Einzelbild herunterladen
 

Die Kreditgewährung der Staatsbank.

Untersuchung des Falls Kutisfer.

Der Untersuchungsausschuß des Landtags zur Nachprüfung der| von der Preußischen Staatsbant( Seehandlung) gewährten Kredite ( Barmat- und Kutister- Affäre) trat gestern zu seiner ersten Sigung zufammen.

Zum Borsitzenden wurde Abg. Dr. Leidig( D Bp.) gewählt. Bon Regierungsstellen ist nur ein Vertreter des Finanzministeriums anwesend. Der Borsitzende hält angesichts der Bedeutung der zu verhandelnden Angelegenheit auch die Teilnahme von Vertretern des Innen und des Justizministeriums für erforderlich.

Ministerialrat v. Schent vom preußischen Finanzminifterium gab zunächst einen allgemeinen Ueberblick darüber, wie sich die zur Erörterung stehenden Geschäfte entwickelt haben. Das Geschäft mit Kutister sei eigentlich ein Geschäft mit der Stein Bank ge­sen, das im Oftober 1923 begann. Die Kredite für die Stein­Bank, deren Generaldirektor Kutister war, beliefen sich bis Fe. bruar 1924 auf etwa 4,8 millionen Mart, die, wie üblich, durch doppelte Effektendeckung, später auch durch Wechsel ge­deckt waren. Ende Februar trat dann Kutister an die Preußische Staatsbank   heran, um einen großen Kredit für längere Frist für eine erhebliche Transaktion zu erlangen. Es handelt sich um den Berkauf des Hanauer Lagers.

21s Dedung für diesen Kredit waren wieder die im Depot liegenden Effetten sowie über 800 einzelne Wechsel, die in ihrer Qualität außerordentlich verschieden zu bewerten sind, und als Bujazdeckung das Hanauer Lager selbst angegeben. Die Wechsel wurden nur zu cinem Teil eingelöst, zu einem erheblichen Teil dagegen nicht. So entstand eine sehr starte Belastung Kutisters. Es stellte fich heraus, daß infolge pflichtwidrigen Arbeitens eini ger Beamten die vorgesehenen Effekten- und Wechseldeckungen auch nicht annähernd vorhanden waren. Von der Generaldirektion wurde der Beschluß gefaßt, daß weitere Kredite nicht mehr in Frage fämen. Die weitere Abwicklung stellte sich dann infolge des Fehlens der Dedung außerordentlich schwierig, weil nunmehr entgegen dem Grundgedanken des Arrangements vom Februar der tatsächliche Wert des Hanauer Lagers eine angehende Bedeutung gewonnen hatte. Die Abwicklung hat sich auch bis heute nicht zu Ende führen lassen, wenn auch verschiedene Versuche ge­macht sind, das Hanauer Lager zu verkaufen. Es handelt sich um ein Militärlager mit militärischem Eisenbahnbedarf. Berhandlungen mit der litauischen, russischen und rumänischen Regierung hatten schließlich das Ergebnis, daß das Lager für 9,6 millionen Mark an die rumänische Regierung verkauft werden sollte. Ein Zwischenfall, über den bis heute noch feine vollständige Selarheit besteht, hat die Verhandlungen mit Rumänien   wieder vereitelt. Das Hanauer Lager besteht zu einem großen Teil nur aus Liebhaberwerten, die wirtschaftlich schwer verwendbar sind. Die vorhandenen Sicherheiten reichten zur Dedung der Forderung der Staatsbant nicht aus. Die Staatsbank hat ihre Forderung, die fich an eine ganze Reihe der zu Kutister gehörenden Industriemerke richtet, Ende Oftober einer Treuhandgesellschaft über­tragen. Der Redner betonte noch, daß schon im Mai 1924, als die

Unterdeckung der für die Kutister- Kredite bei der Staatsbank hinter legten Sicherheiten bekannt wurde, die Staatsbank drei Beamte abgebaut habe.

