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Anarchisten Stellniachcr, Kammerer und Genossen nerübten im gerbst 1883 schnell hintereinander einen Raub» mord an einem Apotheker und an einer Schildwache in Straß» bürg, eine Dynamitexplosion im Frankfurter   Polizeigebäude, ein Raubmordattentot auf einen Bankier in Stuttgart   und endlich in Wien   einen Mord an einem Polizeibeamten, einen Raubmord an einem Wechselagenten und dessen zwei Söhnen, sowie einen Mord an einem Polizciagenten. Dieses A b- gleiten einer ursprünglich politischen Bewegung in die Sphäre des gemeinen Verbrechens war damals die Grund- löge der skrupellosen Hetze gegen die Sozialdemokratie, die den Wahnsinn mit allen Kräften bekämpft hatte, genau wie heute der Kommunistenschreck gegen die Sozialdemokratie fruktifi- ziert wird. Zu derselben Zeit wie die Verbrechen der Stell- macher und Kammerer brachten auch die Taten der R e i n s- d o r f. R u p s ch uno K ü ch l e r die ganze honette Gesell- schaft gegen die proletarische Klassenbewegung auf. Rems- dorf hatte ein halbes Dutzend junge und unreife Burschen zu Dynamitattentaten angestiftet. Der Hauptclou seiner Derschwörerbande war das Dynamitattentat auf das Niederwalddenkmal, bei dessen Einweihung am 27. September 1883 der Kaiser und die deutschen   Fürsten   in die Luft gesprengt werden sollten. Auch bei diesem Attentat, das rechtzeitigentdeckt" wurde, hatten Spitzel ihre Hände im Spiel. Die Hinrichtung der Reinsdorf   und Äüchler, der Stell- macher, Kammerer und Genossen genügte der Reaktion nicht zur Befriedigung ihrer Rache. Die erkte politische Folge der Verbrechen war die Annahme des Dynamitgesetzes vom 9. Juni 1884, das für Verbrechen, bei denen Spreng- stoffe verwendet worden sind, eine Mindest strafe von 5 Jahren Zuchthaus vorsieht. An den j u g e n d» lichen Kommuni st en, die kürzlich wegen der P o t s- damer Vombenaffäre auf Grund dieses Dynamit- gesetzcs zu diesen furchtbaren Mindeststrafen verurteilt war- den sind, rächen sich jetzt nach 40 Jahren die Sünden der .Llnarchisten der Tat" aus der Zeit des Sozialistengesetzes? Bei der Reichstagswahl von 1884 hieß es in einem gegen Wilhelm Liebknecht   gerichteten nationalliberolen Flugblatt in Offenbach   a. M.:Die Namen der Mord- gesellen Hödel, Nobiling, Kammerer, Stellmacher tragen das Gepräge des Feindes, der Sozialdemokratie nämlich, die sich nicht scheut, offen zu erklären, daß ihr Weg nur über Blut und Leichen führt, recht deutlich an sich." So wurden die anarchistischen Verbrechen gegen die Sozialdemokratie aus- genutzt und die Stimmung geschaffen, in der das Sozialistengesetz immer wieder auf Jahre verlängert werden konnte. Die Sozialdemokratie hat sich damals trotz der Schlammflut von Verleumdungen, die über sie ausge- gössen wurde, trotz all der unerhörten Verfolgungen der Ge- walthaber nicht abdrängen lassen auf die Bahn der Gewaltanwendung, und hat mit ihrer Taktik schsießlich gesiegt über das Schandgesetz, das zwölf Jahre lang auf ihr lastete. Die jüngere Arbeitergeneration, die jetzt in das politische Getriebe hineingewachsen ist und unter den ver- wildernden Ein- und Nachwirkungen des Krieges vielfach zu einer gefühls- und gewaltmäßigen politischen Einstellung hin- neigt, sollte sich diese geschichtlichen Erfahrungen aus der Zelt der schlimmsten Verfolgung der Sozialdemokratie z u r W a r- nung und zur Lehre dienen lassen. Das gilt de- sonders von denen untex ihnen, die des irrigen Glaubens waren, von den heutigen Kommunisten das Heil für da« Proletariat erwarten zu können. Der Putschprozeß im Ham- bürg, der Tscheka  -Prozeß in Leipzig   imd so viele andere Kom- nrunistenprozesse der letzten Zeit zeigen, daß die kommu» mstische Bewegung in Deutschland   auf dem Wege ist, der Auslösung und dem Untergang im Sumpf des Spitz eltums und des Verbrechens zu ver- fallen. Wie vor 40 Jahren ist auch heute allein die »Sozialdemokratie der Kompaß für den schwe- ren Weg des Proletariats in das Land des Sozialismus.
