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Die heutige Sihung des Untersuchungsausschusses. Zu Beginn feines dritten Verhandlungstages nimmt der Unter­fuchungsbusschusses zunächst einen Antrag Dr. Binkerneil( D. Bp.) an: Der Minister für Handel und Gewerbe wolle bei den staatlichen Erwerbsunternehmungen feststellen, ob seit November 1923 vergeblich von ihnen bei der Seehandlung Kreditanträge ge­fellt find."

Der Judengang".

Die Berichte der Rechtspresse find offenbar weil man bas Standalmachen nicht liebt zahm und harmlos. Sie werden erst wieder belebter werden, wenn Barmat Es wird gewiß mur sehr wenige geben, die wissen, was mit an die Reihe kommt, weil man dann hofft, der Sozialdemo- der Bezeichnung Judengang gemeint ist und wo er in Berlin zu fratie eins auswischen zu können. Wird doch das Zentrum finden ist. Dieser Judengang ist nämlich keine Straße, auch feine wegen seiner Haltung in der Preußenfrife ganz offen mit fleine Gaffe, nicht einmal ein Berbindungsgang, sondern das ist, ja, Barmat- Wahlen" bedroht. Von dem eigentlichen was ist er denn? Nun, zunächst mal eine Kuriosität Berlins , aber, Standal, von dem vollständigen Zusammenbruch jedes meiß Gott, teine erfreuliche. In der Meßer Straße, im be­Ansehens der Preußischen Seehandlung kein Wort! Und lebtesten Norden Berlins , unweit vom Senefelderplatz mit der doch muß immer wieder gesagt werden, daß hier die Untergrundbahnstation, mit dem ganzen lauten Haften und Treiben eigentliche Schuld liegt. Mag auch über Herrn großstädtischen Lebens, in einer Straße mit Haus neben Haus und Rulister ans Licht gebracht werden, was will: Schulb hat Haus gegenüber Haus, wie man es nicht anders an Großstadt nicht Kutister, der Kredite nimmt, Schuld haben die, die ftraßen fennt, fehlt ein Haus. Man steht und schaut und einem solchen Schieber ungeprüft, gewiffen- ftaunt, aber es bleibt Wahrheit und Wirklichkeit, hier fehlt ein los, leichtsinnig und sicher auch unter dem Haus. Zwischen den Häusern Meter Str. 42 und 43 flafft eine Einbrud angemessener Schiedsspruch hono- Lüde, groß und breit genug, daß ein Haus hier Plaz haben tönnie, rare" Millionenfrebite zuschanzten. Das ein Haus zwar mit schmaler Front, aber die Häuser hier haben alle Direktorium der Seehandlung gehört auf die Anflagebant! nur schmale Fronten und lang sich hinstredende Seitenflügel. Diese Wann wird die Rechtspresse den Ruf nach der Bestrafung Lücke, die auch weit hineingeht auf das Hinterlond, so lang und tief. dieser Schuldigen erheben? mie zu beiden Seiten die Seitengebäude der Häuser Meher Str. 42 und 43, mutet an wie eine gewaltige, übermenschlich große Bunde, ron der man nicht weiß, wer sie geschlagen hat. Diese Gegend und diesen Gang, der an seinem Ende dämmernd und dunkel, be­fchattet von den hohen und verrußten Mauern der Häufer zu belden Seiten, von einem Baun abgeschlossen wird, hat der Boltsmund den Judengang getauft. Es bleibt Geheimnis, wie diese Lücke hat ent­fiehen können. Es tommt gewiß im Straßenbild und bei der bau. lichen Entwicklung einer Straße immer wieder vor, daß eine Bau. stelle zunächst teinen Liebhaber findet und daß fie unbebaut bleibt. Aber nicht lange, und man jetzt ein Haus auf die freie Stelle. Die Häuser in der Meter Straße jedoch sind alt, fie stammen noch aus der Gründerzeit, und es bleibt unerfindlich, daß bis auf den heutigen Tag fein Haus auf diesem Fled errichtet worden ist. Andererseits fann man aber auch nicht annehmen, daß hier früher mal ein Haus gestanden und später niedergeriffen worden ist, denn man findet feine Refte und Trümmer eines Fundaments, die hätten übrig bleiben müffen. Also eine Kurtofität Berlins und ein Schandfled zugleich, unter dem die Bewohner dieser Gegend leiden. Die Lüde zwischen den Häusern Meter Str. 42 und 43 ist zwar durch ein hölzernes Tor gegen die Straße abgesperrt, aber dieses Tor ist brüchig, morsch und madlig. Es schließt nicht, und jeder tann ungehindert in den Judengang und entledigt sich hier allerhand Abfälle. Da liegen alte Matratzen, der Inhalt quillt heraus wie Eingeweide, da findet man vom Rost zerfreffene Eimer, Bunnen, allerhand altes Ge­rümpel, Schmuß, Kot.... Auf diesen Gang führen aus den Seiten. flügeln der Nachbarhäuser Fenster, meistens sind es Küchenfefter, aus denen anscheinend ebenfalls allerhand Gegenstände, die man nicht mehr gebrauchen tann, in die Tiefe geworfen werden. Und in der Dunkelheit ist hier der Schlupfwinkel der Brostitution. An heißen Sommermonaten aber müssen von diesem Müllcbladeplay" die schädlichsten Dämpfe und Dünfte aufsteigen. Magistrat und Po. baren Zustände zu sorgen. lizei haben wohl die Pflicht, für baldige Beseitigung dieser unhalt­

