Einzelbild herunterladen
 

uch auf die Bezugnahme auf den Artikel 54 verzichtet. Sie haben dieses Zugeständnis aber ar die Forderung geknüpft, daß das Zen­trum bei der Abstimmung über den Butigungsantrag Frattions zwa ng durchführe. Sie begründeten diese Forderung damit, daß sie nur in diesem Falle ihre gesamten Fraktionsmitglieder zu einer einmütigen Annahme des Billigungsantrages bewegen fönnten. Die Zentrumsfraktion des Reichstages hat aber diese Zumutung 3urüdgewiesen und erkläri, daß jte auf ihre mit glieder einen meng nicht ausüben werde und

tönne. Dagegen haben die Unterhändler des Zentrums Dr. Luther ertlärt, daß sie die Gewähr dafür übernehmen fönnten, daß die überwiegende Mehrheit der Fraktion einem einfachen Billigungsantrag zustimmen werde."

Die Reichstagsfraktion der Bayerischen Volkspartei  beschäftigte sich nochmals mit der Frage der Regierungsbildung und beharrte auf ihrem Standpuntt, daß der in Aussicht genommene Reichspostminister Stingl wohl Mitglied der Bayerischen Bolts­partei, aber nicht der Reichstagsfraktion der Bayerischen Bolfspartet sei. Die Reichstagsfraktion fönne ihn daher nicht als ihren Vertreter anerkennen. Ste erachte sich des­halb dem sich bildenden Kabinett gegenüber nicht für gebunden und behalte sich ihre volle Selbständigtett vor.

Mißbehagen in Paris  .

Paris  , 15. Januar.  ( TU.) Obwohl amtliche französische   Streise mit ihrem Urteil über das fünftige Kabinett Luther im Augenblick noch zurückhalten, ist ersichtlich, daß Mißbehagen vorherrscht. Insbesondere befürchtet man neue Schwierigkeiten für den Fortgang der franzöfifch- deutschen   Wirtschaftsverhandlungen. Der Berliner   Berichterstatter des" Temps  " nennt Luther   einen heftigen und beschränkten Politiker, der aber ein gewisses Verständnis für

unmittelbare Realitäten habe.

Hollands   Urteil.

"

Amfterdam, 15. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Allge= mene Handelsbla d" schreibt: die Bildung eines Reichs kabinetts Dr. Luther fann in den Niederlanden keine Genugtuung über die Lösung der deutschen   Krise auslösen. Geradezu tragisch stimmt der Gedanke, daß sechs Jahre nach der Revolution Deutschland   die deutsche Republik durch Männer regiert werden soll, die mit Herz und Seele Feinde des republitanischen Gedankens sind. Es flingt fast wie eine Parodie. Europa   soll noch einmal mit einem Dr. Stresemann als Außenminister beglüdt werden. Ueber diesen Politifer und Charakter wollen wir uns nicht weiter auslassen. Wir tennen ihn in den Niederlanden zur Genüge. Deutschnationale, überzeugte Monarchisten, werden Ministerposten befleiden. Die Steuer- und die großen Wirtschafts­fragen werden zur Freude und zum Ergößen der Agrarier und Groß. industriellen geregelt werden. Ebert wird durch einen monarchi stischen Reichspräsidenten abgelöst. Hiermit wird auch das geringe Bertrauen, das sich Deutschland   in der letzten Zeit im Ausland erwerben fonnte, wie Schnee vor der Sonne da hinschmelzen. All das bedeutet eine neue Spannung der internationalen Lage, die der europäischen   Wirtschaft bestimmt nicht förderlich sein wird. Alle, die es im In- und Ausland mit Deutschland   gut meinen, mögen ein Stoßgebet verrichten, damit Luthers   Bemühungen um ein reaftio­näres Rabinett scheitern."

Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt: Strefe mann hat Marg geschlagen. Er hat das Spiel gewonnen. Welch furchtbarer Schaden dieser Sieg der Deutschen   Boltspartei über das Zentrum dem Lande bringen wird, ist nicht zu über. fehen.

Peffimismus in Dänemark  .

