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Vonnerstag 5. Jebtnot 1925
nterhaltung unö AAlssen
Seilage des vorwärts
Sonnenkrast- Malchin en. Unser ganzes Leben hängt von der Sonne ab, alle unsere Ma- schinen werden durch Sonnenenergie getrieben, sei es als Wind hei Windmühlen und Segelschisfen, wie auch dem neuen Rotorschiff von Flcttner, sei es durch Wasserkraft oder durch Kohlen, die in unseren Dynamomaschinen in Elektrizität umgewandelt werden. Da liegt der Gedanke nahe, ob nicht die Sonnenenergie auch unmittelbar durch Sammlung der Sonnenwärmenutzbar gemacht werden kann, zumal die Kohlenvorräte der Erde in absehbarer Zeit erschöpft sein müssen. Dieser Gedanke ist schon sehr alt: man braucht nur an die Spiegel des Archimedes zu erinnern, durch die dieser hervorragende Mathe- inatiker und Physiker des griechischen Altertums schon 200 Jahre vor Christi Geburt die römischen Schiffe, welche seine Vaterstadt Syrakus  belagerten, in Brand gesteckt haben soll. Ist diese Erzählung auch nur«ine Legende, so beweist doch die Legendenbilduna, daß die sammelnde Kraft von Hohlspiegeln bekannt war. Tatsächlich haben auch Heran, Euklid u. a. den Gedanken erörtert, durch Hohlspiegel die Sonnenstrahlen zu sammeln und die so gewonnene Wärme zur Erzeugung von Luftströmungen zu benutzen, um Windräder damit zu betreiben. Auch der berühmte Salomon von Caus hat im Anfang des 17. Jahrhunderts zwei Spielereien angegeben, die auf dem näm- lichen Gedanken beruhen. Ernstere Gestalt gewann er erst gegen Ende des vorigen Jahr- Hunderts, indem man die Sonnenwärme zur Erzeugung von Dampf und zum Treiben von Dampfmaschinen benutzen wollte. Die erste derartige Maschine, die eine Zeitlang gearbeitet hat, ist meines Wilsens von dem französischen   Pbnsiker Mouchot Ende 1864 in Algier   gebaut worden. Ein großer Spiegel warf die Sonnenstrahlen aus einen röhrenförmigen Kessel, mit dessen Dampf eine Dampf. pumpe getrieben wurde. Mouchot setzte seine Versuche noch 14 Jahre lang fort und führte eine erheblich verbesserte Anlage noch 1878 auf der Pariser Wettausstellung vor. Doch erwiesen sich Betriebs- und ?lnlagekosten als zu hoch, als daß diese Sonnenmotoren erhebliche Verbreitung finden konnten. Erst in unserem Jahrhundert ist der Gedanke wieder aufge» griffen worden. Bei Los Angeles   in Südkalifornien   wurde im Jahre 1002«in Sonnenmotor aufgestellt, der auch heute noch im Betriebe sein soll. Ein Riesenspiegel von 10 Meter Durchmesser wirst die Strahlen auf einen röhrenförmigen Kesicl, mit dessen Dampf eine IZpferdige Dampfmaschine getrieben wird, die ihrerseits eins Dynamomaschine und eine Zentrifugalpumpe zur Bewässerung der Farm in Bewegung setzt. Der Spiegel ist auf einem Eisengestell montiert, und zwar so, daß er durch ein Uhrwerk ähnlich wie die großen astronomischen Fernrohre der Sonne in ihrem Tagcslauf nachgeführt wird. Ein solch riesiger Spiegel, für dessen Sauberhaltuna peinlichst gesorgt werden muh, macht nicht nur die Baukosten der Anlage, son. dern auch ihr« Unterhottungskosten sehr groß. Infolgedessen legten Bemühungen ein, den großen Hohlspiegel durch eine Reihe kleinerer zu ersetzen: vor allem gelang dem Amerikaner Shumann«ine Kon- struktlon, bei der an Stelle des«inen großen Hohlspiegels eine Reihe von ebenen Spiegeln trat: auch der Kessel erhielt eine wesentlich andere Gestalt, er wurde durch eine Reihe kleinerer sogenannter Ver- dumpfer gebildet, deren Wirtungen sich summierten. Die erste der- artige Anlage stellte Shumann im Jahre 1311 für eine Farm bei Takony in der Nähe von Philadelphia   auf. Dann arbeitete er unafr
lässig an der Verbesserung seiner Konstruktion und im Jahre 1913 wurde«ine größere Anlage dieser Art bei Meadi, südlich von Kairo  ,
Dabei muß man aber wohl beachten, daß diese Anlagen doch nur in solchen Ländern einigermaßen rentabel sind, in welchen die Kohl« einen so außerordentlich hohen Preis hat, daß eben die kompli- zierten Sonnenkraftanlagen mit ihr konkurrieren können. In kohle- reichen Ländern kann davon gar keine Rede fein, und ebensowenig ist anzunehmen, daß Sonnenkraftmaschinen der erwähnten Art in wetter nördlich gelegenen Gebiete», wo die Sonnenstrahlung zufolge der veränderlichen Witterung sehr unregelmäßig ist, selbst in späteren
Mch ein Leiötragenöer.