Legrüßung mit Schimpf. Marx und die Rechtspresse. Der neue christliche Ministerpräsident Preußens findet in der Rechtspresse die gehässigste Begrüßung, die sich nur denken läßt. Die.Lreuz-Zeitung" nenntdiesen Herrn Marx mit seinem Kabinett eine unerhörte Provokation des preußischen Voltes" undeinen e i n- zigen großen Wandel"! Sie nennt ihn einen«Epe- kulationspräfidenten" und unterstellt ihm, daß er das preu- ßische Amt nur alsDurchgangsstation", alsSprungbrett zum Reichspräsidenten  " benutzen wolle. Ganz ähnlich spricht dieDeutsche Tageszeitung" von einerd r e i st e n Provokation" und behauptet, daß die Rede des Ministerpräsidenten, den denkbar schroff- sten Widerspruch zwischen Wort und Wirk» l i ch k e i t" aufzeige? Gegenüber dieser Grobkörnigkeit ist dieDeutsche Zeitung" geradezu von unbegreiflicher Milde. Sie versichert schamhaft, daß sich die Angriffe der Deutschnationalenwie wir hören" nicht g e n Marx selbst richten! Man möchte mit ihm und seiner Partei, trotzdem er einSpeku- lationspräsident" ist, schließlich doch noch Geschäftchen machen. Die volksparteilicheZeit" gibt zu, daß die Darlegungen des Ministerpräsidenten eine Reihe von Programmpunkten enthielten, die auch in den Reihen der Oppositionsparteien keinen Widerspruch fänden. Dennoch kommt das Blattzu dem unabweisbaren Schluß, daß das neue preußische Kabinett unter einer Flagge zu segeln versucht, die es tat- sächlich nicht führen kann". Und schließllch erklärt das Organ Sttesemanns: .Die Regierungstätigkeit der Sozialdemo- traten kann in der Vergangenheit zweckmäßig ge- wesen sein. Sie hat aber gegenwärtig abgewirtschostet. Es ist des- halb außerordentlich bedauerlich, daß Herr Marx bei der Bildung seines Kabinetts alle Partelen rechts von dem Zentrum zurück- gestoßen hat. Es versteht sich von selbst, daß daraus auch die K o n- sequenzen gezogen werden müssen." Dagegen sagt dieBossische Zeitung" u. a.: .. Für Marx gibt es nur einen politischen Grundsatz, der den Kompromiß ausschließt: da» vekeuulul» zur Rcpubllk. Dieses Bekenntnis hat er auch gestern abgelegt und zweimal unterstrichen. Er hat in diesem Zusammenhang mit deictlicher Betonung auch von dem Beamtentum gesprochen, dos sich unbe- schadet oller durch die Berfasiung gewährleisteten Freiheit des poli- tischen Glaubensbekenntnisses doch bewußt sein müsse, daß es seine erste Aufgabe sei, die Verfassung zu achten und zu schützen." Die Front ist also ganz klar abgesteckt. Die Mon- a r ch i st e n bekämpfen Marx nicht nur, sie beschimpfen ihn auch, um eine republikanische Regierungstätigkeit von vorn­herein unmöglich zu machen. Den Ostelbiern ist der.Rhein- kelle" Marx und sind seine.westlichen" Kollegen im Mi- nisterium ohnehin verdächtig. Zwar haben sie den Ost- vreußen Braun und den Pommern Wendorff noch schärfer bekämpft. Aber es geht bald so und bald so, je nach- dem das Interesse der Schwerindüsttie und des Lgrariertums es erfordert.
