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Erbsen mit Spec.

Es gibt fein Gericht, das in Berlin so viel gegessen wird, mie Löffelerbsen mit Sped.( D. h., der Spec stellt mehr das dekora­tive Element.) Vielleicht machen ihnen Aschingers Bodmürfte mit Salat Konkurrenz. Speckerbsen tosten vierzig Pfennige, manchmal

fogar nur dreißig. Ein großer Teil Berlins lebt von diesem Ge­richt, das seiner Billigkeit wegen wieder zu Ansehen gelangt ist. Feinschmecker verschmähen es natürlich. Früher war es sozusagen Feinschmecker verschmähen es natürlich. Früher war es sozusagen eine rein bürgerliche Angelegenheit; heute nähren sich auch arme Künstler davon. Agenten oder Vertreter, Droschfenfutscher und Zeitungsfrauen bevorzugen diese fräftige Kost, die meistens ganz schmackhaft ist. Erbsen märmen gut auf und füllen den hungrigen Magen; der darin herumschwimmende Sped gaufelt der Bhantafie die berühmten ägyptischen Fleischtöpfe vor. Ein Düftchen aus dem Schlaraffenland zieht in unsere Rase. Unzählige Eristenzen nähren fich täglich von Löffelerbsen, die überall zu haben sind, in Barte fich täglich von Löffelerbsen, die überall zu haben sind, in Warte fälen und Kantinen. Wenn man eingeladen ist und Angst haben sollte, nicht fatt zu werden, empfiehlt es sich, vorher eine Portion Erbsen zu genießen. Dann wird man von den gereichten Speisen jo menig nehmen, wie es eben vornehm" ist. Bei Aschinger gibt es sogar ein Brötchen gratis, was uns an felige Zeiten erinnert. Damals tosteten die beliebten Löffelerbsen gemiß nur 25 Pfennige, und mer ganz großen Hunger hatte, konnte ruhig ein Dutzend Brötchen dazu verzehren. Aber damals hatte wohl niemand Appe tit auf Erbsen. Wir sind ärmer und flüger geworden, fajt Spartaner Freilich fühlen sich viele wieder ins Schlaraffenland zurüdperfett. Mögen sie schlemmen-wir armen Schluder effen mit Todesverachtung oder mit Begeisterung die Mode gewordenen Löffelerbfen

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Um die Neuköllner Großhandelsgesellschaft.

Die unbequeme Konkurrenz.

Wie die von der Stadt begründeten Gesellschaften von den bür gerlichen Barteien fyftematisch zu Tode gehetzt werden sollen, dafür ein lehrreiches Beispiel:

Die Neuköllner Großhandelsgesellschaft m. b. 5., beren Inhaber und einziger Gesellschafter die Stadt Berlin ist, wurde im Jahre 1919 mit 50 000 Papiermart begründet. Ein pollfommen unzureichendes Betriebskapital, das bis auf den heutigen Tag von dem Gesellschafter noch nicht erhöht wurde. Aus eigenen Mit. teln und Ueberschüssen wertete die Gesellschaft ihr Betriebskapital auf 250 000 Reichsmart auf ohne Butun des Magistrats. Das Berdienst für die Aufwertung liegt lediglich auf feiten der Geschäfts. leitung Nach dem Gesellschaftsvertrag ist Aufgabe der Gesellschaft Der Einfauf, die Herstellung und der Vertrieb von Nahrungsmitteln. Der Reingewinn wird zu memeinnüßigen Zweden im Interesse der Einwohner der Stadtgemeinde, und zwar vorwiegend der min. derbemittelten Voltsklassen verwandt. Im übrigen sollte das Unter­nehmen im Interesse der Minderbemittelten auf dem Lebensmittel. martte preisregulierend wirken. Diese Aufgabe hat es sich besonders angelegen' fein lassen. Die Profitmacherei und Ueberschuß wirtschaft gehörte nicht zu den Funktionen. Es war tein werbendes, fondern soziales Unternehmen. Diese Einstellung erregte die Wut der Krämer der Wirtschaftspartei und Gleichgesinnter; ein Beweis, daß die gestellten Aufgaben erfüllt wurden. Die Gesellschaft wurde als unbequemer Ronturrent empfunden. Daher das Be­streben der bürgerlichen Parteien und Mittelständler auf Beseitigung. Führend: Bäckers, Schlächterinnungen usw. Bortführer in der Stadt­verordnetenversammlung: Wirtschaftspartei. Dazu fehlt den Herren der Mut, ihre Absichten frant und frei und unumwunden der Deffent lichkeit zu unterbreiten. Sie möchten gern einen Standal à la Barmat exfinden und ihn als Vorwand für ihre 3mede benuken. Is mill­tommene Handlanger benußen fie begangener Berfehlungen megen entlassene Angestellte, die bereits megen Unter lagung und Urkundenfälschung Gefängnisstrafen abgefeffen hatten. Solche Ehrenmänner sind die Berater ber tugenbjamen Herran der Wirtschaftspartei, beren Angaben sie Glauben schenten. Dürfen aus dem Umgang Schlüsse gezogen werden nach dem Sprichwort: Sage mir, mit wem du umgehst Fast hat es den An fhein, als ob die bürgerliche Mehrheit bei dem beabsichtigten Ber tauf der Neuköllner Großhandelsgesellschaft denselben Weg gehen will in umgefehrter Richtung mie bei dem Anlauf des Gutes Brig. haben sie in dem Fall durch übergroße Schlaubeit nahezu 1 000 000 Mart mehr bezahlt, als fie es zu faufen Gelegenheit hatten, jo be mühen fie fich offenbar im ersteren Fall, durch ihre verblendeten Maßnahmen den Wert des Unternehmens herunter zu mirt schaften zum Schaden der Steuerzahler und Minderbemittelten. Ein wertvolles Objeft, eine nüßliche Einrichtung der Stadt zum Besten der ärmeren Bevölkerung foll verschachert werden, um die Mittelständler Don einer unbequemen Ronkurrenz zu befreien.

