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wußte, daß die Wiederaufnahme der Kammerarbeiten den offenen lle bertritt Salandras und der Seinen zur Opposition bringen würde. In der Tai hat Salandra gleich nach der Sigung telegraphisch seinen Rücktritt als italienischer Vertreter des Völkerbundes bekanntgegeben.

Charakteristisch ist, daß Mussolini   seine am 3. Januar angekündigten Maßregeln als Verteidigung des Landes gegen umftürzlerijche Anschläge auszugeben fucht, wobei er auf Brände in verschiedenen Bahnhöfen großer Städte hinwies, von denen nie einem Menschen mit ge­einem Menschen mit ge­funden Sinnen der Gedanke kommen fonnte, daß sie etwas mit Umsturz zu tun hatten. Man bemerkte bescheidentlich, daß eben die Schlamperei und Disziplinlosigteit unter den Segnungen der Eisenbahnmiliz noch größer wären als vorher. Aus allem fann man Bouillon machen," sagt ein italienisches Sprichwort. Und Mussolini   macht die Bouillon seiner Repreffalien aus den Bahnhofsbränden. Er fann doch nicht gut sagen: eine Fortsetzung der Denfschrift Rossis paßt mir nicht".

Mussolini   ist, wie alle Männer der Tat, ein großer Ber­einfacher. Aus der ganzen schweren Not des italienischen Boltes, der italienischen Nation, erfaßt er nur weniges, fo­weit es auf ihn persönlich Bezug hat, und stellt dieses Menige als allein wirklich dar. Eigentlich wirklich ist in Italien  heute mur er selbst, Benito Mussolini  ; der Rest ist Schall   und Rauch. Die Tschefa hat nie existiert. Er selbst sagt von sich felber: Niemand hat mir bis jetzt die folgenden drei Eigen­schaften abgesprochen: eine gewisse Intelligenz, großen Mut und eine souveräne Berachtung für das gemeine

Geld".

fette, the loszulaffen, dann würdet ihr sehen, was passiert; aber es wird nicht nötig sein, daß ich den Faschismus entfeffefe. Die Res gierung ist ftart genug, um den Aufstand der Sezeffionisten völlig niederzuschlagen. Italien   will Frieden, Ruhe, Arbeit, und wir werden fie ihm geben, mit sanften Mitteln oder mit Gewalt. In 48 Stunden mird die Lage geklärt sein, das mögen alle wissen, nicht aus Laune oder aus Gier nach Macht, sondern aus unendlicher gewaltiger Liebe für unser Vaterland."

Die 48 Stunden find abgelaufen. Wir wiffen noch nicht. was die Pandorabüchse enthält, die über uns ausgeleert werden soll. Man spricht von der Auflösung des Freimaurer  ordens und von der Entlassung sämtlicher Offiziere, die ihm angehören, von Massenverhaftungen, besonders der Republi­faner, von einer Maßnahme, die die Abgeordneten der Oppo fition wegen sechsmonatigen Fernbleibens von den Kammer arbeiten ihres Mandats verlustig erklären. All das hat menig Bedeutung. Wer sich auf die Gewalt stüßt als ultima ratio, für den sind solche Maßnahmen nicht wichtiger als Altweiber hausmittelchen in einem Fall der hohen Chirurgie. Musso­ lini   ftüßt sich auf die Miliz: die erfte Maßnahme der 48 Stunden bestand in der Ermächtigung der Präfeften, die miliz zu mobilisieren. Am 4. Januar defilierte die Miliz über den römischen Corso, unter dem eifigen Schweigen der Menge: mit aufgepflanztem Bajonett, Maschinengewehren, Panzerautos und Ambulanzen: ein Symbol faschistischen Friedens!

Zusammengefaßt alfo ift die, Lage die folgende: man hat gegen die Regierung schwere Beschuldigungen erhoben, die por das Forum des gemeinen Rechts gehören. Sie antwortet darauf: die Bahnhöfe brennen, ich muß das Baterland Schüßen. Den fehlenden Zusammenhang zwischen Frage und Antwort will sie durch Maschinengewehre herstellen!

