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Deutschlands in der Entwaffnungsfrage vertritt die Reichsregierung| ausgeräumt wird, dann wird auch der aufreibend und fulturlose den Standpunkt der Antwortnote der früheren Regierung an die Lurus nachlassen, mit dem vielfach die Neureichen unser Bolfsleben Aliierten. Sie wiederholt das Berlangen, ihr das angefündigte vergiften, und der Spartrieb, ohne den fein Bolt, fich erholen tann, Material in kürzester Frist mitzuteilen, damit sie in die Lage wird einen starten Antrieb empfangen. Nur durdy versetzt wird, Stellung zu nehmen Zugleich wird die Reichsregierung ihre ganze Kraft daransehen,

durch Verhandlungen, die alsbaldige Räumung der nördlichen Rheinlandzone zu erzielen, ohne die eine Festigung der politischen und wirtschaftlichen Verhält. nisse Deutschlands und Europas nicht möglich ist. Mit dem Betreiben der baldigen Räumung will die Reichsregierung vor allem auch der rheinischen Bevölkerung dienen, die seit dem November 1918 so tapfer für das ganze deutsche Volk die Lasten der Befehung trägt. 3ur sonstigen Ausführung des Londoner Abkommens stellt die Reichsregierung mit Befriedigung fest, daß die 3u­sammenarbeit mit den durch dieses Abkommen geschaffenen aus­ländischen Verwaltungsstellen

fich bisher in Sachlichkeit und ohne Reibungen vollzogen hat. Ich werde es in voller Uebereinstimmung mit dem Kabinett für eine meiner wichtigsten Aufgaben halten, die mit dem Londoner Ab­fommen zusammenhängenden Fragen mit Aufmerksamkeit zu ver folgen, und insbesondere die Ausführung der übernommenen Ber­pflichtungen sichern, mich aber auch mit demselben Nachdrud be­mühen, die sich als notwendig erweisenden Erleichterungen und Ver­

befferungen zu erreichen.

Die Frage der

Stellung Deutschlands zum Bölferbunde ist niedergelegt in den Memoranden, die die frühere Reichsregierung an die im Bölkerbundsrat vertretenen Mächte gerichtet hat, und in dem Schreiben, das an das Sekretariat des Bölterbundes in Genf ergangen ist. Die Reichsregierung verfolgt mit Aufmerksamkeit die Entwicklung des Bölferbund gedantens und die Durch führung, der ihm zugrunde liegenden Anschauungen, muß aber auch ihrerseits an den Voraussetzungen festhalten, die von der bisherigen Reichsregierung für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund aufgestellt sind. Im Zusammenhang mit der Völkerbundfrage. wie auch unabhängig davon, wird die Reichsregierung in Uebereinstim mung mit den früheren wiederholten Erklärungen deutscher Reichs regierungen die Bemühungen fortsetzen, Deutschland von dem un­gerechtfertigten Vorwurf des Versailler Vertrages über seine

zu befreien.

Schuld am Kriege

Am 10. Januar ist die uns durch den Versailler Bertrag auf­erlegte Fessel der einseitigen Meist begünstigung ge­fallen. Die Reichsregierung wird die so gewonnene Freiheit nutzbar machen, damit Deutschlands Wirtschaftsleben gesundet, namentlich auch damit ausreichende Arbeitsgelegenheit mit angemessener Ent lohnung geschaffen werden kann. Die deutsche Wirtschaft muß wieder in die Weltwirtschaft eingegliedert werden. Wir müssen deutsche Er­zeugnisse mehr als bisher ausführen, um dadurch mit der Er­höhung unserer Kauffraft zur Steigerung des Waren= verbrauchs der Welt beizutragen. Nur auf diesem Wege fann die Passivität der Handelsbilanz überwunden und mit ihrer Aktivierung die Erfüllung unserer internationalen Berpflichtungen gesichert werden. Bis zum 10. Januar haben die vielfachen Handels­vertragsverhandlungen nicht überall zum Abschluß gebracht werden fönnen. So war es nötig, in einzelnen Fällen Provisorien abzuschließen. Auch wo vorläufige oder endgültige Abmachungen bisher nicht erreicht wurden, wird die Reichsregierung der deutschen Wirtschaft jede mögliche Erleichterung zu verschaffen trachten. Sie wird sich deshalb gegen alle Maßnahmen wenden, die die deutsche Handelsfreiheit beschränken und wird Lösungen suchen, die auf der gleichmäßigen Achtung der gegenseitigen Interessen der handel treibenden Völker beruhen.

