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Die deutsch - französischen Verhandlungen.

Anmaßungen der Interessenten.

Den infolge des Weihnachtsfestes unterbrochenen deutsch franzö­fischen Handelsvertragsverhandlungen fag, nachdem die Oktoberver handlungen eine formelle Verständigung ergeben hatten, die Eröre rung der sogenannten Wunschlisten vor. Die Eigenart dieses Ver­handlungsabschnittes, der am 5. November begann, ergab sich aus dem französischen Zolltarif, der Marimal- und Manteltarife, aber reine Meistbegunstigung kennt, Es wurde für die deutsche Handels­delegation so notwendig, gegenüber der den Franzosen gewährten Meistbegünstigung entsprechende Konzeffionen einzuhandeln. Die deutsche Wunschliste selbst war durchaus negativ und hielt sich in engen Grenzen für solche Waren, für die die Gewährung des fran­zöfifchen Minimaltarifes nicht in Frage tam. Dagegen fah die fran­ zösische Liste eine beträchtliche Anzahl von Waren vor, für die Zoll­herabfehung bzw. Zollbindung gewünscht wurde.

Regelung aus dem Versailler Bertrag durchaus einseitig ist, da sie wohl die Ausfuhr aus Esaß nach Deutschland , aber nicht umgefehrt gestattet. Nach unserem Dafürhalten ist aber die Tür in der Rontingentfrage absolut nicht zugeschlagen, so daß ich ein Rompromiß immer noch ergeben fann. Dieses dürfte Konzeffionen Deutschlands in der Kontingentfrage vorsehen, aber unter der Bedingung, daß feinem Staat das Recht eingeräumt wird, sich auf diese Kontingente zu berufen; wenn aber Schwierigkeiten daraus entstehen sollten, wird es Sache Frankreichs sein, diese aus dem Weg zu räumen. Sollte dies Kompromis Tatsache werden, so wird Deutsch­ land Frankreich nur Kontingente mit Zustimmung anderer Länder bewilligen fönnen, mit denen es Handelsverträge abschließt. Ueber die Stimmung des zweiten Verhandlungsabschnittes selbst verlautet, daß sie nicht so rosig war wie im Anfang der Verhandlun­gen. Bei Erörterung der Tertiltontingente foll es fogar zu erregten Szenen gekommen sein, jedoch ließen sich die Verhandlungs­teilnehmer durchaus von der Notwendigkeit leiten, die Berhandlun Die Verhandlungen sind nicht in erwünschtem Maße fortgegen nicht zu zerschlagen, in Hinsicht auf den vertragslosen Zustand nach schritten. Die Sdyud trifft wohl die hinzugezogenen Inter dem 10. Januar 1925. Eine Ueberraschung war für die deutschen effenten. Man verschließt sich in den Kreisen der deutschen Han Teilnehmer eine Herauffezung der Minimalzölle für delsdelegation durchaus nicht der Notwendigkeit, unter Ausschaltung eine Reihe wichtiger deutscher Exportartikel. Sie wurden von den der Interessenten die Berhandlungen ausschließlich auf die Regie- Franzosen mit dem Hinweis begründet, daß die Zölle früher nicht rung und auf die durchaus unabhängige Handelsdelegation zu erhöht worden wären, da für die Deutschen ja bisher der wesentlich übertragen. höhere Marimaltarif ausschließlich in Frage tam.

Die neuen Verhandlungen sollen Anfang Januar aufgenommen werden. Jedoch wird es nicht möglich sein, fie im Laufe des Monats zum Abschluß zu bringen. Erledigt sind wesentlich in den Dezember­verhandlungen unbedeutendere Warengebiete, während z. B. die Fragen der chemischen, der Eisen und der Textilindu­strie und die Fragen über Wein- und Litöregport noch der E.ledigung harren. Somit ist bestimmt mit einem Provisorium ab 10. Januar 1925 zu rechnen, um einen vertragslosen Zustand zu ver­meiden. Deutscherseits wird dazu betont, daß es sich nur um den Austausch gegenseitiger Borteile handeln kann. Die Verlängerung des jekigen Zustandes tommt für Deutschland nicht in Frage. Ueber een Handelsvertrag felbft verlautet, daß er sich auf einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren erstrecken wird. Diese Be­fristung ist geboten, da ja bekanntlich beide vertragschließenden Teile Zolländerungen vornehmen wollen. Sehr wahrscheinlich wird sich allerdings die Befristung nur auf die Bollsäge und Positionen er= streden, während die allgemeinen Bestimmungen, soweit fie fich auf Schiffahrt, den Verkehr, die Behandlung der Staatsangehörigen usw. beziehen, in Kraft bleiben.

