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Das Botschafterkompromiß.

Die Nichträumungsnote.

Die letzte Nacht.

Ganz Berlin schien in dieser Silvesternacht unterwegs zu fein. In den Spätabendstunden herrschte in den Wagen der Straßenbahn und Hochbahn ein beängstigendes Gedränge, und an allen Haltestellen und auf allen Bahnhöfen schoben sich immer neue Echaren in die überfüllten Wagen. Die große Bölferwanderung in die Re­staurants der Friedrichstraße , die reiche Ernte hielten, be­gann. Alle trugen ziemliche Bädchen und Pakete mit Pfannkuchen cder Echerzartikeln, und je lärmender diese waren, um so größeren Anflang fanden sie. Aber auch in vielen Familien feierte man luftige Silvesternacht. Namentlich in den Straßen des Westens fah man ftrahlend erleuchtete Häuserfronten. Hier war man bei schlemmer, heften Silvestersoupers zusammen, an die sich ein Hausball anschloß. Die Saison hatte begonnen...

Paris , 1. Januar. ( WTB.) Die von der Botschaftertonferenz getroffene Entscheidung, durch die allierten Botschafter in Berlin der Deutschen Regierung eine Rollettionote überreichen zu lafsen, die die Nichträumung der Kölner 3one am 10. Januar mitteilt, wird vom Echo de Paris" als ein Kompromiß be­trachtet. Das Blatt schreibt: 3wei Thesen standen einander gegen. über. Die französische These lautete: Die bereits feft geftellte(?) Berfehlung Deutschlands an den militärischen Klauseln des Friedensvertrages genügt, um sofort endgültig und fachlich die Nichträumung der Kölner Zone zu rechtfertigen. Die englische Theje lautete, das Problem tönne fachlich erst geregelt werden, wenn der Bericht der Kontrollfommission endgültig vorliege, allo nicht vor der zweiten oder dritten Woche des Monats Januar. Ein Kom promiß sei auf folgender Grundlage geschlossen worden: Die Rollet. t: onote erfläre, Deutschland habe seine militärischen Verpflichtungen in befriedigendem Maße noch nicht erfüllt, so dak es ihm in her furzen Zeit bis 10. Januar nicht möglich sei, sich mit dem Frie bensvertrag in Eintlang zu setzen. Das ist, so schreibt Echo de Paris", der Teil der Note, der der französischen Thele günstig ist. Der der englischen These günstige Teil erklärt, für den Augen. blid merde die Räumung provisorisch aufgeschoben, da die Alliierten erst, wenn der Generalbericht vorliegt. entscheiden fönnten, was Deutschland noch erfüllen müsse, um dem ersten Teil bes Artikels 429 Genüge zu tun, d. h. um die Räumung der ersten Befagungszone zu ermöglichen. Echo de Paris fügt hinzu: Hier erkennt man alle Möglich- glichen jezt Wracks, die man nur mit Wehmut betrachten konnte. teiten für ein Kompromiß, dessen Abschluß man jetzt auf drei oder vier Wochen vertagt hat. Jezt werden die Deutschen uns mit ihren Bitten überhäufen und sie werden nicht verfehlen, fich an England zu wenden und an Amerita, da sie dort Anhän ger haben, denen es darum zu tun ist, das System Dawes zu cetten. Dieser Teil der öffentlichen Meinung in England und in den Bereinigten Staaten erflärt, es sei das Befte, wenn die Alliireten ihre Soldaten aus Köln und aus dem Ruhrgebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückziehen würden, wenn das Deutsche Reich in der Zwischenzeit ein Programm von fünf oder fechs Punkten, das man gemeinsam aufstelle, erfüllt habe, da mit mehr oder weniger oberflächlich und vorübergehend die Spuren der Verfehlungen an den militärischen Klausein des Friedensvertrages verschwinden.

Und dann, um 12 Uhr, tam der übliche Radau und Rummel. Die alkoholbefeffene Masse Mensch farie aus den Fenstern und tobte auf den Straßen. Rateten fausten in die Höhe, Feuerwerksförper fr allten. Konfetti schwirrte durch die Luft und die bunten Papier. fchlargen hingen von den Brüftungen der Balkons und in den Kronen der tahlen Bäume. Man wagte bis in die frühen Morgen­stunden ftraßauf, straßab Alle Verkehrsmittel, alle Droschten und Autos waren befeht, um die Festteilnehmer nach Hause zu bringen. Die meisten von ihnen, die am Abend strahlend ausgezogen waren,

Ueberreichung heute.

