Die Flucht der Kutisker- Agenten.
Prozeßbeginn erst im Frühjahr 1925.
Am geftrigen Montagnachmittag sind von der Staatsanwaltschaft teine weiteren Berhaftungen erfolgt. Nachrichten, die gestern nachmittag wissen wollten, daß bei der Staatsbant noch weitere Festnahmen hochstehender Beamten erfolgt feien, entsprechen, wie wir von zuständiger Seite erfahren, nicht den Tatsachen. Bie wir hören, hat inzwischen Oberfinanzrat Dr. Hellwig der Staats anwaltschaft seinen Aufenthalt mitgeteilt und sich) für etwaige Ber
gung ausgestellt, wenn die Bewerber im Besitze eines durch die offizielle Geschäftsstelle für die Rompilgerfahrten in Würzburg ausgefertigten Ausweises sind. Leyterer wird auf der Rückseite von den Polizeiämtern mit dem in genanntem Erlaß vorgeschriebenen Vermerk versehen. Rompilger, die sich im Besize eines Basses un d des Ausweises befinden, sind vom Sichtvermertszwang befreit, bedürfen somit weder eines Sichtvermerks noch eines steuerlichen linbedenklichkeitsvermerfs.
nehmungen zur Verfügung gestellt. Die Spezialbezernenten der Berein Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin
Staatsanwaltschaft waren auch am gestrigen Montag den ganzen Tag über mit der Sichtung des Aftenmaterials der Staatsbant und mit weiteren Vernehmungen bis in die späten Abendstunden beschäftigt.
Seute beginnt die Untersuchung in den Räumen des Banthauses E. p. Stein, dessen Geschäftsbücher und Korrespondenz ebenso wie das Material der Staatsbant sichergestellt worden ist. Hinsichtlich der gegen Geheimrat Rühe in Berbindung mit den Kreditgeschäften Kutisters erhobenen Borwürfe erfährt man noch, daß dieses Mitglied des Direktoriums der Staatsbant die alleinige Berantwortung für die Gewährung eines Rredits von 4,2 Goldmillionen an Autister für das Hanauer Lager tragen soll, wobei noch aufzuklären fein wird, auf welche Weise diefe Kreditgewährung in der Seehandlung zustande. gekommen ist. Im übrigen wird von einer bezeichnenden Episode zwischen Dr. Rühe und Kutister berichtet, die auf die geschäftlichen Beziehungen dieser beiden Herren ein charakteristisches Licht wirft. Es ist bekannt, daß Kutister, faum daß er einen erheblichen Kredit erhalten hatte, immer wieder mit neuen Kreditforderungen an die Staatsbant, und zwar immer an Herrn Dr. Rühe perjönlich, herangetreten ist, so daß es selbst dem letzteren mit der Zeit zu viel wurde. Bei einer dieser Unterredungen, bei der Kutister in schroffster Form weitere Kredite verlangte, soll Dr. Rühe nun händeringend sich Kutister gegenüber bitter beklagt haben, daß dieser gar nicht anerkennen wolle, was er( Rühe) schon alles für ihm getan habe!" Kutister ließ sich aber nicht rühren, sondern drohte mit seinem Bankrott, worauf er dann tatsächlich weitere Kredite erhielt.
Mittwoch, 31. Dezember, abends 10 Uhr, in der Stadthalle, Klosterstraße
Silvester Musik
Saaleinlaß 10 Uhr.
Einfriff 60 Pf. Karten find noch an der Kaffe zu haben.
Der gelbe Stempel.
Maßnahmen gegen Schwindeljammlungen.
