|
Gefängnisse find längst überall überfüllt, die weißen Stellen in einem Leitartikel der offifchen 3ettung" ein Kundgebungen für den Reichspräsidenten. der Zeitungen werden immer deutlicher, die Unmöglichkeit, gehend mit der juristischen Seite des Urteils und kommt zu Länderregierungen, Politiker, Führer des geistigen Lebens Bersammlungen abzuhalten, wirft schließlich gleichfalls auf dem schlechthin vernichtenden Urteil: flärend. Und die unterirdische Tätigkeit der Republi= faner, deren Führer Unamuno , Ibanez und Ortega in Baris leben, beginnt allmählich doch ins Volk zu dringen. Ganz abgesehen von der Haltung der Syndikalisten und Sozialisten, über die niemand im Unklaren fein fann, auch wenn sie zum Schweigen verurteilt sind.
Das Direktorium fühlt die Leere um sich. Insbesondere Primo de Rivera , dessen letzter Plan, als Sieger aus Marokko in Madrid einzuziehen, nun auch bereits als gescheitert angesehen werden kann, hat das Regieren längst fatt und wäre froh, mit heiler Haut davonzukommen. Sein Lieblingsplan war, das Direktorium in eine 3ivilregierung umzuwandeln, deren Leitung er beizubehalten wünschte. Die Minister wollte er aus einer neuen Partei, der„ Union pattriotica" entnehmen, die an den Rockschößen des Militärs gebildet werden sollte. Man kann jedoch schon heute fagen, daß die Gründung dieser Partei fehlgeschlagen ist. Bielleicht wird noch ein anderer General versuchen, eine zweite Diftatur auf den Trümmern der ersten zu errichten, eine wirkliche Lö sung der spanischen Frage ist nur auf einer völlig neuen Grundlage möglich. Eine neue Grundlage, das heißt auch nicht die alte vordiktatoriale, die auch nicht viel demokratischer und weniger forrupt war. Man muß dem spanischen Volte wünschen, daß es ohne allzu schwere Erfchütterungen die Stagnation der Generalsdiktatur über mindet. Eine Lehre enthalten diese 13 Monate jedoch auch für das übrige Europa , und zwar die, daß die Diktatur und befonders die Militärdiftatur, im modernen Leben ein Ding ter Unmöglichkeit ist.
Kahl findet es ,, unbegreiflich".
Der Urteilsspruch, den das Magdeburger Gericht gefällt hat, hat wenigstens das eine Gute gehabt, daß er eine gemeinsame Front aller anständigen Menschen herbeiführte, die sich gegen diesen Skandal wandten. Es ist nicht mehr als recht und billig, daß Deutschnationale und Deutsch nöllische sich außerhalb dieser Front stellen. Das schmußige Berleumderhandwert ist und bleibt ihre Spezialwaffe und niemand wird ihnen das Recht auf diese Waffe streitig machen wollen. So tanzt der Böllische Kurier" mit teinem Wort aus der Reihe, wenn er über den Magdeburger Prozeß schreibt:
Man konnte es wagen, an die Spitze dieses zermürbten, ge demütigten und verratenen Volfes wie zum Hohne ausgerechnet einen politischen Demagogen zu ftellen, der seit Jahrzehnten fein Lebenswerk in der Vernichtung der nationalen Weltmachtstellung Deutschlands erblickte. Und dieser Mann hatte die Schamlosigkeit, sich als Retter des Baterlandes von seinen gesinnungsverwandten Claqueuren bemeihrauchern zu fufjen.
