Die Berücksichtigung der Ermäßigung bei der Lohnsteuer erfolgt bei jeder Lohnzahlung für die Zeit, für die der Lohn bezahlt worden ist. Wenn also ein Arbeiter für eine Zeit keinen Lohn erhalten hat— zum Beispiel wenn er arbeits- los oder krank war— so werden auch für diese Zeit nicht die Ermäßigungen berücksichtigt. Am Schluß des Jahres muß sich dann herausstellen, daß ein solcher Arbeiter nicht ein Arbeitseinkommen von 720 M. steuerfrei hatte, sondern viel weniger, daß also auch sein Existenzminimum besteuert wurde, obgleich es der Gesetzgeber von der Steuer freilassen wollte. Hat zum Beispiel ein lediger Arbeiter einen Wochenlohn von 30 M., aber nur 30 Wochen gearbeitet, so beträgt sein jährliches Ein- kommen 900 M. Bei einem steuerfreien Lohnbetrag von 720 M. hätte er davon nur 180 M. zu versteuern brauchen. Aber da er nur 30 Wochen gearbeitet hat, ist ihm auch nur für 3V Wochen der steuerfreie Lohnbetrag angerechnet worden, d. h. 30 X M.— 450 M. Von seinem Jahreseinkommen blieben also 45 0 M. steuerpflichtig. Während er tatsächlich nur 1 8 M. Jahressteuer oder 2 Proz. zu zahlen hatte, mußte er in Wirklichkeit 4 5 M. oder 5 Proz. zahlen. Es gibt sogar viele Fälle, in denen Lohnsteuer gezahlt werden muß, o b- wohl das Einkommen überhaupt nicht ein- mal das steuerfreie Existenzminimum er- reicht!» Diese Ungerechtigkeit zu vermeiden, gab es bisher nur einen Weg. Der Arbeiter mußte am Sch lußdesIahres eine Eingabe an das Finanzamt machen und die volle Be- rückfichtigung des steuerfreien Existenzminimums im Wege der besonderen Veranlagung beantragen. Auf diesen Antrag erhielt er dann den zuviel gezahlten Steuerbetrag, also in unserem Beispiel 27 M., von der Finanzkasse zurück. Dieser Zustand ist durchaus unbefriedigend. Denn diese Rück- Zahlungen funktionierten nicht so glatt, wie es vorgesehen war, und für den Arbeiter ist diese Regelung keineswegs eine willkymmene Sparkasse, sondern eine Quelle vieler Schere- reien. Er konnte aus diese Beträge keineswegs zu einem be- stimmten Zeitpunkt rechnen, sondern erhielt sie unter Um- ständen erst nach einem halben Jahr. Für die im Laufe des Jahres 1924 zuviel gezahlten Lohnsteuerbeträge kommt aber noch hinzu, daß hierfür eine Rücker st attung im Wege der Veranlagung wahrscheinlich gar nicht in Frage kommt, weil eine Einkommensteuer- Veranlagung für 1924 vielleicht überhaupt nicht durchgeführt wird. Einstweilen weisen die Finanzämter Anträge auf Rückerstattung zuviel bezahlter Lohnsteuern ab. Aber auch für die Finanzämter bedeutet eine solche Veranlagung eine Mehrbelastung mit unproduktiver Arbeit, die das auch der Lohnsteuer zugrunde liegende Prinzip durchbricht, daß besondere Veranlagungen nur vorgenommen werden sollen, wenn dadurch eine lohnende Mehreinnahme für den Steuerfiskus erzielt werden kann. Es muß daher sowohl im Interesse des Steuerfiskus wie der Arbeiterschaft gefordert werden, daß die volle Berücksich- tigung des jährlichen steuerfreien Lohnbetrags sofort beim Abzug der Lohn st euer erfolgt. Die Sozial- demokratie hat diese Forderung wiederholt gestellt, zuletzt bei den Verhandlungen über die zweite Steuernotverordung im Dezember 1923. Bisher aber ist nichts geschehen. Bei der Neuregelung der Steuergesetze wird die Ent- scheiduna über die sozialdemokratischen Anträge fallen. Es wird sich zu zeigen haben, ob die bürgerlichen Parteien die unsoziale Steuerpolitik, die sie bisher betrieben haben, noch dadurch übersteigern, daß stc die Besitzsteuern weiter abbauen, die unerträglich hohe Lohnsteuer mit ihren sozialen Härten aber belassen. Solche Absichten werdest auf den entschieden st en Kampf der Sozialdemo- kratie stoßen._
