Ein Kolleg über Sozialpolitik.
Herr Stresemann hat in seinem vielzitierten Artikel im Hamburger Fremdenblatt" erflärt, daß es sein Ziel sei, die fünftige Wirtschaftspolitit, Steuerpolitik und Sozialpolitik gegen die Sozialdemokratie zu führen. Mit einer eleganten Handbewegung ist er über die Tatsache der sozialen Reaktion in Deutschland hinweggegangen. Kampf gegen die soziale Reaftion ist für ihn:„ Dogmatische Einstellung". Die Deutsche Bollspartei und die Deutschnationalen sehen ihre Hoffnungen auf den rechten Flügel des Zentrums. Allein, nachdem ihnen in der Germania " schon flar gemacht wurde, daß das Zentrum nicht daran dente, selbst eine innere Explosion hervorzurufen, liest ihnen Herr Stegerwald im Deutschen " ein Kolleg über das Thema: Zentrumsarbeiter und Bürgerblod". Er schreibt:
„ Es ist kein Zweifel, daß die antifozialen Strömungen im vergangenen Jahre mit einer heftigkeit und Aggressivi tät aufgetreten sind, die die größten Gefahren in sich schließen. Man kann der Mehrheit des deutschen Unternehmertums den Borwurf nicht ersparen, daß es über den engen Gesichtstreis feiner allernächsten eigenen Interessen noch immer nicht hinaustommt und einen Sinn für die wirtschaftlichen Gesamtzusammen hänge und ihre Bedeutung für Wohl und Wehe des Boltes und feine Stellung zur Nation und Kultur nicht begreift. Das Unternehmertum der Gegenwart ist meist nur aufhier und Heute ein gestellt, auf die engsten eigenen Interessen, und in erdrückender Mehrzahl des naiven Glaubens, man fönne auf die Dauer wirt. schaftliche Erfolge erringen unter Vernachläffi. gung menschlicher Borbedingungen und Rechte."
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haben möchten, hat sich die Arbeitnehmerschaft nachdrücklichst zu| widersetzen."
Wir sind begierig zu hören, ob Herr Stresemann dem nächst von dem dogmatisch eingestellten" Herrn Stegerwald sprechen wird, mit dem die Probleme der Wirt fchaftspolitit und Lastenverteilung nicht zu lösen sind. Soziale Gerechtigkeit und Arbeiterschutz sind für den Bürgerblock Dogmen", von denen er nichts wissen will.
Fortführung der bisherigen Außenpolitie". Es wurde mir aber erklärt, daß infolge einer Wenderung nur zwischen
Die Konservativen gegen Stresemann .
In jeder praktischen Fragestellung der Außenpolitik hat fich feit dem 7. Dezember ein bemerkenswerter Gegenfat zwischen der Politik der Reichsregierung und den Deutschnatio nalen gezeigt. Herr Stresemann wurde von den Deutsch nationalen wegen seiner Stellung zum Völkerbund heftig anrung zur Nichträumnung der Kölner Zone stoßen bei den gegriffen. Seine Erklärungen über die Stellung der Regie rung zur Nichträumnung der Kölner 3one stoßen bei den Deutschnationalen auf heftigen Widerspruch. Die Kreuz zeitung " schreibt gegen ihn: 3urüd weichen Deutschlands , noch ehe überhaupt die " Wir sehen in diesen Worten ein bedenkliches Symptom für ein Ententenote in den Händen der deutschen Regierung ist. Deutsch land verzichtet, wie Dr. Stresemann es ausdrückt, auf den„ offenen Ronflitt", d. h. mit anderen Worten, es will den Vertragsbruch der schreiten. Das bedeutet alfo Berzicht auf Unterbrechung Entente hinnehmen, ohne zu irgendwelchen Gegenmaßregeln zu der Handelsvertragsverhandlungen und damit Preisgabe einer der wenigen Waffen, die wir in den Händen haben, es bedeutet Verzicht auf die Feststellung des Vertragsbruches, es bedeutet Berzicht auf die Folgerungen, die für die Ausführung des Dawes- Gutachtens gezogen werden müßten.... Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß der Bertragsbruch min destens durch Abbruch der Handelsvertragsver. handlungen beantwortet werden kann, damit endlich einmal unsere Beiniger sehen, daß Deutschland sich nicht alles gefallen läßt."
