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Eine Weihnachtsbotschaft Macdonalds.

,, Aufklärung und Nachsicht".

Der frühere englische Ministerprädent Macdonald hat an die englische Arbeiterpartei, insbesondere an die Genoffen von der Independent Labour Party( ILP.) am Vorabend seiner Abreise nach Jamaila eine Weihnachts- und Neujahrsbotschaft gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:

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Ich sende den Freunden von der JLP. die herzlichsten Weih­trachts- und Neujahrswünsche. Das vergangene Jahr ist wahrhaftig ein denkwürdiges zu nennen und es endet das ist bezeichnend mit einem beispiellofen Zufirom von neuen Mitgliedern sowie mit ciner in der Geschichte der Partei bisher unbefarinten Aktivität. Niemals noch haben wir am Jahresschluß einem so viel versprechen den Neuen Jahre entgegengesehen; niemals fonnten wir mit soviel quiem Vertrauen hoffen, daß eine geduldige und redliche Arbeit für den Sozialismus ihre Früchte tragen und einen Umschwung der öffentlichen Meinung gegenüber unserem Werk bringen wird. Nie­nals fonnten wir mehr als jegt einen Fortschritt in der Richtung auf die sozialistische Gesellschaft unser Endziel! erhoffen. Es darf nicht vergessen werden, daß die Lasten, die wir zu tragen hatten, das Jahr 1924 für uns zu einem denkwürdigen gemacht hat und daß diese Lasten uns erst den ganzen Umfang der Auf­gobe, die uns bevorsteht, klar gemacht haben: Bir müssen die fozia­istische Idee und das Ideal des Kommunalsozialismus überall ver­breiten, wir müssen arbeiten, wie wir bisher niemals gearbeitet haben, um die besten Mitte und Wege zur Erreichung unseres Bieles zu entdecken. Indem wir so unsere Pflicht erfüllen, dürfen wir den alten Geist der Güte und der Nachsicht nicht vergessen, in deffen Zeichen diese Jahreszeit von altersher steht. Aufflärung und Nachsicht" wird immer über andere Mittel den Sieg davon­fragen das wird sich nirgends besser erweisen als in der schweren und mühsamen Arbeit, die Menschen für die Sache des Sozialismus zu gewinnen und sie in die Reihen unserer Bewegung hereinzu führen. Laßt uns die Schwelle, die zum Jahre 1925 führt, mit einem fröhlichen Optimismus überschreiten, einem Optimismus, der nicht nur gerechtfertigt ist durch das, was das scheidende Jahr ge­bracht hat, sondern der es uns auch ermöglichen soll, alle jene Fortschritte zu machen, die im Bereiche diefes neuen Jahres mög­fich sind."

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Schnelle Feststellung der Wahlergebnisse.

Der Reichsinnenminister an Minister Severing . Der Reichsminister des Innern hat an den Preußischen Minister des Innern folgendes Schreiben gerichtet: ,, Das vorläufige Gesamtergebnis der Reichstagswahl fonnte bereits am Mittag nach der Wahl bekanntgegeben werden. Diese Leistung, die um so bemerkenswerter ist, als mit der Reichstagswahl im größten Teile des Reiches Wahlen зи Landes­parlamenten oder Kommunalwahlen verbunden waren, ist dem zielbewußten Zusammenwirten der Gemeinde- und Ver­waltungsbehörden mit den Kreiswahlleitern und dem Reichswahl Leiter zu danken. Ich bitte, allen amtlich und ehrenamtlich bei der Festehung der Wahlergebniffe beteiligten Persönlichkeiten, ins­befondere den Wahlvorstehern, den Mitgliedern der Wahlvorstände, den Bürgermeistern, den Beamten der unteren Berwaltungsbehörden, den Kreiswahlleitern und ihren Beamten meinen Danf und meine Dolle Anerkennung ausfprechen zu wollen. Die rasche und zuverlässige Zählung der Wahlergebnisse ftellt eine glänzende Leistung deutscher Amtstä.i feil und Draanisationsfähigkeit dar." Wie der Preußische Amtliche Pressedienst mitteilt, schließt sich der Preußische Minifter des Innern in einer Berfügung an die Ober­und Regierungspräsidenten , Kreis- und Verbandsmahlleiter, Band. räte, Stadt und Landgemeinden hinsichtlich der preußifchen Landtagswahl biejem Dand an,

