Beamten verantwortlich zu machen, die ihr angehören oder ihr nahestehen. Und man wird auch natürlich nicht die Deutsche Volks partei als die schuldige an den Branger stellen, weil ein voltsparteilicher Minister an der Spitze des Finanzministeriums steht. Aber
Die Parteien und Gruppen bereiten sich langsam aber| Deutschnationale Volkspartei für die Verfehlungen von sichtlich für die Wahlen vor. Das wird auch durch die Spaltung der agrarischen Partei, der Partei des Minister präsidenten deutlich. Der rechte Flügel unter dem Spiritustorruptionär Senator Praschek bildete in diesen Tagen eine felbständige agrarische Partei mit ausgesprochen konser vativem Charakter, der nun die reaktionärsten Elemente zuströmen werden. Herr Praschef, dem der ,, linke Kurs" des Staatspräsidenten Masaryk ein Greuel ist, eröffnet den Kampf unter der Parole: ,, Kurs nach rechts!".
Auch die Klerifalen, von der slowakischen HlinkaPartei, gedrängt, rufen nach neuen Wahlen, um die Durch führung der Trennung der Kirche vom Staat, einen der letzten Regierungsprogrammpunkte, zu verhindern.
Die Kommunist en stehen der politischen Entwicklung ratlos gegenüber. Im Innern der Partei Pfostenstürzen, Fensterflirren Kampf zwischen rechts und links.
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Die Frage der Anerkennung Sowjetruß lands, die bis zum neuen Jahr erledigt werden sollte, ist wiederum verschoben worden, bis im Schoß der Koalition ,, eine notwendige Einigung" erzielt wird. Die sozialistischen Barteien find für die Anerkennung Sowjetsrußlands, welcher nur die Nationaldemokraten feindlich gegenüberstehen, obzwar ihre Anhänger, soweit sie sich aus den Industriellenkreisen refrutieren, nach einer definitiven Regelung des Verhältnisses Die Wahlperiode endet erst 1926, man spricht jedoch viel von Neuwahlen im Frühjahr. Infolge der Schäden, die die Kommunisten in der Arbeiterbewegung angerichtet haben, würde der Wahlausgang eine bedeutende Stärkung der Rechts parteien, hauptsächlich der klerikfalen bringen. Daran hat natürlich die Arbeiterschaft durchaus fein Interesse.
Der Staatsbank- Skandal.
Der Jud' ist schuld.
welche Angriffe gegen Margismus, Sozialdemokratie und Repu blik hätte man wohl in der gesamten Rechtspresse lesen können, wenn etwa der Fall des thüringischen Staatsbankpräsidenten
Loeb ähnliche Vorgänge zutage gefördert hätte! Trotz der genauesten Untersuchung ist gegen Herrn Loeb doch nur erwiesen, daß er mit großem Erfolge für den thüringischen Staat tätig gewesen ist und diesem Millionen gewinne zugeführt hat, während die Kutister- Affäre mit einem Berlust von fünf Bielleicht lernt die deutschnationale Opposition doch aus diesen Vorzehn Goldmillionen für die Preußische Staatsbant zu enden droht. anzustimmen und nach Fachbeamten" zu rufen, um Berfehlungen gängen, daß es nicht genügt, den Feldruf„ Gegen den Margismus" von der Beamtenschaft fernzuhalten, nachdem sich jetzt die gravierendsten und den Steuerzahler am meisten belastenden Vorgange in einem Institut ereignet haben, das bisher von jedem Ein diingen demokratisch- republikanischen Geistes sich freigehalten" hat."
auch ohne standrechtliches Urteil erschossen, oftmals felbft dann, wenn sie nadweislich am Aufstand in feiner Weise beteiligt waren." Obst entwickelt eingehend aus der Geschichte des georgischen Boltes die Wurzeln des starten nationalen Freiheitsranges, der das ganze Land beherrscht.