Im Falle Barmat

bat die Staatsbank Kredite an sieben Unternehmungen Barmats ge­geben, die eine Höhe von etwa 14 Millionen Mart er ichten. Die höchsten Kreditgeschäfte wurden mit der Amägima. efeffchaft abgeschlossen Schon vom August 1924 an war die taatsbant bestrebt, die Kreditgeschäfte mit den Barmats abzu ehen, Trohdem gab die Staatsbant nochmals ihre Zuftimmung einem Kredit von 200 000 m., der durch irgendwelche Umstände his auf 2 Millionen gefliegen iff.( Bewegung.) Als Sicherheit für die Barmat- Kredite dienten Wechsel der Konzernfirmen und vor allem auch der holländisch en Amärima Gesellschaft, über deren endgültigen Wert noch nichts gesagt werden kann, zumal noch andere Stellen erhebliche Forderungen an die Barmats haben, beispielsweise die deutsche   Girozentrale.

Zum Fall Michael erklärte der Referent, sich nicht ausführ: lich äußern zu fönnen, denn das Bankgeheimnis müsse hier gewahrt werden. Für die Staatsbant liegt bezüglich Michaels feine Beran laffung vor, anzunehmen, daß unlautere oder strafbare Handlungen in Frage tommen oder daß die Sicherheiten Michaels in Zweifel zu ziehen seien.

ter zu.

Der Ausschuß wandte sich dann im einzelnen dem Falle Kutis Der Vorsitzende Leidig( DBp.) ftellt an den Vertreter der Regierung das Ersuchen, zu schildern, wie denn der Anfang der Geschäftsverbindung Staatsbant- Kutister sich gestaltet hätte. Ein Vertreter des Ministeriums erklärt, daß die Geschäftsverbindung mit dem Banthause von Stein im Oftober 1923 angetnüpft worden sei.

Kutister habe Auskünfte einer früheren Bant, mit der er in Berbindung fland, fowie militärischer Stellen vorgelegt. Sie befänden sich aber nicht mehr unter den Atten, da Kutister fie später wieder zu fich genommen habe. Im Dezember 1923 fet die Auskunft günstig gewesen. Die Geschäfte beschränkten fich zunächst im Oktober und November auf börsenmäßige Geschäfte durch Bermittlung der Staatsbant. Gegen Ende Dezember 1923 habe das Lombardgeschäft begonnen.

Auf die Frage des Borsigenden, ob die Geschäfte auf Dedung gemacht worden seien oder ob es sich dabei auch um Borschüsse ge handelt habe, betont der Regierungsvertreter, daß Borschüsse damals nicht gewährt wurden. Die Deckung habe bestanden zunächst in 1 500 000 m. börsenständiger Wertpapiere und einer Briefhypothefendeckung von 500 000 m. Als sich im Januar die Schuld vergrößert hatte, sei auch die Wechseldeckung erhöht worden. Später sei das Hanauer Lager in die Affäre hineingekommen.

Auf eine weitere Anfrage, um welche militärischen Stellen es fich bei der Vermittlungsangelegenheit mit Kutister handle, er­flärt der Regierungsvertreter, daß hier anscheinend militärische Stellen im Often in Frage tommen, mit denen Kutister da­mals zu tun gehabt hat.

Abg. Kuttner( S03.) fragte, ob bei der Anknüpfung der Ge­schäftsbeziehungen mit Kutisker politische Momente mitgespielt haben. Ein Regierungspertreter: Nein, Kutister hat sich auch nicht auf politische Beziehungen berufen. Hierauf wurde eine Auskunft der Firma Schimmel­pfeng verlesen, in der es u. a. heißt: Kutister ist als litauisch russischen Finanzkreisen hervorgegangen, gilt als guter Kaufmann

und

hat befonders gute Beziehungen zu flerifalen Kreisen und zur Landwirtschaft. An der Berliner Börse   erfreut sich die Firma guten Rufes. Nach­teiliges ist nicht bekanntgeworden. Die Stein- Bant hat im Jahre 1922 einen Reingewinn von 23 Millionen gehabt.

Regierungsvertreter: Diese Auskunft, die durch eine weitere der Handelszentrale Dst" ergänzt wurde, sowie vorgelegte Hypothefenbriefe haben die Geschäfte der Staatsbant mit Kutister eingeleitet.

Abg. Dr. Binterneil( DBp.) erklärt dazu, man habe da­mals allgemein in Berliner   Finanzfreisen hinter der Mercantil bant, die zum Autister- Konzern gehöre, flerifale Kreise vermutet.