Auf innerwirtschaftlichem Gebiet wollen wir dazu helfen, daß alle schaffenden Kräfte des deutschen Boltes zu höchftet Leistungs­fähigkeit entfaltet werden. Durch das Zusammenwirken aller werftätigen Schichten, wegen ihrer volkswirtschaftlichen und sozialen Bedeutung, unter denen der Handwerfer- und Bauern stand aus dem großen Kreise der selbständigen Gewerbetreibenden besonders genannt sei, muß die niedergebrochene deutsche Volkswirt schaft von neuem aufgebaut werden. Die Steigerung der landwirt­schaftlichen Erzeugung aus deutscher Scholle und die Stärkung der inneren Rauffraft sind das Biel , die Wege zu ihm wird die Reichs regierung mit Entschiedenheit beschreiten. Die Beseitigung aller unnötigen und die breite Masse der Berbraucher ausbeutenden Ber­teuerungen wird auch von der neuen Reichsregierung troß aller auf diesem Gebiet bislang erlebten Enttäuschungen ernsthaft weiter erstrebt werden. Wenn so der letzte Rest der Inflationswirtschaft

Ein Dichtergruß aus Danzig .

Kaum eine Wunde, die uns der Versailler Vertrag geschlagen hat, ist schmerzlicher und will schwerer vernarben als die Abtrennung der alten deutschen Hansestadt Danzig von ihrem Mutterlande. Wer Danzig fennt, wer sich einmal dem malerischen Zauber dieses altdeutschen Stadtbildes hingegeben hat und wer heute die starre Mauer des polnischen Korridors zwischen der deutschen Heimat und dem deutschen Danzig aufgerichtet sieht, empfindet um so leidvoller die Tragit eines Boltes, dessen Schicksal nach einem verlorenen Ariege vom Machtwillen seiner Gegner diftiert wurde. Diese Stadt ist wie ein Kind, das aus dem Elternhause geraubt und in eine fremde Welt gestellt wurde, die ihm niemals innerlich nahekommen wird. Deshalb liegt etwas wie harter Troj neben der Sehnsucht, mit der man heute in Danzig nach dem verlorenen Vaterlande zurückschaut. Diese Gedanken werden in uns lebendig angesichts des jüngst erschienenen Gedichtsbuches Danzig ( Antlig einer alten Stadt) von Willibald Omantowski( Danziger Berlagsgesellschaft m. b. 5.). Das Buch ist ein Genuß und ein Zeichen treuer Erinne rung der alten Stadt Danzig an die deutsche Heimat, ein Dokument aber auch des unzerstörbaren deutschen Charafters dieser Stadt. Unter den Städten, die in ihrem Stadtbild ein Stück deutscher Ge schichte und Kultur spiegeln und dadurch eine besondere Berühmtheit erlangt haben, nimmt Danzig eine führende Stelle ein. Wer einmal dort geweilt hat, wird in dem Buche so manches Landschaftsbild, so manches bauliche Wahrzeichen, das sich seinem Gedächtnis einge­prägt hat, mit froher Ueberraschung wiederfinden. Aber auch jeder Freund altdeutscher Städtebautunft, der Danzig selbst noch nicht gesehen hat, wird sich gern in die mit bildkräftiger Anschaulichkeit gebotenen Darstellungen des Buches verfenten. Da ist der Rathaus turm, eine Lanze, dionyfisch aufgefteilt in Bogelflug, in Wolfen wand", ein Wahrzeichen, vor dem der Dichter ausruft:

,, Stein, rede du,

wes Art du bist und messen dieses Land! Da sind die Kirchen mit ihrer düsteren Bucht und ihrer feier­lichen Ruhe, voran St. Marien, deren flobiger, vierkantiger Barod turm ist wie eine Fauft zu schauen, die sich nach oben reckt". Da geht es durch eine verträumte Gasse nach einem alten Patrizier house, einem friedenden, einsamen, stolzen Balafte, durch ein hoch ragendes Stadttor, und da klingt der zauberfame Sang der Glocken­ſpiele,

,, die von den alten Türmen niederbrechen,

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dich ganz durchdringen wie der Wein die Schale aus Bergkristall. Man kann davon nicht sprechen." Und da rauscht schließlich auch das dunkle Lied des Meeres, und die Weichsel versinkt im Abenddämmer, und aus der schynalen greift ein Licht

