Vlkttwoch 7. Iaaoar 1925
Unterhaltung unö Luissen
Sellage ües Vorwärts
/irabifche firbekter. Bon Marie Härder. Ich Hab« sie an der gongen syrischen Küste und in Asgyyten beobachtet. Stundenlang. Die Bilder fesselten mich und brachten mich wehr denn je zum Nochdenken. Wir kamen>pät in der Nacht von Jerusalem zurück nach Jaffa . Unser Dampfer lag. wie das in Jaffa nicht anders möglich ist, drangen in der See vor Anker. Als wir di« Mauer, die gegen zu wilde Brandung schützen soll, erreicht hatten, sahen wir die braunen Gestalten in ihren farbigen Lumpen darauf hocken und auf uns r orten. Es waren die Bootsleute. Mit tierähnlicher Behendigkeit wrangen sie herab und halfen uns in das schwer« Boot. Tann setzte» sie die stark bcfestegien Ruder an. um uns durch die gefähr- l.chen Riff« und die stark« Brandung zu bringen. So etwas sah ich nie! Und so etwas gibt es bestimmt nur hier. Acht waren«sc Wenn sie ooa Boot vorwärts warfen, schnellten sie von ihren Sitzen hoch, je«wen Futz gegen das Borderbrett ge- s:cmmt, so daß sie in dem Augenblick sozusagen in der Luft standen. die sehnigen und schlanken Gestalten in ihren weiten Pluderhosen. Es war Dollmond, und man erkannte deutlich die nicht unschönen i-raunen Gesichter, umrahmt von weihen oder farbigen Tüchern. Melodisch sprangen ihre singenden Ruse des gegenseitigen Ansporns in di« Brandung, während ras Boot oft mehr zurück als vorwärts glht. Aber so gefährlich die umgrenz, rden braunen Riffe die Zähne zeigen: hier kentert kein Boot, das diese braunen Männer führen----- Alexandrien : Di« Bilder des lebendigen Hafens vergesse ich noch weniger. Und«s tut mir wohl, davon zu erzählen. Sockträger.... Wir haben sie auch und wissen, daß diese Arbeit nicht leicht ist. Hier aber ist es etwas ganz anderes. Die Kleidung mag dieiem Arbeitsbrld im Orient besondere Farben verleihen, aber sicher nicht röstender«, denn was ich hier an Lumpen sah, übertrifft alles. Doch wollte ich davon weniger sprechen als von den Arbeitern, den Sackträgern selber. Am Kai siegt das Schiff mit gesperrtem Rachen— ladebereit. Zwei Laufsteg« liegen auf der Reeling. Run fährt Wagen um Wagen vor, ein« endlose Kette, beladen mit Daumwollsamen in Micken, bestimmt für Margarinefabriken in Deutschland und Hol- lankr Jeder Sock wiegt eineinhalb Doppelzentner, also 300 Pfund. Gebückt stellt sich der Araber an die Föhre, während ihm femand vom Wagen herab den Sock auf den Rücken schiebt, unter dessen Gewicht er«inen kurzen Augenblick zusammenzubrechen scheint, dann aber, allerdings tief gebückt, übereiliq den Steg binanfläuft, als fürchte er, fein« Kraft könne vor dem Ziel versagen. Aus der Schiffs. !uke sitzen andere Arbeiter, scharfe kleine Messer in der sftand. mit denen sie da» Sackband zerschneiden. Die dreihunderr Pfund rinnen in die Lücke, so schnell, daß der Träger aus seiner gebückten Stellung aufschnellt, als sei er irgendwie tief erschrocken. Das olles: hinaus mit krummem Rücken— erlöst von der Last— springend den anderen Steg hinunter—«inen neuen Sock— geht mit einer Ge- 'chwindigkeit. die einem weh tun muß, je länger man hinschaut. sind ich Hab« es stundenlang getan. Zwanzig— dreißig dieser Arbeitspferd« rennen die Stege abwechselnd auf und ab. Mit der Sonne sangen sie an, um zu Mittag trockenes Brot und Melonen zu essen und mit Sonnenuntergang aufzuhalten. Absender und Empfänger der Ladung kommen in Luxus. cn.ktvmobilen an di« Schiffe gefahren. Sie und etliche ander« haben dlirch dies« Arbeit höchsten Profit. Einige von ihnen fragt« ich nach dem Verdienst der Arbeiter. Di« Frage kam ihnen immer so nnoerhofft und auch merklich unpassend, daß ich ni« die richtige Antwort bekam, bis mir schließlich ein englischer Fabrikbesitzer sagte: rHier macht es noch Spatz, Arbeiter zu beschäftigen. Man hat sie iiir zwei Schilling pro Taa. auch mal für weniger, während ich in England zehn und zwölf Schilling zahlen muß. Dam» ist noch der
.Mensch, vermassel mir nichk das Geschäft, bleib hier!»