Baris, 1. Januar. ( TU.) Nach Blättermeldungen wird die Note der Botschafterkonferenz voraussichtlich im Laufe des morgigen Freitag von den verbündeten Botschaftern in Berlin überreicht werden. Unmittelbar nach der Uebergabe wird das Dokument ver. öffentlicht werden. Der Weg zu einem Kompromiß bleibt, den Blättern zufolge, offen. Der Intransigent" macht das Eingeständ­nis, daß die Drohung Deutschlands (?), den Sachverstän­bigenbericht unter Umständen zum Scheitern zu bringen, ihre Wirkung auf die Verbündeten nicht verfehlt habe.( Gemeint fann nur der Hinweis sein, daß die Politik der Entente geeignet sei, den Dames- Plan ernstlich zu gefährden, denn Drohungen sind natürlich nicht ausgesprochen worden. Red.)

Parlamentarisches Silvester.

Kammer und Senat tagen die ganze Nacht durch.

Paris , 1. Jar- uar.( WTB.) Rammer und Senat haben, um die wichtigen Borlagen über die Zufakkredite für das Budgetjahr 1924 und die Bewilligung von zwei Budgetzwölfteln für die Monate Januar und Februar 1925 zu erledigen, die Silvesternacht hin durch bis früh 6 Uhr getagt Die Zusazkredite fahen in Arbetracht der Lebensteuerung für die Beamten eine Beihilfe von 500 Franken vor. Der Senat setzte diese Summe auf 250 Franten herab und wollte auch außerdem noch einen Unterschied zwischen Eisenbahnen, die bei den Staatseijenbahnen und in Elsaß- Lothringen beschäftigt sind, und den Eisenbahnern der Pri. Detgesellschaften machen. Die Kammer hat einstimmig ein derartiges Anfinnen abgelehnt, und der Senat hat, entgegen dem Antrag feiner Finanztommiffion, mit 148 gegen 136 Stimmen gemäß dem Antrage der Regierung und im Sinne der Rammer beschlossen. Es wurde auch ein Gesezentwurf angenommen, durch den die Grün­dung des Internationalen Instituts für intellektuelle 3u sammenarbeit unter Führung des Bölkerbundes, dessen Gründung die französische Delegation während der Septembertagung des Bölkerbundes in Genf angeboten hatte, erfolgt.

Rammer und Senat wurden gegen 6.15 Uhr früh durch ein Defret der Regierung, das Justizminifter Renoult verlas, ge. schlossen. Die ordentliche Tagung 1925 beginnt verfassungsgemäß am zweiten Dienstag im Monat Januar, also am 13. Januar.

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Politische Attentate.

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In Paris . In der Westschweiz . In Mazedonien . Paris , 1. Januar. ( WTB.) Journal" berichtet, daß in der Nacht auf den Sonnabend der in Paris lebende fpanische Schrift steller Carretero, der unter dem Pseudonym Caballero Audaz schreibt, auf dem Boulevard Hausmann von drei Unbekannten überfallen und mit einem Schlagring verwundet wurde. Die Angreifer feien alsdann geflüchtet. Carretero hat einem Bertreter des Journal" erklärt, dieser Ueberfall sei 48 Stunden nach der Beröffentlichung seines gegen den in Baris anfäffigen spanischen Schriftstellers Blasco Ibanez gerichteten Buchs, be­titelt Der Romanschriftsteller, der sein Vaterland an den revolutio­nären Tartarin verfauft hat" erfolgt. Carretero glaubt, daß seine Angreifer spanische Kommunisten sind.

Genf , 1. Januar. ( TU) Nahe der französisch - schweizerischen Grenze, noch auf schweizerischem Gebiet, wurde die Leiche eines angesehenen Bewohners von Chepenez, namens De ubran, auf­gefunden. Er gehörte zu den Freisimmigen. Mehrere Tage vor den Bahlen soll er von tatholisch- tonservativen jungen Beuten in einem Automobil entführt worden sein. Belgrad , 1. Januar. ( Ill.) Gestern wurde in U esküb der Romitatschiführer Stojan Misevic von einem Abgesandten der mazedonischen revolutionären Organisation, namens Glentovic, erschossen. Misevic war einer der Organisatoren der Ermordung Alexanders und ist nach Aufdedung dieses Mordes nach Südslawien geflüchtet, wo er sich in die Dienste der Regierung stellte. Er wurde von der mazedonischen revolutionären Organisation zum Tode verurteilt, und dieses Urteil wurde jetzt vollstrect.