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Zur Bekämpfung der zurzeit überhandnehmenden unbefugten Sammlungen. Die häufig unter Benutzung nicht mehr gülti ger Sammellisten und Ausweise erfolgen, werden vom 1. Januar 1925 ab sämtliche Sammellisten und Ausweise, die nicht einen gelben Stempel tragen, außer Kraft gesetzt. Sämtliche Polizeiorgane sind angewiesen worden, der Durchführung der Be flimmung ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen und Ber sonen, die mit unvorschriftsmäßig abgestempelten Gammellisten bzw. Ausweisen betroffen werden, festzustellen. Es wird alsdann ein Verfahren wegen Betruges bzw. Bergehens gegen die Bundesratsverordnung vom 15. Februar 1917, betreffend umerlaubte Sammlungen und den nicht genehmigten Vertrieb von Gegenständen zu Wohlfahrtszweden, eingeleitet werden.- Alle Organisationen bzw. Bersonen, denen zurzeit eine Sammelgenehmi. gung erteilt ist, müssen die in ihren Händen befindlichen Ausweise bzw. Gammellisten der Abteilung I des Bolizeipräfi diums in Berlin Schöneberg , Gothaer Straße 19, weds Beifügung des gelben Stempels vorlegen.
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Faliche Rentenbankscheine.
Die
Die Dolksgemeinschaft".
Wie sie sich die Hausbesitzer vorstellen.
Der Rundschau für Kommunalbeamte" Nr. 52 entnehmen wir das Folgende:" In einem Aufruf, den ein Herr A. Murrmann ais Vorstand des Kulmbacher Hausbesigervereins vertraulich an die Mitglieder seiner Organisation versandt hat, heißt
es wörtlich:
Der Hausbesiz bedenke, welche große Macht er hat. Die Häuser gehören uns. Eine Sozialisierung ist nicht mehr zu be fürchten; man betrachte die Zusammensetzung des Reichstages! Diese große Macht des Besizes verbürgt uns deti Sieg; denn emig tann die 3wangswirtschaft nicht dauern. Der Mieterschaft wird es ergehen wie dem Deutschen Reich im Weltfriege. Wir siegten so lange, bis wir zusammenbrachen, bis man uns den schmählichsten Frieden diktierte. Auch für die Mieterschaft tommt die Zeit, da sie einen schmählichen Frieden, annehmen muß, fommt die Zeit, da sie alles nachzahlen muß, was sie uns zu wenig ge= geben hat. Dann feine Zimperlichkeit. Man zahle mit gleicher Münze, wie man uns zahlte."
Man mache sich einmal den Sinn dieser Ausführungen flar. Das Versailler Dittat foll als Musterbeispiel für das Ziel des Kampfes dienen, den der Hauseigentümer gegen den Mieter führen will. Es soll dem Mieter eine Niederlage bereitet werden, die ihn zwingt, bedingungslos jede Forderung des Eigentümers angu nehmen. Wer das verlangt, wer dem eigenen Volksgenossen einen Eloß versehen will, wie ihn das Deutsche Reich unter der Uebermacht seiner Gegner erlitten hat, stell sich damit außerhalb der Boltsgemeinschaft. Es wird keinem veraigt, wenn er mit Hilfe aller gejeglichen Mittel seine Intereeffn vertritt; wer aber solche Richtschnur für das Handeln gegen weite Boltskreise empfiehlt, fördert nicht das Bestreben ernster Politiker, die in allen WahlversammIngen über die Unzahl von Parteien flagen und immer wieder den Zusammenschluß zu einer Partei fordern, die alle staatsbejahenden Sträfte umfaßt. Egoismus und Machtgefühl haben diesen Aufruf Diktiert.
Der„ gehorsame Sohn".
Aus dem Leben eines Falschmünzers.
Vor dem Landgericht III zu Berlin stand vor einigen Wochen der russische Falschmünzer Miassojedeff zur Aburteilung. miaffojedeff, der von Beruf Kunstmaler ist, hatte in seiner Woh nung in Halensee falsche englische Banknoten zu 10 und 20 Bfund. hergestellt und in den Verkehr gebracht. Darüber, wie er zur Hers ftellung dieser Falschstücke gekommen war, erzählte er eine phantastische Geschichte.