Kopenhagen  , 15. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Boliti. ten beschäftigt sich am Donnerstag in ihrem Leitartikel mit dem Kabinett Luther und schreibt: Die Lösung Luther   hat einen sehr bestimmten Charakter. Durch sie wird die Wahl vom 7. Dezember, die ein Lintssieg war, zu einem Kabinett mit deutlicher Rechtsfärbung umgebogen. Stresemann, der politische Laubfrosch, hat viele Anfid ten gehabt, und um die Mitte 1924 begann er gegen Marg einen Feldzug, dessen Ziel die Bildung des bürgerlichen Rechtsblods

Nebel.

Bon P. Veiland( Kopenhagen  ).

|

mit den Deutschnationalen war. Nun ist Marg geschlagen,| nuhaltbar, so wachsen sie sich durch den Zusirom der Flüchtlinge zv Stresemann ist der Mann des Tages, Luthers Kabinett wird sein einer furchtbaren katastrophe aus. Die Gefabren in ge Kabinett. Wir glauben nicht, daß Stresemanns Sieg eine fundheitlicher und fittlicher Beziehung vergrößern sich von Tag au glückliche Begebenheit für Europa   ist. Seine gegebene Tag. Die bisher getroffenen Maßnahmen reichen nicht aus, um­Wirkung wird sein, daß er in außerordentlichem Maße Herriot   er- das Wohnungselend zu beheben. Was gedenkt die Reichsregierung. schweren wird, die Politik fortzusetzen, deren Ziel Verständigung und zur schleunigsten und durchgreifenden Abhilfe zu Zusammenarbeit mit Deutschland   war. In der Frage der Räu- tun? mung der Kölner 3one hat Stresemanns Politit. bisher mit einem unglaublichen Mangel an Verständnis für Herriots Schwierigkeiten gelitten, um nicht zu reden von dem psychologischen Augenblick, der da war, als Rom   und London   aus Furcht vor dem schnellen deutschen   Wiederaufstieg sich zu einer fühlen Haltung hinüberschwangen. Damals galt es für die deutsche   Politik, zu begreifen, daß Herriot Deutschlands Mitarbeit braucht. Er betam sie nicht, und was er unter der neuen Regie­tung befommt, iſt faum eine vorausschauende Politit, die eine deutsch  - französische Berständigung ermöglichen wird."

Der Arbeitsplan des Reichstags. Freitag Regierungserklärung, Sonnabend Debatte. Der Aeltestenrat des Reichstags, dem in seiner Sizung nach der Plenarsigung die amtliche Meldung zuging, daß der Reichs­finanzminister Dr. Luther zum Reichsfanzler ernannt ist und den endgültigen Auftrag zur Regierungsbildung erhalten hat, be schloß, an der bereits in der Plenarsizung festgesetzten Tages­ordnung mit der Erklärung der Regierung für Freitag um 6 Uhr nachmittags festzuhalten. Nach der Regierungserklä rung wird die Sizung auf Sonnabend vertagt werden und dann schon um 12 Uhr mit der Besprechung der Regie­rungserklärung beginnen, damit noch am Sonnabend alle großen Parteien zum Wort kommen können. Die Redezeit soll eine Stunde betragen. Die weitere Debatte wird dann am Montag 2 Uhr stattfinden. Es werden zwei Rednerreihen für die all­Die nationalsozialistische Gruppe gemeine Aussprache zugelassen. wird gleich den übrigen Parteien berücksichtigt werden.

Um den Reichspressechef.

Der Reichsrat hat im Reichshaushalt für 1925 die Stelle des Reichspressechefs als fünftig megfallend bezeichnet. Der Reichsrat begründet seinen Beschluß damit, daß es auf die Dauer für die Reichstaffe nicht erträglich erscheine, die Leitung der Bresse  stelle einem Beamten zu übertragen, daß es sich vielmehr empfehle, eine geeignete Persönlichkeit vertragsmäßig anzustellen, die zu gegebener Zeit durch Kündigung entbunden werden könne. Die Reichsregierung ist dagegen der Meinung, daß die Besetzung des Postens im Wege des freien Angestelltenvertrags die finan­zielle Belastung vergrößern werde. Ohne finanzielle Opfer erheb licher Art werde ein Pressechef als Angestellter aus den freien Berufen nicht zu gewinnen sein. Außerdem liege es bei der Renntnis geheimſter politischer Borgänge in diesem Amt im staat lichen Intereffe, nur eine Berion in Beamteneigen. fdjaft zu verwenden. Endlich werde ein auf Kündigung angestellter Pressechef schwerlich die erforderliche Autorität gegen. über der Presse des In- und Auslandes sowie der eigenen Behörde aufbringen können

Flüchtlingselend in Oberschlesien  . Sozialdemokratischer Antrag auf Abhilfe.