Die Ravitch- Partei verbeten. Der tgl. füblawische Ministerra befchloß, die frontische republikanische Bauernpartei megen ihres Ber tritts zur Dritten Internationale aufzulösen. haftung der Parteileitung gilt als unmittelbar bevorstehend.

Derungffie Weihnatsfreude.

Die erste Exkursion zum Ankauf eines Gänsebratens verlief ergebnistos, da der Etat nicht ausreichte. Eine erfahrene Nach­ergebnislos, da der Etat nicht ausreichte. Eine erfahrene Nach barin beruhigte meine Frau mit dem Hinweis darauf, daß bei wärmer werdender Witterung die Gänse im Preise sinken wurden. Ich bekam den dienstlichen Auftrag, das Barometer beim Dptifer nebenan zu beobachten. Nach eiftigem Studium hatte ich mir eine so weitgehende Fertigkeit in der Terausbeitimmung des Wetters an­geeignet, daß ich meiner Frau sagen konnte, aller Voraussicht nach werde das Thermometer weiter steigen, wenn das hoch", das über dem nördlichen Schottland lagert, nach Südwesten abgezogen fei. Wir hofften nun start auf dieses hoch", um bei dem Gänsekauf nicht zu tief in den Beutei greifen zu brauchen Tatsächlich wärmte es sich auch immer mehr auf. Am Goldenen Sonntag fonnten wir feststellen, daß das Pfund um 10 Pfennig gesunken war; unsere Hoff. nung auf einen Gänsebraten war neu belebt. Ain Montag blieb der Preis stabil, was meine Frau auf die mangelhafte Funktion des Händlerthermometers zurückführte. Jedenfalls wollte sie noch bis Dienstag warten. Da aber trat die Katastrophe ein: Es war erheblich fälter geworden, Krolle Garten hatte an allen Litfaz fäulen Gisbahn angekündigt, und im selben Augenblick stieg auch der Gänsepreis um 20 Pfennig. Mit dem Gänseantauf war es nichts. Als Ersatz für den emgangenen Gänsebraten wollten wir uns wenigstens den Genuß einer Theatervorstellung leisten. Bier marf waren dafür zurückgelegt.( Bir nehmen immer den geringsten Platz ein!) Am Heiligen Abend, gegen 7 Uhr. flingelt es an der Wohnungstür: Ein fliegender Holzhändler bietet eine Kiepe Ofen holz mit 2 Mart an. Meine Frau lehnt ab, der Händler bittet und bettelt, und schließlich gibt sie nach. Ob wir denn nicht zwei Kiepen nehmen mürden; es sind die letzten, und er möchte doch nicht den Rest Holz mit nach Bantom nach Hause nehmen. Mit Rücksicht auf die Gefahren jeder Etatsüberschreitung bleiben wir aber felt. Es vergeht geraume Zeit. Wir denken schon gar nicht mehr an das Holz. Plötzlich schweres Trampeln auf dem Treppenflur, und herein spazieren der Holzhändler mit einer Riepe Holz, ein zweiter Mann mit einer Kiepe Holz, und als dritter im Bunde noch ein Mann, beide Arme ebenfalls mit Holz bepadt. Ehe wir uns erholt haben, ist das Holz im Korridor, und der Fliegende" erflärt uns die Vor­teile dieses Holzankaufs en gros mit bewegten Worten: 3mee Riepen Holz for vier Mark und' n janzen Arm voll zu, Madamfer. nehmen fet schon, et wird Ihnen nich leib bun!" Was wollten Was wollten wir machen. Der Korridor war mit Holzsplittern befät, ob der Arm voll" und die letzte Kiepe" liegen blieben oder mit nach Bantom gingen. Eine warme Siube mar zu den Feiertagen auch nicht zu verachten. Wir opferten die 4 Mart, wenn auch schweren Herzens. Mit dem Theaterbesuch wurde es nun aber auch nichts; an unserer Stelle ging wahrscheinlich der Holzmann in den Musentempel.

