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Nr. 72+ 42. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Ehrabschneider am Pranger.

Erklärungen der Abgg. Wirth und Schmidt im Reichstag.

Bräsident Löbe eröffnete die geftrige Sigung des Reichs.1 tags um 2 Uhr 23 Minuten.

Eine Erklärung Dr. Wirths.

Bor Eintritt in die Tagesordnung erhält zu einer Erklärung das Wort Abg. Dr. Wirth( 3.), der sich gegen Beröffentlichungen des ag" mendet, in denen der frühere Reichskanzler Wirth mit den Geschäften der Firma Himmelsbach in Verbindung gebracht wird. Der Redner stellt fest, daß nach seinen Erfundigungen beim Gerichtsvorsitzenden der Name Birth oder irgendwelche Beziehun gen seiner Person zur Firma Himmelsbach während des ganzen Prozesses überhaupt nicht zur Sprache gekommen sind.( Elürmisches hört, hört! links und in der Mitte.) Troz dieses Tatbestandes habe der Lag" Jeinen Namen vor die Deffentlichkeit gezerrt. Der Redner erklärt weiter, daß er in der fraglichen Zeit überhaupt tein öffentliches Amt befleidet habe. Nachdem vom Gericht diese Feststellung getroffen wurde, erkläre der Tag", daß mit dem Aus drud Reichskanzler" nicht Dr. Wirth, sondern der damalige Reichstanzler Cuno gemeint sei.( Seiterfett.) Der Tag" fügt dann hinzu, angesichts der Tatsache, daß die geschäftlichen Be ziehungen Births mit der Firma Himmelsbach bekannt feien, läge es nahe, ihn und nicht einen anderen Reichskanzler als Quelle der Informationen der Firma Himmelsbach zu bezeichnen.( Stür mische Pfuirufe und große Erregung links und in der Mitte.)

Das Berhalten des Tag" müffe als politische und moralische Korruption bezeichnet werden, wie sie schlimmer nicht gedacht werden könne.( Zustimmung lints und in der Mitte.) Der Redner steilt dann weiter fest, daß auch Cuno mit der Sache nichts zu tun haben fönne, da er zu jener Zeit ebenfalls schon aus dem Amte geschiedn sei.( Erneutes stürmisches Hört! hört!) Sein Nachfolger war Stresemann . Der Redner bezeichnet dann alle Vorwürfe. die über ein geschäftliches Zusammenarbeiten zwischen

ihm und der Firma Himmelsbach erhoben worden feien, als unzu­treffend, ebenso die Behauptung über verwandtschaftliche Beziehun gen. Auf der Rechten scheine die Lüge zum politischen Syftem 3 werden.( Stürmische Zustimmung links und in der Mitte, Unruhe rechts.)

Zu einer weiteren Erklärung erhält dann der frühere Reichs. wirtschaftsminister Abg. Schmidt( Soz.)

bas Mort:

In der Deutschen Tageszeitung" und in der Zeitung Der Tag" find in Berbindung mit meiner Tätigkeit im Wirt fchaftsminifterium ehrverlegende Beschuldigungen erhoben, die mich nötigen, folgende Erklärung hier abzugeben:

Die Deutsche Tageszeitung" behauptet in Nr. 61 vom 6. Fe­bruar, daß die Einfuhr eines größeren Quantums Butter durch die Firma Barmat durch meine Anordnung erfolgt sei. Um den Eindruck der Glaubwürdigkeit zu erweden, beruft sich die Seitung auf bestimmte Atten im minifterium.

Die Zeitung Der Tag hat wiederholt troß der von mir ein. gefandten Berichtigung behauptet, ich hätte im Hotel Bristol mehrfach an Diners, die Barmat gegeben hat, teilgenommen. Ich erkläre, daß diefe Angabe frech erlogen ist. Ich habe weder im Hotel Bristol noch an anderen Orten an einem Diner Barmats tell genommen. Und zwar aus dem Grunde, um jebe Beziehung zu Bersonen zu vermeiden, die Lieferungen für die Reichsstellen aus. führten. Ich werde deshalb den verleumderischen deutschnationalen Ich werde deshalb den verleumderischen deutschnationalen Gewährsmann im Tag" an Gerichtsstelle zur Berantwortung ziehen. Meine Herren, ich bin jeif 1893 Mitglied des Reichstags, and ich weiß, daß im politischen Leben die Leidenschaften off sehr hoch gehen, aber eine solche Niederirächtigkeit der deutschnationalen Presse ist mir in meiner politijden Tätigkeit noch nicht begegnet. ( Lebhafter Beifall links, andauernder Lärm. Ruferets: Bauer foll eine Erklärung abgeben! Zwischenrufe zwischen rechts und links. Der Abg. Schmidt wird wegen eines Zwischenrufs, der auf der Tribüne unverständlich bleibt, vom Präsidenten Löbe zur Ordnung gerufen.)