Bis im 6. Jahre seiner ufurpierten Amtsführung endlich ein deutscher Richter aufsteht und fid; getraut, den Landesvater" als das zu bezeichnen, was er ist: Als Candesverräter! Dieser wadere deutsche Richter verdient im Gegensatz zu vielen seiner an der Futtertrippe hängenden Kollegen in Wahrheit seinen Ehrennamen. Sein Urteil ist eine nationale Tat pon jener jeltenen Art, die uns allein dazu ermutigt, in dieser troftlosen Zeit der allgemeinen Rorruption und nationalen Verwilderung noch nicht jede Hoffnung auf die endliche Wiederbefreiung des deutschen Baterlandes von seinen inne ren und äußeren Feinden aufzugeben. Heil diesem deutschen Mann. Solchen echt völkischen Erguß nimmt man zur Kenntnis und legt ihn zu den übrigen. Diese Erneuerer Deutschlands " fun felbst alles, was in ihren Kräften steht, um sich bei jedem Anständigen unmöglich zu machen. Ihre Dreckspritzer merden darum nur die gegenteilige Wirkung erzielen.
Bielmehr wird die Deffentlichkeit das beachten, was der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete und Jurist Dr. Kah! zu dem Magdeburger Urteil zu sagen hat. Er beschäftigt sich
Bor mir liegt der bei Dunder u. Humblot in Berlin erschienene ,, nefboten Almanach auf das Jahr 1824".
Aeußerlich sieht man dem vergilbten, stockfleckigen Folianten an, daß er auf das ehrwürdige Alter von 100 Jahren zurückblicken tann. In feinem unscheinbaren Gewande hat er, immer nur äußer lich betrachtet, vor anderen Schmökern nichts voraus. Lieft man aber nur die erste der 365 Anekdoten, dann wird man überrascht jein, wie aktuell der Inhalt dieses Buches ist. All die vielen Typen, die uns dort entgegenireten, find liebe vertraute Zeitgenossen. Sic find heute noch ebenso Lebendig wie ehedem.
Gleich auf der ersten Seite lieft man:
„ Der General von X. hatte, obgleich er immer geschlagen worden, sich doch seinen Bosten, und nach und nach ansehnliche Aus zeichnungen erhalten. An einem Neujahrstage befam er mit der Toft eine Riste. Als fie geöffnet wurde, um zu sehen, was darin fei, fand man in, solcher eine Trommel, und auf dem oberen Felle stand: Bu nichts nüßlich, als geschlagen zu werden!"
Ist das nicht derselbe General, der den Weltkrieg, den Kapp. Butsch, den Hitler- Butsch und die Wahlschlacht vom 7. Dezember rloren hat?
3u nichts nützlich, als geschlagen zu werden!
Leider erfährt man nicht, wie weit es dieser General noch geracht hat.
Der nächste Mann, der schon vor hundert Jahren dem Anet botenerzähler zu schaffen machte, ist natürlich die schwan tende Gestalt des vollsparteilichen Oberhäuptlings Stresemann . Es heißt ba:
„ Man machte einem Minister den Borwurf, daß es ihm an Festigkeit des Charafters fehle:„ Eben diesem mir vorgeworfenen Mangel habe ich meine Stelle zu verdanken", erwiderte er. Durch hn erhalte ich mich in meinem Poften. Ich bin jetzt sechzig Jahre it; meine Zähne, welche hart waren, find fast alle ausgefallen, eine Zunge aber, weich und geschmeidig, hab' ich noch behalten!" Die Ministerkrise in Bermanenz muß wohl auch schon früheren enerationen nicht unbekannt gewesen sein. Der Almanach schreibt rüber:
Ich achte die Rechtsüberzeugung des deutschen Richters als folche auch dann, wenn ich sie nicht zu teilen vermag. Im vorliegenden Falle ist sie mir unbegreiflich.