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Die Sprißtour nach Schwiebus. Harmlose Aufklärung eines Fundes blufbefledter Kleider.

Wie erinnerlich sein dürfte, erregte im Oktober d. 3. ein an der Mühlendammschleuse gemachter Fund, nämlich ein Batet mit Mühlendammschleuse gemachter Fund, nämlich ein Patet mit b1utbefledter Kleidung, beträchtliches Aufsehen. Man nahm um so eher irgendein dunkles Verbrechen an, als das Blut umfangreiche Untersuchungen an, die endlich auch zu einem Ergeb als Menschenblut festgestellt wurde. Die Kriminalpolizer stellte nis führten, das glücklicherweise sich einmal als pöllig harmlos her­ausftelite und eines gewiffen humorpollen Anstrichs nicht entbehrt. Die Strimmalpolizei allerdings hat die schwierige Arbeit gehabt. Eun Kaufmann in Friedenau zanfte sich eines Abends heftig mit seiner Frau, fieďte 1000 m. ein und verabschiedete sich mit dem Bemerken, daß er vielleicht wiederfommen werde, menn das Gelb alle sei. Er begab fich zu einem ihm befreundeten Jung­gefellen. Am nächsten Morgen juchten die beiden Freunde eine Wirtschaft auf und tranfen einige Flaschen Rotwein. Die Ver Das gab Stimmung für eine Auto- Spazierfahrt durch Berlin . Der Kauf­mann war mu in der Aufregung in einem alten Anzug von Hause weggelaufen. Weil er den auf der Sprizfahrt nicht tragen wollte, fo begab er sich mit seinem Freunde zunächst in ein Kleidergeschäft, faufte einen neuen Anzug und ließ den alten einpacken. Auf diesem alten Anzug befanden sich in der Tat Blutfleke, die von einem Nasenbluten des Besizers herrührten. Nach einer fleinen Rund­fahri fam man nun über den Mühlendamm, und der Kaufmann entledigte sich des Pafetes, indem er es in die Spree fchleuderte. Am Schlesischen Bahnhof endete die Droschten fahrt. Von hier fuhren die beiden Freunde mit der Eisen­bahn nach Schwiebus. Dort löften sie sich vorsichtshalber Fahrkarten für die Rückfahrt nach Berlin . Dann setzten sie die neiptour" fort. Am nächsten Morgen fuhren sie nach Berlin zu rück. Der Kaufmann begab sich nun, wie er in Aussicht gestellt hatte, zu seiner Frau zurück. Unterdessen hatte die Kriminalpolizei die Ermittlungen zur Aufklärung des mutmaßlichen Berbrechens aufgenommen, fonnte aber lange Zeit feinen Anhalt finden, bis ihr jezt endlich die Aufklärung gelang.

Veriagung der deutsch - belgischen Verhandlungen. Die deutsch : begichen Wirtschaftsverhandlungen find bis zum 5. Januar verlagt worden, da die belgische Delegation fich anläßlich der bevorstehenden Feiertage nach Brüssel begeben hat.

Dollendet einen fulturellen Aufbau und das deutsche politische Banauentum, das die staatliche Gewalt und die staatliche Kultur pfiege in Händen hat, läßt ihn verfallen oder schlägt ihn in Trümmer. zwischen werden die Rulurphrafen unentwegt weiter gedroschen in Parlamentsreden, Geburtstagstelegrammen usw.

