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Kannibalen.

Der Menschenfresser von Münsterberg gibt Veranlassung zu einer Betrachtung über das Kannibalentum Das Wort selbst stammt als Bezeichnung für das Menschenfressen von dem Wort Karibal". So nannte man die Bewohner der taraibischen Inseln; der spanische Entdecker hatte sich aber verhört und das r" mit einem ,, n" vertauscht. Kannibalen gibt es unter den Wilden in fast allen Erdteilen noch heute, und erst vor furzem bekam man einen sehr lehrreichen Menschenfresserfilm zu sehen. Einer der Kenner der Anthropophagie so lautet der wissenschaftliche Ausdrud für das Menschenfressen André, behauptet das diese Erscheinung allge mein auf Hunger zurückzuführen sei. So ist es wohl auch zu erklären, daß manche Boltsstämme dies wird z. B. von den Skythen be richtet, ihre alten Eltern töteten und verspeisten. Später hat sich dann das Menschenfressen als Sitte eingebürgert, es tamen religiöse, abergläubische und selbst gefühlsbetonte Elemente, wie Rachegelüfte, hinzu. Man vernichtete den Leichnam des Feindes, indem man ihn verzehrte, man gaubte durch das Berspeisen des Herzes den Mut und andere Eigenschaften des Gegessenen übernehmen zu können, man ließ sich aut tun an den Menschenopfern, die man den Göttern darbrachte. Während in manchen Gesenden, wie auf den Karyben, auf den Antillen und in Merito und Mikronesien hier selbst vor ihrer Entdeckung das Rannibalentum bereits verschwunden ist, dauert es dagegen in anderen Orten hartnäckig an: auf den Salamo­

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nischen Inseln werden heute noch Fremde erschlagen und verspeist. Es wäre aber ein Irrtum zu glauben, daß sich das Menschen fressen auf die Wilden beschränkt. Es erstreckt sich auch auf die zivilisierte Menschheit. So ist es durchaus tein Märchen, daß im Jahre 1921 in Rußland die Mütter ihre Kinder verzehrt haben. Es war die gleiche Erscheinung, wie im Jahre 1030 in Frant. reich, wo während der Hunnersnot die Menschen wie Wild an geschossen wurden, und im Jahre 1200 in Aegypten , wo das Erlegen und Verzehren von Menschen sich derart eingebürgert hatte, dak selbst die Todesstrafe nicht imstande war, diese Erscheinung ein­zudämmen. Bekannt ist auch, dak bei Belagerungen und in Kriegen, besonders aber bei Schiffbrüchen Menschenfleisch zur Nahrung dienen mußte. Es ereignet sich auch nicht selten, daß Matrosen unter An flage gestellt, jedoch freigesprochen wurden, da das Gericht aner­fennen mußte, daß sie aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus gehandelt haben. So kann man einzelne Fälle von Menschen: fressen bis in die heutige Zeit verfolgen. Die Motive dafür sind ver. fchieden: fie fönnen auf 2 berglaube, auf Rot und auf jegu. eller Lust beruhen. Die Literatur liefert mannigfache Beispiele für diese alle drei Arten von Anthropophagie.

All dies muß man im Auge behalten, will man die drei in der Kriminalgeschichte, soweit bekannt, einzig daftehenden Fälle Groß­mann, Haarmann und Dente, in denen der Genuß von Menschenfleisch eine Rolle spielt, richtig würdigen. Ist es wirklich bloß ein Zufall, daß diese drei Fälle gerade in Deutschland und aus­gerechnet nach dem Kriege aufgetreten sind? Sollte das nicht auf tiefere Zusammenhänge hinweisen, die dem Sozial- und Kriminal­psychologen zu denken geben müßten? Im Falle Großmann lag der Verdacht des Handels mit Menschenfleisch mehr als nahe; im Falle haarmann war selbst das Gericht gezwungen, in feinem Urteil die Möglichkeit eines solchen zuzugeben und im Falle Dente scheint der Genuß von Menschenfleisch nach dem Vorliegenden festzustehen. Worin ist nun die Erklärung für diese ungeheuerlichen Tatsachen zu finden? Die häufung der Massenmorde wird gleich anderen Verbrechen wohl in den entjittlichenben Nachwehen des Krieges ihre Ursache haben. Der Grund aber für den Handel mit Menschenfleisch wird vielleicht zu einem gewissen Teil in der großen Nahrungs- und Fleischnot liegen das von Haarmann verkaufte Fleisch war um vieles billiger als Pferde. fleisch und der ehemalige Landwirt Denfe war an Fleischnahrung gewohnt, die ihm, nachdem er in der Inflationszeit sein Vermögen verloren hatte, unerschwinglich geworden war. In gleicher Weise ist es nicht einfach von der Hand zu weisen, daß nur auf dem Hintergrund der mirtschaftlichen Not, die in Deutschland größer als trgendwo anders, in dem franken hirne einiger entarteten Menschen die Idee auftauchen fonnte, mit Menschenfleisch zu handeln und auch felbst ihren Fleischhunger an ihm zu stillen. Bielleich auch eine fchaurige Antiage gegen die zivilisierte Mensch. heit. Daß aber das Schlachten von Menschen und der Genuß ihres Fleisches durch diese drei Mörder möglich wurde, wird wohl in erster Linie auf gewiffe Eigentümlichkeit ihrer psychischen Persönlichkeiten, auf die Anormolität derfelben. zurückzuführen sein. Auch der Mörder von Münsterberg wird seine ersten Morde nicht um des Fleisches willen, sondern aus irgendwelchen anderen Motiven be gangen haben.

