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Die Zeugenfabrikanten schweigen.

Der Rechtspresse fehlt die Instruktion".

Die Enthüllungen über den deutschnationalen Bertrauens mann Isidor Kreil aus Kallmünz   und seine Zeugenschaft gegen den Reichspräsidenten sind der sonst in Enthüllungen" fo ftarten Rechtspreffe dermaßen peinlich, daß sie vor Schred die Sprache verloren hat. Fast ohne Ausnahme schweigt sie wie das Grab!

Mit bloßem Ableugnen ist es hier nicht getan. Und da den Blättern des Schwerindustriellen Hugenberg sowohl mie den Organen der Boltspartei irgendeine Instruktion von zu ständiger Stelle" fehlt, so sind sie völlig ratios und verlegen sich auf die Wanzentaftit.

Aber dieses Manöver wird ihnen nicht viel helfen. Die Tatsache, daß die Hüter der nationalen Ehre" jezt schon zum drittenmal dabei ertappt wurden, wie sie übelfte Subjekte zum Zeugeneid gegen den Repräsentanten der Republik   zu tapern juchten, wird nicht unterdrüdt werden fönnen. Und die Moral" der nationalen Gralshüter wird noch mehr als einmal unter die kritische Lupe genommen werden.

Stresemann und der Sprit- Weber. Der tadellose Großkaufmann" war längst vorbestraft! Als im preußischen Untersuchungsausschuß zum erstenmal zur Sprache gebracht wurde, daß der jetzt verhaftete Sprit­Weber vor Jahresfrist mit einer warmen Empfehlung Dr. Stresemanns renommierte, da ließ der jeßige Außen­minister durch seinen Freund Pinterneil im Ausschuß erklären, daß die Abschrift eines solchen Schreibens sich bei feinen Aften nicht befinde. Also tein Dementi, sondern der fehr vorsichtige Versuch eines Dementis unter Vorbehalt. Kategorischer war das Sprachrohr Stresemanns gegenüber der weiteren Behauptung Heilmanns, daß Weber durch Streje mann in den Volksparteilichen Klub eingeführt worden war. Hier wurde die Schuld auf Frau v. Oheimb abgewälzt, die man bei dieser Gelegenheit gewissermaßen als außerhalb der Volkspartei stehend hingestellt hatte. Aber diese Ableugnung erwies sich als unwahr: Nicht nur das Berliner Lageblatt" ftellte feft, daß Stresemann ebenfalls als Bebers Bate bei der Einführung in den Klub amtiert hatte, fondern auch Frau v. Oheimb fete sich gegen den Ber­tuschungsversuch Pinkerneils zur Behr und bestätigte die Angaben des Berliner Tageblatts".

Die Zeit hatte mit ungewöhnlicher Dreistigkeit in ihrem Rechtfertigungsversuch hinzugefügt:

Ganz anders liegt dagegen die Sache in der Angelegen heit Barmat- SPD  . Ein Parallelfall ist hier niemals tonstruierbar."

Ganz unsere Meinung: Im Fall Barmat lagen vor der Verhaftung lediglich unbewiesene und zurüdgenommene Verdächtigungen vor, dagegen die besten Empfehlungen nicht nur aus führenden holländischen Parteikreisen, sondern auch in geschäftlicher Hinsicht. Und es ist heute noch nicht möglich, von amtlicher Seite positiv zu erfahren, weffen die Barmats beschuldigt sind.

