichsfarben durch bie fchwarzweißroten wieder einzubringen. Da der Antrag Zwei drittelmehrheit braucht, die natürlich nicht aufzubringen ist fogar bie einfache fehlt ist er eine leere Demonstration,
Stresemann wird aber noch übertrumpft durch die Fraktion Halb und Halb, die auch einmal Fraktion Ganz fein will. Sie hat be fchloffen, die Wiedereinführung von Schwarz- Weiß- Rot durch Volksentfcheid zu versuchen, da sie sicher weiß, daß sie im Reidystag teine verfaffungsändernde Mehrheit findet.
gab es große Ueberraschung. Siehe da, das Rätsel war gelöst. Der Glastasten war auferstanden! Ein improvisierter fleiner Raum in der Ede des großen Bureauraumes mit vielen dünnen Holz faß der Abteilungsleiter samt Stab, grüßte höflich und grinste bosstäbchen, fleinen Fensterglasscheiben, drei Meter Höhe, und drinnen haft. Ein Bluff für die Unteren denn der Glasfaften, irgendeiner fand die originelle Bezeichnung, hatte fein Dach. Man konnte drinnen hören, was draußen gesprochen wurde und umgefehrt. Das alte Lied also. Ein Schiebefenster wurde auf und zugeflappt, Kommandoftimmen ertönten, und Verweise wegen zu lauten Sprechens gab es nach wie vor. Die auf dem kleinen Forum hatten ihr Preftige und eine angedeutete folierung und fanden ebenso wenig Konzentration wie früher. Der Betrieb ging in alten Gleifen lich. Schade, daß ihn unser Heine nicht befingen tann. Quin weiter. Der Glasfasten behauptete sich aber und wurde volkstüm teffenz: Rompromiß von innen und außen. So ist das Leben.
Der billige Jakob" in Nord und Süd.
Der Straßenhandel feiert feßt seine Blütezeit, und überall in großen ungeheuren Aufwand von Beredfamkeit das Publikum zum Kaufen und feinen Städten stehen die Händler an den Eden, um mit einem ihrer Herrlichkeiten zu veranlassen. In diesen Anpreisungen lebi noch heute der unverfälschte Boltshumor, und deshalb hat auch Wilhelm Fraenger in feine foeben im Verlag von R Pieper und Co. in München erscheinende Sammlung„ Deutscher Humor" einige Proben dieser Straßenberedsamkeit aufgenommen. In den zwei Bänden erhalten wir einen erschöpfenden Ueberb'id über jene Kraft des Lachens und der Komit, wie sie sich von Hans Sachs und Fischart bis zu Morgenstern und Scheerbart offenbart. Sehr anschaulich tommt der Unterschied des Humors, wie er sich im Norden und Gliden offenbart, in diesen Redeleistungen zum Ausdrud. So hat E. Galli foigende Ansproche eines Berliner Straßenhändlers auf gezeichnet: 3wanzig Fennje die elefante Brieftasche! Jeder Käufer gezeichnet: wanzig Fennje die elefante Brieftasche! Jeder Käufer erhält eine zweite ertra! Zehn Fennie das Portmonnee mit Hed. jrefchen! Fünfundfumßig des mechanische Jelejenheitsforsett mit Rüschenjarnierung: Meine Herrschaften, schlafen Se bei hellichten Rüschenjarnierung: Meine Herrschaften, schlafen Se bei hellichten Doge cder is Ihnen sonst wat in's Doge geflogen, det Se nich die Einsicht haben, sich furz zu entschließen? Na mir kann det ja recht sind, wenn id von die hochfeine Ware wat übrig behalte vor das Hier hochfeine Spazierstöde, schwarz Ebendholz mit Silbertandierung! Bier Mart das Stüd drei Mart na, ich affe fe heite zu eine Mart. Eine bochnoble Bare! Seh'n Se sich die Stöde an! Anjeh'n, meine Herrschaften bloß anfeh'n, wom ich bitten darf nich an't Silber polten! Echtes Silber verträgt das nich. Wie fann man fich man bloß' n Stod, der mir fefber' ne Mart loft, por fumsig Fennje fo lange befeh'n? Sofften jejenwärtige Damen sein, die bei Herrschaft männlicher Kinder ton ditionieren, denn bitte ich meine Ertrafonfeftion in Kinderspaziers stöcken zu befichtijen zehn Fennje das Stück hierher gejeh'n, meine herrschaften! Hier verkauf ich das froße universelle Rüder meffer! Es fchält Kartoffeln, hadt Holz, tißelt Hälfe ab. Ber wechseln Sie meine Ware nich mit die von drüben an die befannte
wirklich noble Bublikum
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Der Bollsentscheid ist zwar ein sehr teueres Unternehmen, aber da die Deutschnationalen ja, wie sich in allen Steuerfragen erweist, nicht genug Geld ausgeben können, so werden sie diefes Opfer sehr gern bringen. Sie sind sich auch klar darüber, daß, wenn das Er. periment für sie mißlingt, eine Wiederholung des Spiels nicht er. folgen darf.