Mus öer Partei. Sozialistische Erfolge in Argentinien . Die Zlvgeminische Sozialistische Partei hielt vom 4. bis 6. Ja- »mar in Buenos Aires einen außerordentlichen Parteitag ab, der sich mit folgenden Gegenständen beschäftigt«: Revision des Aktionsprogramms der Partei, Aufstellung eines Kommunalpro- aramms und Ausarbeitunq von Richtlinien für die Haltung der Partei in der Frage des Wohnungswesens Diesen Beratungen kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil die argentinische Partei soeben bei den Gemeinderatswahlen m Stadt und Provinz Buenos Aires bedeutende Erfolg« erzielt hat. In der Stadt Buenos Aires erhielt sie 57 lög von ins- aeiamt 170 000 abgeg denen Stimmen. Bei den letzten Wahlen(1922) betrug ihre Stimmenzahl 49 681, sie hat also rund 14 Proz. an Stimmen gewonnen. Sie ist die stärkste Partei und besetzt 5 von den 15 Sitzen des Gemeinderates. Verhältnismäßig noch größer sind die Erfolge unserer Genossen bei den ZLahlen in den kleinen Gemeinden der Provinz Buenos Aires . Sie verzeichnen in fast allen Orten Stimmengewinn, nicht selten ein« Verdoppelung der Stimmenzahl. In der Gemeinde Mar del Plata wurde die Majorität erobert.
Wirtsthorst Die guten Gesthäfie öer Nentenbank. Es ist still geworden um die Rentenbank. Die zu ihrer Liqui- dierung eingesetzte Treuhandstelle funktioniert, und wenn schon vor deren Wirken bange gemacht wurde mit dem Hinweise daraus, daß die Zurückziehung von mehr als 100 Millionen aus den Tresors der Großbanken die Börse und den Geldmarkt erschüttern werde, so hat sich auch diese.Befürchtung" nicht bestätigt. Die Wirtschaft ist eben widerstandsfähiger geworden, die Kredite wurden rasch umgesetzt. Nur einmal hörte man wieder von der Rentenbank, als sie die Z i n- sen stundete. Für die Landwirtschaft ist diese Stundung aus unbestimmte Zeit erfolgt, bis zur Fertigstellung des„berichtig. te n W e h r b e i t r a g s". Das kann man Weithsrzigkeft nennen. Die Berichtigung des Wehrbeitrages hängt aufs engste zusammen mit der F i n a n z r e f o r m. und diese geht schon seit Iahren als Spuk- gespenst umher: keiner kann sie erfassen: sie entwindet sich immer wieder, und so blieb von dem Schemen der Finanzreform nur die S t e u e r m a ch e r e i, die sich am empfindlichsten beim Lohn- und Gehaltsabzug auswirkt, während der Kampf gegen ein wirkliches soziales Steuersystem noch von jeher am heftigsten von Seiten der Agrarier geführt wurde. Es wäre verlockend, festzustellen, was der Großgrundbesitz— vor allem in der Borkriegszeit— wirklich an Steuern gezahlt hat: man würde dann sehen, daß vom Ratio- nalismus des Wortes bis zum Nationallsmus der Tat ein weiter Weg ist. Sei dem, wie ihm wolle: die Rcntenbankzinscn wurden der Landwirtschaft bis zu einem recht fernen Termin gestundet. Und wenn der Wehrbeitrag berichtigt ist— gegen das Reichsbewerwngs- gesetz läuft der Landbund schon Sturm, ehe überhaupt der R e f e. rentenentwurfgeborenist—. werden die Zinsen auch nicht
sofort eingezogen werden. Die Landwirts chast kann mit dem Gelde n o ch l a n g e a r b e i t e n. Die Zinsesstundung ist nichts anderes wie ein verschleierter, zinsloser Kredit, der so lange gegeben wird, bis die Agrarier ihre Zölle in der Tasche haben. Hier ist eine Zwischenbemerkung notwendig. Im Augenblick hat man kein Interesse an Zöllen, well die Ernte 1924 bereits„abge- stoßen" ist. Aber die Etappe wird jetzt eingerichtet, wenn die maß- gebenden Instanzen nicht scharf zusehen. Die Etappe soll in der Aushebung der Reichsgelreide stelle bestehen. Durch sie will man der Regierung die Möglichkeit nehmen, daß sie Getreide in größerem Umfange einführt und aufstapelt. Ist die Getreidestelle aufgehoben, dann mag der Zoll kommen. Um das„Durchhalten" zu ermöglichen, hat man außer den Krediten noch zinslose Kredite. Aber nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der I n d u st r i e wurden die am 1. Oktober o. I. fälligen Rentenbankzinsen