Kahl setzt die Sonde seiner juristischen Kritik an der famosen Stelle der Urteilsbegründung an, wonach ein objet. tiver Landesverrat" vorliegen soll. Er legt dar, daß diese Fiktion auch juristisch vollkommen unhaltbar ist. Er weist die Begründung des Magdeburger Urteils, wonach die Beteiligung an dem Munitionsarbeiterstreit, weil sie por fätzlich" erfolgt sei, an sich" schon Landesverrat darstelle, entschieden zurüd:
gegen Magdeburg . Dem Reichspräsidenten ist aus Anlaß des Urteils im Magdeburger Prozeß eine große Fülle von Rundgebungen zugegangen. Außer den bereits veröffentlichten Erklärungen der Reichsregierung und der preuBijchen Staatsregierung hat auch das hessische Staatsministerium sich dem Beschluß des Reichskabinetts angeschlossen und dem Reichspräsidenten sein unerschütterliches freien und Hansestadt hamburg der Erklärung der Bertrauen ausgesprochen. Ebenso trat der Senat der Reichsregierung in vollem Umfange bei, indem er seiner Ueberzeugung Ausdrud gab, daß die Feststellungen des Magde burger Prozesses erneut beweisen, mit melch vorbildlicher Treue der gegenwärtige Reichspräsident jederzeit dem Bater lande gedient hat. Sehr zahlreich sind auch die Kundgebungen Don führenden Persönlichkeiten des politischen und wirtschaftlichen, insbesondere aber auch des geistigen Lebens Deutschlands ; so schreibt zum Beispiel Prof. Dr. Harnac an den Reichspräsidenten :
„ Es ist ein Grundirrtum, den Vorsatzbegriff zu mechanisieren und zu schablonisieren... Der Sinn des Landesverrats läßt eine andere lmgrenzung als die Aufnahme der Schadenszu fügung in das Willens moment nicht zu. Die behaup tete Abweichung der juristischen von der moralischen Bewertung ist nicht vorhanden... Einen moralisch desinfizierten juristischen Landesverrat gibt es überhaupt Aus den Gefühlen der Gerechtigkeit und aufrichtiger Berehrung richt. War durch den Nachweis der beabsichtigten Schadensabwen tung der Rebenfläger moralisch entlastet, dann war er auch ist es mir ein tiefes Bedürfnis, der Entrüstung Ausdruck zu juristisch als Landesverräter nicht anzusprechen." geben, mit der mich der Magdeburger Prozeß und das richterliche Diese Kritik von juristischer Seite trifft das Kernstück der Fehlurteil erfüllt haben. Schmachvolles ist hier zum Ereignis geMagdeburger Urteilsbegründung, in der gewissermaßen ein morden, und in Trauer und Beschämung sind wir versetzt. Um so in einfultur rein juristisch herauskristallisierter Landes- lebhafter aber empfinde ich mit allen guten Deutschen den Dank, verrat ohne Berücksichtigung der Absichten des Täters den das Baterland Ihnen, hochperehrter Herr Reichspräsident, für ihr fonstruiert wird. Kahl weist auch juristisch diese jedem nor- gesamtes vaterländisches Wirten, insbesondere in den Jahren 1918 malen Rechtsempfinden widersprechende Deduktion entschieden und 1919, schuldet, und wie dieser Dant heute in tausenden vou zurüd. Er fommt auch weiter zu dem Schluß, daß auf Grund Herzen lebt, wird ihn das Urtei der Geschichte für immer besiegeln. der Magdeburger Urteilsbegründung die Bestrafung des An- In dieser Gewißheit bin ich mit dem Ausdrud besonderer Ber geklagten vollkommen unverständlich werden muß: ehrung Euer Hochwohlgeboren ehrerbietigst ergebener Dr. port Wäre diese scharfe Gegenüberstellung von juristischem und Harnad." moralischem Landesverrat haltbar, warum dann, habe ich beim Durchlesen der Begründung mich unwillfürlich gefragt, warum dann die moralische Freisprechung und juristische Verurteilung zugleich?"