Luke eines Kahnes

mit schlanken Fingern nach der Flut und wirft verliebt die goldne Glut dem Fluffe in das Nachtgesicht." Omankowski ist ein Dichter, der in seiner engeren Heinat schon seit längerer Zeit einen guten Ruf genießt. Aber man mrde ihm

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Stärkung und Gefundung der deutscher Wirtschaft fann auch die Grundlage gefunden werden, um die fozialpoli­tische Arbeit, die feit Jahrzehnten der Stolz des deutschen Volkes gewesen ist, im Rahmen des wirtschaftlichen Möglichen zu festigen und weiter auszubauen. Für die Sozialversicherung war das Jahr 1924 ein Jahr des Wiederaufbaues. Die weitere Ausgestaltung ist uns soziale Pflicht. Die bereits in Vorbereitung befindlichen, diesem Zwecke dienenden Gesezzentwürfe sollen balaigft dem Reichstag zu­geleitet werden. Dem nach wie vor

drückenden Problem der Erwerbslosigkeit

sucht die Reichsregierung durch Schaffung vermehrter Arbeits­gelegenheit und durch Errichtung einer Arbeitslofenversicherung gerecht zu werden.

der Sozialreform eintreten, insbesondere glaubt die Reichsregierung, Auch auf dem Gebiet des Arbeitsrechts soll fein Stilstand dem Wunsche aller Parteien entsprechend, ohne Verzug den Entwurf eines Arbeitsgerichtsgeseges den gesetzlichen Körper fchaften unterbreiten zu können. Die Reichsregierung ist sich bewußt, daß die augenblickliche Arbeitszeitgefeggebung nur ein durch die besonderen Zeitumstände geretfertigtes Notrecht darstellt und daß die aus ihr erwachsenden

fozialpolitischen Härten so schnell beseitigt werden müssen, als es die Besserung der Wirtschaftslage irgend zuläßt. Was die Lohn und Gehaltsentwidlung betrifft, so wird sich die Regierung dafür einfeger, daß Verbesserungen der wirt­schaftlichen Lage auch der Arbeiterschaft zugute tommen. Durch die Berbesserung der Inderberechnung soll größere Klarheit über die wirkliche Kauffraft der Arbeitseinfommen geschaffen werden.

Die Regierung wird, soweit es mit den Maßnahmen gegen die Wohnungsnot vereinbar ist, in dem

Abbau der Wohnungszwangswirtschaft fortfahren. Dabei wird sie sorgfältig die Bedürftigen, die wirtschaft. lich Schwachen und die kinderreichen Familien berüd­fichtigen, insbesondere wird fe nötigenfalls scharfe Maßnahmen gegen die wucherische Ausbeutung freiwerdender Räume vorsehen. Sie wird auch sonst bestrebt sein, das Los der Hilfs- und Fürsorgebedürftig nach Kräften zu lindern. Eine gefunde Sozialpolift dient nicht etwa nur dem Wohle der Arbeitnehmer, sondern ist mit dem Gedeihen der Wirtschaft und des gesamten Boltes, aufs innige verknüpft. In ihr finden sich daher alle Stände zusammen. Sie sollen alle in sich gefunden und, selbst. tätig ihre Interessen förderud, dem Wohle des Ganzen dienen. Zur Wufwertungsfrage

werden dem Reichstag in, türzester Frist gesetzgeberische Vorschläge unterbreitet werden, die endgültiges Recht schaffen sollen.

Dabei follen in vollen Verständnis für die Noflage insbesondere der alten Sparer in Orgänzung der driffen Stenernotverordnung im Rahmen des wirtschaftlich möglichen den berechtigten Wünschen der durch die Geldentwertung Geschädigten Rechnung getragen werden.

auf chriftlicher Grundlage erwachsene Kultur muß vertieft und ihre Güter müssen in möglichstem Umfange auch den Nichtbemittelten zugänglich gemacht werden. Von der heranwachsen­den Jugend find Gefahren, die Körper und Seele bedrohen, abzu­wehren. Diese Aufgaben liegen im einzelnen hauptsächlich den Ländern und Gemeinden ob; die Reichsregierung will jeboch ihre gesamte Regierungstätigkeit von solchen filtlichen Grundgedanten durchdrungen sehen. Im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Zu­ständigkeit hofft sie ein seit langem vorbereitetes

Reichsschulgeset

dem Reichstage demnächst vorlegen zu können.