Hinsichtlich der vielerörterten Verhandlungen zwischen der deut schen und der französischen Schwerindustrie wird in den Kreisen der deutschen Handelsdelegation betont, daß sie sich nicht über den Rahmen der üblichen Verhandlungen bewegt haben, wie sie auch zwischen anderen deutschen und französischen Industriegruppen stattfanden. Vor allen Dingen weist die deutsche Handelsbelegation darauf hin, daß der Abschluß eines Bertrages, in dem die deutsche Schwer industrie der französischen die Einfuhr einer gewissen Eisenmenge ( 800 000 Tonnen) zugesteht, die sie monopolartig verwenden will, nicht zutrifft. Diese Nachricht hat befanntlich begreifliche und berech tigte Mißstimmung in der süddeutschen Metallindustrie erregt. Die Handelsbe.egation betont, daß einer solchen Abmachung ein Bertrag zwischen der deutschen eisenschaffenden und eifenverarbeitenden Industrie entgegenstehe, monach die Einfuhr von Eisenmengen in Diesem Umfang nicht die Grundlage eines Bertrages abgeben fönne. Auch für die deutsche Regierung sei ein solches Zugeständnis als Basis eines Bertrags unannehmbar. Tatsache sei, daß eine Verständigung zwischen der deutschen und französischen Schwerindustrie bis jetzt nicht uig. sei, und daß die neuen Verhandlungen für Ende der ersten Januarwoche anberaumt sind. Prinzipiell wird der S.anopunkt der deutschen Handelsbelegation in der Kontingentfrage dahin erläutert: Bei Beginn des zweiten Verhandlungsabschnittes stellten die Fran­zosen bestimmte Forderungen auf Verlängerung der Kontingente, und zwar unter Beruf darauf, daß die elfäffische Industrie ihre Export vergünstigung aus dem Versailler Vertrag jahrelang infolge der deut schen Inflation nicht habe ausnutzen tönnen. Gegenüber dem fran­ zösischen Standpunkt ist dann darauf verwiesen worden, daß die

zwanzig Jahren Runft gewesen sein. Bielleicht einigt man fich auf die leider nicht vorgeschlagene Formel: Kitsch ist jede Lüge. Nach der Aus einanderseßung faß man wieder sehr friedlich bei fammen, während eine urgermanische Jazz- Band- Kapelle zum Tanz aufforte. Der Versuch, den Schlagrhythmus amerikanischer Tänze ins Romantisch- Sentimentale einer himmelblauen Mystik umzuschweigen, das ungewollte Experiment, Heutiges, Tagtnatterndes zu ver­weichlichen, mußte mißlingen. Berkennung- Lüge- Kitschl Bas zu beweisen mar.

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Im übrigen wurde es sehr schön bei Reimanns": viele junge tanzbeinbeschwingte Mädchen mit frischfrommfröhlichfreien Gesichtern, männliche Jugend gleicher Quantität und Qualität, ein blonder junger Mann, der unbedingt ein Gedicht aus dem Salzer- Buch auf­fagen mußte, das schon jeder fannte, ein gutmütiger Lotusbeamter, der bei der Inspektion seines Verwaltungsbezirks ausruft: Ber Papier haben will, muß sich melden!"( Niemand hat sich gemeldet.) Es war in Schöneberg.

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ergo.