Herr Stresemann will mit den Deutschnationalen affordieren auf Grund einer Erklärung über die Außenpolitif, die er immer noch von ihnen erwartet. Die Stellung der Deutschnationalen zu den praktischen Fragen der Außenpolitik er übrigt jede Erklärung. Sie spricht deutlich genug gegen die Fortführung der bisherigen Außenpolitik.
,, Wer weiter die Entwicklung des letzten Jahres überblickt, tonn beobachten, daß auch über das Unternehmertum hinaus weite Kreife der bürgerlichen Gesellschaft sich sozialreaktionären Anschauungen zugewandt haben. Das liegt größtenteils daran, daß man glaubt, Sozialpolitik sei eine wahllose und sentimen tale Willkürlichkeit des Staates gegenüber den Wünschen der befiglofen arbeitenden Schichten. Nichts ist falscher als das. In der Sozialpolitik handelt es sich hauptsächlich um dreierlei: 1. um eine vernünftige Regelung der Arbeitszeit und des Arbeitsrechts; 2. um eine auf gefunder Basis laufende Sozialversicherung; 3. um eine foziale Lastenverteilung zwischen Besitz und den verschiedenen Schich von Eigentumsträgern. Die Arbeitszeit bedarf in Deutschland balbigft einer Neuregelung. Auf Grund der Notverordnung vom Dezember vorigen Jahres haben sich vielfach unhaltbare Zustände herausgebildet, die es baldigst zu beseitigen Die Finanzen der„ Nationalpost". gilt. Borweg wird insbesondere der gesetzliche Achtstunden. Deutschnationale Geschäftsgepflogenheiten. tog in der Großeisenindustrie und in den Kofereien zur Durch führung gebracht werden müssen. Die heutige Zwölfftundenschicht Berlin , die Nationalpost", ging aus einer Wochenschrift Die offizielle Tageszeitung der Deutschnationalen in in diesen Betrieben mit der weitgreifenden Sonntagsarbeit muß gleichen Namens hervor, die der deutschnationalen Partei allfeitig als fulturwidrig anerkannt werden. Die un gleichen Namens hervor, die der deutschnationalen Parteigenügende und mit unzulänglichen Mitteln arbeitende Erwerbsleitung als Sprachrohr diente. Bei der Umstellung dieser fosenfürsorge ist abzulösen durch eine staatliche Arbeitsmethoden befolgt worden, die zu der angeblichen Freundschaft Wochenschrift auf eine Tageszeitung sind offenbar Geschäftslosenversicherung. Man tann sie nicht aufhalten daß man von Unternehmerseite dauernd ausruft, die Wirtschaft müsse Leute schlecht passen. Bon einem Berliner Geschäfts. der Deutschnationalen für den Mittelstand und die fleinen unter den sozialen Lasten zusammenbrechen. Deutschland wird, wie mann wird uns geschrieben: ehedem England, in der nächsten Zeit um größere Arbeitslosigkeits
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Seit Anfang Ottober stehe ich mit dem Berlag der
Anfang November erhielt ich folgendes Schreiben:
Das Schreiben ist eine Vervielfältigung und enthält tein Datum; nur die Adresse und die Höhe des Betrages find" nit besonderer Schrift eingefügt. Das Schreiben ist also auch vielen anderen, wenn nicht allen Lieferante bes Berlages zugegangen. Interessant genug ist der Hinweis auf die Wahluntosten der Partei. Diese Bemerfung läßt den Schluß zu, daß mit dem Geld, das den Lieferanten gehört, Wahlpropaganda getrieben worden ist, Nach dem 15. Dezember fand ich mich zu einem der angeblichen Zahltage ein. 11 und 1 Uhr gezahlt werden könnte. Bei einem zweiten Bersuch wurde ich vertröstet mit dem Hinweis, es sollte ein Sched für mich ausgestellt, aber aus Bersehen nicht expediert worden sein. Jedenfalls betam ich nur leere Bersprechungen, aber tein Geld. Es blieb mir infolgedessen nichts anderes übrig, als den Berlag der Nationalpost" zu verflagen. Dabei stellte sich heraus, daß die G. m. b. H., die das amtliche Organ der Handelsgesetzbuch macht sich strafbar, wer als G. m. 5. 5. auftritt, Deutschnationalen Boltspartei herausgibt, ge richtlich noch gar nicht eingetragen ist.( Nach dem Handelsgesetzbuch macht sich strafbar, wer als G. m. 5. S. auftritt, ohne gerichtlich eingetragen zu sein. Anm. d. Red.) Infolgedessen die Klage mir zu meinem Gelbe verhelfen wird, erscheint fraglich. sah ich mich genötigt, einen der Gesellschafter, und zwar den Herrn Borsigenden Lamerreng, zu vertagen. Ob Inzwischen habe ich nämlich erfahren, daß auch eine Menge anderer Leibtragender, darunter fogar Boten
frauen und Radfahrer, nicht haben zu ihrem Gelbe
tommen tönnen."