Ein merkwürdiger bulgarischer Prozeß. Sofia , 1. Januar. ( WTB.) In dem Prozeß gegen den früheren Bolizeipräsidenten Brubkin und feinen Gehilfen Stefanoff, die wegen eines Anschlages gegen eine wichtige Eisenbahn brüde angeflagt waren, wurde das Urteil gefällt. Brudfin wurde zu 20 Jahren, Stefanoff zu 15 Jahren Gefängnis ver urteilt.

Branting erholt sich.

Stocholm, 1. Januar( Eigener Drahtbericht.) In dem schweren Lelden des Ministerpräsidenten Genoffen Hjalmar Branting ist wiederum eine Befferung eingetreten. Man schöpft neue Hoff nung, daß dieser hünenhafte Körper sich doch wieder erholt.

Das deutsch - polnische Abkommen über den kleinen Grenzverkehr ift in Danzig unterzeichnet worden. Es faßt alle bisherigen Bestim mungen auf diesem Gebiete zusammen und trifft für einige Buntte eine neue Regelung.

Die andere Schicht der Berliner Bevölkerung aber hat keine Ber­arlassung, in der Silvesternacht Freudenfeste zu feiern. Für sie hat das alte Jahr mit Arbeit geendet und das neue Jahr fängt mit neuer Arbeit an. Sie hat nur ben einen Neujahrswunsch, daß sie auch im neuen Jahre wieder genügend Arbeit finde, damit sie atmen und leben tann.

Ueberfall auf die Stationskaffe am Bahnhof Zoo .

Ein Gegenstück zu dem Ueberfall in Hermsdorf. Ein schwerer Raubüberfall wurde am Mittwoch nachmittag um 3 Uhr in den Kassenräumen des Bahnhofs Zoologischer Garten ent­deckt. Durch Brandgeruch aus dem eigentlichen Raffenraum des Stationsleiters wurden der Pförtner und die Polizeibeamten der Bahnhofswache aufmerksam. Die Feuerwehr wurde alarmiert, eine Echeibe eingeschlagen und durch die Deffnung hindurch drang das Personal ein. In der Nähe des Ofens und des feuersicheren Tresors waren Quittungen und andere Papiere in Brand gesezt worden. Das Feuer wurde rasch gelöscht.

In einem Vorraum des Zimmers, in dem der Brand war, fand man den Eisenbahnbetriebsassistenten Münch an Händen und Füßen gefesselt, besinnungslos am Boden liegend vor. Im Munde hatte er einen Knebel, über diesen war quer ein Tuch gebunden. So war es ihm un­möglich gewesen, ben Knebel mit der Zunge aus dem Munde zu stoßen. Sofort wurde Münch zur Rettungsstelle gebracht, wo er fich erholte. Münch wurde sofort vernommen. Er gibt folgendes an: Nach beendeter Dienstzeit ist er von einer Firma, mit der die Eisenbahnverwaltung im Geschäftsverfehr steht, telephonisch ange­rufen worden. Man bat ihn, doch trotz des Feiertages noch 30 000 Mart auszuzahlen. Das Erscheinen zmeier Herren, die das Geld in Empfang nehmen würden, wurde ihm angefündigt Im 1 Uhr erschienen die beiden. Münch wollte fich noch einmal auf dem Rechnungsbureau betreffs der Summe vergewissern und begab sich an das Telephon, um von dort anzurufen. Während er den Hörer abnahm, erhielt er plötzlich von dem einen der beiden Männer einen Faust schlag vor den Magen, der ihn besinnungslos zu Boden streckte. Erst in dem Vorraum tam er gefesselt wieder zu sich, aber auch nur für kurze Zeit. Der Rauch betäubte ihn wieber. Die 30 000 m. haben die Täter nicht gefunden. Danach haben sie das Feuer in dem Kaffenraum angelegt und sind dann geflüchtet.

