Voaaerstag 1H. Jebruar 1925
Mnterkaltun
?m unerlösten Köln . Don Wilhelm von Koellen. Einer der Forschungereisenden, die von großen Berliner Zei> tungen ab und zu in das unbekannte Innere der besejjteu Gebiete entsandt werden, hat jüngst in seinem Blatte den Patriotismus der Lölner gepriesen. Wir wollen dos hingehen lassen, aber am meisten ist her Kolner doch Lokalpatriot. Nicht erst, seitdem� in allen Zei>
vorzugten wohnen, sehr eng. Schon der linksrheinische, seit mehr als einem Menschenaller eingemeindete Vorort Nippes gilt ihm als ..Ausland'. Die Bewohner des rechtsrheinischen Deutz, ebenfalls seit nahezu 40 Jahren eingemeindet, werden sich noch in Jahrhunderten nicht zu ebenbürtigen Kölnern emporentwickeln können. Weiter landeinwärts hört jede Diskussionsmöglichdeit über Gleichstellung mit einem echten Kölner aus. Ein längerer Ausenthalt in Berlin wird beinahe schon als Deportation empfunden. Daß noch weiter östlich ebenfalls Menschen wohnen, hat man zwar in der Geographiestund« gelernt, ober es gehört nicht zu den Glaubensartikeln, die man un. bedingt als wahr hinnehmen muß. Diese» Köln ist seit nun 6 Jahren britisch besetzt. In Pommern und anderen schwarzweißroten Gefilden, wo die wirklichen notio. nalen Deutschen wohnen, würden die Einwohner, insbesondere«in hoher Adel, au» Anlaß solcher nationalen Schmach sicherlich in all der Zeit in grauen Gewändern, mit gramzerfurchten Zügen, mit zornsprühenden blauen Augen und bei Fasten und Beten dem Rachetag der Befreiung entgegengeharrt haben. So sind nun unser, Kdlner nicht. Sie hallen e», auch gegenüber den Briten , mit der alt«n Weishell«ins» Karnevalsliedes'. Un dann muß do denk« Wie d'r Goldschmiedsjung, Da diu sich nicht zänke, Dä zeigte bloß de Zung. Und wenn einer der östlichen, wie gesagt allein echten, Deutschen in svtanen ernsten Zeiten«inen Kölner ob besten Mangel an natio- naler Würde zur Red« stellen wollte, so würde er vermutlich mit einem anderen Karneoalsliede ausgesungen werden: Nu sei vergnög un mal sei drop, Rag dich net op; rag dich net opl chossen wir. nicht mit einem Landesverratsprozeß bedacht zu werdtn. wenn wir der Welt nicht länger verschweigen, daß sich die Kölner leider nicht täglich mit der Sorge quälen, wann endlich eine hohe.nationale' Reichsregierung in Berlin sie von den englischen Truppen befreien wird. Köln hat es für einige Wochen aufge- geben, sich mit den Mißtönen in all den alliierten und nicht alliier- t»n Raten zu beschäftigen und singt und tanzt dafür nach Noten, wo noch«in paar Groschen und ein paar ganze Stiefelsohlen vor- Händen sind. Welch«in Sieg! Der elf Jahre niedergehaltene Kar- neval hat all« Dämm« zerrissen, die man gegen ihn aufrichtete, und hat alle» mll fortgespüll: Polizeipräsidenten und Oberbürgermeister. Reichskanzler und Außenminister, evangelische Superintendenten und Jungfrauenverein«. Und dies just an jenem 10. Januar, als Köln nicht geräumt wurde und besagte östliche Deutsch« die Kölner am Nebsten mll gepanzerten Fäusten gesehen hallen. In letzte? Stund« wollte«ine hohe Kölner Behörde den Karneval am„Trauer- tag' durch Sperrung der städtischen Säle für Karnevalsgesellschaiten oerhindern. Da wurden die.Rarren' ernst: sie liefen zum Gericht. und« gibt im Karneval noch Richter in Köln : die Stadt SUJJfA*"�urteilt! Frei liegen den Karneoalsgesellschasten die surdtilchen Säle. Triumph de» Prinzen Karneval! 25 �«rrnnchi, die er nach d«m System d' Kölner «tadtioldaten mll Llechmützen und Zövfen mobili
der allen Ken und Zöpfen mobilisiert, ist -_.. V■-ien*; Infanterie, Artillerie und -oallen«. und dazu auch die Morketenderin, die„Funken-Mari«'. Und da» mllten fm besehen SebietI Uniformiert, bewaffnet mll Büchsen und Böllern. Noch fühll sich England nicht bedroht. Indes wer kann wisten, ob nicht nun die Kontrollkommission vorgeht, wenn der.Dorwärts' da« militärische Geheimnis in alle Well schreU. Ueberhaupt ist der ganze Miillarismu» stadtkölnischer Prägung wieder aufgewacht. Zwar singt man nicht da, Ehrhardt-Lied und den chlller. Marsch— die sind den Rheinländern so sremd wie die Nationalgesänge der Botokuden— aber man huldigt der alten Arme« durch das jell Jahrzehnten in Köln ehrwürdige Lied: Es war einmal— ein treuer chusar, Der liebt sein Mädchen—«in ganzes Jahr! Ein ganze» Jahr— und noch viel mehr! Di« Liebe na— ha— ham kein Ende mehr!
