4. Im Srtljrc 1917 brachte ich einmal auf diesem meii�en!�e?ss - weg non Bern nach Berlin zirka 590000 Frank und lieferte diese» Betrag, wie immer, im Gewerk schaftshaukeam Engel. ufer ab. Dieser Geldsendung naraus ging ein Briefwechsel zwischen einem seinerzeit Äeichstagsabgeördneten und Mehr- ysitssozialisten E. sgemeiiN ist Ebert. Die Red.), hierzu noch Detailangoben. Z. Mir war versprochen, in der neuen Republik seinerzeit „T t a a t s s e k r e t ä r zu werden. 6. Im Jahre 1917 kam ich in ein Hotel nach Konstanz o. B. Dortselbst traf ich den unter 4. genannten Herr« E.. den ich zum ersten Male sah: in dessen Gesellschaft befanden sich zwei aus- ländifcheOffiziere in�ioil.(Nähere Details hierzu noch.) Herr E. hat sich seinerzeit in das Fremdenbuch des Hotels als Ehrensderger eingetragen, was ich selbst gesehen habe. 7. Im Lahr « 1918/19 fragte mich der unter 1 benannte Herr E.. ob ich von m. s. Zt. Kuriertätigkcit allesverräumt habe, worauf ich sagte:„Was denn..." 8. Als im Jahre 1917 in Hochzoll bei Augsburg ein Eisen- bahnunglück passierte, sagte man mir bei meiner Ankunft in Berlin im Gewerkschaftshausc, wenn mir auf meinen Reisen als Kurier mal so ein Unglück in die Quere käme, soll ich olles, was in der Ledermappe sei, oe r n i ch t e n. Auf m. Frage, warum, wozu, gab man mir zun Antwort, es brauche doch kein Mensch zu wissen, was in der Mappe sei. Dies sind die Hauptpunkte. Details zu 1 bis 8 bin ich bereit. wie eingangs dieses erwähnt, jederzeit zu geben, bzw. s. Zt. vor Gericht. Ich unterzeichne die vorstehenden Punkte 1 bis 8 m. Unter- schritt. Laut Unterschrist! Kaufmann und Journalfft.
Wahl ües preußischen Ministerpräsidenten. Heute Entscheidung im Landtag. Heute mittag um 2 Uhr beginnt die Landtagssitzung, die die Wahl des Ministerpräsidenten nach dem Rücktritt des Ge- nosien Braun vorzunehmen hat. Die Parteien der Weimarer Koalition schlagen diesmal den früheren Reichskanzler Dr. Marx vor. Mit seiner Wahl ist unzweifelhaft zu rechnen. Die Kandidatur Dr. Marx begegnet in der Rechtspresse einer ungewöhnlichen Zurückhaltung. Offenbar sind sich die Rechts- Parteien darüber im klaren, daß diese Kandidatur ihnen politisch die größten Schwierigkeiten bereiten wird. Die„Ger- mania" wird s e h r d e u tl ich und läßt durchblicken, daß das Zentrum sich unter keinen Umständen einen Sturz des früheren Reichskanzlers gefallen lassen wird, und daß ein solches Vor- gehen der Rechtsparteien weittragende Folgen haben müßte. Die„Z e i r hat die Sprache vollständig verloren, mir die schwerindustrielle„D. 21. Z." bläst nach wie vor kriegerisch ins Horn. Im 2lnschluß an die Wahl des Ministerpräsidenten findet die zweite Wahl des Landtagspräsidenten statt. Die Pressemeldungen, daß die Fraktion den Genossen Vraun vor- schlagen wolle, sind vollkommen unzutreffend. Genosse SB a r- tele ist nach wie vor der Kandidat für den Posten des Land- tagspräsidenten und wird auch von den beiden anderen Frak- tionsn der Weimarer Koalition gewählt werden. ♦ Genosse Otto Braun ist seit einigen Tagen infolge eines schweren Jschiasanfall? bettlägerig und kann mfolgedesien an der heutigen Abstimmung im Landtag nicht teilnehmen die tägliche verleumüung. HilferdingS Landesverrat. Wie dielte die r e u z» Z« i t u n g" es aus, wenn sie nicht mindestens sechsmal in der Woche den Landesverrat «ine? Sozialdemokraten feststellen könnte! Dann müßte sie ihr Erscheinen einstellen. Sie hätte keine Daseinsberechtigung mehr. Wir haben heute morgen schon dos widerwärtige Ver- halten der„Z e i t" und des„Lokal-Anzeiger" festge- stellt. Heute früh schließen sich diesem ekelhaften Treiben die