zunächst bis zum 15. Januar gestundet. Jetzt heißt es, daß es sich bei dieser Maßnahme nur um ein Provisorium handelt. Tatsächlich werden die Rentenbankzinsen der Industrie dur-HGesetz oder auf dem Ver- ordnungswege überhaupt niedergefry lagen. Die Industne erhält also eine ganz beträchtliche Morgengabe von der Rentenbank. Diese selbst muß glänzende Geschäfte machen, sonst wäre eine solche Finanz- und Zinspolitik nicht möglich, an der die Oeffentlichkeit doch nicht so ganz uninteressiert ist. Man braucht nicht so weit zu gehen, um von Schiebungen zu sprechen: aber die Zinspolitik der Renten- bienk scheint hier nicht im Einklang zu stehen mit der Kredit- und Zinspolitik der R e! ch s b a n k. Es scheint, als ob die Rentenbank sich jetzt schon eine Sonderstellung langsam einrichtet, die es berechtigt erscheinen läßt, wenn man von einem„Staat im Staate" redet, wie es an dieser Stelle bereits geschehen ist. Der Gesetzentwurf, der sich mtt dem Ausbau der Rentenbank be- schästigt, soll als einer der ersten dem Reichstage zugehen. Es besteht also olle Veranlassung, die Augen offen zu halten. Dann wird wohl im Reichstage eingehend über alle diese Dinge gesprochen werden müssen. Der Reichstag könnte sich dann auch Auskunst dar- über geben lassen, wie viele der in den Zeiten der Treuhand- zwischenlösuiTg begebenen Kredit« an den Großgrundbesitz, wie viele an die Kleinbauern gekommen sind. Im Zusammen- hang damit wäre es gewiß nicht uninteressant, zu erfahren, welche Zinsen der Großgrundbesitz, welche der Kleinbauer zahlen muhte. Auch über die B e r w e n d u n g der Kredite näheres zu hören, könnte reizen. Man raunte von Gerüchten, daß Rentenbankkredite aufgenommen und dann von den Kreditnehmern zu höheren Zinsen weiter begeben wurden. Kurzum, der Reichstag hat das größte Interesse daran, vollste Klarheit zu erhalten. Grundsätzlich wird Vorsorge getroffen werden müssen, daß die Rentenbant eben kein Staat im Staate wird, daß sie keine finanzielle Waffenschmied« für reaktionäre politische und wirtschaftliche Zweck« wird. Nach wie vor wird man daran festhalten müssen, daß die großen Mittel für sozial« Zwecke— auch der Landwirtschaft verwendet werden. Man sage nicht, daß hier nichts zu tun sei. Man höre nur die Klagen der Kleinbauern, die allmählich aufwachen. Wie steht es mit dem Siedlunoswesen? Sollte da nicht ein Betätigungsfeld für die Renten- bank und deren gutes Geschäft sein? Nichts wäre abwegiger, als wenn sich die Volksvertretung mit der rein sinanztechnischen Seite dieses schweren Problems begnügen würde. Die Rentenbank hat ohne Zweifel dem Volte gute Dienste getan; diese kann man mit keinem besseren Danke lohnen, als wenn sse umgestaltet wird zu einer Kraftquelle, welche das brach liegende soziale Feld befruchtet. Hier harrt des Reichstags eine große und veram- wortungsoolle Aufgabe._
Steigenöe Lebensmittelpreise. Amtlich wird mitgeteilt: Die auf den Stichtag des 14. Januar d. I. berechnet« Großhan d« l si n d ex zi ff e r des Statistischen Reichsamts ist gegen- über dem Stand« vom 7. Januar(136,4) um 1,8 v. H. auf 138.9 gestiegen. Höher lagen vor allem die Preis« für Getreide und Kartoffeln, ferner für Rindfleisch, Hopfen, Ochs- und Kuhhäute, Kalbfelle, Treibriemenleder. Baumwolle. Rohjute und Hanf. Ge- funken sind die Preise für Butter, Schmalz, Heringe, Schweinefleisch, Milch und einige Nichteisenmetalle. Bon den Hauptgruppen stiegen die Lebensmittel von 134,4 a u s 138,1 oder um 23 o. H. Die Jndustriestoffe blieben mit 140,3(Vorwoche 140,2) nahezu unverändert. Der Lebenshafkungsindex. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten(Ernährung. Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) für Mittwoch, den 14. Januar ist gegenüber der Vorwoche(123,8) mit 124,0 nahezu unverändert geblieben.