Wir halten dafür, daß nur die erste dieser drei Eigen schaften unbestritten ist. Mut besteht nicht nur darin, daß man schnell im Auto fährt oder sich junge Löwchen hält. Wem die Sorge vor einer Gehirnertranfung als Nachfrankheit einer in der Jugend überstandenen Infektion ein so treuer Begleiter und ein so schlechter Berater ist, der zeigt in seinem Hange nach immer neuen und immer stärkeren Reizen garder teinen mut, sondern eine menschliche Hinfällig keit, die er mit vielen Schicksalsgenoffen teilt. Mut sieht der Wirklichkeit mannhaft ins Auge.

Ueber den dritten Bunft wird die Geschichte das letzte Wort fprechen, wenn nicht die Weltgeschichte, so doch die Familien­geschichte. Wenn schließlich Mussolini   fich erdreistet, sich zur moralischen Größe Matteottis aufzureden, so wollen wir nur daran erinnern, daß die Mörder Giacomo Matteottis Mussolinis beste Freunde waren. Man mag aus dieser Tatsache teine strafrechtlichen Folgen ableiten, aber auf ethischem Gebiet erscheint die Gefte moralischer Solidarität mit dem Toten, die Mussolini   gewagt hat, unendlich viel gemeiner und obszöner als es jede Solidaritätserklärung mit den Mör­dern sein könnte.

Also: teine Tscheta, höchste sittliche Lauterkeit an der Re­gierung. Es folgt die Verherrlichung des Geschehenen: Nieder­fchlagen der Meuterei der kgl. Garde( der von Nitti gegrün­deten Polizei) und der Bewegung des Soldino( antifaschistische monarchische Bewegung in Sizilien   und im Süden). Kraftprobe von Korfu  . Was die italienische Normalität stört, ist die Oppo. fition. Sie ist republikanisch; sie beschwört die Konflikte heraut, denen die Faschisten im ganzen Lande zum Opfer fallen.

Dann kommt das Melodrama, das bei Mussolini   nie fehlen darf: er übernimmt alle politische und moralische Berantwor tung für alles, was der Faschismus getan. Das find Flausen Tatsache ist, daß er diese Berantwortung hat und sich um sie zudrüden versucht. Und zum Schluß die Eisenbahnbrände, die mit der parlamentarischen Sezeffion genau so viel zu tun haben, wie etwa die Sonnenwende:

Es kommt ein Augenblid, wo man fagt: jetzt ist es genug. Wenn zwei sich streiten, so ist die Lösung nur in der Gewalt( forza); es hat nie anderes in der Geschichte gegeben und wird nie anderes geben. Man hat geglaubt, daß es mit dem Faschismus zu Ende sei, meil ich ihn niederhielt und ihn bändigte. Benn ich den hundertsten Teil der Energie, die ich zum Niederhalten aufgewendet habe, daran

Aerzte und Sozialismus.

In den Wahlaufrufen der rechtsgerichteten Barteien wurden die Angehörigen der sogenannten freien Berufe mit besonderen Ber. prechungen zu locken gesucht. Man will ihnen ihre Freiheit" erhalten, wenn sie den richtigen" Wahlzettel züden wenn sie nicht artig find, frißt sie der schwarze Teufel des Sozialis:

mus.

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sonst aber,

Manche Aerzte haben sich in der letzten Zeit von dem Schlag worthagel der reattionären Phalang breitschlagen lassen, weil, wie fie glauben, die Freiheit ihres Standes besonders gefährdet sei. Es ist bekannt, daß sich die wütenden und sanfteren Aeußerungen vor allen Dingen gegen die Krankenfaffen und ihre Tätigkeit richien. Wie dem auch sei tann den Aerzten durch eine Sozialisierung die Freiheit genommen werden? Dazu müßte man sich erst darüber flar sein, was man unter Freiheit versteht.

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Der Sozialismus ist eine höhere Gesellschaftsordnung, die an die Stelle der individuellen Freiheit die Freiheit der Gesellschaft fehen will. In der befreiten Gesellschaft soll dann der einzelne die Handlungsmöglichkeit finden, die ihm nach seinem Beruf und feinen Fähigkeiten zukommt.