Abg. Dr. Frid( Natsoz.): Nach Zeitungsmeldungen hat ber Staatsanwalt ben Antrag auf Aufhebung der 3mmunität des Abg. Bange- hegermann gestellt.( Große Unruhe.) Ich beantrage, daß dieser Antrag fofort als erster Punkt auf die Tages ordnung gefeht wird und noch in dieser Stunde der Reichstag dem Antrag bes Staatsanwalts ftattgibt. Es ist doch merkwürdig, daß eine Partei, deren Vertreter vorhin in fo großen Worten sprach ( Stürmische Erregung und andauernder Bärm. Rufe fints und im Zentrum: Bful!)

Präsident Cöbe: Ich glaube, diese Ausführungen abkürzen zu können, wenn ich mitteile, das bisher ein solcher Antrag des Staats­anwalts dem Reichstag nicht zugegangen ist.

Abg. Frid verläßt unter lebhaften Pfuirufen von links und aus dem Zentrum die Rednertribüne. Der Lärm und die Erregung bauern noch eine ganze Zeit an.

Haushalt des Reichsarbeitsministeriums die gestern Das Haus tritt darauf in die Tagesordmmg ein und feht beim abgebrochene Aussprache über das Wohnungs- und Siedlungs

mejen fort.

Abg. Dr. David( Soz.):

Nach Beendigung des Kriegszustandes herrschte Uebereinstim mung darüber, daß das Siedlungsmefen im größten Maß ftabe gefördert merden müffe. Die Regierung der Volksbeauftragten Schuf zu diesem Zwecke eine Reichsfiedlungsordnung, die später in das Reichsfiedlungsgesetz überging. Die Ausführung war den ein­das Reichsfiedlungsgefek überging. Die Ausführung war ben ein einen Ländern übertragen worden. Wenn wir heute nach dem Erfolg diefer Ation fragen, so wird die Antwort sehr unbe. friedigend lauten. Manches ist zwar geschehen, aber gemessen an der Größe der Aufgabe ist es doch sehr gering. Die Streitfrage, ob der Klein- oder Großbetrieb rentabler wirischaftet, tommt praktisch dabei nicht in Betracht.

Einigkeit besteht über die unzulängliche Wieffchaftlichkeit jener Betriebsformen, die wie der Catifundienbefit mehr als 10 000 Heftar besitzen.

Sie find an der Wirtschaft gar nicht mehr beteiligt. Hier ist noch viel Band vorhanden, das für die Siedlung in großem Maßstabe einge bracht werden kann. Wir haben deshalb einen Antrag gestellt, daß zunächst das Land freigemacht wird, das mehr als 750 Heftar land­biet umfaßt. Das überschüssige Band ist dem Reich abzugeben, der Wert der Entschädigung wird nach der Bermögenssteuer. veranlagung und Selbsteinschätzung des Besizers festgelegt. Benn man den Anspruch auf eine angemessene Entschädigung" gelten lassen würde, so würde das wegen der schwierigen Geftfehung deffen, Festsetzung was angemessene Entschädigung bedeutet, zahllofe Brozesse zur Folge