Folgenschwere Silvesterscherze.

Beim Abbrennen von Feuerwertstörpern wurde in der Silvesternacht die 15jährige Ella König aus Nomames, Luisenstr. 21, von einer Ratete in den Hals getroffen. Die Feuergarbe war unmittelbar neben der Schlagader in den Hals gedrungen. Blutüberströmt wurde die Schwerverlegte in das Oberlinfrankenhaus geschafft. Durch ein Fenster der Woh nung des Arbeiters Reichmuth, Kleiftstr. 3 in Nowawes , fam in der Silvesternacht ein Schuß. Glücklicherweise ging das Geschoß an der Familie, die um den Tisch herumfaß, vorbei in die Wand und blieb dort stecken. Da die Wohnung im ersten Stod liegt, ist nicht anzunehmen, daß von der Straße geschossen worden sein tann. Die Untersuchung in dieser Angelegenheit ist im Gange. Biel schwerer und verhängnisvoller lief ein ganz ähnlich liegender Fall in Berlin , im Hause Wrangelstr. 63, ab. Dort hatte sich in der Wohnung des Penfionärs Johann Schröder zur Silvesterfeier auch der 37 Jahre alte Arbeiter Theodor Affelt aus der Reichen­berger Str. 95a eingefunden. Gegen 12 Uhr nachts fiel plöglich ein Schuß. Eine Kugel zertrümmerte eine Fensterscheibe des Wohn­zimmers, in welchem die Feiernden faßen und drang Affelt in die Brust. Man schaffte den schwer Getroffenen nach der Rettungs. stelle im Görliger Bahnhof, wo der Arzt eine so schwere Verlegung feststellte, daß er die schleunige Ueberführung nach dem Krantenhaus Am Urban veranlaßte. Nach den bisherigen Ermittlungen scheint es sich um Fahrlässigkeit zu handeln. Der Schuß ist vermutlich aus dem gegenüberliegenden Hause Nr. 71 ab­gegeben worden, doch konnte der Täter noch nicht ermittelt werden.

Was macht Herr Dr. Hölscher?

Es war am 11. Dezember d. J., gerade in den Tagen, in denen Prozeß und den Prozeß des Reichspräsidenten richtete, als wir über das Interesse der Deffentlichkeit sich besonders auf den Haarmann die Berhaftung eines Dr. jur. E. Hölscher in Zehlendorf berichteten, der in einen Aftienschwindet, verwidelt war. Ucber dem Haarmann- Prozeß, dem Weihnachtsfest, der Spritz­tour des Spritdirektors Hermann Weber nach ber Tschechoslowakei und der Verhaftung von Bater und Söhnen Kutister ist die Affäre des Herrn Höischer in Vergessenheit geroten, und wenn fie natürlich auch weiter bearbeitet wird, so wäre es doch sehr schade, wenn der Deffentlichkeit weitere Mitteilungen über bie Persönlichkeit des Herrn Dr. jur. Hölicher, an­geblich Staatsanwalt a. D., Hof- und Staatsrat, Aufsichtsrat von 40 Gesellschaften und Mitglied der Deutschen Gesell fchaft von 1914 noch lange vorenthalten werden sollten. Be­tanntlich geschah die Verhaftung Hölschers wegen Betruges und Urkunden fälschung und des schweren Verdachtes des Meineids und der Verleitung zum Meineid. Hölscher soll in Zehlendorf engste persönliche Beziehungen zu egiremen Nationalisten haben. Ein Bruder Hölschers, Universitätspro. feffor und Defan einer westdeutschen Universität, weilt bereits seit der Berhaftung feines Bruders ununterbrochen in Berlin . Man sieht also, Herr Dr. jur. Hölscher ist eine Bersönlichkeit, über die die Deffentlichkeit nicht nur Interessantes hören wird. sondern auch sehr bold hören möchte

Bollkommen still und stumm ift es auch von dem famosen Willi Bruß geworden, dem Inhaber der Deutschool. tischen Bant in Wilmersdorf. der bereits vor rund vier Monaten verhaftet wurde, weil er das Vertrauen feiner völkischen Bantfunden in der schwersten Weise getäuscht haben foll. Es wäre auch hier fehr wertvoll, bald zu erfahren, wie fich võitisánationaler Ebelgeist in der Praxis bewährt hat.