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Wegen Mordversuches verhaftet.

Ein Revolveranschlag nerursachte gestern in ber Steglitzer Straße Mr. 56 große Aufregung. Hier wohnt ein 23jähriger Schlosser Edmund Reinhardt. Dieser war bis vor furzem bei dem Klempnermeister Ratisch in dem Hause Nr. 67 beschäftigt, murde aper megen Differenzen entlassen. Er schrieb nun der Klempnet. innung anonyme Briefe, in denen er den Meister des Diebstahls, der Unstiftung dazu und des Betruges beschuldigte Ratij mies die Beschuldigungen vor der Innung zurüd und ging hierauf zu Rein hardt, in dem er den Briefschreiber erkannt hatte. Auf dem Flur forberte er ihn auf, feine Briefe mit einer Entschuldigung zurüd. zunehmen. Reinhardt aber lief in feine Wohnung hinein, holte eine Bistole heraus, verfolgte den Meister, der sich zur Heimlehr ge­mandt hatte und gab aus unmittelbarer Nähe rasch nacheinander fünf Schüsse auf ihn ab, die glüdlichermeise fehl gingen. Er er­griff dann die Flucht. Beamte des Polizeiamis Tiergarten verfolgten und ergriffen ihn. Reinhardt wurde megen versuchten Mordes der Kriminalpolizei vorgeführt.

Großfeuer in einer Druckerei.

In der legten Nacht wurde die Buchdruckerei von Goebede u. Gellinet in der Potsdamer Straße 110 an der nens lebenstraße non einem größeren Feuer heimgesucht. In der fünften Morgenstunde stand dort auf dem Hofe das Erdgeschoß und erste Stodmert in solcher Ausdehnung in Flammen, daß die Mehr un Derzüglich mit mehreren Schlauchleitungen von Motorsprisen Dor gehen mußte. Die Flammen hatten besonders an Papier und der Einrichtung reiche Nahrung gefunden. Groß war die Hiße und Qualmentwicklung im Erdgeschoß. Das Zwischengebält brannte an mehreren Stellen. Trozdem gelang es, eine weitere Ausdehnung zu verhüten. Die Entstehung des Feuers ist noch nicht aufgeklärt. Der Betrieb der Druckerei foll fortgesetzt werden.

verhaftet. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen nähern sich diese Unholde ihren Opfern besonders abends in schlechtbeleuchteten Straßen.

Die freie Wohnungswirtschaft.

Am 1. Oftober rorigen Jahres hat die Zwangswirtschaft für

gemerbliche Räume aufgehört; damit ist ein langgehegter Bun Dieler Hausbesther, Wirtschaftsparteiler und Mittelständler in Er­gegeben, ihre Bermieterinteressen wahrzunehmen. Daß das zuweilen füllung gegangen. Den Hausbefizern ist wieder die Möglichfeit in der rücksichtslosesten Beise geschieht, davon legi folgen der Fall Beispiel ab.

