Mindcstlohn von 12 SchiMng pro Schicht gefordert. Diese so- genannte Minority Movement(Minderheitsbewegung) wird durch die stündigeit Drohungen der Unternehmer, das bis zum 1. Juni 1925 laufende Lohnabkommen nicht mehr zu erneuern, wesentlich gefördert. Als weiteres Ziel wird von dieser Bewegung die Zusammenfassung aller britischen Berg- arbeiterverbände in eine Organisation gefordert, ferner ver- langt sie eine gemeinsame Abwehraktion der Berg- arbeiter Englands. Deutschlands und Frankreichs , um die von den Unternehmern dieser Länder überall beabsichtigte Herabsetzung der Löhne zu verhindern. Es ist nicht zu ver- kennen, daß die Bewegung in England mit ihrem entschlösse-
neu Borgehen Erfolge erzielt. Erst vor wenigen Tagen wurde berichtet, daß im Foreft-of-Dean-Bezirk ein Streik auszu- brechen drohte, allein zu dem Zweck, die Nichtorganisierten Bergarbeiter der Gewerkschaft zuzuführen. Die Zahl der unorganisierten Bergarbeiter nimmt auch in allen Revieren ständig alu Die Aussichten in beiden Ländern sind für den Bergbau trübe. Der Rückgang der Beschäftigung im Steinkohlen- bergbau, so erfreulich die Ursachen, wie die Verbesserung der Technik für die Gesamtheit auch sein mögen, kann für den Bergarbeiter st and die schlimmsten Folgen haben, besonders wenn die Unternehmer beider Länder einen
wüsten Konkurrenzkampf im Interesse ihres Landes bzw. ihrer Sondermterefsen entfesseln. Die Arbeitnehmer, Arbeit- geber und Regierung in England sowohl wie in Deutschland haben alle Veranlassung, sich mit dieser Lage zu befassen. Für die deutschen Arbeitnehmer aber ist es von der größten Wichtigkeit, das Problem klar zu erkennen. In diesem Kampfe der englischen Bergarbeiter müssen sie diese unter- stützen, indem sie die gleichen Löhne wie diese ver- langen. Der Preiskampf zwischen beiden Ländern darf nicht durch Herabsetzung der Löhne auf dem Rücken der Arbeiter. sondern muß auf Kosten der übrigen Selbstkostenanteile aus- gefochten werden.
währungsumwälAimg und Hypothekenbanken.
Das arbeitende Volk Deutschlands hätte keinen Grund sich mit den deutschen Hypothekenbanken zu beschäftigen, wenn nicht auch an ihnen zerstörte Hoffnungen von Sparern mit über 11 Goldmilliarden Spargeldern hingen, die die Inflation vernichtet hat. Natürlich waren die Hypothekenbanken nur die Ve-mittler zwischen den Hausbesitzern, die das Hypothekengeld nahmen und den Pfandbrief- käufern, die es gaben. Es war ihr Geschäft, aus dem Unterschied zwischen dem Hypothekenzins und dem Pfandbriefzins ihren Gewinn zu machen. Aber sie waren doch die Vermittler, und die „Mündelsicherheit" der Pfandbriefe, der man allgemein vertraute, hing fast ebenso an den Hypothekenbanken selbst, wie an den Wert- objekten, die als Hypothekendeckung galten. Sie werden diese Ver- mutler in der Zukunft auch wieder werden. Denn das kapita- l'stischc System hat die Inflation überstanden, die Pfandbriefanlage ist für die Sparer, die Zinsen wollen, nach wie vor sicherer als spekulative Anlagen: und gespart wird werden und gebaut wird werden. Dorum muß den Sparer das Schicksal der Hypotheken- banken im Krieg und in der Inflation interessieren. Er muß auch wissen, wie sie heute dastehen in stabilen Währungsverhällnissen und wie sie ihrer Zukunft» aufgäbe gewachsen sein werden. Kriegs- und Inflationswirkungen. Zunächst brachte der Krieg das Geschäft der Hypothekenbanken zum Stillstand, weil an Wohnhäusern fast nichts mehr gebaut und alles Ersparte in Kriegsanleihen angelegt wurde. Ihr einziges Geschäft war die Verlängerung von Hypotheken, die während des Krieges noch fleißig nachgesucht wurde, weil die Hypotheken- schuldner durch die Herabsetzung der Mieten für die Kriegsteil. nehmerfamilien oft in Verlegenheit kamen. Nach dem Krieg brachte die zunehmende Inflation nicht nur die Entwertung der Pfandbriefe für den Sparer, sondern auch die Entwertung der Hypotheken für die Bonken. Je stärker die Geldentwertung wurde, desto stärker der Ansturm der Hypothekenfchuldner, die ihre Schulden in schlechtem Gelde abtragen wollten. Die Pfandbriefgläubiger hingegen hätten auch von einein Sturm auf die Banken nichts gehabt, weil diese ihnen nur die gleichen Mark hätte geben können, an denen die Sparer ohnehin verzweifelten. So