Bersteht man unter Freiheit eine planlose Profitwirtschaft, die von ethischen und ökonomischen Grundfäßen unbelastet ihren Vorteil mahrnimmt, wo sie ihn findet, dann muß man allerdings der Frei heit des Sozialismus verständnislos gegenüberstehen. Hat man aber nur ein ganz wenig tiefer in die Dinge hineingeschaut. wird man begreifen, daß jede wirkliche, also auch die individuelle Freiheit erst dann anfängt, wenn man die Verhältnisse planvoll betrachtet, also als Sozialist tätig ist. Bielen   Aerzten wird es allerdings befonders schwer, diese geringe Einsicht aufzubringen. Nicht weil sie weniger Berstand als andere Menschen hätten, sondern weil sie sich noch heute einer Gesellschaftsklasse und faste zugehörig fühlen, deren Prinzip eine antifozialistische, egoistische Brofitwirtschaft ift. Diefe Kaste find die sogenannten Akademiker.

Hierher gehört alles, was glaubt, fich auf Grund erworbenen Wiffens den eigenen Boltsgenoffen gegenüber überlegen gebärden zu dürfen. Für den akademisch gebildeten und verbildeten Durchschnitts arzt ist der Patient nur wissenschaftliches Material. Das Verhältnis zwischen Arzt und Batient ist so wie das zwifchen Leutnant und der überlegenen Weisheit zu geben. Das Rurieren wird vom Ge horchen abhängig gemacht.

" Mofchkoten". Der Kranke hat sich blindlings in die Echicialshand

Die Krankheit wird hier zum Fall, der bestenfalls ein wiffen schaftliches Kuriositätsintereffe bat. Die Behandlung bleibt eine öde Symptomatologie, die niemals den Menschen als ein einheitliches Wesen vorausfekt.

Der Durchschnittsarzt handelt fo. wie es ihm die ,, Schule" vor. schreibt, und diese Borschriften find nicht nur millenfchaftliche, fon= dern sie haben durch den Mund und das Gebaren der Meister" einen weit über das Gebiet der Medizin hinausgehenden reaktio= nären Charakter.

Nirgendwo ist in der Moral, die der Arzt auf seiner akademischen Laufbahn mit auf den Weg bekommt, die Rede davon, daß die ärztliche Tätigkeit überhaupt nur dann einen Sinn hat, wenn sie

Es gibt kein Zurück"!

Das Kampfmanifest der italienischen Oppofition. Rom  , 8. Januar.  ( E) Das Ministerium des Innern hai Presse heute nachmittag die tommentariose Biebergabe des oppositionellen manifestes gestattet, dessen Ber­öffentligung ursprünglich der Presse unter Androhung der Be­schlagnahme der Zeitungen untersagt worden war. Die Oppo fitionsparteien beharren in ihrem Manifest auf ihrem unver ähnlichen Standpunkt in der moralischen Schuldfrage gegenüber der Regierung Sie betonen, daß fie sich bewußt seien, ihre Aufgabe sei noch nicht beendet und daß sie sich darauf vorbereiten, dieselbe mit Ruhe und. Entschlossenheit durchzuführen. Die Regierung gebe sich umsonst der trügerischen Hoffnung hin, daß sie eine so verwickelte moralische und politische Frage lösen und das fönne, die dem ersten Handstreich den Weg geebnet hätten und m Voll materiell und moralisch den Emflüsterungen unterwerfen ber faftistischen Regierung fich zu befestigen scheinen. Riemand werde diese zwei Jahre mit allen ihren Wechselfällen aus der Geschichte ftreichen können. In ihnen seien die Erfahrungen des italienischen Volkes zu einem unwiderruflichen Urteil

geteift.

Es gibt fein Zurüd! Das Jahr 1925 in nicht das Jahr 1924 Benn die Einsegung von Machtmitteln gegen die Opposition das eindrucksvolle Eingeständnis von Schuld und Schwäche bildet, so ist es töricht, von Italien   zu verlangen, dem dunklen Spiel des Faschismus sein bringendes und gebieterisches Friedens und Ent­widlungsbedürfnis zu opfern Es müsse fchon jetzt gejagt werden, daß die Lösung der Krise auch nicht durch die Wahlen ge bracht werde, mit denen die gegenwärtige Regierung brohe. Unter den herrschenden Umständen würden diese nur die Besiegelung und Berschärfung des Gewaltstreichs bedeuten, der in den legten Tagen einfegte, und die Krise äußerst verschlimmern, ernste Berantwortung erftehen laffen und eine neue Fälschung des Willens des Landes darstellen, das gegenüber der vorhandenen Absichten zu einem einzigen Aventin würde.