Bum erften Teil der Kutister- Angelegenheit, den der Aus­schuß gestern beendet hatte, nimmt hierauf ergänzend nochmals ein Bertreter des Preußischen Innenministeriums das Wort und er flärt: Auf Grund nochmaliger Nachprüfung beim Polizeipräsidium fonnte festgestellt werden, daß Jwan Kutister schon am 10. De sember 1918 nach Berlin zugereift ist. Die erste polizeiliche Anmeldung erfolgte am 1. Dezember 1919. Außerdem stellte der Bertreter des Innenministeriums feft, daß die gestern erwähnte Aufenthaltsgenehmigung für Iwan Kutister nicht von Regierungs­rat D. Müller, fondern von Geheimrat Müller, einer anderen Persönlichkeit, erteilt worden ist.

Barmats Einreise.

Der Ausschuß wendet sich nunmehr der Barmat Affäre zu. Zu der Frage, wie Barmat nach Preußen gefommen ut und zu sonstigen einleitenden Bemerkungen erhält ein Vertreter des Breußischen Innenministeriums das Wort, der zunächst ein Schreiben des Privatbureaus des Minifters Severing vom 23. November 1920 verliest, das an den zuständigen Referenten gerichtet war und in dem es u. a. heißt: Der Minister wird von dem Reichsfangler Bauer gebeten, sich dafür zu intereffieren, daß der Familie Barmat, die der holländischen Gesandtschaft angehört, auf ihrer Durdyreise von Rußland durch preußisches Gebiet nach Holland Beine Schwierigkeiten bereitet werden.

Der Bertreter der Paßabteilung erflärt auf Be­fragen, derartige Empfehlungen feien nichts außergewöhnliches.

bekannt, daß es sich bei Barmat nicht um einen Holländer, jondern Abg. Nujahke( Dem.). War dem Innenministerium damals nicht um einen Utrainer handelte? Es hat darüber damals doch im Anschluß an Beröffentlichungen der Berliner Volkszeitung eine lebhafte Auseinandersetzung in der Presse stattgefunden. Ministerieldnektor Dr. Abegg vom Innenministerium: Der Polizeiabteilung des Ministeriums war der Name Barmat nicht be­

fannt.

Barmat maten?