Eine Seuchenstatistit von 1924. Der Hygiene- Ausschuß des Töferbundes hat, foreit es bisher möglich ist, eine Statistit der Seuchen für das Jahr 1924 zusammengestellt. Dabei wird insbe­fondere cuf die Epidemie der sogenannten Schlaftranfheit in England hingewiesen, die bei weitem die schwerste Epidemie dieser Art ist, die England je betroffen hat. Während die Zahl der Er­frantungen 1923 1038 betrug, war fie am 1. November 1924 bereits auf 5673 gestiegen. Sonst finden sich von dieser Krankheit nur fleinere Herde in Italien , Echweben und der Schweiz . Die In­fluenza mar 1924 ziemlich bedeutungslos. Die Beft zeigte be­fonders in Aegypten in den letzten Monaten eine ftarfe Abnahme, so daß dort die niedrigsten Zahlen seit 5 Jahren zu verzeichnen find. Die Cholera hatte in Indien in den Herbstmonaten noch hehe Erfranturigs- und Sterbeziffern; in anderen Ländern erreichte Boden treten fie ebenso wenig Bedeutung wie Fedfieber. namentlich in Spanien etwcs häufiger auf; in England und in Nordamerifa find verhältnismäßig zahlreiche Erfrantungen zu ver­zeichnen. Unterleibstnphus war im Spätfommer häufiger in den Ländern um die Ostiee und in Polen; in Deutschland ist eine mäßige Steigerung gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Ernste Scharlach epidemien werden aus einzelnen Ländern, na ment ich aus den Bereinigten Staaten, gemeldet. Millionenzahlen weilen die Malariaertranfungen in Rußland auf.

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Das tote Tuch eine Cegende? Wie weit der lanbläufigen 2inschauung auf der die Rebensart von der Wirkung des roten Luchs auf den Ster beruht, Tatsächliches zugrunde liegt, hat der englische Psychologe Prof. G. M. Stratton festzustellen unternom. men. Es wurden Versuche an Siieren, aber auch an anderen wilden und zahmen Lieren angestellt; während leuchtende und bewegte Gegenstände die Aufmerksamkeit in gewiffem Grabe anzogen, brachte Not ols folches weber Wut noch auch irgendeine förperliche Be­wegung hervor. Die Antworten von 66 falifornischen Rinderhirten, de eingehend befragt wurden, bestätigten dieses negative Ergebnis. Wie sich die so weit verbreitete. Meinung gebildet hat, bleibt danach freilich noch aufzuklären. Das Gebiet des Farbenfchens ber Tiere ift ja überhaupt noch wenig durchforscht, und die Versuche des Ber liner Binchologen, Brofeffor Wolfgana Köhler, an Affen, fowie bie ter Miß E. M. Smith an Hunden, auf die bei diefer Gelegenheit von englischer Seite hingewiesen wird, haben wohl erst den Grund für weitere Untersuchungen gelegt. Erstaufführungen der Woche. Montag. Staatsoper: Der Bar bier von Bagdad ". Dienstan. Die Komödie: Sechs Personen fuchen einen Autor". Mittwoch. Staatstheater: Charleys Donnerstag. Dentimes Dpernbane: Cheron". Zante ". Urania- Botträre. Mont., Dienst.( 5 i 7 Uhr), Donne: st.( 5), Breit.( 9), Counab( 4): otosblum e. Mont., Dienst., Donnerst.( 9). Freit. ( 5), Eonnab.( 8), Sonnt.( 4%): Gefahren der Großstadt. Donnerst., Freit.( 7), Sonnab., Sonnt.( 6%): Bon Carthago bis Sonnt.( 8): 3m Reiche der Romit. Marolto.