mußte das alte Geschäft der Hypothekenbanken natürlich unmöglich und die„Substanz*, wie die Banken das Kapital nennen, das sie eingezahlt haben, niöglicherweise zerstört werden. Deshalb sannen sie auf neue Geschäfte. Sie brauchten diese neuen Geschäfte, wenn sie die Mittel, die ihnen aus der zum Teil vor Fälligkeit zurückgezahlten Hypotheken zuwuchsen, zur Rettung ihres Bank- kapitals verwerten wollten. fiuf der Suche nach neuen Setätigungsfeldera. Die weitere Entwicklung der Hypothekenbanken zerfällt in z w e i zeitlich scharf voneinander getrennte Perioden. die auch durch vollständig voneinander verschiedene neue G e- schäfte ausgefüllt find. Die erste Periode dauerte bis in die Zeit der Hoch- inflotion im Sommer 192?. Da das Hypotheken-Pfandbriefgeschäft tot lag, warfen sich die Hypothekenbanken zunächst auf das schon in der Vorkriegszeit betriebene Darlehensgeschäft für Kommunen. Zu erhöhten Zinssätzen, 8, ll>, 12 Proz., brachten sie Kommunal- obligationen unter und gaben den Gegenwert, der in die tausend Milliarden Papierinark ging, den Kommunen als Darlehen. Dabei blieben sie nicht stehen. Do auch die Kommunäldarlehen Mark gefchäfte waren, die sich äußerst schnell entwerteten, warfen sich die entschlossensten unter den Hypothekenbanken, ihren Charakter als solche verleugnend, auf eigentliche Bank- und reine Kredit- gefchäfte. Nicht nur für staatliche und kommunale, sondern auch für private Industriewerke begannen sie Kredite zu besorgen und selbst zu geben. Daneben betrieben sie wie andere Banken Ver- mittlungsgeschäste für Wertpapiere, die mit der allgemeinen Flucht aus der Mark das breite Publikum immer stärker in Auftrog gab. Konzentration im hppothekenbankwesen. Neben diesem inneren Wandel der Geschäfte vollzog sich auch ein vollständiger Wandel im äußeren Bilde der Hypothekenbanken Der Konzentrationsgedanke hielt, zum Teil aus Not, zum Teil aus prioatwirtschaftllchen Gewinn- obsichten unter den Hypothekenbanken seinen Einzug. Früher ebenso unmöglich als überflüssig, weil die einzelnen Hypothekenbanken ge- wisfermaßen ihr streng abgegrenztes Landgebiet hallen, in dem die Pfandbriefe ihre bestimmten Käufer und die Hypothekendarlehen ihre bestimmten Wertobjekte hatten, schloffen sich nun die stärkeren .Nypothekenbanken durch das ganze Land zu bestimmten Aktions- und Geschäftsgruppen zusammen, um mit vereinigter Kapitalkraft ihre Geschäfte billiger und besonders größere Geschäfte zu machen. Vor ollem traten drei Gruppen in den Vordergrund. Erstens die Gemeinschaftsgruppe deutscher Hypo. rhekenbanken, 7 Banken mit einer Gemeinschaftsdirektion (Deutsche Hypoihekenbank Meiningen ) und der Ende 1923 gegrün- deten„Treuhandvereinigung für Hypothekenbankwerte— Berlin *, der die Hälfte der Aktien aller sieben Banken zur Wahrung der Un- abhängigkeit der Einzelbanken der Gruppe übergeben wurde: die am weitesten in hypothekenbankfremde Geschäfte vorstoßende Gruppe. Zw eitens die Deutsche Centralbodenkredit-Ver- e i n i g u n g, 4 Banken, ebenfalls mit einem Gemeinschaftsdlrek- torium, aber konservativer in den Geschäften und mehr auf die Wahrung des Hypothekenbankcharakters bedacht. Drittens die Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Hypotheken- banken, 6 Banken in loserer Geschäftsvereinigung, ohne Ge- meinschaftsdirektorium, die nur gelegentlich zur gemeinsamen Durch- führunq großer Geschäfte zusammentraten, aber 1923 eine gemein- same Bant zur Unterbringung ihrer Anleihen gründeten, die„Süd- deutsche Fe st wertbank in Stuttgart *. Die Gemeinschaftsgruppe insbesondere trat durch Aktivität her- vor und beteiligte sich mit 49 Proz. des Kapitals an der vom Thü- ringischen Staa, 1923 gegründeten G o l d k r e d i t- A G. Wei- mar(öl Proz. behielt der Thüringische Staat), die an die Land- Wirtschaft und die Industrie lange Vorschüsse gewähren und dar- über hinaus olle Bankgeschäfte betteiben sollte, unter Garantie des Thüringischen Staates. Jeflwertanleihen und Soldpfandbn'efe. Die zweite Periode in der Entwicklung der Hypotheken- banken. in welche die Konzentration schon hineinreicht, beginnt mit dem 23. Juni 1923 bzw. dem 39. September 1923, an welchen Tagen die Auslage von Fe st Wertanleihen gestattet und die Er.