Unterschied daß der Tag des A'rbesters in Europa acht Stunden hat, während der Araber zwölf und dreizehn ohn« Murren arbeitet.' Ohne Murren? f Ich kam, es nicht genau sogen. Wer zwei Schilling sind weniger als zwei Mark, was mich veronlasfen konnte, zu fragen:„Und wie existiert der arabisch« Arbeiter mit seiner Familie von diesem Geld?' Achselzuckend kam die Antwort: «Was braucht er denn?! Brot und Obst oder Zucker, das nährt ihn. Kleidung braucht er so gut wie gar nicht.' «Und die Wohnungen? Sie sollen sehr teuer sein. Für zwei schleeU« Zimmer muß ein arabischer Arbeiter monatlich fünfzig Mark zahlen, wurde mir gesagt.' Abwehrende Handbewegung: «Rein— nein!! Die Löcher, in denen der Arbeiter haust, kosten höchstens ein Viertel davon.' «Also ist er nicht in d:r Vag«, anständig zu wohnen?' Ueberlegen.es Lächeln: «Was he ßt anständig?! Sollen wir da? abändern? Unsere europäischen Arbeiwr machen uns genug.Sorge. Dies« Araber leben durch uns besser als vordem. Die Baumwolle haben wir dem Lands geschenkt. Vorher fraß ein Araber den Straßendreck «ltf» ist deshalb dankbar, daß wir ihm zwei Schilling zu oerdien an geben. Die Kerls sind zähe. Die würden auch noch die Rocht Säcke schleppen, ohne umzufallen!'
Ich habe nicht alles behalten, was«r mir noch erzählte. Rur noch, daß er in Italien und England viel Boden zu erwerben gedenkt, um in großem Stil Fabriken zu errichten, da die Vauinwoil- ernte in Aegypten in Kürz« noch größer wird. Wenn ich jetzt die Bilder der Sackträger neu erstehen seh«, dann ist es mir. als schleppten sie Säcke mit Geld für diesen Engländer. Und nicht nur für ihn allein. In Alexandrien und Kairo werden gerade jetzt Häuser gebaut, draußen, am Wasser und in der Sonne — nicht für arabische Arbeiter, sorilem für Europäer aller Rationen die alle Sackträger beschäftigen, die in dumpfen Löchern und eng«: Straßen wohnen, durch die Fremde mit neugierigen Blicken und hochgezogenen Kadern gehen, erzählend:..Ja. dos ist der Orient. der echte Orient mit seinein Schmutz und seinen Lumpen, mit seinen zahllosen nackt umherlaufenden Kindern! Wie interessant, da?«in- mal sehen zu können!!' Wie interessant! Du lieber Himm«l— ich möchte es erleben, daß diesem Dolk« einmal ein Führer geboren wird. Es könnt« sich lohnen.