Golöbilanz des Krupp»Konzerns. Der Krupp-Konzern ist dasjenige deutsche Montanunternehmen, das durch den Berfailler Vertrag die größten Umstellungen durch- zuführen gezwungen war, da es bis zum Kriegsende fast ausschließ- lich Heeresmaterial und Kriegsschiffe baute. Er ist heute mit seiner Produktion von Kraftwagen, landwirtschaftlichen Maschinen. Waggons und Lokomotiven, Feldbahnen, Grubenbahnen, Motoren, Textilmaschinen. Registrierkassen, Kinoapporaten, chirur- gischen Instrumenten, Preßlustwerkzeugen und der Produktion der Rohstoffe und Halbfabrikate dazu vollständig auf Friedens- erzeugung umgestellt. In zehn deutschen und vier ausländischen Veitriebsgemeinschaften(Wien , Haag, Nymweaen, Madrid ) sind für sämtliche Produktionszweige selbständige Äbsatzorganisa- tionen geschaffen, gleichzeitig wurde» 1023 in der A.-G. für Unternehmungen der Eisen- und Stahlindustrie Berlin die umfang. reichen Beteiligungen(Bergwerke, Stahl-, Walz- und Drahtwerke) unter besondere Verwaltung gestellt. Je 2 Zechen- und Erzgruben- komplere, 3 Hüttenkomplexe mit 17 Hochöfen(davon heute 11 unter Feuer), 11 Stahlwerke mit 12 Konvertern, 62 Siemens-Mattin- und 3 Elektroofen sind die Rohstoff- und Halbfabrikatbasis für Selbstverbrauch und Markt. Das 1923 zu selbständiger Beiwaltung vom Mutterwert losgelöste Gruson-Wert Magdeburg und die gleichfalls verwaltungsmäßig dezentralisierte Germania . Werft Kiel stehen allein außerhalb der massig konzentrierten rheinisch-west- sätlschen Hauptbasis des Krupp-Konzerns. 2lm 30. Juni 1923 waren 97 300, am 30. September 1924, im Gefolge der Stabil!- sierung, waren nur 71 320 Mann in den Werken beschäftigt. Noch dem Geschäftsbericht mußten seit November 1918 9173 Arbeits- Maschinen(44 Proz. des Gesamtbestandes) infolge des Waffen- still st ands- und Friedensvertrags zerstreut oder zer- stcrt und rund 9000 Tonnen Lehren und Vorrichtungen vernichtet werden. Die Goldbilanz zeigt an eigenen arbeitenden Mitteln ein- schließlich der gesetzlichen und Sonderrcserven 1924 für Krupp- Werke(200), Gruson-Werk(11), Germania-Werft (11) und hie Ber - liner Beteiligungsverwattung(14,4). zusammen 236.4 Millionen gegenüber 231,0 Millionen 1914. Fremde arbeitende Mittel, An- leihen und Hypotheken also: 6,4 Millionen aufgewertete und 6.2 Millionen Gold onleiheschulden. Die Popieranleiheschuld be- trug 1914 51,2 Millionen, so daß ein A u f w e r t u n g s g« w i n n von 45 Millionen Goldmark vorliegt. Daneben stehen die Forde- rnngen der Pensions, und W e r k s p a r k a s s e n mtt ins- gesamt 796 000 M. in allen vier Abtellungen gegenüber 46 Millionen