Der Ursprung üer Skandale. Eine Geschichte zumSchieße»". In der.Deutschen Tageszeitung' behandelt der Rechtsanwalt beim Kamemrgericht, Ludwig Flügge, chle soziologisch« Bshsutuug der Varmat-Affäre". Dabei macht er eine aussehenerregend« Cnt- dockung. die schleunigst zum Patent angemeldet werden sollt«. Cr stellt fest, daß die ganze Barmat-Assöre au» dem verschwundenen .Standesbcwußtsem" der gebildeten Schichten entstanden sei: .Wesentlicher war da» Bewußtsein der besonderen Standes- ehre, daß alle nicht offenbar deklassierten Edelleute. alle böheren Beamten und alle Akademiker damals besaßen. Dies Siandcs- bewußlsein wurde zu einem wesentlichen Dell dadurch errelchk. daß die jungen Leute während Ihrer Sludentcnzeil sich daran ge-
wohnten, die kleinste cthrenkröatung mit der blanken Wassc ans» zukragen. Für Menschen, die einen schiefen Blick oder einen provozierenden Ton als Anlaß zum Ehrenhandel nahmen, mußten ernste Verstöße, vor allem solche, die aus mate- riellen Motiven geschahen, psychologisch ganz außer Reichweit« des Möglichen liegen... Daß man daran auch nicht früher gedacht hat? Wenn die kneip. frohen Korpsstudenten noch jeden zum Kampf bis zur Unfähigkeit fordern könnten, der ihnen überschüssige Geldmittel zustecken wollt«, dann hätten wir wahrscheinlich alles Elend der Well längst über- wunden. Aber so na ja, die Rühe und Hellwig stammen ja auch aus jener Sphäre. Aber, aber...
Helfershelfer üer Reaktioa. Kommunisten und Nationalsozialisteu im Bande. Nürnberg  . 19. Februar.(Mtb.) Im Nürnberger Stadttat wurde gestern nach einer erregten Debatte das von den Nationalsozialisten gegen di� parlamentarische Geschäftsführung des Oberbürgermeisters Dr. Luppe eingebrachte Mißtrauensvotum mit 23 Stimmen der Nationalsozialisten. Deutschnationalen. Bayerischen Lolksparteiler. Kommunisten und Mittelständler gegen 24 Slirnmen der Demokraten und Sozialdemokraten angenommen. Auch hier wieder haben sich die Konmrunisten als die treuen Bundesgenossen der Reaktion erwiesen. Sie selbst wissen es genau, daß ihr Vorstoß� gegen einen Mann wie Luppe auch Lrbellerinteressen schädigt. Das macht nichts. Die Reaktion m u ß in den Sattel. So will es Moskau   und so handell seine Jüngerschaft.
Stäötetag unü Reichstag. Em bezeichnender Borfall spielt« sich gestern im Zteühstage ab. Der Vorstand des Deutschen Städtetages hat« die Frak- ticnen zu einer Besprechung über das lebenswichtige Problem des Finanzausgleichs eingeladen. Zur festgesetzten Zeit war außer dem Vorsitzenden des Städtetag«-, dem Berliner   Oberbürgcr- meiste? B ö h, und dem Hauptgeschästsführer. Oberbürgermeister Mitzlaff. van den bürgerlichen Parteien der demokratische Abgeordnete Dr. Külz  , der in seinem Beruf Bürgermeister von Dresden  ist, erschienen, ferner zwei Dertreter der Sozialdemokratie. Alle anderen Fraktionen hielten es nicht der Mühe für wert, auch nur einen einzigen Vertteter zu entsenden. Ein Kommentor zu diesem Borgong erübrigt sich wohl. Die Reaktion in Lettlanü. London  . 19. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Das Sekretariat der Sozialistischen Arbeitcrinternationale hat von der lettischen Sozialdemokratie ein Telegramm erhalten, daß die lettische Regierung beschlossen habe, im Anschluß an den blutigen Straßen- lampf in Riga   zwischen Arbeitersporttern und Faschisten des Ratio. nalen Klubs, bei dem Genosse Massak getötet wurde, den Arbeitersportocrband zu oerbieten. Di« bürgerlictx: Parlamentsmehrhett hat am Mittwoch diese Maßnahme der realiio- nären Regierung gutgeheißen. Di« lettisch« Sozialdemottatta appelliert au alle Arbeiterpartelen um Unterstützung in ihrem Kampf. Auch in Berlin   sind Mitteilungen aus Rigc einge- troffen, daß die lettländische Regierung, statt gegen die scschisti- schen Moröbuben einzuschreiten, Maßnahmen gegen die A r- beiterschaft ergreift, die sich nicht dem Terror d?r Natio» nalifttn beugt. So hctt die Saulcitung des Reichsbanners Schwcrrz-Rot-Gold ein Telegramm des Vorstandes des Rigaer Arbellersporwerbandes erhalten, in dem um Unterstützung gegen die Maßnahmen der reaktionären Regierung gebeten wird. Diese moralische Unterstützung ist den lettischen Arbeiter- verbänden sicher. Nichts kann da« Ansehen der lettländischen Republik im Auslande so sehr untergraben, wie tms feige Zurückweichen der Regierung und der Parlamentsmehrhett vor den faschistischen Terroristen und ihr einsettiges Vorgehen gegen die in berechtigter Abwehr befindliche Arbetterfchaft.