Der Vorsitzende weist darauf hin, daß nach den bisherigen Fest­stellungen die der Staatsbant von Rutister übergebenen Hypotheken­briefe überbewertet worden sind. Es müsse nun ermittelt wer den, ob diese Ueberbewertung ein Verschulden der entschei denden Beamten darstelle.

Auf verschiedene Fragen erteilt Staatsbankpräsident Schrö. der Auskunft über die Geschäftsorganisation der Staatsbant. Es bestand die llebung, daß alle Geschäfte von irgendwelcher Bedeutung der Generaldirektion vorgelegt werden mußten.

Die Kulistet- Geschäfte hätten nach ihrer Bedeutung jämtlich der Generaldirektion vorgelegt werden müffen, was nicht geschehen ist. lieber das Verschulden von Rühe will sich der Staatsbantpräsident nicht äußern, weil das gegen Rühe eingeleitete Disziplinarverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Objektiv aber, so fährt der Präsident fort, muß ich nach den bisherigen Feststellungen jagen, so hätte nicht ge­arbeitet werden dürfen. Als wir an die Abwicklung der Kutister. Geschäfte gingen, Anfang Mai, wurde jeder Schritt in der General direktion beraten. Die Borschriften über die Lombardbeleihung sind bet der Staatsbank im wesentlichen die gleichen wie bei der Reichs­bank. Wir haben uns auch stets bemüht, in Einklang mit der Reichs: bant zu arbeiten. Bei der Kreditrestriktion der Reichsbank mar nur der Wille maßgebend, weiteren Notendruck zu vermeiden. Die ver fügbaren Gelder sollten auch nach dem Willen der Reichsbank von uns der Wirtschaft zugeführt werden. Der Fehler liegt hier nur in der Hergabe sehr großer Summen an einzelne Stellen ohne ausreichende Prüfung, ob diese Kredite gesunden wirtschaftlichen 3weden dienten.

Vorsitzender Dr. Leidig( DBp.): Es muß für die Lombard­geschäfte doch eine gewisse Ülebung bestanden haben. Wenn als Unterlagen Wechsel gegeben wurden oder Börsenpapiere achter Ord­nung, hat der Sachbearbeiter dann auch eine bestimmte Uebung zu verfolgen gehabt?

Präsident Schröder: Große Geschäfte mußten der Gene raldirektion vorgetragen werden. Der Sachbearbeiter hatte dann nach ihren Beschlüssen zu arbeiten. Schriftstüde werden von zwei Dezernenten gezeichnet. Im Falle Kutister waren das die Herren Rühe und Hellwig. Wechsel wurden als Dedung nur angenommen, wenn sie 3 gute Unterschriften enthalten. Es ist Aufgabe der Sachbearbeiter, die Güte der Unter­schriften festzustellen. Auf weitere Fragen erklärte der Präsident der Staatsbant, daß es jetzt Gepflogenheit sei, daß täglich eine Liste der zwei Tage vorher gezahlten Vorschüsse vorgelegt wird. Im übri gen muß der Präsident sich auf seine Mitarbeiter verlassen tönnen und Bertrauen zu ihnen haben, daß sie der Generaldirektion die großen Geschäfte vortragen.

Der Börjentommissar erwidert auf eine Frage des Bor sitzenden, daß bei der fortschreitenden Geldentwertung die einzelnen Debitorenziffern heraufgelegt wurden, so daß sich ein gewiffer Ueber. blick über die Bant- und Kreditgeschäfte ergab.

Abg. Dr. Kaufhold( Dnat.):

Handelt es sich bei der Stein- Bant um die altbekannte Firma Stein in Breslau  , die als Bankhaus der schlesischen Geistlichkeit. und Landwirtschaft gilt?

Präsident Schröder bejaht das und findet darin vielleicht die Erklärung dafür, daß nicht nähere Auskünfte eingezogen wurden. Abg. Dr. Kaufhold( Dntl.): Diese Frage fann eigentlich nur Herr Rühe erschöpfend beantworten. Ob Kutister mit einem Empfehlungs schreiben fam oder ob Rühe einen Empfehlungsbrief von irgendeiner Seite bekommen hat das fann nur Rühe und Kutister beantworten. Borf.: Sind auch im Handelsministerium Atten über die Stein Bant vorhanden?