1914. Während der Inflation ist der Bestand der Werksparkassev n» Krupp-Aktien umgewandett worden, aus denen die Arbetter heute etwa den fünffachen Betrag des damaligen Goldwerts ihrer Papier m a r t guthoben, nämsich 3,3 Mill. M. ausgezahlt erhalten sollen. Das entspräche l/u etwa sowohl des Betrages von 1914 als von 1919(46,3 bzw. 46.7 Mill.) oder rund 7 Proz. In den Aktiven sind für den Gesamtkonzern Anlagen, Maschinen und Borräte(vorsichtig bewertet) mit 302,3 Mill. gegen 402 Mill. 1914 ausgewiesen. Die Wertpapiere undBeteiligungen erscheinen 1924 mit 66,28 gegenüber 88,25 Mill. 1914. Aus dem Industrie belastungs gesetz erwartet der Krupp- Konzern eine Belastung von 33,1 Millionen, was 15 bis 16 Proz. des gesamten Eigenkapitals entspricht. Diese 15 bis 16 Proz. werden sich nach dem Aufbringuvgs gesetz, das die ge s a m t e Privat- Wirtschaft zur Aufbringung der Industrielasten für die Reparation?- Zahlung heranzieht, aus mindestens 12 Proz. ermäßigen, deren Ber- zmsung und Amortisation auf mehrere� Jahrzehnte verteilt fft. Die Bilanzen des Krupp-Konzerns enthallen natürlich sehr große stille Reserven. Nicht entfernt sind die Erweite- rungen voll ausgewertet, die seit 1914 durchgeführt worden sind. Das war auch nicht anders möglich, da für die großen Amerika - Kredite(vorläufig 10 Mill. Dollar oder 42 Mill. M.) in der De- Wertung der Aktiven Raum gelassen werden mußte. K—r. * Wie gemeldet wird, hat der Krupp-Konzern feine Interessen auf den Balkan ausgedehnt. Er hat sich die„Erste jugoslawische Fabrik für Waggon-, Maschinen- und Brückenbau A.-G." in Brod angegliedert und beabsichtigt die Errichtung einer»Jugoslawischen Krupp- A.-G."
Eine notwendige Reform der Staatsbaak. Das Preußische Staatsministerium hat beschlossen, einen Ausschuß zur beirätlichen Mitwirkung bei den Geschäften der Preußischen Staatsbank(Sechandlung) zu errichten. Der Ausschutz ist insbesondere gutachllich zu hören über die Grundsatze für die Kreditgewährung, über die Grundsätze für die An- nähme von Einlagen, ferner über die BUanz und die Gewinnberech- nung. Er ist berechtigt. Borschläge über etwa gebotene Maßregeln zu machen. Als Mitglieder des Ausschusses sind» wie der Amtliche Preußische Pressedienst mttteitt, berufen worden: Di« Mitglieder des Landtages: Dr. Hager, Dr. Höpker- Asch off. Dr. Leidig, Dr. Waentig und Dr. o. Winter- feld. ferner der Präsident des Reichsbankdirektoriums Dr. Schacht, der Präsidem der Preußischen Zenttal-Genossenschakts- lasse, Semper, Generaldirektor Lob von der Preußischen Berg- werks- und Hütten A.-G., Generaldirektor von Belsen von der Bergwerksgesellschast Hibernia in Herne , Dankdirektor Karl G e l p ck e, Berlin , Staatssekretär a. D. Prof. Dr. August M ü l- ler. Ministerialdirektor Dr. Erytrophel und Ministerialrat v. S ch e n ck, beide vom Preußischen Finanzministerium, Minis!«- rlaldirektor Bail vom Preußischen Ministerium für Handel und Gewerde, sowie Ministettaldirektor Dr. M u l e r t vom Preußischen Ministerium des Innern. * Die Bildung eines besonderen Beirats für die Staatsbank hat sich als notwendig erwiesen nach den Fehlgriffen, die dieses von Beamten des alten Regimes geleitete Institut in verschiedenen Fällen, besonders bei der Kreditgewährung begangen hat.