" Zwischen Zarismus und Leninismus findet der Georgier im Grunde feinen erheblichen Unterschied: die gleiche Knechtung des Wolfes hier wie dort, dieselbe Brutalität und Spigelwirtschaft, dieselbe Arroganz einiger Individuen und Cliquen, die lediglich mit roher Gewalt die große Menge der Andersdenkenden in Schach halten..."
Obst tritt den übertriebenen Meldungen georgischer Emigranten entgegen, als ob es sich bei dem grusinischen Aufstand um eine allgemeine taukasische Revolution gehandelt habe. Ebenso sehr widerspricht er aber auch der kampf der georgischen Fürsten gegen die kommunistische ReMoskauer Legende, wonach angeblich ein Verzweiflungsgierung vorgelegen habe:
„ Niemand kann und wird im Ernst abstreiten, daß neben der national- begeisterten Intelligenz Georgiens , vor allem der akademischen Jugend Georgiens , sehr viele Bauern und Arbeiter am Auf stand teilgenommen haben. Welchen Sinn konnte es haben, daß 3. B. die Arbeiter im Manganrepier von Tschiaturi die Waffen gegen Mostau erhoben, die Sowjetbeamten gefangen„ Berliner Tageblatt" ganz bestimmt nicht befolgen. Sie von Tschiaturi alles Fürstensöhne seien oder daß sie als Söldlinge Die deutschnationale Opposition wird diesen Ratschlag des fetten usw.? Will wirklich jemand behaupten, daß die Bergarbeiter miten: war es ein Jude, dann sieht man die jüdische Gebehandelt solche Dinge nach dem famosen Rezept der Antises der Fürstengeschlechter in den Kampf gegen Moskau gezogen seien? Wer unparteiisch an Ort und Stelle alle Berichte und Bemeinheit, war es ein Christ, dann ist die jüdische Beschreibungen von Augenzeugen geprüft hat, für den steht es unabmeinheit noch viel größer, denn selbstverständlich wurde änderlich fest: die georgische Intelligenz, die im Sommer 1924 geder Arier von Juden verführt. Im Stil dieses blödsinnigen meinsam mit georgischen Bauern und Arbeitern zu den Waffen geRezepts wird der„ Lokal- Anzeiger" und andere deutschnatio- griffen hat, wurde von reiner und selbstloser Vaterlandsliebe zu nale Plätter auch die Kutister- Affäre und die Diskreditierung diesem Schritt getrieben. Man entschloß sich zum äußersten in der hochgestellter deutschnationaler Beamter behandeln. Es wird Ueberzeugung, daß anders die vom gesamten georgischen Volke fogar Dumme geben, die das glauben! erfehnte nationale Unabhängigkeit nicht zu erringen ist.
Geständnis der Unfähigkeit.
Die Beamten des alten Regimes. für die beteiligten Beamten des alten Regimes auf mildernde Im Staatsbant- Standal plädiert die ,, Deutsche Zeitung" Umstände wegen Unfähigkeit:
Die Spalten der Rechtspresse sind nach wie vor mit dem Staatsbant- Standal angefüllt. Freilich, wer aufmerksam lesen fann, merkt, daß es bei gedämpfter Trommelflang geht. Selbst dem blödesten Leser kann man doch nicht weismachen, daß es sich hierbei um republikanische Beamte handle. ,, Auf der Linfen wird man festzustellen versuchen, die schulSehr energisch weist das Berliner Tageblatt" die verlogene digen Beamten stammten aus dem alten Regime". Dem ist Demagogie der Rechtspresse zurück und betont, daß es fich entgegenzuhalten, daß die hier erneut zutage tretende Korruption ausschließlich um Beamte handelt, die aus dem deutschschließlich auch in bewährten Beamten ihre Opfer findet, daß nationalen Lager stammen. Auch das Tageblatt" diese eben den Machenschaften der Kutister und fordert eine eingehende Untersuchung: Genossen nicht gewachsen sind."
