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Donnerstag

15. Januar 1925

Unterhaltung und Wissen

Das Gastmahl.

Bon Peter Scher .

Es gibt ja so viel Formen von Sadismus. Wenn XX ein Essen veranstaltet, sieht er immer peinlich darauf, daß unter den Eingeladenen einige Künstler sind, die sich tödlich haffen. Jedesmal, wenn die Tür aufgeht und einer hereintritt, dessen Todfeind schon da ist, liegt ein Schimmer seliger Berklärung auf XXens Gesicht. Kein Vergnügen nicht einmal das eines unge= wöhnlichen Abschlusses gleicht dem Entzücken, das XX empfindet, wenn er als Hausherr die feindlichen Gäste miteinander befannt macht.

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Als ich fürzlich in XXens Salon unter den anderen auf den Anbruch der Abfütterung lauerte, spie die doppelt geöffnete Tür einen aus, der bei meinem Anblid erbleichte.

Denn warum? Er schreibt für, ich über das Theater. Knirschend trat der Autor näher, die Stirn umloht von tierischem

Ernst.

Geftatten Sie," sagte II mit strahlender Miene sich die Herren?"

Der andere fnirschte dumpf.

oder Bennen

Ich sagte schlicht:" Wenn ich nicht irre, sind wir Todfeinde-?" Bei Tisch war ich selbstverständlich neben ihm untergebracht. XX faß leuchtend gegenüber. Die Miene eines Gläubigen beim Bortrag feines Lieblingspropheten ist nichts gegen die Seligkeit auf feiner Stirn.

Sorglos und ungebildet sprach ich gleich vom Stüd. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie bis Sonnabendvormittag mein Freund. Am Abend war die Aufführung. Am Montag früh erschien die Kritik und Sie haßten mich. Barum fagen Sie mir haben Sie mich eigentlich nicht schon am Sonntag gehaßt, da Sie doch wußten, daß ich unbestechlich bin?"

Herr-!!" sagte der Autor

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aber genug... ich will Ihnen nur sagen, daß ich selbstverständlich nicht über die Kritif, sondern über ihre tattlose Form beleidigt war!"

Ahhh fooo" fagte ich und sah ihm herzlich ins Gesicht ,, über die taftlose Form ja da sind wir ja durchaus einer Mei­nung... sehen Sie mal an und ich hatte mir eingebildet, Sie wären über die Kritik beleidigt gewesen!"

Jener stuzte einen Moment; aber da ich ihm treu ins blaue Männerauge fah, erhob er fein Glas und trant mir hastig zu. Ich sagte frisch und unbefümmert:" Prost!"

Unser Gastgeber wendete sich schmerzbewegt ab.

Das Rätsel der Kokosperle.

Im Jahre 1741 beschrieb der Botaniter Rumphius zum ersten Male eine merkwürdige Steinbildung, die in der Höhlung einer

malen Reimung der Rofosnuß vergrößert sich der Reimling und ein Teil wächst aus dem Kokosfleisch, in dem der Keimling eingebettet liegt, nach innen in den Hohlraum der Nuß hinein, während der zufünftige Stamm sich einen Weg durch eins der drei keimlöcher" bahnt. Wenn nun, meint Hunger, der Reimungsprozeß durch irgendeine Ursache auf einer frühen Entwicklungsstufe zum Still stand tommt, in der sich der nach innen wachsende Teil eben in den Hohlraum verwölbt, so ist es denkbar, daß dieser Teil unter der Einwirkung der Kokosmilch infruſtiert wird und sich so all­mählich die völlig versteinerte Perle bildet. Das kann bei Nüssen geschehen, denen die Keimungslöcher fehlen; denn ein Durchbohren der harten Schale ist dem Kimling völlig unmöglich. Solche ganz geschlossenen Nüsse sind sehr selten und die Kelapa boete", bas

Küsili

Luther,

H

Beilage des Vorwärts

Die Zuverlässigkeit der Meteorologie.