Reichshaupkkasie imd Reparakionserstattungen. Der Answ.is über die Geldbeweguna bei der Reichshauptkasse im Dezember überrascht in zweifacher Beziehung:«r stellt einen zahlenmäßigen Ueberschuß von 208 Millionen Mark fest der aber in Wirklichkeit ein Fehibelrag von 25 Millionen ist. Die Summe der Einzahlungen beträgt rund 690 Millionen Mark. Dem stcmu Ausgaben in Höh« von rund 481,9 Milüonen Mark gegenüber. Der zahlenmäßige Ueberschuß beträgt also 208.1 Millionen Mark. Dieser Ueberschuß erklärt sich dadurch, daß der Generalagent für die Reparationszahlungen für die Zeit vom 1. September bis 20. Dezember 1924 der Reichsregierung die bekannten Beträge in Höhe von 233 Millionen Mark, die das Reich als Vorschuß aus die erst: Annnirät aus dem Dawcs-Plan geleistet hat, zurück- vergütete. Setzt man diese Summ« nicht ein. so ergibt sich tat- sächlich est, Fehlbettag von rund 25 Millionen Mark. Bei den Einzahlungen werden die Einnahmen aus Steuern usw. mit 619.3 Millionen angegeben. Sie umfassen allerdings n i cht d>« verpfändeten Zölle usw. mit rund 146.2 Millionen Mark. so daß in Wirklichkeit statt des Solls von 635 Millionen Mark nur 4883 Millionen eingetommen sind. Diese Summ«« r h o h t sich aber aus 619,3 Millionen, da der Haupttass« die verpfändeten No- vemberzölle mit 1303 Millioren zugestellt wurden. Die schwebend« Schuld betrug am 31. Dezember rund 165 Millionen Mark. Davon entfallen 18,6 Millionen auf Zahlungs- verpstichtungen aus Schatzanwcisungen und Echatzwechseln und 116L Millionen an Sicher heitslefftungen mit Schotzanweffungen und Schatzwechseln. Der aus dem Derkauf von Reichsmarkwechseln ge- bildet« Betriebsfonds hatte nur ein« Höhe von 30 Millionen Mark. Die Zinsoergütung. d* mit ungefähr 8 Proz. ganz refpek- tabel ist, scheint demnach angesicksts der hohen Zinssatz«, die immer noch zu erlangen sind, kein geeignete» Anziehungsmittet für den Patriotismus der deutschen Kapitalisten zu sein.
Flaschen- und Alkoholiadustrle. Die Alkoholrndusttte stöhnt und vctteitt die Dividenden. Ei« klagt über Steuern, Konsumrückgang und über vieles andere. Daß es mtt dein Konsumrückgang nicht sehr weit her ist, zeigt der steigende Absatz der das Alkoholgewerb« be- liefernden Flaschenindustrie um so mehr, als ja bekanntlich ein Teil des Alkohols durch Faßausschant direkt an die Konsumenten kommt. Die Verwaltung der zum Siemens-Glas-Konzern gehören- den S t r a l a u e r Glashütte, an der der Konzern Ostwerke- Schultheiß-Patzenhofer-Kahldaum mit erheblichem Aktienbesitz betei- ligt ist. und die den größten Teil ihrer Flaschenproduktion in der Alkoholindustrie absetzt, erklätte in der Generalversammlung, daß trotz unlohnender Preise, trotz hoher Steuerlasten, trotz teuren Frachten für da» abgelaufene GesMftsjahr mit einer an gern es- jenen Dividende zu rechnen fei. Von der Produktion, die un- gefähr ein Drittel des Bottahres ausmache, bleiben 50 bis 60 Pro.z. im Inland, da für das Ausland die Preise für deutsche Flaschen m hoch seien. Darunter leide das Exportgeschäft. Es bleibe ein weil höherer Prozentsatz der Produktion wie vor dem Kriege im Inland. Die Goldbilanz und die Umstellung— 5:1 für die Stamm-, 125: 4 für die Borzugsoktien— wurde genehmigt. Merkwürdige kartevpolitik. In Deuischland sind die?u«e fabrizierenden Unternebmunaen bekannilich zur Tuckkonvennon zusammengeschlossen. Die Tuchkonvention regelt bis in die kleinsten Details die Bedingungen, unter denen � ihre Mitglieder ihre Fabrikaie an deutsche Unternehmer abgeben diirien. Dagegen hoben die Mitglieder bei den Verläufen an auSlän. d i f ch e Käufer völlig freie Hand. Daraus erklärt«S sich� daß. wie in der Textilfachpresse berichtet wird, deurfche Tuche, die aus dem Ausland noch Deutichland zurückkommen, bei uns billiger zu haben sind als der Preis illr deut'che Tuch« von den Fabrikanten ielbst für Deutschland beträgt. Da« ist um so merlwürdiger, als auf Tuchen bei der Einfuhr ein hohe, Zoll lieor Nicht bloß um diesen Zoll, sondern ou» um die erheblichen V törderungs speien und die verschiedene,, hinzukommenden Verdienstsvaime» müssen doch die deutschen Tuchiabriken ihren PieiS bei der Abgabe an onsländiiche Unternehmer ermäßigt haben. Kann man sich da wundern, daß im Auslande Textilien billiger zu haben find als bei unS? 3