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Emporhungern.

Gut Essen und Trinken ist bei den einen Selbstverständlichkeit, meil eben alles da" ist und bei den anderen bleibt es ewiger Asunsch. Deutschland ist ein armes Land und muß sich, wie das arme Preußen, wieder emporhungern!" hört man jetzt wieder von Lokal- Anzeiger"-Patrioten fagen. Wie man das macht, dafür bietet ein Rundgang durch unsere vornehmsten Berliner Restaurants, den ein Mitarbeiter eines Mittagblattes angestellt hat, den Beweis. Der Gute kommt zu der Ueberzeugung, daß die Gedeckpreise der großen Silvefterdiners sich je nach Lokal auf 25 bis 38 mm, belau­fen, wobei die großen Hotels alle über der 30- Mark- Grenze liegen." und dann heißt es weiter:" Caviar und Gänseleberpasteten fehlen nirgends als Eingangsgericht, Hummer und Seezunge und Rhein­lachs in Champagner werden von Wildpret und Brüsseler Pou­lorden abgelöst, herrliche Eis- und Käseplatten bilden den Ueber­gang zum Schlußpunkt der Silvesterpfannkuchen." Verächtlich wird man dazu sagen: Das fönnen sich nur Schieber leisten." Ach, man sehe sich nur die Autos an, die die Herrschaften zu diesen Diners bringen. Sie kommen aus Charlottenburg und Westend und Wilmersdorf und Grunewald und Schlachten, Nikolas- und Wannsee . Potsdam aber nicht zu vergeffen. Und die Portiers der Lurushotels fennen sie alle, die Herrschaften, die den Autos ent­steigen: Prinzen und Fürsten deutschen Geblüts, Grafen und Frei herrn deutschen Adels, die großen Kanonen der Industrie und der Banken, der Trusts und Syndikate, teils arischen, teils nichtarischen, teils gemischten Geblüts. Oft sehr gemischt.... Will man sie, deren Reichtum vielfach aus der Zeit vor dem Krieg datiert, Schies ber nennen? Und fönnte man sehen, von welchen Zeitungen die Herren noch die Abendausgabe in der Tasche ihres Belzmantels tragen. Die ganze Rechtspresse ist vertreten. Aber immerhin, man fönnte am Ende sagen: Laßt sie doch, wenn sie's dazu haben! Warum sollen

-

eine große Liebe für die Pferde mitgebracht hat, stets hohe Summen auf Rennplägen permettete. Das er­regte Verdacht, und bei den genaueren Nachforschungen stellte es fich heraus, daß Lehmann selbst der Schuldige war. Ein zweiter Ungetreuer ist der 28 Jahre alte Robert Stephan, ein Angestellter desselben Finanzamtes, der einen ähnlichen Bosten wie Lehmann bekleidete. Stephan war früher Lehrer in Neukölln, dann hatte er eine kleine Gastwirtschaft am Stettiner Bahnhof und danach eine Bar im Heidelberger Faß" im Lunapart. Er landete schließ­lich als Angestellter des Finanzamtes Tiergarten. Während seiner Tätigkeit unterschlug er durch falsche Buchungen mehrere Schecks, die er dann für die eigene Tasche einlöste. Seine Beute beträgt ungefähr 4000 M., die des Lehmann 5000 m. Während Lehmann feine Berfehlungen zugibt, bestreitet Stephan die ihm zur Last gelegten Unterschtagungen.

Die Notendiebstähle im Reichsbanktresor. Gefängnis für einen Reichsbankbeamten.

Aus

Im Dezember vorigen Jahres und im Mai dieses Jahres kamen im Reichsbanktresor zwei Diebstahle vor, die durch die Art ihrer Ausführung großes Aufsehen erregten und jetzt Gegenstand einer Verhandlung vor dem Großen Schöffengericht Mitte waren. der Untersuchungshaft wurden dem Gericht der Reichsbantbeamte Anton Ruf, als der eigentliche Dieb, und der Detektiv und Kauf­menn Otto Wolff als Hehler vorgeführt.