Die Polizei in der Neujahrsnacht.

Der Silvesterabend und die Nacht zum Neujahrstag sind im allgemeinen ruhig verlaufen. Von den 253[ istierten Ber sonen sind nur acht dem Bolizeipräsidium eingelie fert worden, darunter eine weibliche, während die übrigen nach Feststellung ihrer Personalien wieder entlassen werden fonnten. Bon den Sistierten waren u. a. 90 wegen groben Unfugs, 54 megen Schlägerei, 31 wegen Trunfenheit, 17 wegen Sachbeschädigung, 9 wegen Körperverlegung, 8 wegen Diebstahls, 6 wegen Haus. friedensbruchs, 7 megen tätlicher Beleidigung, 50 wegen Bech prellerei, wegen Verunrein gung der Straßen usw. zur Bache gebracht worden. Die Ueberfalltommandos sind wohl in zahlreichen Fällen wegen der Schlägereien in Schanflotalen und cuf der Straße alarmiert worden, doch waren die Beteiligten bei Auch viele Eintreffen der Polizeibeamten bereits verschwunden. Unfälle im Straßenverkehr wurden gemeldet, die aber meist glimpflich verlaufen sind. Durch das Abbrennen von Feuer. werksförpern find viele Brände entstanden, die aber auch keinen größeren Umfang angenommen haben.

Theater.

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Komödienhaus: Der Floh im Ohr." Diefer alte Schwant von Georges Feydeau verfehlte nicht, die schuldige Silvester­Stimmung zu erzeugen Ein echter deutscher Mann mag teinen Franzen leiden, doch ihre Schwänte hört er gern", tönnte man frei nach Goethe fagen. Ein wenig Ehebruch und ein Erfledliches an Verwechslung. Der Himmel bewahre alle Liebespaare vor dem Hotel Bum zärtlichen Rater". Der Schwant steht und fällt mit der Doppelrolle des Herrn Chandebise und des Hausdieners Poque. Was darin Ralph Arthur Roberts leistet, ist virtuos in verblüffender Verwandlungsfähigkeit und plöglicher Umftellung. Kein Wunder, daß sich das Haus an feiner Komit immer mehr erwärmte. Doch auch die anderen Rollen befanden sich in besten Händen. Ein jovialer Kammerdiener Adolf Kurth, ein Kerl von einem Absteige- Quartiermeister Philipp Manning , ein furiofer Spanier Alfred Haase, ein weltmännischer Doktor Ernst Karchow , ein Sprechübel Hans Herrmann und so fort. Das frauliche Element war in Hilde Hildebrand als entzückende Frau Chandebise, in Maly Delschaft als Spanierin, und für die anderen Rollen in Jenny Marba , Frieda Lehndorff und Eva Klein Donath gut vertreten.

Rosa Altschul" im Residenztheater. Beda und Hans Kottow haben Don dem unverwüstlichen Poffenstoff des fleinen jüdischen Provinzfamilien- und Geschäftslebens in der böhmisch­mährischen Hinterwelt wieder ein paar Meter abgeschnitten und damit die bewährten Figuren diefes Spezialtheaters effektvoll net: befleidet. Sie spielen alle glänzend, am vortrefflichsten jüdeln und agieren Gisela Berbezirt und Karl Ettlinger , womit aber die Mitspieler Beineswegs herabgesetzt werden sollen. Man tam aus dem Lachen, besonders über den weiblichen Haupt­tomiter, nicht heraus und da auch ein Schuß Rührung nicht fehlt, wird Rosa Altschul auch in Berlin , Blumenstraße, reüssieren zu Gesund bis 120 Aufführungen. b.... n.

Gewerkschaftsbewegung

Mitteldeutsche Bergarbeiterkonferenz. Ablehnung des Schiedsspruchs.