Die iozialdemokratische Frattion hat im Reichstag folgende Interpellation eingebracht:

Nach amtlichen Mitteilungen find in Oberschlesien   min beffen 8 8000 Flüchtlinge als Opfer der Abtrennung eines Teiles von Dberichlesien nach Bolen in menidenunwürdiger Beise untergebracht. Infolge Verdrängung zahlreicher Optanten aus Bolen dürfte fich diese Zahl in nächster Zeit noch erheblich vermehren. Sind schon infolge der allgemein herrschenden Woh­nungsnot die Zustände in oberichlenschen Städten und Gemeinden

Ein Eisenbahnsignal für Nebelgefahr. Das furchtbare Eisenbahnunglück bei Herne   zeigt wieder einmal, daß unsere üblichen Signalvorrichtungen gerade bei Rebel den großen Nachteil haben daß sie nur mit dem Auge wahrgenommen werden tönnen. Daher ist die Möglichkeit eines Ueberfahrens der Signale, die ouch diesmal zu der schrecklichen Katastrophe führte, nicht ausge­schloffen. Die orifeften Signale, wie wir sie befigen, die auf dem Bahntörper neben den Fahrgleisen angeordnet werden, sind zwar Tag und Nacht weithin sichtbar, aber der Lokomotivführer inuß bei Schneller Fahrt mit größter Aufmerksamkeit nach ihnen Ausschau halten und genau willen, wo die Signale stehen. Eine geringere Streckenfenntnis, ein vorübergehendes Erlahmen der Aufmerksamkeit fann unabsehbares Unglück hervorrufen. Deshalb ist eine neue Signal und Sicherheitsvorrichtung, die ein Ueber

Ist das noch der Planet Erde? Ist das noch Derefund, Kopen hagen  , Schlösser und Hafen und Meer? Wassergesättigtes, maffe. geballtes Grau gebiert Häufer, Straßen. Dinge. Gebiert sie furz vor dir, grell und unvermittelt und verschluckt sie dicht hinter dir, grell und unvermittelt. Ein Schemen bleibt zurück, ein dunkles Ding, wie Werden und Vergehen aus dem herrschenden, seienden Grau. Wie Jongleurspiel mit mattgoldenen Bällen wirft der Nebel Etra­Benlaternen, Autolichter auf, rote Punkte, schwach wie glühende Streichholzlöpfe rufen ein schwächliches Stopp an Straßenfreuzun Gen, Eisenbahnübergängen, Rosenborg Have sonst sauberer, ffolzer Bart mit haushohen Bäumen und sicher verteilten Büschen- fahren der Haltefignale unmöglich) maat, von größter Bedeutung. ift Hexentanzplay von dunklen, geballten und schlanken, kauernden und drohend in den Himmel wachsenden, fliehenden, wiegenden, ftummen Gespenstern. Rosenborg   Schloß ein Schmuckfästchen der ein Schmuckkästchen der dänischen Renaissance- ist eine Ruine von falten, graugrimmen Mauern und Türmen, deren Höhe verschwindet in grauem, gifigem Schlund.

T

-

1

Das Meer, der Himmel, die Küste deine Erinnerung, dein Boden fühlender Fuß, dein Blick, der aus zehn Metern vor und zurück erkennt, daß du an der Langenlinie, den Hafen entlang gehst, sagen dir, daß über dir Himmel, links von dir Land, rechts der Hafen und Sund sein muß. Sonst wüßtest du es nicht. Denn ein einziges Grau, hineingemischt dunkle Ballen, dunkle Linien, hellere, fernere Riesentrallen, aus dem das Hämmern der Werften, Knarren laden der Winden, Pochen vorsichtig gehender Maschinen singt wie vul. kanisch brodelnde Symphonie, das ist es, worin Meer und Himmel und Küste zerschmolz.

