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Haben. Aber nicht nur um der 10/2 Millionen willen wünschen Witkowitz gefeiert, weshalb die meisten Betriebe für diesen Tag wir das Gesetz, es erscheint auch agrarpolitisch und sozial- die Arbeit einstellten. politisch von hohem Werthe. Die Befürchtungen, daß weniger Aus Prag meldet man uns: Bei schöner Witterung bis Arbeiter beschäftigt werden würden, erscheinen mir un- um 4 Uhr Nachmittag waren viele tausend Menschen auf der gerechtfertigt. Im Gegentheil, statt Arbeiterentlassungen Schützeninsel versammelt, wo die Arbeiter immer den 1. Mai fönnte eine Mehreinstellung von etwa 4790 Arbeitern er feiern. Weil hier der Ausnahmezustand ist, durften keine Reden folgen, wenn die Gefängnißarbeit für die Tabakfabrikanten fus- gehalten werden. pendirt würde. Und schließlich ist die gesammte Finanzreform von so großem Werthe, daß wir nichts unversucht lassen dürfen, um zu diesem Ziele zu kommen.

Abg. Graf Holstein( fonf.) beantragt hierauf die Ver­tagung der weiteren Debatte. Die Abgg. Richter und Singer widersprechen, und der Antrag wird gegen 7 Stimmen abgelehnt. Staatssekretär Graf Posadowety: Die verbündeten Regierungen geben den Gedanken an die höhere Befteuerung des Tabats nicht auf, es sei denn, daß der Reichstag sich entschlösse, die Biersteuer zu erhöhen. Durch eine kurze Ablehnung der Vor­lage kommt die Tabatindustrie nicht zur Ruhe.

Abg. Müller Fulda( 3.): Die Nothwendigkeit der Vor­lage ist nicht als dringend begründet. Sollten wirklich die noth­wendigen Ausgaben so steigen, daß wir durchaus neue Steuern brauchen, dann werden meine politischen Freunde auch bereit sein, höhere Einnahmen aus dem Tabak zu bewilligen.

Eine weitere Debatte findet nicht statt.

Bei der Abstimmung wird§ 4 mit 18 gegen 4 Stim men abgelehnt. Eine weitere Berathung wird na ch Ablehnung bes grundlegenden Para­graphen der Vorlage für überflüssig erachtet. Bum Berichterstatter für das Plenum ist Abg. de tt( Bentr.) bestellt.

im

dieses Jahres in Aussicht genommenen Ginweihung der Rir he die Stadt Berlin nicht unter denen erscheinen würde, die ihren Dank gegen den großen Kaiser, der Berlin zur Reichshauptstadt erhoben hat, auch bei der Ausführung dieses Werkes bewiesen haben. Von der Fraktion Spinola und Genossen wird Ausschuß. berathung beantragt. Aus Ungarn liegen folgende Meldungen vor: Wolff's Namens der Fraktion der Linken erklärt Stadtv. Matterne: Bureau telegraphirt aus Budapest : Im Wäldchen bei Neu- Die Fraktion wisse sich eins mit dem Magistrat und der ge­Beft fammelten sich heute zahlreiche Arbeiter an. Als die fammten Bürgerschaft in der Ehrung und Hochhaltung des An­Polizei sie aufforderte auseinanderzugehen, kam es zu Thätlich- denkens der beiden hochherzigen Kaiser. Die Versammlung habe feiten. Die Arbeiter schleuderten Steine gegen die Polizeimann- mit Freuden 900 000 und 500 000 m. bewilligt, erstere für die fchaften, so daß diese von ihren Säbeln Gebrauch machen mußten. Kaiser Wilhelm- und Augusta- Stiftung, lettere für das Friedrich­Hierbei wurden einige Personen verletzt. Die Menge wurde Kinderkrankenhaus. Beide Institute feien zur Linderung zerstreut, einige Berhaftungen wurden vorgenommen. Der der Noth der Armen und Glenden bestimmt und trügen Kölnischen Zeitung " wird aus Budapest gemeldet: Nachts zum ewigen Andenken die Namen der beiden Kaiser. Die Jdee, fanden Kundgebungen der Arbeiter in mehreren Stadttheilen Standbilder zu errichten, sei der Stadt Berlin auszuführen ver­statt. Unter Rufen: Hoch die Sozialdemokratie, der Acht wehrt. Die Bewilligung von Geldmitteln aus der Tasche der stundentag! und Gesang der Marseillaise zogen heute Gruppen Steuerzahler, zu denen auch ein großer Theil nichtevangelischer durch die Straßen in den Stadtwald. Eine große Gruppe zu Christen und Andersgläubiger gehöre, zur Errichtung und Aus­500 Mann wurde durch die Polizei zerstreut. Im Stadt schmückung von Kirchen, von denen eine nicht einmal auf wald ließ man die Arbeiter gewähren. Aehnliche Straßenkund- Berliner Gebiet liegt, hält die Fraktion zum mindesten gebungen führten in Miskolcz zu einem Zusammenstoß zwischen so lange für nicht berechtigt, als die Normen der veralteten den Arbeitern und der Polizei. Mehrere Verhaftungen wurden Visitations- und Konsistorialordnung von 1073 noch gegen vorgenommen. die Stadtgemeinde in Anwendung gebracht werden.( Lebhafter