Es gibt keine Wissenschaft", so plaudert Guilbert, der Direitor des Betterdienstes am Matin"," die im Publikum so wenig Ver­trauen genießt, wie die Meteorologie. Es gibt fogar immer noch Gelehrte, die die Vorurteile der Massen teilen und in gelehrten Ab­handlungen dartun wollen, daß diese Wissenschaft noch immer in den Kinderschuhen stecke. Man hat es dabei mit einem weitver. breiteten Irrtum zu tun. Weil man das Wetter nicht mit untrüg­licher Sicherheit voraussehen kann, weil von Zeit zu Zeit Irrtümer unvermeidlich sind, wagt man den unlogischen Schluß, eine meteoro­logische Wissenschaft existiere nicht. Dabei ist die Vorausbestimmung des Betters nur ein Zweig, die praktische Anwendung der Meteoro­logie. Klimatunde und Wetterstatistik sind Teilgebiete dieser Wissen­schaft, und auch die Vorausbestimmung trifft in den meisten Fällen zu. Die täglichen Erfolge sind keineswegs zufällig oder persönlichen divinatorischen Fähigkeiten zuzuschreiben; man gewinnt sie dank der Anwendung der neuesten Erkenntnisse, die vornehmlich auf mathe­matischem Gebiet liegen, und die noch vor 35 Jahren völlig unbe­tennt waren. Solange es nicht möglich war, die Ursachen der täg­lichen Veränderung am Barometer zu erkennen, gab es natürlich teine wissenschaftlich erafte Wettervoraussage. Heute kann man für jeden Tag und den darauffolgenden die Veränderung des Luft­druds über Europa vorausbestimmen; man fann sie sogar bis in die Gegenden ermitteln, wo die Veränderung ihr Maximum oder Minimum erreicht. Und da das Wetter, der Wind, der Zustand des Himmels und die Temperatur mit dem Barometer zusammenhängen, fann man, indem man auf wissenschaftlichem Weg die Veränderung des Barometers vorherbestimmen fann, das Gleiche mit dem zu erwartenden Wetter tun. Diese Vorausbestimmung, die sich auf festen und eratten Voraussetzungen aufbaut, beruht demnach nicht mehr auf Erfahrung, sondern auf wissenschaftlicher Methode. Troß­dem ist die Meteorologie immer noch verbesserungsfähig. Vor allen Dingen müssen die Beobachter die erforderlichen Kenntnisse besitzen; denn vorerst ist man noch weit entfernt von dem idealen Zustand, in dem vollkommen einwandfreie Wettermeldungen, wie sie nun einmal zu einer zuverlässigen Vorausbestimmung notwendig sind, geliefert werden. Sehr viele Wettermeldungen sind absolut falsch, und manche Prognose, die aufgestellt wird, erweist sich durch einen Uebermittlungsfehler als unzutreffend. Andererseits muß darauf hingewiesen werden, daß das Barometer nicht der einzige Herr des Wetters ist. Die Wolkenbildungen spielen noch eine sehr große Rolle. Aus diesem Grund ist die Wetterbeobachtung gewöhnlich recht schwierig; denn die fachkundigen Beobachter dieser Wolkenbildungen find außerordentlich selten. Wenn z. B. die Wolken bei einem Luft­brud von 770 Millimeter Regen und bei einem Luftdruck von 755 Millimeter schönes Wetter mit sich bringen, begehen die meisten Meteorologen Irrtümer. Aber diese Fälle sind nur Ausnahmen. Man darf also den Schluß wagen, daß die Meteorologie vor jedem tompetenten Richter bestehen kann.

Ein Wunderwert moderner Technik. In dem Lande der gewal­tigsten Bauwerke, das die Wunderbouten der Pharaonen entstehen sah, wird im Juli dieses Jahres ein Riesenwert moderner Technik. vollendet werden, das sich diesen Taten des Altertums würdig zur Seite stellen läßt: der mächtige Staudamm von Sennar , der sich der 450 Millionen Hektoliter täglich betragenden Flut des Blauen Nils stauend entgegenstellen wird. 3ur Errichtung dieses

Rotosnuß gefunden ſein ſollte. Diese Kokosperle", die eine milch der das Zentrum vom Marxismus bekehrt und lutherisch Dammes, der eine Länge von zwei englischen Meilen und an seiner

weiße Oberfläche besaß und einer Austernperle ähnelte, nur daß ihr der Perlmutterglanz fehlte, mar bis vor kurzem eine ganz rätselhafte Erscheinung. Man wußte nichts mit ihr anzufangen, fannte weder ihre Entstehung noch ihre Herkunft, und so hatte man in der wissenschaftlichen Literatur über hundert Jahre lang nichts mehr von ihr gehört. Erst im Jahre 1860 finden wir die Rofosperle wieder erwähnt. Dann aber berichtete 1866 Dr. Riebel, Er- Resident von Menado, daß er beim Deffnen einer Kokosmuß in ihr eine Berle gefunden habe, so daß nun wenigstens einwandfrei durch eine zuverlässige Persönlichkeit festgestellt war, daß die Rotosperle mirklich aus der Kokosnuß stammte, was bis dahin nur auf Grund der Aussagen von Eingeborenen angenommen worden war. Im Jahre 1900 wird die Kokosperle dann noch einmal von Steat erwähnt und damit ist die ganze Literatur über diesen Gegenstand erschöpft.