aufgeboten: Rot« und blaue Ka«" M
Wie man schon aus der Treue dieses kölnischen chusaren ersehen mag, ist Köln eine fromme, nach Heinrich Heine sogar eine heilige Siadt. Der evangelischen Geistlichkeit, die allerdings meist aus dem Osten stammt, ist diese Flömmigkeit noch nicht genügend bekannt: sie wird freilich auch äußerhalb der Kirchen nicht sehr aufdringlich zur Schau getragen. Darum glauben jene evangelischen Kanzel- rcdner vor dem Karneval warnen zu müssen. Ihre katholische Kon- kurrenz hält es mehr mit der Realpolitik und jagt keinen Illusionen nach. Es genügt ihr, wenn ihren Gläubigen zwischen den Karnevals. sitzungen Zeit genug bleibt, um hie und da mll Anstand eine Meste zu besuchen. Der Herr Erzbischof von Köln weiß.�daß weniger der
all« gute Karneval als vielmehr der neuzeitlich« Sport den Teufel auf die christliche Seele los läßt. Er bat daber die Karneoalszeit durch einen Erlaß bereichert, der vor allem gebietet, daß das Tur-
Das Sand.
.Fühle, wa« die» Herz empfinde� Reiche frei mir deine Hand, Und das Band, das un» verbindek, 5ei kein schwaches Rosendand!(«oeche.)
nen— nicht das Tanzen!— nach Geschlechtern getrennt aeschehen muß. Das gill auch schon für die Kleinen. Lastet die Kindlein zu mir kommen'— indes hübsch geordnet nach Röcklein und Höskeinl: „Das Turnen muß nach Geschlechtern getrennt geschehen, und der Turnunterricht muß von Lehrkräften des gleichen Geschlecht» wie die Turnenden erteill werden. Badeonzug beim Turnunterricht ist für Knaben wie für Mädchen nicht zu dulden. Racktübungen jeglicher Art sind zu ver-
Hallen oder aus Plätzen veranstallet werden, wo die O e f> fentl ich teil ausgeschlossen ist.— Schauturnen und Wettkämpfe der Mädchen und Frauen sind abzulehnen: sie wecken zumeist ganz unwelbliche Art. Diese Ablehnung gill auch für Veranstaltungen innerhalb von Vereinen.' Also der Herr Erzbischof! Man wird zugeben, daß der Kölner Erzbischof noch reichlich mll der genügenden Bekleidung der Turner, Sportler und Schwim- mer zu tun haben wird, bis er die Zeit finden kann, um zu unter- suchen, ob etwa auch alles Karnevalistische wahrhast christlich sei. Einstweilen sind die leuchtenden Borbilder der Kölner Jugend glück- licherweise nicht Rohlinge wie Körner und Breitensträter.~sondern alkoholisch gut imprägnierte alte Karnevalisten. Ihre Heldenporträt»
der Roman einer Ehe. � von Iwan Heilbvl. (Schluß.) .Weißt du auch, was du tust?' fragte ich sie..Du machst mich wieder zum Kinde. Kann Ich noch anders gehen als an deiner Hand? Ich dm wie dein Kind.— Nicht» liebt« sie so sehr zu hören wie diese letzten Wort«: Ich bin wie dein Kind.—„Sage doch: Ich bin dein Kind, gab sie zurück, und es war ihr kein Scherz, in ihren Augen war da» Leuchten, und sie fuhr mit ihren großen, weißen Händen durch mein Haar. .Wann werd« ich �Mutter sein?' sagte sie einmal:»wie lang« muß ich noch warten?' Wir saßen nebeneinander und schwiegen. Sie begann von neuem:.Sage mir. wann du mich heiraten willst. Warum klopft dir dem Herz so laut? Bist du erschrocken?'— Laß. Ich muß lernen. Lieb«.' entgegnete ich,.wir wollen'««in andere. Mal besprechen.' Di« Wahrheit war aber so. daß mir in diesen Augenblicken die Einsicht gekommen war, die mir das Herz stocken ließ. Mein Herz war voll Angst und Sorge um die Zerbrechlichkeit der Lieb«. Zum erstenmal war mir da der Gedanke gekommen, es könnte einmal zu Ende sfin. Inzwischen hatte ich den Doktorgrad erreicht. Unserer ehelichen Verbindung stand wirklich nicht, mehr tm Wege— nur mein Miß- trauen: Wenn wir verbunden sind. lSsen wir uns voneinander. Ich