laubnis dazu auch den Hypothekenbanken gegeben wurde. Waren die bisherigen neuen Geschäfte der Hypothekenbanken ganz deutlich Not- oder Verlegenheits geschäfie, so wuchs ihnen mll der Vermilllung von Fcstwertanleihen ein S p e z i a f geschäft zu, das ihnen wie auf den Leib zugeschnitten war. Die Arbeits- gcmeinschaft Süddeutscher Hypothekenbanken gründete zur Wahr- nehmung des neuen Geschäfts auch sofort eine gemeinschaftliche Spezialbank, die schon genannte Süddeutsche Festwertbank in Stull- gart, die bald große Festwcrtkredlle für die elektrischen Kraftwerks in Süddeutschland besorgte. Ziemlich natürlich'war es, daß die Hypothekenbanken sich weniger auf Kohlen-, Roggen-, Kali-, Holz- und ähnliche Anleihen einließen, sondern sich wegen der Stabilität des Goldpreises Haupt- sächlich aus die Unterbringung und Vermittlung von Feingold- a n l e i h e n spezialisierten, die allmählich auch die anderen ver- drängten. Das Geschäft wuchs rasch. Gestört wurde es zunächst durch die anfänglich zu niedrige Verzinsung mit 5 Proz., die im Laufe des Jahres 1924 die Goldpfandbriefe bis unter die Hälfte des Pari- kurfes herunterdrückt«, weil die Zinssätze am Geldmarkt das Drei- und Vierfache betrugen. Die Schwierigkeit wurde später durch die Ausgabe von 6-, 7-, 8- und lüprozentiaen Goldpfandbriefen behoben, so daß sich im September 1924 die öprozentigen zwischen öö und 95 Proz., die öprozentigen zwischen 82 und 95 Proz. und die iüprozentigen zwischen 85 und 199 Proz. bewegten. Der U m- laufsmenge nach beherrschte am 1. Dezember 1924 der 8pro- zentig« Goldpsandbries den Markt. Er umfaßt« 36 Proz. des Ge- famtumloufs, während auf den öprozentigen 28 Proz., auf den 19proz«ntigen 27 Proz.. auf den öprozentigen 6 Proz. und auf den 7prozentioen 2 Proz. des Goldpfandbriefumlaufs fielen. Nach einer Statistik der Roggenrentenbank A.-(3. verteilte sich der Gesamtum- lauf der Sachwertpapiere folgendermaßen(ohne Kali-, Holz- und Zuckeranleihen): Goldpapiere Roggenpop. Koblenpap. am 1. Januar 1924.. 43 Proz. 34 Proz. 23 Proz. , 1. Juli 1924... 48, 42. 19, , 1. Dezember 1924. 57, 35, 8, Sämtliche Gold-, Roggen- und Kohlenpapiere hatten am 1. De- zember 1924 einen Nennwert von rund 699 Millionen Goldmark. Wie sich nun die Goldpfandbriefe auf die einzelnen Hypotheken- banken und Bonkgruppen oertellen, dos steht bis heute nicht fest. Nur für die Gemeinschaftsg wppe Deutscher Hypothekenbanken und die Dodenkredit-vereinigung kann das für 31. Dezember 1923 bzw. für 1. Januar 1924 an Hand der 1923er Schluß- und der Golderöff- nungsbilanzen festgestellt werden. GemeinfckaftSgr. Pereinigung Pfandbriefe auf Gold 20.26 Mill. M. 10,89 Mill. M.) auch auf Kommunalobl. a. Gold 31,65„, 3,72„„(Roggen Ueber die Ausdehnung des Goldpfandbriefgeschäfts im Laufe des Jahres 1924 bei den einzelnen Hypothekenbanken und Bankengruppen werden erst die Schlußbilanzen für das Jahr 1924, die demnächst herauskommen müssen, Aufschluß geben. Wie die Hypothekenbanken durch die ganzen Kriegs- und In- flattonsjahre als privatkapitalistische Unternehmun- gen hindurchgekommen sind, dafür sind die Golderöffnungsbilanzen der Gemeinschaftsgruppe Deutscher Hypothekenbanken ein Beispiel. Sapilal und Reserve« der Gemeinschaftsgruppe 1913:1924.