Für die praktische Arbeit der nächsten Zeit ist wichtig, daß der dem Hohen Hause bereits vorgelegte Haushaltsplan erst dann in vollkommener Gestalt verabschiedet werden kann, wenn eine Anzahl von Borfragen gesetzgeberisch beantwortet sind. Solche Vorfragen find die

Aufwertung, der Finanzausgleich und die Steuergesetzgebung. Die Reichsregierung wird die bereits vorbereiteten Gesetze möglichst bald dem Reichstag zuleiten. In der Zwischenzeit wird es möglich sein, die Haushaltspläne der einzelnen Berwaltungen zu beraten. Die Reichsregierung wird ihr Bestes tun, um das deutsche Volk einer dauernden Gesundung zuzuführen. Vorerst wird die schwere Not, die auf unserem Volte laftet, nur langsam behoben werden tönnen. Ein Borwärtsschreiten auf der ganzen Linie wird nur möglich sein, wenn jeder einzelne seine Kraft in den Dienst des Bater­landes stellt, und wenn das deutsche Volk aus seiner Zerrissenheit heraus sich immer einmütiger zusammenschließt. Dann, aber auch nur dann, wird das deutsche Volt durch Mühen und Entbehrungen hindurch sich im Kreise der anderen Bölker den Weg zu einem Wiederaufstieg bahnen, der ihm eine friedliche Zukunft sichert, die seiner Vergangenheit würdig ist.

Nach der Kanzlerrebe gab es noch furze lärmende Kund­gebungen der Kommunisten. Dann wurde um 7 Uhr die Be sprechung der Regierungserklärung auf Dienstag 12 Uhr vertagt.

Der neue Reichsfinanzminister.

Aus Beamtenfreisen wird uns geschrieben:

Die Ernennung des Ministerialdirektors von Schlieben zum Reichsfinanzminister ist ein neues Symptom für das Niveau des Kabinetts Luther . Herr von Schlieben, Ritter des Johanniterordens, hat sich während seines furzfristigen Aufstiegs­nach kurzem Debut in der Reichskanzlei 1919 als Ministerialrat im Reichsfinanzministerium, wo er 1921 zum Ministerialdirektor auf­rückte)-mehr und mehr zum gefügigen Bollstreder eines höheren Willens oder ihm nicht immer erkennbarerer politischer Direktiven entwickelt. Er pendelte mit zunehmender Virtuosität zwischen Etat­und Steuerabteilung des Reichsfinanzministeriums und wurde den beiden Chefs dieser Abteilungen ein unentbehrlicher Mittler in den Lohn und Gehaltsverhandlungen. Daß er mit ihnen nicht in innere Konflikte geriet, dafür sorgte die gleiche politische Grundstimmung, von der alle getragen wurden. Diese Grund­stimmung hindert bekanntlich nicht an der Ablegung des Verfassungs­eides, und so braucht denn der neue Reichsfinanzminister nicht erst falscher Voraussicht kommender Dinge unterließ. nachzuholen, was ein anderes Mitglied des Kabinetts Luther in

politischen Lasten alle diese Verpflichtungen auf sich nehmen, so wird Soll das deutsche Staatswesen neben den schweren außen es mehr als je auf die Ausgestaltung des Steuerfystems an Das deutsche Volt dankt dem neuen Herrn im Reichsfinanz kommen. Gefeße sind vorbereitet, die eine systematische, einheitliche, wirtschaftlich richtige und sozial gerechte Besteuerung in tIarft en minifterium viel mehr als mancher denkt. Während der Inflations­ffarsten einfachen Formen herbeiführen sollen. Die soziale Gezeit hat er es oft genug ausgesprochen, warum er eine grund­rechtigkeit umfaßt auch eine Berücksichtigung der Kinderreichen. legende Aufbesserung der Staatsarbeiterlöhne und Beamtengehälter Auch nach Durchführung dieser Steuerreform wird die steuerliche nicht verantworten fönne: er wolle nicht die Inflation ſtei­Belastung des deutschen Boltes immer außerordentlich hoch bleiben. gern! Immer wieder ist ihm in den Gehalts- und Lohnverhand­Die Steuern aber dürfen, wenn sie nicht ihren eigenen 3wed auf lungen vorgehalten worden, daß doch endlich einmal die Steuer­die Dauer verfehen wollen, nicht so drückend sein, daß sie die Wirtschraube dort angezogen werden jolle, wo noch etwas zu holen schaftskraft lahmegen oder der arbeitenden Bevölkerung eine nicht fei. Und immer wieder zog sich Herr von Schlieben achselzuckend tragbare Belastung auferlegen. Deshalb soll der von der scheidenden hinter die Begrenztheit feiner Befugnisse zurück, die Regierung bereits in erheblichem Umfange begonnene ihm die Lösung dieser Aufgabe leider nicht gestatte, da sie Ange Tegenheit der Steuerabteilung set.

bau jeder übermäßigen Besteuerung,

die im letzten Jahre um der Erhaltung der Währung millen nötig war, nach Möglichkeit fortgesetzt werden.