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Die Maifeier im Auslande. In der Schweiz ist die Maifeier gleichfalls würdig ver: Wie alljährlich so wurde auch diesmal die Maifeier laufen, am glänzendften in 3ürich, wo gegen 10 000 Arbeiter Auslande am glänzendften von unseren österreichischen Geim Demonstrationszuge gezählt wurden; an dem Arbeitmzuge nossen begangen. in Bern nahmen ca. 2000 Arbeiter und Arbeiterinnen theil. Die italienischen Arbeiter auf den Bauplägen schlossen sich dem Buge an, als er vor den Arbeitsstätten vorbeizog. Auch aus Basel , Genf , 2uzern wird über schönen Verlauf der Maifeier berichtet.

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Aus Agram ( Kroatien ) wird uns telegraphirt: Die Beifall.) Maifeier verlief glänzend, die Versammlungen am Vormittag Stadtv. Dinse giebt für die neue Fraktion der Linken eine waren sehr start besucht, ebenso war der Demonstrationszug Grklärung ab folgenden Inhalts: Die Versammlung habe wieders nachmittags von bemerkenswerther Stärke. Die Arbeitsruhe war holt ihrer freudigen Bereitwilligkeit Ausdruck gegeben, das An­vollkommen. Aus der Provinz wird gemeldet, daß die Maifeier denken der beiden Kaiser in einer den Gefühlen der Bürgerschaft in Esseg, arasdin und Slatina gefeiert wurde. Aus entsprechenden Weise zu ehren, sie habe diese Bereitwilligkeit auch Schild( Slavonien) werden Verhaftungen von Genossen anläß durch die That erhärtet, indem sie eine halbe Million der Kaiserin lich der Maifeier gemeldet.- Friedrich zur Verfügung stellte, welche Summe würdigste Ver­wendung für das Kaiser und Kaiserin Friedrich- Kinderfranken­haus gefunden habe. Seine Freunde seien auch fernerhin zu folcher Bethätigung bereit, aber sie hielten es nicht für an gemessen, das in der vom Magistrat gewünschten Weise zu thun, um so weniger, als die bedauerliche Hervorsuchung Aus Wien wird uns telegraphirt: der Konsistorial- Ordnung von 1573 Berlin vor die Mög Die Maifeier ist so glänzend wie noch nie verlaufen. Bor­lichkeit unverhältnißmäßiger Belastung für kirchliche Zwecke mittags fanden 47 massenhaft besuchte Versammlungen statt. Am oder doch leidiger Prozesse stelle, eine Meinung, welche Nachmittage marschirte die Arbeiterschaft aller Bezirke, in Reihen auch der Magistrat f. 3. habe aussprechen lassen. Sie müßten zu 10 Mann hoch in militärischer Ordnung 11/2 Stunden lang unter daher die Vorlage ablehnen.( Beifall.) fortwährenden Rufen: Hoch die Sozialdemokratie! Hoch das In Frankreich war die Betheiligung an der Maifeier Stadtv. Spinola: Die Unterzeichner des Antrags auf Wahlrecht! Nieder mit der Koalition! an dem Parla stärker als in den Vorjahren. In der Provinz, vor allem in Ausschußberathung stehen auf dem Standpunkte des Magistrats. mentsgebäude vorbei. Kein Zwischenfall fiel vor. Die Lyon , Marseille , Roanne , Roubaix wurde von Sie sehen die Frage nicht an als eine solche, die Kirchenbauten, Polizei hielt sich refervirt. Im Prater waren schon zu jener Zeit verhältnißmäßig mehr Arbeitern die Arbeit ruhen gelaffen, wie sondern die Denkmäler betrifft( hört, hört!). Im übrigen ge­etwa 5000 Biegelarbeiter und Ziegelarbeiterinnen versammelt. in Paris . Selbst gegnerische Berichte schäzen die Feiernden bieten es schon kommunalpolitische Rückfichten, gebietet es die Die Arbeitsruhe war vollständiger als je. Die Lage war ge in diesen Orten auf die Hälfte der in Arbeit stehenden Personen. Courtoisie Sie wissen ja, was ich meine( große Heiterkeit), die spannt, die ganze Garnison in Bereitschaft. In allen Versamm Gründe für und gegen nicht hier im Plenum, sondern im Aus­lungen wurde die internationale Solidarität mit den Bruder­Belgien. Aus Brüssel wird der Kölln. 