Der Brief des betreffenden Geschäftsmannes, ben er von der sogenannten G. m. b. H, Nationalpost" erhalten hat, liegt uns vor, und an der Richtigkeit der Ausführungen unseres Gewährsmannes ist nicht zu zweifeln. Man sollte meinen, wenn die deutschnationale Parteileitung Geld genug hatte, um eine neue Tageszeitung zu schaffen, so hätte sie auch Beld genug haben müssen, um zunächst ihren Verpflichtungen aus der Herausgabe ihres Wochenblattes nachzukommen. Anständig sind diese Geschäftsmethoden nicht.
Deutschnationale Titelverleihung. ,, Ehrendoktor" wegen Parteiarbeit.
In der deutschnationalen Presse ist die folgende fiene aber bezeichnende Notiz zu lesen:
Fräulein Margarete Behm , die Borsigeroe des Ges mertvereins der Heimarbeiterinnen und Mitglied der deutschnationalen Reichstagsfrattion, ist von der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald wegen ihrer Verdienste um die Hebung der rechtlichen und sozialen und damit auch der gesundheitlichen Lage der Heimarbeiter zum Dottor ehrenhalber ernannt worden. band christlicher Heimarbeiterinnen leitet, fei der Ehrenboltor gern Der braven Margarete Behm , die seit vielen Jahren den Vergegönnt. Sie wird davon keinen besonderen Nuhen haben und bamit auch keinen Schaden anrichten.
eine deutsche medizinische Fakultät irgendeinem Arbeiterführer verAber eine Frage sei gestattet. Wo ist der Ehrenhoktor", den Rungen für die rechtliche und soziale und damit auch für die gesund. lichen hätte? Die Gewerkschaften haben doch in jahrzehntelangem beitliche Lage der deutschen Arbeiterschaft um ein Bieffaches mehr
erfannt hätte? Nirgends!
Tätigkeit der Gewerkschaften an
nerioden nicht herumfommen. Darauf hat sich die deutsche Staats Nationalpoft" in geschäftlicher Berbindung. Meine erste Lieferung geleistet, als die fromme Frau Behm mit ihren Kränzchen chriftlicher and Wirtschaftspolitik einzustellen. Besser wäre es freilich, wenn sie wurde mir, wie immer, pünktlich bezahlt, dann mußte ich kreditieren. Seimarbeiterinnen. Wo hat sich eine deutsche medizinische Fakultät es nicht brauchte. England, das in der übrigen Arbeiterversicherung hinter Deutschland zurücksteht, hat seinerzeit auch nicht etwa aus Liebhaberei die gefeßliche Arbeitslosenversicherung eingeführt.- Um die Lastenverteilung auf Grund des Dames- Battes merden in den nächsten Monaten fich größere Auseinandersetzungen| abspielen. Bei ihr handelt es sich nicht nur um eine bloße Finanzreform, nicht darum, daß, wie es bei größeren Steuergeseßen meist zu geschehen pflegt, ein Teil abstimmt über die Brieftasche des anderen, sondern hier wird in startem Maße ein Bostament auf. gerichtet werden müssen, das für das zukünftige Zusammenleben des deutschen Boltes in seinen verschiedenen Schichten von der größten Bedeutung ist. Etwoigen Bestrebungen, die die Steuerlaften zuungunsten der untersten Volksschichten einseitig verteilt
Ein oft geäußerter Wunsch unserer Leser und namentlich unserer Ceferinnen wird mit Beginn des neuen Jahres in Erfüllung gehen. Das Feuilleton des„ Borwärts" erhält eine Erweiterung durch eine nzieitige, täglich erscheinende Beilage, die den Titel Unterhaltung und Wissen führt und in größerem Umnge das bringen wird, was bisher die Heimwelt" gebracht hat.