Eine interessante Feststellung muß übrigens feit dem Beginn der Verhaftungen zum Fall Kutister gemacht werden: Die zahl reichen Agenten, mit denen sich der Generaldirektor der SteinBant umgeben hatte und die ihm bei verschietenen ,, Transaktionen" wertvolle Dienste leisteten, sind spurlos verschwunden. Es handelt sich dabei in erster Linie um die wiederholt genannten Brüder Boris und Simeon Toobini aus Odessa , die in hervorragendem Maße mitgewirkt hatten, um das famose Geschäft Wie das Polizeipräsidium mitteilt, wirbt der in Steglig, Fried. mit dem Hanauer Lager gegenüber der Staatsbant ,, richtig aufrichsruher Straße 56, wohnende Klaus v. Edenbrecher für einen zuziehen. Simeon Tovbini hatte auch seinerzeit sein Auto dem„ Deutschen Bund ", über dessen Gründer und Ausdehnung Unflarheit Eines Abends sei ihm der Geist seines verstorbenen Baters erKriminalinspektor Dr. Grünberg vom Berliner Polizeipräsidium herrscht, und dessen Hauptziel die Bekämpfung der feindschienen, habe ihm mit einer englischen Zwanzigpfundnote gewinkt und zu seinen Recherchen gegen Holzmann und Regierungsrat Bartels lichen Spionage in Deutschland " sein soll. Anscheinend ihm ins Ohr geflüstert:„ Mein Sohn, nuge Deine Kunst, so wirſt zur Verfügung gestellt und lekterer wurde auch in diesem Kraftwagen fommt es dem sonst beschäftigungslosen v. Eckenbrecher und seinen Da der mächtigste Mann auf der Erde sein!" Dieser Mahnung des nach seiner Verhaftung dem Polizeipräsidium zugeführt. Zu diesem etwaigen Hinterleuten nur darauf an, sich Einnahmen zu verschaffen. väterlichen Geistes habe er dann als gehorsamer Sohn Agentenkreis gehörten ferner die sämtlichen Mitglieder der so- Der Polizeipräsident empfiehlt daher, dem„ Deutschen Bunde" gegen Folge geleistet. Die Herstellung der falschen Scheine habe indessen genannten rumänischen Abnahmetommission", die dem Vertreter über Borsicht zu beobachten. nicht er, sondern sein Freund und Landsmann Mamonoff überder Eeehandlung, Geheimrat Dr. Habbena, die ,, Don Rumänien nommen, er selbst habe nut ab und an einige falsche Noten vergelauften Bestände des Hanauer Lagers vorführten. Dieser ganze nieben. Tatsächlich lief bei der Staatsanwaltschaft ein Brief Ma Kutisterschreundestreis", dessen Mitglieder übrigens der Staatsanwaltschaft aus bereits im Oktober erstatteten Anzeigen genau monofis ein, in dem diefer feinen Freund entlastete und sich bekannt sein mußten, saß noch vor zehn Tagen friedlich und ahnungs Beamten der Reichsbantfalschgeldabteilung ist es jegt gelungen, Mafelbft als den Hauptschuldigen bezichtigte. Den los in einem der Lurushotels des Berliner Westens zusammen, ift aber sofort nach Bekanntwerden der ersten Verhaftungen aus Berlin nionoff in Berlin zu ermitteln und festzunehmen. Mamonoff war und wahrscheinlich auch aus Deutschland schleunigst vera fchon lange als Hersteller und Vertreiber falscher Banknoten nicht ich wunden. Diese Tatsache bedeutet selbstverständlich eine Er nur in Deutschland , sondern auch in anderen Staaten bekannt. Aus der Schweiz und aus England lagen Steckbriefe gegen ihn vor. Als scherung