,, Selbstverständlich hat die Deffentlichkeit ein dringendes Intereffe daran, daß die Borkommnisse bei der Staatsbant auf das gevauefte aufgeklärt merden, sowohl soweit sie triminellen Cha rafter haben, als auch insoweit sie etwa zu disziplinarischen Maßregeln Veranlassung geben. Von dem Verdacht frimineller Berfehlungen abgesehen, ist es doch höchst auffällig, daß der ver haftete Staatsfinanzrat Dr. Rühe zusammen mit einem feiner Kollegen für einen Schiedssprych, der im Zusammenhang mit der Kutister- Affäre stand, eine Vergütung von 52 000 Goldmark ausgezahlt erhielt, und daß beide Beamte
für die Annahme diefes Betrages die Zuffimmung des Präsidenten v. Dombois erhielten.
Es muß auch einmal auf folgende Gesichtspunkte hingewiefen mer den: Als der preußische Staat zur Seit der schwersten Inflation dringend Gelber benötigte, insbesondere zur Bezahlung der Be amtengehälter, da mar es immer die Preußische Staatsbant, die dem Geldbeschaffungsbedürfnis des Staates die größten Spierigkeiten bereitete. Hätte es da nicht nahe gelegen, daß sich die Aufsichtsbehörde, das heißt das Finanzministerium ein mal gründlich mit der Frage beschäftigte, mofür denn die Seehandfung die ihr zur Verfügung stehenden beträchtlichen Gelder her
Man wird in den Kreisen der Staatsbanfleitung zu diesem Plädoyer sagen: Gott verschone uns vor unseren Freunden. Der jezige Präsident der Staatsbank hat für das Reich in seiner Eigenschaft als Staatssekretär in Paris allein überaus wichtige Berhandlungen geführt. Wenn man ihm nachsagt, er fei Gestalten wie Rutister nicht gewachsen, provoziert man die Frage: wie soll er den Franzosen gewachsen sein?
Eine unparteiische Stimme.
In der ausgezeichneten Zeitschrift für Geopolitif ver öffentlicht Professor Dr. Obst einen Abschnitt aus seinen Russischen Stizzen" der fich ausschließlich mit Georgien beschäftigt. Die Aeußerungen diefes Mannes find um so interessanter, als sowohl er wie die Zeitschrift für Geopolitik den bolschewistischen Machthabern in absoluter Objektivität gegenüberstehen, ja stellenweise sogar, namentlich für ihre Oftafien- Politit ausgesprochene Sympathien zeigen. Obst schreibt u. a. über den georgischen Aufstand:
Daß hinter der Aufrichtung der Sowjetrepublit in Georgien , mie überall in Rußland , nur eine fleine, aber über die Machtmittel des Staates gebietende Minderheit stand, ist allgemein bekannt. In der großen Masse des georgischen Boltes ist der nationale Gewird bestimmt nicht der letzte Aufstand diefes heldenhaften Volkes danke, der Drang nach völliger Souveränität, unendlich viel stärker als das Verlangen nach einer Diktatur des Proletariats... als das Verlangen nach einer Diktatur des Proletariats.... Cs
gewesen sein."
Bolemik mit den Bolschewisten über Georgien stets behauptet Obsts Schilderungen bestätigen nur das, was in der ist: der georgische Aufstand, wie man auch über seine Zweckmäßigkeit urteilen reaftionären Tendenzen, sondern dem Freiheitsmag, entsprang nicht irgendwelchen drang des georgischen Volkes. Er ist von denselben Bolschewifi, die angeblich die Selbständigkeit der kleinen Nationen auf ihre Fahne geschrieben haben, mit einer Brutalität ohne gleichen niedergeworfen. Das genügt vollständig zur Beurteilung der bolschemistischen Politik in Georgien .
Unqualifizierbares Verhalten.
Offener Brief an Ben Tillet.
Der Auslandsdelegierte der Sozialdemokratischen Barlei Rußlands hat sich an Ben Tillet, eines der Mitglieder der englischen Delegation in Rußland , mit folgendem Schreiben gewandt:
In Nr. 286 des Moskauer sweftija" vom 14. Dezember 1924 ist ein Interviem mit Ihnen veröffentlicht, unter dem sich Ihre fotfimilierie Unterschrift befindet als Bestätigung der Authentizität diefes Interviews.