| zeige der Frau Julius Barmats megen des Verdachts der Urkundenentwendung und Beleidigung und zur Sicherstellung von Beweismitteln von dem zuständigen Kriminalbeamten fest. genommen worden. Der Beamte führte Tannenzapf in ein Nebenzimmer und teilte nach Rücksprache mit dem Festgenommenen der Frau Barmat mit, daß T. anscheinend tein Material bei sich trüge. Der Beamte begab sich dann in das Nebenzimmer zu Tannenzapf zurüd und Frau Barmat und deren Begleiter hörten nur, wie mit der Staatsanwaltschaft telephoniert wurde, mo bei auch der Name Tannenzapf Erwähnung fand. Tannenzapf halte den Beamten gegenüber erklärt, daß er im amtlichen Auftrage nach Holland   gefahren sei, um sich Material zu besorgen. Der Be­Von Weber dagegen hätten Stresemann und seine volts amte tam nach Beendigung des Telephongefprächs wieder aus dem parteilichen Freunde mit Leichtigkeit erfahren fönnen, daß er nebenzimmer und erklärte der Frau Barmat, Tannenzapf scheine in führenden Kreifen seiner Branche als unsauber galt eine große Persönlichkeit zu sein, da er sich auf feine Beziehungen und daß sich die größten Firmen weigerten, mit ihm in ge- zu den Staatsanwälten berufe. Frau Barmat verlangte nun, daß schäftliche Berührung zu treten. Es ist ihm jetzt nach geder Kriminalbeamte die Dokumente, die Tannenzapf bei sich habe, wiesen, daß er 3ollhinterziehungen, Bestechungen und beschlagnahmen solle, worauf ihr jedoch erwidert wurde, Schiebungen in ganz großem Maßstabe begangen hat. Außer Tannenzapf hätte teine Dokumente bei fich. Dieser Sachverhalt dem ist er des Betruges, der Urkundenfälschung, der vorfäß ist von den Rechtsanwälten Bahn, Davidsohn, Klos und lichen Brandstiftung und des Versicherungsschwindels drin echmersens dem Untersuchungsrichter, Landgerichtsrat noth des Bersicher is drin mann sofort mit dem Antrage unterbreitet worden, unverzüglich gend verdächtig. In der Tat: Der Fall Weber- Volkspartei lingt ganz fuchungen abhalten zu lassen. bei Tannenzapf und in der Berliner Börsenzeitung" a us

anders!

sel Dr. Höfle verhaftet.

Eine Lotalforrespondenz meldet:

Wie wir erfahren, ist Reichspostminister a. D. Dr. Höfle am Dienstag nachmittag gegen 5% Uhr, nachdem er zu einer Ver­nehmung bei Oberstaatsanwalt Dr. Linde bestellt worden war, im Gerichtsgebäude fe ft genommen worden. Ueber den Haft befehl wird noch am Dienstag abend endgültig entschieden werden. Es verlautet, daß Oberstaatsanwalt Linde, der den Rompler Kutister- Barmat- Höfle- Depofiten und Handelsbank mit einem Stab von Staatsanwälten bearbeitet, noch am Dienstag mittag im Justizministerium eine längere Konferenz hatte, deren Er gebnis wohl war, daß man glaubte, zur Bermeidung der Verdunkelungsgefahr, Dr. Höfle vorläufig festnehmen zu sollen. Zu dieser Maßnahme haben einerseits wohl die Angaben Julius Barmats in den letzten Tagen beigetragen, der Dr. Höfle belastet hat, andererseits waren auch sonst Nachrichten über gewisse Privatgeschäfte Dr. Höfles, über, Hausfäufe in Berlin  befannt geworden, die der Staatsanwaltschaft fehr verdächtig er. schienen. Schließlich aber dürfte auch die Tatsache zu dem Vor­gchen der Antlagebehörden wesentlich beigetragen haben, daß in Sachen der Depósiten und Handelsbank A.-G. Dr. Höfle nicht unwesentlich belastet erscheint, weil er bereits im Sommer vorigen Jahres von einem Aufsichtsratmitglied der Depofiten- und Han Es kommt doch schließlich darauf an, ob die betreffende Person sehr vieles faul sei und daß die Bost unbedingt durchgreifen müsse. delsbank A.-G. darüber ins Bild gesetzt wurde, daß in der Bank Trotz dieser Warnung habe Dr. Höfle es unterlassen, gegen die Bank vorzugehen. Weiterhin ist auch die Tatsache auffällig, daß in einigen Kontoauszügen der Depositen- und Handelsbant Dr. Höfle mit Summen erscheint, die der näheren Aufklärung

Jezt mußte die Zeit" die Sache zugeben, ebenso die geldlichen Zuwendungen für den Klub der Deutschen Volks­ partei   und für deren Organ, fügte jedoch hinzu:

in dem herangezogenen Zeitpunkt notorisch belastet war. Herrn Webers Integrität war jedenfalls zur Zeit feines Eintritts in Den Reichsklub nicht in Frage gestellt. Was er hinterher getan hat, dafür fann schließlich die Volkspartei nichts."