Wir hatten keine Veranlassung, uns mit der Familie zu befaffen. Abg. Nuschte: Ist bei der Ueberschreitung der Grenze nicht nach geprüft worden, welche Ausweispapiere im Besitz der Familie Dr. Abegg: Darüber befindet sich fein Bermert in den Atten Die Grenzpolizer würde forrett gehandelt haben, wenn sie nach der Feststellung, daß Barmat feinen holländischen Baß hatte und nicht zur holländischen Gesandtschaft gehörte, ihn ebenso behandelt hälle mie alle andern Leute ohne ausreichende Papiere. Aba. Nuschte: Ich habe begründeten Berdacht, daß der ukrainische Bab, in dessen Besitz Barmat war, bereits vor biefer Zeit ein Bijuni erhalten hat vom Bolizeipräsidium Charlotten burg. Ich behalte mir vor, die Heranziehung der betr. Aften der Charlottenburger Polizei zu beantragen. Ich bin im Befiz eines Briefwechsels mit dem früheren Reichskanzler Bauer. Ich habe in diesen Briefen im Jahre 1920 den dumaligen Reichstanzler Baner auf den Charafter der Familie Barmat aufmertfam gemacht.

Abg. Ladendorff( Wirtschaft. Vereinigung): 3ft dem Ministe ium befannt, daß bereits das deutsche Generalfonfulat in Holland am 9. Oftober 1919 das Auswärtige Amt direkt vor den Barmats warnt und daß es in dieser Warnung Barmat nicht bloß als unreellen Geschäftsmann, sondern als Lump und Betrüger erster Klaffe bezeichnet und sich beruft auf einen Brief von 1917, in bem damals fchon das Generalfonfulat der Niederlande das Aus­märtige Amt gewarnt hat?

Dr. Abegg: Bon diesen Borgängen ist dem Ministerium bes Immern nicht das geringste befannt gewefen. Der Er. laß ist ohne weitere Borgänge herausgegangen. Er wäre richt so herausgegangen, wenn es sich nicht um einen angeblich holländischen Staatsangehörigen und ein Mitglied der hollän dischen Gesandtschaft handeln sollte. Wenn es sich um einen russischen Staatsangehörigen gehandelt hätte, wäre sofort Rüd. frage bei der Polizei gehalten worden.

20bg. Lüdemann( S03.): Mich überrascht die Wendung von ber Empfehlung einer hochgestellten Persönlichfeit. Diese Bersönlichkeit belleidete doch bamals feinerlei amtliche Stellung Ist denn die Empfehlung durch eine hochgestellte Privatperson ein Brund, auf gründliche Nachprüfung zu verzichten?

Dr. Abegg: Hier handelte es fich darum, daß eine Bersönlichkeit, bie wir nach ihrer Stellung für informiert halten mußten, die pofitive Angabe gemacht hatte, daß Barmat der holländischen Ge­fandtschaft angehörte. Darum hielten wir in diesem Bunfte eine Nachprüfung nicht für notwendig. Im übrigen würde teme Empfehlung dazu führen, daß ein Fall anders als vorgeschrieben behandelt wird. Auch im Falle Barmats hatten wir ja ausdrücklich an den Erlaß die Voraussetzung geknüpft, daß er die Zugehörigkeit zur holländischen Gesandtschaff nachweisen fann.

Borf. Dr. Leidig: Wir werden aufzuflären versuchen, auf wen tie falsche Angabe über die holländische Staatsangehörigteit Barmats zurückzuführen ist. Wir werden darüber Herrn Bauer, Herrn Severing und dessen Privatsekretärin Fräulein Rosenheim hören müssen.

Abg. Dr. Deerberg( Dnat.): Am 22. Mai 1919 ist bereits Barmat von der deutschen Belandtschaft im Haag auf Wunsch des Reichs. prafidemen ein Dauersichtvermer? für drei Monate aus gestellt worden

Dr. Abegg: Der Polizeiabteilung ist nichts davon befannt. Abg. Dr. Deerberg: Das ist geschehen, nach dem bereits vom Generalfonfulat die Warnung vorlag, daß es sich hier um eine offenbar betrügerische Firma handelte.