Ein Paradies im Eise. Mitten in den Eiswüsten Alaskas , so erzählt di« geographisch. historisch« Zeitschrift.Zeiten und Bölker". liegt an der Küste ein viele Ouadratmellen großes Gebiet, das an die Rioiera erinnert. Ein betäubender Blumenduft liegt über dem Land, Löoel bauen ihre Nester. Die Grenz« gegen die trostlos« Nochbar- schoft ist wie mit der Schnur gezogen. Man erinnert sich an eine dunkle Eskimosage, die von einem ewig warmen und grüne» Land erzählt, dos mitten in der Gletscherwüste auftaucht« und von Geester- händen gehütet wurde. Das Land ist reich bewässert von kleinen Bächen mit schweselhaltigem Wasser. Da außerdem das Meer m unmittelbarer Nähe des Strandes erwärmt ist, so ist als sicher anzunehmen, daß vulkanische Ausströmungen den Boden dauernd er- v ärmen. Di« Böget, die ihr wunderberver Instinkt anlockte, trugen Samen dorthin, und nun wuchs die Üppige Vegetation dort auf. Menschen findet man keine dort, und das ist vielleicht«in Glück, denn dem vulkanischen Loden rst nicht zu trauen, und eines schönen Tages mögen dieselben Naturkräfte, die diesen schönen Fleck Erde entstehe., ließen, ihn auch wieder'purlos vertilgen. «Er wacht es wie Pfarrer Rahmann.' Die Redensart:«Er macht es wie Pfarrer Raßmaim' oder«Aßmann' ist in vielen Gegen- den unseres Baterlandes, besonders im westlichen Mitteldeutsch' and, aber auch in München , Berlin , in Ost. und Weftpreuhen bekannt. Sie wird gegenüber Menschen angewandt, die man eines besoird«rs eigen- willigen Derhaltms bezichtigen will. Der Name freilich tritt in oer- schiel-encii Formen aus:»eben Raßinonn und Aßmann kommt Asmus und Rasmus. auch Nolt« vor. Ob hinter dieser Redensart eine virkliche historische Persönlichkeit steht oder ob es sich bei ihr nur um eine scherzhafte Erfindung handelt, darüber ist man sich nicht einig. In Kurhesfen soll einmal«in Pfarrer namens Raßmann gelebt haben, der, ein Jurnggcselle, durch allerlei Härten und Ecken seines Wesens auffiel. Immer ging er seine eigenen Wege und geri« darum öfters in Streit mit seinen Vorgesetzten. Als letzte Begründung für fein Handeln hatte er aber immer den Satz bei der Hand: Das moche ich. wie ich will.' Während nun manche in dieser Gesta't das Urbild des Pfarrers Raßmann zu sehen glauben, wollen die Thü- ringe? diese Ehre einem Pfarver Aßmann zuteil werden lassen, der zur Zeit Karl Augusts in Jsserode im Weimarijchen feines Amtes waltet«. Bon diesem wird erzählt, daß er, als er eines Tages zun, Gottesdienst ins Nachbardorf ging und ihm ein Ihttfe über den Weg lies, diesen mit der Bibel tot warf. Daraufhin beschwerten sich die jagdberechtigten Bauern beim Großherzog. Karl August- entschied ober:«Der Pfarrer Aßmann hat zwar kein« Iagdberechügimg, mit den Hasen ober, die er mit der Bibel tot wirst, kann er machen, was«r will.* So anmutig dies« Erzählungen sind, man wird fte roohrschoinlich beide i, nur als spätere Deutungsversuche einer schon bestehenden Redensart zu betrachten haben, denn wie die«Zeitschrift des Deutschen Sprachvereins' mit Recht bemerkt, wenn diese Redensart«st im 18. Jahr- hundert entstanden wäre, dann hätte sie sich nicht so schnell auf die übrigen Teil« Deutschlands verbreiten können.