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Im Hause Schmidstraße 5, bas ber Buttergroß firma Gebrüder Groh, oflieferant, gehört, hat seit einer ganzen Reihe von Jahren die Firma Thanatesia" ihre 1883 gegründete Trauerschneiderei untergebracht. 226 Quadratmeter be mußte der Inhaber obiger Fabrit, 260 Quadratmeter ein Haupt­mieter. Letzterer gerief in Bahlungsschwierigkeiten und vertaufte feine Werkstatt. Der neue Käufer, ein ehemaliger Maurer aus Blauen, der dort seine Familie zurückließ, und mit seiner Geliebten in der Schmidstraße eine neue Eristenz anfangen wollte, fonnte feinen festen Fuß fassen, wurde aber von Herrn Groh als Hauptmieter anerkannt und die Trauerschneiderei mußte die Miete dem Maurer zahlen. Der Inhaber der Schneiderei, der zeitweise bis zu 80 Personen beschäftigte, mährend sein Hauptmieter nur von zweifelhaften Ge zäume zu überlassen, erflärte fich sogar bereit, die Wiiete auf ein häften lebte, bat nun Herrn Groh wiederholt, ihm die Gesamt Jahr im voraus zu entrichten. Anfänglich schien Herr Groh dazu bereit, plötzlich aber wandelte fich feine Gesinnung und lehnte mit der sehr fomischen Begründung ab, feine Leute seien damit nicht einverstanden. Bis vor dem 1. Oftober ertämpfte sich unser ehr barer Schneidermeister sein Recht auf Verbleiben. Sein über 40 Jahre bestehendes Geschäft fonnte nicht so glatt auf die Straße gelegt werden. Jest tommt die Aufhebung der Zwangswirtschaft. Die gewerblichen Räume auch die 216 Quadratmeter des Schnei: ters werden im Berliner Lofal- Anzeiger" aus­geboten und ein Rumäne Mandelbaum macht mit Groh einen sehr lohnenden Bertrag.

Run tommt, was fommen mußte: Mandelbaum wird als rechtmäßiger Besizer anerkannt, flagt auf Hinaus. murf des Schneiders, und die Gerichte geben ihm recht. Die Schneiderwertstatt muß aus dem Hause des Hoflieferanten Groh verschwinden, so will es das Gericht und der Herr Hausbesitzer. Das Urteil auf fristlose Räumung ist ergangen. Die Schneider. werkstatt mit allem Drum und Dran wird auf die Straße gefest, Herr Mandelbaum, der in der Friedrichpaffage ein Geschäft, in der Reichenberger Straße die Fabrik und an einer dritten Stelle feine Bureauräume haben soll. darf in das Haus Schmidstraße 5 ziehen. Wo der Schneidermeister ein neues Heim findet, wiffen vielleicht die Götter.

Flugzeugunglück in Staaken .

In die Zeppelin- Halle gestürzt.

Heute vormittag gegen 11% Uhr stürzte ein Schulflugzeug, bas mit einem Flugschüler befeht war und fich auf einem llebungsfluge befand, aus großer Höhe ab und in die Zeppelinhalle auf dem Flugplak Staaten bei Spandau hinein, die für Filmaufnahmen um­gebaut ist. Fünf dort beschäftigte Arbeiter wurden mehr oder weniger ich mer verlegt. Der Fluaschüler v. Bil­lefen, der sich in dem Flugzeug befand, mar fofort tot.

mie tommen die Gemeinden aus der Wohnungsnot heraus? Diese Frage behandelt der thüringische Bürgermeister a. D. Genosse Bittor Road in einer öffentlichen Versammlung, zu der der Bund Deutscher Boden reformer, Crisgruppe Berlin , einladet am Mittwoch, b. 4. d. Mis., abends 48 Uhr in der Aula ber Oberrealschule in Bantom( Breite Straße). Der Redner wird erichütternde Bilder von Wohnungsnot auf dem Lande, in ber Sleinstadt und in Berlin geben und über die bisherigen Finanzierungs. versuche bes kleinwohnungebanes, insbesondere ber heimstättensiedlung und über bie grundsägliche Lösung der Bohnungsfrage sprechen. Bu ber Bersammlung hat jedermann Butrit

Das Erdbeben in Ungarn .