Der erste Diebstahl hatte sich im Reichsbanktresor Adlerstraße 12 ereignet. Bei der Uebernahme eines Geldwagens, der Einlieferungen der Generalpostkasse enthielt, wurde in der Zähltasse beim Aus: packen ein Fehlbetrag von 2000 Billionen Mart festgestellt. Obwohl sofort jämtliche beteiligten Beamten eingehend vernommen wurden, blieb dieser Diebstahl zunächst unaufgeflärt. Weit um­fangreicher und noch raffinierter ausgeführt war der zweite Dieb­ftahl im Reichsbanktresor Adterstraße 6, bei hem es sich um 6. Mai ein größerer Transport 14000 Dollar in Goldanleihe handelte. Es war

am

Der Geldschrankknacker.

Berhaftung nach einem Feuergejed..

Ein alter Zuchthäusler, der Geldschrankeinbrecher Bernhard Gerlach, wurde gestern von der Kriminalpolizei nach kurzent Kampf, bei dem er einen Schuß in den Oberschenkel erhielt, feft­genommen. G. war aus dem Zuchthaus entsprungen und hatte in Berlin Unterschlupf gefunden. Er ist der Kriminalpolizei seit langem als gewalttätig bekannt.

Als er im Jahre 1908 einmal von einem Beamten der Streife BI an der Ecke der Friedrich- und Mohrenstraße gestellt wurde, verstand er es, den Mob, der sich bald onsammelte, so aufzuheizen, daß es dem Beamten sehr übel ergangen wäre, wenn nicht ein Polizeioffizier, der zufällig des Weges fam, mit eingegriffen hätte. Drei Jahre später wurde Gerlach mit seiner ganzen Bande Lei einem Geldschrankeinbruch in einer Baumaterialienhandlung in der Müllerstraße, Sicht am Wedding , von Beamten der Streife BI überrascht. Es fam zu einem regelrechten Feuergefecht, bei dem fast alle Verbrecher, auch Gerlach, verwundet wurden, bis haus, entwich von da und kehrte gleich nach Berlin zurüc. Ein sie sich endlich ergaben. Gerlach tam nach Rottbus in das Zucht. Beamter der Streife, der ihn wieder ermittelte und festnahm, wurde von ihm schwer angeschossen. Hierfür erhielt er im vergangenen Jahre drei Jahre Zuchthaus. Im legten Som­mer gelang es ihm wieder zu entspringen, und seitdem wurde er von neuem in Berlin gesucht. Die S.reife beobachtete nun seine straße einen Unterschlupf gefunden hatte. Bevor mon ihn hier fest­alten Schlupfwinkel und stellte fo endlich fest. Daß er in der Schul­nehmen konnte, entfloh er mit einem erheblichen Vorsprung. Diefen benutzte er dazu, ein Eckhaus in der Schulstraße mit einem Dietrich zu öffnen und gleich hinter sich wieder abzuschließen. Die Beamten schlugen eine Scheibe der Haustür ein, verschafften sich so Zutritt, stiegen dem Verbrecher nach und fanden ihn in der Wohnung eines Bekannten wieder. Sofort fezte sich Gerlach wieder zur Wehr und gab den Widerstand erst cuf, nachdem er einen schweren Oberschenkel­schuß erhalten hatte. Jetzt fügte er sich in fein Schicksal und wurde

verzehren, wenn sie ihr Geld ehrlich erworben haben!" Ehrlich, Berlin eingetroffen, der unten fergfältigften vorgeschriebenen Mak. Junächst nach dem Lazarett des Untersuchungsgefängnisses gebracht..

darauf fommt es an. Es gilt eine Probe!

Zwei Tage vor dem Weihnachtsfest fam der Betriebsrat bei der Direktion einer Fabrit mit einer Belegschaft von 2000 Arbeitern darum ein, den Arbeitern den Betrag, den sie bereits erarbeitet hatten und der ihnen von Rechts wegen zustand, noch vor dem Fest auszuzahlen um so mehr, als die Fabrik am dritten Feier: tag nicht arbeiten lassen wollte, die Arbeiter also vier Tage ohne Die Fabrit schließt am Heiligen Abend und während die frommen Sirchengloden läuten, gehen die Arbeiter ohnen einen Pfennig ihres erarbeiteten Lohnes in der Tasche nach Hause. Die Fabrik hat wie gesagt. 2000 Arbeiter. Jedem standen im Durchschnitt 15 M. Lohn 311. Keiner bekam einen Pfennig ausgezahlt. Die Direktion ließ den Betrag des Lohnes 2000 × 15 M. 30 000 m. auf der Bank liegen und erhielt bei nur 8 Proz. Zinsen für die vier Tage 255 m. Zinsen. Für diesen Betrag arbeitslosen Einkommens kann der Herr Generaldirektor mit seiner Frau Gemahlin gut und gern in dem teuersten Hotelrestaurant zwei Silvesterdiners, das trockene Couvert zu je 38 m. nebst den obligaten Weinen und Zigarren einnehmen. Hoffentlich wird man es uns nicht übelnehmen, wenn wir das Silvesterdiner der Arier und Agrarier, der Aktionäre und Reaktio­näre, der Kommerzien- und Aufsichtsräte von diese Seite aus be­trachten. Hermann Weber zeigt ja, wie man es machen, Kutister, mie man es nicht machen muß, wenn der Staatsanwalt droht.