3tg." gemeldet: schuffe zu erörtern. parteien betont, überall wurden die Bestrebungen der deutschen In den Vorstädten sind die Echulen geschlossen. Sozialistische Oberbürgermeister 3elle: Ich will feinen Zweifel darüber Reichsregierung, die Sozialdemokratie mit dem Umsturzgesetze Mauer anschläge fordern die Bürger Brüssels auf, die Kinder laffen, daß der Magistrat in bezug auf die alte märkische zu bekämpfen und das Vorgehen Crispi's gegen unsere italienische ebenfalls nicht in die Schule zu schicken. Das Arbeiterviertel Ronfiftorialordnung von 1573 gang auf demselben Standpunkt Genossen gebührend beleuchtet." ist belebter; theilweise wird nicht gearbeitet. Im Lütticher sieht, wie die beiden ersten Redner. Wir sind nach wie vor In sämmtlichen Versammlungen wurde die folgende Resolution Bezirk feiert die Hälfte der Arbeiter, im Mittelbecken fast davon überzeugt, daß durch die totale Veränderung der Ver angenommen: alles. Jn Gent find nur einige Werkstätten geschlossen. Die hältnisse in der Mark, namentlich in Berlin , das, was in Die heutige Versammlung erklärt: Die Klaffenbewußte Arbeiter Feiernden verhalten sich überall ruhig. jener Zeit vernünftig und praktisch war, heute nach dem schaft Desterreichs, ohne Unterschied des Geschlechtes und der Worte des Dichters Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage" Nation, ist entschlossen, einmüthig zusammenzustehen, rastlos zu ganz in Unrecht sich verwandelt hat, und wir bedauern sehr, daß tämpfen und vor feinem Opfer zurückzuschrecken, bis die Ueber­die Schritte des Magistrats, durch die Gesetzgebung auf die Auf­windung der Barbarei des Rapitalismus zur Thatsache ges Italien . In Rom erschien des Maifeiertages wegen fein hebung jener Ordnung hinzuwirken, noch nicht zu einem Re­worden ist. Das österreichische Proletariat ist sich bewußt, daß einziges Abendblatt am 1. Mai. Professor Enrico Ferri sprach sultat geführt haben. Aber wir glaubten, daß bei dieser An­es feinen Kampf gegen die Ausbeutung des Lohnsystems, in Rom vor einer großen Versammlung über die Bedeutung des gelegenheit die Kirchenbaufrage bei feite gelassen werden könnte. gegen die politische Rechtlosigkeit und gegen die geistige 1. Mai. Ganz naturgemäß ist man im Magistrat auf die schon 1888 gehegten Bevormundung allein führen muß; aber es weiß auch, Wünsche jetzt wieder zurückgekommen, wo die 25jährigeGedächtnißfeter einer Beit wiederkehrt, in der die beiden Monarchen auf den Höhepunkt ihrer Ehren stiegen. Wir glaubten absehen zu können von der inneren Bestimmung des Bauwerks, das zum Gedächtniß Kaiser Wilhelms I. errichtet wird, wir glaubten, daß dieser Thurm ebenso gut von uns als ein Zeichen, ein Denkmal erachtet werden könne, wie ein Bauwert, welches nicht kirchlichen Zwecken dient.( Bewegung und Widerspruch.) Andere märkische Städte sind ebenso verfahren, so Spandau und Char­ lottenburg , inzwischen hat auch Potsdam 5000 Mart gestiftet.( Lachen.) Ich meine doch, diese Summe bedeutet für Potsdam mehr, als die 300 000 m. für Berlin. ( Lebhafter Widerspruch.) Potsdam und Spandau haben doch weniger Interesse zur Sache als wir. Einen Ueberfluß an monumentalen Bauten hat Berlin nicht, dieser Thurm aber ragt als ein ge waltiges monumentales Bauwerk empor. Es ist wohl werth, Gründe und Gegengründe in einem Ausschuß zu erörtern; die Magistratsmitglieder werden sehr gern in demselben mit Ihnen zusammen wirken.