fühll« damals schon deutlicher, wa» es denn eigentlich war. was mich vor unserer Zukunft- verzweifeln machte— ober ich wollte mir da» selber nicht eingestehen. Denn es erschien mir wie ein Verbrechen gegen die Frau, die mir niemal» das letzte Ziel aller 'brer Gedanken oerborgen hatte, einen Dorfatz. der den ihren durch- �uzt«. in mir zu befestigen. vor drei Jahren haben wir einander geheiratet. Ich war da- wol, 2# Hahr« gch hak» mich entfchlosten. gegen den Willen der leisen Stimme in mir, die» zu tun— ich mußte sonst fürchten, sie und gor. für immer, zu verlleren... den einzigen Menschen. an den ich gebunden war. Sie wisten nicht, wie wunderbar einem -•«nichen von meiner Art zu Mute sein mußte, wenn er begriff. ? e n vkensch,{fn vollkommener, schöner Mensch(ich sag«:«In gesegneter Mensch, nicht ein Krüppel) so eng sich an ihn schmiegte; I
daß er ihn gewonnen halte für seinen unruhigen Glauben an sich und sein Glück. Wenn Sie wisten wollen, wie wir das erst« Jahr unserer Ehe und«ine gewisse Zeit darüber, zusammenlebten, empfehle ich Ihnen, an da» Gespräch zu denken, das wir an jenem Norsrühlingsmorgen auf der Bank im Park miteinander führten. Ihr Träumen, Denken, Reden und Handeln war: das Kind, das sie empfangen wollte. Sic besinnen sich noch auf meine Entgegnung? Achten Sie auf die De- gründung— Sie wissen noch, was ich sagte?— Es kann nicht sein, sagt« ich damals, weil meine Praxis zu dürftig ist. Es ist eine Frag« der Existenz. — Auf dies Gespräch im Part besinn« ich mich so gut aus zweierlei Grund: Einmal, weil wir diesen Part vorher noch niemals besucht hatten— ein neuer Eindnick. der sich dem Auge milleilt, hält die Erinnerung auch an den Laut, gleich- zeitig vernommen, an jedes Wort, an jede Bewegung wach. Aber noch au» anderem Grunde wird mich dies Gespräch unvergeßlich begleiten: An jenem Tage leistete ich den letzten Widerstand. Im Anfang des folgenden Jahres wurde sie Mutter eines Mädchens. Sie sind sehr verwundert. Sie können sich nicht deuten, was die Ursache de« elenden Zustandes ist, in dem ich vor Ihnen er- scheine. Im Anfang meiner Geschichte haben Sie ohne Zweifel ver- mutet, Kinderlosigkeit unserer Ehe Unterminiere sie. Sie sehen sich m Ihrer Vermutung getäuscht. Was Ihnen jetzt zu denken übrig bleibt, wäre zuerst die Annahme, ein anderer könnte der Vater des Kindes sein. Falsch geraten, mein Lieber. Klara hat mich gezwungen, mir selber, mit meinen eigenen Händen, das Grab memes Glück, auszuwerfen. Haha. Sie verstehen mich wieder nichi. Aber wie ist das einfqch. Bor allem bitte ich Sie, mir auf» Wrt zu glauben, daß ich während der ersten eineinhalb Jahre unserer Ehe mit einer bestön. digen Lüge auf meiner Zunge gelabt hob«, nämlich mit jener Be- hauptung: die dürftige Praxis gebiete uns, zu entsagen. Das war mein Dorwand. In Wahrheit fürchtet« ich ganz ander«,. Meine Furcht vor dem Zusammenleben mll Ihr hatte Ich inzwischen selber verstanden. Was mich bedrohte, war—. Aber ich bin nun in der Loge, zu beweisen, daß diese Ahnung kein Schaum einer hyp». chondrlschen Seele war. Ich habe die Kastabücher gefälscht, aber ich konnte den Mutterwillen nicht hemmen, ich konnte dies Kind zum Leben nicht hindern. Und es geschah also, mein Herr Was bin ich ihr? Was bin ich ihr denn? Sie ist für mich noch immer«in Wunder, heute wie gestern, morgen wie heut». Die
Settag» öes vorwärts