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der Schöpfer des ersten fünstlerischen Blatates fei. Stünftlerplatate feien nicht der Einfall geriffener Kaufleute, sondern der Proteft der Maler gegen die abstrakte Kunst gewesen. Die deutschen Künstler wollten nicht länger Blafate in Del" malen; ihre Arbeiten zeichner architektonische Borzüge neben viel Humor und Erzählertalent aus. Am Schluß des interessanten Bortrages wurden amüsante Retie Das Plakat gebe dem mechanischen Straßenbild einen Schmud. filme vorgeführt.

Eine frohe Feierstunde.

Bisher hatte in den Morgenfeiern der Proletarischen 8 Proletarierlos, gewaltet. Immer wieder fehrte das Thema: 2 stunden das Moment schwerster drückendster Tragit, unentrinnbar freiung durch Revolution, aber Sieg der Reaktion. Endlos flirren i Ketten neuer Eflaverei Bis endlich, aufbrechend im Chor auf d Bühne, die Internationale durch den mächtigen Raum sich fchwir und die Schwere proletarischen Gefchices sich in einer heroischen ed Geste auflöst. Die Weihnachtsfeier der Proletarischen Feierstur brachte am zweiten Feiertag im Großen Schauspielha werden. Aber wie wenig siá im Grunde der Sozialist von seiner einen neuen Versuch tiefsten Problem zu lösen vermag, bewies der Verfasser des neue Chormerfs Großstadtfrühling", Franz Rothen felder. Seine Froheit erwächst aus den Berliner Hinterhaushöfe und fenft ihre Wurzeln in die Herzen derer, die eine inbrünstig Sehnsucht nach Freude und Sonne und Glück haben, ohne doch jemal biefer Schäze teilhaftig zu werden. Kurzum, die soziale Note domi geführten Werken die unumschränkte Vorherrschaft hatte. Dennoch niert auch in diesem Wert der Froheit, wie sie in allen bisher auf Sprüht und zucht es von dem schönen Götterfunßen Freude in dem ganzen Wert, das der Verfasser im Grunde gatommen der profe farischen Frau zugeschrieben hat. Frühling will sich wieder fehnen an das Herz der Frauen", jauchzt er auf. Der Text wird unterbrochen durch Musik, Bolkslieder und, was hier neu ist, durch Tänze, die ben bisherigen schon starr werdenden Rahmen glücklich durchbrochen damit ihren Einzug in die Proletarische Feierstunde genommen und baben. Zum erstenmal zeigte sich, mie außerordentlich wirfungs und eindrucksvoll ein hlichter Brikstanz auf einer aroßen Bühne wirken fann, wenn forbiges Licht die Tanzenden plastisch werden läßt und ein Orchester( statt der bisher auf Jugendfesten gebotenen dunnen Geigen und Klampfenflänge) den Rhythmus fraftvoll unterstreicht Es ist kein Zweifel, daß sich in den Broletarischen Feierstunden mi ihren Sprechchören eine neue Kunstform zu bilden beginnt und daf Deshalb jebe neue Feier ein Versuch und ein Waanis ist. Beide fin notwendig, beide sind Jobenswert. Auch der Aufführung des Groß­Stadtfrühling" als Gesamtwerk gebührt Lob und Anerkennung. Wenn sich aber, wie diesmal, einige Mängel zeigten, wie das Fehlen eines energischen Zusammenraffens der ganzen Aufführung und die allzu große Abhängigkeit der Sprechchöre von Meister Florath. so besteht zwar die Pflicht, diefe Mängel zu nennen, aber faum die Möglichkeit, fte zu beseitigen, weil bisher leider das gesamte große Maß von Krait immer nur an eine einzige Aufführung verfchwendet werden mußte. Erst wenn ein Sprechwert vier, fünfmal micberholt werden kann, darf man damit rechnen, daß wir zu ausgeglichenen Leiftungen temmen. Unter den Solofprechern ragte wieder Heinrich Bitte hervor, deffen fraftvolle Stimme den großen Raum mühelos be herrschte. Er mar der Herold der neuen Zeit, und in seinem Antlig fpiegelte fich die Freude, Rufer des Rommenden zu sein. Carl Ebert , Eenja Rainer und Esa Wagner halfen am Wert, das Albert Florath wieber mit Liebe aufgebaut hatte. Wolf: gang Beller versuchte aus seinem kleinen Orchester heraus­

uholen, was möglich war. Der Dichter Franz Rothenfelder wurde zum Schluß lebhaft gerufen und mußte fich zeigen.