Jetzt stellt sich aber heraus, daß auch diese Ausflüchte auf einer ganz falschen Voraussegung beruhen. Weber war zur Zeit seiner Freundschaft mit Stresemann, seiner Mit­gliedschaft bei der Bolkspartei und seiner Zuwendungen an die Beit nicht nur notorijah belastet, sonder sogar megen Spritschiebungen mehrfach in Berüh= rung mit den Gerichten gefommen. Darüber er halten wir non zwei ganz verschiedenen Seiten überein­stimmende Angaben. In der einen Zuschrift heißt es:

Weber hat schon 1918/19 und 1920/21 megen Brannt meinfchiebungen mit den Gerichten zu tun gehabt. Bei den tsgerichten Offenburg  ( Baden  ) und Schwäbisch Hall  fdmehten Brozeffe, in die Weber verwidelt war. 3n In Offenburg   ist er gleich im ersten Berfahren zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt worden. In der Deutschen Destillateur- Zeitung" ift Ende 1920 ein Artikel veröffentlicht worden, der deutlich auf den Schiebungsprozeß Webers hinweist."

Die Konkurrenten.

Bon Hans Bauer.

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In einem Hausflur, drei Häuser von meiner Wohnung entfernt, steht seit Jahr und Tag eine alte Frau und verkauft das Obft der Jahreszeit. Ich tannte sie immer als das freundlich- stille Muttchen, das zu jedermann von überfließender Liebenswürdigkeit war und da habe ich sie nun gestern als wildes Weib, als Furie fennen gelernt. Den Anlaß zu solchem Gesinnungswandel gab ihr die Beobachtung, daß eine halbe Straßenbreite von ihr entfernt ein Händler feinen Wagen aufgestellt hatte und eben die Früchte feil bot, die sie verkaufte. Das Muttchen warf zuerst das Recht der älteren Ansprüche auf diesen Verkehrsbezirk in die Bagschale und beließ es bei dem Ratschlage an den Konkurrenten, sich doch nicht an dieser undankbaren Stelle zu bemühen, wo sie schon grafe. Als aber ihre Worte nicht auf die Bereitschaft stießen, aus ihnen die Konsequenz zu ziehen, kam es zum offenen Krach, der über die Ber­dächtigung der Güte der Bare des Straßenhändlers hinweg zu den schwersten Beschimpfungen gegen ihn und der Drohung führte, ihn vom Schuhmann abführen zu lassen, da er doch offenbar gar nicht berechtigt sei, hier mit seiner Ware zu handeln. Der Beleidigte, der ein armselig gekleideter, verhungert dreinschauender alter Mann war, sagte, daß man das ja sehen werde, ob sie ihn um seinen Erwerb bringen fönnte, und sie solle sich die Worte merken, die sie eben ge­braucht habe. Er tue es auch. Dafür seien schließlich noch die Ge­richte da, daß man sich nicht von jedem zugelaufenen Weibe alles gefallen zu lassen brauche.

Ich schaute die beiden an, die sich da in Haß und Feindschaft gegenüber standen, und voreinander ihre Zuflucht zu dem behörd­fichen Gerechtigkeitsapparat zu nehmen geneigt waren. Sie waren Schicksalsgefährten, Erlebnisgenossen. Sie waren jenes ganz fleine

bedürfen.

Tannenzapf und Staatsanwalt.

Ein Dieb afe große Persönlichkeit". Die B. S.- Korrespondenz verbreitet folgende von einer den Brüdern Barmat nahestehenden Seite stammende Mitteilung:

In einem Berliner   Börsenblatt find in der letzten Zeit Nachrich ten über die Gebrüder Barmat und den Barmat- Konzern er schienen. Es ist bereits die Bermutung ausgesprochen worden, taß ein entlaffener Angestellter der Merkur  - Bant, ein gewiffer Tannenzapf, der Urheber dieser Berleumdungen ist und fich das Material in Holland   in unlauterer Beise besorgt hat. Es war nun befannt geworden, daß Tannenzapf wiederum nach holland   gefahren war, offenbar in der Abficht, weiteres Material zu holen. Er traf am Dienstag früh 8 Uhr auf dem Bahnhof Zoologischer Garten   aus Amsterdam   ein und ist auf 2n

miffenlose Ausbeuter spekulieren auf die durch die Erschütterungen der Zeit wankend gewordenen Gemüter und vollführen einen Heren tanz der Dummheit und des Blödsinns, der beispiellos ist. Die Bresse ist berufen, diesen Draien mit der Fackel der Aufklärung entgegenzutreten. Auf eine höchst feltsame Weise üben dieses hohe Amt zweit Blätter aus, die sich im Wettkampf um die Gunft der Abendleser befinden: das 8 Uhr Abendblatt" und die Nachtausgabe des I ag".

Das 8- Uhr- Abendblatt" hat entschieden den Vorsprung. Was es an fulturgeschichtlichen Offenbarungen über die Bettwäsche und noch intimere Gebrauchsgegenstände z. B. der Habsburger   und der großen Mätreffen in Jahr und Tag geleistet hat, das wiegt leicht eine für beffere Kreise parfümierte Schundliteratur auf. Dieses Wühlen im pifanten Dred natürlich unter psychologischem Aus Wühlen im pifanten Dred hängeschild 80g schließlich nicht mehr. Jezt ist man bei stärkeren Indiskretionen der Weltgeschichte" angelangt und traffiert augenblicklich Das Ende der egenverfol. gungen". Dieser historische Anschauungskursus über menschliche Entartung und Sadismus wird durch hübsche Bildchen illustriert. So wird Dienstagabend die Folterung einer Here" nach einem alten Stich abgebildet. So was muß der gebildete Leser von heute penetrant genug. in der Zeitung finden, sonst ist sie ihm nicht nach Abschluß dieser Serie kommt vielleicht das Tagebuch eines Lustmörders an die Reihe.).

Der Tag will nicht nachstehen. Er läßt feltfame Rri minalfälle" behandeln. Der berühmte Fall des Jean Calas   ist in der Mache. Im 18. Jahrhundert war er der Ausgangspunkt eines glänzenden Turniers gegen den Justizmord. Boltaire, der Sieger im Rampf gegen menschliche Borniertheit und fanatische Intoleranz, ersteht leuchtend vor unseren Augen. Aber dem Lag" ist ein Bild auf dem Stredbrett" wohl wichtiger, das eine Folterszene darstellt.

Die Aufklärer haben die Brutalitäten und Gemeinheiten ihrer Zeit unter Einfah ihrer Berjon bis aufs Meffer befämpft. Die Handelsvolt, deffen Herzensängstlichkeit, dessen Hemmungen, dessen Beitungen von heute nuznießen den Sieg, um mit diesen Wüſt­heiten ihre Leser aufzuflären.

Fremdheit in der Welt der Spekulation es zu nichts hatten bringen lassen. Sie flebten am Pfennig. Sie zitterten um das Brot für die nächste Woche, das die anderen.... die anderen hatten, die sie sich als Kunden mißgönnten, die sie zum Richter gegen fich anriefen. Sie hatten nichts zu tun mit der Philosophie der Welt rings um sich: aber sie tlammerten sich an ihre Gesetze.

Ich weiß es nicht, wie der Streit der beiden endete, ob mit der Entziehung des Gewerbescheines oder mit der Beleidigungsflage oder mit beidem, ich weiß mir, daß er in jedem Falle mit der Festigung einer Weltordnung endigte, die die beiden zum lebenslänglichen Kleinverkauf von Obst verurteilt hatte..

Selfjame Berirrungen. In Niedergangszeiten steigt der ganze Bodensatz der Weltgeschichte, der unter der dünnen Kulturschicht verborgen lag, wie ein Schlammausbruch empor. Die Narreteien und Berrücktheiten, zu denen alter Aberglauben längst geworden, werden wieber lebendig und gewinnen zahllose Gläubige. Ge.