„Kreuz-Ze'tung" und die„Deutsche Tageszeitung� an Die „Kreuz-Zestung" ist dabei so geistreich, über Hilferdings in Grenodle gehaltene Rede folgendes zu schreiben:' „Nach einem Bericht der gewiß nicht nationalistisch verdächtigen E. P.-Äorrespondenz— der vom„Wolsfschen Telegraphenbureau" herausgegebene Bericht verschweigt schamhaft die Stelle— hat Hilferding im Derlaus seiner Rede die französischen Sozialisten er- sucht,„einer deutschen reaktionären Regierung keine Konzessionen zu machen, weil sonst die Ak- tionskraft der Sozialisten geschwächt würde". Am Schluß der Rede trat Hilserding für die baldige Räumung dcrÄölner Zone ein,„denn wenn dies geschehe, so würde der Kampf der Sozialisten gegen die Reaktion in Deutschland erleichtert werden"." Wer nicht ganz deutschnational verblödet ist, müßte auf den Gedanken kommen, daß der letzte Satz dem ersten dia- metral widerspricht und daß infolgedessen der Bericht in dieser Form nicht stimmen kann. Deutschnationale Blätter rechnen aber offenbar mit der Dummheit ihrer Leser und hoffen, daß ihre ekelhafte Giftmischerei doch die gewünschten Spuren hinterläßt. Die„Deutsche Tageszeitung" hat die Frechheit, die Meldung der EP.-Korrespondenz mit der Ueberschrift zu versehen:„So etwas war deutscher Minister". Im Reichstag haben sich gestern die Deutschnationalen künstlich darüber aufgeregt, daß die Sozialdemokraten angeb- lich außenpolitische Fragen mit innerpolitischen Differenzen verquickten, weil sie die deutschnationale Reichstagsfraktion zwangen, endlich einmal Farbe zu bekennen und ihre wider- liche demagogische Hetzerei an den Pranger stellten. Die deutschnationale Polemik gegen die Rede Hilferdings ist ein Schulbeispiel dafür, wie die Rechtskreise es verstehen, innenpolitische Hetze mit außenpolitischen Fragen zu treiben. SiVenn die„Deutsche Tageszeitung" nach dem S t a a t s a n- w a l t und nach der Regierung ruft, dann weiß man, wie dieses künstlich aufgemachte Geschrei zu bewerten ist. Der Staatsanwalt könnte schon Arbeit finden, wenn er einmal daran ginge, diesen berufsmäßigen Verleumdern das Hand- werk gründlich zu legen.
Unsoziale Steuerpolitik. Tas Programm der Regierung. — Herabsetzung der Besitzstcucrn.— Keine Ermäßigung von Lohn- und Umsatzsteuern. Der Steuerausschuß des Reichstags trat am Dienstag- vormittag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Staatssekretär P o p i tz gab eine Uebersicht über die steuerpolitischen Absichten der Reichsregierung. Slluch derjenige, der von einer Rechtsregierung eine Fortführung der bisheri» gen unsozialen Finanzpolittt erwartet hatte, wurde über- rascht. Die Rede des Staatssekretärs war ein einziges Plädoyer für die Milderung der Steuer- lasten des Besitzes, insbesondere der großen Konzerne und der Agrarier. Er lehnte ferner eine allgemeine Herabsetzung der Lohn st euer rundweg ab und teilte mit, daß die Reichsregierung keine Senkung der Umsatzsteuer vorschlage. Es war deshalb durchaus zu begreifen, daß die D e u t s ch n a t i o n a l« n von dem In- halt der Rede entzückt waren und ein Redner von ihnen sie als einen„sehrerfreulichenAusblick" bezeichnete. Im einzelnen führte Staatssekretär P o p i tz aus: Die Steuer- entwürfe liegen jetzt dem Reichsrat vor. Es fehlt nur noch der Entwurf über den Finanzausgleich. Schnellste Beratung der Vorlagen ist notwendig, schon wegen des Zusammenhang» mit den Ausgaben, die durch die zahlreichen Anträge der Parteien ver- langt werden und ivegen der Aufwertungsfrage. Besonders die'Aufwertimgsfrag« kann nicht losgelöst von der Gestaltung der Einnahmen behandelt«erden. Di« Reichsregierung legt folgende Sefehentwürfe vor: 1. Steuerüberleitungsgesetz, 8. Einkommensteuergesetz, Z. Körper- schaftsleuergesetz, 4. Vermögens- und Erbschastssteuergesetz, 5. Reichs- bewertungsgesetz. 6. Berkehrssteuergesetz und 7. Gesetz über die SSesteuerungsrechte von Reich, Ländern und Gemeinden.