der Reformator von Zwickau  . Von Hans R e k. Ein abgebauter Bezirksobertierarzt in Zwickau   hat etwas g e- wagt. Es wird In unserer betriebsamen Zell   zwar viel uitter- nornmen. wohl auch manche» riskiert, wenn dabei etwas zu ver- dienen ist, aber dennoch ist sie arm an wirklicher Tot. Der abgebaute Bezirksobertierarzt Böters besitzt die Kühnhctt des Außenseiters und den Elan des von seiner Idee besessenen Mannes. In Zwickau  werden Menschen operiert, deren Fortpflanzung im Interesse einer Verbesserung der Rasse unerwünscht sein muß. Test der berühmte Leipziger   Strasrechtslchrer Gcheimrat Dinding gemeinsam mtt dem Mediziner Professor Hache den großen Entwurf über die Ber- ntchfung lebensunwertcn Lebens ausgearbeitet hat, ist dieses Pro- blem nie ganz zur Ruhe gekommen. Diese kühne Schrift wurde als Material dem großen Archiv der Theorien und Utopien über- geben, wo es seit Iahren, umstritten aber unverwirklicht, ruht. Ein Zwtckauer Arzt wogt, an die Verwirklichung der rossenbiologisch und «rgenisch ungeheuer wichtigen Frage heranzugehen. Er tötet nick: lebensunwettes Leben, wer würde das zu tun wagen, ohne die christliche Moral, die den Schutz der Bresthasten sordert, tief zu verletzen, sondern er verhindert, daß lebensunwertes Leben ge- zeugt wird. Der ehemalige Zwickauer   Bczirksobertierarzt hat damit einen höchst wichtigen menschlichen Bezirk betreten. Erst hat er Eingaben und Denkschriften an die Behörden und Ministerien verfaßt ein aussichtsloser Weg, wenn man etwas Kühnes und Außerordentliches durchsetzen will. Als er sah, daß er so nicht weiter kommt, hat er auf eigene Verantwortung zum erstenmal diese operativen Eingriffe befürwortet, er hat in einer Mittelstadt für seine Idee so tatkräftig geworben, daß das staatlich« Krankenhaus und die ersten medizinischen Autoritäten der Stadt auf Anregung des abgebauten Bezirksobertierarztcs die Operationen vornahmen. Die sächsische Regierung ist natürlich mit dem Zwickauer   Refor. mator wenig einverstanden. Es ist eine wilde, gesetzlich noch un- geregelt- Sache, die da in Zwickau   betrieben wird. Es ist mehr als cm Eingriff, es ist ein Griff in die Zukunft, und wie dürste man d e n ohne behördliche Konzession wagen! Man wird, kein Zweifel, dem abgebauten Bezirksobertierarzt auf den Kopf steigen und ihn, all die Prozesse machen, die man seit s-h-r den wagemutigen Lorläufern und Reformern gemacht hat. Bis jetzt wurden über sechzig Menschen beiderlei Ge- schlecht- sterilisiert. Wenn die verbrecherischen, die minder- und unwertigen Menschen keine Kinder in die Well setzen können(wobei sie der sexuellen Funktion nicht beraubt werden), dann wird man dem gesunden Rachmuchs dereinst bessere Lebensbedingungen schaffen können als heme. Es ist eine westreichende Angelegcnhest der Zu- kunst. Der abgebaute Bczirksobertierarzt in Zwickau   hat begonnen. auf»ine sehr kühne Art die Irren- und Zuchthäuser abzubauen.