Die Einsicht der Aften im Ministerium hat ergeben, daß diefe Behauptung unwahr ist.( Hört, hört! links.) Der Abschluß des Geschäfts erfolgte ohne mein Jufun.( hört, hört! links.) Festgestellt fei, daß der dittatorische Ausschuß selbständig handelte, mie es überhaupt unmöglich gewesen wäre, daß dem Minister die einzelnen Geschäfte unterbreitet wurden. Der Wirtschaftsminister tonnte felbftherrlich überhaupt keine Einfuhrbewilligung geben. Die Deutige Tageszeit teine gebiet beruft sich auf die des Minifteriums, daß enigegen dem Willen der Beamten meinerseits Der Abschluß von Geschäften mit Barmat angeordnet sei. Bei der Durchsicht der Aften durch die Beamten des Ministeriums und nach­dem auch ich persönlich mich der gleichen Mühe unterzogen habe, ift festgestellt, daß nicht ein Bermert oder eine Nofiz über das Ergebnis einer persönlichen Rücksprache vorhanden ist, die direkt oder indirekt erfennen läßt, daß ich eine Anordnung getroffen, ein bestimmtes Geschäft abzuschließen oder eine Bevorzugung der Firma Barmat eintreten zu lassen.

Die in der Deutichen Tageszeitung" dahin erhobene Anklage ist somit eine niederfrächtige Lüge.( hört, hört! und lebhafte Zustimmung lints.) Die Deutsche Tageszeitung" beruft sich unter Angabe des Aktenzeichens darauf, daß Barmat einen Geschäftsabschluß, der sehr ungünstig für ihn verlief, zur Aufhebung brachte, daß die Reichs­fleischstelle fich dagegen wandte, und erst durch den Eingriff des Ministers Barmat seinen 3wed erreichte. Die Einsicht der Akten ergab, daß das Gegenteil richtig ift. Die Reichsfleischstelle verlangte in einem Schreiben vom 22. September 1919, baß der Bertreter des diftatorischen Ausschuffes mit aller Entschiedenheit dahin wirken möchte, daß der Bertrag aufgehoben wird. Das geschah aus dem Grunde, weil mittlerweile vorübergehend Preise und Baluta sich günftiger ftellten, als es beim Geschäftsabschluß mit Barmat zu er tennen war. Das Reich war also nicht benachteiligt, fondern hatte Nutzen von der Aufhebung des Vertrages, aber ich selbst habe in der Sache gar nichts getan. Ich stelle außerdem fest, daß der Reichstag feinerzeit einen Ausschuß von 42 Mitgliedern einfegte, der alle Geschäfte der Reichsstellen nach prüfte. Mir ist nicht befannt, daß an irgendeiner Stelle der Ein wand erhoben wurde, daß unzulässige Geschäftsabschlüsse mit Bee mat festgestellt wurden. Da damals schon folche Angriffe in der Breffe laut wurden, wäre es ganz unverständlich, wenn diesen Be schuldigungen nicht nachgegangen wäre, zumal das Protokoll des Ausschusses ergibt, daß 32 3eitungsartikel Anlaß au Nachforschungen gaben.

Die Deutsche Tageszeitung" behauptet in der Notiz ferner, daß bei dem erwähnten Geschäft ein Zeit der Gewinne an bie fozialdemokratischen Berteifaffen in Deutschland und Holland gegangen fei. Eine falche Erklärung habe in einem Brozeß ein Bertreter Barinats abgegeben. Mir ist von dieser Er­flärung und von dem Brozeß nichts befannt, und ich erinnere mich auch nicht, baß eine solche doch jehr auffebenerregende Mitteilung in die Presse übergegangen wäre. Daß ein Bertreter Barmats folche Erflärung abgegeben hat, erfcheint mir etwas ameifelhaft. Benn es aber geschehen ist, dann wäre es Bflicht ber Staats­anwaltigaft gewesen. fich dieser Sache anzunehmen.( Sahr richtig!) Es ist nicht geschehen.

Besitz,

3ch fordere nunmehr die Staatsanwaltschaft auf, das Bersäumte nachzuholen. Es wird sich dann herausstellen, bak hinter diejer Behauptung ein elender Berleumder stedt( Lebhafter Beifall fints.) 3ch erkläre, daß, sowelt ich daran beteiligt sein follte, ich auf die Immunitat als Abgeordneter verzichte und nicht dem Beispiel gewisser Herren von rechts folgen werde.( Beifall fints.) feit mehreren Tagen in Befih, ohne fie bisher abzudruden. Ich folge Den Inhalt dieser Erklärung hat die Deutsche Tages- eitung bem Beispiel des Herrn Abg. Becker, um von dieser Stelle aus mich gegen das leitende Organ der Deutfchnationalen zu wenden. Auf journalisfifchen Anfland fann ich somit bei der Deutschen Tages. seifung nicht rechnen. Aber ich bebe ausdrücklich hervor, daß dieses Blatt vor einigen Tagen eine hämische Natiz darüber brachte, daß ich mich bisher zu ihren Anschuldigungen nicht äußerte. Ein solches Verfahren tann ich nur als eine ganz perfide Handlungs­weise bezeiden.