Diefe Frage hat sich wohl Rahl nicht allein vorgelegt. Sie hat sich wahrscheinlich jeder zu eigen gemacht, der ohne das juristische Rüstzeug Kahls versucht hat, den eigentümlichen Gedankenüberwindungen der Magdeburger Richter zu folgen. Kahl wnüscht in seinem Artikel ausdrücklich, daß seine Kritik des Magdeburger Urteils nicht politisch ausgeschlachtet werde. Er ist sich aber selbst darüber im Klaren, daß hier Recht und Politik sich kaum trennen lassen. Der Begriff des Landesverrats ist in Deutschland in der letzten Beit oft genug in einer Weise ausgelegt worden, der den Gedankengängen des Magdeburger Urteils entspricht. Landesverrat war und ist zurzeit in den Köpfen nicht nur der deutschnationalen Presse, sondern offenbar auch der zahlreichen von deutschnationalen Gedankengängen beein flußten Richter jede handlung, die von anderen als deutsch nationalen Erwägungen ausgeht. Kahls Kritit am Magdeburger Urteil erhebt sich dadurch zu einer Kritik an dem Unfug der in Deutschland mit dem Landesverratsparagraphen getrieben worden ist und noch betrieben mird.
Benig Dinge haben Deutschland außenpolitisch so sehr geschadet, wie diese pathologische Landesverratspsychose. Benn man im Stile der deutschnationalen Breffe und auch vieler Juristen urteilen wollte, müßte man sogar zu dem Ergebnis fommen, daß der größte Landesverrat von denen verübt wurde und wird, die jede abweichende Meinung mit dem Landesverratsparagraphen glauben erstiden zu fönnen. Die Befreiung Deutschlands von dieser frankhaften und ver ächtlichen Mentalität würde nicht nur innen politisch, sondern auch außenpolitisch ein bedeutender Fortschritt sein. Vielleicht trägt auch Kahls Kritit, nach dem der Magdeburger Urteilsspruch das Groteste gewisser Gedankengänge auch Minderbegabten offenbart hat, dazu bei, eine solche Entwicklung zu fördern.
nicht etwa ein Produft unferes Jahrhunderts. Denn im Aimanad findet sich folgende Anekdote:
,, Als Don Sancho, zweiter Sohn des Königs von Caftilien, Alphons, zu Rom war, ernannte ihn der Bapst zum König von Aegypten . Der Papst ließ dies dem Prinzen durch einen Kardinal fund machen. Bersichern Euer Eminenz dem heiligen Bater", verfegte Don Sancho, daß ich über diesen Beweis feines Wohlwollens sehr gerührt bin, und um mich dafür dankbar zu bezeigen, ernenne ich ihn dagegen zum Ralifen von Bagdad ."
Daß es aber schon im Jahre 1824 Menschen gegeben hat, die fich über Reparationsforderungen ganz vernünftige Gedanken machten, wird vielen neu sein. Dennoch findet man im Almanach folgende Notiz:
Professor Max Liebermann schreibt:
Ich fühle mich gedrungen, Ihnen zu sagen, daß auch ich, wie jeder anständig empfindende Deutsche , über die Begründung des Magdeburger Urteils aufs äußerste empört bin." An diese Kundgebungen schließen sich weitere an.
Rechts und links.
Die untergeordneten Organe Sinomjews haben jest reichlich Beschäftigung. Trohti muß erledigt werden. In großen. genialen Bügen hat der Herr und Meister schon selbst fein Teil zu diesem edlen Wert beigetragen. Den Rest der Kleinarbeit überläßt er den nachgeordneten Stellen. So veröffentlicht der Sekretär des kommunistischen Erefutiofomitees, Kuusten, eine gründliche Widerlegung" Trogtis. Mit der Gewissenhaftigkeit eines Archäoiogen oder auch Talmudforschers werden Bitate an Zitate gereiht. Jeber Philologieprofessor tönnte seine Freude an der Sorgfalt heben, mit der diese einen Geister den doch wohl etwas größeren Trotzki an Zitaten aufzuhängen sich eifrig bemühen. Nur an einer Selle entgleift Kuusinen in feinem löblichen Eifer. Er versucht auseinanders zusetzen, daß ein Mann wie Trogfi- welch Schmerz nicht ganz in irgendein Schema hineinpaßt. Er habe bedauerlicherwe.fe widersprüche in sich, was natürlich einem Sekretär ter Exekutive nicht paffieren fann. Go vereinigte er in fich rechte" und linte Abweichungen vom allein feligmachenden Heilsweg. Und dann folgt eine wunderschöne Charafteriftit des rechten und linfen Typ:
-
Der rechte Typ ift der Typus eines Iaimenschen. der menig spricht, fich wang äußert und feine Arbeit versieht. Der linte Typus ist aber ein Mensch, dem viel daran liegt, öffentlich eine Rolle zu spielen, ber sehr viel verspricht, fehr wenig tut und die Arbeit... schildert. Er schildert sie aber ganz anders, als der rechte Typus sie durchführt.