Reckisches Lnflsplel:.Zurück zur Schul«", bereits in Pari» mit Erfolg gespielt und jetzt in derKam öiid i e dargestellt, ist ein Lustspiel des Franzosen GeorgesBirabeau. nicht zu verwc-bseln mit Mirobeau oder mit Andre« Biroibeau, der in Paris   als omüsan- ter Schriftsteller bekannter ist als sein Namensvetter George. Georges also hotte einen Einsall. originell, nicht ganz überzeugend und daher in geistvoller Philosophie glitzernd. Der Direktor eines Internats. das in einem überbesuchten Seebad gelegen ist. oermietet seine Schul« als Fremdenpensstm. Das Milieu, die Atmosphäre üben nunmehr einen wunderlichen Einfluß auf die Sommergäste aus. Man wird wieder zum Kirch. Luch auf den Amor scheint da» Milieu gewirkt zu haben- Das Spielchen ist so kindlich, daß man es fast fade nennen könnte. Einige lustige Einfällchen geistern durch dos Stück. Bei de? Anspruchslosigkeit des Ganzen kam man auf die Vermutung, daß die Geistesfunken gar nicht von Birabeau stammen, sondern Extempore» der prächtigen Margarete Kupfer   sind. Sie sprüht als energisch« Mutter und Ehefrau in einem Drillantseuer. wert von ttockenem Humor. Ein gestrenger Hausdrache, der ttotz seiner männlichen Zielbewußtheit warme Sympathie errinat. Ha n» Brausewetter fliegen vom ersten Aultritt an all« Herzen zu. Sein« strahlende Iungetthaftigteit. seine sonnig« Frflche find de- zwingend. Etlinger, ein rührend tomischer Pantoffelheld. Der erste Akt ging flott, der zweit« langsam, der dritte schleppt«. Umgekehrt, Herr Regisseur P a b st, kommt lustspiekhaft« Steigerung heraus. Dgr. wie sich musikalische Begabung nererbk. Daß musikalisch« Be­gabung erblich ist, zeigt nicht nur der Stammbaum der großen Musiker, sondern ist auch im Alltagsleben vielfach zu beobachten. Ueber die Gesetze dieser Vererbung war aber bisher wenig bekannt, und es ist daher«ine daufenswert« Tat der beiden Professoren Haecker und Ziehen, daß sie in ihrem Werk.Vererbung und Ent- Wicklung der nulsikalischen Begabung' durch statistisch« Erhebungen bei mehreren tausend Menschen gewiss« allgemein« Drundsätz« der Vererbung festgestellt haben. Nach ihren Ergebnissen, über die in der Leipziger.Illustrierten Zeitung' berichtet wird, überwiegen in Ehen, bei denen mir eins der Ellern   musikalisch ist, die männ- lichen ausgeprägt musikalischen Nachkomme» die weiblichen: dies gilt vor allem, wenn di« Mutter der musikalische Teil ist. Wenn beide Eltern musikalisch sind, dann kommen etwa 40 Proz. sehr ausge- prägt musikalische und fast musikalische Nachkommen vor. Es <inden sich aber auch wenig musikalisch« und gänzlich unmusikalische Nachkommen. Es zeigt sich, daß mannlich« Personen sür die musi- kalische Begabung im allgemeinen empfänglicher sind, und daß di« musikalische Vererbung durch die Mutter in,«Allgemeinen wirksamer ist. Die Cntwickhing der Musikbegabung weist im Leben des Ein- zelnen zwei Höhepunkte auf. Die Musitbegabung tritt bei musika- lisch sehr veranlagten Personen schon oft vor dem End« des zweite» Lebensjahres hervor. Aus solchen musikalischen Familien kommt öfter» die Angabe, daß musikalische Begabung in Form richtigen Singen» schon vor dem Sprechenlernen austritt. Kurz vor der Pubertät macht sich die musllalisch« Begabung dann stärker gellend und wird daher leich&r erkannt. Ein« sichere Beziehung zwischen musikalisch«? und mathematischer Begabung, wie sie oft behauptet worden ist, konnte nicht festgestellt werden. Liclinchr ist der Prozentsog