Die Stadt Erlau schwer beschädigt.

In der Gegend des Tatragebirges, insbesondere in her Stadt Erlau haben sich die Erbft Be in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag wiederholt. Einem leichteren gegen 10% Uhr nachts perspürten Erbfto folgte um 12.15 Uhr nachts ein stärferes Beben, bas an pielen Häusern wiederum ſtarte Risse und Beschädigungen Derursachte. Um 4% Uhr und 6,30 Uhr früh murden zwei weitere Erdstöße verspürt. Viele Häuser sind so erheblich beschädigt worden, daß fie einzustürzen drohen. Infolgebeffen mußten die zahl. reichen Familien ihre gefährdeten Wohnungen perlaffen. Der Bürgermeister vor Erlau hat zugunsten der Be perlassen. Der Bürgermeister vor Erlau hat zugunsten der Be­troffenen eine Hilfsaktion eingeleitet. Der an ben legten beiden Tagen perursachte Materialschaden dürfte sich auf mehrere Milliarden be­Laufen. Mehrere Personen murben perlegt

Die Wettermeldungen des Eiffelturmes. Rachdem miederholt in der deutschen Presse und dann insbe fondere von Mund zu Mund die Behauptung verbreitet murde, daß ber Eiffelturm zur Zeit der Abfahrt des 3. R 3 ſeine Wetter meldungen eingestellt oder jogar irreführende Nachrichten gegeben habe, hat sich hie Deutsche Liga für Menschenrechte hireli on Dr. Edener gemandt und angefragt, ob es zuträfe, baß diese Behauptung von ihm selbst ausgegangen sei und ob ihm be Fanni fei, daß nach Wissen der Liga gerade der französische Meteoro. loge enri Ropel por einer Fahrt im September megen der 3u ermartenben Wetterschwierigteiten gewarnt habe. Darauf erhielt die Liga am 13. Januar folgende Antwort:

Auf Ihre Anfrage pom 6. d. M. beehre ich mich, Ihnen mit zuteilen, baß ich die fraglichen Neußerungen über die Beitermeldun gen des Eiffelturms nie getan habe und auch nicht tun tonnte, Da sie den Tatsachen nicht entsprechen. Der Eiffelturm hat uns meber burch Meldungen irregeführt, noch hat er, mie gleichfalls in Seitungen zu lesen stand, uns in unserem FT.- Dienst geftort

Die Nachricht dagegen, daß der franzöfifche. Meteorologe Henri fovel uns vor der Fahrt im September gemarnt habe, entspricht den Tatsachen. Wir haben allerdings auf diese Barnung nicht irgendwelche Rücksicht genommen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

18. Kreis. Mittwoch, bent& februar, 7%, Uhr, michtige Fraktionsfigung, Nathans Mariendorf, Zimmer 26. 82. Abt. Steglig. Die Sigung der Referenten finbet umftänbehalber nicht Diens tag, fonbern Dennerstag, ben 5. Febr., abends 8 Uhr, bei Thiel, Ring, Ede Albrechtftr., ftatt. 123. Abt. Raulsborf. Sente abenb, 7%, Uhr, im Jugendheim, Abolffte. 26, Frauen

abenb.

Vorträge, Vereine und Verfammlungen.

Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold. Gefääftshelle: Berlin G. 14. Gebaftianftz. 87/88, Sof 2 Zz. Rameradichaft Brenzlauer Berg . Die 8ugiührer müssen noch heute wichtiges Rachrichtenmaterial von Burg abholen laffen. Mittwoch, ben

Auch ein Kinderfreund". Bei Besprechungen des Elternbeirates einer Gemeindeschule im Südosten der Stadt murde auch auf die Ge fahren hingewiesen, denen die Kinder in der Großstadt, wie die Auf­dedung der Schmugnester in der Brangel- und Buttmannstraße zeigen, ausgelegt find. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Steller in dem Hause Gitschiner Str. 74 als verdächtig bezeichnet. Man machte 4., abends 650 br, Treffpunkt Prenzlauer Tor, ohne Fahnen die Behörden darauf aufmerksam und die Ermittlungen der Krimi­nalpolizei bestätigten den Berdacht. Es murde festgestellt, daß der 45 Jahre alte Kunstgießer Walter Schröpfer aus der er neuchener Str. 2, der in dem Keller seinen Betrieb hat, fort. gelegt junge Mädchen bis zu 13 Jahren an sich lockte und sich an ihnen in seinem Keller verging. Bis jetzt wurden 14 fleine Mädchen, bie dem Müftling ins Garn gingen, festgestellt. Schröpfer wurde

Geschäftliche Mitteilungen.