Kuusinen schildert ganz offenbar aus allerintimfter Anschauung fommunistischer Typen. Er wird schon wissen, warum er den kinten Typ, der jetzt glücklich in der KPD . die Führung in der Hand bat, Besser ta.in als aufgeblafenen Schmäher charakterisiert. man in der Tat rechts und links in der Arbeiterbewegung nicht gegenüberstellen, als wie Ruufinen es geton hat.
Auflösung des Weimarer Bauhauses.
Lehrern des Staatlichen Weimarer Bauhaufes zum 1. April 1925. Ende September fündigte die thüringische Regierung den Bugleich wurde die Nachricht verbreitet, diese Kündigung sei nicht ernst gemeint, fie fei nur Formfache. Die Regierung verhandelte totfächlich auch weiterhin mit der Leitung des Bauhauses. Es wurde die Errichtung einer Bauhaus- B. m. b. 5. vorbereitet, die Den Staat vom Haup.teil der finanziellen Lasten befreien sollte. Die Privatindustrie zeichnete dafür die Summe von 121 000 m. in Beteiligungen und Krediten. Auf Grund dieses Gesellschaftsplanes er mächtigte der Haushaltungsausschus des thüringischen Lanotcges am 15. November die Regierung, die angebahnten Verhandlungen wegen Gründung einer Gesellschaft zweds Aufrechterhaltung und Ausbaues des Produttivbetriebes des Bauhauses weiterzuführen."
„ Der Minister von X. äußerte sich sehr heftig, bei den Friedens. verhandlungen nach Wiederherstellung des Thrones der Bourbons, über die Franzosen und behauptete, es seŋ nicht mehr als billig, als daß man die Franzosen für die vielfachen Frevel und für die Plünder Vertragskündigungen erfolgt wäre. Am 13. Dezember entsandte derung von fast ganz Europa nachdrücklich bestrafe.„ Erlauben Sie mir eine Frage," unterbrach ihn eine geistreiche Frau. mir eine Frage," unterbrach ihn eine geistreiche Frau." Bürden Sie einen Strom dafür bestrafen, daß er die Helder verwüstet hat? Die Tropfen, welche aus ihren Ufern traten, sind schon längst ver. siegt, und die nachfolgenden sind unschuldig."