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Die Grangenschale. von Franz Friedrich Oberhäuser. Dreißig Schritt« vom Haustor log eine dicke, fette große Orangenschal« auf dem Gehsteig. Als Valentin nach Haus« kam, sah er sie siegen, streift« sie mit dem Fuß und schritt gedankenlos weiter. Beim Haustor aber blieb er einen Augenblick stehen und dacht« sich, daß ein ungeschickt« Fuß darauftreten,«in unbedach.samer Mensch ausgleiten könnt«. Dos schien ihm aber nicht wichtig genug, umzukehren, die dreißig Schritte zurück zu mochen und die Orangenschale sortzunehnien. Gott , es liegen so viel« Orangenschalen in de, Straßen! Während er die Trepp« hinouffti«g hatte«r einen komischen Einsall: er würde von seinem Fenst« aus beobachten, was mit der Otongenschale ge. ichehen würde. Das heißt, ob sie jemand ihrer Heimlückischen Ge- schrlichk«it halb« in den Rinnstein schieben würde: jemand, d« >.! nzwelfelhast mehr für sein« Mitmenschen übrig hatte als er; od« rascher entschlossen war. Uebrigais würden wohl die anderen auch eckig, unachtsam und gleichgültig an der Orangenschale vorübergehen. Die Straß« war um dies« Zeit still, einzeln« Leute gingen rasch am anderen Gehsteig entlang. Räch einigen Augenblicken kam eine junge Frau, die«in« schw«« Tasche trug. Sie ging rasch und hastig, war nun bei d« Orangen. schal«. Und schon glaubte sie Valentin vorbei, Äs es ihm war, als bückte sich di« Frau mit der schw«en Tasche, um die Schal« auf. zuHeben. Jndeff«, aber glitt sie aus, schlug hart auf den Boden auf, drehte sich einmal und blieb dann regungslos liegen. Valentin gab os einen Riß, er starrte auf die Straß« hinab, sah Leute zusammen- laufen, Menschen bückten sich aufgeregt um die Liegend«, jemand bati« auch schon ein Glas Wasser gebracht. Aber nichts rührte sich im KSrp« d« Gefallenen. Irgend jemand hatte den Rettungswogen gerufen, nach einigen Minuten pfiff« die Straß« herauf. Di« Zuschau« öffneten eine f eine Gass«, Männer in weißen, flatternden Kitteln eilte« herbei, der Wagen wurde aufgeschlagen, di« Frau hineingelchoben, die Tür klappte hörbar zu. Em Hupenschrei, long hinhallend, dröhnend, be- fehlend, schmales Rattern, dos Auto schoß dahin, rasch, glatt, eilig. Nur das rubinrote Aug« an der rückwärtigen Tür blitzte groß, fun- kelt« und sprang zitternd in der Dckn?e'h«it davon. Die Leute zerstreuten sich, d>«.-Straße wurde wieder ruhig. Vorbei... Der erste Gedanke, den Valentin jetzt klar empfand, war voll llnbehoglichkeit! er empfand übles, gedrücktes Bewußtsein, und da, während er das bereitgestellte Nachtmahl beiseite schob, siel ihm scharf und beißend«in, daß eigentlich er die Schuld an dem Un- glücksfall trug, well er einfach dst Schal« li«g«n ließ und weiter beobachten wollte, ob sich durch sie wohl elwas ereignen würde. Dieser Gedanke des Schuldbewußtseins zuckt« ihm glühend über den Rücken, er sah den leblos«» Körper, da, harte rubinrote, winkend« Aug«, droht«, auf ihn sehend. Er dachte. Er dacht«: Denn dies» sunge Frau»in Kind zu Haus« hätt«, dem sie Essen holte, da» Kind war nun allein, ohne Va.er, hungrig, wenn irgend j