der Ermittlungen gegen Kutister und seine Helfershelfer. Zu den Meldungen über den voraussichtlichen Beginn des Bro Miassojedeff im Auguſt d. I. verhaftet wurde, flüchtete Mamonoff aeffes Stufister und Genossen wird ferner mitgeteilt, daß bei dem sofort aus Deutschland nach der Tschechoslowakei . Dort muß es ihm gewaltigen Umfang, den diese Angelegenheit bereits angenommen aber nicht recht behagt haben, denn nach menigen Wochen fehrte er wieder nach Deutschland zurüd. Da er nicht wagte, sich in hot, feineswegs mit einer Anberaumung des Termins der HauptBerlin sehen zu lassen, führte er ein unstetes Reiseleben und zog verhandlung für den Monat Januar zu rechnen ist. Aus strafDon Stadt zu Stadt. Ueberall hielt er sich nur einen oder zwei prozessualen Gründen muß binnen vier Wochen, also im Laufe des tommenden Monats, die Anflageerhebung erfolgen, doch dürfte wohl Tage auf. Nur in Danzig gelang es ihm, fich längere Zeit zu verzunächst nur eine Teilanklage erhoben werden, der dann später bergen. In diefer Stadt erfuhr er, daß die Hauptverhandlung gegen feinen Freund Miassojedeff in Berlin angesetzt war. In der weitere Nachtragstlagen folgen würden. Selbstverständlich wird das ganze Verfahren nach Möglichkeit beschleunigt werden, um die Hoffnung, etwas zur Befreiung Miassojedeffs unternehmen zu Schuldigen ihrem verdienten Urteil entgegenzuführen, doch dürfte fonnen, fehrte er nach Berlin zurück, begnügte sich aber damit, den nach Lage der Dinge der kommende Riefenprozeß kaum vor dem bereits erwähnten Brief an die Staatsanwaltschaft zu schreiben und Frühjahr 1925 seinen Anfang nehmen. er jedoch abermals hierher, und nun ereilte ihn das Gechick, dem er so lange entgangen war. Dem Steckbrief der Lon doner Polizei lag ein Lichtbild Mamonoffs bei, das den Berliner Beamten bekannt war. Als zwei Beamte der Reichsbantfalschgeldabteilung in ein ganz fleines Café im Westen der Stadt tamen, fahen sie an einem Tisch einen Mann figen, in dem sie den Gefuchten erkannten. Obgleich anzunehmen war, daß er über bedeutende Geldmittel verfügte, jah er ziemlich abgerissen aus. Sein Benehmen war das eines Menschen, der ständig auf der Hut vor Entdeckung sein muß. Einer der Beamten ging nun unauffällig durch das Lokal und stellte sich dem Sizenden gegenüber an den Tisch. Mamonoff sprang sofort erschrocken auf und verriet sich fo selbst. Er versuchte zwar zu flüchten, doch war ihm der Rückzug bereits abgeschnitten. Hinter ihm stand ein anderer Beamter, und bat ihn höflich, Platz zu nehmen. Alle drei fetzten sich. Als Fatalist ergab sich Mamonoff widerstandslos in fein Schicksal. Auf dem Wege zum Polizeipräsidium gab er an, daß auch er ganz genau gewußt habe, daß am heutigen Tage seine Laufbahn ihr Ende finden werde. Miassojedeff, der in der Hauptverhandlung zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, wird jetzt mit seinem Freunde Mamonoff noch einmal vor die Gerichtsschranken treten, mo über beide dann das endgültige Urteil gesprochen werden wird. Mamonoff behauptet jetzt, nicht mehr der Haupttäter zu fein und schiebt alle Schuld Miaffojebeff zu.