Die Folgen kommunistischer Radautaktik.
Köln , 20 Dezember.( Gigener Drahtbericht.) Die Kölner Stadtverordneten, die erst vor wenigen Wochen durch die standalösen Auftritte der Kommunisten gezwungen waren, ihre Geschäftsordnung erheblich zu verschärfen, haben dieser Tage erneut zu einer Verschärfung der Geschäftsordnung Stellung genommen, die gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Kommunisten Annahme fand. Die neuen Bestimmungen, die nach der Auffassung der Verwaltung den Zwed haben sollen, das Plenum arbeitsfähiger zu machen, sehen vor allem eine Be. schränkung der Redezeit auf zehn Minuten vor. Nur bei wichtiger. Borlagen sollen Ausnahmen gemacht werden. Auch förnea namentliche Abstimmungen nicht mehr wie bisher von 15 Mitgliedern des Hauses, sondern nur von einem Drittel der gesamten Stadtverordneten beantragt werden. Endlich sind auch die Bestimmungen über den Ausschluß von Stadtverordneten erheblich verschärft worden.
Wie Wilhelm darbt.
Nur das Leben einer vornehmen Gutsherrschaft! In der konservativ- deutschnationalen Kreuz- Zeitung " fand sich fürzlich eine Schilderung des Lebens der Familie Wilhelms des Betten in Dorn. Darin heißt es:
Wie jeder Unterrichtete weiß, entspricht der Lebenszuschnitt der beiden Majestäten in Haus Doorn der Haushaltung einer vornehmen Gutsherrschaft; das Personal ist auf das äußerste einge schränkt. Die Mittel zur Unterhaltung des Doorner Besitztums und Bestreitung des Haushalts müssen zurzeit vollkommen aus den von der preußischen Regierung feinerzeit überwiesenen Geldern entnommen werden und reichen die Zinjen trop fparfamster Birt fchaft und dauernder Einschränkung nicht annähernd zur Deckung der laufenden Ausgaben aus, da das aus Deutschland herüber. gekommene Geld zu einem sehr beträchtlichen Teil der Inflation verfallen ist, so daß jährlich auf das Kapital zurüdgegriffen werden muß. Wie bekannt, ist das ganze übrige Bermögen des Kaifers und der königlichen Familie noch immer von dem preußischen Staat beschlagnahmt. Das Finanzministerium zahlt aus den Erträgen nur einen monatlichen Pauschbetrag von 50 000 m., der bei der großen Zahl der unterhaltungsberechtigten Mitglieder des Königlichen Haufes( über 40 Personen) nur knapp genügt, um den notwendigsten Aufwendungen für Lebensunterhalt, Wohnung, Perfonal, Verwaltungstoften, Steuern, Gerichtstoften usw. gerecht zu werden. Auch der Besitz der Kaiserin in Deutschland ist nichtjo bedeutend, um unter den jetzt bestehenden Steuerverhältnissen über die Bedürfnisse ihrer fünfköpfigen Fa milie hinaus nennenswerte Erträge abzuwerfen.
Diese ganze Schilderung von dem„ färglichen Leben einer vor. nehmen Gutsherrschaft" geschieht nur zu dem Zwecke, um persichern zu können, daß Wilhelm teine Weihnachtsspenden nach Deutschland schicken tann.
Sehr gut! Aber sonft ist die Darstellung sehr einfeltig und darum falsch. Denn erftens hat Wilhelm von Preußen die Mittel betommen, um sich die Gutsherrschaft Doorn zu laufen. Zweitens hat der preußische Staat ihm aus beschlagnehmten Beständen über. reichlich die Einrichtung dazu an Möbeln, Silbergeschirr und so weiter geliefert. Drittens erhielt der Extronpring, der mit seinen Kindern doch mohl auch zu ben 40 Personen gehört, die Herrschaft Dets ausgeliefert, die nicht weniger als 14 große Güter mit Verwerten und Förstereien umfaßt. Beiter haben Mitglieder der Familie Hohenzollern auf dem Prozeßwege ganze Herrschaften" sich aus. liefern laffen. Und zu allem zahlt der preußische Staat monat. lich( 1) bie runde Summe von 50 000 m., fo daß auf jeden Zollernfproß jetzt schon ohne die Erträgnisse der Güter mehr als 1000 Mart für den Monat kommen.