s Die grundsätzliche Betrachtung dieser EnttvSrse müll« j ausgehen von der Erwägung, daß die Rückkehr zu den Frieden:-- ' stcuerjätzen unmöglich sei. Die Aufgabe der jetzigen-Steuerreform sei ober auch nicht die Erhöhung der Steuersötze. Nach TUöglichkert müsse man die berechkigten wünsche der Wirtschaft ersüllen. Das gelte insbesondere von der Wiederherstellung des Rechlsschotzes und der Rechtssicherheit auf steuerlichem Gebiet. Die Jnjlarion habe diese Grundsätze gemildert, der Rechtsmittelweg ist in weitem Umfang ausgeschaltet worden. Jetzt könne man ohne Gefahren den Rechts schütz gemäß den Bestimmungen der Reichsabgabenordnung wieder einführen. Die Derzugszuschläg« und Zinsen seien bereüs herabgesetzt worden. Künftig müßten auch die Delegationen für die Reichssinanzoerwaltung eingeschränkt werden, da es möglich sei, alle Rechtsvorschriften in den Steuergesetzen unterzubringen. Die Beseitigung der einheitliche« Reichssteueroerwaliuog erklärt Popiy für nicht denkbar. Deutschland sei ein einheitliches Wirtschaftsgebiet mit einheitlichen Steuergesetzen, daher sei eine ein- heitliche Derwaltting notwendig, die von einer Stelle aus— Reichsfinanzministerium— geleitet werden müsse. Bei der Frage der Stundung oder des Erlasses von Steuern sei das besonders deutlich zu sehen. Wenn hier jedes Land selbständig vorgehe, so werde der damit geschaffene Zustand unerträglich. Man sei jedoch bereit, die Behörden der Länder und Gemeinden stärker als bisher an der Ver- anlagung zu beteiligen. Im Reichsbewertungsgejetz sei bereits Hör gesehen, daß Bewertungsausschüsse, in denen Vertreter des Reichs, der Länder und Gemeinden zusammenwirken, eingesetzt werden. Für die Steuergesetze gelte der Grundsatz der Mrtschasilichkeit. Ihm dien« in erster Linie das Reichsbewertungsgesetz. Die Ver- mögenswerte sollen künftig einheitlich festgesieUt werden und zwingend sein für Reich, Länder und Gemeinden. Es ist ferner an die Beseitigung der schnell auseinander folgenden Sleuerzahlungen gedacht. Bei der Einkommensteuer sollen die monatlichen durch vierteljährliche Zahlungen ersetzt werden. Die Zahlungen der Landwirtschaft sollen nur dreimal im Jahre, und zwar am 15. Februar. 15. Mai und 15. November stattfinden. Auch die Bemessung der Steuerlast müsse nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen. Man sei mit der Wirtschast darin einverstanden, daß die Besteuerung nach äußeren Merkmalen(Vermögen, Umsatz), wie sie jetzt bestehe, aushören müsse, und das sobald als möglich zur Bs- steuerung nach dem wirtlichen Ertrag zurückzukehren sei. wir habe« bisher viel zu hohe Steuersähe gehabt. Vorwürfe darüber aber sind nicht berechtigt, denn in der ganzen Welt sah man in der Erhöhung der �Steuersätze eine Mög- lichkeit der Steigerung des Steuertrags. Ueberall Hab« man das als Fehlschlag erkannt und mit dem Sinken der Steuermoral bezahlen müssen. Als Höchstsatz bei der Einkommensteuer sei-ine tatsächliche Belastung von ZZl« Proz. geplant. Die E n t l a st u n g der mit t leren und unteren Gruppen sei zwar erwünscht, aber uicht möglich. Man müsse auch bei der Einkommensteuer an der unteren Grenze von 10 Proz. festhalten. Eine tatsächliche Belastung von 15 Proz. würde bei 24 000, von 20 Proz. bei 48 000, von 25 Proz. bei 100 000 und von 3Z� Proz. bei 600 000 TO. erreicht werden. Der gering« Satz von 0,5 Proz. bei der V e r m ö g« u s st« u e r solle nicht weiter ermäßigt werden! Bei der besonderen Lage Deutschlands , m»des andere w Lw- betrocht der Notwendigkeit der Äapitalbildung„ s««ine Schonung de, Kapilalverwögeu« geboten Di« Entwürfe der Reichsregierung sehen deshalb vor: 1. daß die Progression bei der Bermögsnssteuer, die bis auf 0,75 Proz. anstieg, fortfällt. 2. die bestehend« Vermögens- steuer soll in nächster Zeit nicht erhoben werden. Z. auch die Vorbelastung des Kapitalertrags mit 10 Proz. soll nicht er- hoben werden, 4. für die Kapitalverkehrssteuern, insbesondere die Gesellschaftssteuer, sind niedriger« Sätze beabsichtigt, 5. auch bei der Besteuerung der Schachtelgesellschaften soll ei» g«� Misses Entgegenkommen gezeigt werden.