Das Manifest bestreitet auch, daß die Opposition Aufruhr schaffe und Verschwörungen anzettele, welche fie in aller Deffentlich teit und mit den gesetzlich erlaubten Mitteln bekämpft.

für die Allgemeinheit geleistet wird. Was hilft denn alle Bildung und Kultur, wenn das primitivste Verständnis für den Sinn und die Aufgabe des ganzen Berufes fehlt?

Der Arzt muß begreifen lernen daß eine Krankheit fich eben. fogut aus dem Sozialen   wie aus dem Biologischen erklären fäßt Phänomen ist. Hierzu ist es notwendig, daß man dem Batienten und daß der Heileffekt ebensogut ein soziales wie ein biologisches eine vollkommene Gleichberechtigung zugesteht. Er muß fogar mit reden" fönnen. Die Berordnung eines jeden Meditamentes muß Don einer biologischen und einer sozialen Ueberlegung zu gleicher Beit ausgehen. Immer und immer müßte sich der Arzt bewußt fein, daß der Unterschied zwischen Arzt und Batient nur ein zu fälliger im Bergleich zu der Tatsache ist, daß fie beide Funktionen fozial denken und sozial handeln. einer übergeordneten Allgemeinheit sind. Das nennt man dann

Hiervon sind wir allerdings weit entfernt. Das zeigt die Hehe der Aerzte gegen die von den Kaffen eingerichteten Ambulatorien. Es ist gar kein Zweifel, daß in diesen gemeinnützigen Instituten ökonomischer und infolge der bis ins Raffinement getriebenen tech nischen Ausstattung auch ärztlich beffer gearbeitet wird als bei den vereinzelt wirkenden und auf ihre bescheidenen Mittel angewiesenen vereinzelt wirkenden und auf ihre bescheidenen Mittel angewiesenen Individualärzten.

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Aber wann hätten je Einsichten und Vernunftsgründe Menschen bestimmt, wenn fie von einem Nebel rettungsfofer Borurteile um­fangen sind? Die Aerzteschaft hätte die Möglichkeit, sich die ver­lorene materielle und ideelle Position zurückzugewinnen wenn fie nur wollte, wenn fie energifch ihren Blick von ihren Spezial intereffen auf die Intereffen der Allgemeinheit richten wollte und einmal nur nach den Grundfäßen des Idealismus verführe, den fie fo oft bei ihren Proflamationen heraufbeschwört.

Richard Huelsenbed.

Eine bedeutsame Entdeckung auf dem Gebiete der Röntgen­ftrahlen. Wie wir wissen, find Röntgenstrahlen mit Lichtstrahlen millionenjadh türzere Wellenlänge. Durch Glasprismen werden die wesensgleich und unterscheiden sich von ihnen nur durch ihre zehn Lichtstrahlen in ihre einzelnen Wellenlängen Spektral"

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legt. Diese Zerlegung, auf der ein Teil der Spektralanalyse beruht, wird durch Brechung des Lichtes im Prisma hervorgerufen. Wie nun der schwedische Forscher Manne Siegbahn  ( Upsala  ) in den Naturwissenschaften mitteilt, ift es ihm gelungen, bie Marallele zur Lichtoptif auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen aufzufinden: Siegbahn und seine Mitarbeiter haben zum erstenmal die Brechung der Röntgenstrahlen experimentellbar. gestellt. Die schon seit Jahrzehnten auf dieses Biel gerichteten Arbeiten hervorragender Forscher waren bisher gescheitert. Mit Siegbahns Entdeckung erhält die physikalische Wissenschaft eine dirette Methode, die Anzahl der Elektronen verfchiedener Atombahnen zu bestimmen. Untersuchungen dieser Art sind bereits im Gange.

Arbeiten, die das Gehör schwächen. Der Aerztetongreß in Leningrad  ( Petersburg  ) beschäftigte sich hauptsächlich mit den Krankheiten des Kehltopfes, der Nase und des Gehörs. Diese Krankheiten treten in Sowjetrußland ganz besonders start in ge­wiffen Berufen hervor, weshalb man sie einfach die Profeffions

Die scharffle Phase des Konflikts zwischen der Faschistenherrschaft und dem Cande habe begonnen.