In dem Interniem merden Ihnen u. a. folgende Worte zuge fchrieben:
Hie und da haben wir auch Strömungen fennengelernt, die gegen die Somjetgewalt find. Aber diese Strömungen find für die Wirklichkeit in Sowjetrußland nicht charakteristisch; sie werden zweifellos von den ausländischen Stapitalisten unterstügt, wie bei frielsweise die in Paris unterstützt werden. Diese Etrömungen sind ein Teilchen der internationalen Berschwörung der Rapitalisten gegen Rußland ."
gegeben hatte? Vielleicht wären dann schon damals die recht an, daß nur einige hundert Menschen standrechtlich erschossen Kapitalist Mensche wisten von den französischen
zweifelhaften Verbindungen der Staatsbant auf geflärt morden. Keinem Verständigen wird es einfallen, etwa die
Unter dumpfen Menschen.
Bon Hans Heinrich Strätner.
Mit unerhörter Grausamkeit ist der georgische Aufstand nieder geworfen worden. Die offizielle kommunistische Statistit gibt zwar wurden. Aber men interessiert diese Zahl? Die wirklichen Opfer einer rachelüfternen Soldatesta zählen nach Tausenden. Sie wurden
Meine Augen irren über die Menge, welche der Weg, die Genußsucht, die Langeweile, die Einsamkeit oder die bittere Kälte in pieses Botal gedrängt haben. Bigarettendampf steigt in grauen Linien zur Dede, um sich dort zu verlieren wie die vielen leeren Reden. Es fann hier feiner denten, die Strömungen der Menschenleitungs- und Schlußchor„ Salem Aleitum". Das find Unvergängfeele lähmen.
Sekunde um Sekunde vom großen Leben schleicht ungelebt, leif klagend an den Menschen vorbei, unbeachtet wie der Sand,
der durch feine Kinderhände rinnt. Ich denke an einen, der am Lag an der Drehbant arbeitet, auf dem Heimweg vor dem Buchlaben steht, jeden Titel langsam spricht und sich dann abwendet. Der den Schlaf bezwingt, wenn Mitternacht schon längst vorüber. Er möchte soviel von den Wundern und Tiefen des Lebens missen Und die Zeit ist doch so furz! Er hat weite, glänzende Augen. Er spricht nur wenig.
Die Musik hier ist so stumpf wie der Schritt jener Menschen, die über die Straßen huschen, unter der Laterne bestimmtere For men annehmen und sich in der Dämmerung wieder auflösen. Aus Gang und Haltung dichte ich mir ihr Los zusammen. Bergebens matte ich auf Klang und Farbe. Nur tagesmüde Menschen hasten vorüber, teiner, der das Leben auf sonnigen Schultern trägt. Viel leicht ist es ja zu schwer.
Die Vorhänge werden zugezogen. Die Musik spielt dazu die Egmont Duvertüre. Das wird feiner sonderbar finden.
Ein junger Herr drängt an meinen Tisch. Welch ein hohles Bathas stedt in seinem Gruß! Db der schon auf hohem Berg gestanden hat mit schweißtriefender Stirn, in zitternder Stille? Er trinkt seinen Wein mit wüsten Lippen, ohne zu genießen. Und doch wird er in jeder Stunde zu sich selber sagen:„ Ich will das Leben genießen!" Ich denke an einen Jungen, der sogar Andacht hatte, wenn er sich über den Quell neigte und flares Wasser tranf.
Ich habe wohl lange mit der Hand die Augen beschattet. Sie ist an mir vorbeigegangen, die Namenlose. Wie einst. Während ich in stillen Stunden rang und vor ihrem hohen Bilde kniete, ist fie an mir vorbeigegangen. Ein Schmetterling, der einst mit bunten Flügeln, sonnüberflutet, in meinen Garten flog. Manchmal nur tommt ein Wundern, wenn ein falbes Blatt vom Baume taumelt. Ich verfomme in der Leere ringsum, unter all den dumpfen Menschen. Ich will in den dunklen Abend gehen.