Die Rettung der Polarstadt Nome Nach in New York   ein Nome, dem der an der Nordküste des Nortonfunds in Alaska   ge­getroffener funtentelegraphischer Meldung dürfen die Bewohner von legenen, durch einen breiten Schnee- und Eisgürtel von jedem Berkehr mit der zibilisierten Welt abgeschlossenen Etädtchen, das durch eine Diptherieepidemie von völligem Aussterben bedroht war, heute als gerettet gelten. Der einzige noch in der Stadt befindliche Arzt hatte fortgesetzt funfentelegraphisch Hilferufe ausgefandt, weil er bei dem Mangel an Serum sich jedes Mittels beraubt fah, die Seuche zu bekämpfen. Auf diese Hilferufe hatten sich zwei Belzjäger namens Joe und Kaffon, Mestizen aus Indianer- und Estimoblut, das tollkühne Wagnis unternommen, auf ihren Hundeschlitten der unglüdlichen Stadt zu Hilfe zu kommen. Bei diesem Wettrennen mit dem Tode ist nun Gunnar Kasson als Erster auf seinem mit Diphterieserum beladenen. und von 13 Hunden gezogenen Schlitten in Nome   eingetroffen. Bei einer Temperatur von 40 Grad unter Null hatte der wagemulige Belzjäger troß der Schneestürme einen Weg von 1000 Kilometer quer durch schneebedeckte, vereiste Steppen

Diese Darstellung ist so eigentümlich, daß fie dringend einer amtlichen Aufklärung bedarf. Tannenzapf ist zugestandenermaßen der Gewährsmann der Börsenzeitung  ". Daß er sich sein Material zusammengeflaut hat, ist nicht zu bezweifeln Wenn die obige Version zutrifft, dann hätte die Staatsanwaltschaft einem Dieb zu feiner Freiheit und zu seiner Beute verholfen. Das ist aber beinahe zu undenkbar. Ebenso undenkbar ist es, daß Tannenzapf gar im Auftrage der Staatsanwaltschaft seine Eigentumsdelikte begangen hätte. Was ist also eigentlich vorgefallen und welches Spiel wird hier getrieben?

Barmats Staatszugehörigkeit.

BIB.   teilt mit: Gestern wurde vom niederländischen Konsulat in Berlin   Herrn Julius( Jeddko) Barmat in Berlin   amtlich mit­geteilt, daß die seinerzeit von ihm als Gebühr für seine beantragte Nationalisierung als Holländer hinterlegten Geldbeträge wieder zu feiner Berfügung ständen, nachdem sein Nationalisierungs­gesuch früher abgewiesen sei.

Zum Fall Bauer.

Ausschlußzantrag.

Der engere Bezirksvorstand der Berliner   Bartei­organisation hat in seiner Sigung vom 10. Februar zum Fall ftand zur Annahme empfehlen wird: Bauer folgenden Beschluß gefaßt, den er dem erweiterten Bor­

Der engere Bezirksvorstand ist der Ueberzeugung, daß das Berhalten des Genossen Bauer gegenüber der Partei einen so schweren Bertrauensbruch darstellt, daß die Voraussetzungen des § 28 des Organisationsstatuts gegeben sind. Er hält deshalb die weitere Zugehörigkeit des Genossen Gustav Bauer   zur Bartei für unmöglich.

Ein Abtrünniger. Die gesamte bürgerliche Preffe ohne Unter. schieb der Partei ist in der Lage, mitzuteilen, daß Dr. August Müller aus der Partei ausgetreten fei, meil die Partei ihm nicht fdmell genug andere Parteigenoffen ausgeschloffen habe! Müller be­ruft fich darauf, daß er seit seinem 20. Lebensjahre der Sozialdemo tratie angehört habe, jegt ginge es jedoch nicht mehr. Tatsächlich maren die Beziehungen August Müllers zur Sozialdemokratie feit Jahren mehr als lose. Wir erinnern daran, daß er bei der Gründung des Stinnesblattes DAZ." als deffen Mitrebatteur tätig war, baß er feit langem hauptsächlicher Mitarbeiter bürgerlicher Blätter ist und mit der Partei fast feine Fühlung hatte. Daß er seinen Austritt der Welt wie ein Ereignis mitteilen läßt, zeugt von einer Selbsteinschägung, die in fchroffem Mißverhältnis zu der Tatsache steht, daß er in einem Augenblid bie Bartei verläßt, da die ganze Schlammflut deutschnationaler Berleumdungen gegen fie ge wälzt wird.

und Wälder in genau 127 Stunden zurückgelegt. Alle noch gefunden Bewohner von Nome   waren in Schlitten dem Helden entgegenge fahren. Kasson ist heute der Held des Tages; aber bescheiden lehnt er alle huldigungen ab und schreibt das Gelingen des Unternehmens ausschließlich dem Leithund Ballo feines sibirischen Hundegespanns zu.