veröffenilicht, mit Narrenmützen und Narrenorden, das offizielle Fest buch der„Großen Kölner K a r n e v a l s- G« s el l- ch a s t'. Wir finden dort einen narrenbemützten alten Herrn mit olgender Mahnung: Peter Josef Elkemann. Vizepräsident und Mitbegründer der GKKG.. 2 in hohen Alter von über 80 Jahren noch aktiv, bietet er unserer heranwachsenden Jugend ein leuchtendes Vorbild! .Aktiv' im Singen und Schunkeln,.aktiv' im Trinken und Tanzen,.aktiv' in allen Tugenden des Karnevals, verhülle dein Haupt mit der Toga, du altes Rom . Wo hättest du je Helden her- vorgebracht von der edlen Art deiner Tochter am Rhein , der zwei- tausendjährigen Colania!... Nun ja, es gibt auch Nachtseiten. Di« Arbeitslosigkeit ist großer als überall. Sie steigt wieder— fällt freilich im Gastwirtsgewerbc. Aber heucheln wir nicht. Auch wenn unser Kölner Parieibiatt in Sachen Karneval mehr aus der Seite der evangelischen Pastoren ficht als auf der des duldsamen Erzbischos»: die.Massen', auch unsere, sind bis zum Aschermittwoch nicht recht prinzipienfest. Tragt'» ihnen nicht nach, ihr Schwarzweißroten, ihr Stahlhelmleutc, ihr Ludendorffer. In Köln gedeiht nun einmal der Fanatismus nicht. Nie und auf keinem Gebiete. Und die Lieder der Narren können für den, der in all seiner Vernunft demütig ist, manchmal mehr Trost bringen als ein schlecht gesungene» Kirchenlied. Welch ein« Lebenskrast in diesem Köln , welch ein sieghaftes Lachen über diese hochmütige und doch so alberne Well, welch ein selbstverständ- llcher Glaube, daß sich doch alles wieder einrenken wird:.Et hält noch immer, immer, immer god gegange, un et wchd ald Widder god gönn...' Stammle die alle Kultur ZNexiko» und Peru » au» China ? Dies« Frage ist schon aufgeworfen und teil» bejaht, teils verneint worden. Gewisse Zusammenhänge schienen vorzuliegen, aber diese waren zu schwach, um als stritie Beweise zu gelten. Es ist ober ganz unwahrscheinlich, daß bei der entwickellen Schisfahrt de» alten China niemals Seefahrer nach Amerika gekommen sein sollten. Nicht als Entdecker, aber als Verschlagene. Hatte ein Sturm einmal eine Dschunke nach Osten geworfen, au» dem üblichen Kurs heraus, so kam sie In die Trift des Äuruschiwo, des ostasiatischen Golfftroms, und dann war es eigentlich sicher, daß die Leute, wenn sie nicht vorher ertranken oder verhungerten, nach Amerika kommen mußten. Im Jahre 1873 veröffentlichte die.Overland Monthlq', eine Monatsschrift in San Franziska, die Zusammenstellung von zehn einwandfreien Fällen, in denen japanische Schisse an die Küste von Nordamerika geworfen worden waren: zehn Fälle in siebzig Jahren. Da lesen wir: 180? ein japanische Dschunke bei Sitta gescheitert: 1813 eine große Barke mit drei noch lebende» Japanern bei den Charlotte-Inseln geborgen: 1833 mehrere schiffbrüchige Japaner am Kap Flottery(Washington) von Indianern ermordet oder zu SNa- oen gemacht: später eine japanische Dschunke, mit Wachs beladen, an der Mündung des Columbiaslusse» gestrandet: 1853 Dschunke mit jroäst lebenden Japanern nach dreimonatiger Jrriahrt nach Kali- fornien gekommen, usw. Zehn Fälle in siebzig Iahren: diesmal stets Japaner, denn China schlief damals. Da kann man sicher an- nehmen, daß früher auch Chinesen, Siamesen und andere Inder an die Westküste Amerikas pespüll worden find. Es waren einfache Schiffer, ohne Priester, die Propaganda inachen wollten, ohne feu- dale Führer, die für ihren König Land eroberten, ohne Geiehrie. Techniker u. dgl.. aber praktische Leute, die einen aus dem Norden. die anderen aus dem Süden, manche vielleicht aus dem Innern Chinas stammend. Dos erklärt wohl die Eigenart. Es wurde kciue Kultur als Ganzes übertragen, sondern au» vereinzelten kleinen Spritzern der Bestcdclttng, nur hier und da ergab sich allgemach etwas