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haben.

Donnerstag, 12. Febenar 1925

Nach weiteren Ausführungen der Abg. Dhler( Dnil.), Rönne. burg( Dem.), Behrens( Dntl.) und Lude( Birtsch. Bg.) schließt die Siedlungsdebatte. Die Erörterung wendet sich sonstigen sozio alen Maßnahmen azt.

Frau Juchacz ( S03.)

Wenn die Sozialdemokratische Bartel diesmal davon Abstand genommen hat, besondere Anträge zu diesem Titel zu stellen, fo Derfolgen wir die Absicht, die Berhandlungen mit den Ländern abzuwarten, damit die Fürsorgeverordnung endlich burchgeführt und nicht dauernd Experimente mit der Fürsorge ge­macht werden. Wir wünschen, daß endlich die ganze Materie einer eingehenden Beratung im Ausschuß unterzogen wird, damit endlich den Selbsthilfeorganisationen ist befürchtet worden, Klarheit über die vielen Mißstände geschaffen werden kann. Bon daß sie auf das Lebensniveau der Armemunterstügungsempfänger herabgedrückt werden sollen, um die alte Berminologie zu ge­brauchen. Wenn wir auch diese Befürchtungen teilen, jo ift der Fortschritt doch nicht zu verkennen, der in der Zusammenfassung der Fürsorge liegt. Der Wille der Sozialdemokratie it, auch die Armenpflege nach den Gesichtspuntten moderner Fürsorge auszu bauen. Es dürfen nicht zwei Schichten von Fürsorgebedürftigen gefchaffen werden.( Sehr richtig bei den Sozialdemokraten.) die Sozialdemokratie gegen die Bripatanstalten fel. Das ist In einem Teil der Breffe ist es so hingestellt worden, als ob nicht richtig. Gewiß haben wir aus fachlichen wie aus weltanschau lichen Gründen die Pflicht, die Entwicklung so zu beeinflussen,

daß die Fürsorge Immer mehr in öffentliche Hand übergeht. Die private Fürsorge muß von der Allgemeinhelt übernommen merden, wenn es in ihrem Intereffe liegt. Es ist nicht richtig, daß von 255 Fürsorgeanstalten noch 205 in privatem Befty find, und daß nur 10 Prozent aller Stellen in öffentlicher Hand liegen. Wir wollen die gemeinnüßigen Anstalten nicht unterdrücken, fie aber die Brinatanstalten jemals jo gefäßt worben mohl in Stand setzen, ihre Aufgaben besser zu erfüllen. Sind wie jetzt? Bir Sozialdemokraten find gewiß nicht Gegner der privaten Initiative, wollen wir doch herbeiführen, daß jeder gefunde Staatsbürger nicht nur die Gelegenheit, fondern auch die Bilicht hat, sich im Dienst der öffentlichen Fürsorge zu betätigen.

Wir unterschägen auch nicht die ungeheure moralische Kraft, die in der Initiative der einzelnen liegt. Benn die Arbeiter in gewiffen Sinne ihre Lage heben tonnten, so ist das gerabe zurüdzuführen auf die Inititative, die in der Selbsthilfe der Arbeiter unb ihrer Organisationen liegt. Wir wollen aber nicht, bag bie Entwicklung der offentlichen Wohlfahrtspflege nach rfid wärts ge richtet wird. Wir haben heute schon ein großes Heer geschutter Wohlfahrtspflegerinnen im tommunalen Dienste, die viel mehr leisten tönnten, wenn sie nicht durch die Bureaukratie gehemmt mer­den. Die Rednerin welft an Beispielen nach, daß die in ben öffent­lichen Anstalten tätigen Personen mindestens die gleichen Leistungen vollbringen wie die in der privaten Fürsorge.

