Mittwoch 11. Februar 1925
nterhaltung unö
Ppthius unö Kaspar Hauser . Bon Karl Aranke. Es war nicht sticht, m Kas Heiligtum Pythms des Hellsehers»or, zudrlngen. 2in der Gartenpforte wurden mir von einen; schwarzen Diener die Augen verbunden, dann führte er mich über endlose Stufen durch endlose Gänge, in denen unsere Schritte schauerlich von den anscheinend feuchten Wänden widerklangen und in denen es nach Molchen und Unken roch Als mir die Binde von den Augen genommen wurde, stand ich Pythius gegenüber. Welch sin denkwürdiger Augenblick! Der Meister saß in einer Rotunde auf einem dreifüßigen Stuhle, d.chen. Beine die dreifache Länge sonstiger Stuhlbeine fjaittn. Bor dem Dreifuß kauerte eine schwarze Katze. „Acrehner Meister der Hellseherkunst, ich komme, um aus Ihrem e'lautchen Munde etwas Befreiendes über das jetzt wieder auf- tauchende Kafpar-Haufer-Problem zu hören. Ziehen Sie möglichst rasch den Schleier von dem Geheimnis, sonst macht der Jakob Wasser mann das Rennen!" Pythius, der Kriminalpsychologe, zwirbelte seinen schwarzen Mikosch-Schnurrbart, die schwarze Katze schnurrt« geheimnisvoll, der schwarze Diener rollte die Augäpfel, daß sie Monden in pechsinsterer Pacht glichen. »Ich habe den Schleier bereits gelüftet/ begann Pythius, und feine Stimme glich der des Erdgeistes nn„Faust".»Ich hotte die fntschlcienmg dieses Rätfels zu meiner Lebensaufgabe gemacht, und feit gestern Nachmittag drei Uhr fünfzehn Miwiton kann ich sagen: „Ich habe nicht imisonst gelebt." „Anbetungswürdiger Meister! Seit rund hundert Jahren trotzt der Deckel über dem geheimnisvollen Kafpar-Haufer-Topf ollen Vcr» suchen, ihn zu heben." „Jawohl, und ich habe ihn gehoben!" „Aahhl Es war natürlich doch ein badischer Prinz... „Nein!" dröhnte die Stimme des Erdgeistes. „Also ein gewöhn-licher Betrüger, der irgendetwas au? dem Kerb- b e-lz hatte, eine Schiebung, oder ein verkrachter Theaterdirektor, der untertauchen wollte, um den Hogenrordsrungen zu entgehen?" „Nein!" dröhnte der Erdgcist-Erfatz. „Nim?" fieberte ich mit allen Fasern, mit denen man nur irgend- wie siedern kann. „Raten Sic weiter," lispelte der Meister und warf einen mit- leidigen Blick auf mich armen Erdenwurm. „Vielleicht doch«in Nopoleonide?" warf ich zögernd ein,„ein direttcr Nachkomme des Welt-Untcnochers aus Korsika, entstanden auf dein Rückzüge ans Rußland , als Napoleon nickst wußte, was tun, als er seinem gepreßten Herzen auf irgendeine Art Luft zu schaffen suchte?" „Weit vorbeigervten!" lächelte der Meffter und zog damit die Folter noch um drei Umdrehungen an. „Bielleicht ein illegitim« Sohn vom Marschall Vorwärts... von Schamhorsr... Gneisenau... Poniotowski... oder gar vom alten Nittelbeck?" Ich nannte olle Ramm, die der Zeit nach in Betracht kommen konnten.„Bon Wellinyttm, dem steinen Schäker?" Iimner wieder das entsetzliche Nein! von den: überhöhten Schusterschemel. Ich wurde nervös und mein Kopf begann zu summen. „Vielleicht von Buttler? Wallenstein ? Der Gustel von Blase- fitz? Ich schleuderte sämtliche Namen aus dem Dreißigjährigen Krieg« hiwau«.. Ich dachte, der Kaspar war ein abgefeimter Halunke, der irgendwas zu verbergen hatte, warmn sollte er, licht auch die Anzahl feiner Lebcirs fahre verheimlicht haben? „Nein," grinste bei jedem Namen das Scheusal auf dem Sessel. Ich konnte nicht mehr klar denken, und in meinem Kopf begann es .zu ticken wie in einem Uhrmacher laden. „Bielleichi war es gar kein Mensch, vielleicht war es eine Kreuzung zwischen hochentwickelten Tieren, zwischen einem Drang- Utcm und einem Lama?" Mein« Denkfähigkeit nahm sichtbar ab. »Vielleicht, ungebetener Meist«, war es der Homunkulus, d« von Goethe und der Frau von Stein fabrizierte, ach nein, ich wollte sagen, der von Othello in der Retorte erzeugt« künstliche Mensch wird es gewesen sein, der, nachdem Shakespeare die letzt« veredelnde i Hand an ihn geleqt hatte, zu Venedig in den Eanai Grande sprang,, untertaucht«, bei Messina gesichtet wurde, sich dann in«in Fischer-'