Abg. Brunt( Dnat.): In der Antwort des preußischen Minifters des Innern auf eine Anfrage der Boltspartei heißt es, die Angabe der vertrauenswürdigen Bersönlichkeit jei für die Entscheidung nicht von Erheblichkeit gewesen. Dazu steht im Widerspruch die Angabe bes Ministerialbirettors Dr. Abegg.

Dr. Abegg: Die Befürwortung fonnte tatsächlich nicht eine Ent fcheidung herbeiführen, die den Bestimmungen zuwider lief. Sie war nur der Anlaß für den Erlaß, der ja die bekannten Boraus Jegungen enthielt. ( Schluß in der Morgenausgabe.)

Der Raubmord an der Hausbesitzerin Belit. Urteil: 15 Jahre Zuchthaus.

Da der Angeklagte Ludwig Limbacher dabei blieb, daß er sich auf nichts mehr besinnen könne und da auch der Mittäter, der be­reits zu 12 Jahren Zuchthaus wegen Raubes mit Todeserfolg ver urteilte Brad, mcht vernommen werden konnte, da er zurzeit der Geistestrantheit verfallen ist, fonnten nur die Brotokolle der beiden Beibe hatten zuerst ge früheren Mitschuldigen verlesen werden. leugnet, bann abwechselnd Beständnisse abgelegt und diese dann widerrufen. In ihren Geständnissen suchten sie die Hauptschuld ein­ander zuzuschieben. Es ergab sich jedoch, daß Limbacher die Seele des Romplotis mar. Er hatte die Heiratsannonce aufgegeben, durch die die Bekanntschaft mit Frau Beliz angeknüpft worden war. Bier Tage lang hatte er auch seine Zufünftige besucht und ihr Crysanthemen mitgebracht. Der Plan der Beraubung war mit Brad forgfältig ausgeprobt worden. Brad hatte er zu Hilfe gezogen, da dieser der Kräftigere war. Bei der Kaffeeeinladung, z der er Brad mitnahm, mußte dieser ein Monokel tragen. Das Opfer wurde von den beiden furchtbar zugerichtet. Man fesselte und Inebelte die Frau. Durch den Knebel, der in den Mund gesteckt wurde, wurde das fünftliche Gebiß der Frau in die Kehle gedrückt, wodurch der Erftidungstod eintrat. Nach dem Gutachten der Sach verständigen ist der Angechlagte für seine Tat verantwortlich zu machen. Das Schwurgericht I verurteilte Limbacher wegen Raubes mit Todeserfolg zu 15 Jahren Suchthaus und zehn Jahren Ehr

Derluft.

Der Kaffettenraub in der Darmstädter Bank vor Gericht. Der rätfelhafte Kaffettenraub, der am 7. mai vorigen Jahres im Tresor der Darmstädter Bant in der Königstraße verübt wurde und bei dem eine Staffette mit 64000 m. Inhalt ent wendet wurde, beschäftigte das Große Schöffengericht mitte. An bem genannten Tage war abends die Kaffette in den Trefor gebracht morden. Die äußere Banzertür blieb aber noch offen, weil sie erst verschlossen werden sollte, wenn nach 6 Uhr abends der zweite Raffenbestand zum Einschließ.n fertig war. Am nächsten Tage fehlte aber diefe Raffette, die der Kaffenbote Schulz nachweislich auf einen Tisch in dem Tresorraum gestellt hatte. 3mischen den beiden Rtaffentransporten lag ein Zeitraum von etwa 4 Stunden. Die Täter müssen also in der Zwischenzeit mit einem Nachschlüssel die Treforgitter geöffnet, die Raffette herausgeholt und in einem Neben taum verstedt haben, von wo sie dann mit Nachschlüsseln nadjts weggeholt wurde. Der Verdacht hatte sich auf den Raffenboten Schulz, einen gewissen Enders und den Buchhalter Mar en bling gerichtet. Das Verfahren gegen Enders und Schulz mußte aber mangels Beweises eingestellt werden. In der dem An­geflagten Bendling gehörenden Laube waren mehrere Rollen Silbergeld und Balete Papiergeld vorgefunden worden, die in Hüllen eingepadt waren, die der bestohlenen Bant gehörten. Da der Angeflagte Wendling je de Schuld ableugnete, sah sich bas Gericht genötigt, die Berhandlung bis zum 24. Februar aus. aufeßen, damit die Kriminalbeamten vorgeladen werden, die bei der Hausfuchung die gefundenen belastenden Gegenstände in der Laube des Angeklagten ermittelt haben.