Arbeit, und Verdienst wären. Die Direktion lehnt die Bitte ab.

Ungetreue Finanzbeamte.

Zwei ungetreue Beamte wurden vor einiger Zeit auf dem Finanzamt Tiergarten entdeckt. Der eine ist ein 45 Jahre after Ernst Lehmann , der früher bei der Boft beschäftigt war, dann aber zum Finanzamt überging. Lehmann war schon auf der Post in einer Stellung, in der ihm Einschreibebriefe und Wertbriefe durch die Hände gingen. Einen gleichen Bosten bekam er beim Finanz­amt. Hier aber war der Betrieb nicht so geregelt wie bei der Post. Dort werden nämlich derartige Briefe stets gegen Quittung von and zu Hand auch unter den Beamten weitergereicht. Auf dem Finanz­amt dagegen werden die Briefe gebündelt, und so war es Lehmann ein leichtes, einmal hier, einmal da einen Brief verschwinden zu laffen. Der Verdacht richtete sich zuerst gegen den Bostbeamten, und Lehmann erzählte bei der Vers nehmung, daß dieser von ihm unbemerkt einen Einschreibebrief ein­gestedt habe. Die Ermittlungen ergaben aber, daß Lehmann, der in seiner Militärzeit Futtermeister war und aus dieser Zeit noch

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Der Mittelweg.

Bon Sir Philip Gibbs .

Neben ihm lag ein Paket Briefe aus England und einige

Nummern der ,, Times", die ihm an Dorothys Adresse nachge­

schickt waren. Gleichgültige Briefe von Bekannten oder Ge fchäftsleuten. Die Times" intereffierte ihn mehr. Flüchtig durcheilte er die Familienanzeigen. Da fiel sein Blick auf vier furze Zeilen.

Todesfall. Murleß. Am 19. des Monats starb in der Britischen Gesandtschaft zu Paris Kenneth Murles, Sohn des Lord Murleß, an Lungenentzündung, 27 Jahre alt.

Bertram las die Anzeige mehrere Male, bevor er den Sinn richtig erfaßte. Dann stieß er einen Ausruf hervor, der die Leute im Kupee zusammenfahren ließ. Kenneth tot! In feinem Unterbewußtsein regte sich ein seltsames Gemisch von Mitleid mit Jonce und eigener Erleichterung.

Kenneth war also faum vier Wochen nach jenem Diner im Restaurant Griffon gestorben. Vielleicht war Joyce noch gar nicht zu ihm gegangen

Nein, das war eine Gemeinheit, diesen Todesfall so an­zusehen. Wie traurig für Jonce! Und für Kenneth, den echten Gentleman, der so aufrichtig versucht hatte, ehrliches Spiel zu treiben".

46.

Die Reise nach Riga war nicht so schlimm gewesen, bis auf die Paß- und Gepäckuntersuchung zu allen Tages- und Nachtzeiten, auf beiden Seiten des Polnischen Korridors" und an den Grenzen von Litauen und Lettland .

"

Ein mitreifender Amerikaner nannte den Zug den Ein und Aussteigeerpreß". Sechs Stunden war in Eydikuhnen Aufenthalt. Man hatte Zeit. umherzugehen und die Spuren der russischen Verwüstung aus den ersten Kriegsjahren zu be fichtigen. Auch hier standen noch geschwärzte Ruinen, aber deutscher Fleiß hatte die Dörfer schon wieder aufgebaut, die unter ihren roten Dächern schmuck und sauber aussahen. Ein feltsamer Kontrast zu den armseligen Wiederaufbauversuchen in der französischen Kriegszone.