Dente war von all den drei genannten Mördern nicht vorbe­straft. Sein Tod wird eine vollkommene Aufklärung seiner Un.

taten unmöglich machen. Trotzdem wird durch Befragen feiner Ber.

wanoten und Bekannten wohl allmählich ein Bild von seiner Ber Parteinachrichten

Berlin B. 68. Sindenstraße 3,

B

für Groß- Berlin

ftets an das Bezirkssekretariat,

2. Sof, 2 Trep. rechts, zu richten.

Heute, Mittwoch, den 31. Dezember.

21. Abt. Die Funktionäre werden gebeten, wegen Quartalsabschluß alle Gammellisten und Marken abzurechnen. 31. Abt. Heute bei Goldschmidt, Stolpische Str. 86, Silvesterfeier der Funktio näre mit ihren Familien.

fönlichkeit konstruiert werden fönnen. Ueber die Motive seiner Hand­lungen wird man erst ins flare tommen, wenn es gelingen wird, infendungen für diese Rubrik find den einen oder den anderen ausfindig zu machen, die, gleich seinem letzten Opfer, mit dem Leben davongekommen find. Jedenfalls, selbst angenommen, daß es sich um einen franken Menschen gehandelt hat, erscheint der Wunsch Menschenfleisch zu essen, als eine vollkommen ungenügende Motivierung für seine Taten. Ob sie auch in diesem Falle gleich dem von Haarmann einen seguellen Untergrund gehabt haben, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Ausgeschlossen erscheint dies jedoch nicht. Daß es ihm bei den Tötungen weder auf das Alter noch auf sonstige physische Eigenschaften antam, spielt dabei feine Rolle. Auch der italienische Lustmörder Bezeni morbete feine Opfer, einerlei, ob sie jung oder alt, hübsch oder häß­lich waren.

Wie dem auch fei: der Fall Dente, auf den noch zurüdzukommen sein wird, wird neben denen von Großmann und Haarmann zu den schauerlichsten in der Kriminalgeschichte gehören. Etwas muß mit der Menschheit nicht stimmen, die folche Ungeheuer aus fich heraus gebären fann. Konnte sie nicht aber auch den Krieg gebären und schwärmt nicht ein Teil der Menschheit auch heute noch von neuen Kriegen? Gebären denn nicht Bürgerkrieg und Revolution ouch heute noch immer wieder neues Menschenschlachten?

Line majestic"( 56 551 Tonnen) hat, wie sich fürzlich bei seiner Unfall eines Dzeanriefen. Der größte Dampfer der White Star Ankunft in New York herausstellte, auf der sehr stürmischen Ueber­fahrt durch einen flaffenden Riß eine schwere Havarie er­litten. Das Schiff bedarf daher einer längeren Reparatur und wird wahrscheinlich erst im Mai seinen Dienst wieder aufnehmen.