Als Wohlbekannter, furzer, totweißer Turm steht das Leucht­feuer des Molentopfes plöglich vor dir. Kalt und feucht und Schlüpfrig die Bant darum. Rot und grün, grün und rot pulft die Lampe   im Turmtopf, pflichtgetreu, finnlos. Grünes Licht schwimmt wiegend im Nebel heran, verbindet sich mit dunkler Basis, Rumpf und Kommandobrücke eines düsteren Dampfers werben erkennbar. Auf brüllt das Ungetüm, dumpf, brutal. Dann frist es der Nebel wieder bis auf den Schrei, der drohend, noch einmal sich durch ringt wie Ton eines Urwelttieres.

-

Oskar Langenbach erläutert dieje Borrichtung in der Umschau". Der Grundgedanke besteht darin, daß dem Lokomotivführer_in_be­stimmtem Abstand vor dem Haltefignal. das ein langsameres Fahren und gegebenenfalls ein Halten erforderlich macht, ein sichtbares und hörbares Warnsignal gegeben wird, durch das ihm das Herannahen des Gefahrpunktes, 3. B. Streckenfignat, verkündet wird. Die das Warnsignal auslösende Vorrichtung fann so angeordnet nerden, daß fie bei gefchloffenem haltfignal gleichzeitig ein auto­malisches Bremsen zwerks Haltens des Zuges bewirft. Der Apparat ist auf dem Führerstand der Lokomotive an der Bufferbohle zwischen Buffer und Bughaten angebracht. Gtwa 1000 Meter vor dem Halt signal wird ein Streckenkontakt zwischen den Gleisen auf der Schwelle befestigt; 300 Meter vor dem Haltsignal sind drei weitere Kontakte. Erreicht der Eisenbahnzug den ersten Streckentontatt, dann wird was Flügelrad in Bewegung gesetzt und schließt einen von der Lokomotive fommenden Stromfreis furz, so daß auf dem Führerstand ein tommenden Stromfreis furz, so daß auf dem Führerstand ein optisches und akustisches Warnzeichen in Erscheinung tritt. Bei der Berührung des eriten Strefentontaktes ist eine Vorrichtung getroffen, Gleis ein Sug einläuft. Es wird also gleichzeitig dem Lokomotiv die dem Stellwertbeamten ankündigt, daß auf einem bestimmten führer und dem Stellwertsbeamten ein Hilfsmitel gegeben, das em Ueberfahren der Haltfignale uninöglich macht. Diese Borrichtung ist Ucberfahren der Haltsignale uninöglich macht. Diese Vorrichtung ist beim dichten Nebel oder regnerischen Wetter, wo die Signale nicht qut sichtbar sind, durch die Wirkung auf das Ohr besonders wichtig. Das Warnzeichen, das das Herannahen des Signals anfündigt, lenkt die Aufmerksamkeit darauf, und das ist sehr notwendig, denn das Signalbild ist bei schneller Fahrt oft nur wenige Sekunden sichtbar.

Dahinter, irgendwo, lärmt die Stadt, vielstimmig, verhüllt, geamt Berwaltungsdirefior des Berline: Zoologischen Gartens ge­heimnisvoll, weit vorne atmet eine Sirene in langgezogenem, regel mäßigem Huiii

Es ist, als wenn Leben fämpft gegen graues, totes Nichts, waderes, solides Leben, das sich nicht untertriegen läßt.

Kaffee und Ulkohol. Nachdem den amerikanern durch das Alkohol­berbot ein startes Reizmitte! entzogen ist, baben weite Boltstreise Eriaz im Staffee gesucht Der staffeekonsum ist von 2 Millionen Sad auf 6 Millionen ge iegen. Dagegen ist der Verbrauch an Kaffee in dem verarmten Deutsch  land sehr erheblich herabgegangen, von 3 Stilo auf den Kopf der Bevöite

rung auf 1 Stilo.

Der Kunstschriftsteller Franz Hermann Meißner  , der im Haupt­worden war, ist im 62. Lebensjahr in Berlin   gestorben. Mener hatte einen sehr lebendigen Sinn für die bildende Kunst und hatte sich auf Reisen mannigfach umgefehen. In feinen ünstlerbuch", das zuerst Ende der neunziger Jahre und nachher in zahlreidjen Neuauflagen erschien, behandelte er die damais nach feinem Urteil populärsten Künstler Bödlin, Klinger, Stuck wed Thoma, de und Menzel. Zuvor hatte er sich auch mit italienischer Kunst beschäftigt und vor allem über seinen Lebling Klinge ein großes Werk herausgegeben. Meißner, war geborener Berliner   und hat seiner Baterstadt auch einen Roman gewidmet( Moderne Menschen").