Bon dem Berbleib feines Stammesgenoffen Joe fehlt jede Nachricht.

Einen anderen heldenhaften Versuch, der Stadt Rettung zu bringen, unternahm der Flieger Roy Darling, derselbe, der dazu auserfehen war, mit Amundsen von Spizbergen aus den Nordpol  zu überfliegen. Troß dem Abraten der amerikanischen   Militär­fliegerstation mar er in Anchorose an der Küste des Stillen Ozeans aufgeftiegen, und es war ihm auch geglüdt, bis zu dem an der Küste des Berings- Meers gelegenen Stadt St. Michel vorzubringen, das nur noch etwa 140 Kilometer von Nome   entfernt ist. Hier wurde fein Motor zum Stillstand gebracht. Darling tonnie aber mieder aufsteigen und ist inzwischen ebenfalls in Nome   eingetroffen.

Dr. Bet old. Der Bortragende erwies auf der Grundlage der pofi­Ueber pofifivistische Ethit sprach im Moniftenbund Prof. tivistischen Philosophie die Relativität jedes Sittengefehes gegenüber der Kantschen abjeluten Ethif. Das Sittengefeß sei eine Norm, die aus der Gemeinschaft, der jedes Individuum angehört, als organische ( biologische) Notwendigkeit hervorgehe und fich in dem Maße ändere, als sich die Struktur dieser Gemeinschaft verändert. Der ethische Be. stand menschlicher Lebensformen ist nur durch die Gemeinschaft" garantiert, diese umgefehrt ist abhängig von der Berbindlichkeit des Sittengefeßes, welch lekteres nichts weiter bebeutet als die Er haltungsbedingungen der Gemeinschaft. Mit dem Austritt aus der Gemeinschaft fallen die gegenseitigen ethischen Verpflichtungen. Aus diesen Grundthesen wurden dann die Konfequenzen für das Ver­hältnis der Individuen, Bölfer und Staaten zueinander abgeleitet. ition

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Die weiße Kunft, ein Stilehrfilm der Berg und Sportfilm Ges. 312 Freiburg   i. Br., wird vom 16. bis 22. Februar, abends 9 Uhr, in der Urania, Taubenftr. 48/49, vorgeführt. Er zeigt ausführlich die Technik des Stilaufens und bringt Ausnahmen von der Schönheit des winterlichen Hoch, gebirges im Arlberg- und Monte- Rosa  - Gebiet.

Der Edda  - Forscher Huno Gering ift in Riel im 78. Lebensjahre ge­storben. Als Germanist hat er sich überwiegend mit der altnordischen  Ueberlegung beschert. Literatur beschäftigt und eine der zuverlässigsten nnd lesbarsten Edba

Helurich Lersch, der burch seine Kriegslieder berühmt gewordene Ar beiterdichter, hat lange geschmiegen. In feinem demnächst erscheinenden Buche Mensch im Eisen, Gefänge von Bolt und Wert"( Deutsche Berlags anstalt) gestaltet der Dichter in großen Gefängen das zermalmende 3rrsal unserer Zeit und zugleich den Retter aus der Not: den Neuen Menschen.

Kurzfchriffunterricht in den Frankfurter   Berufsschulen. Die Industries und Handelstammer Frankfurt a. M. Hanau hat an ben dortigen Magistrat russichulen und sonstigen Lehranstalten Unterricht in der Einheitskurzschrift das Ersuchen gerichtet, mit Beginn des nächsten Schuljahres in allen Be erteilen zu lassen.

Cafemenis Tagebuch. Eine Beröffentlichung von Auszügen aus dem Tagebuch des irischen Freiheitskämpfers Roger Casement   wurde lützlich im Londoner   Buchhandel angekündigt. Die englische Regierung aber hat fofort Maßnahmen zur Unterdrüdung dieser Schrift ergriffen und das Tagebuch beschlagnahmt, das sich jezt im Besiz des Innenministeriums befindet.