In Antwerpen wurde die Demonstration des ungünstigen Wetters wegen auf Sonntag verschoben.

daß alle Interessen menschlicher Kultur, alle Nothwendigkeiten Aus England liegt vorläufig blos die Meldung von einer wirthschaftlicher Entwicklung ihm zur ſeite stehen. Es weiß großen Demonstration im Hyde- Park in London vor, die von ferner, daß in brüderlicher Solidarität mit ihm verbündet kämpft der sozialdemokratischen Föderation und der unabhängigen Arbeiter die organisirte Arbeiterschaft aller Länder. partei veranstaltet wurde.-

Die nothwendigfte Borbedingung der Wehrkraft des Prole­tariats für den Klassenkampf ist der Arbeiterschuh, vor allem der gefeßliche Achtstundentag. Die wirksamste Waffe im Klassenkampf find politische Rechte, vor allem: Wahlrecht und Koalitionsrecht. Beides muß zunächst erobert werden.

Soll der durch die kapitalistische Ausbeutung bedingten Degenerirung des Proletariats wirksam Halt geboten werden, soll der Arbeiterschaft die Möglichkeit geboten sein, zur Er­tenntniß ihrer Ziele und zu ihrer Organisation zu kommen, so bedarf sie in erster Linie der Abkürzung der Arbeitszeit.

Die gesetzliche Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf höchstens acht Stunden ist also eine hygienische, wirthschaftliche und fulturelle Nothwendigkeit. Zur Erreichung und zur Siche rung dieses nächsten Zieles aber bedarf es der vollen Koalitions. freiheit.

Gemeinsam und im Einverständniß mit dem klassenbewußten Proletariat aller Länder wiederholt heute am 1. Mai 1895 die Arbeiterschaft Defterreichs ihre Forderungen:

1. Gesetzliche Feststellung des Maximal- Arbeitstages von acht Stunden für alle Betriebe( Großproduktion, Kleingewerbe, Transportgewerbe); strenge Einhaltung der 36ftündigen Sonntags: ruhe.

Aus Bulgarien geht uns folgende Depesche zu: Sophia, 1. Mai. Die bulgarischen Arbeiter reichen den deutschen Arbeitern Die Bruderhand unter dem Rufe: Es lebe der 1. Mai! Es lebe der internationale Sozialismus.

Kommunales.

Stadtverordneten Versammlung. Deffentliche Sigung vom Donnerstag, den 2. Mai 1895, nachmittags 5 Uhr. Als dringlichen Gegenstand hat der Vorsteher das ihm vom Magistrat mitgetheilte Schreiben des Oberpräsidenten auf die Tagesordnung gesetzt, welches die Gründe desselben für die Stadtv. Michelet protestirt gegen den Vorschlag des Beanstandung des Beschlusses vom 25. April cr. wegen der Magistrats, von der geforderten Summe von 350 000 m. Petition gegen die sog. Umsturz vorlage ausführ: 250 000 m. aus den Ersparnissen des Dispositionsfonds von licher als das Telegramm des Oberpräsidenten angiebt. Das 1894/95 zu entnehmen; das sei etatsrechtlich ganz unthunlich, Schreiben ist bereits bekannt. denn der Dispositionsfonds für 1894/95 fei, gleichviel, wie viel von ihm verbraucht oder nicht verbraucht worden, am 1. April 1895 garnicht mehr vorhanden. Er werde auch mit einem Theile der Fraktion Spinola gegen den Antrag auf Aus­schußberathung stimmen.

Auch in diesem Jahre werden die üblichen Sommerferien gemacht werden, in den Monaten Juli und Auguft wird leine Sigung abgehalten.