Drama der Homofegualität. Um das Aufführungsrecht des Mysteriums"" Die Schwester" Don Hans Raltneter, das jetzt die Schaubühne " in der Klosterstraße( Goethebühne) all. abendlich spielt, tobt ein erbitterter Rampf. In der Schwester"[ egt fich Raltneter mit dem Problem der gleichgeschlechtlichen Liebe aus einander. Er zeichnet den Leidensweg der unglücklichen Lesbierin Ruth, die schließlich an ihrer abnormen Beranlagung zerbricht. Das heifle Thema und der hißige Rechtsstreit rücken das Wert in den grellen Schein der Sensation, den es nicht verdient. Nichts Lüfternes le in diefer innerlich empfundenen Dichtung des früh Berstorbenen. ( Raftnefer ist nur 24 Jahre alt geworden.) Man fühlt hier sucht sich mit sittlichem Ernst und heiliger Inbrust eine Menschenseele von Bedrängnis und Qual zu befreien. Seine Theorie der Homo­sexualität als Gipfel und Zentrum des Egoismus" ist gewiß an fechtbar, und der zweite Teil des Dramas, in dem Ruth nach vergeb­lidem nnenrausch. bewußt zur Märtyrerin des Beides geworden, in Berklärtheit Erlösung erringt, tranft an unsicherem Tasten nach einem festen Dramenstil und an manchen Berstiegenheiten. Aber die Einleitungsszenen werfen Handlung und Problem in rasendem Schwung vorwärts und modellieren mit tonfequenter Sicherheit Ge­stalten von packender Eindruckskraft. Sie sind die ewige Tragödie der zwei Weltanschauungen, über die nie eine Brüde des Berstehens führen wird. Man beklagt, daß diefes Talent so früh dahingehen mußte Ida Roland spielte die Schwester mit den feinsten und zarteften Mitteln reifen schauspielerischen Rönnens, ohne je zu über­treiben, wozu ihre Rolle reichlichen Anlaß geboten hätte. Auch die übrigen, von dem Regiffeur Berthold Biertel mit fefter Hand geleiteten Darsteller paßten sich dem ernsten Ton des Mysteriums Ein Kuriofum wäre noch zu erwähnen: im Zuschauerraum faß eine Krankenschwester, aus deren Aeußerungen man entnahm, daß fie ein Theaterstück aus ihrem Berufsleben erwartet hatte. Das erinnert an die Vorstellung der Kindertragödie" Frühlings Er­ wachen " vor Wedekind , die von einer großen Anzahl von zehn jährigen Kindern besucht war Dgr.

an.

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Broße Goldfunde in Kanada . Eine Goldader von ungefähr 500 Fuß Länge wurde fürzlich im Grenzgebiet zwischen Ontario und Quebec auf­gefunden und es wurden bereits größere Mengen Goldes zutage ge fördert. Die Minen sind im Besige englischer Stapitalisten.

Völkischer Terror.

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Aus dem Rheinland wird uns geschrieben: Die Stahlhelm- und sonstigen Hakenkreuzler- Organisationen treiben im unbesetzten Gebiet des Westens schon lange ein großes Unwesen. So haben sie fürzlich, nachdem Remscheid von der Besagung befreit war, 5 Reichsbanner! eute, die sich auf dem Heimweg von Remscheid nach Wermelskirchen befanden, in einem wäldchen mit Revolvern überfallen. Den Revolver vor die Brust gefeßt, schrie man dem Borsigenden des Reichsbanners zu: Ihr Ber­räter der Monarchie, Rache für Remscheid !" Ungefähr neun mit Revolver, Seitengewehr und Gummischläuchen bewaffnete Drgesch leute schlugen auf die Ahnungslosen ein, bis sie zusammenbrachen. Dann wurde ihnen die Windjade und Mitgliedstarte vom Reichs­banner abgenommen. Als diese teutsche Tat vollbracht war, ver­schwanden die Helden". Die schwer mißhandelten Reichsbannerleute wurden in Breiersmühle bei Remscheid verbunden. Es ist abzu­warten, ob die wohllöbliche Staatsanwaltschaft diese Straßenräuber verfolgt und bestraft.