Blutes, des lieben Sohne, geht, dann brechen alle Gefühl« auf, dann loben sie ungehemmt und ins Uferlose, dann wird dieser norwegische Ätinnes zu einem wirklich gequälten und bedauernswerten Menschen. Das Lügenidyll am bäusllchen Herde wollte iibxigens der Regisseur des braven Provinzlheaters besonders zeigen. Auf die däüslichen Szenen war die ganze Sorgjalt gerichtet. Daß all« bchandellen Fragen bei Ibsen auch ins allgemeine ginge», wurde kaum merkbar. Auch in dieser Mißdeutung drückte sich ein bedenklich enger Geist au«._ TO. H.
Fritz ftlall las am Sonnabend vor einer stattlichen Gemeinde. die nicht nur Menschen aus der Jugendbewegung vereinigte. Ab- slynitte aus gedruckten und ungedruckten Schriften, die„Fragen der Lebenskunst" zu beantworten suchten. Eine Vorlesung non Texten, die zunächst nur für das Auge bestimmt scheinen, hat ihre großen Bedenken, bei einem Menschen, der bei seinen oft sehr feinen Formulierungen nicht stehen bleibt, sonbern mit lebhafter Breite alle Anwendungen selbst aufsucht. So ist sein Buch„Die schöpferische Pause", aus dem mir zunächst«inen Abschnitt über den Körpertag der Menschen hörten,«in bequemes Buch: beim Hören mußte ich freilich oft an F. Th. Bischer? Mahnung denken: „Eine Rede ist keine«chreide" Sprachlich sehr schön und ge- diungener war ein zweites Stück über den Sinn der Liebe. Die Leser dieses Blattes aber würde fraglos der dritte Abschnitt am meisten interessieren, der ein Zusammentressen mit Arbeiterjugend schildert«: Junge Ruhrarbeiter vereinigen die Jugend eines Städt- chens in Spiel und Tanz um sich, doch beim abendlichen Zusammen- sein offenbart sich's, daß sie nur als Gemeinschaft fahrender Leute etwas sind, in ihrem Denken an das Parteidenken gebunden sind, eigenes Denken nicht gelernt boben.— Mir scheint, der Grübler Fritz Klatt , der reflektierend jede Lebensregung zerlegt und druckt, kennt die Not jener ringenden und sich befreienden Jugend nicht. die sich in den Formen der bürgerlichen Jugendbewegung ausdrücken muß, da sie im Gegensatz zum Beruf und zu allen anderen Mächten ihres Lebens noch keine eigenen Formen fand. Ihnen zu eigenem Ausdruck oerhelfen, ist mehr als sie analysieren und verurteilen. selbst wenn's so vornehm und sachlich geschieht wie hier.— Klatt schloß mit einer Betrachtung svrachphilosophijcher Art. die Atem und Rede in feine Wechselbeziehung brachte und das Wort in Schutz nahm gegen den Mißbrauch der Geschwätzigkeit wie gegen die Mißachtung"durch die. denen Schweigen Bald ist oder die in in der Tot den einzigen Maßstab für Leistung sehen. Man kann auf die ganze Arbeil"gespannt sein, aus deren Einleitung sich noch wenig auf den Inhal! des Ganzen schließen läßt. R Zwetz. Ueber„Unsere Saaslerziehvag» lprichl Pros. Riemerschmidt am 12., abends 8 Uhr, im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums in der Priu»- Ulbrecht Straße. H. v«erlach"vrichi über da« Tbcma.Pom Qrtindoxen zum A t b e i st e n' an- 12.. Tilb-lmstr 48. in den Räunwn des£o*ia!mlf(. Elub«. ueranftaXtet vom Deutschen "Jioni'ienSunb.«nschlietzend« TiSlustion. Rudolf von Laban » Berliner Bewegung» �«re, die unier Leitung von Hertha Feist stehen, bringen am 23. im B l ü t b n e r- S a a l chorisch« Tanziviele aus den Werken Rudolf von Labans zur Schau. Das Programm enthält». a. Szene» cm».Promethaut-,.ÄgamemnovS Tod- und„Licht- »ende-.