Wettersfurz in Schlesien . Im oberschlesischen Gebirge ist ein großer Wetter sturz eingetreten besonders auf dem Kamm hat ein anhaltender Schneefall eingesetzt. Der Schnee liegt zehn 3entimeter hoch bei 1 Grab Kälte. Dem Wetterfturz ging ein äußerst heftiger Sturm voraus, bei welchem Bassanten, die durch den Melzer Grund gingen, nur auf allen Bieren oder mit Hilfe von Seilen und Ketten sich vorwärts bewegen fonnten. wurde durch eine Sturmflut schwer beschädigt. Die Sturmflut in Casablanca. Der neue Hafen von Casablanca Kaimauer wurde vollständig weggeschwemmt und das Gebäude der Hofenpolizei zerstört. Auch die im Bau befindlichen Hafendämme find in Mitleidenschaft gezogen worden. Menschenleben sind nicht au teflagen. Die Wiederherstellung des Hafens wird jedoch einen Monat in Anspruch nehmen.

Die Coire trift über die Ufer. In der Gegend von Beauvais im Departement Dise sind durch die Ueberschwemmung der Loire viele Kellerräume unter Wasser gefekt worden. Man be­fürchtet, daß auch die Eisenbahnstrecke Beauvais - Criel über­schwemmt wird. Die Regierung hat umfassende Sicherheitsmaß nahmen getroffen.

Hochwaffer im Gebiet der Themfe. Die Themse führt Hoch­waffer und steigt weiter. Das Vieh auf den niedrig gelegenen Wiesen mußte in Sicherheit gebracht werden. In der Nähe von Maidenhead sieht ein großer Teil der Niederung unter Wasser. Auch aus anderen Zeilen des Landes werden als Folge des weit und breit niedergebenden beftigen Regens leberiwemmungen ge meldet. Eine Brü de in der irischen Grafiaft Fermanagh wurde von den Fluten fortgerissen.

Ungewöhnliche Kälte in Italien . Rach einer Melbung aus Nom bat Italien feit langem feinen fo strengen inter au verzeichnen gehabt wie in diesem Jahre. In Rom fant das Thermometer auf fünf Grab unter Stull, im nördlichen Italien schwankt die Temperatur zwischen zehn und fünfzehn Grad unter dem Gefrierpunkt. Biele Flüsse und fast alle Teiche sind zugefroren.

Das Wiener Rathaus wird am Silvesterabend feine herrliche gotische Gestalt im Glanz der Feitbeleuchtung erstrahlen lassen. Anlaß dazu gibt die Inbetriebsetzung des großen Werks bon Opponit, das die Wasserkraft des 9668fluffes in elektrischen Strom für Bien und Umgebung umwandelt. Die Stromlieferung ist bereits im Gang.

Genoffe Pfarrer Bleier sprint Neujahr , vormittags 10 Uhr, in der Trinitatisfirche, Charlottenburg , Karl- August- Blak, über das Thema: Wird das neue Jahr ein Glüdsjabr?" Sonntag, den 4. Januar, abends 8 Ubr, spricht Gen. Pfarrer Bleier im Rahmen einer Freien Feierstunde ( ohne firchliche Formen) über das Thema: Der Sinn des Lebens". Musikalische Umrahmung unter Mitwirkung der Konzertfängerin Frau Toni Joner Rößler, Frau Dr. Grabbe( Violine), Drgel: Billepp felben Kirche.

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in der

38. Abt. Die noch ausstehenden Gammellisten müssen abgerechnet werden. In der Funktionärsigung am Montag werden die noch ausstehenden be fanntgegeben. 83. Abt. Lichterfelbe. Die Mitgliederversammlung für Dezember fällt aus. 137. Abt. Reinickendorf - Weft. 8 Uhr Silvesterabend, gemütliches Beisammen fein, im Boltshaus, Scharnweberstraße, Jungjozialisten. Gonntag, den 4. Sanuar, vormittags 10 Uhr, im Bürger. faal des Neuen Rathauses, Schöneberg , Rudolph- Wilde- Blag. Morgens feier bez fozialistischen Jugend( aus Anlaß des 75. Geburtstages Bern fteins). Alle Gruppen beteiligen fich baran. Eintrittskarten find am Gaaleingang zu haben.

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Jugendveranstaltungen.

Achtung. Jugendgenoffen and Jugendgenoffinnen! Besucht die Morgen- Feier am Sonntag, ben 4. Januar 1925, vorm. 10 Uhr, im Bürgerfaal des Neuen Rathaufes in Schöneberg , am Rudolph- Wilde­Plaz. Preis ber Ratte 0,25 M. Einlaß 9% Uhr vorm.

Silvester- Mufit heute, den 31., abends 10 Uhr, in der Stadthalle, Alofterstraße, Eingang Alofterstraße. Gaaleinlag 9% Uhr. Ein­trittspreis 60 931.