Halle, 1. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) In Halle tagte am Neujahrstag eine Bergarbeiterfonferenz, drie zu dem am 29. Dezember gefällten Schiedsspruch für den mittels deutschen Bergbau Stellung nehmen sollte. Bekanntlich hatte dieser ausgebessert", dafür aber die zwölfftündige Arbeitszeit Schiedsspruch die elenden Löhne der Bergarbeiter um ganze 4 Proz. durch Schiedsspruch festgelegt. Ein Bertreter des Bergarbeiterver bandes erstattete den Bericht. Die Bersammlung sprach sich dahin aus, daß es eine Schmach sei, wenn das Reichsarbeitsministerium in völliger Berfennung tatsächlicher Verhältnisse den Bergarbeitern, die oftmals piele Wegftunden zu ihrer Arbeits. ftelle zu gehen haben, das Gflavenjoch des Zwölfftundentages auf­erlegt. Auch die 2ohnpolitik fei ein Standal. Der Schieds spruch bedeute daher tatsächlich eine Stärkung des Machtdünkels der Bergherren mit amtlicher Hilfe. Die Konferenz, die durch feinen Mißflang gestört wurde, befchloß einmütig nachstehende Ent fchließung:

Die am 1. Januar in Halle tagende Konferenz der Funktionäre fämtlicher am mitteldeutschen Braunkohlentorif beteiligten gemert­schaftlichen Organisationen fommt nach reiflicher Beratung zu dem Ergebnis, daß der am 29. Dezember 1924 gefällte Schiedsspruch nicht angenommen werden kann. Der Schiedsspruch hat eine Reihe mesentlicher Forderungen der Arbeiter unberücksichtigt nelaffen. Die enge Berbindung des Mehrarbeitsschiedsspruchs mit dem Mantel­tarifvertrag hebt die im Manteltarifvertrag grundsählich festgelegte achtstündige Schichtzeit in der Praxis tatsächlich wieder auf. Befon. ders muß betont werden, daß die Konferenz sich mit aller Entschieden. heit gegen das von den Unternehmern immer wieder geforderie Zweifchichtensystem im Bergbau wendet. Die freigewertschaftlich organisierte Arbeiterschaft hat sich notwendigen wirtschaftlichen Er­fordernissen gegenüber nie ablehnend verhalten. Es ist daher un­verständlich, daß auch diesmal wieder, unter Brüstierung des Willens der Bergarbeiter, die zehnftündige Arbeitszeit und zwölfftündige Schichtzeit im Schiedsspruch festgelegt wurde. Aber auch die Lohn­erhöhung ab 1. Januar muß als gänzlich ungenügend angesehen werden. Gleichfalls wendet sich die Konferenz gegen die im Schieds­spruch weiter verfolate Santtionierung der völlig ungerechtfertigten Die Organisationslet. Klassifizierung der Kern- und Rondreviere. tungen werden beauftragt, bei den Verhandlungen über die Ver­bindlichkeitserklärung nochmals die Forderungen der Arbeiter zu ergibt, foll fofort in einer weiteren Konferenz der Belegschaftsver. vertreten. Falls sich daraus die Notwendigkeit neuer Beratungen treter über das Ergebnis Beschluß gefaßt werden."

Zunahme der unterstützten Erwerbslosen. In der Zeit von Anfang bis Mitte Dezember hat die Zahl der Hauptunterstüßungsempfänger in der Erwerbslosen­fürsorge von 437 000 auf 458 000, d. h. um rund 5 Proz. zu genommen. Die Bunchme erstreckt sich verhältnismäßig ziemlich gleichmäßig auf männliche und weibliche Hauptunterstützungs empfänger. Die Zahl der Zuschlagsempfänger( unterstützungsberech tigten Angehörigen von Hauptunterstüßungsempfängern) ist von 572 000 auf 606 000 gestiegen. Die Entwicklung entspricht im ganzen der Jahreszeit.

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Berantwortlich für Bolitit: Ernst Reuter ; Wirtschaft i. B.: 3. Steiners Gemerfichaftsbewegung: Friedr. Eglorn; Feuilleton: Dr. John Schilowski; Lotales und Sonstiges: Fris Karstadt : Anzeigen: Sh. Glode. fämilia in Berlin . Berlag: Borwärts.Berlag G. m. b. 5.. Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruderei und Berlaasanftalt Baul Ginger u. Co. Berlin SW. 68, Lindenstraße 3.

M. SCHULMEISTER

Hochbahnstation Kottbuser Tor

MSchulmeister

HERVER Knaben Kleidung

elbuber Tor

3 billige Tage

vom 2. bis 5. Januar

in Herren-, Jünglings- u. Knaben- Kleidung Besichtigung meiner Schaufenster erbeten