Die Fürsorgerinnen werden gezwungen, thre Arbeit vei unzulänglichem Einfom men zu leisten. Man befoldet sie nach Stlasje IV und V. trojdem man von ihnen die Ausbildung von Boltsschullehrerinnen verlangt. Die Leiterin einer Anstalt, die eine hohe Ausbildung genojien und ein hervorragender Mensch ist, mird nach Gruppe VI befoldet, während eine Junglehrerin in derselben Anstalt nach Gruppe VII bezahlt wird. Besonders

feelische und körperliche Straft hergeben, von einem Elend zuin ber fitimin geht es den Fürsorgerinnen im Außendienst, bie lire ganze tönnen. Hier ist eine Schicht von Frauen, die Blonierarbeit leisten, andern wandern, ohne das befriedigende Gefühl zu haben, helfen zu die fich einen Lebensberuf gefchaffen haben, der ihre Arbeliskraft schnell verbraucht. Bir dürfen sie nicht vergeifen. Für die Ent hließung des 3. Ausschusses werden wir slimmen.( Bebhafter Bei fall bei den Sozialbemotreten.)

Seit 18 Jahren haben wir feine Betriebszählung gehabt, die bisher vorliegenden Ziffern sind daher unzureichend. Eine Be­triebsstatistik ist dringend notwendig.( Sehr richtig!) Es dürfta aber im allgemeinen noch zutreffen, was Prof. Conrad festgestellt hat. Es gab 1883 Leute, die zufantmen 4,9 Millionen Quadratmeter Land beseßen, das waren 21 Broz. der ganzen Gebietsfläche. 158 hatten davon einen Besitz von über 5000 hektar. Sie besaßen insgesamt 678 Güter mit 585 000 Heftar. Im Durchschnitt famen auf jeden von ihren 34 Güter mit 29 000 hektar Fläche. Diese Beute stammten zumeist aus ehemaligen regierenben fürstlichen Häusern. Wir finden darunter Namen wole Graf Echaffgotfch, Fürst Donners. mard usm. An der förperlichen Arbeit für den Boden sind sie gar nicht beteiligt, fie beziehen fediglich ihns Revenuen baraus. Es handelt sich hier um reine Drohneneristenzen im volkswirt. fchaftlichen Sinne( Sehr richtig!), während auf ber anderen Seite strecken. hunderttausende fleine Leute die Hände vergeblich nach Band aus

Wir wünschen verschiedenartige Siedlungs. formen, forohl die bäuerliche Neusiedlung mie bie bäuerliche Anliegerfiedlung. Bor den Wahlen haben uns die Rechtsparteien als Bauernfeinde hingestellt. Wenn die Bauern unseren Antrag lesen, dann werden sie nicht mehr daran glauben, daß wir ihre Feinde sind.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Wir fordern weiter, daß der Pachtschuh nicht abgebaut, wie es die Rechtsparteien toünschen, sondern ausgebaut wird. Bir haben dazu einen Gesezeniwurf vorgelegt und hoffen auf die Zustimmung des Hauses. Uns liegt baram, daß den 2and­arbeitern eine freie Wohnstätte gesichert wird und nicht, wie es ein beutschnationaler Antrag will, lediglich Gutswohnungen. fähiges Land im Umfange von 2.7 Millionen Hettar bat, Ich verweise darauf, daß Deutschland nach kultur. sind zusammen 4.2 Millionen Hettar nusbar 3 dazu noch kulturfähiges Heideland von 1,5 Millionen Hettar. Das machende Fläche. Um einen Begriff dapon zu geben, mas das bedeutet, jei daran erinnert, daß der Freistaat Bayern 4,32 millionen Hettar landwirtschaftlich genußte Fläche umfaßt, das meiter das Land, das Deutschland durch den Versailler Bertrag verfor, insgesamt 4.23 Millionen Hektar umfaßt.

mir tounen alfo durch die Nuhbarmachung unseres Deblandes und der Heidefläche faft den gesamten durch den Krieg ver Lorengegangenen Landbelih wieder gutmachen.