Theodor York.
Ein Gedenkblatt von Mag Schütte.
Bor fünfzig Jahren erregte großes Aufsehen eine Begräbnis bemonstration in Hamburg , die einem waderen Manne aus dem Bolte galt und bald eine politische Bedeutung gewinnen follte. Diefes Mannes, der in den Morgenstunden des Neujahrstages 1875 aus dem Leben geschieden ist, wollen wir jetzt hier gedenben und damit gleichzeitig ein wichtiges Stück Parieigeschichte in die Erinnerung bringen.
Sohn eines Tischlermeisters, wurde Theodor Yort im 13. Mai 1830 in Breslau geboren. In sehr bescheidenen Verhältnissen verlebte er seine Kindheit, lernte somit den Ernst des Lebens zeitig fennen. Nur eine dürftige Bolksschulbildung wurde ihm zubeil. Er lernte als Tischler, ließ sich dauernd in Harburg nieder und per heiratete sich. Als dann in den fünfziger Jahren beim Anwachsen der fapitalistischen Produktionsweise und der Proletarisierung der Massen die Arbeiterbewegung in Deutschland einen starken Anlauf nahm, wandte auch Vort sich ihr zu und begann bald in Arbeiter freifen für die gemeinsame Sache zu wirken. Ein Mann von schwäch lichem Körper mit ernstem, ausdrucksvollem Geficht und braunem Rundbarte, war er in seiner Lebensweise bescheiden und anspruchs fos, dazu von unermüdlichem Arbeitsfleiß und großer Opferwilligkeit. Eine rauhe, fnorrige Natur, trat er unbeugfam für das ein, was er für das Recht hielt, legte dabei auch nicht selten einen hohen Grad von Eigenfinn und Starrsinn an den Tag. Eine gefunde Redegabe war ihm von Natur eigen.
Damals fuchte noch die Fortschrittspartei die Arbeiterbewegung ins Schlepptau zu nehmen und fam ihr durch Errichtung von Arbeiterbildungsvereinen, Boltsbibliotheken und ähnlichem entgegen. Sie beschickte auch die Londoner Gewerbeausstellung von 1862 durch Delegierte aus dem Arbeiterstande. Zu diesen gehörte auch Dort. Mit ihm aber und anderen machten die Fortschrittler böse Erfahrungen, da diese Delegierten in London mit politischen Flüchtlingen in Berkehr traten und in ihre fommunistischen und sozialistischen Ideen eingeweiht wurden. So machte Vort dort die persönliche Befanntschaft von Wilhelm Liebknecht und befundete bald reges Berständnis für den Sozialismus.
Bald nach seiner Rückkehr war ihm vergönnt, an einem großen historischen Berke mitzuhelfen. 1863 ging Ferdinand Lassalle in Leipzig an die Stiftung des Allgemeinen Deutschen Ar. beitervereins und berief die konstituierende Bersammlung auf den 23. Mai ins Pantheon ein. Seine Erwartung, die meisten größeren Städte Deutschlands würden dazu Delegierte entfenden, murde freilich enttäuscht, denn nur elf Städte waren vertreten, darter Harburg durch Vort. Dieser wurde in den Borstand des neu
" Durch die Verlegung umferer Geschäftsräume, wie durch die Umstellung unferes Blattes auf eine Tageszeitung als auch durch die für die Partei bevorstehenden Wahlen treten an den unterzeichneten Berlag zurzeit so große Anforderungen heran, daß er sich veranlaßt sieht, Ihnen mitzuteilen, daß er ihre noch offene Forderung in Höhe von Mart... in der zweiten Hälfte des Dezembers bezahlen wird. Der Verlag hofft, daß Sie mit Rücksicht auf die geschilderten Umstände sich zu diesem Entgegen. tommen bereit erklären werden. Als Zahltage ab Mitte Des zember haben wir Dienstag und Freitag jeder Woche zwischen 2 und 4 Uhr festgesetzt. An diesen Tagen werden wir fünftig alle Rechnungsbeträge aus den Vormonaten erledigen. Hochachtungsvoll" Nationalpost" B. m. b. 5."