Neues. Dr. M. Eine.vernichlende" Kritik. In der„Possischen Zeitung' mar im Sommer des Jahres 1784 folgende Kritik zu lesei:„In Wahrheit wieder einmal ein Produkt, das unseren Zellen Schande macht. Mit welcher Stirn kann ein Mensch doch solchen Unsinn schreiben nnd drucken lassen, und wie muh es in dessen Kopf und Herz aussehen. der solche Geburten seines Geistcs m'it Wohlgefallen betrachten kann! — Doch wir wollen nicht deklamieren. Wer 1S7 Sellen voll ekel- hafter Wiederholungen gotteslästerlicher Ausdrücke, wo ein Geck um «in dummes asfektiertes Mädchen mit der Vorsicht rechtet, und vol! trösten pöbelhaften Witzes oder unverständlichen Galimathia» durchlesen kann und mag— der prüfe selbst. So schreiben heißt Geschmack und gesunde Kritik mit Füßen treten: und darin hat denn der De: fasser sich diesmal selbst übertrofscn. Ans einigen Szenen hätte was werden können, aber alles, was dieser Berfaster angreist, wird unter seinen Händen zu Schaum und Blase.'— Der Name des so verrissenen Autor» war— Friedrich Schiller und da».Produkt, das unseren Zetten Schande macht', führte den Titel«Kabale und Lieb «'!
ein Mensch, der jeden Morgen die Sonikb liebt, inbrünstiger noch von Tag zu Tag— so bin ich: wie ein Musiker, der seinen Akkord nie müde wird, erklingen zu lassen. Was bin ich ihr? Der Vater ihres Kindes— nein, auch das nicht, ich war das einmal. Trink«» Sie doch, warum trinken Sie nicht? Sie sitzt am Wag-?» und blickt hinein, aus die schlafenden Augen blickt sie. und wenn es erwacht, gibt sie dem Kinde alle zärtlichen Namen. Sie sährt den kleinen weißen Wagen hinaus, durch die Straßen— ich Heise ihr nicht, ihn hinabzutragen, sie tut e» allein. Mag sie Ihr Kind be- hüten, wie andere Frauen es tun. mag sie es lieben wie andere Frauen... aber was bin denn ich, was bin ich ihr denn, habe ich oft gefragt. Sieht sie mich denn, wenn ich beim Kinde in ihrer Stube bin? Mir ist wie einem Dater nicht einmal zu Mute. Sie hat es von mir empfangen, aber sie hat es verwandelt nach ihrem Belieben und hat mich verachtet. Sie hat über mich gelacht, wenn ich mich in dem Glauben verlor, sie riefe nach mir. Und sie lehrt die« Kind, da» sie Zeit ihres Lebens gerufen hat. vielleicht schon jctzt, über den Dater zu lachen. Könnte ich ihm nur hinübcrhelse» m das Nichts, wo es vor zwet Jahren noch schlummerte... viel- leicht könnte mir das wieder zu einer fragmentarischen Bedcuttinn verhelfen. Zu Hause sitze Ich wie ein Büßer, ich beklage mich nicht, aber e- wird nicht bester darum. Wenn ich e« nicht länger ertragen kann, renne ich fort und stürze mir Wein aus das wütende Herz. Das brennt leer, für eine Nacht. Ich liege da wie am Nordpol im im Ei», ohne Traum. Ich bin jetzt durchaus nicht unglücklich mein Herr, der Morgen ist das Furchtbare in meine," Leben, und der Nachmittag. Und die Nacht, wenn man aus einem xraum erwacht, und die Stille hört, die undurchbrochen bleibt— heute, morgen, in Ewigkeit. Sie wissen, ich habe oftmals den Tod gesehen. Ich habe mich uberz-ugt von ihm von Gesicht zu Gestcht: Wir werden zum Leben geboren, um dem Tod übergeben zu werden. Ich find« diesen Gc- Danten erträglich. Trinken Sie doch, mein Herr. Daß ober die Lieb«, die unser kleines Wesen so möchtig bewegt und hebt und adelt— daß diese Liebe in der Erfüllung eines alten Gesetze». In der Befriedigung de» Befehls der Geschlechter wie do« Plärren von unzufriedenen Buben und da» Lallen Betrunkener sterben kann... do» find« ich so erbärmlich, mein Herr, daß ich nicht weiß, wle ich es dem Schöpfer, der da» in unsere Ratur gegeben hat. ver. zeihen soll.'..