Nach dem Abzug der Franzosen in Bohwinkel veranstalteten volfisch- deutschnationale Aufrührer wochenlang in den Wohnungen angeblicher Franzosenfreunde des Nachts Einbrüche. Sie schnitten Frauen und Mädchen die Haare ab und fesselten deren männ­liche Angehörige mit Stacheldraht oder bannten sie dadurch, daß sie ihnen solange die Revolver vor die Brust hielten, bis ihre Straf expedition" abgeschlossen war. Die Polizeibehörde, der diese Dinge befannt find, und auch die Staatsanwaltschaft haben bis heute nicht versucht, dieser Bande habhaft zu werden. Kein Zweifel fann darüber bestehen, daß das Verhalten einzelner Da men" gegenüber den Franzosen nicht angebracht war. Trotzdem haben die Bölkischen fein Recht, Strafegpeditionen auf eigene Faust zu veranstalten. Die Berfolgung etwaiger Berfehlungen und die Kennzeichnung von Perfonen, die sich in übler Weise mit den Franzosen eingelassen haben, ist Angelegenheit der ordentlichen Behörden.

Aus dem völkischen Sumpf.

Die Böltischen haben ein neues Opfer zu beklagen, ein Opfer, das für die Umgebung der betroffenen Berfon nicht als sold, s, sondern als Glüd betrachtet werden muß. Es handelt sich um den Führer des völkischen Verbandes Arminius " hereth, von dem die Chemnizer Bolts stim me" meldet, daß gegen ihn fowohl die Reichsanwaltschaft wie der Staatsanwalt Antlage wegen Betrugs und Betrugsverfuches eingeleitet haben. Der gleichen Quelle entnehmen wir weiter, daß der teutsche Mann sich bereits in Haft befindet.

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Hereth ist im Chemnizer Bezirk als völfischer Rede eine be. tannte, Persönlichkeit. Er beherrschte dort die ganze völkische Organisation, ernannte Offiziere und vereidigte die Mann­fcheften. In Geheimbefehlen gab er seine Instruktionen an die Unter tanen, deren Organisationsgelder er in seine Taschen gehen ließ. Die Chemnizer Bolksstimme" war mehrfach in der Lage, Geheim. befehle der Organisation Arminius " zu veröffentlichen. Aus Anlaß der Berhaftung stellt sie nun fest, daß Hereth selbst der Ver­räter in feinen eigenen Führertreisen war. Das Blatt schreibt dann weiter:

Dieser Mann, der bis in die jüngste Zeit hinein Führer des " Arminius " war und das Recht hatte, sogenannte Offiziere zu ernennen, Mannschaften zu vereidigen, der als Kopf der Bewegung die Geheimbefehle herausgab, diefer Hereth ist in sein eigenes Ge­schäftszimmer eingebrochen, hat seine eigenen Dokumente aus der Mappe gestohlen und sie dann gegen einige elende Mart persilbert. Tiefer geht es nicht mehr. Was sich an Schmuß und Moraft auf der ganzen Welt zusammenfindet, das hat sich anscheinend bei den Bölfischen Deutschlands ein Stelldichein gegeben. Bei seiner Berhaftung versuchte hereth durch ein straffes, militärisches Auf­treten die Behörden zu täuschen. Dann stellte sich heraus, daß er, der sich in Uniform mit einer Unmenge Orden hatte photographieren laffen, eigentlich überhaupt nie Soldat war. Nachdem man ihm die Dinge auf den Kopf zufagte, brach er zusammen und behauptete, aus Not gehandelt zu haben. Angeblich will er die zwei letzten Dokumente nicht mehr im Auftrag seiner Organisation herausgegeben haben. Als nichts mehr zu verheimlichen war, spielte Herr Hereth in der Zelle den wilden Mann und gab an, seine Taschenuhr ver­schluckt zu haben, um auf diese Weise ins Lazarett zu kommen."

Teure Fürsten.