Sozialdemokratischer Aufwertungsantrag. Besteuerung der Jnslationsgewinne.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat zur Aufwertungsfrage folgenden Antrag eingebracht: Die Reichsregierung zu ersuchen, schleunigst folgende Gefeßentwürfe vor­zulegen:

1. einen Gefegentwurf zur Besteuerung des Geldenimer tungsunterschiedes bei der Inanspruchnahme von Krediten während der Zeit der Geldentwertung(§ 24 der dritten Steuer­notverordnung);

2. einen Gefeßentwurf zur Be steuerung der während der Zeit der Geldentwertung durch Ausgabe von Notgeld erzielten. Gewinne(§ 25 der dritten Steuernotverordnung);

3. einen Gesetzentwurf, durch den die in den§§ 33-36 der dritten Steuernotverordnung den Ländern vorbehaltene Steuer auf die infolge der Geldentwertung entschuldeten unbe. bauten Grundstücke in eine Reichssteuer umgewandelt wird. 3insendienstes der öffentlichen Anleihen Verwen Der Ertrag dieser Steuern soll zur Wiederaufnahme des dung finden.

Die Entscheidung in Preußen. Entschlüsse der Demokraten und des Zentrums.

Die Landtagsfraktion der Demokratischen Par tei trat am Donnerstag vormittag zu einer eingehenden politischen Aussprache zusammen. Man war einhellig der Meinung, daß sich die Lösung der preußischen Frage auf dem Boden der Verfassung ganz einwandfrei vollziehen werde. Su Rednern der Fraktion für die am Freitag beginnende große poluische Aussprache wurden die Ubgg. Dr. Schreiber und Dr. Preuß bestimmt.

Auch die Zentrumsfrattion ist am Donnerstag vormittag zufammengetreten, um zu der Regierungserklärung des Ministerprä­fidenten Braun Stellung zu nehmen. Sie beendete ihre Beratungen gegen: 7 Uhr abends und beschloß, an ihrem alten Standpunkt fest­8uhalten, daß eine Neuwahl des Landlags nicht die Notwen digtcit des Rücktritts des Rabmetts in sich schließe. Dieses müsse vielmehr im Plenum auf Grund eines besonderen Antrags, der das Vertrauen entzieht, gestürzt werden. Als Redner für die große peli: he Aussprache sind vorgesehen die Abgeordneten Dr. Schmidt Lichtenberg, Dr. Lauf cher und Dr. Schwering.

Hetapostel Roethe.

Der zur Genüge befannte Professor der Berliner   Universität Roethe hat vor einiger Zeit in Allenstein   eine Rede gehalten, in der er nach Ausführungen der Allensteiner Preffe u. a. fagte: Es sei bestimmt zu hoffen, daß es nicht mehr lange dauere bis sich das gesamte Volf mit Abscheu von jener Horde von Ver. rätern   endgültig abwende, die es fertig brachyten, das auf allen Weltgebieten führende Kulturvolk der Gegenwart der zügellosen Willfür eines bestialischen mitleidlosen Feindes auszuliefern. Ferner wird davon gesprochen, daß die Berräter von 1918 die öffent. liche Meinung in der stärksten Weise gefälscht und gefnebelt haben, daß sie daheim den heiligen Boden unterwühlt hätten und es fertig brachten, urdeutsches Kulturland ohne Schwertstreich auszufiefern und uns wehrlos und ehrics zu machen. Der Magdeburger  Prozeß und das Urteil der Richter hätten von neuem bewiesen, woher ber Dolchstoß 1918 tam.

Die demokratische Fraktion des Landtags hat die Rede zum Gegenstand einer Interpellation gemacht, in der gefragt wird, ob das Etaatsministerium festgestellt habe, daß der Bericht richtig sei und wenn dies der Fall sei, ob das Staatsministerium den Redner des Ansehens und Bertrauens für würdig halte, das sein Amt ais atademischer Lehrer erfordere.