Das Reichsbesoldungsblatt" gibt Merkmale falfcher Rentenbankfeine zu einer, zehn und fünfzia Rentenmart bekannt. Die Einmartich eine der Fälschungsklasse dreiundbreißig sind in der Gesamtbseite fünf Millimeter, in der Breite des umrahmten Druckbildes zwei Millimeter zu klein, das Waffer zeichen ist in leicht erkennbarem ettdrud hergestellt. Numerierung der Scheine ist schlecht, die Farbtönung auf der Borderseite weicht von der der echten Scheine ab. Den 3ehnmarkicheinen der Fälschungstlaffe 32 fehlt das Wasserzeichen ihr Bapier ist stärker als das der echten Scheine. Der Stoffauflauf auf dem rechten Teil der Vorderseite ist durch Uebertünchen mit grüner Farbe vorgetäuscht, während die Fasern in das Papier nicht eingebettet, sondern aufgedruckt sind. Die Beschriftung weist au fleine Inpen auf, die Nume: rierung weidyt im Schnitt und in der Größe der Biffern von der der echten Note ab. Die falschen Scheine zu 50 Rentenmark der Fälschungsklasse 31 find auf minderwertigem Papier her. gestellt, auf dem das Wasserzeichen durch Fettbrud unvollfommen nachgeahmt ist. Der rechte Teil der Borderseite ist mit einem schwachh blaugrün oder schmuhiq- weiß gefärbten Riebemittel übernahm dann sein Wanderleben wieder auf. Vor einigen Tagen fam tüncht, worauf einige dünne Fasern eingeftreut find. Die echten Scheine zeigen an dieser Stelle einen hellarauen Stoffauflauf. Die Beschriftung ist im ganzen matt und unflar. Die Nummern sind wahrscheinlich mit einem Stempel aufgedruckt. Die Rückseite ist im Drud unfauber und verschmiert.
Luftgeschäfte mit Heeresgütern.
Ein umfangreicher Betrugsprozeß, der das Gericht bis zum Schluß des Jahres beschäftigen wird, begann vor dem Großen Schöffengericht Mitte. Es handelt sich um Betrügereien, bei denen eine große Zahl von Geldleuten im In- und Auslande um erhebliche Beträge geschädigt worden sind. Der Hauptanstifter in bem Schwindelkonsortium war der Kaufmann Johann Munzel, der auf Grund der eingeheimsten Gelder lange Zeit auf sehr großem Suße lebte und in Berlin den Lebemann spielte. Seine Mithelfer maren die Kaufleute Hermann Strider, Karl Seiwerth und Ctle Berndt, sowie der Gastwirt Wilhelm Schmeißer. Munzel gab vor, daß er über große Posten ehemaliger Heeress güter verfüge, mit deren Berwertung er von den zuständigen Stel len betraut sei. Da er die Waren zu außerordentlich niedrigen Breisen anbot, fand er eine große Zahl von Kouflustigen. Es tam ihm und seinen Mitbeteiligten aber nur darauf an, Vorichüsse zu erhalten Waren hatte die Schwindlerbande nicht an der Hand, wohl aber hatten sie ausgefundschaftet, wo derartige Lager vorhanden waren. Munzel gab sich bald als Oberleutnant, Theaterdirettor und Hamburger Großlaufmann aus, er wußte fich nach berühmten Mustern den Anschein eines reichen Mannes zu geben und sich Vorschüsse auf ungedeckte Schecks zu verfchaffen. In derselben Weise trat audy Strider als Inhaber großer Lager" ouf. Schmeißer wurde als Treuhänder vorgeschoben, der sich die Vorräte genau angesehen hätte. Der Angetlagte Berndt, ein Dielfach vorbestrafter Mensch, wurde als Zahl. meister eines bayerischen Truppenteils ins Feld geführt. In an deren Fällen war wieder Munzel der