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Herr von Schlieben hat seine Amtshandlungen stets bas Alle wirtschaftlichen, sozialen und steuerlichen Maßnahmen aber muß ihm au chder Kritifer zuerkennen im Rahmen der strengsten fönnen für sich allein den Wiederaufstieg Deutschlands nicht herbei- Objektivität vollzogen. Allerdings hat ihn diese Stellungnahme führen. führen. Vielmehr müssen die sittlichen Lebenswerte zu immer nicht gehindert, gelgentlich den Versuch zu Lohn und Gehalts stärferem Einfluß im gesamten Staatsleben gebracht werden. Unsere drüderei zu unternehmen, wie z. B. in seinem Brief- vom

Unrecht tun, wenn man ihn als 3weddichter in dem wegwerfenden| Sinne einschäzen wollte, der so leicht dem Begriffe Heimatkunst" inneres Grlebnis, das nach und nach unwiderstehlich zur Ge­anhaftet. Das Antlig der alten Stadt Danzig ist Omantomsti ein staltung gedrängt hat. Gewiß finden sich im Ausdruck vereinzelt dem Glanz und der Fülle der Darstellung nicht ins Gewicht. So ist Wendungen, die gesucht und flach anmuten, aber sie fallen neben das Buch auch eine dichterische Gabe von eindringlichem Reize.

Dr. Wilhelm Bolze.

Drei Tanzabende.

Mar Terpis, der Meister und Reformator unseres Staats­balletts, gab einen Solo Abend im Blüthnerlaai. Sein Programm litt unter der Ueberfülle humoristischer Nummern. Was umfa bedauerlicher war, als das Scherzhafte und Burleske feines megs auf der Linie feiner Begabung liegt, die ihren stärksten Ausdrud in den gehaltenen, schlicht- feierlichen Rhythmen einer Bavane" fand. Hier, im Formenkreis des geschlechtslosen Heiligen, wirfte auch eine feminine Note am wenigsten störend, die sonst nicht selten peinlich fübar wurde. Schön war die dritte Programmnummer Dagobah" in dem fein nüancierenden Wechsel zart fließender und fraftvoll schwingender Bewegung. Alle Kompositionen trugen den Stempel der Wigman - Schule: sehr einfache, stets rein tänzerische Motive und in vollkommen flarer, fonsequent geschlossener Aufbau. Charafte ristisch die Neigung, das Auftaktmotiv im Schluß nochmals auf flingen zu lasien. Starfe Eindrücke blieben aus, das Ganze hielt sich auf achtbarer mittlerer Linie.

Am Tage darauf produzierte sich an derselben Stelle Eugenie Eduardowa mit ihrer Balletischule. Sie selbst als Tänzerin ohne Bedeutung. Aber eine erfolgreiche Lehrmeisterin. Aus dem Schülerreigen hervorragend Ruth Marcus und Marianne Winkelstern . Beide artistisch vollendet, künstlerisch vornehin und von persönlicher Ausdrucksfähigkeit. Marianne in weichen und doch deutlichen Konturen, Ruth scharf atzentuierend. Ueber den Stil, der hier gepflegt wird, den alten Ballettstil, ist nichts mehr zu sagen. Er laßt sich nicht zu neuem Leben erweden. Der Reiz der gewicht- und gelentlosen Gummipuppe ist fein künstlerischer Reiz. Wohltuend allein das Gefühl der Sicherheit: Sie alle haben etwas gelernt, fie beherrschen die Technit ihrer Kunst. Ein Gefühl, das man bei Tänzerinnen modernen Stils leider nicht immer hat. Die Gesamtwirkung aber schal und oberflächlich. Kaleidoskop, schöne Arabesken, die das Auge im Moment erfreuen, aber feine seelischen Eindrücke erzeugen, feinen Nachhall. wecken, teine Bereicherung

bringen.