Da von der Kunstschriftstellerei in Deutschland   fo leicht niemand leben fann, hatte sich der Kunstfreund faufmännischen Tätigkeiten zugewandt, u. a.( man höre und staune) Banoramen geleitet, um dann später in die Verwaltung des Zoologischen Gartens zu tommen. Man rühmt ihm, dessen Begabung schließlich ganz anders­wohin gerichtet war, nach, daß er tüchtig und eifrig seinen Bosten ausgefüllt hat.

Hausanstrich als nationales ergernis. Die türkische Regierung hat dieser Tage einen Erlaß herausgegeben, in dem den Barlaments. mitgliedern, den Bürgermeistern, Staatsbeamten, Soldaten und Polizeiagenten aufs strengste anbefohlen wird, nur Kleidungsstücke zu tragen, die in der Türkei   hergestellt und mit einem staatlichen Bermert versehen sind. Die Regierung hat den Personen, die von diesem Erlaß betroffen werden, eine Frist von drei Monaten ein­geräumt. In dieser Zeit müffen die notwendigen Veränderungen im Garderobebestand vorgenommen werden. Nach Ablauf der Frist werden alle Kleider, die den Anforderungen des Erlasses nicht ent­sprechen, unnachfichtlich beschlagnahmt und als dem Staat verfallen erklärt werden. Der türkische Innenminister hat außerdem den Bürgern der ottomanischen Republif streng verboten, ihre Häuser in blauer und weißer Farbe anzuftreichen, mit der Begründung, daß diese Farben die griechische Nationalfarben sind, die Gefühle der Türkei   gröblich zu verlegen geeignet seien.

In der Oper am Königspl h gebt als nächste Neueinstudierung am Montag, 19, Lorkings Bar und Bimmermann" in zene.

Berlegung des Afrika  - Inffitufs Der Forscher Leo robenius bat. an der Unive: fität Frankfurt   einen Lebrauftrag für ferfunde erhalten. Gleichzeitig ist der Blan aufgetaucht, das von Frobenius geleitete tultur­Die morphologische Institut in München   nach Frankfurt   zu belejen. städtischen Behörden baben grundsäßlich ihre Brrettiidigkeit ausgesprochen. fich an den Kosten zu beteiligen, wenn auch Reich und Staat Zuschüsse leisten.

Srenge Bälte im Kaufajus. Mehr als 50 Menichen und Taufende von Stud Bieb find infolge der schnee urme und der ungeheuren Stälte im Rautalus erfroren. Die Arbeiten auf den Betroleumfeldern sind zum Still ftand gekommen, da die Arbeiter außerftande waren, in der einigen Stälte ihre Arbeit fortzusetzen Der Schneesturm hat eine große Zahl von Bären aus ihren Höölen in den Bergen aufgescheucht und in die bene gerieben. aber auch viele wilden Tiere find in der Stäite, wie man sie dort in dieser Schärfe selt einem Jahrhundert nicht verzeichnet bat, zugrunde gegangen.

Ein fettes Lnwallshonorar. Der Mordprozeß von Chilago, in dem die beiden Millionärs öhne Leopold und Loeb zu lebenslänglichem Buntbaus verurteilt worden sind, ist noch in allgemeiner Erinnerung. Nun wird von dort gemeldet, daß einer der Berteidiger foeben vom Gerichtshof in Chitage, die Erlaubnis erhalten bat, fein Univoltsbono: ar in Sachen Loeb und Leopold einzirziehen. Die Liquidation lautet auf die runde Summe von

130 000 Dollar.

Was ein Londoner Nebe'tan foffet. Der Eefretär der englischen   Be felsaft zur Bekämpfung der Koblenrauchplage, Mr. Lawrence Chubb. bat berechnet, daß ein Rebeltag, wie es z. B. der lezte Sonntag und Montag gewesen sind, der Stadt London   rund gerechnet nicht weniger als 1 Million fund Sterling, d. 6. 20 Millionen Goldmart, fostet. Nach der These seiner. Bereinigung gibt es nur ein Mittel aur Beseitigung dieser schädlichen Wir fung des Rebels, nämlich den Ersatz der Kohlenfeuer durch Gas- und elek­trische Feuer.