Ulbert Thomas, direktor des Internationalen Arbeitsamtes:»Möchten Sie nicht endlich diese Rechnung begleichen!" Reichskanzler Lutcher:»Tut mir leid unsere Kasse ist völlig leer wir haben alles für soziale§ürso?ge ausgegeben 1"
Zellen nach Erschöpfung der Kohlenvorräte einen vorteilhasten Ersatz bieten können. Unsere Nachkommen werden, wenn sie sich ohne Kohle behelfen müssen, wohl aus andere Wege sinnen müssen, um die Sonnenenergie unmittelbar in chren Dienst zu stellen. Zum Teil geschieht das schon heute durch Umwandlung der Kraft des fallenden Wassers in Elektrizität: aber auch noch andere Methoden werden ersonnen werdett, um vor allem die in den Pflanzen alljährlich ange- häufte Sonnenenergie nutzbar zu machen. Bt. Sprachliche». Man gebraucht oft das WortT a m t o m", wenn man andeuten will, daß etwas geräuschvoll angekündigt wird oder wenn wegen einer Kleinigkeit viel Lärm geschlagen wird. Dabei ist man sich in den wenigstens Fällen bewußt, woher das Won kommt. Das Wort Tamtam kommt aus dem Chinesischen   und hat
dieselbe Bedeutung wie Gong. Und dies ist bekanntlich ein Schlag- iiistrulncitt, das in Ostasien   in Anwendung ist, eine metallene Scheibe, die mit einem tuchüberzogenen Hdl.zschlägel in Schwingun­gen oersetzt wird. Bei uns hat das Gong auch als Orchesterinstru- ment Eingang gefunden. Im Piano wirkt es düster und geisterhast. im Torte entsetzenerregend.' Das WortKleinod" ist ein zu- sammengesetztes Wort,' wenn dies auch auf den ersten Augenblick nicht zu erkennen ist. Es will sagen: Kleiner, niedlicher Besitz. Denn Od heißt Besitz. Es ist ein uraltes deutsches Wort und findet sich schon in dem Stamm des Ausdrucks Allodium  , der bereits im 10. Jahrhundert bekannt war. Die Bezeichnung ,Z i f f e l"«M- stammt dem Arabischen. Bei den Arabern hieh'zciir leer. Man gebrauchte das Wort, um Null auszudrücken. Später verwandle 'man das Wort Ziffer auch für die Bezeichnung der übrigen Zahle».
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Mauki. Von Zack London  .
Wenn man die Meringe-Lagune bei Psabel verläßt und den Kurs genau nach der Mognetnadel nordwärts nimmt, sichtet man nach hundertfünfzig Meilen den sandigen Korallenstrand von Lord Howe. Lord Howe ist ein Landring von etwa hundertfünfzig Meilen im Umkreis, an der breitesten Stelle einige hundert Ellen breit und erhebt sich stellenweise bis zu zehn Fuß über den Meeresspiegel. Innerhalb dieses Sandringes befindet sich eine mächtige, mit Korallen- inseln übersäte Lagune. Lord Howe gehört weder geographisch voch ethnologisch zu den Salomoninseln. Es»st ein Atoll, während die Salomoninseln hoch sind; und Bevölkerung und Sprache sind polynesisch. während die Bewohner der Salomoninseln Melanesier sind. Lord Howe   wurde durch die polynesische Wanderung nach Westen bevölkert, die noch heute in den großen Auslegerkanus an- dauert, die der vüdostpossot hier auf den Strand wirft. Daß auch eine geringe melanestsche Einwanderung in der Periode des Nord- westmonsums stattgefunden hat, ist einleuchtend. Sein Mensch kommt je nach Lord Howe   oder Ontong-Java, wie es auch genannt wird,-ichos. Cook u. Eon verkaufen keine Fahrkarten dorthin, und kein Reisender träumt von seiner Existenz. Noch nicht einmal ein weißer Missionar ist an seiner Küste gelandet. Seine fünftausend Einwohner sind ebenso friedlich wie primitiv. Aber sie waren nicht immer friedlich. Doch die Verfasser der See- Handbücher haben nie etwas von dem Wandel im Herzen der Ein- geborenen gehört, die vor noch nicht vielen Jahren einer großen Bark den Weg abschnitten und die ganze Besatzung mit Ausnahme des zweiten Steuermanns niedermachten. Dieser Ueberlebende brachte die Nachricht seinen