Nun traf der holländische Botaniker und Forschungsreisende F. W. T. Hunger vor nicht langer Zeit auf einer seiner Reisen einen Eingeborenen aus Britisch- Indien, der ihm eine prächtige Berle zeigte, die er ſelbſt in einer geöffneten Kokosnuß gefunden haben wollte. Er schwur dem Gelehrten, daß seine Berle im Kolosfleisch festgesessen habe, und zwar gerade an der Stelle, wo normaler noch einem Araber, der ihm das gleiche berichtete, und so war die Grundlage für eine Hypothese der Entstehung der Berle geschaffen, über die Hunger eine interessante Mitteilung macht: Bei der nor

gemacht hat.

heißt blinde Rofosnuß, ist den Eingeborenen ein auserlejener Ta lisman, den sie selbstverständlich höchst ungern hergeben. Es ge­lang aber unserem Naturforscher schließlich doch, aus Borneo , Neu­ Guinea und anderen Gegenden acht solcher Boetas zu erwerben, die natürlich unter großer Spannung geöffnet wurden. Die ersten vier Nüsse enthielten nichts von einer Berle; die Enttäuschung war gipß. Ulm so größer war dann die Freude, als beim Deffnen der fünften Nuß eine prächtige, noch festsitzende Kokosperle gefunden wurde, und zwar saß sie genau an dem Grunde der Frucht, dicht unter der Stelle, wo die Keimlöcher hätten sitzen müssen. Die sechste und siebente Nuß waren mieder perlenfrei und die achte wurde noch nicht geöffnet.

Wenn Hunger nun auch bloß eine einzige Perle gefunden hat, die ihm als Beweis seiner Annahme dienen kann, und wenn er sich auch in seinen Schlußfolgerungen recht vorsichtig ausdrückt, so läßt sich wohl kaum daran zweifeln, daß in der Tat die Perle ein versteinerter, mit fohlenjaurem Kalk durchtränkter Embryoteil ist. Aus der menschlichen und tierischen Pathologie tennen wir ver­steinerte oder mumifizierte Embryonen, die als Lithopädion oder Lithotherion bezeichnet werden; die Kokosperle dürfte demnach als analoges pflanzliches Gebilde aufzufassen sein.

Dr. W.

Das Glück des Brüller- Lagers. lange achtlos mit Füßen getreten hatten. Ein Blättchen glitzernden

3]

Von Bret Harte . ( Schluß.)

Auch die Gesetze der sittlichen und sozialen Hygiene wurden nicht vernachläffigt. Tommy, von dem man annahm, er verbringe sein ganzes Leben in einem ununterbrochenen Bestreben nach Ruhe, durfte durch keinen Lärm gestört werden. Das Schreien und Heulen, das dem Lager seinen unglücklichen Titel eingetragen hatte, war innerhalb Hörweite von Stumpys Hütte nicht erlaubt. Die Leute unterhielten sich flüsternd oder rauchten mit indianischem Ernst. Bofalmufit war nicht verboten, da man sie für besänftigend und be­ruhigend hielt, und ein Lied, das Jack der Seeheld", ein englischer Matrose aus Ihrer Majestät australischen Kolonien, fang, mar als Wiegenlied sehr beliebt. Es war ein schmermütiger Bericht von den Heldentaten der Arethusa, vierundsiebzig Kanonen" in ge­dämpftem Mollton, und jeder Vers schloß mit einem hinsterbenden, langgezogenen Rehrreim: An Bo- 0-0- ord der Arethuja."

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Es war ein schöner Anblick, Jad zu sehen, wie er das Glüd auf den Armen hielt, sich von einer Seite zur anderen wiegte, wie auf einem schaufelnden Schiff, und sein Matrosenlied fummte. Ent­weder durch das seltsame Wiegen oder die Länge seines Liedes es enthielt neunzig Stanzen und wurde mit gewissenhafter Ueber. hatte das Wiegenlied legung bis zum bitteren Ende fortgesezt in der Regel die erwünschte Wirkung. Bu solchen Zeiten pflegten die Goldgräber der ganzen Länge nach in dem sanften Sommer zwielicht unter den Bäumen zu liegen, ihre Pfeifen rauchend und die melodischen Töne schlürfend. Ein unbestimmter Gedanke, daß dies ein idyllisches Glück fei, fam über das Lager. So' ne Sache," lagte der Londoner Simons, indem er sich versonnen auf seine Ell­bogen stüßte, ist himmlisch." Es erinerte ihn an Greenwich .