Bertram hatte in Riga vier Tage auf einen Zug nach Moskau zu warten. Die Sowjetvertreter dort waren unge­fällig und ziemitch unverschämt. Der Stempel des Moskauer Exekutivkomitees auf seinem Spezialpaß schien ihnen feinen besonderen Eifer einzuflößen. Sie teilten Bertram mit, daß er mindestens drei Wochen auf einen Zug nach Moskau zu. warten hätte und schienen sich sehr darüber zu amüsieren.

ཀཱ

Die Post im Jahre 1924. Günftige Entwicklung.

nahmen nach dem Trefor gebracht wurde. Als am 22. Mai diese Sendung, bestehend aus sieben Säcken, zur Bearbeitung gelangte, stellte sich heraus, daß dem nen Sad eine Ede einge ichnitten, und daß vier Bafete im Gesamtbetrage von 14 000 Die Feftig der Mart hat in dem Postbetrieb ihre Wirkung Dollar Goldanleihe fehlten. Sowohl in diesem Falle, wie auch bei nicht verfehlt. Wenn auch im Briefverfehr der Stand von 1913 dem ersten Diebstahl, war der Bontbeamte Ruf als Geldzähler mit beteiligt gewesen. Als die Untersuchung wegen des zweiten Falles noch nicht ganz erreicht ist, fo ift doch im Drucksachenverfehr eine ganz bedeutende Zunahme eingetreten. 3st schon eingeleitet wurde, wurden alle Reichsbanfangestellten, die mit der der Postverkehr an sich ein außerordentlich günstiger Barometer für Sache befaßt gewesen waren, verhört, nur Ruf nicht. Dieser hatte den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, so gilt sich inzwischen beurlauben lassen, war nach Freiburg i. B. zu seinen das insbesondere vom Drucksachenverkehr. Der Patetverkehr Schwiegereltern gefahren und hatte von dort aus seine Versetzung hat ungefähr den Friedensstand wieder erreicht. Es wurden Bost an die dortige Reichsbankstelle beantragt und quch erhalten. Die Untersuchung wäre auch im Sande verlaufen, wenn Ruf sich nicht sonderzüge eingeführt und die Paketbestellung mittels Kraftwagen vorgenommen, um den Pofetumlauf einigermaßen dem dringenden durch sein unvorsichtiges Benehmen felbst ver Bedürfnis des Wirtschaftslebens anzupassen. Die Post hat durch raten hätte. Er hatte nichts Ciligeres zu tun, als fich in Freiburg Neuanlegung Don Postbahnhöfen und Paketa eine Villa zu kaufen und diese glänzend einzurichten. umschlag stellen erreicht, daß die früher oft beflagte Ver. Außerdem trat er in Freiburg als Lebemann auf, gab große stopfung einzelner Postbahnhöfe und Umschlagstellen jetzt ganz be Gelage und machte auffällige Autoausflüge. Da er das Bestreben feitigt ist Daher bleiben Weihnachts. und Diterpolete unterwegs hatte, die Billa allein zu bewohnen und deshalb die anderen Mieter nicht mehr liegen, fondern fönnen, wie zu Beiten geringeren Ver " hinausefeln" wollte, fam er mit ihnen in Konflikt. Diese aber fan- tehrs, ohne Verzögerung befördert und bestellt werden Die Zahl den, daß der Angeklagte, der früher mittellos gewesen mar, einen für der Kraftpostbetriebe betrug 1923 240, 1924 stieg fie auf 328. In seine bescheidenen Einkommensverhältnisse zu hohen Aufwand trieb diesem Jahre wurden 4 440 349 Kilometer zurückgelegt, davon und machten die Reichsbanfverwaltung auf diesen Umstand aufmerk 112.086 Kilometer im Extrapostverkehr. Die Zahl der Kraft. fam. Ruf war noch nicht lange bei der Reichsbant. Als nun gegen omnibusse hat sich um 124 auf 654 gehoben. Im Stadtbetrieb Ruf das Verfahren eingeleitet wurde, fand man bei ihm in einem find die Kraftwagenlinien gleichfalls vermehrt worden. Die Zahl Versted noch 2600 Mar. Ueber die Herkunft der großen der örtlichen Kraftwagenbetriebe ist um 61 auf 121 gestiegen. Die Summen, die er inzwischen verbraucht hatte, fonnte Ruf keine Aus 3ahl der im Gebrauch befindlichen Kraftwagen beträgt jetzt 742 funft geben, und er bequemte sich dann auch schließlich zu einem vierrädrige( 270 mehr als im Vorjahre), 167 dreirädrige( 24 weniger teilweisen Gestándnis. Jedoch wehrte er sich gegen den als im Vorjahre), Benzinwagen gab es 178 vierrädrige( 101 mehr fchwersten Borwurf, daß er den Geldbeutel gewaltsam geöffnet habe. cls im Vorjahre) und 435 dreirädrige( 309 mehr als im Vorjahre). Nach seiner Darstellung, die er auch vor Gericht aufrecht erhielt, Zu diesem Fuhrpart tommen noch die Sonderfahrzeuge für fellte der Bentel bereits einen Riß gehabt haben. Die vier Palete Telegraphenbaudienst usw. Dabei sind noch einige besondere Ver mit Goldankihe feien beim Einladen in den Trefor plöklich heraus- befferungen getroffen worden. Der Fernsprech und Tele. gefallen, und er habe sie in einer plötzlichen Eingebung mit dem graphenverfehr war früher ein Sorgenfind der Postverwal Fuß beifeite geschoben und später in einem unbeachteten Augenblid tung. Seine Einnahmen reichten nicht aus, um die Kosten zu decken; beiseite geschafft. Nach den Befundungen des überwachenden Be- er lebte vielfach auf Kosten der Einnahmen aus dem Bostverkehr und amten fonnte aber von einem Riß in dem Beutel feine Rede sein. von außerordentlichen Mitteln, die die allgemeine Reichsverwaltung Die Patete müßten gewaltsam herausgezerrt worden sein. Den stellte. Nachdem der Post jeder Reichstredit entzogen und sie zur ersten Diebstahl bestritt der Angeklagte unentwegt und suchte den Deckung ihrer Untosten auf ihre Einnahmen angewiesen ist, mußte Berdacht auf einen anderen Geldzähler zu schieben. Das Urteil als Grundsatz gelten daß im allgemeinen jeder Betriebs. lautete gegen Ruf auf 2% Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, zweig sich selbst erhält Die Nachprüfung ergab für den Wolff erhielt wegen Hehlerei zehn Monate Gefängnis. Beiden An- Fernsprechverkehr, daß die Selbstkosten der Verwaltung bei den geflagten wurden je fünf Monate auf die Untersuchungshaft angerech außerordentlich hohen Materialpreisen und bei der Notwendigkeit, net. Auf Antrag von Rechtsanwalt Dr. Jaffé wurde Wolff aus die im Kriege abgewirtschafteten Einrichtungen wieder auf die Höhe der Haft entlassen. zu bringen, bei weitem nicht gedeckt wurden. Namentlich der Wieder­