Nachtsteuer für die Silvesternacht.

Die Hauptsteuerberwaltung teilt mit: Die Finanz- und Steue deputation bat in ihrer legten Sigung einen für die Silbefter nacht wichtigen Beschluß gefaßt. Danach soll die Nachtsteuer, die nach der Vergnügungssteuerordnung für das geiedline Beiiammen­fein nach Eintritt der allgemeinen Bolizeistunde in Gastwirticaften oder Vereinsräumen aller Art zu zahlen ist, aud für die Silbefternacht erhoben werden, selbst wenn der Polizei­präsident ausnahmsweiie das Offenbalten der Gast- und Echapt wirtschaften über ein Uhr nachts hinaus duldet. Denn durch eine solche Ausnahme erfährt die allgemeine Polizeiftunde als folche teine Aenderung.

Kommt die Kältewelle auch nach Europa Bereits 92 Todesfälle in den Vereinigten Staaten . Die ungewöhnlich milde, fast frühlingshafte Witterung wird weifellos in nächster Zeit ihr Ende erreicht haben, wenn auch zur Stunde noch keine merfbaren Anzeichen für einen Witterungs­umschlag oder gar einen Temperaturfturz zu spüren sind. An den beiden Weihnachtsfeiertagen herrschte im deutschen Industriegebiet ( im Ruhrrevier) bei meist fonmgem Wetter in den Mittagsstunden eine Temperatur von plus 15 Grad Celsius. Uebrigens herrschte in der ersten Häfte dieses Monats in einem großen Teil Rußlands ein fo warmes Wetter, wie es nach wissen­fchaftlichen Feststellungen feit 200 Jahren nicht beobachtet worden ist. In Oftrußland find fierte Gewi ter mit Regengüffen tiebergegangen. In Ostsibirien hat ein Ortan an der Mündung des Amurflusses das Wasser zurückoedrängt, so daß eine Ueberschwem­mung entstand, welche Eisschollen durch die Straßen von Nikola. jemft trieb. Indessen sagt die Mostauer Wetterbeobachtungsstation für Ende Dezember eine Kältemelle voraus. Bon der graufigen Räfte, die zurzeit die Bereinigten Staaten von Nord­amerifa heimsucht, tommer immer neue Schreckensnachrichten. Diese Kältewelle hat bereits 92 Todesfälle und einen Sachschaden in Höhe von 10 millionen Dollar perursacht. In eininen Städten ist die Temperatur auf 35 Grad gesuiten.

Brandkatastrophe in Amerika .

90 Kinder getötet, 40 fchwer verlegt.

Die Verhaftungen in der Affäre Kutister. Zu den weiteren Verhaftungen im Fall Kutister erfahren wir, daß die betreffenden Personen, und zwar Generaldirektor Blau, der ehe­malige Broturist Blei der Steinbant, Major Rother von der Blau G. m. b. 5., und der Sohn Kutisters, Sajdha Kutister, im dringenden Berdacht stehen, an den gegenüber der Preußischen Staatsbank verübten Betrügereien Erlangung hoher Kredite für das Bankhaus e. v. Stein beteiligt zu fein. Es handelt sich dabei, pom Hanauer Lager ganz abgesehen, mie schon gemeldet, um die Sicherheiten", die die Seehandlung für ihre Kredite von Rutis. fer in Gestalt von Sypotheken und Wechseln erhielt. Schon gleich 311 Beginn der ganzen Ungelegenheit ist der Staatsbanf zum Vorwurf gemacht worden, daß sie es in dieser Hinsicht, vor allem hinsichtlich der Prüfung der Bonität der Kutisterschen Sicherheiten an der notwendigen Sorgfalt habe fehlen lassen. Die Wechsel, die Kutister gegeben hat, tragen die Unterschriften von Firmen, die entweder gar nicht egiftieren oder hinter deren Firmenbezeichnung überhaupt fein greifbares Unternehmen steht. Bon den Hypotheken wird behauptet, daß es sich dabei um sehr hohe Goldhypothefen auf Grundstüde handelte, deren tatsächfeld- Röln am 23. Dezember an dem früheren Major und jetzigen licher Wert auch nicht im entferntesten mit der Höhe der Belastung im Einflang steht. Vom Generaldirektor Blau wird behauptet, daß er bereits schwer vorbestraft ist.