gegründeten Vereins gewählt, obwohl er sich schon während der fonftituierenden Beratungen gegen gewisse diftatorische Neigungen des Präsidenten Lassalle gewandt hatte. Nach Laffalles Tode entstanden viele Wirren im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein , denen die folgenden Präsidenten, Bern hard Beder, Tölde, Bert, nicht immer gewachsen waren. Den stärksten Einfluß gewann schließlich Dr. J. B. v. Schweiger, zweifellos ein Mann von hohen Gaben, aber zweideutigen Cha rafters, ben fein fortwährendes Rolettieren mit Bismard und der preußischen Regierung, sein Ehrgeiz, seine Herrschsucht und namentlich fein Hang zur Intrige in den Verdacht der Verräterei gebracht haben, ein Berdacht, den noch heute manche guten Genoffen teilen. Immer hin erwies er fich damals als höchst geschickter Agitator und Organifator, und auch Vort hielt längere Zeit zu ihm. Doch mißbrauchte Schweiger seine Macht gar zu oft, und so wurden immer mehr Beschwerden über ihn laut. Schließlich stieg die Erbitterung so weit, daß viele freiheitlich gesinnte Mitglieder des Vereins, darunter York , ausschieden, um sich an Liebknecht und Bebel und damit an Marg und die Internationale anzuschließen. Sie erließen von Magdeburg einen Aufruf an die Mitglieder und forderten zum Abfall von Schweizer auf, fündeten auch einen Kongreß in Eisenach an. Dieser fand am 7. und 8. August unter Borsiz von Bebel und Geib statt und brachte die Konstituierung der Sozialdemo fratischen Partet Deutschlands ", gewöhnlich Partei der Eisenacher" genannt. Der Kampf zwischen Eisenachern und Lassalleanern war nun in vollem Gange.
Trotzdem wuchs die gesamte Arbeiterbewegung Deutschlands ftetig, wurde dann aber durch den Deutsch - Französischen Krieg schwer zurüdgeworfen. Wir Alten wissen, was für eine ungeheure nationale und loyale Begeisterung durch Bismards täuschende Schachzüge angefacht wurde und welche Erbitterung entstand, als Liebknecht und Bebel sich im Reichstage der Abstimmung über die Kriegsanleihe enthielten und als die Sozialdemokraten der verschiedenen Richtungen nach der Katastrophe von Sedan gegen die Fortsetzung des Krieges und gegen die Annerion von Elsaß und Lothringen protestierten, überhaupt die Blut- und Gifenpolitit aufs entschiedenste verwarfen. Eine Anzahl der Führer wurde verhaftet, darunter auch Dort in Harburg . Wie sehr die Bewegung durch den Krieg geschädigt war, erfuhr er bald auf einer Agitationstour in den Rheinlanden, die ihm große Enttäuschung brachte. Die Bartet wußte aber fein Wirken zu schäßen, denn sie berief ihn in ihren Ausschuß und ernannte ihn ( päter zu ihrem Sekretär.
Und der Grund? Frau Behm ist deutschrational, Ludendorff der Ehrendoftor" von Königsberg gar votisch"! Die soweit Gemertschafter aber find Sozialdemokraten oder fie christlich oder demokratisch find republitanischer Ge finnung dringend verdächtig. Der Ehrendoftor für Frau Behm ist deswegen feine Anerkennung für die Arbeiterschaft, sondern eine Titelverleihung für politisches Wohlverhalten in der Deutschnationalen Bartei!
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Daß der Titel dadurch an Wert gewänne, vermögen wir nicht Emil Kloth nächstens mit ihm ausgezeichnet würden.
Abgeordnete ins Barlament schieten, ein günstiges Zeichen, daß babei beide Barteien nebeneinander marschierten, ohne sich mit der früheren Schärfe zu bekämpfen. Ronnte man doch darin schon ein Vorzeichen der tommenden Berföhnung sehen, die durch den Ausschluß Schweizers aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein erheblich gefördert wurde. Im Juli hielten die Eisenacher ihren Kongreß in Roburg ab und veranstalteten dort eine Reihe öffentlicher Borträge. Mort behandelte hierbei die ländliche und industrielle Arbeiterfrage. Seine Hauptrede erschien im Drud mit der Ueberschrift„ Ein neues Arbeitsrecht".