Den Reigen mag Herr Raffle beschließen. Auf dem großen Rummelplatz des Lebens ist er seit Jahrhunderten eine unveränder änderliche Type. Aber ebenso unveränderlich ist der Abscheu, den er immer bei seinen Zeitgenossen gefunden hat. Ich weiß nicht, ob es auch einen Almanach von 1724 gibt. Was aber der Almanach von 1824 über Herrn Raffle schreibt, fönnte ebenso gut auch 1924 geschrieben sein. Nämlich:
Herr X., der im Kriege eben nicht auf die legalfte Weise zum reichen Manne geworden war, wollte nun auch die Früchte seiner gefahrlosen Anstrengungen nach dem Frieden genießen. Er machie ein großes Haus, schaffte sich Wagen und Reitpferde an. Einst wollte er, in Begleitung seines Reitfnechts, einen Ritt nach einem einige Meilen entfernten Landgute machen. Er sowohl ais fein Diener waren des Weges unfundig, und Herr X. fragte einen auf dem Felde arbeitenden Bauern. Der jah ihn starr an, zeigte dann mit dem Finger nach einem auf einem Hügel stehenden Galgen und antwortete:" Dat is de rechte Weg vor Em ." Der Bauer hatte nichts Arges bei dieser Antwort; der Weg führte wirklich bei dem Hochgericht vorüber, Herr X. aber war darüber höchst entrüstet und „ Im... schen wurden schnell hintereinander Ministerial spie Feuer und Flammen. Der Bauer sah ihn verwundert an tänderungen vorgenommen. Einer der neuen Minister erhieit, und antwortete auf diesen ihm rätselhaften 3orn ganz lafonisch: eich nach seiner Ernennung, ein Schreiben mit der Aufschrift: An Nu, nu! Wat is Em denn in de Krone gefahren, et is doch de elne Grzellenz, den Herrn Minister von M.. infofern Hoch- reene Wahrheit." eselben es noch sind." Eine so mißliche Sache ist es nun um ein böses Gewissen, Ebensowenig ist die Ueberspanntheit gewisser Würdenträger schließt der Almanachschreiber.
-
Trotz alledem wurde die Leitung des Bauhauses, die bei der Regierung auf Entscheidung drängte, mit immer neuen Forderungen an Garantien für die G. m. b. 5. hingehalten, ohne daß als elementare Borauslegung für weitere Berhandlungen die Zurücknahme auch der Vorstand des Mitteldeutschen Industrieverbandes noch einer Besichtigung des Bauhaufes- zum Staatsminister für Boltsbildung drei seiner Präsidielmitglieder, die im Namen des Verbandes für den Fortbestand des Bauhauses ausbrüd lich eintraten und eine sofortige Zurüdnahme der Kündigungen beantragten. Der Minister forderte schriftliche Formulierung dieser Anträge, die aber durch rotefte einzelner Mitglieder des Verbandes über den vorgesehenen Termin hinaus aufgeschoben wurde. Am 23. Dezember erfolgte die Führung des gesamten Staatsministeriums durch das Bauhaus. Die Bauhausleitung hatte togs vorher schriftlich im Namen aller Meister endliche Entscheidung über das Schicksal des Instituts und über die Berträge der Meister gefordert. Als der Leiter des Bouhauses am Schlusse der Besichtigung diese Forderung mündlich wiederholte, wurde die Absicht der Regierung durch eine Erklärung des Minifters für Bottsbildung, Beutheuser, offenfundig. während er von der Leitung zunächst Beibringung weiterer Garan tien auf Jahre hinaus" forderte, teilte er im Widerspruch tazu mit, daß er im günstigsten Falle Verträge höch= stens mit halbjährlicher Kündigungsfrist abschließen würde. Da die Gründung der geplanten Bauhaus- G. m. b. H. bei emer so furzen Bertragszeit für die verantwortlichen Bersonen illuforisch geworden ist, erklären jetzt die Leiter und Meister des Bauhaufes de saus ihrer Initiative und Ueberzeugung entstandene Institut mit Ablauf ihrer Berträge vom 1. April 1925 für aufgelöst. Of, des Bauhaus an anderer Stelle feine Arbeit fortfetzen wird, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen.
Damit ist eine Kulturschöpfung, die nicht nur für Deutschland , fondern für die ganze zivilisierte Welt von vorbildlicher Bedeutung war, durch die Mechenschaften emer reattionären Politilerflique zugrunde gerichtet. Was wird nun geschehen? Es werden Brotestartifel in deutschen Zeitungen erscheinen, es werden Protestverfomm lungen abgehalten werden, es merden Protesterflärungen von Bro minenten" veröffentlicht werden. Tatsächlich aber ist die Kultur schande perfekt geworden. Immer das alte Bild: deutsche Intelligenz