Varaöiesvögel öes Meeres. Von Wilhelm Lölsche.*) Im tiefen Dämmer des südamerikanischen Urwaldes gibt es wunderbare Schmetterlinge. Sie scheinen aus durchsichtigem Kristall zu bestehen. Indem fast aller Farbenbelag ihrer Flügel geschwunden ist, schweben sie dahin gleich körperlosen Geistern, die der Blick nicht sasien kann. Und nur der Wissende ahnt wieder eines jener großen Geheim- msie, mit denen die Natiir diese Ithomiinen, wie der Forscher sie rienlrt, vielleicht um« einer Tarnkappe gegen Verfolger schützt. Ich habe aber bisweilen geträumt, ob man diese Gespenstirwelt nicht noch mit einem anderen Naturkunststück verknüpfen könnte, das sich in ähnlich verschwiegenen Waldgründen der anderen Tropen- seit« birgt. Dort Hausen bekanntlich in de» zum Teil noch unbetretenen Gebirgswöldern Neuguineas die unvergleichlich schönen Paradies- vögsl. Solcher Paradiesvogel besteht nicht au« durchscheinendem Glas, aber alle Farben des Regenbogens, zu denen ein Kristallprisma das weiße Sonnenlicht brechen kann, scheinen ihn zu umfließen, gemischt i on dem derberen Gold- und Kuptcrsckein vom Mcfnllschatz der Tiefe. Bald umwallt es ihn wie eine zuckende Krone von leuchtendstem Orangegclb. abgetönt gegen Elfenbeinweiß, sie nimmt je nach der 'Art das seidige Rot des köstlichen Sandelholzes seiner Heimat au oder wird zur Glocke von sattem Ultramarin des Meeres bei Sorrent , die- an den Rändern wie ein Stückchen seidig blaßblauen Frühlings- Himmels vcrschwebt. so zart lösen sich die äußersten Farben in Duft auf, während in das tiefere Innenblau Lasuren von Grün schneiden. Oder Fächer und weit hinaus pendelnde Schnörkel glänzen in blankem Smaragd, Goldbronze bricht sich abgeblendet zu blaugrünem 'Atlas, die grünen Smaragde wieder gehen in violetten Amethyst aus. I is auf äußerster Welle der Opal in schwerer Goldfassung mit allen Spektralfarben zugleich erschimmert. Diese Farbenwunder bedurften vielleicht viele Jahrtausende lang keines Schutzes, denn ihre ganzen wirklich paradiesischen Wälder lagen den zerstöretlden Mächten unsichtbar wie in einem Asyl. Aber nun zu denken, daß auch solcher Bogel wirklich gleich dem durch sichtig«! Schmetterling aus reinem Glasfluß aufgebaut sein könme wie die gläsernen Bögekchen unserer Weihnachtsbäume...? *) Wir bringen mit Erlaubnis des Verlags Earl Reißner (Dresden ) diese herrliche Schilderung aus Bolsches neuen Geschichten aus dem Paradiese:»Der singende Baum", die ihn auf der gleichen Höhe künstlerischer wie naturwissenschaftlicher Darstellung zeigen.
netz oerwickelte und 1828 auf dem llnlchlittlnarkt« zu Nürnberg als ein südländischer Fisch feilgeboten..." Ich drohte umzusinken. Da stahl sich ein Strahl des Mitleids in des Meist«? horte Druff. ./zören Sie," begann er,.»Kaspar Hauser war..." Neues Leben rieselte durch meine gelähmten Glieder...„Kaspar Hauser war der Sohn Ludwig des Ersten von Bayern und der Lola Montez ." Der Seher sprach deutlich, er betonte jedes Wort auf besondere Art, und nach jedem Worte mochte ex ein« kleine Paus«.
Unter druck.