Weimar , 22. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) In der legten Sigung des Juftizausfcuffes im Thüringer Landtag wurde von der Regierung über die durch fie eingeleiteten Prozesse Mitteilung gemacht. Unter den Hundert Prozessen, die das Land Thüringen führt, befinden sich 20 gegen ehemalige Fürften und 20 gegen die Kirche. Die Prozeßloften wurden mit einer Million Goldmark in den Etat eingefeßt. In dem Aufwertungs­prozeß gegen den ehemaligen Herzog von Meiningen fand, wie die Regierung mitteilen ließ. am 19. Dezember die legte Ent. fcheidung in der zweiten Instanz statt. Die Abfindung wurde dabei auf 8,25 Millionen Mart festgefeßt, die Rente auf 6 Proz. und die Nachzahlung auf 500 000 mark. Dieser Prozeß allein verursachte bis jest an Gerichtsfoften über 75 000 mark. Der Landtag wird voraussichtlich am 18. Januar wieder au­sammentreten.

Die jüngste deutsche Großstadt. Das städtische statistische Amt bat ermittelt, daß die Einwohnerzahl der Stadt Ludwigs bafen 100 000 überschritten bat, so daß Ludwigshafen die jüngste deutsche Großstadt geworden ist.

Bürgermeisterwahl in Aunsburg.

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Genosse Ackermann wiedergewählt. München , 22. Dezember. ( Eigener Drabiber dt.) Der gewählte ugsburger Stadtrat beid log in feiner auße ordentlichen Sigung am Montagboimittag die Wahl von wiederu zwei berufemäß gen Bürgermeistern. In der. daran bin so ori bo: genommenen Wahl fielen von 50 Emmen je 47, auf die beiden bisherigen berufsmäßigen Bürgermeister Teuifdenbauer und den Sozialdemokraten Adermann, deren Tienstverträge em 1. Januar abgelaufen waren. Genosse fermann gehört ſeit Jahren auch schon dem bayerischen Landiag an, wo ei der Fraktion durch seine

besondere Sachlunde auf dem Gebiete des Eteuerwesens und der inneren Verwaltung wertvolle Tienste leistet und nebenbei durd feine Geschicklichleit und Schlagfertigkeit in der Debatte bei den bürgerlichen Parteien des bayerischen Parlamente herzlich wenig beliebt ist.

Kommunistischer Rummet.

Die Arbeitslosen als Prellbock.

Wien , 22. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Das fortdauernde Ansteigen der Arbeitslosigkeit in Desterreich benutzten die Wiener Kommunisten am Montagvormittag zu einer Rundgebung vor dem Wiener Rathaus . In allen Arbeitslosenämtern und bei den Arbeitsnachweisen der Gewerkschaften hatten sie zu diesem Zwed schon seit Tagen eine große Agitation entfaltet. Am Montagvormit­tag peranstalteten sie zunächst bei den einzelnen Arbeitsvermitt lungsstellen Versammlungen der Arbeitslofen, um diese zu ver anlassen, sich in geschlossenen Zügen zum Rathaus zu begeben. Die Polizei hatte die Demonstration verboten, weil die Veranstalter sich geweigert hatten, die Bürgschaft dafür zu übernehmen, daß die Ruhe nicht gestört würde. Es gelang der Polizei sehr leicht, die eigent liche Demonstration zu verhindern und die emzelnen Züge zu zer­streuen bzw. abzudrängen. Vor das Rathaus gelangten nur einige hundert Arbeitslose. Die Parole, sich in die Straßen der inneren Stadt zu begeben. leisteten keine hundert Arbeitslose Folge. Die ganze kommunistische Veranstaltung verlief ohne besondere Bwischenfälle. Vereinzelt mußten Verhaftungen vorgenommen werden.

Bericht der Labour- Delegation.

Kühle Aufnahme in England.

Condon, 22. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die aus Cowjet­rußland zurückgekehrte Delegation der britischen Gewerkschaften hat am Sonnabend einen furzen vorläufigen Bericht über ihre Reise veröffentlicht. Darin wird gesagt: 1. Daß das Ergebnis der Reise die Politik der Arbeiterpartei auf volle diplomatische und wirtschaft­liche Anerkennung Rußlands rechtfertige; 2. daß Millionen von neuem Rapital mit voller Sicherheit zur Entwicklung der enormen ökonomischen Möglichkeiten in Ruß and angelegt werden könnten und 3. daß Rußland unter der Sowjetherrschaft die materiellen und moralischen Voraussetzungen für einen dauernden Plaz unter den europäischen Na ionen erreicht habe.