Deutlche Hypothekenbank Meiningen Frankfurter Piandbriesbant A.-G.. Leipziger Hypothekenbank.... Norddisch. Grundkreditbank Weimar Preuh. Bodenkredlt-Aktienb. Berlin . Schlei . Bodenkredll-Aklienb. Breslau Westdeutsche vodenkredllan'iaüKöln
Stammkapital 1913| 1933|l 1.34
31.5 19,8 12,0 7,5 30,0 25.8 10,0
162,0 75,0 43.8 33,0 136,5 75.0 43,8
12,0 6,0 2,5 2,5 10,0 6,0 3,0
Reserve» 1918 1 1,1.24
7.90 7.04 4,28 1.08 7,00 10,25 1,32
1,20 0,60 0,25 0,23 1.00 0,60 0,80
Vor- ratS- aktien t 1.1924
3,792 2,238 0,200 0,700 3,160 2,192 0.600
136,6| 569,1|42,0 38,87] 4,20 12,882 Die 7 Banken der G nwinlchastsgruppe hallen 1913 zusammen ein K a p i ta l von 136,9 ur7. R e s e r v« n im Betrag von 38,87 Millionen. A m 1. Januar 1924 haben sie«in Goldkcpital von 42,9 und Reserven im Bcttagr von 4,2 Millionen ausgewiesen. Dazu kommen Vorrat satllen im Werte von 12,882 Millionen Mark, die als Ztktioum, allerdings nur mit 59 Proz. ihres Werte-, eingesetzt sind. Ohne Berücksichtigung dieses Bewertungsabschlags beträgt das eigene Gesamtkapital 1924 also 59,08 Millionen gegenüber 175,47 Millionen 1913. Das ist ziemlich genau ein Drittel, viel mehr, als man allgemein erwartet hatte. Die Banken der Gcmeinschaftsgruppe hoben ihre„Substanz* durch die verschiedenartigen Geschäfte in der Inflationszeit, also mindestens ebenso gut schützen können wie z. B. die Großbanken, die es als Kreditbanken etwas leichter hatten. Die Goldhypotheken und Goldpfandbriefe, kam- munalen Golüdarlehen und Goldobligaiionen. di.e die Gemeinschafts. banken im Jahre 1923 besorgt und untergebracht haben, machen unter den Aktiven und Passiven gleichmäßig 29,26 und 31, 6ö Mll- lionen aus. Interessant ist ein Posten„freie Hypotheken* unter den Aktiven, die also reine Vermögensforderung der Gemeinschaftsbanken sind, ein Betrag von 19,55 Millionen, von denen in der leptcn Papiennarkbilonz noch nichts stand, Ueber diesen Posten be- steht keine Klarheit. Man weiß nicht, wie die Banken in den In- flationsjahren z» ihm gekommen ssnd. Unter den Passiven befindet sich ein Posten„Rückstellung aus Hypothekenauswertungen*, der auch die 226 999 Goldmark Hypothekenaufwertungsgelder enthäll, welche die Gemein» schaftsbanken 1923 bei der Tilgung noch nicht fälliger Papier - kp.arkhypotheken von den Schuldnern erlangen konnten. Diese 226 999 Goldmark sollen für die Aufwertung der Papiermarkpfandbriefe reserviert, nicht als Gewinn verteilt werden. währnng und hppothekenmarkt. Das nun die Zukunft der Hypothekenbanken an- belangt, so ist deutlich, daß in den Goldpfandbriefen und Gold- obligationen bereit» die Grundlage für die spätere Entwicklung ge- geben ist. Ob Pfandbriefe und Obligationen„m ü n d e l> I ch e r* sind, das hängt ja weniger von den Hypothekenbanken selbst, als von der Stabilität der Währung ab. Soweit die Viondbriese und Obligationen auf Feingoldgcwicht lauten, sind sie auch von der Währung unabhängig. Wahrscheinlich aber wird die n e u e R e i ch m a r k bald wieder die Hauptgrundlage werden, schon um die Sicherheit der Reichsmarkwährung psychologisch zu unterstützen. Fraglich ist es. ob die Konzentration der Hypotheken- danken förderlich ist oder nicht. Wahrscheinlich wird sie bleiben und