Staatstommissar für die Börse: Im Mai 1923 trat die Stein- Bant, deren Aftienmajorität Iwan Kutister erworben hatte, an den Börsenfommissar mit den Antrag heran, ber Stein- Bant die Rechte einer Devisenbank zu gewähren. Dabet tegte die Stein- Bant eine Bescheinigung der Darlehnstasse Dst über den bisherigen glatten Berlauf der Geschäftsverbindung mit Kutister, ferner ein Empfehlungsschreiben der Direktion der Distonto. Be. sellschaft, das aber nicht von einem Geschäftsinhaber oder Direttor gezeichnet war, vor. Bir verlangten zunächst vom an desfinanzamt Auskunft über Kutister, die dahin lautete, daß gegen Rutister persönlich erhebliche steuerliche Bedenten beständen. Die Berliner   Handelstammer teilte uns mit, daß Kutister, der den Attienmantel der Stelu- Bant von Herrn v. Stein getauft hatte, ein gewandter Geschäftsmann fei, der als Litauer in engster Berbindung mit den litauischen Behörden stehe. Seine Mittel würden als sehr groß bezeichnet, so daß an feiner 3 a hlungsfähigteit nicht zu zweifeln sei. Die Auskunft Der Handelstammer Breslau   hat keine Bedenken dagegen geäußert, daß die Bant p. Stein als Devisenbant zugelassen würde. Auch sonst find teine Bedenten laut geworden. Aber wir müssen unser Augenmert noch auf andere Dinge richten. Wir haben damais der Kutister- Stein- Bant schon steptisch gegenübergeftanden, weil es fich um einen Mantellauf handelte und über die Persönlichkeit Kutisters als Ausländer feine genauen Informationen zu erlangen waren. Diese Erwägungen und die steuerliche Auskunft des Landes­finanzamtes haben uns dazu veanlaßt, das Verlangen der Kutister­Stein- Bant auf 3ulassung als Devisenbant abzu lehnen und der Stein- Bant in ihrer veränderten Gestalt auch das Depot- und Depofitenrecht nicht zuzugestehen.

Auf eine Frage des Abg. Kremer( D. Bp.) erklärt der Börsenfommissar, daß politische Momente für den Verkehr mit Autister nicht maßgebend gewesen sind, daß ihm auch nichts erinnerlich oder bekannt sei, daß folche politischen Momente von anderen Seiten in das Geschäft mit Kutister hineingetragen worden find.

Finanzrat Bretenfeld erflärt auf weitere Fragen, nach seiner Ueberzeugung habe Staatsfinanzrat Dr. Rühe Kutister für einen außerordentlich potenten Kunden gehalten. Rühe habe die Aufgabe gehabt, die Gelder der Staatsbant turzfristig unterzubringen. Da habe er auch in anderen Fällen, ohne die Gene­raldirektion zu unterrichten, Kredite gegeben, wenn auch nicht in folcher Höhe wie an Kutister. Als die Ueberbewertung der Hypo. theken bekannt wurde, feien weitere Strebite nicht gewährt worden. Kutister hat die Stein Bant im Dezember 1920 er. worben.

Auf weitere Fragen erwidert der Präsident der Staatsbant, daß Mitte Februar 1924 die Geschäftsverbindung mit Kutister in der Generaldirektion vorgetragen wurde. Die nach dem Mai, wo das Debetfonto Rutisters etwa 10 Millionen erreicht hatte und die Staats­bank teine Kredite an Kutister mehr gab, noch entstandene Erhöhung dieses Debetkontos erfiärt sich dadurch, daß die nicht eingelöften Wechsel in Höhe von 3 Millionen und eine Binsenlaft von 1 Million zu Lasten Kutisters geschrieben wurden, so daß die Gesamt­schuld 14 millionen erreichte.

Abg. Kuttner( Soz.): Ich frage hiermit die Vertreter der Staatsbant offiziell, ob irgendeinem von ihnen jemals zu Ohren ge tommen, sei es, daß Kutister sich auf politische Verbindun gen berufen hätte, um seine Kredite zu bekommen, sei es, daß eine politische außerhalb des Geschäftslebens stehende Persönlichkeit fich bei der Staatsbank für diese Stredite verwendet hat, sei es irgend

ein anderes Moment?

Präsident Schröder: Ich gebe die Antwort am besten mit einem runden Nein.