etwas geschähe, daß es krank würde, daß es siel? Wenn diese jung« Frau jemand anderem einen Dienst erweisen wollte? Wenn diese junge Frau, die«s so eilig hotte, irgendeinen dringenden Weg besorgte, und vielleicht mit Ungeduld erwartet wurde... Wer wohl jetzt so hart auf ihr Kommen wartete? Und n>«nn sie nun tot...? Er dacht« nicht weiter. Das klein« Wörtlein schlug scharf wie «in spitzer Nagcl«in. Es wurde heiß und schwül Im Zimm«. Di« matt« üble Ssim- nrung stoft kam bald wieder, stärker, mit neuen Gedanken. Valen» tin trank«in Glas Wasser. Es schmeckte lau, und«r dachte sich, daß es dasselbe Glas sei, das man ihr gereicht und das sie gar nicht mehr nehmen konnte. Er versuchte mit Gewalt d« Gedanken Herr zu werden. Was gingen ihn Orangeschalen an, die aus den Straßen liegen? Was wbeholsen«, was fremd« Leute? Hätte es nicht auch ihm geschahen können? Schuld ist derjenige, der sie so gleichgültig hingeworfen hatte. Sind Menschen und ihre Schicksale nicht immer von Ketten aus Zufällen abhängig? Aber da war«in« ganz fein« leise Unruhe, ein« Ungewißheit. «in Druck, den man nicht fasssn konnte. Leife, tief, ein ständiges Sehen- Erinnern, Empfinden. Ein unsichtbares, unaufhaltsame« Zahnrad von Gedanken zu Empfindungen. Wenn er es nicht g«. sehen hätte, wäre olles gut, ab« eben deshalb. Gewissen! Es stand neben ihm, unabweisbar, stärker werdend, bis«in« fieberhaft« Rastlosigkeit Platz griff. Er erinnert« sich Plötz- lich, daß der Hausmeister vom NebeNhanse der«rst« an der Stelle war, daß seine Frau ihr das Wasser reicht«. Ohne zu überlegen. rannte er die Treppen hinab, stürmt« mitten mährend des Nacht- mahls zu den beiden Leuten, aber dies« wußten auch nichts.„Sie redete ja nicht» der Arzt sagte, schwer« Erschütterung, Bewußtsein vielleicht nach Stunden oder gar nicht mehr,' Valenttn lief davon. Er lies nicht nach Haufe. Er tief, von der Angst vor einer entsetz- liehen Macht getrieben, in«ine Tetephonzell« und tele phoniert« alle Krankenhäuser an, vergebens... Spät kam er heim. Er wusch sich, las, suchte Schlaf. Aber immer strahlt« das rubinrot« Auge auf, schwang sich näher, enl- fernt« sich, aber verlöscht« nicht. Es war für ihn wie«in schweres, ungewisses Schicksal, Wenn er irgend etwas hätte erfahren können. etn« Kleinigkeit, irgend etwas hätte tun können helfen. Aber nichts geschah. Ein mattes Gefühl, das ihn überall hin begleitet«, durch Nacht und Tag, auf Spaziergängen und in sein Geschäft. Kein Kino zerstreut« ihn. Er sah immer die Frau wieder und das rubinrot« Aug«. Aus taufend Dingen wuchsen neu« Anklagen. Ungezählt« Menschen konnten ein« neue Anklag« gegen den Menschen werfen: er hätte da» früher nie gedacht. TÖ fiel«s ihm«ine« Tages ein. in den Zeitungen nachnt'ehen, irgendein« würde den Fall wohl gebracht haben. Er fand di« Nottz und los daß man di« Frau in das Spital gebracht hatte. Da na-b dnn cmeitnäch�Ti Taa«in Sonn taa fiel, entschloß er sich, gedrängt in Sehnen na-ch Vergebung und doch nicht ohne Angst und Scheu«inen Besuch zu wachen. Er kauft« einige K'einigtnten. und der Gedanke, diese vielleicht für«ine Tot« mitzubringen be- drückte ihn so sehr, daß er kaum vorwärts kommen konnte. Sollt« es fo sein, häts« er In den gekauften Stücken neue Ankläger seiner Schuld. Di« Frühtingsfonn« lag über dem großen weißen Hau» der