Gerade die Latifundienwirtschaft Ariege hat bazu geführt, daß die Ostgebiete von Jahr vor dem zu Jahr mehr polpnisiert wurden. Dieser Prozeß der Enteölferung der Ostprovinzen nimmt auch heute noch seinen Fort gang, Hunderttausende von fremden Arbeitern werden hin eingezogen, die deutschen Arbeiter hinausgetrieben. Wenn muß für eine enderung dieser Berhältnisse, die auf dem Syften Sie nicht wünschen, daß auch tiefe Gebiete noch verloren gehen, jo Europa noch bestehen, gesorgt werden. der alten feudalen Betriebsführung beruhen und nirgends sonst in

Der einzige zuverlässige Grenzschuh ist eine dichte Bauern­besiedlung. Man hat den Sozialdemokraten früher die nationale Gefinnung abgeftritten.( Unruhe rechts.) Es handelt sich aber nicht um nationale Worte, sondern um ein nationales Wert. ( Widerspruch rechts.) 2n ihren Früchten follt ihr fie erkennen. ( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)

beugende Fürsorge und fordert ein allgemeines Wohlfahrtsgefez. Abg. Frau Mueller- Otfried( Dnat.) empfiehlt vor allem die por­richtungen der privaten Fürsorge auf die Gemeinden oder den Abg. Frau Dr. Mah( D. Bp.) lehnt die leberführung der Ein­Staat ab.

Abg. Frau Dr. Cübers( Dem.) fordert, daß den Fürsorgepflege­zinnen die Beamtencigenschaft mit Irlaub zugebilligt merbe.

erdnung als eine unerhörte Maßnahme gegen 3 Millionen Hilfs Abg. Frau Arendfee( Romm.) bezeichnet die Fürsorgepflichtver bedürftige und fordert ihre schleunigste Beseitigung.

Abg. Frau Teusch( 3.): Es wäre ungerecht, wenn die flaatiden und städtischen Anstalten große Vergünstigungen und den Borrang vor den privaten genießen.

Rach weiteren Ausführungen des Abg. Mamm( Dnat.) mird die Beratung abgebrochen.

Das Haus persagt sich.

Donnerstag 12 ühr: Weiterberatung. Schluß nach 7 Uhr.

Zusammentritt eines Sonderausschusses. Prüfung der Vorfälle in der Landespfandbriefanstalt. Der im Preußischen Landtag als Sonderausschuß einge­fette Untersuchungsausschß für ble Bottommnisse bei der Landespfandbriefanstalt belt am Dienstag abend unter dem Borjit des Abg. Leinezt( Goa ) feine fonftituierende Sigung ab und besprach den Arbeitsplan. Der Borsigende teilte mit, daß ein Bertreter des Justizministeriums Bedenten ben Antrag des Justizministeriums abzumarten und dazu in einer wegen einer Stoflifton mit einer etwaigen strafrechtlichen Inter­chung geäußert habe. Der Ausschuß beschloß einen entsprechen­folf am Donnerstag, nachmittags 3 Uhr, stattfinden. Am Freitag nichtöffentlichen Sigung Steffung zu nehmen. Die nächste Sigung felt dann mit der Beweisaufnahme begonnen merden.

Um die Erwerbslosenversicherung. Sozialdemokratische Anträge vor dem Ausschuß. Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstages nahm den 2in trag auf Einführung einer Arbeitslofenversicherung grundläglich an. Er sieht vor, daß bie höchst grenze für die Bei forge von bret auf zwei Bro3. herabgelegt wird. fragspflicht der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Erwerbslafenfur­Unterstügung maßgebenden drei Wirtschaftsgebiete aufzuheben, Ein Antrag der Sozialdemofraten, bie für die Höhe per wurde abgelehnt. Doch wurde die Regierung ersucht, elma bei auf diejenigen landwirtigaftlichen Arbeiter, bgrenzung der Wirtschaftsgebiete entstehende Härten auszugleichen. Ein sozialdemokratischer Antrag, die Beitragspflicht gehilfen und ländliches Gesinde auszubehnen, die bisher bei­fragsfrei waren, murbe abgelehnt, nachdem von deutschnalio­naler Seite darauf hingewiesen war, daß auch nach der bisherigen Regelung die Unterstügung ermerbslofer landwirtschaftlicher Arbeiter gefichert sei, daß aber die beantragte Menberung der Eigenart fand wirtschaftlicher Berhältnisse nicht Rechnung trage, Eine Entschlie Bung der Demokraten, bie bie gleiche Regelung für das fünftige Gesetz fchon jest feftauiegen fudgie, murbe ebenfalls abgelehnt,

aus.