Das belannte Schuh.Zotal Behrnbt, Müngstr. 25, mit seinen Filialen Rottbuser Damm 13 und Frankfurter Alee 54. bringt im pnat Februar mieber eine Reihe

Gewerkschaftsbewegung

Die Sowjetstipendiaten in der Klemme.

Der Bericht des englischen Gemertschaftsführers Turner üb

Rußland. ben wir am 20. Januar veröffentlichten, hat sowohl u Ländern ungeheures Auffchen erregt, da er das Lügengebilde, Deutschland , mehr aber noch in Frankreich , England und anderen das die Kommunisten mit Hilfe der tendenziosen oder zweideutigen Acußerungen Purcells, Ben Tillets u. a. hergestellt hat, mut einem Schlage zerrig. Die Rote Fahne" fowie die übrige Rubelpreise hat es bisher nicht gewagt, den Inhalt des Turner- Berichts ihren Lesern zur Kenntnis zu bringen. Jetzt kommt sie mit den lächerlichen Einwendungen, wir hätten aus dem Turner. Be. it alle diejenigen Säße, die für die Sowjetunion irgendwie günstig sein tönnten, einfach weggeschwindelt". Als Beweis führt sie eine Stelle aus dem Bericht an, wonach der ge­fangene Sozialrevolutionär Timofejem Turner mitgeteilt hätte, daß die Gefangen en vor vier oder fünf Monaten die Erlaubnis et halten hatten, in den Korridoren während des Tages hinaus. zugehen und miteinander zu sprechen, und daß die Delegation fich mit halten fonnte. Au dem Fehlen dieser Stelle in unserer Wieder­den Gefangenen im Korridor und in den Zellen frei unter­gabe folgert die Rote Fahne", daß wir den Bericht gefälscht hätten. Wir fönnen aber dem fommunistischen Blatte verraten, daß mir außer dieser Stelle noch eine ganze Reihe anderer weggelassen haben. So fehlt beispielsweise in unserem notwendigerweise gefürzten Bericht eine ausführliche Schilde­rung der Lage der gefangenen und verbannten Anarchisten und Syndikalisten, für deren Schicksal Turner sich interessierte. Es fehlt ferner der Hinweis auf das traurige Schicksal der bekannten Revolutionärinnen Maria Spi. ridonoma und Alexandra Jsmailowitsch, von denen bekanntlich die erstere vor furzem in den Hungerstreit getreten ift. Merkwürdigerweise beflagt sich die Rote Fahne" über die Streichung dieser Stellen in unserem Berichte nicht. Sie geht piclmehr in ihrer Dummheit so weit, daß sie ausdrücklich be. ftätigt, wir hätten alle diejenigen Säge, die für die Sowjetregie­rung irgendwie günstig sein könnten, weggelaffen. Damit bestätigt das Berliner Kopfblatt der Branda", daß das einzig Günftige, was über Sowjetrußland gesagt werden kann, darin be­fteht, daß die politischen Gefangenen im Mostauer Gefängnis feit einigen Monaten die Erlaubnis erhalten haben, während des Tages in die Korridore hinauszugehen und miteinander zu sprechen. Wir glauben nicht, daß die Mosfauer Borgesezten der Roten Fahne über dieses Eingeständnis ihres Berliner Sprachrohrs sehr erbaut jein werden.

Im übrigen schwindelt bie Rote Fahne", wenn sie erfläct, wir hätten in unserem Bericht verschwiegen, Turner habe wiederholt Gelegenheit gehabt, mit seinen anarchistischen Gesinnungsgenossen zu verschiedenen Konferenzen zusammenzutreten. Das stimmt nicht. In unserem Bericht steht ausdrücklich: Ich fann in diesem Berichie nicht genügend flar machen, welche Schwierigkeiten ich hatte, um in Berührung mit den mir gewünschten Menschen zu fommen." Daraus geht flar hervor, daß Turner mit seinen engeren Freunden in Be­rührung gekommen ist, aber nicht, wie die Rote Fahne" glauben machen will, auf vollkommen freiem und ungehindertem Wege, son­dern erst nach leberwindung der größten Schmie. rigteiten und unter den größten Borsichtsmaßregeln. Das zeigt das Sowjetparadies in einem ganz anderen.Sichte, als es die Rote Fahne mahr haben mill. Deshalb hitet sie sich auch, den Inhalt bes Turner- Briefes ihren Sefern zur Kenntnis bringen.