Der interessanteste Abend der vorigen Woche war im Sturm, dische, javanische, japanische und chinesische Maskentänze, Produite wo der taubstumme Tänzer Spiegel Erotisches vorführte. In­ciner fremden, hochentwickelten Kultur. Lebendige asiatische Gegen stücke zu verschollenen europäischen Renaissancetänzen. Finger­fpreizende preziöfe Grazie, stelgbeinig stolzierendes Bavoneggiando, fultischer Rausch, gespenstische Bizarrerie. Einheitlicher, sehr strenger Stil. Der Stil indischer und chinesischer Plastik und Keramit. Ge­misch von Naivität und Raffinement. Auch in grellfter Pantomimit nie lächerlich, aber zuweilen rührend und in seinen seelischen Wir

fungen noch lange tief nachtlingen. Die fennzeichnendste Schöp fung der körperrhythmischen Kunst Asiens , den bewegungslosen hat, wagte freilich auch dieser Vermittler uns nicht zu zeigen. Tanz, um deffen Reproduktion fich die Wigman vergebens bemüht Schade. Es wäre lehrreich, einmal festzustellen, wie unsere chronisch reagieren. gepeitschten Nerven auf ihn, den Nirwana- Schlummer erzeugenden, John Schifowsti.

Der Berliner Bolfschor bot am Sonntag in der Hochschule für Mufit seinen Freunden einen auserlesenen Genuß: Schuberts tief. innerliche, von unfagbarer Traurigkeit erfüllte interreise". Das Glüd war dem Chor hold: er fonnte feinen besseren Dolmetsch finden als Herrmann Scheh, der diese Lieder mit großer Innigkeit und vollen Verständnis fang. Mit feinem Taft und großer Aufmerksamkeit begleitete ihn Michael Taube am Flügel. Die Zuhörer wurden oft zu stürmischem Beifall hingeriffen. Das war nur zu berechtigt, denn gerade die Art, wie hier Schuberts Schöpfung wiedergegeben wurde, ließ begreifen, daß solche Lieder nur ein ganz Großer aus dem Reich der Töne vollenden tonnie. Diese Darbietung schloß sich würdig an den Vortrag der Müller. lieder" an, die auf Veranlassung des Chors vor zwei Jahren am gleichen Ort gesungen wurden.

W. 21.

Die reichsten und die ärmsten Länder. Nach einer Statistit, die in Belgien veröffentlicht wird, werden die reichsten Länder für das das Jahr 1924 auf die folgenden Summen pro Kpof der Bevölkerung geschätzt: die Vereinigten Staaten mit rund 10 000 m. auf den Einwohner, Kuba mit rund 8000, England mit 7800, Kanada mit mit 5400, Frankreich mit 4500, Argentinien mit 4000 m. und die 7600, Neufeeland mit 6000, Uruguay ebenfalls mit 6000, Belgien Echweiz mit ebensoviel. Als die beiden ärmsten Länder werden China und Indien bezeichnet, wobei in China auf den Kopf der Bevölkerung 400 und in Indien rund 300 m. tomment. Deutschland und Rußland sind nicht angegeben, augenschein lich, weil die Verhältnisse zu schwer zu übersehen sind.

Der Opernbell der Staatstheater ist am 23. Januar. Am 22. bleibt das Opernhaus Unter den Anden geschlossen.

Refte des Salomonischen Tempels entdect? Aus Jerufalem wird gemeldet: Bei Reparaturarbeiten an der Moschee von Omar stießen Arbeiter auf eine alte Treppe, die vermutlich noch ein Ueberbleibsel des Salomonischen Tempels ist, der an derfelben Stelle gestanden hat, wo sich jetzt die Moschee bon Omar erhebt. Der Tempel wurde seinerzeit von Rebukadnezar zerstört, schiedenen Zerstörungen ausgesetzt und endlich wieder von Herodes neu aber von Bedeliah und seinen Nachfolgern wieder aufgebaut, darauf ber.

aufgebaut.

baren Schlittencoupés, die von Propellein angetrieben werden, enthalten Mersschliffen in Rußland . Auf den Flüssen Bolga und Dia ift während des Winters ein regulärer Hero chlittenberkehr eröffnet worden. Die hetz mölf Sitpläge und erreichen bei der Fahrt auf dem Eise eine Stunden geschwindigkeit von 90 Stilometern.

dieser Tage ein eigenartiger Borkampf gezeigt worden. Aus Anlaß eines Achsjährige Boger. Im National Sporting Klub in London in Bobitätigteitsabends, für die Kriegsblinden trat der achtjährige Marquis bon Townsend mit einem gleich altrigen Knaben aus dem Londoner Baisen haus in den Ring.