Etwa zehn Arbeiterfamilien mit rund 50 Personen in Deutschland müssen sich mit monatlich 1000 m. durchschlagen. Die
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| Schwindelede, wo der Brüllfönig feinen Schund auspofaunt; da wern Se weiter nicht sie beschupft. Früher war ich auch in sonne Befchäfte; aber wo ich mir selbständig jemacht habe, nu fann mir nichts mehr hindern, neine Ware halb zu verschenken. Hier: vierzig Fernje der unverwüstliche Summiträger! Wer'n mir verwüstel letztes Wort, un des bleibt so sicher wie's Amen in de Kirche." wiederbringt, den fef ist noch hundert Mark drauf. Un des is mein Queri befouscht:" Für so einen Hosenttäger Einen bayerischen billigen Jatob" hat einmal Georg fann ma bis Paris hinteri ziahgn für den tat an anderer fünf ( chaugts'n oh: den qucfti- Gummielastie, wo das Patent allas 20 000 m. gekostet hat. Mart verlänga. Dees is der berühmte Patenthofenträger Schefti An dem hat sich in München amal a Bädermeister, der fünfstödiger Hausbefizer war, aufgehängt, und es hat dem Hosenträger nir eil er nia oans hat- fo fare er die Kuah an diesem Schaftiquafti. gmacht. Und wenn a Bauer a Kuah tauft und hat foon Strid bei eahm er fonn dea Ruah doch net am Schneiztüacht hoamführn, Gummielafti Patenthofenträger hoamführn. Nur eine Mart dieser Hosenträger! Raffts, ös Bicheertn, es is nimmer Mode, daß ma d' Hein an an Spagat dhnürl tragt. So a Hofnträger ist besser, als menn oaner fei Hofn an vier guat versilberte Beißganga härea bat! Halt nicht awei Mart, nicht eine Mart, der toftet bloß fufaig Pfennig da schaugt mein Geldbeutel an: der fostet nicht drei Mart, und is ein Schloß dran, das nicht einmal ein Schlosser aufmad en fann, und das Geld drin ist so sicher, daß's nicht einmal ein Böhm weinsleder, nicht aus Rubleder, der ist aus 90jährigem Schw eger. ftehlen tann. Dieser Geldbeutel ist nicht aus Ochinleder, nicht aus mutterleber. In diesem Geldbeutel ist ein Patentzinszahler, der cuer Ged in jeder Woch verdoppelt und verdreifacht. Und alles um cin Fufzgerl!"
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-WO
des Lustspielhauses fonnte ich der neuen Direktion Saltenburg Ein Schwant nach berühmtem Schema. Bei der letzten Bremiere seit Jahren angesammelt hatte, tatkräftig zu entfernen versuchte. das Kompliment machen, daß sie den Staub, der sich auf dieser Bühne heute muß ich die bedauerliche Feststellung machen, daß sie drauf und dran ist, diesen Staub mit vollen Händen wieder hineinzufegen. Den gestern uraufgeführten Schwant, Der wahre Jakob" haben die beiden Herren Franz Arnold und Ernst Bach als Autoren auf dem Gewissen. Man sollte nach der Anzahl ihrer bisher verfaßten Werte meinen, sie hätten inzwischen etwas hinzugelernt. Sonder. barerweise befizen fie aber nur die Fertigkeit, ein einmal festgelegtes Schema in unwesentlichen Bunkten zu variieren. Man sollte es nicht für möglich halten:" Der wahre Jakob" ist tatsächlich der sehr ehren werte Borítand des Sittlichkeitsvereins einer Provinzstadt, der, nach Berlin losgelaffen, im Sündenbabel einmal den verfluchten Kerl fpielen will und dabei fürchterlich hineinfällt. Er beginnt ein Techbel medytel mit einer Varietétänzerin, die aber Gott , melch origineller Zufall die ihm unbekannte Tochter feiner Frau aus erster Ehe ist. Die Bühnenfiguren fallen von einem Erstaunen über die sich häufen. den Berwechslungen ins andere, nur die Zuschauer nicht, die von Anfang an ahnen, welche neuen Zufälle das Schicksal ihnen bestimmt hat. Den wahren Jakob spielte mit Hingabe der Freund der alten Berliner , Guido Thielscher, Beifall umtofte ihn bereiis, als er die Bühne betrat. Thielscher ist der alte geblieben Er trubelt mit erstaunlicher Behendigkeit auf der Bühne umher, zappelf mit Armen
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