In der ganzen Zeit, wo wir mit der Reffung der an Kutister gebenen Gelder beschäftigt waren, haben wir täglich über den Fall aesprochen, aber niemals wurde mit einem Worfe erwähnt, daß die Beranlaffung für die Kreditgewährung die Empfehlung durch irgendeine politische Persönlichkeit gewesen wäre. Auf eine Frage des Borsigenden schildert Präsident Schröder den Werdegang von Rühe und Hellwig. Staatsfinanzrat Dr. Rühe, der jetzt im vierzigsten Lebensjahre steht, trat 1919 von der Reichsbank zur Staatsbant über. Er

uneeradain

hat die übliche Laufbahn der Reichsbantbeamten durchgemacht, hat studiert und promoviert und wurde im Kriege in der Aufsicht der Banken des besetten belgischen Gebietes be schäftigt. Er hat sich an allen Stellen als ein besonders sorgfältiger, zuverlässiger und tenntnisreicher Beamter bewährt.

Dr. Hellwig ist etwa 39 Jahre alt, ist Jurist und 1921 in die Staatsbank als Juftitiar eingetreten, nachdem er vorher als Assessor im Justizministerium beschäftigt war. Sein Uebertritt erfolgte auf besondere Empfehlung des Justiz ministeriums. Nachdem er sich eingearbeitet hatte, wurde er an der Staatsbank nicht nur mit juristischen, sondern auch finanziellen Ar­beiten beschäftigt.

Der Borsigende faßte darauf das Ergebnis der Verhand lungen zusammen.

Auf Antrag des Abg. Stolt( Komm.) wird beschlossen, von der Staatsbank die Geschäftsbedingungen für Oftober 1923, Februar 1924, Mai 1924 und jezt einzufordern, ebenso das Verzeichnis der Kutister Wechsel. Von der Polizei soll Auskunft darüber eingeholt werden, wie Kutister nach Deutschland   ge nung befommen hat. Weiter sollen die Aeußerungen vorge tommen ist, wo er sich aufgehalten und wie er seine Woh= legt werden, die der Amtliche Preußische Pressedienst zum Fall Kutister gemacht hat.

Weitere Anträge der Deutschnationalen werden bis zur nächsten Sigung zurückgestellt.

Die nächste Sigung des Ausschusses findet am Dienstag, den 27. Januar, vormittags 11 Uhr, statt. Eine weitere Sigung ist für Mittwoch vorgesehen.

Freispruch im Oberlandprozeß! Wegen hoher Vaterlandsliebe und der milden Urteile gegen Kommunisten...

München  , 24. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Prozeß gegen die Oberlandführer wurde am Sonnabendvormittag drei Stunden lang hinter verfchloffenen Türen geführt, da die Angelegenheit des Frontbannes zur Sprache tam, in der das Gericht bei hergestellter Deffentlichkeit eine Gefährdung der Staats­sicherheit erblickte. Hierauf hielt der Staatsanwalt Full seine An­flagerede. Er wies zunächst darauf hin, daß der Bund Ober. and im Jahre 1923 von der bayerischen   Regierung sehr gern ge­sehen sei, weil er im besten Sinne des Wortes vaterländische Arbeit geleistet hätte. Auch die Angeklagten hätten sich durch ihre vater­ländische Betätigung hohe Verdienste erworben und ein leuchten. des Beispiel hoher Baterlandsliebe gegeben. Für das Strafmaß fei außerdem von wesentlicher Bedeutung, daß die Ge­richte in den kommunistischen   Prozessen der letzten Zeit viel mildere Urteile gefällt hätten als früher, offenbar deswegen, weil die Ge­fährlichkeit der Kommunisten abgenommen habe. Hier unterbrach der Borsigende mit der Bemerkung, die Gerichte seien immer von der Boraussetzung ausgegangen, daß die gefährlichen Biele der Kommunisten sich nicht vermindert hätten. Zum Schluß beantragte der Staatsanwalt für alle vier Angeklagten je 2 Monate Gefängnis. Nach kurzer Beratung fam das Gericht aber zu einem Freispruch für sämtliche Angeflagte unter Auferlegung der often auf die Staatskaffe. In der Urteilsbegründung heißt es u. a., daß es anfangs zwar den Anschein gehabt habe, als ob der Deutsche  Schüßen und Banderbund eine Fortführung vom Bund Oberland gewesen sei. Die Verhandlung selbst habe aber für diese Annahme teinen schlüffigen Beweis erbracht.