.Das Künstlerplakat".

Der Bund Deutscher Gebrauchsgraphifer veran­staltet im Zentralinftitut für Erziehung und Unterricht, Potsdamer Straße 120. eine Bortragsreihe, deren zweiter Abend Das Künftler. platat" hieß, über das mener Graefe an Hand von Licht bildern, zu denen die staatliche Kunstbibliothet das Material ge liefert hatte, sprach. Man fah zunächst französische Plakate, zum Teil unter japanischem Einfluß, die leichten Genres waren, danach deutsche, die stilvoller und, was die Schriftplafate anbetrifft. ge­Schmadvoller genannt werden. Mener- Graefe wollte die follettive Leistung des Blatates zeigen, dem, wie er meinte, auch auf Kunst dressierte Menschen Aufmerksamkeit schenken müssen. Nicht der Gegenstand entscheidet hier, sondern der Plaz oder Raum bzw. die Fläche. Die Flüchtigkeit wird als Mittel zum Rwed betont, und das Blafat übt feine Wirkung aus, obgleich Kunst Konzentration be­deutet. Der Vortragende erläuterte turz die Entwicklung des Blafates im Laufe der Jahrhunderte, wobei er erwähnte, daß Eduard Manet

In Salamanta, einer Stadt, die 30 Meilen von Nem Dort entfernt liegt, ist bei einer Weihnachtsfeier Feuer ausgebrochen. 90 Kinder wurden getötet und 40 schwer verlegt. Bisher konnten nur acht der Leichen festgestellt werden.

Raubmord im Krefelder Personenzug.

Ein Raubmord wurde in dem Eisenbahnzug Rre Gutsbefizer Karl Kröner aus Ennetoch( Württemberg ) verübt. Kröner hatte zur Rückfahrt in seinen Wohnort den um 10 Uhr abends von Krefeld abgehenden Personenzug benußt und ist dort von einem bisher noch unbefannten Täter erschossen worden. Der Mörder raubte, someit bisher ermittelt, eine goldene Uhr mit filber­ner Kette, einen Brillantring und zwei fleine Koffer mit gering wertigem Inhalt. Auf die Ermittlung des Täters ist vom Kölner Regierungspräsidenten eine angemessene Belohnung ausgefezt worden.

Parteinachrichten

Ginfendungen für diese Rubrik find Berlin B. 68, Linbenftrage 3.

für Groß- Berlin

flets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Erev. rechts, an richten. Abteilungstaffierer 116, 117, 118, 120, 121, 122, 123, 123a, 124 bis Dienstag, den 30, Dezember 1924, beim Rzeistaffierer abrechnen. 14. Kreis Reulöln. Moning , ben 29. Dezember, abends 7 Uhr, Sigung ber Abteilungstaffierce im Ecfretariat, Nedarstr. 8.

17. Rreis.

40. Abt. Die Abrechnung der Bezirtstaffierer mit fämtlichen noch ausstehen den Listen muß unbedingt am Sonntag von 11 bis 2 Uhr bei bem Ger noffen Urban, Görliger Str. 37, erfolgen.