der mathematischen Begabung auffallend hoch bei musikalisch nicht- veranlagten mf.nnlidjen Personen: andererseits zeigen die sehr mu- si talischen Menlchen unen niedrigen Prozentsatz mathematischer De- gabuno. Dogegen besteht beim männlichen Geschlecht wahrschesttlich ein« Beziehung zwischen musikalischer und zeichnerischer und in noch höherem Maße zwischen musikalischer und dichterischer Begabung. B. Zeromski   schildert polen  . Der bekannt« Romanschriftsteller Zeromski   bat unter dem Tttel.Vorfrühling" einen neuen Zlo- man veröffentticht, dessen Erscheinen einen wahren Sturm in den politischen und literarischen Kreisen Polens   hervorgerufen hat. Zeromski. der bisher für einen feurpen polnischen Patrioten galt. laßt in diesem neuen Roman seinen Helden die allmähllche Wandlung vom polnischen Nationalisten zum interimtionalen Kommunisie» durchmachen. Dies- Veränderung vollzieht sich in dem Helden des Romans Infolge der Enttäuschung, die ihm der polnisch« Staat bc- rettet. Der Dichter läßt thn die dunkelsten Schattenseiten des Heu- ttgen Polens   beobachten: Willtür und Rechtsbeugungen seitens der Polizei und der hohen Beantten. Bestc-blichkett. Schieberwm. an dessen Svekulationen sich ouck Polttiker beteiligen, alles das wird hier mtt schärfster Satire geschildert. Die nationalistischen Kreise der polnischen Gesellschaft sind durch diese Schwenkung des berühmten Dichters, der erst vor kurzem einen Staatspreis erhalten hat, be- fremdet. Es kommt hinzu, daß di« Kritik in Sowjetruhland Zeromski bereits als überzeugten Kommunisten begrüßt und aus feinem Roman Stoff zu Ausfällen gegen die polnische.Bourgeoisie" ent- nimmt. Die Sianolfahue der Bünden. Die Stadtverwaltung von Amsterdam   hat soeben einen vortrefflichen Gedanken oraktisch ver- wirklicht,«inen Gedanken, der blinden Personen und solchen, deren Sehkrast geschwächt ist. gut« Dienst« zu leisten bestimmt scheint. Die Stadt hat näintich den im Straßenverkehr gefährdeten Blinden   und «chwachsichügen kleine grüne und weiße Fahnen überwiesen, die die Aufmerksamteu der Straßenpassanten und der Schutzleute aus sie lenken sollen. Mtt diesen Fahnen ausgerüstet, werden sie leicht, ahne erst«ine Bitte aussprechen zu müssen, die Hilf» der Straßenvassanten und der diensttuenden Schutzleute finden, die an gefährlichen Strahen- kreuzungesi rechtzeitig den Wagenoerkehr aufhalten können, um de» Fahnenträgern den gefahrlosen Uebergang über die Straße zu er- möglichen. ficmfasiet in China  . Der deutsche   Gelehrte Hans von Gebsattel. der soeben in Seattle   angekommen ist. hat erklärt, daß er nach einer Forschungsreis« im Gebiet de» Od erlaufe» de» Paugtsekiangs zur Ueberzeuaung gelangt fei. daß di« Wieg« der Menschhett in Ehina stand.(?) In dttser Gegend Hab« er zwei Stämme gefunden, die Lolos und die Miautses. die nicht mongolischer Abstammung feie:,. Ihre Hautfarbe und ihr ganzer anatomischer Bau reibe sie in die kaukasisch« Bölterfamille«cn. Wenn si« sich auch zur buddhistischen Relinion bekennen, so ist ihre religiös« Architektur und Skulptur nicht asiatischer, sondern fast antik griechischer Art. ®n Flog nach dem Ncrdpol. Der 24jäblifle, au??ritilch.golumdien stammende tzorlcher&. ftlgarsson, wird demnächst den Bnsuch machen, den Nordpol   von einem Bunll nördlich van Spitzbergen au» mit dem Klugzeug »u erreichen. Die Enlserinrng von dem Schiff bis zum Pol wirb für da? Flugzeug auf 1000 im gelchöLl. Illgarffon wird eine» Passagier mU- nehmen, und die Maschine wird mtt Flöße» und Sllern ausgerüstet.