An den langen Sommertagen wurde das Glück gewöhnlich nach der Schlucht getragen, aus der das Brüller- Lager sein Gold holte. Dort, auf einer Decke, die über Fichtenzweige gebreitet wurde, pflegte es zu liegen, während die Männer drunten in den Gruben Später wurde ein kunstloser Versuch gemacht, diese Laube mit Blumen und süßduftenden Sträuchern zu schmücken, und gewöhnlich brachte ihm irgend jemand einen Strauß von milbem Geißblatt, Azaleen oder die bunten Blüten der Maripoſen.

arbeiteten.

Die Männer waren plöglich zu dem Bewußtsein erwacht, daß| Schönheit und Bedeutung in diesen Kleinigkeiten lagen, die sie so Glimmers, ein Stüd buntfarbigen Quarzes, ein schimmernder Kiesel aus dem Bett des Baches gewannen nun in ihren so geklärten und gestärkten Augen Schönheit und wurden regelmäßig für das Glück beiseite gelegt. Es war wunderbar, wie viele Schäße der Wald und die Hügelhänge spendeten, die für Tommy passen würden". Umgeben von Spielfachen, wie sie außerhalb des Feenreiches nie zuvor ein Kind besessen hatte, war Tommy offenbar zufrieden. Er schien gewiß glücklich zu sein, obwohl eine findliche Ernsthaftigkeit in ihm war und ein sinnender Glanz in seinen runden grauen Augen, der Stumpy manchmal beunruhigte. Er war stets folgsam und fuhig, und es wird berichtet, daß er einstmals, als er über seinen Corral eine Hecke von geflochtenen Fichtenzweigen, die sein Bett umgabgesprochen war, topfüber den weichen Damm in die weiche Erde fiel und, die roten Beine in der Luft, wenigstens fünf Minuten in dieser Lage mit unerschütterlichem Ernst verweilte. Er ließ sich ohne einen Laut herausziehen.

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Doch ob er nun über die Fichtenzweige hinaustroch oder träge auf dem Rücken lag und zu den Blättern hinaufblinzelte für ihn fangen die Bögel, für ihn pfiffen die Eichhörnchen. Die Natur war seine Amme und seine Spielgefährtin. Für ihn ließ sie durch das Laub goldene Sonnenstrahlen schlüpfen, die gerade in die Reich­weite seiner Hände fielen; für ihn schickte sie schweifende Brisen, die ihn mit dem Duft des Lorbeers und harzigen Gummis besuchten; ihm nichten die hohen Rotholzbäume vertraut und schläfrig zu, und die Hummeln fummten, und die Krähen frächzten eine einschläfernde Begleitmelodie.

So war der goldene Sommer des Brüller- Lagers. Es war eine Blütezeit", und das Glück weilte bei ihnen. Die Gruben hatten ungemeine Erträge gegeben.

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Mit dem Gedeihen des Lagers regte sich Berlangen nach weite ren Verbesserungen. Es wurde vorgeschlagen, im nächsten Frühling ein Hotel zu bauen und eine oder zwei anständige Familien ein­zuladen, dort zu wohnen dem Glück" zuliebe, dem vielleicht weibliche Gesellschaft von Nuzen sein würde. Das Opfer, das eine solche Konzession an das andere Geschlecht diese Männer fostete, die in bezug auf dessen allgemeine Tugend und Nüglichkeit äußerst steptisch waren, fann nur aus ihrer Neigung für Tommy erklärt werden. Einige wenige leisteten noch Widerstand. Aber der Blan fonnte vor drei Monaten nicht verwirklicht werden, und die Minori