weißen Brüdern. Die Kapitäne dreier Handelsschoner kehrten mit ihm nach Lord Howe zurück. Sie ließen ihre Schiffe direkt in die Lagune einfahren und predigten das Evan- gelium des weißen Mannes, daß nur weiße Männer das Recht haben, weiße Männer zu töten, und daß die geringeren Rassen die Finger davon lassen müssen. Die Schoner fuhren plündernd und vernichtend durch die Lagune. Es gab kein Entrinnen von dem engen Sandkreis. keinen Busch zum Flüchten. Wer sich sehen ließ. wurde niedergeschossen, und es war unmöglich, dem Gesehenwerden Zu entgehen. Die Dörier wurden niedergebrannt, die Kanus zer- stört. Hühner und Schweine getötet und die iostbaren�Kokosbäume gefällt. Das dauerte einen Monat, dann fuhren die Schoner weg: ober die Furcht vor dem weißen Manne war in die Seelen der Insulaner«ingebrannt, und nie wieder waren sie so unbesonnen, iema"ke" Zu schädigen. McBunster war der einzige Weiß« auf Lord Howe, als Händler der Allerwelts-Mondschein-Seifen-Gesellschaft. lind die Gesellschaft hatte ihn auf Lord Howe gesetzt, weil sie sich seiner nicht entledigen zvollle, und dies doch jedenfalls der entlegenste Ort war, den ma»
ausfindig machen konnte. Daß man sich seiner nicht entledigen wollte, lag in der Schwierigkeit, Ersatz für ihn zu finden. Er war ein großer stämmiger Holländer, bei dem eine Schraube los war. Halb- verrückt wäre«ine zarte Umschreibung seines Zustandes gewesen. Er war ein Rausbold und ein Feigling und dreimal so wild wie irgendein Wilder auf der Insel. Da er ein Feigling war, hatte seine Roheit die Art des Feiglings. Als er in den Dienst der Gesellschaft getreten war, hatte man ihn zuerst auf Savo stationiert. Als dann ein schwindsüchtiger Kolonist geschickt wurde, um seine Stelle ein- zunehmen, schlug er mtt den Faulten auf ihn los und schickte ihn als Wrack mit dem Schoner zurück, der ihn gebracht hatte. Darauf wählte Mr. Haoeby einen jungen Riesen aus Porkshirc, um Dunster abzulösen. Der Mann aus Porkshire hatte einen Ruf als Boxer usid mochte lieber kämpfen als essen. Aber Bunster wollte nicht kämpfen. Er war ein richtiges Lämmlein zehn Tage lang. Nach Ablauf dieser Zeit hatte der Jörkshireinann einen kombinierten Anfall von Dysenterie und Fieber. Da ging Bunster zu ihm, schlug ihn unter anderem nieder und trampelte etwa ein Dutzendmal auf ihm herum. Aus Furcht, was beim Erwachen seines Opfers ge- schehen würde, floh Bunster in einem Kanu nach Guvutu, wo er sich durch Verprügeln eines jungen Engländers auszeichnete, der infolge einer Vurenkugel durch beide Hüften Krüppel war. Da schickte Mr. Hoveby Bunster nach Lord Howe, um ihn los zu werden. Er feierte seine Landung, indem er eine halbe Kiste Schnaps aussoff und den ältlichen asthmatischen Steuermann des Schoners, der ihn gebracht hatte, niederschlug. Als der Schoner weg war, rief er die Kanälen an den Strand und fordert« sie zum Ring- kämpf heraus, indem er demjenigen, der ihn besiegen würde, eine Kiste Tabak oersprach. Drei Kanälen warf er, wurde dann aber prompt von einem vierten geworfen, der statt des Tabaks eine Kugel durch die Lunge bekam. Und so begann Bunsters Herrschaft über Lord Howe. Drei- tausend Einwohner hatte das Hauptdorf: aber wenn er es durch- guerte, war es selbst am hellen Tage verödet..Männer, Weiber. und Kinder flohen vor ihm. Selbst Hunde und Schweine gingen ihm aus dem Wege, und der König verschmähte es nicht, sich unter der Matte zu verkriechen. Die beiden Premierminister lebten in Angst und Schrecken vor Bunster, denn er ließ sich nie auf die Erörterung einer Streitfrage ein, sondern entschied sie mit den Fäusten. Und nach Lord Howe kam Mauki, um für Bunster achteinhalb lange Jahre zu arbeiten. Es gab kein