Die Maste von Verfaffungsmäßigkeit und Normalisierung sei ge fallen. Die Regierung trete die Grundsäge der Berfassung mit Füßen, unterbrüde mit unerbörier Willkür die Freiheit der Preſe und jedes Regierungsrecht, mobilifiere bewaffnete Partei. träfte, verfolge Bereine. Dude aber, ohne zu strafen, Ber­wüstungen und Brandfchagungen, die ihre Gegner treffen und Italien  in den Augen der zivilifierten Welt erniedrigen. Das ganze Land ei überzeugt, daß der für die Unterdrückungspolitik benutzte Vor­wand eine lächerliche Büge sei, da teine Berschwörung das Land bedrobe und feine Attentate gegen die Rechtsordnung perübt werden.

Heute sei es vielmehr die Regierung, die sich über die Berfassung hinwegfeye, und fich den Verpflichtungs- und Strafbestimmungen des Gesetzes zu entziehen suche, und dabei berufe fich die faschistische Oligarchie auf das Recht der Revolution, das ihr aber gar nicht auftehe, weil die gegenwärtige Regierung ja vom König ins Amt gesetzt worden sei. In dem Manifeft heißt es noch: Bergeblich sucht die Regierung die öffentliche Meinung abzulenten. Das Land sieht und hat verstanden, daß die Regierung, von der mora­lischen Frage bedrängt, eine äußerste Anstrengung macht, um sich dem Wahrspruch der öffentlichen Meinung zu entziehen und den Weg zu versperren, der zur Wahrheit und Gerechtigkeit führt. Die Ver brechen sind in der Atmosphäre entstanden, die von der Regierung geschaffen wurde. Neuwahl in Italien  .

Rom  , 8. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Regierung hat beschlossen, dem am 12. Januar zusammentretenden Parlament lediglich die Wahlrechtsvorlage zu unterbreiten und sofort nach Annahme des Gesetzes das Barlament aufzulösen. Im Mai dürften dann die Neuwahlen stattfinden. Der Grund für diese Eile ist in der Besorgnis Mussolinis zu fuchen, daß die Oppo­fition, die in diesen Tagen wahrscheinlich schon zur Bereinigung unter der Führung Giolittis gelangen wird, den Weg zum Rönig finden fönnte und der König der gegenwärtigen Regierung dann Schwierigteiten bereiten fönnte. Mussolini   weiß, daß der Rönig die gegenwärtige Regierung als eine Gefahr für die innere Ordnung ansieht und ist darum vollkommen sicher, daß der König ein Befragen des Landes gern sehen wird. Die Gelegen heit zur Auflösung des Parlaments ergibt sich aus einer Wahlrechts. änderung. In politischen Kreisen wird versichert, daß Mussolini  bereits das Auflösungsdekret mit der Unterschrift des Königs in Händen hat.

Inzwischen verfuchen die Raditalfaschisten, die das Ende ihrer Herrschaft im Parlament fommen sehen, die Regierung zu bestimmen. in das Wahlgefeh das Plural stimmrecht einzufügen und einen Artikel in das Gesetz aufzunehmen, der den Angehörigen der neu zu Italien   gekommenen Gebietsteile die Erlangung eines Abgeord netermandats fast unmöglich macht..

Rom  , 8. Jamuar.( Eca.) Nach dem Meffaggero" beschloß die reteraditale Rammergruppe, ihre beiden Vertreter in der Regierung. die Minister Rava und Gontili, provisorisch in der Re­gierung zu belassen Zusammenstöße.

Mailand  , 8. Januar.  ( Eca.) Aus zahlreichen Orten werden Zusammenstöße zwischen Faschisten und der Bevölkerung, faschistische Demonstrationen und Gewaltatte gemeldet In Trieft ver fuchten die Faschisten. verschiedene oppofitionelle Zeitungen zu stürmen. In Liporno wurden m der Nacht die Räumlic; felten In Brescia   zerstörten die Faschisten Bureaus und Druckerei des des faschistischen Blattes pon Unbefannten in Brand gesteckt Popolari Blattes.

Der Spitzbergen  - Bertrag zwischen Großbritannien  , den Ber einigten Staaten. Dänemart, Frankreich   Italien  . Javan, Norwegen  , den Niederlanden und Sweden ist in Kraft getreten. Es wird Rorwegen& boulommene Souveränität über den Spizbergen archipel anerkannt.