Besuch aus dem Märchenland!

Denn Herr van Albert ist am Morgen und als erfte Tagesmahlzeit mehr als ein anderer und fleiner" Staatsbürger die ganze Woche. Aber nun ist der Riese, der wiederholt in Varietés aufgetreten ist. der in London Sensation erregte, wieder gesund. Er wird in den nächsten Tagen zusammen mit dem Zwerg Seppetoni im Fried­rich Wilhelmstädtischen Theater in einer eigenartigen Nummer auftreten und die Besucher werden gewiß dabei genug zu schauen und zu lachen haben.

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Zur Verhaftung des Raubmörders von Dennewit Das Geständnis des Mörders.

hat endlich nach vieler Mühe den Raubmörder von Dennewitz und Die planmäßige und intensive Zusammenarbeit der Behörden Luftmörder von Leipzig zur Strecke gebracht.

Fabrit von Mittenzwey in der Bergstr. 21 zu Leipzig beschäftigt. Der 36 Jahre alte Arbeiter Otto Krause war früher in der hier lernte er eine 15 Jahre alte Gertrud Leder fennen. Er ver fuchte eines Tages, das Mädchen seinem Willen mit Gewalt gefügig zu machen, das mißlang. In der But erschlug er das Mädchen, flüchtete und arbeitete bald hier, bald dort. Am Montag, den 22. Dezember, oder am 24. verließ er morgens zwischen 8 und 9 Uhr feine Arbeitsstelle bei dem Landwirt Melis in Nauendorf, um sich neue Papiere zu verschaffen. Er wußte, daß er wegen des Mordes in Leipzig verfolgt wurde. So wanderte er langsam nach Jüterbog , begab sich in die dortige Herberge und ließ sich von mehreren Wan­derburschen die Ausweispapiere zeigen. Ihm lag daran, die von einem unbescholtenen Manne zu bekommen. So ftieß er auf Erich Pannide. Ihm gegenüber gab er sich für einen Tischlermeister aus Dehna bei Jüterbcg aus, und er erflärte ihm, daß er ihn bei sich einstellen wollte. Ahnungslos und vertrauensvoll trat der junge Mann mit ihm im Finstern den Weg an, der fein legter werden sollte. In der Richtung nach Dennewig zu ging Kraufe mit ihm einen Feldweg entlang. Plöglich persetzte er ihm einen Stoß gegen die Brust, so daß er, wie Strause erwartet hatte, taumelte. Jetzt zog der angebliche Tischlermeister, der auf der rechten Seite neben ihm ging, einen Revolver und schoß zweimal nach seinem Kopfe. Beide Schüsse gingen fehl Bannicke sank vor Schreck in die Knie und schrie laut auf. Kraufe sprang jeg vor ihn und traf ihn mit einem dritten Schuß in die Schulter. Jetzt schlug ihm Bannide den Revolver aus der Hand. Weil er ihn in der Finsternis nicht wiederfinden tonnte, griff Krause nun zu seinem Taschenmesser und stach blindlings auf den Kopf feines Opfers ein. Bannide schrie fortwährend um Hilfe, aber auf dem einsamen Felde hörte es niemand. Erst als sein Opfer still wurde, warf der Mörder das Messer weg. Er wartete dann noch, bis der Erstochene auch nicht mehr röchelte, fchleppte ihn nun an den Beinen nach der Stroh. miete und nahm ihm hier die Brieftasche mit den Papieren ab. Dann zog er ber Leiche auch die Stiefel ab. Die Brieftasche warf er weg. Nur die Ausweispapiere behielt er, ebenso einige Schrift. ftücke mit der Adresse der Eltern des Ermordeten.