Heute, Mittwoch, den 31. Dezember, abends Uhr: Treffpunkt 7 Uhr Strom- Ede Surmstraße. Moabit II: Gemeindeschule am Stephansplak. Fahrt: Dubrow- Forst. und Ausblid." Weißenfee: Vortrag: ,, Rüdblid

abends

Achtung, Abteilungsleiter! Am Sonnabend, ben 3. Januar, 7 Uhr. im Jugendheim, Lindenite. 3, Borfienden- konferenz. Tagesordnung: 1. Berichte( 2. Diederich). 2. Der Reichsjugendtag 1925 in Hamburg ( M. Weftphal). Ohne Ausweis und Mitgliedsbuch kein Butritt.

Vorträge, Vereine und Versammlungen.

Reichsbanner Schwarz- Rof- Gold". Gefäftsstelle: Berlin G. 14. Sebaftianste. 87/38. Sof 2 Tt. Gauvorstand. Wegen Inventur bleiben die Geschäftsräume des Warenvertriebs am 31. b. M. gefchloffen. Kamerabschaft Brenz

lauer Berg. Sur Entnahme von Beitragsmarken ist die Rahlstelle bei Burg, Prenzlauer Allee 189, eröffnet. Die Abteilungsleiter wollen sich bort mit Marken verfehen. Auch den Mitgliedern wird im Hinblick auf die Generalversammlung empfohlen, dort ihre Beiträge aut entrichten. Ramerad fchaft Röpenid unb Untergruppen. Mittwoch, den 31. b. M., abends 8 Uhr, in Schröbers Festfälen, Friedrichshagen , Gilvefterfeler mit Damen. Als Ein­tritt finb 20 Bf. Steuer zu entrichten. Gäste tönnen eingeführt werden. Ramerabschaft Meißensee. Montag, den 5. Januar, abends 7 Uhr, Vollver­Jammlung im Lotal Grilner Baum", Weißensee . Berliner Anee 204. Die Untergruppen Malchow , Wilhelmsberg, Hohenschönhausen müssen auch er. fcheinen. Republikaner als Gäste herzlich willkommen. Kamerabschaft Bichtenberg. Mittwoch, den 31. Dezember, abends 8 Uhr, gemütliches Bu fammenfein mit Familie bei Ramerad Krüger, Türridhmidtfit. 33. Reiner darf fehlen.

Arbeitersport.

Freie Turnerschaft Groß- Berlin, Bezirk Süben . 1. Januar Halbtagspartie nach Grünau - Reuthen. Treffpunkt 1 Uhr Görlizer Bahnhof. Fahrt bis Grünau .-Das Turnen beginnt wieder am Freitag, den 2. Januar. Arbeiter Rabfahrer- Bunb Golibarität", Ortsgruppe Berlin . Touren fr Reujaht, 1. 3anuat, und 4. Januar 1925. 2. bt.: 31. De­Aember Silvefterfeier, Sporttlaufe, riefenfit. 13. 8. A b t.: 1. Januar Treff punkt bei Reinte, 5 Uhr, Grünauer Str. 17. 4. Januar Fußtour über die Müggelberge . Treff früh 9 Uhr im Borraum des Görliger Bahnhofs. 5. Abt.:

1. Januar Reujahrsbegrüßung abends 6 Uhr Tilsiter Str. 64. 4. Januar nach Glienice, Altermann. Start 1 Uhr Landsberger Plaz. 7. A b t.: 31. De. zember Treff bei Sundelotter, Solländerstraße. 4. u. 10. Ab f.: 4. Januar Besuch des Museums für Böllerfunde, Röniggräker Straße. Start 12 Uhr. Radialialer 1 Uhr Museum. Ortsgruppe RentBITn: Jeben Gonn tag für beide Abteilungen Start 1 Uhr Herzbergplay.

Geschäftliche Mitteilungen.

Bom 2. bis 6. Januar bietet bie Firma G. Abam Gelegenheit, ihre be. tanut gute Ware zu wirklich außergewöhnlich billigen Breifen einzulaufen. Man beachte die ganzseitige Anzeige am Donnerstag, den 1. Januar 1925

Wetter für Berlin und Umgegend. Nach Regenfällen während der Nacht tagsüber wolliges, etwas fühleres Wetter; Regenschauer. Für Deutsch­ land . In Deutschland von Nordwesten nach Südosten fortschreitenber Regen bei stürmischen Winden. Temperatur allgemein unverändert.

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Freitag, den 2. Januar

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HERMANN TIETZ

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