Die nächste Jnternationale Arbeitskonferens.

Die siebente Internationale Arbeitstonferenz wird am 19. Mai in Genf zusammentreten. Jeder Mitgliedstaat ist zur Entfendung Don vier Delegierten berechtigt, moron mei die Regierung und je einer die Unternehmer und die Arbeiter vertreten. Insgesamt gehören mun 58 Staaten der Internationalen Arbetts. prganisation an; von michtigen Mächten stehen ihr nur nach Ru land und die Vereinigten Staaten von Amerika fern.

Die bisherigen sechs Internationalen Arbeitsfonferenzen haben mehr als 30 arbeitsrechtliche Beschlüsse gefaßt, melche die Arbeitszeit, den Schutz der Frauen und Kinder, die Arbeitslosigkeit, die Ause wanderung, die Gewerbehygiene ufm. zum Gegenstand haben und bereits zu bedeutenden Fortschritten der sozialpolitischen Gesetzgebung der Mitgliedstaaten Anlaß gaben.

Auf der Tagesordnung der siebenten Sonferenz stehen: Arbeiter Unfallentschädigung, Gleichbehandlung in- und ausländischer Arbeiter in der Unfallentschädigung, möchentliche Betriebsruhe in Glashütten mit Bannanöfen, Nachtarbeit in Bädereien.

Zum 1. Puntt der Tagesordnung fann die Konferenz einen Entwurf zu einem internationalen Hebereinkommen beschließen, nelcher der Ratifitation bedarf, um mirksam zu werden, oder einen Borschlag, der eine Willenstundgehung der Konferenz an die Gesez­gebungen der Mitgliedstaaten barstellt, fie aber in bezug auf die Art und Beise der Durchführung nicht bindet. Die anderen drei Bunfte murden bereits auf der Konferenz von 1924 behandelt und tommen biesmal zur endgültigen Abstimmung. Außer den genannten Buntten werden auch andere Gegenstände der Sozialpolitik zur Ere örterung fommen, wozu namentlich der Bericht des Direttors des Internationalen Arbeitsamts Anlaß gibt.

Erfolgreich beendeter Streit.

Der Streit bei der Telephonfabrif von Dauernheim , Sipe nider Straße 114, ist mit vollem Erfolg für die Streitenden beenbet worden. In der Ausgabe des Borwärts vom 6. Januar berichteten mir, baß der Inhaber der Firma die Affordverdienfte der Arbeiter. schaft start reduzieren wollte. Er hat sich jeht bereit erflärt, seins Berschlechterungsabfichten aufzugeben. Die Belegschaft hat einen schönen Sieg davongetragen.

Das Moskauer Vergrößerungsglas.

Die Rote Fahne" vom 30. Januar meiß von einem großen Chemiearbeiterstreit in Fulda , an dem 3000 r. beiter beteiligt fein follen, zu berichten. In Wirklichkeit sind dort in einem Betriebe, deffen Belegschaft ungefähr 280 mann start ift, Lohndifferenzen ausgebrochen, weil die Betriebsleitung bie pom Fabritarbeiterverband unterstüßten Lohnforderungen der Belegschaft nicht bewilligen mill. In der Redaktionsstube der Roten Fahne" wächst die 3ahl auf 3000. Freilich stedt Methode in dieser Art der Berichterstattung. 3000 Chemiearbeiter, das ist schon mas! Damit kann die in Marsch gejezte Weltrevolution besser bewiesen Dreitausend streifende Chemiearbeiter werden, als mit 280. find für die fommunistische Agitation mertvoller, menn auch hie Wahrheit babei zu furz tommt.

Die Leistungszulagen bei der Reichsbahn.

3n der Notiz mit biefer Ueberschrift in Nr. 54 bes Bormärts" bahn fudhte mit biefer Beröffentlichung das System ihrer Beistungs

aber bitter angebote in een Setzen und Rinberitiefeln, iomle murde eine Beröffentlichung ber Reichsbahn erwähnt. Die Reichss

Sausschuhen. Mir weisen uniere Sefer auf bas heutige Inserat hin und ist es Sebermann an empfehlen, feinen Bedarf bei dieser Firma zu beden