2. Sicherung des Koalitionsrechtes durch Aufhebung der im An stelle der seit 1891 als Fahrbrücke gesperrten, ursprünglich heutigen Vereins- und Versammlungsrechte gegebenen Be- zur Renovirung bestimmten Alsenbrücke will der Magistrat Stadtv. Bog therr: Meine Freunde und ich haben nicht schränkungen, sowie strenge Bestrafung gefeßwidriger Verhinde- jezt nur eine Fußgängerbrücke errichten, die nach seiner Ansicht das Bedürfniß, uns an einem Akt der Verherrlichung lebender rung des Lohnkampfes durch behördliche Organe. dem Verkehrsbedürfniß an dieser Stelle genügt, da die benach oder verstorbener Fürsten in irgend welcher Form zu be barte Moltke- und Kronprinzen- Brücke den Fahrverkehr vollauf zu theiligen. Die Erbauung von Kirchen erachten wir bewältigen vermögen. Die Kosten für die Fußgängerbrücke be- als die Aufgabe derjenigen allein, welche ein Be rechnet der Magistrat auf 130 000 m. Jm Ausschuß hat man dürfniß haben, Kirchen zu besuchen; insbesondere mögen es indeß eigentlich für undenkbar erklärt, daß anstatt einer lange diejenigen, welche so pomphafte Bauten errichten wollen, vorhanden gewesenen Fahrbrücke nunmehr blos eine Fußgänger- nicht an die Wohlthätigkeit anderer appelliren. Ein für alle brücke errichtet werde und hat die Vorlage mit 6 gegen 3 Stimmen Mal bestreiten wir wie dem Staat so auch der Kommune das verworfen. Der Magistrat soll nach dem Ausschußantrage ersucht Becht, zu solchen privaten Zwecken Gelder aus den allgemeinen werden, eine Vorlage wegen Wiederherstellung der Alsenbrücke öffentlichen Mitteln zu verwenden. Aus diesen Gründen werden wir die Magistratsvorlage ablehnen und, da wir keine Ver anlassung haben, hinter verschlossenen Thüren zn verhandeln, auch den Antrag auf Berathung im Ausschuß.( Beifall.)

3. Beseitigung aller Beschränkungen der freien Meinungs­äußerung in Schrift und Rede; volle Preßfreiheit. Die heutige Versammlung erhebt aufs neue Protest gegen das österreichische Wahlsystem, das die arbeitenden Klaffen zu gunsten der Privilegien einer Minderheit politisch rechtlos macht. Sie protestirt gegen die Verschleppung der Wahlreform, welche Die Regierung in ihrem Regierungsprogramm vom 22. November 1893 als die erfte und wichtigste Aufgabe der Regierung be­zeichnet hat. Die flaffenbewußten Arbeiter sind entschlossen, den als Fahrbrücke zu machen. Kampf für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht mit Ohne Debatte wird nach dem Referat des Stadtv. Spinola allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln fortzuführen, und sie demgemäß beschlossen. erklären, vor gar feinem Opfer zurückzuschrecken, um sich ihr volles Recht zu erkämpfen. Die Arbeiterklasse wird von ihrem Recht niemals und unter feiner Bedingung ablaffen.

Die Versammlung entbietet schließlich ihren Brudergruß den Arbeitern der ganzen Welt, die an diesem 1. Mai versammelt find, um die Solidarität der Arbeit zu bezeugen; fie fordert fie auf, unerschütterlich vorwärts zu gehen, bis das gemeinsame Ziel des international organisirten Proletariats erreicht ist: die Be seitigung der Lohnstlaverei und die Besißnahme der Arbeitsmittel durch die Gemeinschaft der Arbeitenden.

Die Vorlage betr. den Erwerb ciner domänenfistalischen Fläche zur Freilegung des Kaiser Friedrich- Plaze 3 geht an einen Ausschuß.

Aus städtischen Mitteln beantragt der Magistrat bei der Versammlung die Bewilligung von 300000 Mart zur Vollendung des Thurmes der Kaiser Wilhelm Gedächtnißtirche, 50 000 Mart zur Vollendung der Kaiser Friedrich- Gedächtnißtirche.

Stadtv. Fren hel hat zwar den Antrag auf Ausschuß­berathung mit unterschrieben, ist aber mit der Motivirung der= selben durch den Stadtv. Spinola nicht einverstanden und wird jetzt dagegen stimmen.