Der Hamburger Putschprozeß.

Die Vernehmung der Angeklagten. Hamburg  , 24 Januar.( Eigener Drah bericht.) Der dritte Tag des hamburger hoch verroisprozelles brachte die Bernehmung der angeklagten Bürgerschaftsmitglieder Leon, Effer und Rühl Levy sprach über feine Kinder, Wander- und Kriegs erlebnisse. Nach zweistündiger Rebe gibt er zu den Beschuldigungen felbft an, er habe von nichts gemußt und sei erst bei seinen Ber fuchen, Näheres zu erfahren, auf die Rämpfenden gestoßen. Da habe er ben Rod ausgezogen und fei mitgegongen. Später habe er sich verborgen gehalten und es fei für ihn, als er in den Zeitungen von den Kämpfen las, felbstverständlich gewesen, daß die Kommunistische Partei   so etwas nicht gemacht haben tönnte. Zu Beginn der Nachmittagssigung schränkte der Haupange­flagte Urbahns seine frühere Aussagen, daß ein Generalftreit in bewaffnete Aufstände übergehen müsse, dahin ein, daß bewaffnete Rämpfe nicht gleichzusehen seien mit Sturz der Regierung oder der Republit.

im

Der Angeklagte Effer berichtet bei seiner Bernehmung sodann über die sogenannten Einigungsverhandlungen Hamburger Rathaus, an denen er als einer der Bertreter der Kommunisten teilgenommen hat. Trotzdem will er nicht wissen, wer das Antwortschreiben an den Ortsausschuß des ADGB. gesandt und verfaßt hat.

"

Der Angeklagte Rühl hat ebenfalls an den Einigungsverhand­Lungen teilgenommen und hat auch das Antwortschreiben an den Ortsausschuß überreicht. Auch er will nicht wissen, wer das Schreiben verfaßt und unterschrieben hat, obgleich er früher zugegeben hat, daß er mit dem Schreiben bei der verantwortlichen Stelle" zur Unterschrift war. Wiederholt befragt, erklärte der. An­geklagte( der der Vorsitzende der tommunistischen Bürgerschafts­fraktion, der Hauptkassierer des Bezirks Waffertante" und der Borfizende des Aufsichtsrats der Boltszeitung" B. m. b.. war), er habe das Schreiben im Borzimmer zur Unterschrift abgegeben, denn es durfte nicht jeder zu den verantwortlichen Personen. So fönne er auch nicht wissen, wer Verfasser und Unterzeichner fei. Dem Angeklagten wird dann noch vorgehalten, daß er in der Boruntersuchung ausgefagt habe, in der entscheidenden Bersammlung mit Thälmann   zusammengefommen zu fein und mit diefem über das Antwortschreiben an den Ortsausschuß und über die Ausnutzung eines erlaufchten Telephongesprächs des sozialdemo fratischen Polizeifenators gesprochen zu haben. Heute erklärte Rühl, daß er die Aussage in der Voruntersuchung nur gemacht habe, um aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden. Am Montag foll die Bernehmung des leßten Angeklagten Köp­pen erfolgen.

Der Putsch in Chile  . Generalsregierung in Chile  .

Condon, 24. Januar.  ( Eca) Die chilenische Gesandtschaft in London   verbreitet folgendes Kommuniqué: Unter dem Vorsiz der Generäle Datnell und Hortis wurde ein neues Ministe­rium gebildet. Sämtliche Unterstaatssekretäre haben die Lettung der verschiedenen Ministerien übernommen. Es muß darauf hin­gewiesen werden, daß trop dieser revolutionären Bewegung in ganz Chile   vollkommene Ruhe herrscht. Man glaubt nicht, daß eine Krise von längerer Dauer bevorsteht.

Santiago  , 24. Januar.  ( WTB.) Das Militär veröffentlicht eine Rundgebung an das Land, in der es die Rückfehr des Präsidenten Alessandri aus Europa   und die Einberufung einer ver­fassunggebenden Versammlung verlangt.

Die Rafifitation des Konforbats fand am Sonnabend im Baherischen Staatsministerium des Aeußern in Gegenwart fåmt­licher Minister, Staatsräte und der Vertreter der Koalitionsparteien zwischen dem Ministerpräsidenten Held und dem Nuntius Pacelli statt