Noch bewahrte er die alte geistige Kraft und Frische, aber seine förperliche Gesundheit brach unter der anstrengenden Tätigkeit und der Sorge um das tägliche Brot zusammen. Ein schweres Leiden ergriff ihn und nötigte ihn, im Herbst 1874 das Amt als Parteisekretär niederzulegen und sich in das Hamburger Freimaurerfrankenhaus zu begeben. Hier mußte er noch schwer mit dem Tode ringen, bis ihn dieser bei Anbruch des neuen Jahres von seinen Leiden erlöfte. Sein Begräbnis am 3. Januar gewann noch bes fonders dadurch an Bedeutung, daß Eisenacher und Zaffalleaner imterschiedslos dem reich geschmüdten Sarge folgten. Vielfach sah man in diesem Vorgange ein Vorspiel der baldigen Berchmelzung der beiden Parteien, die denn auch schon im Mai auf den Kongreß in Gotha stattfand. Lassalleaner und Eisenacher vereinigten sich hier zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutsch lands ".
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Das Gespenst der Schlaffrankheit in England. Bor einer Ber sammlung der Völkerliga für Gesundheitswesen referierte in London Dr. A. F. Tredgold über die Gefahren der Schlaffrankheit". Der name fei eigentlich irreführend, denn mit der Schlaffraitheit, wie fie im tropischen Afrika vorkommt, habe diese nichts zu tun. Sie fei aber sehr verhängnisvoll und breite fich leider feit einigen Jahren dieser Strankheit gezählt worden find, sind es jetzt 6000. Allein in in England start aus. Während 1918 erst einige hundert Fälle London trugen 300 Kinder im schulpflichtigen Alter einen geistigen Defekt als Folge der Krankheit davon. Die bisherigen Erfahrungen haben gelehrt, daß nur ein Drittel der Erfrankten die Krankheit wirtlich überstehen, ohne daß irgendwelche Folgen zurückbleiben. Ein Drittel stirbt und ein Drittel trägt eine bleibende Veränderung der geistigen und moralischen Beranlagung davon. Der Arzt berichtete, daß er durchaus normale und gut veranlagte Kinder gefannt habe, die sich nach der Krankheit in wirkliche Unholde verwandelt hatten.
Bellings Dreiflang" in der Nationalgalerie. Die Nationalgalerie er. warb von Rudolf Belling , dem Berliner Bildbauer, sein Bildwerk Dreitlang, Der Künstler hat die Arbeit für das Museum in Mahagoni asgeführt,
Arthur Holiticher spricht am 6. Januar, abends 8 Uhr, in Bürgerſaal des Berliner Rathauses auf Einladung J. M. Spaeths über Erlebnisse in vier Erbteilen".
Dort hatte nun seinen dauernden Wohnsiz in Hamburg und war hier neben Geib der leitende Kopf. Seine materielle Lage blieb eine traurige, flagte er doch Bebel gegenüber mit bitterem Galgenhumor, sein Gehalt erlaube ihm nicht einmal, eine neue Hofe zu faufen. Aber unverdrossen war er wie auf politischem so auch auf gewerkschaftlichem Gebiete tätig. Schon früher hatte er den Gewertverein deutscher Solzarbeiter gegründet und als Präsident geleitet. Jest wurde hauptsächlich durch sein Bemühen einige Rüdschlüsse auf den Berbrauch der englischen Hauptstadt. Zwei Tage der Gewerkschaftskongreß in Erfurt zustande gebracht und auf seinen Antrag das Organ" Die Union " geschaffen, auf die dann die Gründung der gleichnamigen gewertschaftlichen Vereinigung folgte. Eine hohe Freude für ihn war, daß bei der Reichstags mahl von 1874 die Eisenacher gleich den Lassalleanern einen mächtigen Stimmenzuwachs zu verzeichnen hatten und eine Anzahl
Londons Weihnachtsappefit. Der Markt von Smithfield erlaubt immer vor Weihnachten sind dort allein 625000 Eier, 500000 Truthähne und 1 Million Hübner verfaust worden.
bolnischer Bolizift, der bereits zwei Jahre lang ungehindert fein RäuberPolnischer Banditenhumor. Der Bandenführer Domanski, ein desertierter bandwerk betreibt, hat an die Steuerbehörde in Lodz in einem Griefumschag 500 Bloty als„ Gintommensteuer für das Jahr 1924" eingesandt.