Stilwirrwarr. Dritte Tanzmatinee der Volksbühne. Ein« Marine« a-us lauter musiklosen Tänzen ist heut« noch ein SDagnis. Selbst wenn ein Meisterpaar«i« Rudolf von Laban und Gert Ruth Loeszer es unternimmt. Das Publikum der Bolksbühn« ging mit, gab lauten Beifall, aber man hatte doch den Eindruck, daß es nicht recht warm wurde. Lag das wirklich am Fehlen rhythmischer Musikbegleitung t Ich glaub«, nur zum Teil. Die Mehrzahl der Kompositionen war zu kompliziert. Di« liebe rfJiüe sich drängender tänzerischer Motive erschwerte, wie häufig bei Laban, das„Mitschwingen mit der Tanz- um«". Dazu kam, und das war die Hauptfach«, in vielen.Nummern «in« Stilmischung, die unvereinbare Elemente zusammenspanute und «ine einheitliche Wirkung unmöglich machte. Die reine Panwmine des„Duo aus Op. 17"(Nr. 9 des Programms) und die akrobatische Studie der„Phantasmagorie"(Nr. 7) wirkten in ihrer Art ebenso kräftig wie die im strengen abstrakten Stil gehaltene„Formate" (Nr. 5). Aber wo das Pantomimische und das Abstrakt« unvermittelt nebeneinander stehen, wie in Labans Solo„Tanz 79 aus Op. 34", da bekämpft das eine Element die Wirkung des anderen. Das Naturalistische wirkt dann oft als Karibatur und dos Abstrakte wirkt überhaupt nicht, well der Zuschmier eine Natursarm erwartet, wo ihm eine reine Form geboten wird. Der unablässig« Wechsel der Einstellung, der hier vom Aufnehmenden oerlangt wird, ist heute noch eine psychologische Unmöglichkeit. Heut« gilt es, di« Aus- druckskrast des menschlichen Körper» als reiner rhythmisch bewegter Farbform nach allen Richtungen hin stilistisch zu kultivieren, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die sich hier bieten. Heid das Publi- kum zum Erleben dieses Stils reif zu machen. Ist das doppelte Ziel erreicht, dann mögen naturalistische Elemente in gereinigter und geläuterter Form rrn Tanz wieder Eingang finden. Die Eni- wicklimg der modernen Tanzkunst geht der der bildenden Künste parallel. Wie in der Malerei und Plastik zuerst der sogenannte absolut« Stil klar und sicher hingestellt werden muhte, um die heute sich vollziehend« Wiederkehr de» Gegenständlichen ohne Schaden zu ermöglichen, so muß auch der abstrakte Tanzstil ausgebaut»nd g«. testigt werden,«b« au« seinem Nährboden«ine neue pantomimische Kunst erwachsen kann. Wer diese schon heute zu schaffen unternimmt. ist ein Utop-st, stör ernten will, bevor er geackert und gesät hat. Er wird di« historisch notwendige Entwicklung gewiß nichi umkehren, aber er kann Hindernisse aufbauen und Verwirrungen stiften. Rudtcks von Laban ist der Schöpfer des modernen Tanzes. Er hat ihn aus der Bevormundung durch di« Musik befreit. Das Publi- tum van heut« besitzt für den musiklosen Tanz aber noch nicht die nötig« Aufnahmefähigkeit. Di« körperryhthmische Bewegung geht ihm leickster<-!«, wenn sie weniaster.s durch Gongschläge markiert wird. Trotzdem wird das Publikum sich daran gewöhnen müssen. aus diese UntarfHchung zu nerzichten. Denn der Tanz ist keine Kunst, die zum Gehörsinn spricht, sondern er spricht durch den Ge- sichtsfin» zum törperrhythmifch-n Gefühl. Darum danken wir Laban, daß tt es wagte, ein ganzes Programm aus musiklosen Tänzen zu geb«, Auch hier handelt es sich um«ine llebergangs-