von Strider vorgeschobene Vertrauensmann verschiedener Reichsbehörden. Munzel verpfändete bei dieser Gelegenheit dann stets sein Offiziersehrenwort". Einem Firmeninhaber aus Wien waren von Munzel anläßlich seines Berfiner Aufenthaltes große Posten 3eltbahnen aus dem Der Bestande des aufgelösten Selbstschutzes angeboten worden. Algemeinen Bedarfsgesellschaft wurden Rauchmasten und Tornister angeboten. Es gelang in allen Fällen, große Borschüsse heraus. zuschlagen, da auch mit gefälschten Ausweisen der Re. parationsfommission und rechtsraditaler Organisationen gearbeitet wurde. Ganz besonders schmer hineingelegt wurde der Generaldirektor Reichel aus Wien , der für eine albanische Kommission zur Beschaffung der Ausrüstung von 10000 Mann beauftragt worden war. Dieser Geschäftsmann büßte nicht weniger als 15 000 Dollar ein. Ein onderer Geschädigter hatte einen Verlust von 11 000 Gold= mart au verzeichnen. Die Angeklagten bestritten zum Teil ihre betzügerischen Abfichten. Munzel behauptete, daß er von einem Oberleutnant Berger von der Abwicklungsstelle des Selbstschutzes in Breslau mit dem Berkauf der angebotenen Waren beauftragt worden sei. Diefer Oberleutnant Berger eristiert jedoch nicht. Bir werden über den Ausgang des Prozesses berichten.
Paßerleichterungen aus Anlaß des„ Heiligen Jahres". Den Teilnehmern an den aus Anlaß des Heiligen Jahres 1923 stattfindenden Rompilgerfahrten, die bereits im Anfang Dezember ihren Anfang genommen haben, werden gemäß einer Verfügung des Ministers des Innern Bässe zur Reise nach Italien mit einer beschränkten, dem Zweck der Reise angepakten Gel tungsdauer gebührenfrei und unter bevorzugter Abferti
Zwei gestohlene Hagemeister- Bilder wiedergefunden.
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In voriger Woche wurden aus dem Restaurant Baumgarten brüd bei Botsdam vier Landschaftsgemälde des bekannten Malers der Mart Prof. Hagemeister von Automobilisten gestoh Icn. Zwei dieser Bilder sind, als sie in Berlin zum Verkauf an geboten wurden, wiedergefunden worden. Die Nachforschun gen der Landjäger in Teltow in der Diebstahlssache führten in die Billa des Hegemeisters B. unweit des Peptsinsees auf die Spur. Der Fall dürfte noch großes Aufsehen erregen.
Selbstmord der Frau v. Kulas. Am Weihnachtsheiligabend hat die Hauptschuldige in dem Brozeß gegen die Eideshilfe G. m. b. 5. Frau Anni v. Kulas, ihrem Leben ein Ende gemacht, indem fie sich in der Zelle des Untersuchungsgefängnisjes mit einem Laten eihängte. Sie war bekanntlich vom Schöffengericht Charlotten burg zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Es schwebte gegen sie noch ein weiteres Verfahren wegen Anstiftung zu Mein
eiden.
Ein Hochhaus- Hotel. Das Hotel Erzelfior in Berlin foll zu einem Hochhause mit rund 1000 3immern und 1300 Betten umgebaut werden. umgebaut werden. Die Ficanzierung ist erfolgt. Die Baupläne stammen von dem Hotelarchitekten Otto Rehnig in Berlin - Schöne. berg. Wenn baupolizeilich feine Echwierigkeiten gemacht werden, wird der Bau im März 1925 begonnen und, bei normalen Berhält. niffen am 1. Januar 1926 in Benugung genommen werden können.
Das Rundfunkprogramm. Dienstag, den 30. Dezember.