Der Mörder wußte bald nach der Entdeckung des neuen Ber brechens, baß er auch dieses wegen verfolgt wurde. Er ging fort­während in der Gegend umher. Die Kriminalpolizei verfolgte Tag und Nacht jede Spur, Krause traute fich schließlich nicht mehr Stel lung anzunehmen. Einmal wanderte er zu Fuß nach Berlin , verlaufte in der Münzstraße seinen Mantel, um wieder etwas Geld au bekommen, und ging bann zu Fuß zurück. In Wittenberg ver­faufte er zu dem gleichen Zweck einen befferen Anzug. Endlich war er ganz abgeriffen und fonnte nur noch in Strohmieten übernachten. Damit hatte die Kriminalpolizei gerechnet und so faßte sie ihn. Nach einigem Zögern gab er das Verbrechen zu. Er wurde dann noch um Mitternacht nach Berlin gebracht, wo er bei seiner Bernehmung fein abenteuerliches Schicksal schilderte, das ihn von einem Ber­brechen zu dem zweiten trieb.

Proteft gegen den Abbau des Potsdamer Stadtschulrates Die Gewerkschaft, der Lehrerverein und die Mitglieder der Volkshochschule haben für Donnerstag eine Protestver. fammlung einberufen, um gegen die Abberufung des Potsdamer Stadtschulrats Stellung zu nehmen. Der Potsdamer Lehrerverein, eingetragener Berein, erläßt heute folgenden Aufruf: Der Stadtver ordnetenversammlung liegt der Antrag vor, die hiesige Stadtschuirat ftelle abzubauen. Wir sind der Meinung, daß dadurch das viclge. ftaltige neue Schulmesen einen großen Schaden erleiden würde. Wi bitten alle, die am Ausbau unseres Schulwesens und damit am gei­stigen Wiederaufbau unseres Boltes irgendwie Anteil nehmen, die fen schweren Mißgriff in die weitere Entwicklung nach Kräften zu verhüten.

Wintersportzüge nach dem Riesengebirge und München

Die Reichsbahndirektion Berlin beabsichtigt, a m 31. Januar Don Berlin, Stadtbahn, einen Sportsonderzug 4. Riaffe zu Fahrpreisen mit 33% Broz. Ermäßigung nach dem Riesen. gebirge abzulaffen. Die Abfahrt von Charlottenburg erfolgt um 2,17 nachmittags, 3oologischer Garten 2,25, Friedrichstraße 2,43, Alexanderplat 2,50, Schlesischer Bahnhof 3,00. Die Ankunft in Hirschberg 8,50, Hermsdorf 9,33, Oberschreiberhau 10,24 nachmittags. Die Rüdfahrt des Sonderzuges erfolgt am nächsten Tage, Sonntag den 1 Februar, Oberschreiberhau ab 5,37 nachmittags, Anfunft in Berlin Schlesischer Bahnhof 12,33 nachts. Die Ausgabe der Fahrtarten erfolgt nicht an den Fahrtartenschaltern der Bahnhöfe, jondern bei den vier Ausgabestellen des Mitteleuropäischen Reise­bureaus, wie bereits bei den Sonderzügen im Dezember. Der Vor­verlauf beginnt am Dienstag, den 27. Januar. Da der Sonderzug nur bei genügender Befehung verfehrt, so wird den Reisenden empfohlen, sich am Freitag, den 30. Januar, zu erfundigen, ob der Sonderzug gefahren wird. Bei Ausfall mird das Fahrgeld zurüc gezahlt. Am gleichen Tage, den 31. Januar, verkehrt ein interfonderzug 3. lafie zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach München . Die Abfahrt erfolgt ca. 6 Uhr abends, die Anfunft in München ca. 7 Uhr morgens, fo daß die fahrplan mäßigen Anschlüsse erreicht werden. Der Fahrpreis beträgt 39,40 m. ( dabei Ermäßigung 33% Broz.). Die Fahrkarte hat 2 Monate Gültigkeit.