erfcheiirnng. Das ideal« Endziel ist nichi der musiklose Tanz, fan- dern das große Bühnenwert, in dem der Rhythmus der. Körper- bewegung, der Musik und des gesprochenen Wortes(Sprechchöre) mit den architektonischen Elementen der Szene organisch zusammen- wirkt. Heute gilt es freilich, das Publikum zum Erleben des Tanzes allein durch das körperrhythmische Gefühl fähig zu machen. Laban ist als theoretischer Wegbahner und als«chöpfer fruchi- barer Motive unvergleichlich größer denn als««übender Tänzer. Da überragt ihn sein« Partnerin Loeszer. Sie verftigt über einen vorzüglich trainierten und durchgebildeten Körper. Ist gleich stark ftn Gang und Sprung, in der sicheren Beherrschung der schwingen- den Glieder(„Duo aus Op. 16". besonders schön ine Brück« am Schluß), wie in der Ausdrucksfähigveit des Rumpfes(„Tanz 215 Op. 25"). In den Duos.47 au» Op. 31" und„21 aus Op. 34" er- gänzten sich die hoch- und tiestänzerischen Charakter« der beiden zu vollkommenen Gesamtharmonien. John Schikow»ki.
der„Dolksfeiuü�im Deutschen Theater. Der Abend verlies, als wäre Herr Albert Basfermonn an ein anständiges Provinztheater zu Gast gekommen. Nun gaben sich alle Mitglieder sehr viel Mühe, dem illustren Manne zu gefalle». Man konnte sehen, daß auch an dieser kleinen Bühne manche Talente blühten, wie etwa Herr Walter Fried, der einen knurrigen und verknoteten Schiffsbaumeister mit großer Anstrengung seiner vor- handenen Kräfte spielte. Man konnte sich auch darüber freuen, daß an diesem Provinztheater ein Fräulein Hermine S t e r l e r wirkt, die als Gattin des Konsuls Bernick, des eben noch falschen, dann aber zur Echtheit zurückgeführten Beschützers der Menjchmoral«ine schmelzende Weichheit erwies. Sonst hatten der Direktor und Regisseur wohl Schwierigkeiten, die richtigen Leute für das zahlreich gebrauchte Personal herauszufinden. Man möchte dein Theater wünschen, daß es sich bald von diesem Personalmangel befreie. Denn es ist nicht imstande, wichtige Rollen des I b) e n scheu Stückes, wie etwa die beiden Amerikafahrer, zweckmäßig zu besetzen. Der Gast selber bemühte sich, seine in Ehrsürcht harrenden Kollegen nicht allzu sehr in den Schatten zu stellen. Er sparte offenbar mit seinen Kräften. Und sicher war es ibm auch im Wege, duß die Darstellerin der Loya Hessel, die Perleidigerin des guten und moralischen Freiheitsdranges, nicht aus einem schönen Herzen, sondern nur aus einer angestrengt bemühten Kehle ihre Tiraden gegen die Heuchelei der Menjchöu hervorbringen tonnte. Diese Missionarin des gesunden Menschenverstandes muß selber ungeheuer gesund wirken, nicht wie ein« gesteigerte Templerenzlerin oder Haupt- männin der Heilsarmee . Der berühmte Gast versuchte Hingebung»- voll diese Schwächen zu smirmen Darum wurde er selbst häufig in der Entfaltung seiner Prachtmittel gehindert. Im übrigen dachte Basjermann sich den Konsul Bernick, der seinen guten Ruf zwei Jahrzelmtelong mit der Lüge und Heuchelei nährt, zunächst als cinen überlegenen Haiardspieler. Konsul Bernick spürt wohl, daß er der stärkste Kops untei all diesen bornierten des norwegischen Krähwinkels ist. Darum erhctzt er sich nicht iehr, wenn er entlarvt wird als ein Mann, der gegen mündetsichere Moralsäge gesündigt hat. Das Niedertreten der Allgemeinheft macht ihm wenig Schmerzen. Nur, wenn es um das Leben des eigenen Fleisches und