»Wir werden in der Ztafwertnn gefrage die Regierung auch weiter unter hydraulischem druck halten.— doch möchte ich zunächst bitteu. die störende Anlage da oben zu beseitigen!"
„Sitte noch einmal," bat ich,„wie hießen die werten Eltern?" „Sudwig der Erste und Lola Montez ." „Aaahhh! Das ist ja ganz was Neues! Do wird die Welt staunen!" Dann machten meine Gedanken einen kleinen Ausflug ins Historische, und als sie zurückkamen, sagte ich:„Dieser horrende Schwindel!" Der Schwarze rollte mit den Augen, die Katze schnurrte fürchterlich. Ich ließ mich nicht einschüchtern.„Dieser grandiose Schwindel!" schrie ich, ,ch:e Lola hat ihr erstes Bier in München «st um 1843 herum getrunken, während der Kaspar bereits um 1830 als Zwanzigjähriger aufgetaucht ist! Bon Ludwig gar nicht zu reden I' „Erbosen Sie sich nicht." sagte der Meiste? im ruhig selbstsicheren Ton, ich werde in einigen Wochen untrügliche Beweis« verösfent- lichen, daß mein Ergebnis stimmt." „Aber wie erklären Sie denn den historischen Widerspruch?"— ,/)i« lügt eben, wie so oft, die Geschichte. Glauben Sie doch diesen
Die alte Legende nahm diese Paradiesier ja schon als Erzeugnis des Himmelsblaues selbst. So sollten sie ohne Füße ewig über dem berauschenden Duft ihrer Gewürzwälder schweben, selbst ihr Ei wie ein Beuteltier am eigenen Leibe mit sich führend. Wenn sie also auch die Gabe hätten, noch Belieben erst den Opal- glänz Über ihren sonst durchsichtig unsichtbaren Kristalleib gleiten zu lassen oder nach Willkür zu erblauen bis zu jenem Azur des Rudolfs- Paradiesvogels...? lind wenn sie gar die Kraft besäßen, diese Farben zu wirklichem Licht zu steig«», in der helligen Nacht ihrer unberührten Waldeinsamkeit da. dort mit geisterhafter Blauflamm« aufzusteigen gleich den großen Leuchtkäfern ihrer Insel...7 Es ist gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Wir wissen, daß die armen schönen Kerle aus der verborgensten Phantasie der Natur, die heute auf unseren modischen Damenhüten massenhaft ein jämmerliches End« nehmen, tatsächlich nicht auch noch so weit gekommen sind. Aber eben diese Phantasie hatte»och«in« andere Bläu« zur Verfügung als die des Tropenhimmels— den Azur des sonnendurch- glänzten Meeres selbst. Und dort tst ihr die»Ctenophor«" gelungen, dl«, wenn auch kein Bogel, doch fast das ganze Ideal solchen»gläsernen Paradiesters" erfüllt. Sie schwebt in ihrer reinsten Naturkunstform wirklich frei in ihrem blauen Element, ohne je den profanen Boden, zu dem sie gar keinen Fuß hat, zu berühren. Gleich jenen Ithomiinen verschwindet sie völlig Kristall im Kristall, wenn sie einfach fast das ganze Licht durch sich hindurchgehen läßt. Aber in ebenso jäher Wende überrieselt es wie auf Wunsch mit ganzen Garben Irisierenden Farbenspiels, wie es nur je die Federtronc eines echten Paradiesiers bewährt. Und ungeheure Schmetterlings- oder Vogelflügel, Sannenarme wie an dem altägyptischen Weltsymbol, weiß auch sie gelegentlich zu bteiten, die doch wieder völlig Glas sind. Indem aber die Welle sse erregt, erblauen diese Flügelbänder aus innerer Gabe tief und immer tiefer, bis über das Blau noch jenes Rudolfsvogels hinaus. Und wenn von oben die nächtlichen Stern« sich in der schwarzen Glut spiegeln, dann brennt dieser Wundervogel der Tiefe wirklich mit eigener Flamme auf, lautlos, iimner Heller und hell«, bis er ebenso lautlos wieder verglüht... Sie ist kein Vogel, solche„Etenophore"(Kommtrager bedeutet das Wort). Abgrundtief steht sie in der Entwicklung noch unter ihm, ab« es ist nicht leicht zu sagen, was sie eigentlich ist. Hat man es ab« einmal erfaßt, so merkt man. daß fi« nicht bloß «w unerreichtes Juwel der Naturphantasie, eine»Kunstform d«