Der Antrag auf Ausschußberathung wird mit allen gegen 6, die Vorlage selbst mit allen gegen 3 Stimmen ab gelehnt. Der Vorsteher kommt nunmehr auf das Schreiben des Der Magistrat bezieht sich auf bezügliche Bitten des Komitees Oberpräsidenten zurück, welcher das Verfahren des Vor­für die erstgenannte Kirche und des Gemeindekirchenraths der stehers bei der Herbeiführung der Beschlußfassung über die Ueber den Rückmarsch meldet uns eine weitere Depesche Dorotheeustädtischen Kirche und giebt seiner Bereitwilligkeit, die Petition gegen die Umsturzvorlage und bei der Absendung der= aus Wien : Mittel der bekanntlich auch aus Katholiken, Juden, Freireligiösen felben als ungefeßlich erklärt und die Einreichung eines Großartig verlief der Rückmarsch aus dem Prater. Ein Zug und Konfessionslosen bestehenden Gesammtheit der Berliner Exemplars der Geschäftsordnung, sowie vom Oberbürgermeister in der Stärke von 5000 Mann zog durch die vornehmsten Straßen Steuerzahler diesen beiden evangelischen Kirchenbauten in der die schriftliche Erörterung der Frage verlangt, ob der Vorsteher Wiens zum Palais des Ministerpräsidenten und demonstrirte bezeichneten Höhe zuzuwenden, fait überschwänglichen Ausdruck. bei jenem Atte den Vorschristen dieser Geschäftsordnung gemäß dort gegen die Regierung, von dort zogen sie nochmals zum Gs handelt sich für ihn, so weit es die erste Kirche angeht, ganz gehandelt hat. Parlament. Hierauf zerstreuten sich die Demonstranten. Kein und gar nicht in erster Linie um die Befriedigung religiöser Be erheblicher Zwischenfall mit der Polizei kam vor. dürfnisse eines Theils der Bewohner des Westens der Reichs­Die Anzahl der am Parlamente vorbei in den Prater bauptstadt; vielmehr spricht er nur davon, daß die Bevölkerung Ziehenden wurde auf 80 000 geschätzt. Reine Zeitung erschien wie die städtischen Behörden auf diesem Wege den feit 1888 gehegten am 1. Mai nachmittags und am 2. Mai morgens. lebhaften und entschiedenen Wunsch, beide Raiser durch Errichtung Aus Linz , Salzburg , Graz, Triest , Czer von Denkmälern in Berlin auf Kosten Berlins zu ehren, nowig, Troppau , emberg, Prag und Brünn , endlich erfüllt sehen würden, nachdem aus bekannten Gründen" Stadtv. Sa ch 3 II. stellt den dringlichen Antrag auf Bes wo überall die Arbeiter Festlichkeiten abhielten, wird gemeldet, jener Wunsch nicht verwirklicht werden konnte und die städtischen sprechung. Der Antrag findet keinen Widerspruch. daß sich die Theilnehmer durchaus musterhaft verhielten. Behörden zu ihrem Bedauern auf den Gedanken hätten ver- Stadtv. Sa ch 3 II.: Die Verfügungen des Oberpräsidenten sichten müssen, ihrer Liebe und Anhänglichkeit an die beiden er- namentlich soweit sie sich auf die Beschlüsse dieser Versammlung habenen Herrscher, denen auch Berlin soviel verdanke, in einer und die Thätigkeit des Vorstehers beziehen, sind durch die That Form Ausdruck zu geben, welche Jahrhunderte überdauern und fachen überholt und sind infolge Ausführung des Beschlusses noch den späten Nachkommen von der treuen und dankbaren gegenstandslos geworden; die Versammlung wird daher, Gesinnung unserer Stadt Kunde geben sollte". Schmerzlich würde wie ich glaube, feine Veranlassung haben, aus theoretischen es der Magistrat empfinden, wenn bei der auf den 1. September Gründen eine Streitfrage zum Austrage zu bringen. Für uns

Der Brünner Wollindustriellen- Verein befchloß, gleichwie im Vorjahre, den Arbeitern den 1. Mai freizugeben, falls sie darum ansuchen. Die Behörde bewilligte die Abhaltung eines Arbeiter feftes im Schreibwald. Die mährisch- oftrauer sozialistische Arbeiterschaft hat in fast allen Bergbaubetrieben und zahlreichen Betrieben des Eisenwertes

Vorsteher Dr. Langerhans: Genau den Vorschriften unserer Geschäftsordnung folgend tönnen wir nur dann in eine Besprechung dieser Vorlage eintreten, wenn kein Widerspruch erhoben wird, weil nicht durch unsere Schuld, sondern durch andere erst heute früh die Angelegenheit in Ihre Hände gekommen ist.

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