Dollsbühne, ulius Bab bält auf Einladung der Boltsbühne im Januar einen Zuflus von vier Vorträgen über: Das Drama der Gegenwart". Die Vorträge finden statt am 4., 11., 18. und 25. Januar, abends 8 Uhr, im Bürgeriaal des Rathauses. Starten für jeden Bortrag zum Preise von 50 Pf. in- den Berkaufsstellen der Boltsbühne und am Saaleingang.
„ Der Barbier von Bagdad ". Zweimal schwirren in der deutschen tomischen Oper lustig Schwazende Diener und Barbiere über die Bühne: bei Mozart , bei dem Meisterwerk des Peter Cornelius cine besondere Färbung, Cornelius, in Sevilla und in Bagdad . Das orientalische Milieu gibt und der Lyriker stattet seine tomische Oper mit einigen Glanz nummern feinster Intimität und quellendster Melodik aus. Dazu gehört das Liebesduett und das Terzett„ Er tommt", sowie der Einlichkeiten. Rechnet man zu den Kleinodien der Partitur noch die beiden Duvertüren und die ganze große Bufffzene des Barbiers, die fast den ersten Aft füllt, so steht man erstaunt vor dem Schicksal dieser Musik, die ein Liebling der Kenner und ein Stieffind der lustigen, ja wizigen Tegt eine ebenso leichte, schwingende, scherzende Bühne ist und bleibt. Die Originalfaffung zeigt, daß dem leich Orchestersprache beigefellt ist. Der Einfluß Richard Wagners aus der Beit des Lohengrin" und des Pariser Tannhäuser" bleibt auch dann noch unverkennbar, besonders in den Liebesergüssen des Nurredin und der geigerischen Motivumspielungen, der H- MollOuvertüre.
Aber die gestrige Aufführung in der Staatsoper zeigte zugleich, wie eigen das Licht Cornelius auch im Schatten der Sonne Wagner leuchtet. Eine so feine wasserhelle, von falschem Bathos freie, auch in der Luftigkeit vornehme Mufit, ist seit Mozart gewiß nicht geschrieben worden. Und die beiden Meister der großen komischen Opern„ Meistersinger" und" Falstaff" waren ja im Entstehungsjahr des Bagdader Kalifen, 1857, noch nicht geschrieben. Knüpfer und Gura waren einst geniale Barbiere, Braun ist ein sehr guter, auch wenn die Humore nicht primärer Natur sind. Das ist sicher auch bei dem Dirigenten Kleiber der Fall; aber was er anfaßt, macht er interessant. Die zweite der Ouvertüren wurde oftentativ beflatscht. Baul Stieber fönnte im Spiel gewandter sein, sein Tenor ist noch nicht frei, aber von schöner Kantilene. Delia ment, das bei der Arndt- Ober in jedem Blick und jedem Ton Reinhardt eine schüchtern- liebe Margiana mit wenig Temperalauert. Die kleineren Partien waren mit Henke und Armster glänzend besetzt. Fürchterlich das Vorspiel, das in einer trodenen langweiligen rhetorischen minderwertigen, einer völlig nervösmachen. den Gedenkrede von Carl Cornelius bestand. Man wünschte dem Sohn ein Quentchen Humor, Wiz und Geist des Vaters. Sache des Intendanten ist es, auch vor dem Vorhang Regie zu führen. Mit den Gedenkreden scheint man dort besonders Bech zu haben. Kurt Singer .
Ruffengastspiel.
Die Mitglieder des( gespaltenen) Mostauer Künstler theaters find wieder in Berlin . Sie geben nur ein furzes Gast. spiel. Da sihen nun im Deutschen Künstlertheater Die hierher verschlagenen Russen, lauschen voll Andacht und Sehnsucht den vertrauten Klängen ihrer Heimat, und wir Deutsche . Für uns, denen die Sprache weltenfern fremd flingt, bedeuteten die Ruffen einmal ein Programm. Wir warteten auf die künstlerische Offenbarung.