Entrinnen von Lord Howe. Im Guten und Bösen waren Bunster und er aneinander gefesselt. Bunster wog zweihundert Pfund, Mauki hundertundzehn. Bunster war ein entarteter Unmensch: aber Mauki war ein primitiver Wil  - der. Und jeder von ihnen hatte seinen eigenen Willen, seine eigenen Wege. Mauki hatte keine Ahnung, für was eine Art Herrn er arbeiten sollte. Man hatte ihn nicht gewarnt, und er hatte es für felbstver- stüsidlich gehalten, daß Bunster wie andere weiße Männer war: ein größer Whiskytrinker, ein Herrscher und Gesetzgeber, der stets sein
Wort hielt und nie jemanden unverdient schlug. Bunster war im Borteil. Er wußte von Mauki alles und sreute sich hämisch, ihn in ?lrm und eine verrenkte Schulter, und so machte Bunster Mauki zum Arm und eine verenktc Schulter, und so machte Bunster Mauki zum Koch und allgemeinen Hausdiener. Bald lernte Mauki, daß es verschiedene Arten weißer Männer gab. Noch am Tage der Abfahrt des Schoners sollte er bei Samisee, dem eingeborenen Tonga  -Missionar, ein Huhn kaufen. Zlber Samisee war über die Lagune gefahren und kehrte erst nach drei Tagen zu- rück. Mauki brachte die' Meldung. Er kletterte die steile Trepp« hinaus(das Haus stand auf zwei Fuß hohen Pfählen über dem Sande) und ging ins Wohnzimiiter, um Bericht zu erstatten. Dcc Händler verlangte dos Huhn. Manki öffnete den Mund, um die Abwesenheit des Missionars zu erklären. Aber Bunster fragte nickst nach Erklärungen. Er langte mit der Faust aus. Der Schlag traf Mauki auf den Mund und schleuderte ihn hoch. Er flog direkt durch die Eingangstür, über die schmale Veranda, zerbrach das Geländer und fiel auf die Erde. Seine Lippe» waren einp unförmliche Masse und fein Mund mit Blut und ausgebrochencn Zähnen gefüllt. Ich will dich Widerrede lehren!" schrie der 5iändlex, rot vor Wut, von dem ze«brochenen Geländer zu ihn, herunter. Mauki hatte noch nie einen jolcken weißen Mann getroffen, und er beschloß, vorsichtig zu sein und keinen Anstoß zu erregen. Er sah. wie die Pootsleutc geschlagen und wie einer von ihnen drei Tage ohne Nahrung in Eisen gelegt wurde wegen des Verbrechens, eine Ruderrolle zerbrochen zu haben. Dann hörte er auch den Dorfklatsch uiü> erfuhr, warum Bunster eine dritte Frau genommen hatte mit Gewalt, wle ma» wohl wußte. Die erste und zweite lagen ou? dem Friedhof unter den, Kvrallensand, mit Korallenblöcken zu Kopf und Füßen. Sie waren, wie man sagte, an den Schlägen gestorben. die er ihnen gegeben hatte. Die dritte Frau wurde bestinnnt miß- handelt, das konnte Mauki selbst sehen. Aber es war unmöglich, den weißen Mann nicht zu beleidigen. der schon durch das bloße Vorhandensein eines andern beleidigt zu sein schien. War Mauki still, so wurde er geschlagen und ein trotziges Biest genannt. Sprach er. so wurde er geschlagen, weil er wider« sprach. War er ernst, so beschuldigte Bunster ihn eines Komplotts und verprügelte ihn im voraus: bemühte er sich, heiter zu sein unh zu lächeln, so wurde ihm vorgeworfen, daß er seinen Htrrn und Meister verspotte, und er kriegte, den Stack schmecken. Bunster war ein Teufel. Das Dorf hätte ihn längst abgetan, wenn es sich nicht der Lehre von den drei Schonern erinnert haben würde. Trotz- dem hätte man ihn abgetan, wenn man in einen Busch hätte fliehen könne». So wie die Ding« lagen, mußte die Ermordung des weißen Mannes oder überhaupt irgendeines weißen Mannes ein Kriegs- schiff bringen, das die'Angreifer tötete und die kostbaren Kokosbäume fällte. Das ganze Sinnen und Trachten der Bootsleute ging daraus aus, ihn zufällig ertrinken zu lassen, wenn der Kutter einmal das Unglück hatte, zu kentern. Aber Bunster achtete darauf, daß der Kutter nicht kenterte.(Schluß folgt.)