Drei Wochen in Riga !; deffen Sehenswürdigkeiten in drei Tagen erschöpft waren. Bei Tage schien es tot und erst nachts erwachte es zum Leben, wenn sich die Nachtcafés und Tanz­fäle mit einer aus all diesen Grenzbevölkerungen gemischten Gesellschaft füllten und bald von dem Lärm der unmäßig viel

Schnapstrinkenden wie erhallten.

In einem dieser Cafés faß Bertram eines Abends einem Amerifaner gegenüber, der ein Gespräch mit ihm anknüpfte. " Bleiben Sie lange in dieser Stadt des vergangenen Ruhmes?"

aber es gehen ja teine Züge. ,, Nicht länger als unbedingt nötig. Ich will nach Mostau,

" Was wollen Sie dort?" Hungersnot fenitenlernen." " Ich bin Journalist und möchte die Wahrheit über die

,, Nea, eine Hungersnot foll dort ja sein. Man fann es schon so nennen, wenn so an die fünfundzwanzig Millionen heute verhungern," sagte der Amerikaner trocken. Ich bringe nämlich Lebensmittel hin. Morgen geht ein Hilfszug mit den ersten Lieferungen ab. Und das ist meine Arbeit. Ich bin ein ARA.")

stand ihn nicht. Aber für die hungernden Kinder von Peters­Er sprach es Ara" aus, wie ein Wort, und Bertram ver­burg bis an die Täler der Wolga und für olle Rufsen war Ara wie Gott selbst.