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Zu dem Luftmord auf dem Arnswalder Plah wird mitgeteilt, daß der vorläufig festgenommene Stubent Gantner die Tat nach wie vor ganz entschieden leugnet. Er bleibt dabei, daß er niemals eine Besuchstafche und eine Elfenbeinkette besessen und daß er sie deshalb auch dem Chauffeur nicht, zum Kauf habe anbieten fönnen. Auch einen Ulfter hat er, wie er versichert, nie gehabt. Den Regenmantel hat er von einem Schüler in Berlin , dem er englischen Unterricht erteilte, geschenkt bekommen. Das Alibi Gantners wird im einzelnen noch weiter nachgeprüft. Festgestellt ist, daß der heruntergekommene Student fich wiederholt, aber meiftens erfolglos, um Arbeit bemüht hat. Er hat sich auch vor der fchmußigsten Arbeit nicht gescheut, aber trotzdem teine ständige Be. fchäftigung gefunden.

Bergeßt die Streupflicht nicht! Der erste Schneefall gibt dem Bolizeipräsidenten Beranlassung, die Hausbefizer oder Hausverwal ter oder die sonst Verpflichteten darauf hinzuweisen, daß sie die Bürgersteige von Schnee und Eis zu reinigen und mit abftumpfenden Stoffen zu bestreuen haben. Ebenso find die Anlieger verpflichtet für dauernde Freihaltung der Hydranten von

Schnee und Eis.

In den Märchen gibt es bekanntlich Zwerge und Riesen, die hier bie erstaunlichsten und unglaublichsten Dinge verrichten. Das mar einmal Wir Leute von heute find längst daran gewöhnt, daß Zwerge und Riefen auch unter uns und in der wirklichsten aller Belten weilen. Einen Besuch von Zwerg und Riese hatte heute auch unsere Redaktion. Der bekannte Riese Jacques van Albert, der die Kleinigkeit von zwei Metern und 69 3en­timetern mißt, tam mit seinem Partner auf der Barietébühne, dem Schweizer Zwerg Seppetoni. Der fleine Mann, der die Galatracht seiner Schweizer Heimat trug, war luftig und guter Parteinachrichten Dinge und schmauchte mit allem Behagen eine Virginia . Seinem Kollegen van Albert dagegen ist es in letzter Zeit nicht besonders gut gegangen. Die Füße haben dem großen und maffigen, aber doch wohlproportionierten Körper nicht standgehalten. Er befam Benen entzündung und mußte längere Zeit in einem hiesigen Sanatorium liegen. Das war eine toftspielige Angelegenheit, wie denn der Lebensunterhalt des Riefen überhaupt ein großes Geld verschlingt

Sinfendungen für dieje Rubrik find Berlis 68. 68, Lindenstraße 3,

für Groß- Berlin

ftets an bas Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trep. rechts, au richten.

45. bt. Die Abteilungsversammlung findet erft Mittwoch, den 4. Februar statt. Morgen Donnerstag, ben 29. Jamuar, bei Liebig, Biener Str. 57a, erweiterte Funktionär- Ronferenz. Es nehmen baran teil: bie Betriebsräte, Beşirts und Stabiverordneten und auf tommunalem Gebiet tätige Genoffen. Rotmeubige Agitations nub Organisationsfragen.