Dieser optimistische Bericht wird von der Londoner Preffe tedi tritsch, teils hämisch behandelt Man wirft der Delegation u. a. vor baß sie sich von der Sowjetregierung und von den fommunistischen Führern hat einwidein lassen. Reiner der Delegierten sei der ruffichen Errade mächtig. und alle feier fe Orfr der Dolmetscher und der Reisedirigenten.

Sigung des Interalliierten Militärkomitees.

Ein ungünstiges Memorandum. Paris , 22. Dezember. ( Eca.) Das Juteralliferte militätomitee von Versailles , eine Unterabteilung der Bol­fchaftertonferenz, hat heute nachmittag unter Borsitz des Marschalls Foch eine Sigung abgehalten, in der der letzte Monaisbericht der Interallierten Militärtontrollkommiffion geprüft wurde. Ob­wohl es fich nur um einen Monatsbericht und nicht um den end­gültigen Bericht über die Generalfontrolle handelt hat das Komitee ein Memorandum ausgearbeitet, das nächsten Mittwoch in einer Sihung der Botschafterkonferenz besprochen werden wird.

Wie von französischer Seite erklärt wird, soll auch in diesem Memorandum zum Ausdruck kommen, daß Deutschland felne Entwaffnungsverpflichtungen nicht erfüllt habe. Auch sei es wenig wahrscheinlich, daß die Botschafterkonferenz den allierten Regierungen dazu raten werde, die Kölner Zone zu

räumen.

Chamberlains Antwort an Shtamer.

London , 22. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) In den Be­sprechungen, die der deutsche Botschafter in London mit dem eng. lischen Außenminister Chamberlain über die Räumung der Kölner 3one führte, hat Chamberlain die Räumung bis zum 10. Januar für unmöglich erflärt. Ergänzend erklärte er aber, daß die Räumung vielleicht in furzer Zeit möglich sei.

Belgiens Standpunkt.

Brüffel, 22. Dezember. ( WTB.) Die Agence Belge teilt mit: Der deutsche Gesandte hat sich zum Außenminister begeben, um zu erfahren, wie sich die belgische Regierung zu der Frage der Räumung der Kölner Zone zu verhalten gedenkt. Hymans er flärbe, die belgische Regierung werde sich an die Beratungen der Londoner Konferenz halten, wo der Beschiuß gefaßt wurde, daß die Alliierten zu einem passenden Zeitpunkt die Frage prüfen würden. ob Deutschland gewisse Bestimmungen des Ber sailler Vertrags, besonders die auf die Eniwaffnung bezüglichen Rlaufein, eingehalten habe. Sobald der Bericht der interalliierten Kontrollkommission in den Händen der Alliierten sei, würden dieſe ihre Entschlüsse faffen.

Herriot und Saarlouis .

Ein kategorisches Dementi.

Paris , 22. Dezember. ( Eca.) Auf das Protestschreiben des Stadtrates von Saarlouis an den französischen Ministerpräsi denten und an den Völkerbundsrat wegen der Abtretung der Stadt Saarlouis an Frankreich im Austausch gegen die Saargruben hat Ministerpräsident Herriot nunmehr heute an den Präsidenten der Regierungskommiffion des Saargebietes folgendes Schreiben ge­richtet: Herr Präsident! Ich erhalte durch Ihre Vermifflung ein Schreiben des Stadtrates von Saarlouis . Ich bitte Sie, under­3üglich und fategorisch die Informationen zu dementieren, die ohne jede fachliche Grundlage find, sowie dem Stadtrat von Saar­ louis mein Erstaunen darüber auszudrücken, daß Leute, die sich für Freunde des Friedens und Anhänger einer Versöhnungspolitik erflären, fo leichtfinnig eine Nachricht, die ebenso falsch wie tendenziös ift, aufnehmen konnten.

Der mutmaßliche Hauptaffentäter gegen den Sirdar. In Kairo ist der Student Hilmi Gayar, der auf Grund der polizei­lichen Untersuchung als Hauptattentäter gegen den General Stad anzusehen ist, der Staatsanwaltschaft übergeben worden.