braucht auch dann nicht schädlich zu sein, wenn die Auswohl der Hypothekenobjekte und der Darlehenssucher sorgfältig genug ist. Es liegt an sich kein Anlaß vor, nicht ein ganzes Land oder dos Reich als Spar- und Darlehensbccken auszunutzen und durch ver- wallungsinäßige Vereinheitlichung das Hypothekenbankwesen aktionskräftiger zu machen. Verhandelt doch gegenwäriig die Gemeinschafts- gtuppe Deutscher Hypothekenbanken bereits in New Port , um amerikanische Spargelder für deutsche Bauzwecke aufzutreiben. Jedenfalls ist bei stabiler Währung der Pfandbrieferwerb durch die Sparer wieder möglich. Die Sparer müssen nur, ganz anders und viel nachdrücklicher als im Krieg und während der Inflation, als Staatsbürger ihre Interessen erkennen und von vornherein alle Wünsche ihres patriottscheii oder sonst idealistischen Herzens der absoluten Notwendigkeit, die Währung stabil zu erhalten, unterordnen. K— r.
Geringere Seschästigung der Serliner Industrie. Die Beschäftigungsmöglichteiten sind in Berlin während der letzten Woche weiterhin zurückgegangen. Diese Verschlechterung tritt auch zahlemnäßio, wenn auch nicht so stark wie in der Lorwoche, bei den Arbeitssuchenden und Unterstützungen empsängern in Erscheinung. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ent- sollt hauptsächlich auf die Gruppe ungelernte Arbeit und aus das Baugewerbe. Einzelne Spezialfachkräsie, vornehmlich in der Metallindustrie, dem Nahrungs- und Genußmittelgewerbe, dem Belle idungs- und Dervielfälligungsgewerbe und in den technischen Berufen blieben noch wie vor gesucht. Es waren 6S328 Personen bei den Arbeitsnachweisen eingetra- gen, gegen 63 838 der Vorwoche. Darunter befanden sich öl 389 (49 896) männliche und 13 939(14 932) weibliche Personen. Unter- stützung bezogen 27 274(26 721) männliche und 5533 (5547) weibliche, insgesamt 32 897(32 268) Personen. Die Zahl der zu gemeinnützigen Pslichtarbeiten Ueberwiefenen betrug 408 gegen 378 der Lorwoche.__ die Iinanzlage der deutschen Neichsbahn-Gefellschafl Die Ausschüsie und der Derwaltungsrot der Deutschen Reichs- bahn-Gesellschaft haben in dieser Woche in Berlin getagt. Emen Hauptgegenstand der Beratungen bildete die Finanzlage der Gesellschaft und insbesondere die Sicherstellung der R e p a r a- tionszahlungen. Die erste Rate von 199 Millionen Mark wird am 1. März 1925 gezahlt werden. Die Finanzlage der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft erwies sich nach dem amtlichen Bericht, immer noch als so gespannt, daß bei etwa nicht zu umgehenden Erhöhungen der Ausgaben von einer gleichzeitigen Steigerung der Einnahmen' nicht abgesehen werden kann. Eine solche müßte gegebenenfalls in der Erhöhung der Personentarife und unter Unständen in der Steigerung der Tarife für die Zeitkarten gefunden werden. Für das System des Fracht stundunosgefchäfts der Deutschen Reichsbahn-Gesellfchaft mst der Bertehrs-Kredit-Bank wurden neue Bestimmungen gegeben. Der Derwaltungsrot ist damit einverstanden, daß die Deutsche Reichsbahn -Gesellschaft noch ihrem Ermessen flüssige Gelder der Deutschen Derkehrs-Kredit-Bant zur bankmäßigen Berwaltung überläßt unter der Bedingung, daß die Deutsch « Lertehrs-Krebit-Donk sich nicht mit allgemeinen Bankgeschästen be- faßt und demgemäß sich nicht zu einem ollgemeinen Kreditinstitut entwickelt. Die Gelder dürfen durch die Bank nur an anerkatmte, angesehene Banken gegeben