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Zahlen nicht; wer hat sie aufgeschrieben? Armselige Mansche», die jeder Lusthauch hinwegfegen kann." „Und was sind Sie?" „Ich bin ein mit vor- und rückwärtsblickenden göttlichen Augen ausgestattetes Wesen von ein« anderen Welt, wie es nur alle tausend Jahre zu euch kommt. Meine Augen reichen bis ins Paradies; ich sehe, wie Eva den Apfel vom Vauwe der Erkenntnis pflückt, und ich sag« Ihnen, es war eine Pflaume." Ich bat den «schwarzen, mich schnell an die Lüfi zu führen.„Leben Sie wohl. teurer Meist«!" „Wandle ehrfurchtsvoll, kleiner Pilgersmann und verkünde draußen, daß in drei Wochen mein Hauser-Werk erscheint." Ludwig, Lola, Kaspar— es könnte doch etwas Gemeine» in diesen drei Worten sein— die Weg« des Schicksais sind dunkel und verworren...__ homöopakhte und Biochemie. Während die sogenannte.Schul- Medizin" Krankheit und Heilmittel als Gegensätze ansieht, stützen sich die Anhänger der Homöopathie aus den alten Satz:„Sirnilia sirnllibus curanUr."(»Gleiches wird durch Gleiches geheilt.") Wie diese Worte und der Name Homöopathie" erklären, ist es die Heilkunde, die als Gleiches, d. h. Krankheit und Heilung als durch Gleiches bedingt, erklärt. Der Laie ist geneigt, nur das Augen- fällige dieser Methode zu bemerken, die Anwendung der Arznei«, in kleinsten Gaben. Ihr Prinzip aber ist dos Limilia similiba». Der sächsische Arzt Dr. Hahnemann gab dieser Heilmethode die wisienschaflliche Grundlage. Er hatte beobachtet, daß bestimmte Quecksilbersalze einmal bei Gesunden diphthericähnliche Symptome hervorrufen, andererseits, während dieser Krankheit gegeben. Heilung bewirken. Die Beobachtung vieler Hirten, daß Schafe husten, wenn sie die auf manchen Weiden wachsende fleischfressende Pflanz« Drosera rotunckikolia verzehren, veranlaßt« Hahnemann . bei Erkrankungen der Lustweg«, die sich im Husten äußerten. Prä- parate dieser Pflanze zu geben. Auch hier hatte er Erfolg. Nun baute er sein System aus, und die moderne Homöopathie betrachtet ihn als ihren Gründer. Die Anwendung kleiner und kleinst« Tosen, in Potenzen von 10 angegeben, wird begründet aus der Er- fahrungstatsache, daß starke Gifte in ganz geringen Gaben die uin- gekehrte Wirkung zeigen. So z. B. tötet Sublimat in Verdünnun- gen von ein Tausendstel Prozent unbedingt alle Bakterien: in Lö- sungen von ein Millionstel Prozent dagegen bewirkt es ein schnei- leres Wachstum der Hefepilze. Die»Schulniedizin" macht der Homöopathie zum Borwurf, aus vereinzelten Beobachtungen allgemein« Schlüsse zu ziehen und deren Ergebnisse anzuwenden. Andererseits tadeln die Homöopathen on d« Allovathie, sie bekämpfen nur die Symptome, also die Krank- heitsäußerungen und Schmerzen, ohne bis zum Herd des Hebels vorzudringen. Die Biochemie, mit der Homöopathie häufig zusammen genannt, hat mit ihr nur die Aeußerlichkeit gemeinsam, klein« Dosen anzuwenden. Diese Praxis aber geht nicht aus dem gleichen Grund- iatz hervor. Der Gründer der Biochemie, der deutsche Arzt Dr. to ch ü ß l e r, stützt sich aus die Beobachtung, daß jede Krankheit durch Störungen in d« Zusammensetzung der unorganischen Ver- bindungen in den Geweben und im Blut bedingt sei. Cr nennt 13 lolcher»Gewebemittel", die in Blut und Gewebe enthalten sind. Salze des Natriums, Kalziums, Kaliums, Magnesiums, Siliziums und Eisens. Ist die Krankheit, und damit auch festgestellt, welche Stoffe fehlen, so werden diese in den nötigen kleinen Wengen, in denen sie sich in Gewebe und Blut des normalen Körpers vor- finden, eingegeben. Allopathische, d. h. größer« Dosen werden verurteilt, weil sie durch ein Zuviel wie Fremdstosie hemmend wirken sollen. Beobachtungen bei der Sonnenfinsternis in Amerika Ueber das Ergebnis der amerikanischen Beobachtungen anläßlich der Sonnenfinsternis«klärt, noch Meldungen aus New Pork. Professor Todd von der Earnegie-Stistung sich sehr befriedigt. Er plant für die nächste Sonnenfinsternis am 14. Januar 1926 im indischen Ozean ausgedehnte Beobachtungen vom Luftschiff aus. Andere führende Gelehrte holten die Informationen bei der jüngsten Sonnenfinsternis für die vollständigsten in der Geschichte der Astronomie, erklären aber, daß zwei Jahre nötig sind, um die Ergebnisse wissenschaftlich oeewerten zu können. Pros. Lane Povr von der Colmnbia-Univer- sität, der Prüfungen über die Einstein-Theorie anstellte, ist von dem Ergebnis, das durch die große Kälte beeinträchtigt wurde, nicht befriedigt, konnte ab« immerhin wichtige Beobachtungen machen.