Ist Aussicht auf einen Platz in diesem Zuge?" Der Amerifaner lächelte. Ich habe diese Frage erwartet. Ift Ihr Baß für Moskau in Ordnung?"

Bertram zeigte ihn vor, und der Amerikaner nickte. " Haben Sie etwas gegen Läuse?"

Schützengräben verkehrten wir miteinander." Ich lade sie nicht gerade zu Mittag ein, aber in den befuchen." " In jenem Luruszug werden sie Sie wieder mit Freuden

Also far ich einen Platz bekommen?"

Ich werd' Sie schon unterbringen. Müssen sich aber Bor räte selber mitnehmen. Käje, Biskuits, einen Kessel, 3inn becher, Kissen, Decken. Wir führen nämlich weder Restau­rationswagen noch Schlafwagen mit."

Er lächelte grimmig, und am nächsten Abend, als Bertram diesen Zug bestieg, verstand er dieses Lächeln.

Es war fast Mitternacht, der Bahnhof war schwach be­leuchtet, und nachdem Bertram über grasbewachsene Schienen gestolpert war, fand er endlich einen dunklen Zug, nur in ein

" American Relief Administration, Amerikanische Hilfsver

waltung.

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paar Rupees waren Kerzen angezündet und auf die Fenster­bretter gestellt. Lettische Träger teuchten unter schweren Ballen, und in dem Korridor des Zuges, der einen entsetzlichen Geruch ausströmte, befanden sich noch mehrere von ihnen. Die Rupees waren rohes Holz. Jede Spur von Polsterung war verschwunden, nur Pritschen gab es, um die sich die schon eingestiegenen Russen und Amerikaner stritten. Die schönste Auslese aller amerikanischen Flüche erhob sich da. Besonders eine Stimme übertönte alle anderen durch ihr ochfenmäßiges Gebrüll.

Um Gotteswillen! Wenn Ihr verdammten Tavarischt Euch nicht aus dieser Wanzenkiste hinauspadt, so werde ich die Tscheka auf Euch hetzen und Euch in der chinesischen Tortur zerhaden lassen."

Der Besizer dieser Stimme war ein junger Mensch von hertulischem Bau mit Cowboyhemd, Reithosen, Filzhuí und hohen Stiefeln. Er ergriff einen der Träger, hob ihn wie einen Sad Kartoffeln und warf ihn auf sechs andere, die bereits im Korridor übereinanderlagen. Dies hatte die Wir­tung, Blatz zu schaffen und einen Augenblick Ruhe zu erreichen. Wer, zum Teufel, sind Sie denn?" fragte der vergnügte laterne unter die Nase. Gehören Sie hier mit zum Inventar?" Riese, als er Bertram bemerkte, und hielt ihm eine Blend­

Bertram nannte den Namen des Amerikaners, der ihn hier untergebracht" hatte. Es war ein ganz alltäglicher Name, hatte aber eine augenblickliche besänftigende Wirkung. Gut! Also Sie sind der junge Onfel, der in das Hunger­gebiet will? Erfreut, Sie fennenzulernen."

"

untergebracht und erhielt sie in fraft- und, wie es schien, knochenlosem Zustande zurück.

Bertram fand feine Hand plöglich in einer enormen Faust

" Heiße Cherry," sagte der Riefe. Stamme aus Lynch­ burg , Virginia . Ich fpiel' hier für die Ara den Kurier zwischen Riga und Moskau . Wenn er stehen bleibt, bewege ich ihn weiter. Manchmal. Wenn ich nämlich aussteige und schiebe. Ich verbreite Entfehen unter den Tavarischen. Wenn sie Streiche machen, pad' ich sie ein bißchen derb an. Wenn sie sich gut betragen, bin ich voller Güte und Liebe. Ist die einzige Art, von diesen laufigen Tavarischen etwas getan zu friegen." ,, Was ist ein Tavarisch?" erkundigte sich Bertram.

"

" Ein Genoffe," sagte Cherry aus Lynchburg , Virginia . Ist ein netteres Wort für Bolschewist. Nenn' sie immer Tavarisch. Macht ihnen Freude. Gleichheit und die ganze übrige Rifte. Haben Sie Insektenpulver mitgebracht?"

Nein."

" Dann leih' ich Ihnen was. Sonst werden Sie bei lebendigem Leibe aufgefressen." ( Fortjeßung folgt.)