werden. Die Kreditgeroährung der Verkehrs-Krsdit-Bonk ist gebunden an die Zustimmung des Aufsichtsrats und des Ueberwachungsausschusies der Bank, die nach den Wünschen des Berwaltungsrats der DRG. zusammengesetzt sein müssen. Zum Abschluß eines Vertrages der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft mit der sranzösisch-belgifchen Fähiboot-Gesellschast erteilte der Verwaltungsrot seine Ermächtigung. Es soll dadurch die Möglich- kell einer unmittelbaren Ueberführung von Essenbohrewagen.zwischen dem Festlande und England geschaffen werden. Die Statistik der DRG. soll entsprechend der Neuordnung des Unternehmens unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaststontrolle ausgebaut werden. Kür die Annahme des denssch.spanischen Handelsabkommen» setzt ssch in einer ausführlichen Resolution eine Reihe von Spitzen- oeroänden der deutschen Wirtschaft ein, nämlich der Deutsche Industrie- und Handelstag, der Reichsoerband de« deut- schen Ein- und Ausfuhrhandels, der Reichsverband deutscher Reeder und der Zentralverband des deutschen Großhandels. Sie verweisen darauf, daß bei einer Ablehnung de» dcutsch-spareischen Handels- abkommens der M a x i m a l t a r i f auf deutsche Waren, die noch Spanien gehen, angewandt werden würde und daß die Gefahr eines Zollkrieges besteht. Dieser würde schwer« Schädigungen für die deutsch « Ausfuhr zur Folg« haben. Sie richten an die Reichsregierung die Bitte, in weiteren Verhandlungen mit der fpani- schen Regierung zu versuchen, die Nachteile de, Abkommens für den deutschen Weinbau aus dem Bertram zu beseitigen. Eine Znduslrie. die nur zu 30 Pro,, ihrer Lelssungssäh igtest beschäftigt ist. ist die deutsche Ka l k i n d u st r i e. Dabei hat sich der Beschäftiaungsgrad der Kalkwerke gegenüber 1923 im letzten Jahr« wesentlich gebessert. In Süddeutschland war die Kalkindustrie zeit- wellig nur 10 Proz. ihrer Leistungsfähigkeit in Anspruch genommen. Man kann sich danach ungefähr ein« Vorstellung machen, wie hoch dl« Kaltpreis« sein müssen, um die Werk« bei so mangelhafter Ausnutzung noch rentabel zu machen. Di« straffe Syndikats- Politik ermöglicht es den Unternehmungen derart die Preis« zu überspannen. Im Hinblick darauf, daß heute der Wohnungsbau aus öffentlichen Mitteln gespeist wird, wäre es dringend erforderlich. nachzuprüfen, ob nicht der Zlur qemeinwirffchafllichen vautätigtett erforderliche Kolk durch volle Ausnutzung weniger leiftungsfährger Werke wesentlich billiger beschafft werden könnte, als dies bei einem so gewaltigen Leerlauf in der Industrie möglich ist. Kanada baut seine DifserenzialzSlle ab. Die kanadisch« Regt» rung hat die Reichsmart als„Standard'-Währung. als vollwertige, Geld anerkannt. Di« zollpolitische Wirkung diese, so un. icheinbar aussehenden Beschlusses ist für Deutschland von großer Tragweite. Bisher lagen nämlich auf deutschen Waren, die nach Kanada gingen, erheblich« S o n d e r z ö l l e. die sich geg«n da, deutsche Baluta-Dumping wandten und die seit der Marksiobilisse�ung die deutsche Aussuhr nach Kanada überaus erschwerten, mindesten» aber die Einfuhr Kanadas aus Deutschland wesentlich schlechter stellten, gegenüber der Einfuhr aus anderen Ländern. Dies« Zoll, differenzierung ist— wohl al» Folg« de» deutsch-englisch«» Handel». vertrag«— jetzt aufgehoben.