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.40-7.30 Uhr abends: Hans Bredow- Schule( Abteilung Bildungskurse). Literatur und Kunst. 6.40 Uhr abends: Professor Colson: Französische Literaturgeschichte( in französischer Sprache). 7.10 Uhr abends: Dr. James Simon ; Die Sonate. 7.30 Uhr abends: Vortrag Dr. Ernst Rothe: Glatze, Zopf, Bubikopf".( Das Haar und seine Pflege vom Standpunkt des Arztes.) 8 Uhr abends: Theater funk( Theodor Kappstein). 8.30 Uhr abends: Zweiter Josef- PlautAbend. 1. Ouvertüre z. d. Oper.Der schwarze Domino", Auber ( Berl. Funkkapelle). 2. a) Carusos Gastspiel in der Berliner Oper, Börries v. Münchhausen, b) Alte Landsknechte( Jos. Plant). 3. Potpourri a. d. Operette Orpheus in der Unterwelt ", Offenbach ( Berliner Funkkapelle). 4. a) Jan Bart Theodor Fontane . b) Auf dem Marsche, Theodor Fontane ( Josef Plaut ). 5. Potpourri aus der Operetta Der arme Jonathan". Millöcker( Berliner Funkkapelle). 6. a) Die fünfte sogenannte feuchte Sinfonie, Manfred Kyber , b) Die leichtsinnige Maus, Manfred Kyber ( Josef Plaut ). 7. Auf Wiedersehen, Marie, H. Max( Berliner Funkkapelle). 8. a) Die Mobilmachung
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1914 und ihr Eindruck auf die Tierwelt, Jos. Plaut. b) Militärischer Kirchgang, Jos. Plaut. c) Lieder zur Lante am Klavier, Jos. Plaut ( Jos. Plant). Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theaterdienst
Auf dem Witwenball.
Auf Witmenbällen fuchte sich der Kaufmann Richard G. Dte Opfer für seine Heiratsschwindeleien aus. Obwohl er verheiratet war, gelang es ihm, verschiedene alleinstehende, unerfahrene Frauen in seine Nege zu Loden. Unter falschem Namen trat er auf und versprach den heiratsluftigen Damen die Ehe. Eine Witwe D. war fchon soweit gebracht, daß sie Berlobungseinladungen abgesandt hatte. Am Lage vorher erschien er in der Wohnung seiner Zufünftigen und stahl die Trauringe aus erster Ehe, an deren Stelle er zur Berbeckung des Diebstahls 3 wei wertiofe Ringe legte. In einem anderen Falle schwindelte er seiner Liebsten" die Nähmaschine und die Pfandscheine für die verpfändeten Ringe ab; die Nähmaschine lieb er sich nur aus, weil der Schneider, bei dem er sich den Anzug zur Verlobung arbeiten laffe, einen Unfall mit seiner Maschine gehabt habe; diese Ringe wollte er einlösen und mit Brillanten verzieren laffen. Nachdem er fein Ziel erreicht hatte, verschwand der saubere Batron regelmäßig. Um feine Opfer in Sicherheit zu wiegen, hatte er auch gefälschte Wechsel ausgegeben. Im Hinblick auf seine Borstrafen wegen Betrügereien auf dem aleichen Gebiete hatte das Schöffengericht G. zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Chr perluft verurteilt. Gegen das Urteil hatte sein Berteidiger Berufung eingelegt und erzielte auch in der gestrigen Verhandlung vor der Straftammer des Landgerichts II , daß das Gericht noch einmal Abstand davon nahm, den Sdywindler ins Zuchthaus zu fchiden. Die Strafe wurde auf zwei Jahre Gefängnis festgesetzt
Nene Tagesheime in der Heffel- und Beuthstraße. Das Bezirks cmt mitte eröffnet heute in der effelstr. 3 und in der Beuthftraße 16 je ein Tagesheim, die dazu bestimmt sind, allen Bersonen,
benen es tagsüber an einem wormen Aufenthalt fehlt, Unterkunft u bieten. Die Räume find gut erwärmt und beleuchtet. Außerdem liegen mehrere Tageszeitungen, illustrierte Blätter und dergleichen aus. Es ist auch beabsichtigt, späterhin eine fleine Mahlzeit oder