Die Medea " des Euripides, die gestern in sehr freier, wurde, ist ein spröder Etoff. Euripides hat nicht die Schwere und aber würdiger Bearbeitung von den Moskauer Künstlern gespicit leihen. Seine Medea ist ein Weib mit den Borzügen und Fehlern Feierlichkeit des unabwendbaren Schicksals, die den Dramen der beiden anderen großen griechischen Tragifer die düstere Weihe ver eines Menschen. Die zügellose Hingabe der Heimatentwurzelten an ihren Schmerz um den treulofen Gatten, die rasende Leidenschaft und Ausmaß, aber nicht von der schicfalhaften Dämonie, die die Russen der graufige Rachedurft der Verschmähten find zwar von gigantischent zum Grundzug der Regie machen. Der Chor, dieses schwierige Theaterproblem, verschmolz mit der Handlung zur Einheit. Auf der Bühne erstanden und lösten sich lebende Bilder von der Größe und Weihe der Antike. Aber so schön und ergreifend die schmerzensfich nicht in ihrem Element. Die Getragenheit des affischen Stils reiche Medea der Germanova auch war, man merfte, fie fühlie Gewändern sogar störend. wirfte gesucht und das unmotivierte allzu häufige Greifen nach ihren
Gewinn des Abends waren die Ausstattung des Andrejew und die Musik des Podaschews tij. Mit einfachsten Mitteln bat da der Maler Bilder von phantastischem Umriz und unendlicher Weite geschaffen, und die dunklen flagenden Klänge einer bewußt monotonen melodielosen Komposition gaben den feierlichen Rahmen zur Tragit der Handlung. Ernst Degner.
mäderlhaus" wieder auf. Bertha v. Boß ließ als Hannerl Das Schloßpart- Theater Steglih führte geftem das Dreieine hübsche und wohlausgebildete Stimme hören, die sich vermutlich auch von einem anderen Hintergrund als dem überaus trübfeligen der Stegliger Aufführung gut abheben würde. Immerhin war wenigstens der Franz Schubert durch Heinrich Mostow würdig dargestellt und anständig gesungen. b- n.
"
„ Hauffe" in Philofophie. Das Intereffe für Philosophie ist seit dem Kriege bedeutend gestiegen. Das kann man am besten aus erkennen, die L. Schönrock für die Jahre 1919-1922 in der Beiteiner Statistit über die Neuerscheinungen philosophischer Bücher schrift Minerva" veröffentlicht hat. Weitaus an der Spitze der philosophischen Büchererzeugung steht Deutschland . Es hat in den vier Jahren 2908 neue philosophische Bücher herausgebracht. Die Zahl betrug 1919 654 Neuerscheinungen, stieg dann 1920 auf 950 an und war 1921 693, 1922 611. 2n zweiter Stelle stehen die Bereinigten Staaten mit 1165 Neuerscheinungen, die von 266 im Jahre 1919 auf 356 1922 stiegen. Großbritannien hatte 1071 Neuerscheinungen zu verzeichnen, Italien 748, Frankreich 602, die Tschechoslowakei 431, Dänemark 321, die Niederlande 268, die Schweiz 87, Schweden 74, Norwegen 57. Die Gesamisumme der Neuerscheinungen in diesen Bändern, zu denent noch Uruguay und Ungarn kommen, beläuft sich auf 7831.
Tragischer Tod ron 29 Gelehrten. Wie die sweitija" berichtet, fire 29 Brosessoren der Universität Novorossoit mit ihren Familien bei einem Leben gekommen. Die Universität hatte furz zuvor wegen finanzieller Sturm auf dent Echwarzen Meer amei Tage vor dem Weihnachtsjest ums Schwierigkeiten ihre Pforten schließen müssen, und die Gelehrten, die fich dem Nichts gegenüberfaben, hatten sich nach Odessa eingeschifft, wo sie Arbeit und Brot zu finden hofften.