stärksten Stelle eine Dicke von 90 Fuß aufweist, und der den Nil 2140 englische Meilen von seiner Mündung entfernt staut, hat sich eine ganze Arbeiterstadt mit 25 000 Einwohnern, mit elektrischem Licht, Waffer- und Eispersorgung mitten in der Einöde gebildet, dort, wo noch vor zwei Jahren ungestört Krokodile im Nil schwam­men und Paviane friedlich an den Ufern spielten. Noch vor 25 Jah­ren fonnte ein Forschungsreisender von jener Gegend sagen: Nörd­lich von Khartum ist der Sudan eine Wüste; südlich ein leber­schwemmungsgebiet." Hier werden vom nächsten Jahre ab bereits 312 000 Acres der Bebauung erschlossen, und für die Zukunft werden neue Bewässerungspläne erwogen, die ein Gebiet von drei Millionen Acres einbeziehen. Dieses Werk stellt die letzte Krönung von durch die Jahrtausende zurückreichenden Bewässerungsplänen dar, denn vei der Seltenheit der Regenfälle im Sudan ist die Bevölkerung ganz von den Fluten des Nils abhängig, deren genaue Erforschung und Nuzzbarmachung schon zu den Zeiten der Pharaonen zu einer Wissen­schaft ausgebildet worden ist. Diese nach unseren heutigen Begriffen ziemlich primitiven Methoden find bis in unsere Tage die herrschen­den geblieben. Doch schon vor 10 000 Jahren hat ein genialer Er­

finder das von Ochsen getriebene Wasserrad, das sagia genannt wird, entdeckt. Aber alle diese Methoden werden bald der Ver­gangenheit angehören, wenn der große Staudamm seine Vollendung gefunden haben wird. Die Kosten dieses gewaltigen Baues betragen eine vierte! Milliarde Goldmart.

tät gab sanftmütig nach in der Hoffnung, daß irgend etwas geschehen würde, um ihn zu verhindern. Und es geschah etwas.

An den Winter von 1851 wird man sich in den Hügeln noch lange erinnern. Hoch lag der Schnee in den Sierras, und jeder Waldbach wurde ein Fluß und jeder Fluß ein See. Jede Schlucht und jeder Riß verwandelte sich in einen wilden Wasserfall, der die Bergwände herabstürzte, riesige Bäume umriß und die Trümmer in die Ebene hinausschwemmte. Der Rote Hund war schon zweimal unter Wasser gestanden, und das Brüller- Lager wurde gewarnt. Das Wasser," sagte Stumpy, bringt das Gold in die Schlucht. ' s ist einmal hier gewesen, und' s wird wieder hier sein." Und in dieser Nacht sprang die Nordgabel plöglich über ihre Ufer und fegte das dreieckige Tal des Brüller- Lagers hinauf.

In der Berwirrung der rauschenden Gewässer, der zermalmen­den Bäume, des krachenden Holzwerks und in der Finsternis, die zugleich mit dem Wasser hereinzuströmen und das schöne Tal fort­zuwischen schien, fonnte nur wenig getan werden, um die zerstreut wohnenden Leute des Lagers zu sammeln. Als der Morgen dämmerte, war Stumpys Hütte, die dem Ufer zunächst stand, fort. Weiter oben in der Schlucht fand man den Leichnam ihres unglüd­lichen Besitzers; aber der Stolz, die Hoffnung, die Freude, das Glück des Brüller- Lagers war verschwunden. Sie fehrten traurigen Herzens um, als ein Ruf vom Ufer her sie zurückrief.

Es war ein Rettungsboot vom Unterlauf des Flusses. Sie hätten, sagten die Leute, ungefähr zwei Meilen weiter unten einen Mann und ein Kind in fast völlig erschöpftem Zustand aufgefischt. Ob jemand sie fenne und ob sie hierher gehörten?

Es bedurfte nur eines Blickes, um ihnen zu zeigen, daß Kentuc hier lag, grausam zerquetscht und zerschlagen, aber immer noch das Glück des Brüller- Lagers mit seinen Armen umschlingend. Als fie fich über das seltsam vereinigte Baar neigten, sahen sie, daß das Kind talt war und sein Puls nicht mehr schlug.

,, Er ist tot," sagte einer. Kentuck schlug die Augen auf. Tot?" wiederholte er matt.

,, Ja, mein Junge, und auch du bist dem Tode nahe." Ein Lächeln erhellte die Augen des sterbenden Rentud. Dem Tode," wiederholte er. Er nimmt mich mit sich. Sagt den Jungens, daß ich jetzt das Glück für immer bei mit habe."

Und der starke Mann flammerte sich an das schwache Kind, wie ein Ertrinkender sich wohl an einen Strohhalm flammert, und trieb hinaus in jenen schattigen Fluß, der ewig dem unbekannten Meere zuftrömt.