Der Sirdarmörder verhaffet. Aus Kairo   wird gemeldet: Der langaefuchte Motammedaner, der im Verdacht steht, den tödtlichen Schuß auf den Sirdar abgegeben au baben, if berbaftet

worden.

frankheiten nennt. Sie zeigen fich bei allen türbettern, die fort­während dem Staub, den giftigen Gasen, den unaufhörlichen und Starken Geräuschen ausgeseßt sind. Am interessanteffen waren die Ausführungen eines Arztes aus dem Gouvernement Charkom, der sich hauptsächlich mit den Gehörnernen beschäftigt hat Er hatte im Gouvernement Charlow alle Arbeiter, die in den großen Kessel­fabriken und überhaupt in den Eisenfabriken beschäftigt sind, unter. fucht und dabei gefunden, daß die Leute infolge des ununterbroche nen nervenerschütternden Lärms schon nach einem halben Jahr nicht mehr ein richtiges, scharfes, auf alle Töne reagierendes Dhr haben und daß nach 20 Jahren Arbeit in solchen Fabriten 80 Broz. das Gehör ganz und gar eingebüßt haben. Auch die Arbeiter, die noch halbwegs hören tönnen, leiden an Kopfschmerzen, Stopftongeftionen und haben tausende Geräusche in den Ohren. Er verspricht sich wenigstens eine teilweise Behebung des Leidens dadurch, daß die Arbeiter mindestens zweimalim Jahr aus der Fabrit auf mehrere Wochen ausscheiden und in einer ganz ruhigen Um gebung, im Wald, oder auf dem Lande, ihren tranten Nerven Er­holung geben.

Hellmuth v. Moltke für den Pazifismus. Die Anbeter der Ge malt, die Anhänger des Krieges, berufen sich in Deutschland   mit Vorliebe auf Hellmuth v. Moltke, der im Jahre 1880 einmal in einem Briefe an Bluntschli erklärt hatte, der ewige Friede sei ein Traum und nicht einmal ein schöner. Sie verschweigen dabei, daß nicht nur Deutschlands   gewaltigster Denker, der Philosoph Kant  , und Deutschlands   größter Dichter, Goethe, sich zum Bazifismus befann ten, sondern daß auch Hellmuth v. Moltte als einfacher Generalstabs. offizier ganz anders urteilte. Als Hauptmann schrieb Moltke  : Eine freiwillige Bermehrung des Wohlstandes ist besser als triegerische Eroberungen", und weiter: Bir betennen uns offen zu der vielfach berjpotteten Idee eines allgemeinen europäischen   Bölterfriedens. Ist nicht der Gang der Weltgefchichte eine Annäherung zu jenem Frieden?" mals, daß nur durch höhere religiöse und fittliche Erziehung Ja diefer preußische Offizier schrieb schon da. fiegreichen Krieges erzeugt werden tönne. Das schrieb ber der Bölter" die Einsicht über die Berderblichkeit selbst eines ständlich verdammt nur eine höhere moralische Kultur die schauer. Offizier Moltte in der geistigen Bollkraft seiner Jahre. Selbstver fiche Barbarei des Maffenmordes. Wegbahnerin dieser sittlichen rziehung im Kampfe mit allen fulturfeindlichen, scheinchriftlichen Anbetern roher Gewalt ist die Sozialdemokratie.

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Die franzöfliche Malerel der Gegenwart Am Sonnabend. ben 10. abends 7, Ubr, findet im Hörfaal der unit gewerbeigule, Prinz Albrecht- Sit. 7a, der erite von zwei Lichtbildervorträgen statt. die auf Ein ladung der Vollsbühne E. V. Dr. Dito Grautoff über das abige Thema balt. Karten zum Beife bon 60 Bf. am Saaleingang Mostauer Künftlertheater. Wegen Erhanlung eines der aupt darsteller ift die bichiebsvorstellung des Moslauer Künstlertbeaters im Deutschen   Künfilet theater nicht Die Brüder Karamazoff" jondern Dnfel Bania von Tichechow.

In der Komödie", Kurfürstendamm 206-207, findet am Sonntag, ben 11., mittags 11 Uhr, eine Tanz Matinea   von Ernit Matray, Ratta Sterna, Maria Golbeg ult. ftatt Bur Darstellung gelangt ein Biogramm, das Tänze aller Zeiten entbält. Die Seitung des begleitenden Rammerorchesters hat Pantscho Bladigeroff