Nadir" ohnegleichen ist, sondern, auch einen tiefften Sinn w der großen Naturlogik der Entwicklung verkörpert. In ihrer anschaulichen Form gleicht die Etenophore einer durch- sichtigen, vielleicht ein ganz klein wenig farbig angehauchten Glas- frucht, die Irgendwoher In die Flut gefallen. Aber sie schwebt ausrecht und frei in dieser Flut, denn sie ist nicht wirklich ein schweres Glosprisma vom himmlischen Kronleuchter der Natur, sondern sie besteht fast ganz aus leichtestem Gallert mit üb« sschsundneimzig Prozent reinem Wassergehalt— ein kleines Aquarium in dem großen ihres Weltmeers—, nur in sich als Einheit gehalten durch das ungeheure Rätsel, das wir Leben nennen. Was muß das ober für ein Mysterium sein, dieses Leben, dos nur mit solchen paar Prozent eigenen Schöpfergeiftes über seinen Wasiern schwebt und doch die ganze Kunstfigur gebaut hat und regiert... Wasser im Wasser, Licht im Licht, gewahrt man die Etenophore bei solchem ruhigen Schweben überhaupt nicht. Man Hot sie dicht vor sich im allgemeinen Kristall und sieht sie doch nicht: genau der gläsern« Schmetterling oben im Walde öd« vielmehr noch unendlich besser. Ob sie auch Schutz davon hat? Wer weiß. Bielleicht ist es hei ihr m:r der ungeheure Elast des Ozeans selber, der die ewige Schwimmerin in diesem Glast durch«iney geheimnisvollen Einfluß glasbell geschaffen. Die Meinungen streiten. Aber sie treibt vom Fleck, bewegt sich selbsttätig, und plötzlich »wird sie". Der Paradiesvogel des Meeres entsteht ganz jäh vor dem jetzt fassenden Blick. Indem sie auf ihrem Glasschifflein ein« Anzahl Reihen winziger Glasruder blitzschnell bewegt, erzeugt st« jenes entzückende Farben- spiel wie aus dem Nichts heraus und macht sich sichtbar. Jedes dieser Ruder ist eigentlich ein Kämmchen oder Pinselchen verklebter Wimpern, das hcrumgeschlungen nach drin Gesetz der Ivterferenzsarben dos Licht im Meer zu einem zuckenden Spektral- stömmchen in allen Regenbogensarben bricht.- Und wie sich Flammchen so on Flämmchen schließt, gießen sich die Farbenraketen in gleißendem Opal üb« den Hauptkristall. Und doch ist das erst die einfache Form. Wie beim echten Parodiesvogel, so gibt es auch zu diesem Wasserparadlest« noch jenen besonderen blauen Prachttyp. Den.geflügelten". Da ist die Glasbirne oder Glasmelone durch Doppelslügel zum liesigen, anderthalb Meter langen gläsernen Gürtel ausgereckt. Auch«r ist in ruhigem Stande fast voMg wafserklar. Wftin er sich.dahinbewegt,«glänzen auch on seinem oberen Rande die blitzenden Opalslämmchen. Ein langer, wunderschöner Regenbogen spannt sich dann gleichsam durch die blaue Flut. (Schluß folgt.)