laufend Schmerzen. Fenster blitzten und grün« Bäum « schlugen Über die weiß« Mauer. Er ging durch Trakt«, durch Höfe: überoll blinkte es ihm freundlich entgegen. Genesenden, mutig und sehn- süchtig dem Leben entgegen verlangend, begegnete er. Als er endlich in di« Kanzlei kam, erfuhr«r, daß di« Frau lebte. Daß der Fall sich eils minder schwer erwies. Wie leicht erklomm er di« Stiegen, lief durch hallende Gänge, als er endlich im Zimmer stand. Ein« Schwester zeigte ihm das Bett, er sah die Frau. Ein schlankes, einfaches, hübsches Mädchen saß neben ihr. Er zögert«, ehe er näher zu treten wagt«, Di« Frau hotte ihn gesehen, das Mädchen blickte ihn aus großen hellen Augen verwundert an. Valentin logt« Blumen und Gebäck auf das Bett und fein« Erregung, der ein dunkler, heftiger, müder Zwang gewtchen war, machte den Tag heller und die Welt freundlicher und lichter. Stockend fing er sein« Erzählung an, sein« Antlog« gegen sich selbst, er erzählte immer mehr mit dem Zdlang« der Befreiung m der Stimme, manchmal leise und voll Sorg«, und der Quell seilst» sähen Mitleids floß stärker. Er stellte das Bild feine» Gewissen« auf in einfachen braven Worten, ohne Kunst, fern der eiligen Zeit, die draußen dahinflog. Das Bild seiner Läuterimg wuchs rein und kraftvoll auf. Die Flau weinte leise. Er merkte es»ficht. Das Mädchen ergriff feine hjänd. Er merkte es nicht. Er schwieg. „vergeben Sie mir nicht,' sogt««r noch,„aber denken St« nicht bös«. Es ist geschehen. Daß es nicht ärger wurde, ist Glück genug. Es ist keine Entschuldigung, wenn ich fege, daß wir nicht immer tun, was unser guter Wille erfordert. Aber oerstehen Sie mich, bitte, «s ist ein« glückliche Beruhigung, fem Gewissen erleichtert zu haben.' Valentin drückt« die Hand der Frau, wollt« aufstehen und ohne Antwort abzmvariect gehen. Aber da hielt ihn die Nein« Mädehenhand,«r sah in ein Gesicht, in dem ein leises, feines Lächeln stand. „Ich dank« Ihnen im Namen meiner Schwester. Es soll nicht mehr davon gesprochen werden. Eins ober möchte Ich Ihnen doch sagen. Es drängt mich und es ist auch nicht unbegründet: Sie sint reicher als de anderen, Sie hoben noch ein Gewissen. Retn. es ifi keine Weisheit, wenn ich Ihnen sag«, daß Sie gut sein müsser.!' Er sagt« nichts und sah in ihr« großen hellen Augen. Sle schwieg, st« blickt« ihn an, dann senkt« sich ihr Blick. Di« Hände drück, en sich leise fester. Er wünschte der Frau gut« Besserung und fragt«, ob er n«ch einmal kommen könne. Dos Mädchen begleitet« ihn Ms zur Tür hinaus. „Ich danke Ihnen. Sie wissen nicht, was Si« mir gesagt haben! Müde und bang kam ich her und Sie geben mir noch gut« Won« zum Geschenk! Ich danke Ihnen... und... guten Tag!' .Nein!' erwiderte si« rasch und nahm sein« Hand, ihr« Stimme klang dunkel, jäh sah sie ihn an, groß, voll Lieb«...„Auf Wieder, sehen!' „Auf Wiedersehen!' sagt««r froh. Di» Gassen war«:, breites, d!« Fenster funkelten heller, di« Bäum « blühten berauschender,' der Frühling war klingender und er füh'l« alle Menschen viel kleiner geworden, während er, köstlicher Gefühl« voll, in den lichten lag hineinlies.